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BIB^ifOTIIECA.
M0NACEN[3[S.
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<36625994020010
<36625994020010
Bayer Staatsbibliothek
I
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ANNALEN
um
PHY&IX UND CHEMIE.
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BAND LXYl.
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ANNALEN
DER
PHYSIK
UND
CHEMIE.
HERAUSGEGEBBNZU BEBLIR
von
J. C. POGGENDOHFF.
. SBCfiS UND S£CH8£I6ST£R BAND.
DBB QASZBS FOLGE UlinDBaT ZWEI CKD VIBRnfltfTEB.
IIBB8T SWEI KVPFBETAFBLR.
LEIPZIG, 1845.
VERLAG VON JOHAIIH AMBROSIUS BARTH.
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1
I,
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ANNALEN
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DER
PH Y S I K
UND
CHEMIE.
DRITTE REIHE.
H£UAUSG£G£B£K ZU B£KLIN
you
J. C. POGGENDORFF,
SECHSTER BAND.
HEBST ZWBl KUPFE&TAf ELN.
LEIPZIG, 1845.
TIBLA6 von JOHANN AMBROSIUS BABTB.
I
ff
'V«
• s
^ Inhalt
t
des Bandes LXVI der Annalen der Physik und Chemie.
Erstes Stück.
*
• »* .
ociie
I. Ueber die Bestimmung der lemperatur und V\ armclCHiing lester
*
1
II. üebcr die Tcmpcratnrvcränderungen beim Austausche Ton Ba-
Zusatz. Ueber die Bestimmung der specilischcn VVarme voa
III. Methode rar Besümmang der entwickelten Warmemenfen auf
58
IV. üebcr eine Reihe von Doppcbalzen ans Quecksilberoxydul und
63
V. Beitrage zur Kenntnifs der Litbionsalze; von C. R a m ni e 1 sb erg.
79
VL Versuche, das Atomgewicht des Urans xu bestimmen; von D era-
91
VIII. Ueber die Verminderung des specifisrhen Gewichts, welche
die Porcellanmassc beim Brennen ungeachtet des Schwindens er-
«
97
TX. Ueber Säure im Bernstein und über KÜhdüssigcn Bernstein; von
HO
X, Ueber die quantitative Bestimmung des IlarnstofTs, des Kalis
ood Ammoniaks im Hata, nnd über die Zusammensetzung des
Salpetersäuren HamstofTs; von W. Heints. . ^i;« • • • . •
114
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VI
Saite
XI« Einfache Methode die geringaten Mengen von schwefliger Säure
nachtu weisen; von Demselben 160
XII. Bemerkungen über das sogenannte Ozon; von N. "W. Fischer. ^163
XIIL Bemerkungen zn Schönbein's Beleuchtung meiner Meinung,
betreflend das Oion ; ▼on Demselben. 168
XIV« Ucber den Einflnfa der Temperatur auf das Leitungs vermögen
der Flüssigkeiten für galvanische Strome; von C. F. HenricL 174
XV« Regenmenge in verschiedenen Hohen über dem Boden. . « 176
Zweites Stück«
I. Ueber das Absorptionsvermögen des Bluts für SauerstoET; von
G. Magnus 177
II. Galvanische oad elektromagnetische Versuche; von M. H. Ja-
QiihL 207
III. Zum elektrischen Nebenstrom; von K. W. Knochenhaner. 235
IV. Einige Bemerkungen tu Schröder 's Abhandlung: Ueber den
EinfluEi der Elemente auf die Siedhitze; von C. Lowig. (Dritte
Abhandlung.) 250
V. Hitie durch starre Kohlensaure 268
VI. Bcitr.'ige »nr Keniunirs des Sefströ mischen Frictionsphrmo-
mens; von Th. Scbeercr 269
VII. Einige Bemerkungen über die Versuche des Hrn. Willi am-
son, betreflend das Oaon; von C. F« Schdnbein 291
VIII. Versuche über Icünstliche Bildung von enitundlichem Blut
durch Arzenei Wirkungen; von G. H. Schultz 294
IX. Notiz über die Untersuchungen des Eises als festen Körpers;
von W. Struve. . 298
X. Dr. Petzholdt^s Versuche über die Dichtigkeit des Eises bei
verschiedenen Temperaturen; von O. Fort 300
XI. Ueber die Bildung der unterjodigen Säure und die bei den
Umwandlongen dieser neuen SSure stattfindenden Reactionen;
von Koene 302
XII. Einige fragmentarische Untersuchungen über einen neuen Stoff
im Eudialyt; von L. Svanberg 309
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YU
Seile
^Xni. Einige BemerkoDgen zu der Abhandlung des Hrn. Heints
über ^6 ZnsammeDMtaiiiig de« •alpctcriaurcn Harnitoff» ; voo
B. F* Marchand. 317
Drittes Stack.
I. Akuatische Versuche auf der Niederländischen Eisenbahn, nebst
gelegentlichen Bemerkungen tur Theorie dea Hnu ProC Dopp-
ler; m Dr. Baija B«Uot 3U
U. Ton der GoiehwindigMl das Schalb wmtAm nra Standpimk-
ten Toa gletdier oder migleldier HSlie tter dem Meere; von
A. Bravais und Ch. Martins 351
III. Untersuchungen über die BcacbafiTenlieit der «tcbeodea Wel-
len; m Sevart. ,•,.«• ^4
IV. lUbcr dcii-«Awfl«le der trapfibtren Flfiin|lteiieB$ von Pnr»
rot d. iL 888
V. Ueber das YerhaltniCi der elektrischen Polarität zu Licht und
Wärme; von Neef f. 414
Vi Ueber .die Amrendnng des clektriadhen Jf^enltew m Geecbvmi-
digkeimnmmigent w W. Siemesa. 436
▼II. Ueber ein Yolomenmneier; von Y. B/»gneirlt.. . • • . »ddS
Vm. Ueber die Zcrseltinig des Wassers durch Metalle in Gcgoi-
wart von Säuren und Salzen; von E. Millen. • . « . . 449
IX. Blaaes lichi nicht allein Tom Golde dnrcKgelenen; you Dn-
paaqnier. 452
♦
X. Bel^gnnf von GlaMpicgeb nittekt Silber. 454
XI. Udler einen neaen nentralen Ponkt m der Polarisation der '
Atmosphäre; von D. Brewster 456
XII. Künstliche Erzeugung von dnrcbsichl^er Kieselerde und von
Hydrophan; von Ebelmen. ............ 457
Xni. Anabraeh des Hcbb 468
XIV. Gesebichtliche Notic Newton'« Sonnenohren 461
XV. Preisfrage der K. Acade^ie gemeinnütziger Wissenschaften sn
Erfurt. • 462
VIII
• Viertes Stück.
Seite
I. Ueber den mnthmafslichcn Ursproog der Meteorsteine ^ nebst
einer Analyse des Meteorsteins, welcher am 2. Joni 1843 in der
ProTin» Utrecht gefallen ist; von E. H. Banmhaner. , . 465
II. Bemerkungen über einige meteorologische Gegenstände; von
F. C. Henrici 503
III. Bodensenkung in der Algierci 528
IV. Blitae ohne Donner, am 22. Jnn? 1845 in Wien; v6a W.
HaidiDfcr 629
V. Ueber die Blitzschläge, welAe am 10. Jnli 1843 den StraTs«
burger Münster trafen; von A. Fargeaud 544
VI. Die Gletscher des Kasbek; von Kholcnati 553
VII. Ueber die Zunahme der Temperatur in den Gruben der ter«
tiaren Saliablagemngen von WielicA« und Bochnia; top L.
Zeuschner. , , , . , , , . . . . ^ , . , , , 678
VIII. Ueber die Zeiten des Aufthauens und Zufrierens einiger nor-
dischen Gewässer; von G. G. Hai Istrom 586
IX. Erwiderung auf Hrn. Fischer^s Replik; von C F» S chon- *
kfiiiL .59.^
X. Zur Geschichte der Endosmose; von G. F. Parrot. . . . 595
XI. Notizen. — 1) Neue Volla^sche Combination, S. 597. — 2) Gal-
vanische Rctlic in Cyankaliumlösung , S. 597. '•• *
Nachweis zu den Kupfertafeln.
Tal. l. — Parrot, Fig. 1, S. 397; Fig. 2, S. 400; Fig. 3, S.402;
Fig. 4, S. 404; Fig. 5, S. 407; Fig. 6 und 7, S. 408; Fig. 8, S. 411;
Fig. 9, S.412. — Haidinger (Kreil), Fig. 10, S. 534. — Rcg-
nault, Fig. 11, S. 443; Fig. 12, S. 446; Fig. 13, S. 446; Fig. 14,
S. 447; Fig. 15, S. 447. — Nevrton, Fig. 16, S. 462.
Taf. II. — Scheerer, Fig. 1 bis 5, S. 278; Fig. 6, S. 279; Fig. 7, 8
und 9, S. 2S0; Fig. 10, S. 282; Fig. 11, S. 283; Fig. 12, S. 288;
Fig. 13 und 14, S. 289; Fig. 15, S. 290.
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1846. ANNALEN JTo. 9.
DER PHYSIK UND CHEMIE.
BAND LXVL .
I. Ueber die Bestimmung der Temperatur und
FFärrneleüung fester Körper;
' 9on Chr. Lang b er g aus Christiania,
iSo bedeutende Fortschritte auch die mathematische Theo*
Yie der WirmeenoheidnDgeD durch die «naljrtischen Un-
tenochuiigen von Fourier, Poisson u. A. c;eiiiaclit bat,
80 läÜBt gich doch nicht läugnen, difs sie auf die ErweK
teruDg unserer physikalischen Kenntnisse der Wärmephä-
nomene nur einen beschränkten Einflufs gehabt haben,
und nur wenige von den durch die mathematische Theo-
rie angegebene Resultate sind durch Versuche nachge-
wiesen und bestStigt worden. Der Grund liegt wohl
grOfstentheib in dem Mangel genauer Metboden, die Tem*
peraturveränderuugen fester Körper zu bestimmen, ohne
< sich dadurcli zu viel von den Bedingungen der mathe-
matischen Theorie zu entfernen.
So lehrt zum Beispiel die mathematische Analyse,
dafs man eins der widitigsten Elemente der Wärmeer-
scheinungen, nttmlich das Leitnngs^ermögen fester Kör-
per, dadurch bestimmen könne, dafs man das eine Ende
einer sehr dünnen und langen, homogenen cjlindrischen
oder prismatischen Stange aus dem betreffenden Körper
mit einer conatanten Wirmeqnelle in Verbindung setzt,
nnd die Temperatur dieser Stange in verscbiedenen Ah*
stinden von dem erwSnnten Ende beobachtet; die Ueber*
sdiQsse der beobachteten Temperaturen über die Tem-
peratur der umgebenden Luft, nachdem ein Gleichge-
wicht der Temperatur eingetreten ist, nehmen dann in
geometrischem Verhältnisse ab, wenn die Abstände der
beobachteten Punkte um cleicbe Unterschiede wachsen.
Pj|ggendor0>« Anoal. Bd. LXVI. 1
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Zur ßcstiitigung dieses Gesetzes sind erst von Biot
später von Despretz ^) Versuche angestellt worden; be-
aaMder» die letzteren — so weit sie bekeaat gemeekt siad —
scheinen mir aber gerade das Entgegengesetzte za zeigen
▼on dem was sie beweisen sollen, da. die Temperatoren
in den meisten Fullen viel schneller abnehmen, als nach
der 4;;eoinetrischen Progression der Fall sejn müfste, und
die Unterschiede zwischen den berechneten und beobachte-
ten Wertben zu constaut sind, um als blofse BeobachtungjB-
fehler angesehen werden zu können. Der Gnud die^
Unterschiedes fcanlh nun erstens darin liegen, dafs bei der
mathematischen Herieitung des oben genannten Gesetzes,
das Newton 'sehe Gesetz der Abkühlung zu Grunde ge-
legt wird, wonach die Geschwindigkeit der Abkühlung
eines erwttrmten Körpers dem Ueberschafe seiner Tem-
peratur über die der Lnft proportionirl ist, was nor bei
sehr geringem Temperatumnterscinede annihernd richtig
ist (und in den oben erwähnten Versuchen steigt dieser
Unterschied auf 60^ bis 70'^ C); zweitens wird auch die
Unveränderlichkeit der WärmeieitungsC&higkeit bei ver-
sehiedenen Temperaturen Torausgesetzt, was gcwifii nicht
wahrscheinlich ist; femer verlangt die Theorie, dafis die
erwSrrotc Stange unendlich dünn sey, oder wenigstens
so dünn, dafs die Temperatur in jedem Punkte eines
normalen Querschnitts der Stange dieselbe sejr. •
Nun aber bat DespretB zu seinen Versuchen pris-
mnUsohe Stangen angewendet, deren quadratischer Quer-
schnitt 21 Millimeter Brmte hatte; in diese wurden an
mehreren, 10 Millimeter von einander entfernten Stel-
len Löcher eingebohrt, von 6 Millimet. Durchmesser und
14 Millimet. Tiefe. Nachdem die Stange in horizontale
Lage gebracht war, wurden diese JUöcher mit Quecks!!«
1) Trmtti 4e pkysiqu*^ 7. IV, p.990 o. r.
2) Annales de chimie et de physiqtte , T. XXX Tl, p. 422. —
Traitd iUtnenUute de physupu% p, 210 u. L
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bcr geÜlU, und in jedes die K«gel eines Thennomeleff«
gestellt, dessen Temperatur, nachdem sie stationär
worden war, als die Temperatur des durch den Mittel-
punkt des Loches gebenden Querschnitts der Ötauge aa-
f;^nommen wurde. - Da der Querficbnitt der eingebohr-
ten Vertiefangen naW des .ganseo Quersohailts der
Stenge betrug, bat man vtobl auch Gmnd zu beUßrcliten,
dafs diese grofsen und häufigen Unterbrechungen der Con-
tinuität der Stangen nicht unwesentliche Störungen in der
Bewegung und Vertheilung der Wärme hervorbringen
konnteo. Man siebt folgüeb, dafs die bei den Veran-
cben angewendete Methode nur höchst unTolikoasmen die
Yon der Theorie gestellten Bedingungen erfOllte, und ee
bleibt daher noch unbestimmt, ob die beobachteten Ab-
weichungen von dem theoretischen Gesetz nur einer feh-
lerhaften Beobacbtuog^ethode oder einem Mang/el der
Tlieorie zozusehreibeB seyen.
Die Wichtigkeit obeo genannten Gesetzes, eowohl
als Basis ftlr die mathematisohe Theorie der W&rmeer-
scbeinuugen, als wegen seiner Anwendung für die Be-
stimmung der Leituugsfahigkeit fester Körper, schien mir
^rofs genug, um zu- versuchen , ob man niciit eine Me-
thode fiaden könnte, wodurch die oben aa^eigMn.liebel-
stünde eot£ernt wQrden. Hierzu wäre also erforderUel,
dafs man den Unterschied der Temperatur der Staube
' und der umgebenden Luft für so kleuie Temperaturüber-
schüsse der ersteren, für welche das Newton'sche Ge-
setz der AblUihlnng . noch ganz genau ist, scbarC beatini*
men könnte, und zmr für heÜebifi kleine Dorchmesser
der Stangen» mid ohne die ContinuitSt derselben durch
eingebohrte Vertiefungen zu unterbrechen. Die Ther-
mosSuie schien mir hierzu ein brauchbares Mittel darzu-
bieten, und durch die Vorrichtungen, die in dem Fol-
^ndeo beschrieben werden soUen, lioCfe ich, dafs die-
telbe ZOT Bcobacbtang der in den. festen Körpern, statt-
findendeo freien Wttrme ein viel genaueres Mefiiwerkzeug
1*
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4
werden kann, als irgend eioer der bisiwr angewandten
Apparate.
Die Versuche, zu deren Beschreibung ich jetzt über-
gehe, wurden in dem physikalischen Cabiuet des Hrn.
Prof. Magnus angestellt, der die Güte hatte, mir die
hiezu nöthigen Apparate ansuvertrauen, und dessen freund-
lieber Leitung der ^ackliche Erfolg dieser Untersnclum-
gen gröfstentiieils zugeschrieben werden kann.
Durch verschiedene Vorvcrsnche hatte ich gefunden,
dafs man immer dieselbe Ablenkung der Muitiplicator-
nadel bekam, wenn das eine Ende einer aus wenigen
Elanenten bestehenden Tbemoeinie in gleichförmige
Berührung mit einem Körper Ton constanter Tempera-
tur gebracht und mit gleicher Kraft gegen denselben an-
gedrückt wurde. Es dauerte jedesmal 2 bis 2ir Minuten
ehe die Multiplicatornadel zur Ruhe kam, und die Be-
rOhrung konnte dann beliebige Zeit verlängert werden^
•hne dafs sich der Stand der Nadel merklich änderte.
— Um die Berfihrung stets gleichförmig zu machen, was
bei einer, aus mehreren Elementen bestehenden Säule
immer sehr schwierig oder beinahe unausführbar ist, liefs
ich mir eine nur aus zwei Elementen, Wismuth und An-
timon, bestehende Säule verfertigen, die also an |edem
Ende nur eine Löthstelle hatte. Die Enden waren facet-
tenartig abgefeilt, so dafs )edes Ende eine rectnngulaire
Fläche von 1,7 Millimet. Länge und 0,7 Millimet. Breite
darbot. Die Länge der ganzen Säule betrug 36,3 Milli-
meter, und die einzelnen Stäbchen waren sehr dünn, näm-
lich 1,7 Millimet. breit und 1,0 Miiymet dick.
Auf einem starken horizontalen, mit einer Einthei-
Inng versehenen Brette waren drei Ständer befestigt; von
welchen jeder an einem gabelförmigen Arm zwei verti-
cale, einander gegenüberstehende und in feine Spitzen
auslaufende Glasstäbchen trugen, zwischen welchen die
zu untersuchenden Metallstäbe parallel dem eingetheilten
horizontalen Breite, in einer Höhe von etwa 24 C^ntimet.
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6
über demselben festgeklemmt wurden; ein vierter Ständer
' am Elüde des Brettes diente dazu, das kalte Ende der
Stange wftlurend der Yersache durch eine Zwingscbraube
onverrfickt fettzuhalten. Um eine für längere Zek con«
stante WSrmequelle 2a erhalteD, geschah die Erwärmung
des einen Eudes der Stange durch kochendes Wasser,
und die Stange ging durch einen Kark, der in eine uu-
ter der Oberfläche des Wassers im Kocbgefäise angis»
brachte Oeffnung eingesteckt wurde.
Dorch zwei doppelte polirte Messinpchirme, die
durch eine in ihrer Mitte angebrachte Oeffnung die
Stange durchgehen liefsen, wurde die Theruiosäule und
der zu untersuchende Theil der Stange gegen die Strah-
lung der Wärmequelle geschützt. Das Stativ der Säule
wurde auf einen Schlitten festgescbranbt, der sich längs
dem eingetheilten liorizontalen Brette und parallel der
Metallstange Verschieben liefs, wodurch der gegeuseitige
Abstand der verschiedenen Punkte der Stange, deren
Temperatur beobachtet wurde, leicht und genau bestimml
werden konnte. Um die Thermosäole ledesmal mit deiv
selben Kraft gegen die Stange anlegen zu können» war
in dem lothreebten Stiel des Stativs eine Spiralfeder an-
gebracht , welche die Säule in die Höhe hob und gegen
die untere Seite der Stange andrückte; die Säule konnte
ferner in gegen die Stange senkrechter Bicbtung dersel<>
ben genähert oder von derselben entfernt werden.
Die Beobachtongen selbst wurden auf folgende Weise
angestellt. Nachdem die Stange überall eine unveränder-
liche Temperatur angenommen hatte, was gewöhnlich erst
nach Verlauf von 2^ bis 3 Stunden geschah, wurde der
Schlitten, worauf die Säule festgeschraubt war, gegen
die Stange geschoben, bis das obere Ende der vertical
geteilten Sänle gerade unter die Stange kam; die Säule
wurde dann durch die Spiralfeder des Stativs in die Höhe
gehoben und gegen den zu untersuchenden Punkt der
Stange giedrückt Die Madel des MuUiplicators ward au-
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«
6
geobikkficfa abgelenkt leb ffMteC« bis sie ii*di Verlauf
von elwa zwei Minuten zur Ruhe kam, und nach notir-
ter Ablenkung wurde die Säule wieder von der Stange
entfernt. Nach jeder Beobachtung wartete ich gewöhn-
lich etwa 4 Minuten ehe icb die Siule wieder in Be»
itthrailg mit der Stanf^e bradite, tbeils um die Nadel des
Multiplicators wieder auf Null kommen zu lassen, theils
um der möglicherweise durch die Berührung der Säule
hervorgebrachten Störung des Temperaturgleichgewichts
der Stange Zeit tm Ausgleichung zu geben. Dafs eine
aolche Störung Tedenfalk sehr gering War, ward dadurch
bewiesen, dafs mehrere unmittelbar nach einander an der-
selben Stelle gemachte Beobachtungen immer sehr nahe
identische Resultate gaben, oder Differenzen, die inner-
halb der Gränzcn der Beobachtungsfehler fielen. Selbst
nach ein bis zwei Stunden fortgesetzten Beobachtungen
war die veraidge einer WSrmeableltaDg durch die Siule
bervörgebraehte Störung entweder ganz unmerklich oder
Svifserst gering, wenigstens wenn die Beobachtungen so
angestellt wurden, dafs ich immer von einer weniger er-
wärmten Stelle zu einer mehr erwärmten Überging, und
nach der letzten Beobachtung an der wirmsten Stelle
etwa eine Viertelstunde wartete^ ehe ich wieder mit der
Beobachtung des entferntesten • Punktes anfing. Diese
jedenfalls bei häufig und lange Zeit fortgesetzten Beob-
achtungen doch zu befürchtende Fehlerquelle konnte aber
leicht dadurch entfernt werden, dafir man nur die ersten
Ausscbifige der Mnltiplicatomadel statt der Ablenkungen
beobachtete, wodurch die Dauer der Berührung bis auf
wenige, etwa 10 bis 12, Secunden vermindert wurde,
und überhaupt viel Zeit erspart werden konnte.
Die Trägheit meiner Multiplicatornadel hat mich
hauptsftchlioh bewogen bei meinen Versndien nicht die
AusschlSge, sondern die festen Ablenkangea der Nadel
zu benutzen.
•Was man bei diesen Versuchen unmittelbar beob-
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«
7
«chtea wiU, mH der UeberadiHit det Tempenitiir dtr
Stooge über die der an^ebendeo Luft, weldier der In-
tensitai det tbenno-elektriseiieii Stromes proporfionirt aii^
genommen wird, wenn das eine Ende der Söule die Tem-
peratur der Stange, das andere Ende die der Luft hat
Nun könnte man aber gegen die Geneuigkeit der Me^
tbode eiDwendeo, ee wSre su befilrcbleii, dais die.vo«
der Stange wibrend der Berührung abgeleitete Wirme
sieh nach und nach zu dem anderen Ende der Säule
fortpflanzte und die Temperatur dieses Endes erhöhte,
wodurch die beobachteten Temperaturunterschiede zu ge-
ring aiMiaUen mfiieten« Nachstehende Beobachtungffret-
ben teigen aber» dafii die Nadel ihren Stimd im Yerbiiif
▼on mehr als einer balben StoMle niebt kn Geringsten
verönderte, obschon die Säule während der ganzen Zeit
in fortwährender Berührung mit der Stange war.
I. 2.
Uhr.
Ablenkung.
• Uhr.
Ablenkung
1^34'
19*4
18*,7
36
18,9
22
18,7
38
18 ,7
24
18,6
39
18 ,8
25
18 .6
40
18,9
27
18^
41
18 3
28
18 ,«
43
19
33
18,7
53
19 ,5
36
18 ,7
56
19,3
44
18 ,7
60
18,8
52
18,7
In der ersten dieser beiden Beihen bat die Ablen-
kung anfangB etwas abgenommen, aber nur um wieder
anf ihre ernte GrAfoe snritobialuuämen, Ond die Ueinea
Sdhwankungen der Nadel beben aleo nor Ihren Gmod
in der durch Schwankungen der Lufttemperatur hervor-
gebrachten Veränderung der Temperatur der Stange. In
der zweiten Reibe hat die Nadel drei Viertebtunden lang
ihren Stand ganz unvertbidert beballen.
Der ,mir sn Gehole alieheiide Hnltiplioator war etwas
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trige, die Zeit einer BoppelsobwiD^tig des Nadelsjalems
war- 26",!; Er wurde, oadi MelioDi's Methode, mit-
telst der ThermosSnle graduirt, und es ergab sich, dafs
schon bei Ablenkungen, die 6 Grad überschritten, die
Intensität des elektrischen Stromes nicht wehr den Ab-
leokungen proportiooirt waren > wfihrend bei den Mel-
loni 'sehen Multiplicatoren diese ProportionalitAt sich bei-
linfig bis 20® erstreckt. - Bei der Graduirang des Mal-
tipHcators sowohl als bei den späteren Versuchen zeigte
sich ein üebelstand, dessen wahren Grund nebst Mittel '
zu seiner Beseitigung ich vergebens gesucht habe. Die
Madel des Multiplicators veränderte nämlich fortwährend
Ihren Stand, so dais, wenn sie bei dem Anfang der Beob-
achtungen genau' auf Null eingestellt war, sie nach been-
digten Versuchen bald rechts, bald links vom Nullpunkt
zur Ruhe kam, und von einem Tag bis zum andern oft
eine Abweichung von mehreren Graden zeigte. Ich ver-
muthete sogleich, dafs die in den um^chliefsenden Glas-
ejlinder möglicherweise stattfindenden Luftströmungen
die Hauptursache dieser Bewegungen sejen, und liefs da-
her die Nadel so viel wie möglich luftdicht einschliefsen,
ohne dafs aber die Bewegungen dadurch merklich ver-
ringert wurden. Stand der Zeiger rechts vom Nullpunkt
und legte ich die Hand auf die rechte Seite des nmschlie-
isenden Glascjlinders, so wanderte die Nadel nach Ver-
lauf von wenigen Secunden nach der linken Seite, und
konnte auf diese Weise oft bis zu einer Abweichung
von 4 bis 6 Graden links gebracht werden. Nahm ich
die Hand wieder weg, so ging die Nadel nach einiger
Zeit wieder auf ihre frühere Stelle rechts vom Nullpunkt
surOch. Aehnliche Erscheinungen iSanden statt, wenn der
Zeiger ursprünglich links vom Nullpunkt stand und ich
die Hand auf die linke Seite des Glascjlinders legte.
Dagegen habe ich mehrmals, statt die Hand auf den Glas-
cjlinder su legen, ^esen mittelst der Flamme einer Spi-
ritmlampe erwirmt, ohne daft dadurah ein merklicher
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Rückgang der Nadel bewirkt wurde, wenigstens nicht so
grofs wie bei der Auflegung der Hand. Die durch die
Hand bewirkte Erwärmung des Glases scheint also nicht
die Ursache der erwähnten Erscheinung zu sejn; eben
so wenig ist sie in dem das Mulliplicatorgewinde bilden-
den Kupferdraht zu suchen, da ein gewöhnlich vorkom<
mender magnetischer Zustand einzelner Theile desselben
zu einer Störung ganz anderer Art Anlafs giebt. Ich
habe mich übrigens durch specielle Versuche überzeugt,
dafs mein Multiplicatorgewinde keinen störenden Einflufs
dieser Art ausübte.
Die durch Temperaturveränderungeu hervorgebrachte
ungleiche Ausdehnung des Messingständers, an dem der
das Nadelsystein tragende einfache Coconfaden befestigt
war, bewirkte auch häufig eine Excentricität des Zeigers,
die eine mitwirkende Ursache zu diesen Wanderungen
der Nadel sejn möchte.
Obschon ich sowohl bei der Graduirung des Multi-
plicators, als bei den folgenden Versuchen immer sorg-
fältig den Stand der Nadel controlirt habe , macht doch
diese Unruhe derselben in Verbindung mit dem Umstand,
dafs die zur Graduirung gebrauchten Argand'schen Lam-
pen nur für kurze Zeit eine ganz constante Wärmestrah-
lung darboten, dafs ich die Genauigkeit der nachstehen-
den Intensitätstafel nur bis auf ein oder höchstens zwei
Zehntelgraden verbürgen kann.
Tafel dea Verhältnisses /.wischen der Intensität des elcktriachen
Stromes und den entsprechenden Ablenkungen der Nadel meines
Multiplicators.
Ablt;nk. I Kiah. 1 DifT. lAblcnlt. 1 Kraft. I Diff. 1 \blenk. 1 Kraft. 1 DilT.
1!^
2
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32,1
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LI
L4
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L5
L6
L6
27°
28
28
30
a2
33
34
32
33,7
35,4
37,2
39,1
41,1
43,2
45,6
48,3
51,0
1,7
1,8
L9
2^0
2il
2^
2J
35°
36
32
38
33
4ü
41
42
51,0
53,8
56,8
60,0
63,3
66,7
70,2
73,8
2^
3,0
M
3^
Weiter als bis 42'^ habe ich die Graduiruog nicht fort-
gesetzt, weil ich überhaupt nur kleine Temperaturunter-
schiede zu messen beabsichtigte, und weil die Kräfte bei
gröfseren Ablenkungen so schnell zunehmen, dafe die
unvermeidlichen Beobachtungsfehler auf die Genauigkeit
der Versuche einen zu grofsen EinQufs haben würden. Wo
ich gröfsere Temperaturunterschiede zu messen wünschte,
habe ich vorgezogen eine Widerstandsrolle io die Kette
einzuschalten, um dadurch die Ablenkungen der Nadel
innerhalb der Grenzen der Tafel zu bringen.
Ehe ich zur Discussion der eigentlichen Versuche
übergehe, wird es gut sevn sich eine vorläufige Idee zu
bilden von dem Grade der Genauigkeit, die bei dieser
Art von Versuchen überhaupt zu erreichen ist, oder von
der Gröfse des Beobachtungsfehlers, der bei den von mir
angestellten Versuchen befürchtet werden mufs.
1) So eben habe ich gesagt, dafs ich die Genauigkeit
der Intensitätstafel nur bis etwa ein Zehntelgrad
verbürgen kann.
2) Der Multiplicator ist nur in ganze Grade einge-
theilt, und obwohl die Ablesungen mittelst einer
Lupe gemacht wurden, kann doch der Fehler ei-
ner einzelnen Ablesung auf 0,1 bis 0,2 Grade ge-
schätzt werden.
Ii) Die früher besprocheneu Veränderungen in dem
Stande des Nullpunkts der Nadel lassen auch im-
mer einen Fehler von etwa 0,1 Grad befürchten.
Den durch diese drei, hauptsächlich in UnvoUkom-
d by Googl
11
inenheiteu meines Multiplicators liegenden Fehlerquellen
(die also gegen die Brauchbarkeit der Methode im Ali-
gemeinea nichts beweisen können), zusammen hervorgc»
iNracbtcD etwaigen Fehler einer einzelnen Beobeohtung
ecMtee ieh deher enf 0^ bis üfi Grad.
4} Die gröfste Unsicherheit in den erhaltenen Resul-
taten entsteht aber durch die Schwankungen der
Temperatur der Luft im Zimmer, und die durch die
stetigen Luftströmungen hervorgebrachte partielle
Erwännang und Erkaltung einzelner Stellen iler bei
den Versuchen angewandten Melalktangen ; ein
Uebelstand, der besonders bei Beobachtung sehr
kleiner Unterschiede zwischen der Temperatur der
Stange und der der Luft, und bei dem geringen
DorduneBeer der ersteren you grofiBeBi Einflufs Ut
-^Die QWIfee des hiednrdi bervorgebnwblen Unter-
scfaiedes twiscben sweien Beebaohtungen an der-
selben Stelle ist natürlich von der Veränderlichkeit
der Lufttemperatur abhängig; selten übersteigt er
Jedoch einen Grad, wenn nicht die Uinstände so ua*
glhifltig wairen, daCs überhaupt die ganze Beobaeb-
tnng^reibe verworfen werden niuftle. Durch Ver-
vielfältigung der Beobaebtnngen kann indessen diese
Fehlerquelle ziemlich eliminirt werden, und der
hieraus entspringende Fehler in den später mitzu-
theilenden Versuchen mag wohl höchstens 0^>5 be-
tragen ^ )•
So lange also die Unterschiede zwisobeo den beob-
achteten und berechneten Werthen des Temperaturüber-
1) Mellon i sagt {Annates de chim. et de phjrs., LUI^ p. 29) von
dem Grade der Genauigkeit, die bei Beobachtuogen mit der Thermo-
jSoU über die strahlende Warme ttmcht wurde, dafs bei seinen
Versuchen die Uoterschiede zwischen vei;«chiedeneo Beobachtungen
deraelben Wärmestrahlung oft Null waren, bisweilen 0°,5, und nie
aber einen Grad. Also scheint der zu befürchtende Fehler einer ein-
zelnen Beobachtung bei meinen Versuchen nicht viel grö£ser SU SCjrn
als bei Beobachluogeo über die atrablcode Wärme.
Digitized by Google
12
Schusses der Stauge uicht einen bis andcrlhalb Grad über-
steigen, kann daraus noch nichts gegeu die Richtigkeit
der Theorie gefolgert werdeu.
Eine Aeoderung tob einem Grad in der Ablenkung
entspricht aber einem verachiedeiien Intenaltitsanterschied
je nach der Grdfse der Ablenkno^. Zwisdien 0^ nnd
zeigt im Mittel 1" Unterschied in der Ablenkung eine
Veränderung der Intensität von 1,17, zwischen 20^ und 30^
von 1,71, und zwischen SO"" und 40'' von 2,76. Durch
Versncher die spiter angegeben werden, habe ich gefun-
den, dafii bei meiner SSnle und meinem Multiplicator ein
Unterschied in der Intensität des thermo-elektrischen Stro-
mes gleich 1 einem Temperaturunterschied von 0**,133 C.
entspricht. Der zu befürchtende Beobachtung^fehler wird
also, selbst bei. den gröfeten Ablenkungen, nicht etwa
0^,4 C. ttlientieigen. In der That hat er auch nie^ selbst
unter den ungünstigsten Umstanden diese Grinze erreicht.
Die Metalle, die ich zu meinen Versuchen ange-
wendet habe, sind Kupfer, Stahl, Zinn und Blei; sie wa-
ren alle zu cjlindrischen Drähten oder dünnen Stäben
ausgezogen, und ihre Länge so groCs, dafs selbst in der
Mitte des Stabes kein EinAufe der W^HrmequeUe mehr
zu apfiren war; nur bei dem besser leitenden Kupfer-
draht war eine Erwärmung bis gegen das Ende hin zu
bemerken. Da mein Zweck bei diesen Versuchen mehr
die Bestätigung des analytischen Gesetzes und die Prü-
fung der Methode des Experiments, als die Bestimmung
der Leitungsfähigkeiten der angewendeten Substanzen war,
so Kefs ich den Stäben ihre metallische Oberfläche; bei
den drei erstgenannten Metallen blieb die Oberfläche wäh-
rend der Versuche ziemlich rein und blank; allein der
Bleidraht hatte sich bald mit einem Oxjdhäutchen über-
zogen, das nach )eder Erwärmung dicker wurde.
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13
versuche all den Kapferdreht. -
Durchmesser des Drahtes =5,87 Milliineler. Länge
des Drahtes =1,42 Meter.
I.
Miulcre Tem|MMrMiir der Luft +]9*J8 C.
Kraft
4
6
8
10
12
U
Abieokang
26*.95
21 ,3
16,1
12 .1
8,9
7 4
beobacht.
33,62
25,22
18,23
13,12
9,28
berechn.
33,93
24,78
18,08
13,19
1/&
- 0,33
-f-0,44
-f0,15
-0.17
— Oi^
-HOS
Bezeichnet man die mit dem Temperaturüberschufs pro-
|»ortionaIe Stromstärke durch f\ and durch x die von
einem beliebigen Anfangsponkte gerechneten Abecifisen,
positiy won dem wfirmeren gegen das knUere Ende der
Stange, bedeutet ferner cj den normalen Querschnitt des
Stabes oder Drahtes, e den Perimeter dieses Querschnit-
tes, k die innere, p die äufsere WärmeleituugsfäbigWeit
des Körpers, den man untersuchen will, und setzt man
so ist bekanntlich der analytische Ausdruck für die Wftr-
mevertheilong:
•»«ao* (j)
wenn m= 2. 302585 der Mbdabs der natOrlichen Lo-
garithmen ist Ans dieser Gleichung findet man:
m
Die obigen Beobachtungen geben:
log i = 1,80450 — 0,06842 x.
Die Einheit der Abscisscn in dieser und in allen folgen-
den Versuchsreihen ist gleich 40 Millimeter.
Die mit diesen Werthen der Constanten berechne-
ten Werlhe von i stimmen, wie man sieht, sehr gut nrit
den beobachteten, da. der gröfste Unterschied beider nur
Digitized by Google
14
0,4 oder 0^06 C. betriff. Bei lo kleinen Temperatur*
Überschusse, wie in dieser Versuchsreihe, wo der gröfste
Ueberschufs Dicht über 4**,5 C. steigt, scheint also das
Gesetz der geometrischen Progression ganz genau zu sejn.
II.
Mildere Lufttemperalor 19^54.
Ablenkung.
- - • -■
bcobacht. ) bereebn.
J
4
25",97
32,05
32,60
—0,55
6
19.70
22,48
22,57
-0,09
14 ,15
15.70
15,63
+0,07
10
10 .45
11,14
11,07
-H).07
12
7 .55
7,71
7,66
4-0,05
14
4,97
4,97
5,3]
-^,34
10^1=1,83275 —
0,07987 X,
Auch bier findet eine fast voUständige Uebereinetimmang
swiscbcn^ den beobachteten und berecbneten Temperatur*
flberacbilaMn alatt
Btitltn« Lufltemperatär ^^^^63.' ^ ^ ' " " ^ '
AblenkoDg.
t
beobacbt. ] berecbn.
J
0
2
3
6
9
41»,97
.33 ,60
29 ,93
18 ,95
11 ,17
70,60
47,22
38,97
21,93
70,35
47,54
39,08
21,70
1^06
+0,25
—0,32 *
-0,11
+0,23
—0,06
I fi-l-lf
IV.
Mittlere Lnfitteropcrttiir 19*,4t»
X
AblenlmDg.
i
beobacbi. j bereckn.
J
0
4r.03
70,55
70,52
+0,03
1
38 ,07
60,23
59.73
+0,60
2
34,67
50,11
50,59
—0,48
, 21,87
26,02
26,04
—0,02
9
14,«
15.8K
15,82
+0,08
log i » 1,848» ^ 0,07212
Digitized by Google
15
V.
Mftllero Lufilraiipcratnr lfi*,M.
X
Ablenkung.
J
beobacbt.
bereclin.
0
42»,18
74,45
73,94
+0,51
6
21 ,37
25,32
25,70
-0,38
9
13 ,75
15,18
15,15
-i-0,03
12
8 ,65
8,98
8,93
+0.(»
logi =
1,86890 -
0,07651 X.
Da der Unterschied zwischen den beobachteten und
berechneten Wertben von i in keiner von diesen fünf
Versuchsreihen über €^5 beträgt oder 0<^,07 GL, so $pheim
dadurch das Gesetz der Wärmevertbetiaiig, «reDigatoiu
ffir TemperaturflbersebUsae, die 70,0 oder beilfinQg 10?
C. nicht Übersteigen, in Bezug auf Kupfer Tellig bestä-
tigt. Um zu sehen, ob dieses auch für etwas höhere
Temperaturen der Fall sey, habe ich in die Thermo-
kette eine Widerstandsrolle, bestehend aus einen sehr
dfioneD». 25 Fafs laogen Knpüardr^ht, elnisfSGbffltet, D«r
Widerstand dieser RoUe ist aas mehreren VerBOKhen
gleich 4,922 gefunden, wenn der Widerstand der SSnle
und des MuUiplicators ohne Rolle gleich Eins ist; also
verhält sich die Stromstärke, wenn kein Widerstand ein-
geschaltet ist, za djfir StroiDstttrke im entgc^engesetztfm
Falle wie 1 «1-4,922 t l, oder sie ist 94^22 Mal so fyofs.
Auf diese Weise winden folgende zwei Vemwiisreiben
augestellt:
VI.
MiitleM Loftimpcmiir l$^(MiL
X
Ablenkung.
1
J
beobMht.
bcrccbn«
0
22",71
27,19
27,58
-0,39
2
16 ,97
19,26
19,28
-0,02
3
10,93
11,72
11,26
4-0,46
6
6,38
6.42
-0,16
1^841 — 0»077Mdr.
Der Anfirngspunkt der Atecisson in den irQker«n Beob*
achtungen entspridit der Abscisse a-ssd in dieser und
der folgenden Versuchsreihe.
Digitized by Google
16
VII.
Mitlitt« Ltiftiaoipttrtiir 80*,76,
X
Ablenkung.
1
beobarht.
■
bererhn.
J
0
22°,56
27,07
27,33
-0,26
' 2
16 ,55
18,72
18,81
—0,09
3
10 ,44
11,13
10,75
+0.36
6
6,01
6,01
6^14
^13
Ugitm 1,51772 — 0.06100«.
Die Unterschiede zwischen den beobachteten und berech-
neten Werlhen von i sind auch in diesen beiden Rei-
hen so klein, dafs kein Zweifel über die Richtigkeit des
GesefzeB stattfinden kann; auch ist das logarithmische
Decrement oder der Exponent der geometrisdien Pro*
gression derselbe wie frOher.
Nimmt man an, dafs dasselbe Gesetz auch für hö-
here Temperaturen gültig sey, so kann man dadurch die
Temperatur des erwärmten Endes des Kupferdrahts in
Moltiplicator- Einheiten bestimmen, und damit das Ver-
hSltnifs zwischen der StromstSrke und den Thermome-
tergraden finden. Der Draht ging durch einen Kork, der
in ein nahe an dem Roden des Kochgefäfses angebrach-
tes kurzes Ansatzrohr pafste, in das siedende Wasser
hinein ; ich habe die Mitte dieses Korkes, oder das äufsere
Ende des Ansatzrohrs, als denPnnkt betrachtet, wo der
Kupferdraht noch die Temperatur des Wassers hatte; der
Abstand dieses Punktes von dem Anfangspunkt der Ab-
scissen war gleich — 6,15. Man findet folglich für den
Temperaturüberschufs dieses Punktes in Multiplicator-Ein-
heiten nach Versuch VI:
• »90,78.
Der Ueberschufs der Temperatur des Vl^assers Über
die der Luft ist gleich 100" — 19",60==80o,4. Also ent-
spricht 1 Grad C. VW = 1.'235 Einheiten des Multipli-
cators. Auf dieselbe Weise findet man aus Versuch VII
V C. gleich 1,311 Multiplicator- Einheiten. Ais Mittel
$m beiden Bestimmuogen habe ieh daher angenommen»
doft
Digitized by Gopgle
17
dafs 1^ der hunderttheiligen Scala 1,273 Multiplicator-
£iDbeiteA entspricht, wenn die Widerstandsrolle in die
Kette eingescbaltet ist. Da die StromstSrke ohne Wi-
derstandsrolle 5,922 Mal gröfser ist, als mit derselben,
so kann man annehmen, dafs 1° C. im ersteren Fall
7,537 Multiplicalor- Einheiten, oder dafs 1" des Multi-
plicators von ^iull au gerechnet 0^,133 des hondertthei-
Ilgen Thermometers entspricht
Versttclie mit der Zinnitange.
Durchmesser der Stange =9,28 Millimeter,
derselben =1,66 Meter. >
Mittlere Lofttempcratnr 17^,03.
beobacht. berecbn.
4
19»,70
22,98
22,26
5
14 ,85
16,61
16,60
6
11 ,30
12,16
12,37
8
6,55
6,61
6,87
B
5 ,10
5,10
5,12
10
3,77
3,77
2,97
3,82
^^7
2,85
hgi^ 1,47517 - 0,12758
4-0,72
-fo,oi
—0,21
—0,26
-0,02
—0,05
+042
Länge
II.
Srlittlere Lufueroperatar 16^31.
^ 1
1
Ablenkung.
i
bcobacht | iicrccl ti
A
1
36",37
54,91
53,67
+1.24
4
18,90
21,87
21,99
-0,12
6
11 ,27
12,12
12,14
—0,02
8
6,27
6,30
6,69
—0,39
II
2 ,87
2,87
2,74
+0,13
log i = 1,85885 — 0,12914 x.
Poggcndoffff** Anoal. Bd. LXVI.
Digitized by Google
18
Mittlere Luftieniperatqr 16%4(>.
■ . ■
AUettkung.
»
beobacht. | berechn.
25".40 (')
184,41
164,73
hl9,68
36 47
54,31
63,31
- 1,00
19 ,3
22,42
22,02
- 0,40
6 /
11,0
11,80
12,22
- 0,42
8
6,5
6,55
6,78
- 0,23
11
a.9
2,90
2,80
+ 0,10
% = 135481 — 0.12798 x.
IV.
Mitllere Lafttcmperatnr 16*,06.
fo^ • as 1^7199 — 0,13571 x,
V.
Mittlere LvftitaiperMttr I7*,I1*
X
Ableokaog.
•
t
beobacht. j
berechn.
1
36»,95
56,65 1
55,52
4
18 ,7
21,61 ;
21,94
5
14 ,7
16,41 \
16,09
6
10,6
11.32 1
11,81
8
«.4
6/44 i
6.36
9
5,0
5,00 !
4,67
10
3,5
3,50 I
3,42
11
2,35
2,35 '
2,51
+1,13
-0.33
+0.32
—0,49
--0,08
--0,33
--0,08
—0,16
log i = 1,87893 — 0,13445 x.
Mao sieht, dafs auch für die ZionstaDge die Temperatur-
fibenchOBse» bei kleinen Wertben derselben» genau dem
Gesetz der geometriscben Progression folgen. Allein für
X
1 Ablenkung.
beobacht.
•
berechn.
4 .
— 2
+ 1
6
8
11
2r,05
36,12
18,90
10,45
6,13
2,4
147.22
54,16
21,87
11,14
6,14
2,40
139,16
54,49
21,34
11,42
6,11
2,39
+8,06
—0,33
+0,53
—0,28
-H).93
+0^1
1 ) Mittelst Einschaltung der WidcratandMrolIc beobachlet.
2) Mit Wadentandtfolle.
Digitized by Google
Teinperaturiiberschüsse, die mehr als etwa 30 Multipli-
cator>£iDbeiten oder beiläufig 4*' C. betragen, scheiat
diefs nicht mehr der Fall zu sejn, da die berechneten
Werfhe von i stets kleiner sind als die beobachteten.
Den Grund dieses Unterschiedes woUen wir «pSter un-
tersuchen bei der Dfscnssion der Versuche mit den Blei-
und Stahldrähtei), wo diese Abweichungen in noch gröfse-
rem Maafse hervortreten.
Versuche mit der Bleistange.
Durchmesser des Drahtes s=9,41 Miilimeter. Lfinge
desselben =1,^ Meter.
I.
Mittlere Luftlemperaipr 18*,97.
X
Ablenkung.
1
beobacht.
berecbn»
J
10
2°,57
2,57
2,61
- 0,04
4 ,*37
4,37
4,26
+ 0,11
7
5.45
5.45
5,43
H- 0,02
6
6,75
6,83
6.94
— 0,11
5
9 ,43
9,92
8,87
+ 1,05
4
12 ,35
13,42
11,32
+ 2,10
3
16,67
18,97
14,46
4- 4.51
0
38 »27
60^
3(M4
4^,7»
Aus den ersten vier Beobachtungen ist abgeleitet:
log i = 1.47909 — 0,10629 jf ,
wodurch die Beobachtoogen bis einfin Tenpenitiirttber^
Schafs von etwa 7 Einheiten genau ausgedrOdit werden;
allein für gröfsere Temperaturunterschiede giebt die For-
mel immer zu kleine Wcrthe, und die fortschreilende
GröÜBe der Unterschiede zwischen den beobachteten und
berechneten Werthen von i seUt.os anüier Zweifei, dab
das einfache Gaset« der ^ometrisehen Progression hier
nicht länger gfikig ist. Dassdbe Resnltal geht ans
den fol^ctiiiiii zwei Beobachtuugsreihen ebenfalls deut-
iich hervor. '/*
2*
Digitized by Google
fl.
Mittkra Lufttemperatur l9fJ^L
X
Abs %
Ableumig.
1
1
beobackt.
berechn*
10
2^9
2,90
2,96
8
4 ,78
4,78
4,51
7
5 ,43
5,43
5,56
6
6.70
6,77
6,85
5
9,07
9,48
8,44
4
12 ,15
13,18
10,41
3
16,90
19,27
12,83
0
37 ,73
59,14
21,01
— 0,06
+ 0,27
^ 0,13
- 0,08
+ 1,04
-f 2.77
+ 6,44
+3&,13
log i s= 1,38041 — 0,09079 :r.
<
III.
Mittlere Lufttemperatur 22°,80.
X AbM^i^J
beobachl. ) bereclin
10
8
7
6
5
"4
3
1»,97
3,12
4,07
5 ,70
6,81
um
34,37
1,97
3,12
4,07
5,70
6,89
10,40
15,54
49,30
1,92
3,24
4,21
5,46
7.09
9,22
ii,ir7
+ 0,05
— 0,12
— 0,14
+ 0,24
— 0,20
4-3,57
+23^07
Isartal 1,4189a TT O,ll30x.
Der Grand dieser Abweichung ist schwerlich in den Di«
mensionen des Bleidrahts zu suchen: denn erstens war
dessen Länge so grofs, dafs selbst in der Mitte keine
Spur von Erwärmung zu bemerken war; )a die Säule gab
BOgar bei Berührung mit dem von der Wärmequelle ent-
fernten Ende des Drahte einen kleinen negpitiTen An»,
sohlag, weil die Teroperatar des Zimmers gewöhnlich vor
den Versuchen im Steigen war, und das unerwärmte Ende
des Drahts nicht sogleich den Aenderungen der Lufttem-
peratur folgen ikonute, sondern immer hinter denselbea
Mrückbiieb; zweitens war auch der Durchmesser des
Drahts so geringi dafs man wohl selbst bei den schleeb*
ter leitenden Metalien annehmen kann, dafs em normaler
Querschnitt des Drahts überall dieselbe Temperatur hatte ;
Digitized by Gopgle
21
wenigBteot habe ich. bedbachtH dtSa wadii. die ThenM*-
sSole mit der imteieD Seite des Drahts» in Berahnwg
war, und ich den Finger auf die obere Seite legte, die
Multiplicatornadel schon nach eio Paar Secunden abge^
lenkt wurde. Es bleibt also nur übrig aoxunehmen, dais
<Ue Wirmeleittin^fllhiglLeit der untenuehten Metalle i^icbt
▼on der Temperatiir imabhliigig sind» irie bei der Ber-
leitung der Formel (A) voiamgosetel ist, eendeni d«(a
die von der Temperatur abhängigen Variationen der Grö-
iseo p und ^, selbst bei so kleinen Temperaturüberschüs-
sen wie in den letzten •Versucbsreihen» noch von erheb-
lichem EinfluiiB sind.
Wenn wir aber p und g ab Functionen yon / be-
trachten, so läfst sich leider die Differentialgleichung, wel-
che das Verhältnifs zwischen i und t ausdrückt, nicht
mehr unter endlicher Form integrircn; nur in dem FaJJ,
dafs die Temperaturüberschfisse klein sind, hat Poisson
gezeigt, wie man annähernd die Gleichung für die con-
stante Wftrmevertheilung in der Stange finden kann
Nimmt man an, dafs die Werthe von A und p nach
Potenzen von / entwickelt worden sind, läfst aber die
Glieder die das Quadrat und höhere Potenzen von /
enthalten 9 anÜBer Betracht, so kiinn man setzen statt k
und pi
man bekommt dann die Gleichung für die constante War-
mevertheilung in der Stange:
[i-f(r-««))e.io~-Vf (y-2»)io~- ' {€)
wo O den Temperaturüberschufs der Stange für die Ab-
scisse x=0, m den Modulus der natürlichen Logarith-
men bedeutet, und wie oben
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22
Bcfte&net ibad nach dieskrr Fornel nieib^ oben angefähr-
ten Versuche mit dem Bleidrahte, so findet man im All-
gemeinen eine sehr gute Uebereinstimmung zwischen den
beobachteten und berechneten Temperaturen, da der Un-
Uncbied beidor nie die GrJliiKe der möglichen Beobacb*
tttPfffeMer' fibergdkreitet <^ Mittelst der Metbode der
kleiosten Quadrate findet man aoa der ersten Verraehe-
reihe die wahrscheinlichsten Werlhe der Constanten g,
0 und (y— 2»):
= 0,112063
^~2n= 0,028437
e =:60,8207.
0
3
4
5
6
7
8
10
beobacht.
60,89
18,97
13,42
9,92
6,83
5,45
4,37
2,57
berechn.
60,82
19,33
13,63
9,74
7,06
5,18
3,83
2,15
+0.07
-0,36
—0^21
+0,18
-0,23
--0,27
--0,54
--0^2
Auf dieselbe Weise iindet man aus der zweiten Ver-
suchsreihe die wahrscbeiolicbstea Warthe:
^ = 0,110905
^-2«a 1^080282
e sH^6104. .
beobacht.
berechn.
0
3
4
5
6
7
8
10
59,14
19,27
13,18
9,48
6.77
5,43
4,78
2,90
59,61
18,79
13,20
9,41
6,81
4,98
3»68
2,06
—0,47
+0.48
—0,02
+0.«7
-0.04
--0,55
- -1.10
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2S
Die dritte Versuchsreibe giebl:
I
^ » 0,10357
iMM388
9 49,9857«.
X
i
\ '
beobacht.
bcrechn.
0
49,30
49,29
-f-0,01
3
15,&4
15,22
-j-0,32
4
10,40
10,57
-0,17 '
5
6,89
7,45
-0,5«
6
5,70
5,32
-H).38
7
4,07
3,85
-f0,22
8
3,12
2.82
4-0,30
10
1,97
1,57
+0,40
Die drille dieser Versuchsreihen wurde erst 14 Tage
nach der ersten angestellt, und die Bleistange hatte sich
inzwischen mit einer starken Oxjrdscbicht Aberzogen; diefis
mag ▼ieneicbt der Grand seyn , dafs die Wertfae* von g
etwas kleincfr, die Werthe von y — 2ft dagegen gröfser
geworden sind, als im ersten Versuche. Man sieht je-
doch, dafs der Mittelwerth von ^ nach der Formel (C)}
m
nSmlich 0,1088, nur wenig verschieden ist von dem nach
der einfachen geometrischen Progression der Tempera-
turüberschüsse aus den kleinsten beobachteten Tempe-
raturen abgeleiteten Mittelwerth von ^=0,1036.
Obscboft der bOchste in diesen drei Versndisreihett
beobachtete TempmturOberschuis noch zu klein ist, als
dafs man hoffen konnte daraus die Temperatur der Wsr-
rocquelle einigennafsen genau zu berechnen, besonders
weil die Abscisse des Punktes, wo die Stange noch die
Temperatur des siedenden Wassers bat, bei der £inrich-
tmg mcioes Apparats schwer zu -bestimmen ist, undwo
auch den Einflnis der Doppelschnrme, durch welche die
Stange geht, auf deren Abkühlung in der Nihe der Wär-
mequelle nicJit keuul, so wird doch. die Vergleicbung die-
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24
8er berechneteo Temperatur mit dem beobachteten Un-
terschied zwischen der Temperatur des siedenden Was-
sers und der umgebenden Luft ein Mittel geben, zu sehen,
ob die der Formel ( C) zu Gruode gelegte Variatioo der
GrOfsen k und p auch för höhere Temperaturen eine
hinreichende AnoMherung gewähre. Die Abscisse des
äufsersten Eudes des Korkes, durch welchen die Stange
in das Kochgefäi's ging, war in allen drei Versuchsrei-
hen gleich — 5,2; man ündet also für den Temperatur-
überschuÜB dieses Punktes nach 1. «ss 611,78, oder weil
PC. gleichwerthig ist mit 7,537 Multiplicator-Einhei-
ten, so ist dieser Ueberschuis in Thermometergraden
gleich :
Die mittlere Lufttemperatur in dieser Versuchsreihe war
I8°,97, also der wirkliche Ueberschufs 100« — 18^97
=81^,03, was von dem berechneten nur um 0^,14 ver-
sdiieden ist«
Eben so findet man aus der zweiten Versuchsreihe
für jrs=i-5,2, /s=600,22:
während der beobachtete Ueberschufs gleich 80", 18 war;
der Unterschied beider ist also auch hier sehr gering
nämlich nur 0^,54.
Mit dem, aus der dritten Versuchsreihe gefundenen
Werthe der Constanten berechnet, wird dieser Ueber-<
schufs freilich viel zu klein gefunden, afcer in dieser
Reihe ist offenbar in der Nähe der Wännequelle eine
Störung der Temperatur eingetreten, die den beobach-
teten Werth von O erniedrigt hat, ohne auf das Gesetz
der V^ärmevertheilung in dem Theil der Stange, wo die
Beobachtungen geschahen, einen erhebficben Einflnfs ge-
habt zu haben. In der ersten und zweiten Reihe hat
nämlich ein Unterschied in der Lufttemperatur von 0^,85
den Werth von O um 60,82 — 59,61 = 1,21 verändert;
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26
der Unterschied der Lufttemperatur in der zweiten und
dritten Reihe gleich 2°,98 würde nach demselben Ver-
häitnifs den Werth von B in III. um 4,24 erniedrigt ha-
ben. Also mfifste man etwa 55,5 statt 49^ beobachtet
haben, wenn keine StOrang stattgefonden hatte. Dieser
Werth Ton 0 giebt aber mit den oben gefundenen Wer-
Iben von und r -* 2» für die Abtdsse x s — &2
m
1=574,18 oder 76^,18 C, was nur um einen Grad von
dem beobachteten Temperaturfiberschofs 77^,2 verschie-
den ist. *
Bis 711 Temperaturdifferenzen von etwa 80^ C. scheint
also die Formel (C) hinreichende Annäherung zu ge-
währen.
Verauclie mit der S(aai«Uioge.
Der augewandte Stahldrabt hatte einen Durchmes-
ser gleich 5,98 Miliim., und eine Länge von 1,23 Meter.
Die Versuche mit diesem Drahte führen zn demselben
Resultate wie die früheren mit Zinn und Blei, nämlich
dafs die Abnahme der Temperaturüberschüsse, wenn sie
klein sind, genau dem Gesetz der geometrischen Reihe
folgen, aber für gröfsere Uebcrschüsse, als hier etwa 17
bis 18 Einheiten, oder 2^ bis 3" C, schon von diesem
einfachen Gesetz bedeutend abweichen.
I.
X
Ablenkung.
beobacht.
berecbn.
A
1
2°,0
2.0
2,01
—0,01
2
3,0
3,0
3,03
—0,03
3
4,6
4,6
4,56
+0,04
4
6,9
6,99
6,88
+0,11
a
9.7
10,24
10,38
-0.14
010316 -
0,171B60«.
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26
II.
Mittlere Luftlemperalur i4*,l4.
X
i ' . > .
1
beobacbl.
■
berecho.
DCKCIMI.
0
65,00
53,94
+11.16
1
3« ,90
40,89
36,26
+ 4,63
2
21 .47
25,46
24,37
+ 1.09
3
15.tJ7
17,15
16,38
+ 0,77
4
»,83
10,40
11.01
— 0,59
5
7 ,23
7,23
7,40
- 0,17
6
5,15
5,15
4,97
+ 0,18
Die Coo8taoten dieser Formel sind ans den Wer letzten
Beobachtungen abgeleitet; man sieht, dafs schon bei ei-
nem Temperaturüberschufs von 17 Einheiten, die berech-
neten Wertbe immer kleiner sind als die beobachteten,
und daÜB der Unterschied zwischen beiden regehnäfsig
zunimmt.
Berechnet man nun dieselbe Beobacbtungsreihe nach
der Formel {C), so verschwinden diese Unterschiede,
oder sie falieu iouerhAlb der Gränji^e der Beobachtung-
Cehier.
Mun ündet die wafarscheinÜcbsten Weitbe Ton
S- GS 0,172744
y^'ln^ 0,010084
S »65,08057
und damit:
•SSO3432.IO " +14,2373.10 *
X
1 ! ^
1)1' 1 1 1.) :i 1 1 L t
Im : ri Ii 1 1
0
65,Ü(J
65,08
-0,08
1
40,89
40,58
+0,31
2
25,46
25,85
-0,39
3
17,15
16,73
+0,42
4
10,40
10,95
— 0,55
5
7,23
7,23
+0,00
6
5,15
4,80
+0.3»
Man sieht auch hier, wie bei den Versuchen mit dem
Bleidraht, dafs der nach Formel ( C) berechnete Werth
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27
von g identisch wjrd mit dem aas dem kleinsten Tem-
peratorüberschasse nach der cinfacheu geometrischen Pro-
gression abgeleiteten.
Die Erwärmung des Drahts in dieser und der vorigen
Versuchsreihe geschah durch eine Argand'sche Oellampe;
da die Absoisse des erwSrmten Endes nicht aufgezeich-
net worden war, habe ich, um za sehen, ob die An-
näherung der Formel auch für Stahl bis zur Temperatur
des siedenden Wassers gingen, noch ein Paar andere
Versuchsreihen mit demselben Stahldrahte ausgeführt, wo
die £rwärroong des Endes, wie bei allen anderen Ver-
sochen, mittelst siedenden Wassere geschah.
Miitl^ I^rftieniperatur ' 18*,27.
t
beobacht«
bcrechn.
34»,68
50,14
50,14
-f0,00
17 ,48
20,02
20,17
—0,15
8,23
8.48
8,39
-j-0,09
3,44
3.44
3,54
-0.10
0
2
4
6
Die Beobachtongeu geben:
^ tW84S7
m
y— 2n=: 0,005987
e 850,13514.
Wie früher betrachtete ich das äufsere Ende des Kor?
kes als den Ponkt, wo der Stahldraht noch die Tempe-
ratur der Wärmequelle hatte; die Abscissc dieses Punk-
tes war = — 4,65, also der entsprechende Werth von
<=589»41 oder in Thermometergraden:
mm
7^7
Der wirkliche Temperaturtiberschufs der Wörme-
quelle ist aber lOO«" — 18^27sal^73 oder 3^ö3 ^
fam ak der berecfanetet
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IV.
Mittlere Lofttempcraliar 20*37*
X
Ablcokong.
•
t
beobacht. | bcrerbn.
J
0
2
4
6
35°,52
18 ,21
8,48
3,13
52,46
21,01
8,78
3,13 1
52,46
21,12
8 78
3,70
0,00
-0,11
0.00
-0,57
Setzt man, wie in der vorigen Versuchsreihe gefunden ist:
. £ sa 0.185,
m
so findet man aus der ersten und dritten Beobachtung:
2»» O,00S61
Diese Werthe der Constanten geben für xs— 4^65:
<»613^ »81*439 C.
statt 79'*,! 3. — Der beobachtete Temperaturfiberschufs
der Wärmequelle ist also hier 2^^,26 kleiner als der be-
rechoete.
V.
Mittlere LoftleiDperalor 10*i3^
X
Ablenkung.
1
beobacbt.
•
bcrccbn.
A
0
2
4
35^75
18,66
8,55
53,10
21,56
8,86
53,10
21,33
8,86
0,00
-1-0,23
0,00
Aus der ersten und dritten Beobachtung findet man, wenn
a
wieder ^=0,185 gesetzt wird:
2ji=: 0,00574
e s53,10.
Für ^=—4,65 ist damit;
.=: 629,10 = 83",47 C,
also nur ü'^,23 verschieden von dem wirklich beobach-
teten TemperaturüberschuDs. Da der Unterschied zwi-
schen den beobachteten und berechneten Werthen die-
ses Uebetschuases in dem etnen Falle poaillT, in dem
anderen negafiT, und endlich beinabe Null ist^iSO rQhrt
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2»
>
er offenbar ans zufällig bewirkter Erwärmung oder £ar-
kttltnog des Drahtes her, die den Werth von B unsi-
cher macht, ood es ist daher wohl erlaubt ansonelinieD,
dafs die Formel C noch bis zur Temperatur des sieden-
den Wassers die constante Wärmeverlheilung in dem
Drahte auch für Stahl hinreichend genau ausdrückt.
Resultate.
Die Folgerungen, die sich aus den vorliegenden Ver-
suchen ergeben, sind also hauptsächlich nachstehende:
1 ) Das Bio t 'sehe Gesetz, — dafs in einer sehr dün-
nen und langen Metallstange, deren eines £nde auf ei-
ner unveränderlichen Temperatur, hoher als die der um-
gebenden Luft, gehalten wird, nach eingetretenem Gleich-
gewicht der Temperatur, der Ueberschufs der Temperatur
eines Punktes der Stange über die constante Tempera-
tur der Luft, in einer geometrischen Progression abnimmt,
wenn der Abstand des Punktes von dem erwKrmten
Ende- um gleiche Differenzen wSchst, — wird im All-
gemeinen durch meine Versuche nicht bestütigt, und ist
für die meisten Metalle nur für sehr kleine Temperalur-
Überschjüsse wahr. Unter den von mir untersuchten Me-
tallen ist Kopfer das einzige, wo das Gesetz sich bei
höheren, wenigstens bis 30** gehenden Temperaturober-
schlissen bestitigt hat; bei Zinn wird es schon fehlerhaft,
wenn der Ueberschufs etwa 4® C, bei Stahl, wenn er
2° bis 3" C. betrügt, und endlich bei Blei ist das Ge-
setz schon bei 1" C. Temperaturunterschied mangelhaft.
2) Die Ursache dieser Abweichung der Beobach*
tungen von -dem mathematischen Gesetze liegt darin, dals
bei Herleitung dieses letzteren die Sufsere und innere
Leitungsfähigkeit der Körper als unabhängig von der Tem-
peratur betrachtet sind. Für den Fall, dafs man sie als
Functionen von der Temperatur annimmt, kann man eine
angenäherte Formel für die W&rmevertheilung in der
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30
Slange finden, die mk der von mir beobaol»Utell tebr
gut übereinstimmt.
3) Die von frühereu Physikern nach dem Biot'-
scbeu Gesetze abgeleiteten, Werthc für die Wännelei-*
tttogßfttbigkeit fester Körper sind fol^cb unncblig, wid
können jedenfolle nur als eine grobe Annfiberung gelten.
4) Der constante Cogfficient der WSrmeleitangs-
Fähigkeit für einen Temperaturüberschufs gleich Null, läfst
sich also auf diese Weise nur bestimmen, entweder nach
dem Biot'scheu Gesetze, indem man die Wärmeverthei-
Inng in der Stange ,für sebr kleine TemperaturQberscbftMe
beobaobtet, oder ricbtiger nnd genauer, wenn man den
Wertb desselben, wie bei obigen Vmocbeni ans der *
Poisson'schen Fonnel ableitet.
5) Da der Unterschied zwischen den berechneten
und beobachteten Temperaturen in allen obigen Ver-
sucbsreiben nur ein einziges Mal 0^ MultipUcator-Ein-
beiten UberscbriUen hat, und der miltfere Fehler hOeb*
stens 1^3 oder 0^,04 C. betrügt, so scheinen mir die vor-
liegenden Beobachtungen einen zureichenden Beweis für
die Brauchbarkeit und (^euauigkeit der augewandten Beob-
acbtungsmelhode zu liefern, und ich hoffe daher, dafs
die Tbermosättle in den Händen gesdiicklerer Physiker
ein schätzbares Instrument werden kOnne, um sehr kleine
Temperaturdifferenzen fester Körper zu messen, und be-
sonders um die Temperaturvertheilung an der Oberflä-
che desselben in Fällen zu bestimmen, wo die£s durch
gewöhnliche Thermometer sonst beinahe ganz unausführ-
bar gewesen wäre.
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31
JI. IJeher die D'mperalurverämlerungen heim Aus-
tausche von Basen ; von Th omas An drews,
Professor der Chemie an der Rojal loMitntion sa Belfast.
( MitgetheSIl von Hm. VerTaner ans den PhiL Transact,/. 1844, pt. /
In einer der K. Irischen Academie vor beinahe drei Jah-
ren gemachten Mittbeilung beschrieb ich eine Reihe
▼on Yersacben Aber die bei der Wechselivirkang von
Säuren nnd Basen entwickelte WSnne, aus welchen ich
die allgemeine Folgerung zog, dafs, bei Entfernung des
Einflusses alier fremdartigen Umstände, die Wärme nicht
▼on dem sauren Bestandtbeil einer Verbindung sondern
▼on dem basischen bedingt werde. Nahe um dieselbe
Zeit TerOffentlichte Hr. Hefs eine wichtige Abhandlung
über die Thermochemie, in welcher er zu einem gegctt-
thciligen Ergcbnifs gelangte, das er indefs, da es aus ei-
ner sehr beschränkten Zahl von Versuchen abgeleitet war,
nur als ein wahrscheinlich allgemeines hinstellte, dessen
Richtigkeit erst durch fernere Untersuchungen ermittelt
werden könnte. Der von Hrn. Hefs aufgestellte Safx
ist: dafs verschiedene Basen bei Verbindung mit dersel-
ben Säure eine gleiche Wärmemenge entwickeln
Beim gegenwärtigen Zustand unserer chemischen
Keuntnisse können wir nicht wagen, diefs Problem durch
directe Versuche mit wasserfreien Sfiuren und Basen zu
lösen, selbst wenn wir die nicht mehr allgemein von den
Chemikern zugelassene Hypothese annehmen, dafs die
näheren Bestandtheile neutraler Salze die gevvöluilichen
Säuren und Basen seyen. Versuche mit concentrirteu
Sanren sind nicht geeignet einfache Resultate zu liefern,
1) S. Aonalen, Bd. 59, S. 428, und Bd. 54, 6 208.
2) Poff end«rfni AoMkn, Dd. 53, S. 169.
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S2
da die blofse Verdünnung mit Wasser bei einigen Säu-
reo eine starke Wärmeentwicklung bewirkt, bei andern
dagegen keine oder eine sehr geringe. Aus diesem Grunde
ist bei Neutralisation einer alkalischen Lösung durch Sal»
petersSure die entwickelte WKraiemenge, je nach dem
Concentrationsgrade der Säure, sehr verschieden, wäh-
rend dieser bei Anwendung von Weinsäure wenig oder
keinen fiinflufs hat. Bei fernerer Vergleichung finden
wir, daCs w&hrend zwischen den Temperaturen, die mau
mit Terschiedenen Sfturen in concentrirtem Zustande er-
hält, keine einfache Beziehung da ist, sich eine sehr starke
Annäherung zur Gleichheit in der Wärmeentwicklung zeigt,
wenn eine selbe Base durch irgend eine verdünnte Säure
gesättigt wird.
Bei manchen scheinbar einfachen Reactionen ist es
sdiwierig, alle stattfindenden Verbindungen und Zer-
setzungen mit Sicherheit zu ermitteln, und deshalb hält
es auch schwer unsere thermischen Resultate demgemäfs
auszulegen. Selbst die bei Verbindung von wasserfreier
Säure und Basis entstehende Wärme herzuleiten aus der,
welche bei Veimisohung von Losungen derselben ent-
wickelt wird, ist eine Aufgabe von grofser Schwierigkeit,
indem sie die vorherige Bestimmung vieler Data erfor-
dert, welche sich nur in wenigen Fällen alle durch's Ex-
periment entdecken lassen. Vor der Vermischung sind
die Flüssigkeiten in der That Lösungen von Säure und
Alkali im Hjdratzustande, und da bei Bildung dieser Hy-
drate und im Allgemeinen auch bei deren nachheriger
Losung grofsc Wärmemengen entwickelt werden, so fin-
det eine gleiche Wärmeverschluckung statt, wenn diese
Verbindungen zerstört werden. D^selbe erfolgt über-
dies bei Lösung der entstandenen Verbindung. Nach-
dem alle diese Berichtigungen gemacht worden sind, ist
es zweifelhaft, ob nicht das Endresultat eine theoretische
oder imaginäre Zahl sey.
Nehmen wir die jetzt herrschende Ansicht an» dai's
die
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33
«•
dt« Sinrciiy^te • wirklich- Vetbiiwkmgn ron ranen Sita*
reu mit Wasser als Base seven, so entspringt die Wärme,
die bei Neutralisation einer verdünnten Säure mit einer
Base entsteht, dadurch, dafs die letztere ein Aeqniva-
IftBt batiscbes Wamr «wtreiirt osd das warm «v»
wikrte «Ugemeide Resollat kanii ta awgadrfiekt werdens
»Wenn eine nnd diesdbe Base Wasser ans «einer Ver-
bindung mit irgend einer Säure austreibt, so ist die entwik-
keite Wfirme nahezu dieselbe.« Und setzen wir für daa
basische Wasser irgend eine Basis, ao-mmint dM Ge-
aeti die Mfjende sehr allgemcane Form rat
Wem me Base eme 'amdere aus irgend emsr ihrer
neutralen Verbindungen austreibt, so ist die enimckelte
oder verschluckte Wärme immer gleich, tvas für eine
Säure es auch seXf wenn nur die Basen dieselben sind.
Die folgenden Versuche wurden in der Absicht nn-
temomBieii, die Richtigkeit dicees Satzes so erweisen.
Ab Basis mir Aostreibüng der anderen wurde Kalihj«
drat angewandt, und zwar immer im Zustand einer ver-
dünnten Lösung. Der Gehalt dieser Lösung wurde durch
Neutralisation einer bestimmten Menge derselben mitteist
Schwefelsiore yon beltannter Stärke ermittelt. Die er- .
forderliche Menge wurde gewogen in einem langen cj-
lindriaelien GelMs von dQnnem Messing, das aoawendig
mit Kopalfirnifs überzogen war. Dieser letztere schützte
es wirksam gegen die Einwirkung aller MetalllOsungen.
Die aequivalente Lösung des zu zersetzenden Salzes be«
fand sieh in einer illinnen (GiasiaaGhe, die innerhalb einer
ginOlseren von einem Torspringenden Rand getragen ward.
Das Ganze war so eingeriditet, dais wenn das Messingge-
fSfs mit seinem Inhalt vorsichtig in die Salzlösung hinabge-
lassen ward, es schwimmen blieb und dabei zugleich na-
hezu dnrch die ganze Tiefe der Flüssigkeit reichte. Das
Gewicht der beiden FlÜasigkeücD susammen betrug 1000
1) Transact. of tlu linrai Irish yicad., f 'oi. XIX, p. 247. ( An-
nalen, Bd. 54, S. 208. )
Pog^endorfTs Annal. Bd. LXVI. 3
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a
Gran, von welchen die Salzlösung etwa 700 Grau aus-
machte. Um die beiden Flüssigkeileo auf dieselbe Teio*
peratur su bringen, wurde dem inneren Gefttfise eine rä«
sehe .UmdrehuBgBbewegpng gegeben^ indem man darin
mit einem leichten Glasstab herumrfihrfe. In dem fiofiie-
ren Gefäfsc wurde ein sehr einplindliches Thermometer
mit langem c^Itndrischen Behälter aufgehäugt. Sobald
zwischen beide Flüssigkeiten ein yoilkommenes Tempe«
raturgleiehgewicht eingetreten war,, worde der Stand de*
Thermometefs sorgfältig auCgeseichnet Das Mesaingget
föfs wurde dann am Rande mit einer- Zange gefafst und
sein Inhalt schnell zu der Salzlösung gegossen. Das Ge-
misch wurde rasch umgerührt und der nunmehrige Stand
des Thermometers aufgezeichnet. Nachdem die Vermi>
scfanng staltgehabt, wurde das MesainggefiMBs wieder in
die Flflssigkeit gebracht
Die entwickelte Wärme stieg, mit Ausnahme weni«
ger Fälle, nicht über 3" F.; und ich hatte es so einge-
richtet, da£s die Endtemperatur der Flüssigkeit, je nach
dem Gesammt betrag der Wärme, (^',3 bis F. höhe*
war als die der umgebenden Luft. Wenn eine Senkung
der Temperatur stattfand wurden die A|ustirangen dai^-
nach abgeändert.
Dieser Verfahrungsweiso stellen sich freilich mehrere
Einwürfe entgegen; allein zahlreidie Vorversuche habeu
mich überzeugt, dafs ste^'wenn di« .Tempemiurveiün^
derungen nicht bedeutend sind, sehr geiMMe ResnlHil«
giebt . Die wichtige Bedingung, die beiden FlCissigkeiteü
in kurzer Zeit auf genau dieselbe Temperatur zu brin-
gen, läfst sich vollkommen erfüllen. Die hauptsächlich-
ste Fehlerquelle liegt in dem Erwärmen oder Erkälten
der alkalischen Flüssigkeit während sie in das äufsere
Gef^fs gebracht wird; wenn der Unterschied zwiscfanBi
der anfänglichen Temperatur der Flüssigkeit und der der
Luft bedeutender gewesen wäre, würde diefs ein ernst-
licher Einwurf ^egen das Verfahren sejn; allein dieser
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aa
Uoterscbied überstieg seifen 2^ F. Da von der alkali-
Meken FUkui^ßMk maige- Tropfio im innenii GelMie ba£i
ten blieben, eo tverden 3 Gran von iht in Uebevscbofb
gentomen, was, wie sich fend, genen den VerfaMt er-
setzte. Eine ähnliche Portion blieb von der Salzlösung
an der Aufsenfläche des Messinggefäfses hängen, allein da
Flüssigkeit und SbIk zusaniinen fortgenommen wurden, so
stieg der derauB entefNingende FeUer in keiuni Fall«an{
Hiebr ale einen Bmidi von* einem Hiindertelf;racL Uele
die Aetzkalilauge während der wenigen Minuteki, die datf
Abgleichen der Temperaturen erforderte, der Luft aus-
g^t^t war, führte zu keinem merkücbea Fehler.
Die Concentration der Lösung war eine solebe, daia,
wenn ein Sulfat entwandt ward, die gedämmte Fittsaig«
keit necb der Verauachnng 1 Proeent wesaerfveier Sehwe*
feisäure enthielt. Die Tön irgend einem Salz erforderli-
che Menge wurde daher erhallen, wenn man sein Atom-
gewicht durch das der Schwefelsäure dividirte. Die al-
kalische Flüssigkeit enthielt 0,01 bis 0,02 Kali mehr als
zur Zersetzung des Salzes erforderlich war.
Der tbeoretisebe Wasser- Werth des BehSlters vom
angewandten Thermometer betrug 6 Gran; der vom Glas-
gefäfs und Glasstab (da die spec. Wärme des Glase»
0,140 ist) 68 Grao, also der gesammle Wasserwerth des
Gefkiaes 74 Grao. Bas Mesaioggefäfs ist hierin natfir^
lieb nicht miibegriffen^, da es nach ^Abgldcbnng der Tem-
peraturen ganz entfernt wird, der entsprectiende Wertb
des Gefäfses, in der erhaltenen Flüssigkeit ausgedrückt,
ist 76 Gran. Die gefundenen Temperaturen sind daher
ZOT Berichtigung wegen der Gefäfse mit 1»076 multiplicirt
Endlich iet nnoh eine Beriebtigmig erforderlich we«
gen der spedßseben WSrme/der erbeitenen Lörnnged
und Niederstiil^e. Allein «de 'die genaue Bestimmang
der specifischen Wärme einer Substanz grofsc Sorgfeit
und viel Zeit erfordert, so habe ich nicht versucht, von
dem Producte jeder Operation die apeciiische WAnne
3»
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iMtondeni n bestiiiimen. kb bcBtimiite jedoch sdhr «org-
ftltig die spec. Wänne d«r Tfer iMup^flilichBteD ron
den sich bildenden Lösungen, und schätzte, nach den
Versuchen des Hrn. Regnault, die specifischen Wfir-
Boen der gefällten Oxyde ( diese im wasserfreien Zustande
. Die nntenoeiiten FlfissigkeiiaD mreo LOiiuin
fSßn (Ton noranler ConceoCratiott) vom stAmMmurm^
salpetersauren und essigsauren Kali, und toh Chlorka-
Uum; die spec. Wärmen fanden sich respective gleich
0^973; 0,975; 0,971 und 0,971
Die Kesultate der Versuche habe ich in besenderttt
Tafeln «HSBimen^efltellt. Dia erste Spalte einer )edeo
Tafel enibält den Namen des,zerseteten Sakea, die «weite
dessen Gewicht; die dritte die Temperaturveränderung,
wie sie beobachtet worden; die vierte dieselbe berich-
tigt wegen des Gefäfses, oder bezogen auf lOOü Theüe
der entstandenen Mischung; die fünfte endücb dieselfae
bezogen auf 1000 Tbeile Wasser.
Kallsalse.
Suis.
:> Ii <
/ TemperatunreraDderung
Grewtcht
)>eiog^ auf
««Fla$9rg1t.|Wb^'
iMobwIitet. '
20,6
-OV34
-0",37
—0\36
20,6
—0,32
-0,35
-0,34
'-ue ,35
~0 ,38
—0,37
02.7
-0 ,31
-0 ,34
13,9
-0 ,34
-0,37
-0,36
13,9
— 0 ,36
-0 ,39
-0,38
22,2
—0 ,35
-0,38
-0.37
22,2 ,
1 -Tp .37,
CaO.NaOi
CaO>N'>Os
Clba.Sa0s.6Ha0
CaQfSaO^.eHaO
Cacr, . .
CaCl2_. . . .t; *j
CaO. A . Aq )••
. Der aalpeterpanure Kalk
^efroeknet; bei deoi eiiien
tral, bei dem andern schwach alkalisch. Das Chloma-
triuin war in dunkler Kotbgluth getrocknet, aber nicht
geschmolzen. Seine Lösung war dentiich alkalisch, da
daaselba bei dem acbwiehaten Globen eine geringe Zer»
1) Bidie den Ziuai» md Sdhtaft.' '
sorgOltig im &Mlbade
war die LOsnn^ nen-
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37
setzuDg erleidet. Voft *<iieiii mi|8atireD Sals Ueferten '
22,64 Gran, in einer warmen Atmosphäre getrocknet,
12,70 Gran kohlepsauren Kalk, aus welchem die erfor-
derliche Men^e^ wie sie io der Tafel aDgege|^% ^eiiech-
net ward. <...•.(..
Das negative Zeichen sagt, dafs w^nn Ka%'4ie Base
dieser Sähe austreilit, eine Temperataremiedrigung statt-
findet. Die Uebereinstimmung dieser Resi^a^ innerhalb
der Beobacbtungsfehler ist vollkommea. >. • .•.'.< »
Talker desalee.
Die Talkerdesalze werden in der Kälte sehr unvoll-
stfindig durch Aetzkali zersetzt, und deshalb ist die TOm
Thermometer angezeigte TenqperaturyerSnderang nur ej^
Theil TOD der, welche der Austausch der Talkerde ge^
gen Kali erzeugt. Es trat indefs bei diesen Salzen, wie
bei den vorhergehenden, eine Temperaturernicdriguug
ein, die bei den Versuchen mit dem Sulfat und Chlo-
rid und eliiem Aequiv^lent Kali zwischen O^^lO .iind
0^,15 F. lag. Mit gröfserer Menge von Kali trat einC;
stärkere Temperaturerniedrigung ein, allein dennoch schien
der Austausch nur unvollständig zu sejrn. ..
.Baryt- uad,|isreii$|aarsal«*a. r - rr
' Bei zahlreichen Versuchen mit den Nitraten von Ba-
ryt-«nd'Slrett^ani oder den CUoiÜden voti 'Barium und
Strontium, trat keine Temper»iai%«^ftldeMnig'efai. Wk-
Losungen 'Wareft so "v^rdtbnit 'li^fciioiimiftti/' ddk'iii der Mi-
schung eine blofse Wolke erschien, hauptsächlich aus'
einer Spur von Carbonat bestehend. Freili(ih haben wir
keinen positiven Beweis von eingetretener Zersetzung,
so • lange *nieht'ifl0neeBitrirt^6 liOsnngen' angewandt wer-
de« tind"^iii'l9iMMda«g =ent8teKt,-«ilMB< div'ferbaitnife-^
ttiffst^' ^ll0lldi1Mt>''dieiisr tiasen tfUNÜ eH ^khl^wahic-'
schei»Hch, dafs in allen Fällen Austausche stattfinden. '
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NaO.NjOs
NaO.SO,.10HaO ....
NaO.SOs.lOHaO ....
-I } ntfafll^ 4 •ittt tf>u u ' i< .jk i< {« 1 r
NaCla
NaO.COj.lOHjO . . .
NaO.COt.lOHaO uii^uu
1*
Gewicht.
i ♦!'»sj' ;
21.4
40.3 .
4Ö.3
14.6
35,8
TemperatorveräD'
--0*,14
--0,13
--0,06
H lO-
- -0 ,07
0 -o* I >1.,
36.8 'i fr^'^iipf^l^Od /ii
--0 ,07
Awaoniaksalze..
:i'U'r<:;i
{{fo'v 'Wf) 1-' ''1'-- ...
Gewicht.
Temper
beobachtet.
aturverander
bezogen
auf
II2 • CI2 • ••
AdHoO.CjOj.H. 0 . . .
AdU.O.C4iIaOo.H,0. .
18,74
19,98
13.33
17,72
25,24
-fO°,70
4-0 .69
-H> ,70
+0 ,70
-H),69
-0 ,74
-0 ,75
-0 ,75
-0,74
-0",73
-0 .72
-0 ,73
-0 ,73
-0,7ä
suche, nachawn alle Berichtieun^eii eemacbl, folgende
Resultate: schwefelsaures Salz 0^,76; salpetersaures 0",77f
saizsaures O'^Jß; kleesaures 0'',75 und weinsaures 0",76
F. Diese Zahlen; abwoM im Mittel uinr 0S03 F. böher
ab die obigen» stimmen yoUkommen unter sich. Bevor
wir die thermtseben Relationen ' dieser Sehe ontersachen,
müssen wir uns versichern, dafs ihre Lösungen, da der
geringste Sliureüberschufs di^ .Resultate g|üQ^U(;h..v€)r^-
4eni w.ürde, i^tjral sind. . ü- • •
. Ich vmii^t9.«eiiie Uanu^ Yon cja/fmmoa^Smt*
im Ämmoniak tu bereiten, '.iddM kh. bOeongen. voa
C^nwasserstoffsäure und Ameioniak so gleichen Aeqoi-
valenteu mit einander vermischte. Bei Zersetzung die^
ser Fl üGi^igl^eit durch Kali trat eine TiemperaturerhöhnDg
ei«,, in: verschiedenen. Versuchen v4>n O",87 bis 0",9Ct
inen, «iobi de» oMgmi ftesuttatio nttbait..' Anrntm^kmn^
wel4w '4kn Qymßm^nli^tbXme^. M jhrtfr .Vefhlidung
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mit ^kalien darbietet, ▼teltsüie» dieser Tbatsache einige
Wichtigkeit. • *
Das sogenannte neutrale phosphorsaure Ammoniak
ist, wie das eatspreebende-arseasaure, eiu Sslz vou aoo-
maler Zasammensetsaiig, welches in seioen thermiBchen
EigeiiscbafteD aus tfieoretischen Grüiden von den iil^nn
gen Anmioniakialzeii abweicfajeo' imifs. Wenn, In 'v^'
dünntcr Lösung, ein zweites Aequivalent Ammöniak ta
einer Lösung eines gewöhnlichen neutralen Ammoniak-
salzes hinzugefügt wird, tritt keine Temperaturverände-^
mog ein; allein dewibe ZiisaMt dem nfntr^len phos-
pbonaoren Sek bewirkt eine iTemperatnuerbÖhnnf; von
0^18. ' Das letztere Sab verliert indefs lifShrend der Ver-
dampfung einen Theil seines Ammoniaks mit solcher Leich-'
tigkeit, ohne dabei seine alkalische Keaction einzubiifsen,'
da£s ich nicht gewiCs bin, ob dieis eine £i|;ien6diaft des.
Salzes in seiner normalen Zusammensetznog sej, oder,
daraus entspringe, dafe es. vor der.^Osong einen TheU
seiner Basis Terloren hat. Bei Zersetzung des nSmlicben
Salzes durch Kali waren die Resultate nicht glcichmäfsig;
bei einem Versuch stieg die Erwärmung auf ü",98; bei^
einem andern, angestellt mit demselben S^lZf nachdem
es sehr kunee Zeit einer warmen trocknen . Atmosphäre-
ausgesetzt gewesen, betrug die ErwArmbng l^fid; und'
bei elwem dritten, *«robei die Lösung des letzteren zuvor
mit Ammoniak gesättigt wurde, stieg das Thermometer'
auf I ^,0. Nehmen wir an, die bei der Zersetzung durch
Kali erzeugte Temperaturerhöhung sey 0^,99, und ziehen
wür O^^IS. bieyon ab, so haben wir fiir die Erwähnung
bttn Austausch . von Ammoiilak -gegen Kali.0^8Q, ms
nahe das obige Resultat ist. Die thermischen Eigenschaf-
ten aller phosphorsauren und arsensauren Alkalien sind
sehr verwickelt, und bedürfen einer weiteren ErforsGhung..v
a
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40
•ir.
IUI
[Gewicht.
I bezogen auf^
BfnO.SOs . .
18,9
18.9
24,9
24,9
-i-r',00
4-1 .H
4-1.08
4-1 .09
--1 .«4
--1 .04
--1,04
-1 ,05
4-i>i9 I +l.fÄi|.
Die^, ZusammeDsetzung des Chlorids und des bern-
steinsaufen Salzes wurde durch Verwandlung dcrselbea
in schwefi Isnni es Salz besüimtit. 17,05 Gran deit erstc-
ren und 11,24 Gran des zweiten gaben respective 12,94
und 6,91 Graa voa letztereoi. Das berusteinsaure Salz
entwickelte, wie zu ersehen, etwas mehr Wärme als die
übrigen .Salze, Wahrscheinlich sind alle diese Zahlen
zu hoch, wegen der Schueiligkeit, mit der die Nieder-
schläge Sauerstoff absorbiren. Diefs bewirkt eine leichte,
aber deutliche Wärmeentwickinog auf einige 'Minuten
nach der Fälloog.
Eisenozydalaalze.
beobachlei
Temperalorvera ndc ru ngen,
■ bezogen feaf
d. Flassigk.| W
FeO.SO3.7HaO
FeCl..4H,0 . .
FeCl;,.4iIaO . .
34,5
24.6
4-ir52
4-1 ,57
24^.^1^+1 .53
4-l",64
4-1 .09
4-l".58
4-1 .63
Von diesen ReBullaten gpit damU^e, was voa den
vorherigen gfsagt ist.
Zinksalbe.
Salze.
ZnO.SOs
Zo o. ^s Ol
ZnO.iVjOi.Aq . . . .
ZnO.NaOt.Aq . . . .
ZnCN^Os-Aq • • • .
ZdC],
ZnCla
ZdCI,
Zn.Br,
Gewicht.
Ttnpenrturvcränderungen
bezogen auf
beobachtet, ä. Fliissigk. WaiMr.
20,6
20,6
29,56
29,56
29.56
16,87
16,87
16,87
27,57
89,54
■1*,73
•1 ,76
■l .68
1 ,65
-1 .69
•1 ,65
1 ,68
1 ,67
1 .65
-1,68
4-l°.86
--1 ,89
--1 ,81
--1 ,78
--1 ,82
— 1 ,78
— 1 ,81
--1 ,80
--1 .78
-131
»,70
.82
,74
.71
,76
.71
--1
--1
-1
--1
--1
--1
--1 ,74
--1 ,73
--1 ,71
- -1 ,74
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41
Das schwefelsaure Salz war durch ▼ortichtiges Glü>
heu eutwässert; das salpetersaure war eingedampft bis es
beim £rkalteu geataiMl; 2i),17 Gran des wasserhaltigeu
Salzes hiiüevUefaea Badi dem GUlbtn Oxyd. Das
Chlorid war vorsifliitis gesohmelat und- in einem bedeck-
tes Tiegel gewägt. Das BrOmid uod. das Jodid worden,
auf einem bcifseu Sandbade getrocknet, aber nicht ge-
schmelzt, die drei letzten Verbindungen werden bei der
zur VerUeÜMiu^. aller Feuchti^eit erforderlichen Hitze
elwaa zerMfat, daher mak •die- nie -ihnen erhakenet £r^
wMinnfi etwas ualer dcr Wabrheil bbiben^ . Alle ohu-
f^en ZiokaalBe worden durch ein gedauee' Aequivalent KaK
zersetzt, und der dadurch entstandene Niederschlag er-
wies sich als Zinkoxydhydrat. Wenn aber essigsaures
Zinkoxyd iu ähnlicher Weise behandelt wird, fallt eia^
Unteraab {SubiaU^ baäaehea Salz) nieder. • Die darüber>
befindlicke Flfiaai^it entb«U nocb Zinksah, atad Ififst
anf Zusatz Ton Kali einen feineren Niederschlag fallen.
Bei Fällung eines Acquivalents dieses Salzes durch ein
Acquivaleut Kali stieg aus diesem Grunde das Thermo-
meter nur l^^l F. Als zur Erlangung einer vollständig
geren Zersetznng. ein doppeltes Anquivalant Kali . an^a-i
wandt wnrde^ war die entwiebelte Wllmie etwas gerii^
ger; allein es ist zweifelhaft, ob die zusätzliche Menge
Kali wirklich einen vollständigeren Austausch bewirkte,
da zugleich der Niederschlag gröfstentheils wieder gelöst
ward. Es ist dieCs einiinterepsantes Beispiel einer Schein-
baren Ailsnabme, von dem 'Gesetz der aequibasiscben
Wärme, ab Fol^ einer entaprccbenden Annmalie in dar
chemischen Beaction.
Quecksilber salze.
Daa einzige zu diesen Veisnchen geet^6te Queck-
sflbersalz ist das Chlorid. Die Hälfte vom gewOhnAchen
Aeqni^alenl desselbeD (17,1 Gran) , wkd - von 'der Kalilö-
sung gaben in drei Versuchen 0<^^0; 0^86 und 0^89,
was, nach allen Berichtigungen und nach Verdopplung
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42
des EfKirMiiltBft«8, liefert^ 1,89: l^^^l nnäl 1^87. Ich
bin nicht im Stande gewesen diefs UesuUat durch Fäl-
lung des Oxjds aus einem anderen Salze zu bestätigen.
Das Broinid ist zu wenig löslich in kaltem Wasser. Das
Cyanid wird nicht vom* Kali lersetst, und dem^emäüs
wird bei Vermieehang ihrer LfleungeD lieine' Y^^irme eni«'
wickelt. Defs des Kali dieses Sab nicht zersetvt, gehl-
ferner aus dem Umstand hervor, dafs bei Neutralisation
desselben mit einer Säure derselbe Temperaturanwuchs
eintritt, wie wenn das Kali im freien Zustand gewesen
wSre. • Schwefelsaures und salpetersaares- QueeksiUMt*
sak werdett beide ecbon bw< Verdttnnang fHamt Lftsnag
zersetst. Zwar ist neuerlicih bflhauptet Wörden, dafstman
eine Lösung des neutralen Salzes erhalte, wenn man das
Chlorid durch salpetersaures Siiberoxyd fälle; allein dieÜB
ist ein Irrthum, es tritt die gewöhnliche Zersetzung ein«
In der That röthet die Lösung des veniieiollidi neutra-
len Nitrats stark das Lackmuspapier, wihrcnd das Chh^-
rid'es mir schwach thut. Bei ähnlichen iVersuchen mit
anderen Metallchloriden, die neutrale Nitrate zu bilden
UB Stande sind, zeigt sich keine wahrnehmbare Aende-
rang derReactioü. Diese Beobachtungen erklären voll«
ständig die Anomalien» welche kh irOher bei Wirkaig'
▼erdfinnter SSoren auf Qoecksilberoxjd anfflhrte« >
Bleisalae.
ze.
Gewichl.
1 «
TcmperaturvcränderungfD
bezogen auf
d TlGMigk.l Wasser.
Iieobachtet.
PbO.NjOs . . . . .
PbO.NjO, . . . . .
irPbO.N'Oj) . .
ilPbO.NaOs) . . .
i(PbO.A.aHaO)
^Pbp.A.dHaO)
41,34
41,34
20,67
20,67
23,64
23.64
--2",77
--2,77
--1 ,39
--1 ,37
+1 .32
4-1,33
--2*,98
--2 ,98
-1 ,49
H-l ,47
+1 ,42
+1 ,43
-f2".88
-f 2 ,83
-f 2 ,90
-f2 .86
-f2 ,77
+2 ,bO
' In den vier.'Msten Veronehen •wurden die halbatt
Qaantttitan ijenomniai, Jedoch die Eeanltate sllmnitlicli
.1
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43
in der fünften Spalte auf die gewöhnlichen Mengen zurück-
geführt. Nach Ablagerung des Niederschlags zeigte sich
die darftberetehende Flüssigkeit stark alkalisch, und fäbif^
Bleiialze ni .fölisn; aaeh enthielt- sie eine- kliiine Metige
Blei geltet Diese irohlbekannten' Tiiatsnelien telgen,
' dafs die obigen Zahlen nur einen Theil der beim Aus-
tausch von Bleioxyd gegen Kali entwickelten Wärme
vorstellen. Ihre Uebereinstiinmung zeigt indefs, dafs die
Bleisalze, bei ftbnlicher Behandlung mit ätzenden Kali,
gleicbe .Wänuemepgen Isefem.
• <
Kttpfefealae.
TeiDperaiarvcrä nd eru ngcn
. Saite.
Gewicht.
beu)gen auf
b«obadilcL
WaMcr..
19.90
+2«,86
-3«,08
h2 ,97
19,90
4-2,86
-3 ,08
-2 ,97
C11O.N2O5.Aq ....
30,53
H-2 ,86
-3 .08
-2 ,97
CuO.NaOs.Aq ....
30,53
+2.86
-3,08
-2 ,97
-3,02
16,72
-2,84
-3,05
-2 ,94
GuCla ....»• «-v •
16,72
-2 ,80
-3,01
-2 ,90
CuO.A.HjO
24,87
-f-3,08
+3 ,30
24,87
H-3 ,02
-j-3,25
4-3,12
24,87
+3.06
+3.W
Das Sulfat und Chlorid wurden im wasserfreien Zu-
stand, das Nitrat ward als feuchte Krjstalle genommen,
und deren Zusammensetzung durch Glühen bestimmt;-
8^72 Gnn iiefertett ao 2,83 Gran Oijd. I>a das essig-
saure Sah cinai. kleinen WirmeAeESdiaft gab, so be-
mOhte kh mioh m entdecken, ob »diefe einer Besonder-
heit in dem Niederschlag oder der Zusammensetzung des
Salzes zugeschrieben werden lU)nne. Der beim ersten
Versuch erhaltene Niederschlag wtnrde gesammelt; er wog
1IK0I Gran oder l.Froc. mehr als er theoretisch müfete^
waSf.iweno ma». einen gleichen Udicrachnia .an Aetekali
vorhanden annimmt, nur einen Fehler von. B^yM'Tennrsa-
eben konnte. Von den beim, letzte^ Versuche angewand-
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ieu Krystallcn wurden 9,40 Gran mit Salpetersäure dige-
rirt und darauf geglüht; sie lieferten 3,74 Gran Oxyd,
was genau das theoretische Resultat ist. Es scheiat also,
als liefere das essigBaiire Kupferoxjd bei Zersetzung dordi
Kali ^ Wlhme nebr alt -dw üMgeii Kupfeiiabe.
Sllbersalse.
Das salpetersaure ist das einzige von mir untersuchte
Silbersalx. ' £in volles Aequivaleot, 42,48 Gran, dwob
Kali zersetzt, gab 3^,88, oder bezogen aalt die 'eoMan^
dene Flfissigkeit 4^,11 und aof Wasser 3<>,9&. Zwei
ähnliche Versuche mit ehieiB halben Aequtralent gaben
nahe dieselben Resultate, d. h. nachdem alle Berichti-
gungen gemacht und das Endresultat verdoppelt worden,
3<',9ü und 3^94.
Bisenozjdsalae. . . . ' »
Da die bisher untersuchten' Basen alle yQn der Form
MO waren, so war es wichtig zu untersuchen, in wie
weit der gefundene Salz für Basen von der Form M^Og
gHltig sej. Die Eisenozjdsalze schienen- für den Vc/k^ueh'
am geeignetsten; allein es hult schwer; sie im neoiralen'
Zustand zu bekommen. Die sicherste Methode dazu be-
steht darin, durch Lösungen von Oxjdulsalzen einen
Strom von Chlorgas bis zur Sättigung hineiuzuleiten und
dann den Ueberschufs des Chlors duvcb Erwärmung aus*
zntreibenb» Auf diese Weise kann man leicht aas- einer
Littaag vöaChloIrfir dine TomrObiorid eriHiiCen, 'ulid>aaB
einer vem sehwefefeaoren Oxyduls ein iGemeage Ciild«
rid und schwefelsaurem Oxyd. Da indefs die erfolgen-
den Oxydverbindungen die Hälfte Kali mehr zu ihrer
Zersetzung erfordern als die Oxjdolverbiudungeny- aas
welchen* sie etttsteben,' so war es-ndtbig ^■•lefzlereii
nUr. 9w^ Dritter etnea Aeqairdents «unehMeny- am die
gawihnlidh^ KaÜMengä 'beigdbehaltan.n?-
'Deipgemäfs wurden 16,40 krystallisirtes Eisencblorür
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4»
in .CUoiifl vtrMiMt und dntdi' Kali «ersetit; in«
schiedenen Y^nnobeB fdbea' sie 3^, SS; S^'.TS und S'^Ji,
was, nach allen Berichtigungen, entspricht: 3^,97; 3°,89
wd 3^,88. Vom krysiaiiisirten schwefelsauren Oxydul
gaben 23 Gran, eben so behandelt, 4'',09; 4<>,11 und
4^13 etttfpr«ai€iid 4»35; 4^27 und 4«"^ IMeta lU-
Mdtate, dmloM nieht ifkntitdi'; kamnen ekMinder dooh
hinreichend nahe, besonders wenn man die ütimcherheit
der ursprünglichen Zusammensetzung der krystallisirten
Salze und die Schwierigkeit, alles überschüssige Chlor
oline ZttfMttang auszutreiben, in Betracht zieht • Ein
anderer Umslnnd» der diese Reanllate abzQSndem atrebt,
• dessen fifaiflafii • alber schwierig zn emdlteln ist, besteht
darin, dafs der entstehende Niederschlag immer Kali ent-
hfilf, und zwar durch so starke Verwandtschaft mit dem
£i8enoxydhjdrat verbunden, dafs selbst heifses Wasser
nur eine Ibedufüse Ablrennnng desselben bewirkt. Scbc
mabncbcinUbh ^findet diefr bei msebiedenen Seinen in
i^erediiedenenitMi^iCie' statt, und darin mag wobi Eine Ur»
Sache der Verschiedenheit der thermischen Effecte liegen. !
Beim Bückblick auf die vorhergehenden Resultate
wird man beobachten, dafs während der Umtausch yoa
Kali fsms^n ▼eneyedene Basen%(bermiaebe Verttndemn*
gen hervorbringt, die ivon ^0^,84 J»i8 4-4^,% schwan^
ken, die grdfsle -lIFebereitistinmang herrscht her denen^
die mit den Salzen von jeder Base für sich erhalten wor-
den sind. Freilich zeigen sich, in einzelnen Fällen ge-
ringe Unfersebisde;- allein diese sind, gbixbe ich, im All-'
goneinei» nicht grillaer ala sie bei« chemiselien Beactio^
nen yorkonuaen. . Es ist daher -m einer ToUkonuneneft
Gleich fönnigk^ der Besultate wesentlich, dafs genaue
Aequivalente von dem Salze und der Base angewandt
werden, und ein vollständiger Austausch stattfinde. Diese
Beifingnngen sind aber selten erfilUt. Es ist jedoch wich-
tig nt bemerken^ dals, nnt ein.Paar Aosnahamn, die beob*.
achteten Abfisishaagen «He in- demselben Sinne. liegen.
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weklicn die Tlieorie abdeotet • Dk fiolnfier%)i6it, «die
neisten Meülltalze im iwllkoiMiaft aenlnileD Zostonde
und von fester Zusainmeusetzung zu erhalten, ist wohl
bekannt, und bei den zerfliefslichen VerbinduDgen kano
eine besondere Analyse selten mit Vorlheil angewaedt
mrdeD* Die aua der UnvolikommeniMil des Aiitaosahea
entsprini^ende VeriBderliclikeit das NiedencUa^ ist dne
ergiebige Quelle d«r Verochiedeiilieiten in den Resull»*
teil, und sie wird noch vergröfsert durch die Nothwen-
digkeit, alle diese Versuche ohne Aoweudung äufserer
Wärme anzustellen. Die Bildung eines Untersalzes (ba->
aiaehen Salzes) entwickelt wenifjer Wärme als* die FäU
kuig eines Oxydhjdrats, offenbar weil in ersteren Faft
ein nnvollstandiger Anstanseh stattfindet Eän merkwfiiw
diges Beispiel hievon hatten wir bereits in der Wir-
kung des Kalis auf das essigsaure Zinkoxyd, wo eine
grofse Abweichung von der gewöhnlichen Wärmeent«
Wicklung deutlieh, darant eotlprangi dafa der Niedsrocfchig
ein Untersale war. Dieselbe Ursache stOrt «hne £wci^
fei oft die Genauigkeit des Resultats In andern Füllen,
wo eine geringe Menge Untersalz gebildet wird. In ei-
nigen Fällen bleibt auch ein Theil der ausgetriebenen
Basis in der Lösung» und in noch anderea wird eia Theil
der auströbenden Baisis mit den DBederaehfaig gefielt.
Ziehen wir alle diese Fehlerquellen in Betracht, so acheini
das allgemeine Gesetz der Gleichheit der Wärmeentwick-
lung bei Austausch einer und derselben Base durch die
vielen Fälle eiij<er völligen Uebereiastimmung: damit ^ im
Gegensatz m den wenigen eiser genügen -Abwciohnog
davon» vollkommen bewährt au aeyn. .
Es mag hier bemerkt aeyn» dafa es traf die Ribhtig-
keit durchaus keinen Einflufs hat, was für eine Ansicht
man über den Vorgang beim Austausche der Basen an-
uimmL Möge man annehmen, das Endresultat ent^nnge
aus einer bloßen Stelhrertretung* der einen Base' dnreh
die anderey oder aua einer Reihe gaaamieflar ohenianiian
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hMToribringt, di« allg«iiieiiieii, so theo festgeitcllten Thal*
sacben bleiben dabei immer strenge richtig. '
Die Abscheidung der meisten Basen in starrer Form
strebt ako Wärrae zu eulwickeln, und da diefs bei ver-
acbiedefttii NiedmclilAg^ in on^atoluai MaaCse iwcbieliti
to lassM sieh dih Zahlen iCir die ludöalkihen Basan nichl
genan mit einander vergleieben. . Der Betrag deradsdeie
Fällung entspringenden latenten Wärme ist nicht bekanntf
mufs aber bei Bildung eines und desselben Niederschlags
derselbe sejn. Die BetidiliguDg wegen dieaes Umstaof-
des wird also füv Salae ven gUieher Base eine cMMtante
GrOfse seyn, nnd mithin, wenn sie angebracht' wird, die
Gleichheit der Torstehenden Zahlengruppen nicht andern
können. Es ist wichtig zu bemerken, dafs, ungeachtet ddf
ans der Bildung der Niederschläge eutatehendeu Wärme,
cine Temperaturemiedri^ng eintritt, fvann . Kalk .mUc
Talkerde durch Kali ausschieden wfrd, )
Im efsten-Angenhliokjchaintdiese letzte Thataaeheau
beweisen, dafs Kali eine schwächere thermische Base sey
als Kalk oder Talkerde; allein bei näherer Betrachtung
zeigt sich, dafs ein solcher Schlufs wenigstens voreilig
ist. IVIad Müi sich namiii;h erinnern, 4ais.wir vöUig
onfaekannt sind aü all den chemischen Vorgängen, w^.
Ae die in Rede stehenden Anslauaehe begleiten. Wiii
wissen, dais die austreibende Base vor der Vermischung
im Hjdralzustande vorhanden war, und dafs nach der
Vecmischung die ausgetriebene Base in demselben Zu-
stand erhalten wird. Aliein wir.klMuieif auf keine Weia^
mit Sicherheit entdecken, in welcham Znstand die Basen
in den Losungen ihrer nentraleo Saite eiisttrCen. Neh-
men wir an, sie existirten im Hydralzustande, so drOk-^'
ken die zuvor gegebenen Zahlen genau die bei den che-
mischen Austauschen entwickelte Wärme aus. Nehmen,
wir aber an, daüi- das Kali sieh ▼on dem mit ihm veri-
bnidcBan Wasser traams^ und andererseits der Kalk aish*
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J
48
wllirend -der Vmaebe mfir Wäner ^mbiaie,« so wMen
ieiic Zahlen das allgemeine RetaHftt einer Reihe sehr ver-
wickelter Vor^än^e seyii. Es können andere Voraus-
. Setzungen gemacht werden, aber wir können die Rich-
tigkeit nicht einer derselben erweiten. Mtnr Einr ist §e«
wifet dafe, wie euch diese n'nbekannten Yovgls^e be-
schaffen sejn mögen, sie doch genau ahnlii3i Bin4- w«mi
dieselben Basen an«;ewandt worden. Mithin sind die
vorstehenden Versuche hinreichend zu erweisen, dafs bei
denselben Basen die aus deren Austausche entspringende
Warme immer dieselbe- ist, -wenn- eueh die Zahlen mcbt
die pMW von dieser ürsacbe herrührende - Temperatur»
verSnderung ausdHIeken.
'Zu den Umständen, die möglicherweise auf diese
Resultate Einflufs haben können, gehören die Tempera-
torverfinderungen, die aus der Auflösung von Salzver*
bindon^n in Wesser entstdieo, ein neoeriich. von Hni.
Graham untersttditer Gegenstand; Allein , wiewohl ek
richtig ist, dafs nach dem Austausch ein hnderes Salz 'in
der Lösung bleibt, als zuvor in derselben war, so mufs
doch bemerkt werden, dafs keins der Salze während des
Processes den starren Zustand annimmt, und die erwähn-
ten Temperatarveranderangen hangen wesentlich von die»
ser- Bedingung ab* ' Aus diesem Grinde, scheint mir,
können die aus dem Act der Lösung entspringenden
"Wärmceffccte in keiner Weise bei diesen Versuchen in
Tbätigkeit treten.
' Dassdbe allgemelae Princip schliefst beinahe aUe
^rmiscben R^hate ein, die ich früher beaehrieben habe,
als entstehend aus der Wirkung von Basen' und ve^•
dfinntcn Säuren auf einander und auf Lösungen neutra-
ler Salze. In Fällen, wo dieselbe Base (wie zuvor er-
wähnt) Wasser aus einer seiner Verbindungen mit Säu-
ren aussclued, war die entwickelte Wirme beinahe (dochr
niebt genau) dieselbe, im Gegenibeil» wo kein Basen«
tansch atattknd, war entweder Mae oder eine aebr <ge«
ringe
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49
ringe TemperaturveränderuDg. Als Beispiel von letzte*
rem erwähne ich die Abwesenheit aller Temperaturver-
Snderuiig beim Vermischen' von Lösungen eines Neutral-
Salzes und einer wasserhaltigen Säure, die ein saures Salz
zu bilden im Stande sind. Zwar hat Hr. (Fraliam kürz-
lieh die Beobachtung gemacht, dafs die BilduDg gewis-
ser saurer Sulfate mit einer Temperaturverändening Ter-
kDfipft ist ; allein die so erzeugte Temperaturverringerang
Ist, verglichen mit der beim Aastansch von Basen ent-
stehenden, von geringerem Betrage. Es hält schwer zu
beweisen, dafs wirklich eine Verbindung stattfindet, wenn
Lösungen vermischt werden, welche die näheren Bestand-
theile einer Säure oder eines Doppelsalzes enthalten. So
weit ich indefs den Gegenstand untersucht habe, sind die
thenniscben Eigenschaften der so gebildeten Losungen
identisch mit denen von Lösungen, die durch Lösen der
krjstallisirten Säure oder des Doppelsalzes in Wasser
gebildet worden sind. Macht man z. B.. Lösungen von
doppelt- oder vierfachkleesaurem Kali,. und fttgt genau
die zmr Neutralisation erforderliche Menge Kali hinzu, so
erhält man die gewöhnliche Wärme, die aus dem Aus»
tausch von Wasser gegen Kali entsteht.
Ich habe früher gezeigt, dafs eine feste Wärmeent:
Wicklung stattfindet, wenn Lösungen von den gewöhnli-
chen alkalischen Phosphaten und Arseniaten mit einer
Lösung, die noch ein Aeqaivalent Base enthält vermischt
werden; während keine Temperaturveränderung eintritt,
wenn eine Lösung von pjrophosphorsaurem Natron auf
ähnliche Weise behandelt wird. Im erstereu Fall wird,
wie Hr. Graham gezeigt hat, ein. Atom basisches Was-
ser ersetzt durch ein Atom Alkali; im let£tereu Fall isl
kein basisches Wasser zugegen.
In den vorstehenden Beobachtungen ist angenommen
worden, dafs wenn die Vereinigung zweier Basen mit
der Entwicklung einer gewissen bestimmten Wärmemenge
verknüpft ist, die Trennung derselben von der Absorption
PofccBdorlPt AnnaL Bd. LXVI, 4
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einer gleichen Wftnnemenge begleitet wird« Obgleicb
dieser Snti in Abstracto sehr wahrscheinÜdi ist, so er-
fordert er doch einen directeii J5eweis durch's Experi-
ment, und es ist um so wichtiger denselben zu liefern,
als er, wenn er richtig ist, ein Mittel liefert, die Ge-
nauigkeit unserer Resultate zu bestätigen.
Die nun zu beschreibenden Versuche befähigen uns,
ihn fDr eine besondere Reihe von FSlIen nachzuweisen. In
der That, nehmen wir drei Basen, wie Kali, Kupferoxyd
und Wasser, die einander in obiger Ordnung 2u ver-
drängen yermOgeo, und messen die Temperaturverände-
fungen, die entstehen, wenn die erste und zweite, die
erste und dritte, und die zweite und dritte einander er-
setzen, so mufs die TemperaturverSnderang, die aus dem
ersten Austausch entsteht, gleich seyn den Temperatur-
veränderungen, die bei den beiden letzteren erzeugt wer-
den. Einige wenige Beispiele werden diefs erläutern.
Die Zahlen -AusdrQcke fdr die Wärme, welche bei
Zersetzung des salpetersauren Wassers durch Kali und
durch Kalk entwickelt wird, sind 6 ,76 und 7^20. Der
Unterschied dieser Zahlen, — 0",44, deutet an, dafs eine
Temperatur -Erniedrigung von diesem Betrage stattfinden
mfisse, wenn die erstere Base die letztere austreibt Wie
wir vorhin gesehen, ist das Resultat des direden Ver-
suchs = — 0**,37. In diesem und den folgenden Fällen
shid die Temperaturen nur wegen der Gefäfse berich-
tigt, weil ich die specilischen Wannen der Mctalllösun-
gen nicht bestimmte; der aus diesem Umstand entsprin-
gende Fehler in dem Vergleich ist ganz unbedeutend«
Bei zwei Versuchen, bei denen schwefelsaures Was-
ser durch Kali zersetzt wurde, war die entwickelte Wärme
7",24 und 7",22. Dieselbe Verbindung durch AmiiToniak
zersetzt, gab in drei Versuchen 6^,40; 6",53 und 6",51.
Der Unterschied der Mittel dieser Zahlen ist -f-0",74.
Der directe Versuch gab bei einem Versuch -1-0^,75,
bei einem anderen -f*0^78.
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51
Die Zahl flDr die Würmeentwieklung fBr den Aus-
tausch von Zinkoxjd gegen Wasser in schwefelsaurem
Wasser ist 5^,40; diese von 7*^,22 abgezogen, binterläfst
r,82 für die Wärme bei Fällung des Zinkoxjrds durch
Kali, Der directe Versuch gab 1*^,87.
Zur Bestimmung der Wfirme^ die bei Ersetumg der
Base des schwefelsauren Wassers durch Kupferoxjrd frei
wird, wurden zwei Versuche gemacht. Bei einem der-
selben wurde das Oxyd als Hydrat genommen, bei dem
andern im wasserfreien Zustande» wie man es durch Fäl*
long einer heiCsen LOsong von sobwefelsanrem Kopfer-
oxyd mit Kall erhftlt. Die Resultate stimmten sehr nahe
mit einander, und waren 3^,52 und 3", 53. Zieht man das
Mittel dieser Zahlen von 6",76 ab, so erhält man 3",23
als Ausdruck der Wärme, die beim Austausch von Ku-
pferoxyd gegen Kali frei wird. Der directe Versoch gab
3^oa
Mit Tall^erde- oder Bleisalxen lAfst sieh ein soldier
Vergleich nicht anstellen, weil, wenn deren Lösungen
durch Kali gefällt werden, nur ein unvollkommener Aus>
tausch stattfindet
Vergleichen wir in Ähnlicher Weise die Übrigen Re-
sultate, welche in dem zuvor erwähnten Aufsalz erhal-
ten worden, so ergiebt sich, dafs die Untersdiiede zwi-
schen Theorie und Erfahrung selten 0*^,3 übersteigen, — -
gewil's eine grofse Annäherung, wenn man die Mangel-
haftigkeit des früher angewandten Verfahrens und die
grofse Schwierigkeit, mit unlüslichen Basen genaue Re-
sultate zu erhalten, in Betracht zieht.
Es mag bemerkt seyn , dafs in der Vl^rmeentwlck-
lung bei Lösung von Zink- und Kupferoxjd, je nach-
dem sie wasserhaltig oder wasserfrei sind, ein beträcht-
licher Unterschied vorhanden ist, der es wahrscheinlich
macht, dafs bei Verbindung dieser Basen mit Wasser
eine bedeutende- Wärmeentwicklung stattfindet
Die vorstehenden Versuche scheinen mir hinreicbend,
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die GeDBuigkeit des schon geDaonten allgememeo Satzes
festztistellett, dafs, wenn efne Base eine andere ans irgend
einer ihrer neutralen Verbiiidtm^en verdrängt (alle im
Zustande verdünnter Lösungen genommen) die Wärme-
entwicklung immer dieselbe ist bei denselben Basen, aber
im Allgipeinen verschieden bei ▼erschiedenen Basen. Die
kleinen Abweichungen von diesem Gesetz bei den ge-
wöhnlichen Basen sind nicht gröfser, als wir sie bei an-
deren Untersuchungen über die Wänne beobachten ; und
ich habe zuvor manche Umstände angegeben, welche ei-
nige dieser Abweichungen erklaren. Die bei Zersetzung
der Salze von Wasser erhaltenen Resultate zeigen merk-
würdigere Anomalien, wie ich frOher dargethan habe»
Von diesen verdient besonders hervorgehoben zu wer-
den: die grölsere Wärmeentwicklung bei Neutralisation
der verdünnten Schwefelsäure durch alkalische Lösungen;
sie bleibt noch unerklärt. Die Anomalien, welche Ku-
pferoxyd und .Cjanwasseratoffsäure darbieten, habe ich
zum Theil auf ihren Ursprung zurOckgefdhrt. Allein die
übrigen Hesultate kommen einander so nahe, dafs kein
Zweifel übrig bleiben kann, es gelle für die Zersetzung
der Salze des Wassers dasselbe Princip so gut wie für
die der Salze anderer Basen.
Einen Znsammenhang zu finden zwischen den beob*
achteten Wärmeentwicklungen und irgend einer anderen
Eigenschaft der Basen , ist mir nicht geglückt. In der
folgenden Liste habe ich die bisher untersuchten Basen,
geordnet nach ihren thermischen Resultaten, zusammen-
gestellt, und neben )ede die Zahl geaetzt, welche bei
Zersetzung ihrer Salze durch Kali die erfolgende Tem-
peraturverSttderuttg ausdruckt.
CaO — 0",36 F.
ZnO +1',74 F.
ßaO 0 ,00
SrO i) ,00
NaO -t-0 ,08
AdH,0 -^0 ,74
MnO 4-1 ,07
FeO 4-1 ,60
HgO 4-1 ,86
PbO 4-2 ,82
CuO 4-3 ,00
AgO 4-3 ,99
Fe|0 4-4 ,09.
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»8
ZBMts. Uelker dleleslianua^ der «peoifitclieii Wftroie
von Flä8slgkei(ea. -%
■
Die genaae Bestimmung der specifischen Wärme von
Flüssigkeiten ist für alle mit der Verbinduiigswriruie zu-
sammenhängenden Untersuchungen von solcher Wichtig-
keit, daf« ich mir viele Mühe gegeben habe, gröfsere Ein*
fachheit und Genauigkeit in die bisher zu diesem Zwecke
angewandten Methoden zu bringen. Das Verfahren, wel-
ches ich beschreiben will, ist eine Abänderung von dem,
welches Hr. Kegnault bei seinen schätzbaren Untersu-
chungen über die spechische Wärme einfacher nnd zu-
sammengesetzter Körper befolgt hat, und ich verdanke
auch diesem genauen Pbjrsiker die Kenntnifs der wich-
tigsten Vorsichtsmafsregelo , die bei Untersuchuugeu die-
ser Art zu treffen sind.
Das ailgemeiue Priiicip der folgenden Methode be-
steht darin, dafs matt die Temperaturanwüchse beobach-
tet, welche Wasser und die zu untersuchende Flüssig-'
keit zeigen, wenn darin ein heKser Körper erkaltet. Statt
iudefs, wie gewöhnlich geschah, eine heifse Metallkugel
zu nehmen, deren Temperatur im Moment der Eintau
chung nicht absolut genau bekanut seyn kanu, nahm ich
ein Theimometer mit sehr grofsem Behälter, so einge-
richtet, daÜB das Quecksilber nicht eher in dem Stiel er-
scheint, als bis es nahe zum Siedpunkt des Wassers er-
hitzt ist. Der cylindrische Behälter hatte ungefähr zwei
Zoll in Länge und einen halben Zoll im Durchmesser.
Auf dem Stiel ist eine Marke, entsprechend dem Punkt
201^ F., welcher etwa anderthalb Zoll über dem Be-
hälter liegt Diefs Instrument l&fst sich mittelst eines
sehr einfachen Apparats leicht so weit erhitzen, dafs das
Quecksilber etwas über die Marke steigt.
Das Erste bei diesem Verfahren ist, dafs man den
thermischen Werth des Behälters und eines kleinen daran-
stcrfsenden Stücks des Stiels genau in Wasser ausdrücke.
Zu dem Ende bringt man ete gewisses Gewicht Wasser
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54
iu do eyrUndrisches Gefttfs von dtaDem Mfiasing, wel-
di68 in einem grOfseren Geftfs yon Weifsblech hängt.
In dem Wasser hängt ein sehr empfindliches (leicht bis
^ Grad ablesbares) Thermometer mit langem cylindri-
schen Behälter, und das Ganze ist so eingerichtet, da£s
die anfängliche Temperatur der Flüssigkeit etwa 5® un-
ter der der umgebenden Lnft liegt
Der Beobachter, nachdem er das Wasser im Mea-
singgefäfs mit einem sehr leichten Glasstab umgerührt hat,
liest die Temperatur laut ab, die, nebst der Zeit, von
einem Gehülfen aufgezeichnet wird. Daun hebt der er-
stere das grofse Thermometer aus dem Heizapparat (des-
sen störender Einflnfs dorcb einen hölzernen Schirm BOtf^
lältig abgehalten ist), and wartet, es in gehöriger Ent*
fenuing von dem Wasser haltend, den Augenblick ab,
wo das Quecksilber die Marke erreicht, worauf er es
soglleich eintaucht. Die Zeit der Eintauchung wird wie-
der aofgezeichnet, und das Ganze 3j> Minuten sanft in
der Flllsaigkeit herum bewegt. Da die Temperatur der
letzteren nun immer ihr Maximum erreicht bat, so wird
der neue Stand des Thermometers beobachtet. Die End-
temperatur läfst man niemals höher als 2" über die der
Luft steigen.
Wenn alle obige Bedingungen erfüllt worden, so sind
die Berichtigungen wegen des erwärmenden nnd erkäl-
. tenden Einflusses der Luft sehr klein; doch dürfen sie
nicht vernachlässigt werden. Für jeden ( Fahrenheirscheu )
Grad üeberschufs fand sich die Erwärmung =0",0l pro
Minute, und da zwischen der Beobachtung der Anfangs
temperatur und dem Eantauchen des erhitzten Instruments
gewöhnlich 10 bis 20 Secunden Terflossen, so war die
Berichtigung für diese Beobachtungszeit leicht gemachit
Es ward angenommen, dafs während der ersten Minute
nach der Eintauchung der erwärmende und der erkäl-
tende Proceis einander aufwögen; und für die letzten
2^ Minuten wurde die Beiichtignng in . der Hypothese
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55
gemadit» dafii die Flüssigkeit sieh während dieser Periode
aaf dem Endmaximaiii befiAde. Ffir jeden Grad (Tem»
peratur- ) üeberschufs fand sich die Erwärmung =0 '-,012
pro Minute, wenn die Flüssigkeit in beständiger Bewe-
gung gehalten wurde.
Kennt man das Gewicht des Wassers, den Wes-
serwerth der verschiedelien Theile des Instruments, die
vom Wasser gewonnene und vom Instrument verlorne
Temperatur, so besitzt man alle nöthigen Data zur Be-
rechnung des thermischen .Wertbes des letzteren, ausge-
drückt in Wasser.
Wiederholt man denselben Versuch mit einem glei-
chen Volum der Flüssigkeit, deren specifische Wärme
bestimmt werden soll, so erhält man den thermischen
Werth desselben Instruments, ausgedrückt in der Flüs-
sigkeit. Aus diesen Werthen läfst sich die specifische
Wärme berechnen. Ein gleiches Volum von der Flüs-
sigkeit wurde angewendet, um das Instrument in allen
Fällen bb genau zur selben Tiefe einzutauchen, und aus
demselben Grunde wurde es iniincr senkrecht in die Flüs-
sigkeit getaucht, und in dieser Stellung beim Umrühren
erhalten. Bevor man das endliche Resultat berechnet,
ist es ndtl\ig ein angenähertes zu haben, damit man <Jen
thermischen W(erth des Messinggeföfses etc. ansgedrfi^kt
in der Flüssigkeit finden könne. Diefs ist ohne meriili-'
eben Fehler leicht in Praxis gethan. Wenn die specifi-
sche Wärme der Flüssigkeit bedeutend von der des Was-
sers abweicht, so mufs die Berichtigung wegen des er-
wärmenden und erkältenden Einflusses der Luft auch ab-
geändert werden.
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56
Die Gewichte der vendüedmen Theile des Instrumentf vad
dem WMMTwerthe waren Mgßmäei
QaecksUber im Thermometerbehälter , durch welches der
' Temperaturanwuchs g^emessen wurde, 300 Gr. X 0,033 9^
Glan des Behälters uqd des eingetauchten Stüclis vom (Stiel
24 Gr. X0,14 3,3
GUaerner Röhrstab 20 Gr. X0,14 . % %9
Ueaainggeftfii 420 Gr. XO9O94 39,5
Wasserwerth des ganzen Apparats 55,5
Der Werth des Apparals, ausgedrückt in den folgenden Lösungen,
iae 67,0 Gran.
Nennen wir nun:
D den Unterschied zwischen 201" F. und der End-
temperalur der Flüssigkeit oder die vom Instrument
verlorne Wärme; — e den Ueberschufs der Endtem-
peralur über die der Luft; — /den beobachteten Tem-
peraturanwuchs, — /( den berichtigten Anwuchs; —
das Gewicht der Flüssigkeit ; den Werth des Ap-
parats ausgedrückt in der Flüssigkeit; — X den Werth
des InstrumeaU, ausgedrückt in der Flüssigkeit,
80 üoden wir:
DestSUirtes Wstssr.
1.
II.
III.
IV.
V.
D
132«,0
13I«,7
132^8
1320,5
132^,8
e
1 ,1
0 ,3
0 ,4
1 ,4
2 ,2
I
6 ,38
6 ,45
6 ,46
6 ,40
6 ,40
h
6 ,39
6 ,44
6 ,45
6 ,43
6 ,45
F
1234,5
1234,5
1234,5
1234,5
1234,5
V
55,5
55,5
55,5
55,5
55,5
X
62,45
62,60
62,65
62,60
62,65
Mittlerer
Werth
io Wasser
= 62",59.
L
ösung vun
schwefelsaurem Kali.
(100 Th.
enthalteo 2,18 SaU.)
I.
n.
III.
B
131«,8
l32^2
132^4
e
1 ,3
1 ,1
1 ,0
I
6 ,38
6 ,42
6 ,45
Je
6 ,41
6 ,43
6 ,46
F
1264,5
1264,5
1264,5
V
57,0
57,0
57,0
X
64,27
64,28
64,48.
Mittelwerth in Lösung =64,34; spec. W&rme =0,973.
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57
LKtong von ««Lpetertaorein Kali.
(100 Th. entbdteo 2^ Sab.)
T.
II.
411.
D
135",8
135^5
135 ^7
e
1 ,1
1 ,4
I ,n
I
6 ,59
6 ,56
6 ,57
/•
6 ,60
6 ,59
6 ,58
F
1261,5
1201,5
1264,5
r
57,0
57,0
57,0
X
64,2.3
64,27
61,08,
Mittelwerth in Lösung =64,19; spec. Wärme =0,975.
LdeuDf «OB GhlorkaUnm.
(100 Theile entbaUeo 1,86 Sala.)
1.
II.
III.
IV.
D
132^4
132°,3
1320,4
e
l .6
1 ,6
1 ,6
6 ,42
1 ,6
I
6 ,45
6 ,43
6 ,43
Ic
6 ,46
6 ,45
6 ,46
F
1264,5
1264,5
1264,5
1264,5
r
57,0
. 57,0
57,0
57,0
X
64,48
64,48
64,43
64,48.
Mittelwerth in Lösung =64,47; spec. Wärme =0,971.
Lösung TOB essigsaurem Kali«
(100 Tk «Dtbalten 2^ Sab.)
L II. III.
D 133^5 132^9 133M
e 1 ,8 2 ,1 1 ,8
I 6 ,46 6 ,44 6 ,46
le 6 ,50 6 ,49 6 ,50
F 1264,5 1264,5 1264,5
V Wlfi 57,0 57,0
X UM 64,53 64,54.
Mittelfrerth in LOsong ss64,47; spee. Wäime =0,971.
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58
HI. Methode zur Bestimmung der entwickelten
FFärmemengen auf nassem TVege;
von Hm* Hefs*
■
{Buiüt, de üt c/asse phjsico-math. de l'acad. de St. Petersb,,
1 ) Seit die Frage über die bei chemiscben Ver-
bioduDgen eotwickelten WSimemengeo durch die ihr von
der Pariser Academie geschenkte Aufmerksamkeit eio
neues Gewicht erlangt hat, konnte Niemand mehr als ich
interessirt seyu, das erste Gesetz, welches ich über die
vielfachen Wärmeproportiooen aufgestellt hatte, auf eine
strenge Weise zu. bestätigen. Ich unterwarf es sahirei-
chen Prflfangen, und kam dabei auf emo allgemeine Me-
thode zur Bestimmung der bei chemischen Verbindungen
entwickelten Wärmemengen auf nassem Wege.
2) Geselzt man habe als Ausgangspunkt eine Sub>
stanz, die mehre Hydrate zu bilden vermag, z. B. Schwe-
felsSnre. Man nehme von jedem dieser Hydrate ein sol-
ches Gewicht oder Volum, dafs sie alle eine gleiche
Menge wasserfreier Säure enthalten. Man bestimmt dar-
auf die Wassermenge, die nöthig ist, um jedes der Hy-
drate auf einen festen, für alle gleichen, Gebalt zurück-
zuführen. Nach diesen Vorbereitungen nehme man an,
dafe die durch das Zeichen + TerknQpften Formeln die
Qnantifiten und die Natur der zu ▼erbindenden Substan-
zen vorstellen, und dafs diese Substauzeu sich apf glei-
cher Temperatur befinden. Gesetzt
fi S+21H entwickele WArme j4
H«S-h20H - - - Ä
H3S-I-19H - - - C
H«S-M6H - - - Z>.
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59
BewidmeC matt nun doroh Gemenge oder die
eDtetandeee Veribimhing, dmch e die spedfisdie WSrme
der Flfifisigkeit aod durch / die Tempera turzuuabme, so
haben wir für die Wärmemeogen B, Ci
Met =A
Mctx =B
Mct2 = C
und da unter den Bedingungen der Austeilung des Ver-
suchs die Werthe Mund c coostaot bleibeD, so bat man:
A : B : C=t : f, :
was daraof zarflckk^mmt, dafs die entwidLelten WÄrmc-
mengen den Temperatoranwflchsen proportional sind.
Um die Werthe von B, C (was Winnemen-
gen sind ) zu erhalten, tnufs man den Werth von c oder
die specifische Wärme kennen. Dahin gelangt man foU
gendermafsen. M besteht in }eder Gleichung aus zwei
GrOCsen, deren eine die Sfture und deren andere das
Wasser ist; erstere bezeichnen wir mit letztere mit
ß. Ffir die entwickelte Wärme haben wir, angenom-
men a und ß sejen auf derselben Aufaugstemperatur:
Wiederholt man nun den Versuch bei einer andern
Temperatur von ß, so addirt oder subtrahirt man nach
Belieben eine bestimmte Wärmemenge, Sej diese
Menge. Wir haben dann, vorausgesetzt die SStire a
sej bei derselben Temperatur wie im Torhergebenden
Versuch genommen:
da i und /' die Unterschiede zwischen der Aufangstem-
peratur der Säure und der Endtemperatur des Geixusches
sind, so wird man haben:
(•H-/f)(#-f') •
Man darf sich nidit begnügen, c h\ois ftlr den Werth
Ton A zu bestimmen; es mufs für jede Gleichung ge-
schehen. Alle diese Weitbe müssen übereinstimmen,
und somit einen Beweb von der Richtigkeit der erbal-
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60
teDeD Retoltete gebea, wie sie aooh mgleicli mr Aof-
findang der wahrscheinlichen Fehlergränze dienen.'
3) Uebersetzt man den Ausdruck (a-i-ß)tc::zA in
so bemerkt man, dafs die specifische Wärme der Ele-
mente nicht angegeben ist. Die spedfische Wärme des
Wassers bedarf dessen nicht, da sie zur Einheit ange-
nommen ist; allein die der Säure werden wir mit an-
geben. Wir sahen so eben, wie man den Werth von
c beßtimmen konnte; wir werden also voraussetzen, der
Aosdnick (il^'^'S.<;'+138)/c aej ssA und enlbalte
nur die Unbekannte e\ Man mufs sich wohl hOten aus
dieser algebraischen Gleichung den Werth von c' zu
ziehen, denn dieis schlösse eine Hypothese ein. (Ein
ähnlicher Fehler wurde von Kudberg begangen, ohne
dais er gerügt worden wäre; Poggendorff^ Annalan,
BdL 35, S, 474.) Hier* war der Versuch so eingerichtet;
dafs i^/=lP*S; richten wir uns aber so ein, dafs M
zuletzt fi' ^ S sey» so wird man z. B. haben (ft^Sc*-f6H)/'c'
Man wird also den Werth Ton c* bestipnmen,
wie es eben angegeben worden. Man geht hierauf zum
Werth von c" zurück, sofern es mit der Leichtigkeit der
Ausführung verträglich ist, und gelangt so mit bekann-
ter Genauigkeit zu der Relation zwischen c\ c", d. h.
zu der Relation zwischen den specifiscben Wärmen ei-;
ner Säure von verschiedenen Concentrationsgraden.
4) Wenn die von den Formeln der §. 2 angege-
benen Mengen von Säure und Wasser so gewählt wer-
den, dais mau bei zweckmäfsigem Operiren Multipla der
Wärmemengen bekommt, so wird man, wenn man die
kleinste Menge a nennt, in Bezug auf jede Säure die
folgenden Multipla haben:
H S=5tf
9 «
« « • f
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61
Gesetzt nun, dafs man, statt genau die erforderlU
che Wassennenge zu nehmen, deren mehr oder weDi-*
ger gcnonmen habe.
Im ersten Fall hat man zu der Gröfse a eine ge^
wisse Würmemenge x binzmufOf^en. Allein nach den
Bedingungen des Vcrsuclia bleibt diese Menge nicht die-
selbe für alle angegebenen Wteserangsstufen , und man
hat ööH-ar, 3fl-i-:r, 2a+ar und a-l-jr, so dafs, wenn
man die daraus' entstehenden Gleichungen zu je zwei
combinirt, die Werlhe von a und x daraus herleiten
kann. Da man aber immer denselben Werth von x er-
hallen mufs, so dient diefs zur Prüfung der Genauig-
keit der Versuche. Diese Priifungsweise ist weniger müh-
sam als die der specifischen Wärme.
Wie man sieht ist es unerläßlich so zu arbeiten^
dafs das definitive Gemisch im/ner von gleichem Ge-
halte sey. Sich von dieser Bogel entfernen, ist ein gro-
ber Fehler, den man nicht durch Rechnung verbessern
kann.
Man wird also bemerken: wenn die Wassermenge
gröfser ist als sie sejn'mufs, um genaue Multipla von
WSrmemengen xu bekooimen, so sind alle vom Versuch
gelieferten V^ärmemengen zu grofs in Bezug auf die
folgenden, von der schwächsten Säure ausgegangen. Das
Gegentheil findet statt, wenn die Wassennenge zu ge-
ring ist.
Es ist überflüssig zu bemerken, dafs eine analoge
Methode, wie die oben auseinandergesetzte auch für die
Wärmemengen gilt, die bei Sttttigung von Säuren durch
Alkalien entwickelt werden, vorausgesetzt, dafs man eine
Säure nehme, deren Wässerungsstufen wohl studirt wor-
den sind.
Ich stelle das Endergebnifs einiger "Versuche hieher,
um später für diesen Gegenstand wesentliche Betrach-
tungen daran zu knüpfen.
/
e Elntwickelle Wärme.
H S+21II 37,2
H'S+2ÜH 22»4
H>S-|-19B 15,1 0jm2
H«S+16li 7,5 0,8645
205,01
123,44
83,181
41,33.
I
62
Bgmeriottg. Die entwickelte Warme iBt auf ein
GnHnm voranssetzUch wasserfreier Stture heioq/BiL Man
macht ilfss 4481,0 Grm. und ilfirs=3874. Der Wasseiw
wertii des Glasgefäfses ist =285.
Bei einer anderen Reihe von Versncben, die ich
eigens zum Studium der vorgesdilagenen Methode machte
die ich aber, was die absolnte Wftrmemenge betrifft, €Qr
nicht so genau halte, weil die angewandte Sfture etwas
Stickstoffoxjd enthielt, bekam ich 41,21 als Einheit für
die Säure Ö^S uud die folgeode specüische Wänne, für
• •••
H«S zurfickgefOhrt auf il*«S 0,8907
Ü'S ' - - 0,8937
dito .... 0,8916
«•S - - - 0,8925
Ü'^^S - - - - Ü,8943
dito - . - - 0,8943
Mittel 0,89286.
Ich glaube, dafs die erhaltenen Resiütate mit aller
Sicherheit bei den thermo-chemischen Rechnungen ange.
wandt werden können. Und wenn, wie ich zu glauben
geneigt bin, die Versuche des Hin. Abria mit wasser-
freier Säure keinen zu groben Fehler einschliefsen, so
kann man annehmen, daÜB das erste Aequivalent Was-
ser drei Mal so viel Wärmemenge entwickelt ab. das
zweite. Alsdann sind die Zahlen:
S-f-H 247,98
H 82,66
W 'S+H 41,33
S-I-3H 41,33
'Sr|-6H 413,30=10.41,33.
Da ich bei Veröffentlichung dieser Methode den
Zweck habe zu zeigen, dafs Jede Untersucbwig Ober die
Wärmemenge wenigstens auf nassem Wege einer stren-
gen PrQfung unterworfen werden kann, so ist zu wön-
schen, dafs künftig jede neue Arbeit die nöthigen Data
zur Feststellung ibm Genauigkeitsgirades enthalte.
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I>3
IV. Veber eine Reihe von Doppelsalzen aus
Quecks ilberocvydul und Qiiechsilberoasyd;
von Thomas. Brooks,
Das Quecksilberoxytlul bildet mit dem Quccksi Iberoxyd
eine Reihe von basischen Üoppcisalzen. Von diesen ist
bisher nur das salpetersaure Shh bekauat gewesen, aber
lunsichtUch seiner Zusamoienselzinif; nicht richtig erkannt
worden..
Salpetersaures Quecksilberoxydiil-OKyd.
Das salpetersaure Quecksilberoxydnl, sowohl das
neutrale als das basische, sind im krjstallisirten Zustande
bekanntlich von weifst Farbe. Bewahrt man sie indes-
sen längere Zeit unter der FlOsaigkeit auf, in welcher
sie sich gebildet haben, so werden sie nach und nach
gelb. Das gelbe Salz, das sich auf diese Weise durch
die Länge der Zeit bildet, verdankt seine Entstehung ei-
ner tbeilweiseu höheren Oxydation. Das gebildete Oxyd
verbindet sich mit unzeraetztem Ozjdui zu einem Jmsi*
sehen Doppelsalze. Dafis dieses gelbe Doppelsalz sich
scbueli unter Abscheidung von Quecksilber durch Ko-
chen des basischen und des neutralen salpetersauren
Quecksilberoxjduls mit Wasser erzeugt, ist vor länge-
rer Zeit von Hrn. U. Rose bemerkt worden /
Man kann das gelbe Doppelsab sehr rein und von
famner gleicher Zusammensetzung nach ein^r Vorschrift
erhalten, welche mir Hr. Witt stock mitgetheilt hat.
Mau bringt in einem sehr geräumigen Medicinglasc in
einem Sandbade 1 Theil Quecksilber, etwa ^ Pfund, mit
H Theile oder } Pfund reiner Salpetersäure vom spec.
Gewicht 1,2, znm Kochen, und erhält das Ganze im
2) Poggendorfr» Annalen, Bd. &4, S. 121.
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64
Kochen, bis das Quecksilber vollständig von der Säure
aufgelöst worden ist, wozu ungefähr drei Stunden er-
forderlich sind. Schon während dieser Zeit fängt das
gelbe Salz an sich abzusetzen. Nach dem Tollstandi-
geu Auflösen des Quecksilbers erhält man das Ganze in
einer Temperatur, die dem Kochen nahe ist, während
welcher Zeit sich eine bedeutende Menge des Salzes ab-
sondert. Man giefst darauf die Mutterlauge ab, befreit
das Salz von aller Flüssigkeit durch Löschpapier und
prefst es damit. Dio Mutterlauge ferner erhitzt, ISist
noch mehr des gelben Salzes während des Erhitzens fal-
len, welche man auf dieselbe Weise absondert. End-
lich aber setzt sich das gelbe Salz, uiit einem weiCsen
gemengt, ab, das basisch salpetersaures Quecksilberoxj-
dnl ist
Man erhstt nach dieser Vorschrift das Salz immer
von derselben Beschaffenheit; es ist indessen nothwen-
dig, dafs man die angegebenen Verhältnisse genau beob-
achtet. Besonders aber ist erforderlich, dafs die Salpe-
tersäure .genau das richtige spec. Gewicht habe, und voll-
kommen rein sey.
Das Salz ist wasserfrei; es enthSit nur etwas Deere-
pitationswasser, das es Tollständig verliert, wenn es ira
zerriebenen Zustande längere Zeit der Temperatur des
kochenden Wassers ausgesetzt wird, wodurch es nicht
▼er&ndert wird. Die Farbe des Salzes wird nur tiefer
gelb beim £rhitzen; beim Erkalten aber ist die Farbe
dieselbe wie vor dem Erhitzen.
Man kann das Salz nach und nach einer Temperatur
von sogar 200^ C. aussetzen, ohne dafs es bedeutend
verändert wird. 7,01 Gnn. des Salzes wogen .
bei 116" G. 7,01 Grm.
bei 1320 . 7 Q085 .
bei - 7,0085 -
bei 170« - 7,0075 -
bei 180^ - 7,0055 -
bei 200^" - 6,999 -
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65
bei dieser Tempenitar naimi es eine oniDieerothe F^rbe.
an, wurde aber beim EriLalten doch fast so gelb wie
▼orher.
Bei 220 wog es 6,990; sehr lange dieser Tempera-
tur ausgesetzt 6,982, und endlich erst bei 260^ eolwik-
kelte sich salpetridite Säore. Das Sala uabm eine stark
dunkelrotbe Farbe an, aber nach dem Erkalten konnte
man bemerken, dafs einige Stellen noch ihre gelbe Farbe
behalten hatten. Einer etwas stärkeren Hitze ausgesetzt,
giebt es sehr reines Quecksilberoxjd.
Dafs im gelben Salze Quecksilberoxjdul, verbunden
mit Qnecksiiberoxyd, im basischen Zustande enthalten
sey, kann dnrdi bekannte einfache Versuche leicht be-
wiesen werden. Reibt man das Salz mit Chlornatrinm
zusammen, so wird es nach und nach braunroth. Setzt
man Wasser hinzu und iiitrirt das Aufgelöste vom Un-
aufgelösten, so findet man in der filtrirten Flüssigkeit
durch Schwefelwasseretoffwasser die Gegenwart vm Queck-
silberoxyd. Uebergiefst man das UnanfgelOste mit sehr
verdünnter Chlorwasserstoffsäure, so löst diese Quecksil-
beroxjd auf, und hinterläfst Quecksilbcrchlorür ungelöst.
Durch kaltes Wasser wird das gelbe Salz nicht ver-
ludert. Wird es aber beim Zutritt der Luft mit W^as-
ser lange und anhaltend gekocht, wShrend das ▼erdampfte
Wasser von Zeit zu Zeit erneuert wird, so bleibt sal-
petersaures Quecksilberoxydul in der Auflösung, während
Quecksilberoxjd und metallisches Quecksilber abgeschie-
den werden.
Wird hingegen das gelbe Sals lange und anhaltend
kl einem Kolben beim Aossdilufe der Luft gekocht, so
wird das Salz nicht schwarz. • Es entwickelt sich dabei
kein Gas, selbst wenn das Kochen zwei Stunden hin-
durch fortgesetzt worden ist. Die Auflösung enthält dann
nur aalpetersaures Quecksilberoxjd, das auflöslicber als
das Ozydulsalz ist, mit einer Spur von Salpetersäuren
Qoecksüberoxydnl. Wascht man darauf das Salz aus,
PosgeodorfTs Annal. Bd. LXVI. ^
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66
so enthalt das Wasdbwasser Oxjd und Oxydul, und im
Rückstände bleiben ebenfalls beide Oxjde mit Salpeter«
säure verbunden zurück.
Bebandelt mau das Salz mit einer Auflösung vou
Kalihjrdrat, so enthält die von den Oxyden filtrirte Flüs-
sigkeit, aufser freiem Kali, nur salpetersaores Kali, das
man in deutlichen und grofsen Krjstallen erhalfen kann.
Wird das Salz im trocknen gepulverten Zustande
in einem Reageuzglase mit concentrirter Schwefelsäure
in der Kälte übergössen, so erfolgt zuerst keine Verän-
derung Es entwickelten sich darauf sparsam farblose
salpetersaure Dttmpfe, nur durch die Nebel bemerkbar,
die sie an einem darüber gehaltenen, imt AmmoniekflOs-
sigkeit benetzten Glasstab hervorbringen. Nach unge-
fähr 24 Stunden hat sich Alles in eine vreifsc Salzmasse
verwandelt. Erhitzt man nun das Ganze, so wird die
ausgeschiedene Salpetersäure durch den Uebersobufs der
hinuigesetxten Schwefelsäure zersetzt, und es zeigen sich
rMbliche Dämpfe, doch «emlich sparsam.
Aus diesen Versuchen crgiebt sich, dafs die Säure
des Salzes Salpetersäure sejr, und keine niedrigere Oxj-
dationsstufc .des Stickstoffs.
Die Menge des Oxjduls wurde im Salze bestimmt;
indem eine gewogene Menge desselben mit sehr yerdünn-
ter Chlorwasserstoffsäore in der Kälte behandelt wurde.
Es bildete sich dadurch Quecksilberchlorür, das man auf
einem getrogenen Filtrum abschied. Aus der getrennten
Flüssigkeit wurde vermittelst Schwcfclwasserstoffgas das
aufgelöste Quecksilberchlorid in Schwefelqueckaüber Ter-
wandelt, dessen Gewicht bestimmt, und daraus die Menge
des Oxyds im Salze berechnet wurde.
Die Resultate meiner Versuche sind folgende:
1) 4,1460 Grm. des getrockneten Salzes gaben 2,1135
Gnn. Quecksilberchlorür und 1,S^445 Grm. Schwefelqueck*
sttber.
2} Ofim des Salzes gaben 0,4495 Grm; GUorar mud
0,4330 Grm. Schwefelquecksilber.
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$) 1,034 Gmu. gaben 0^4925 Gnn. ChlorOr und
0,5105 Gnn. Schwefelquecksilber.
4 ) 0,9762 Grm. gaben 0,471 Grm. Chlorür und 0,46eCI
Gnn. Schwefeiquecksilber.
Die in Procenten berechneten Mengen von Qiydal
«ad Oxyd sind folgende:
I. ir. III. IV.
Quecksilberoxjdul 45,10 43,89 42,55 42,69
Quecksilberoxjd 43,66 44,49 46,41 44,49.
Das Mittel aus diesen vier Versuchen ist:
Saiienlof%diali.
Qaecksilberoiydal 43,55 1,65 1
Qoecksilberoxyd 44,76 3,27 2.
Bei dem ersten von diesen V ersuchen erhielt ich,
bei der bedeutenden Menge des angewandten Salzes et-
was zu viel Quecksilberchlorür, weil etwas von dem
Salze bei der Behandlong mit 'sehr verdünnter Chkir-
wa8sefStoffe8m*e nnzersetzt blieb. Es ist, mn efai ge-
naueres Resnltat zu erhalten nothwendig, wenig von
dem Salze zur Untersuchung anzuwenden, weil eine zu
grofse Menge des erhaltenen unlöslichen Chlorürs eine
geringe Menge des Salzes gegen die Einwirkung der
sehr verdünnten Sfture sehtttsen kann. Anderereeifs ist
es durqhaas m^thwendig, wie es sich von selbst Ter-
steht, bei der Zersetzung des Salzes jede, selbst eine sehr
gelinde Erwäntiung zu vermeiden, weil sich dadurch
leicht Quecksilberchlorid und salpetersaures Oxjd bil-
den kann. In der That erhielt ich, als ich das Salz
mit verdömter Chlorwasserstoffsllure übergössen hattei
und das Ganze in die Rfthre eines m&i'sig erhitzten Stu-
benofens setzte, eine höchst geringe Menge Chlorür, die
nur 2,26 Proc. Oxjdul entsprach, dahingegen eine sehr
grolse Menge von Schwefelquecksilber, welche 89,24
Proc. Oxyd gleich kam.
Statt das Ozjrd als Schwefelquecksilber zu bestim-
men, suchte ich es bei andern Analysen vermittelst enier
5»
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I
Attflösiittf von anteisensaareiD Natt on in QuectLsiiberchio;^
lür zu Terwandeln. Diese Methode der fieetiauDUDn;
^flckte mir aber aidif. leb bebe langer als acbt Tage
die Auflösung des Chlorids mit aineisensaurem Natron
digerirt; aber die vom gebildeten Chlorür abfiltrirte Flüs-
sigkeit enthielt noch viel Chlorid aufgelöst, welches sich
aocb nach längerer Zeit selbst durch stärkeres Erhitzen
fast bis zum Kochen nicht YoUsfändig in Chlorür yer-
wandelte. leh kann nicht die Ursache des MÜslingens
dieses Versuchs angeben. — Ich erhielt aus 2,8792 Grin.
des bei 100" getrockneten salpetersauren Salzes, durch
verdünnte Chlorwasserstoffsäure 1,450 Grm. Quecksii-
berchlorttr, 44,5§ Proc Quecksilberoxydul entsprechend;
darauf durch «neisensaures Natron noch 1,0645 Grm.
ChlorQr, -und endlich, als sich aus der FlCIssigkeit kein
Chlorür durch ferneres Behandeln mit ameisensaurem
Natron mehr absetzen wollte, uoch 0,3015 Grm. Schwe-
felquecksilber vermittelst Schwefelwasserstoffgas. Jene
Menge von Chlorür und diese Menge von Schwefelqueck-
silber entsprechen zusammen 43,70 Proc. Quecksilberoxyd.
Die Menge der im gelben Salze enthaltenen Salpe-
tersäure wurde bei einem Versuche vermittelst Barjt-
erdehjdrat gefunden, vtrclcbes mit dem fein gepulverten
Salze und etwas Wasser lange und anhaltend digerirt
wurde. In der fillrirten Flüssigkeit wurde die überscböB-
sige Baryterde durch KohlensSuregas entfernt, und dar*
auf die salpetersaure Barjterde dem Gewichte nach be-
stimmt. Das erhaltene Resultat war aber weniger genau,
als das, welches ich bei Anwendung von kohlensaurer
Baryterde erhielt, mit welcher ich das gepulverte Snls»
nach Hinzufügnng einer hinreichenden Menge von Waa-
ser, längere Zeit digerirte. Die filtrirte Auflösung wurde
mit Schwefelsäure versetzt, und aus dem Gewichte der
erhaltenen schwefelsaureu Barylerde das der Salpeter-
slitire berechnet.
Das Resultat der Versuche war 'folgendes:
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t
69
1 ) 4,956 Grm. des Salzes mit Baryteidehydrat be-
handelt, gaben 1,5005 Gnn. salpetersaurer Barjterde.
2 ) 3,8005 Grin. vom Salze, mit kohlensaurer Ha-
ry terde (wie die folgenden) behandelt, giibcii 0^125
Gnn. schwefelsaurer Baryterde.
3) ^3886 Grm. gaben 41,565 Grm. achwefelsaarer
Baryterde.
4 ) 2,909 Grm. gaben 0,664 Grm. schwefelsaurer Ba*
ryterde.
5} 1,9935 Grm» gaben 0,470 Grm. sebwefebaorer
Barytorde.
Biels entspricht folgenden Procenten von Salpeter«
säure:
L II. III. IV. V.
12,54 11,14 10,98 10^59 10,94.
Das Mittel aus diesen Bestimmungen ist 1 1,23 Proc.
Salpetersäure, in welcher 8^29 Sauerstoff enthalten sind»
Das Salz besteht also aus:
Die Sauerstoffmengen in den drei Bestandtheilen.
▼erhalten sich wie 1 : 2 : 5; und die der Basen zu der
der Säure wie 3 : 5. Die Zusammensetzung des Salsea
kann woU am besten durch die chemische Formel
ausgedrückt werden. Die hiernach berjecbnete Zusamt'
mensetznng im Hundert ist:
Quecksilberoxydul 43,57
Qnecksilberoxydul
Quecksilberoxyd
Salpetersäure
43,55
44,76
11,23
99,54.
Quecksilberoxyd
Salpetersäure
45,22
11,21
100,00.
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Schwefeltaare« Onecksllberoxydal-Oxyd.
Durch das salpetersaure Quecksilberoxydul -Oxyd
kOonen andere basische Quecksilbersalze dargestellt wer*
deD, weldie Os^dol und Oxyd enthalten.
Wird das Salpetersäure Salz mit einem Üeberschnis
einer concentrirten Auflösung von schwefelsaurem Na-
tron schwach erhitzt, nicht aber damit gekocht, so löst
sich salpetersaures Natron auf, und es bildet sich ein
den Salpetersäuren entsprechendes schwefelsams Salz.
Dieses Salz hat eine ähnliche Farbe wie das ana-
loge salpetersaure Sah. Es ist unlOsKch im halten Was-
ser, und kann vollkommen durch dasselbe ausgewaschen
werden. Auch durch's Kochen mit Wasser wird es nicht
zersetzt. Es enthält, völlig ausgewaschen, keine Spur von
SälpetersSure, auch kein chemisch gebundenes Wasser.
Es wird schon in der KSlte durch Chlorwasserstoff-
saure zerlegt, welche daraus QuecksflberchlorQr absdiei«
det. In der von demselben getrennten Flüssigkeit giebt
Sckwefelwasserstoffgas einen bedeutenden Niederschlag
▼on Schwefelquecksilber, und eine Auflösung von Chlor-
baryum eine Füllung von schwefelsaurer Baryterde.
Die Analyse des Salzes geschah auf diese Weise,
dafs zuerst das Oxydul durch sehr verdünnte Ghlorwas-
serstoffsäure als Quecksilberchlorür abgeschieden, darauf
durch Chlorbaryum die Schwefelsäure als schwefelsaure
Baryterde bestimmt, und endlich durch Schwefel wasser-
stoffgas das Queduilberoxyd als Schwefelquecksilber ge-
teilt wurde. — Die Resultate von drei angestellten Un-
tersuchungen waren folgende:
I. 0,7185 Grm. gaben 0,361 Gnu. Chlorür; 0,3615
Grm. Schwefelquecksilber und 0,179 Grm. schwefelsau-
ren Baryt.
IL 0^725 Grm. gaben 0,436 Grm. Chlorflr; Q,439
Grm. Schwefelquecksilber und 0,2185 Grm. schwefelsaure
Baryterde.
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71
III. 0,987 Gm. gaben 0,4IHi6 Gm. Qaed»ilber-
cMoHIr und 0,4905 Grm. Schwefelquecksilber.
Das angewandte Salz war vor der Uotersucbuog bei
100" €. getrockoet worden.
Die ZusammenseCziiiig des Salzes im Huodert ist bi€r-
nach folgende:
1.
ir.
in.
Qoecksilberoxy d ul
44,45
44,21
44,50
Quecksilberoxjd
46,84
46,84
46,26
Schwefelsäure
8,56
8,60
99,96
99,65.
Man ersieht aus diesen Untersuchungeo, daCs das
Sab gegen ein Atom des Oxyduls zwei des Oxjds ent-
hält, und dafs seine Zusammensetzung durch die chemi-
• • • • - • .
sehe Formel Hg'S-f-Hg^S ausgedrückt werden könne.
Die nach dieser Fonnel berechnete Zusammensetzung im
Hundert ist:
Quecksilberoxydul 44,88
Quecksilberoxyd 46,58
Schwefelsäure 8^54
100,00.
Die Zersetzung des salpetersauren Salzes durch schwe-
felsaures Natron ist also eine ^nz einfache, indem, hier-
bei eben so viel Atome Schwefelsäure sich mit den Oxy-
den des Quecksilbers verbunden haben, als Atome Sal-
petersäure als salpetersaurcs Natron ausgetreten sind.
' Das basisch schwefelsaure Quecksilberoxyd, welches
in dem Salze mit basisch schwefeisaurem Qnecksilber-
ozjdnl Terbunden ist, ist von anderer Zusanmiensetzung
als das bisher allein bekannte basisch schwefelsaure Queck-
silberoxjd, das durch Behandlung des neutralen Salzes
mit Wasser entstellt, und das den Namen Turpethum
vnioßraie erhalten hat. Dieüs hat bekanntlich diq Zusam-
mensetzung Hg^ S.
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72
Man ist noch ziemlich allgemein der Meinung, dafs
bei der Zersetzung des neutralen schwefelsauren Queck-
süberoxyds vermittelst des Wassers dasselbe in ein ba-
sisches und in ein saures Salz verwandelt werde. In-
dessen schon H. Rose bat geseilt, dafe die Existenz ei-
nes solchen sauren Salzes durchaus nicht erwiesen is^
und dafs das Wasser bei dieser Zersetzung in sofern
wirke, als es als Base auftritt, und das Querksilberoxyd,
das schwach basische Eigenschaften hat, als basisches Salz
ausscheidet *■ ). Ich habe hierüber eini^ Versudie an-
gestellt, welche diese Ansicht bestätigen.
Neutrales schwefelsaures Quecksilberoxyd wurde ver-
mittelst kalten Wassers durch längere Einwirkung voll-
kommen zersetzt. Die vom Turpethum minerale abiil-
trirte Flüssigkeil wurde bei sehr gelinder Hitze abge-
dampft. Es schied sich ein weifises krystalliniscbes Sals
aus, das von der Mutterlauge nur durch fleifsiges Pres-
sen zwischen Löschpapier getrennt wurde.
0,492 Grm. des getrockneten Salzes bei 100^ ge-
trocknet, dann in Wasser aufgelöst, zu welchem Chlor-
wasserstoffisäure gesetzt worden war, gaben vermittelst
Chlorbaryums 0,4015 Grm. schwefelsaurer Barjterde.
Diefs entspricht 28,04 Proc Schwefelsäure im Salze.
Es ist diefs ein wenig Sefawefelsture mehr als der
Berechnung nach im neutralen Salze enthalten ist. W^enn
man aber bedenkt, dafs man es von der anhängenden
Schwefelsäure nur durch Pressen zwischen Löschpapier
reinigen konnte, so wird man diesen kleinen Ueberschnfis
erklärlich finden.
Eine zweite, weit gröfsere Menge vom schwefelsau-
ren Quecksilberoxyde wurde durch kochendes Wasser
zersetzt. Das Salz wurde mit dem Wasser 24 Stunden
hindurch bei erhöhter Temperatur in Berührung gelas-
sen. Nach dem Filtriren und Abdampfen der filtiirten
FIflssigkeit setzte sich aus derselben, während sie noch
1) Poggeodorifs Annalen, Bd. 48, S. 463.
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73
ziemlich heifs war, eine bedeutende Menge von einem
schön gelben Turpeth ab, der in vielem heifsen Wasser
aufiOfilicb tu se^n scbeint Bei einer damit angestellten
Untersiiebaog zeigte et ganz die Zasammemielzttng des
gewöhnKehen Turpeths, intern 1,S025 Gm. desselben
nach der Auflösung in verdünnter Chlorwasserstoffsäure
0,436 Grm. schwefelsaurer Barjterde vermittelst Chlor-
barjum gaben, was 11,5 Proc. Schwefelsäure entspricht,
welche Menge sehr nahe der kommt, welche der Beredi-
nung nach im Turpeth enthalten ist.
Die vom Turpeth getrennte Flassigkeit wurde wei-
ter abgedampft, bis sich nach deni Erkalten eine bedeu-
tende Menge des weifsen Salzes in glänzenden Schup-
pen ausgeschieden hatte, das von der Mutterlauge wie*
derum durch fleifsiges Pressen zwischen Löschpapier be-
freit wurde. IfiM Grm. des getrockneten Salzes gaben,
in verdOnnter CblorwasserstoflsSnre aufgelöst, vermittelst
Chlorbaryums 1,368 Grm. schwefelsaurer Barjterde; die
davon getrennte Flüssigkeit vermittelst Schwefelwasser-
stoffgas 1,2955 Grm. Schwefelquecksüber. Die Zusammen-
setznng des notersocbten Salzes ist hiernach im Hundert:
Schwefelsäure 27,82
Quecksiiberoxjd 71,37
99,19
welche Zusammensetzung sehr nahe der der berechneten
des neutralen schwefelsauren Queoksilberoxyds kommt
Ans diesen Versudien folgt unzwddentig, dais bei
der Zersetzung des schwefelsauren Quecksüberoxyds ver-
mittelst des Wassers nicht ein saures schwefelsaures
Quecksilberozjd entstehe, sondern durch Abdampfen der
0 vom erhaltenen basischen Salze getrennten Flüssigkeit
nur neutrales Salz und freie Schwefelsäure erhalten wird«
Eine andere Frage indessen ist die, ob bei der Zer-
setzung des neutralen Salzes vermittelst des Wassers die
ganze Menge vom ersteren in basisches Salz und in freie
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74
Sttore zerselzl werde, oder ob die Menge des nctttriieii
Salzes, die durch Abdampfen erhalten wird, der Zer-
setzung durch Wasser entgangen ist. Da das basisch
schwefelsaure Quecksilberoxjd in Wasser etwas auflös-
lieh, ist, so ist es wohl möglich, dafs bei Gegenwart von
einer ^Gsen Menge Wasser eine gSnzUobe Zeraetsnng
des neutralen Salzes in ein basisches und in freie SKure
stattfinde, und dafs nur bei einer grofsen Concentration,
und bei Mangel au Wasser neutrales Salz erzeugt werde.
Wir wissen, dafs andere, vermittelst der Zersetzung durch
Wasser ans neutralen Verbindungen entstandene basi-
sche Salle, wie z. B. das basisch Salpetersäure Wismuth-
oxjd, leicht in Tielem Wasser auflAslich sind.
Phoaphorsanres Qneoksilberoxydnl-Ozyd. '
Dieses Salz entsteht durch Zersetzung des salpeter-
sauren Quecksilberoxydul -Oxjds mit einer coucentrirten
Lflsung von phosphorsanrem Natron (Na^P«4*B). Er*
steres Salz mofe im gepulverten Zustande mit der AnfliV-
sung von letzterem übergössen werden; es ändert dabei
schon in der Kälte seine Farbe, und wird dunkler gelb.
Man erhitzt es darauf schwach, aber nicht bis zum Ko-
chen, und sQfst es sehr lange mit kaltem Watoer ans.
Es ist schwer zu sehen, wann die beiden Salze sich ge-
genseitig ganz zersetzt haben, weil das salpetersaure Salz
und das entstandene phosphorsaure beide eine gelbe Farbe
haben; nur ist letzteres dunkler als ersteres.
Das entstandene pbosphorsanre Quecksilberoxydul-
Oxjd wird anf der Oberfliche an der Luft sebwitazlidi^
besonders im feuchten Znstande.. Es enthält keine Sal-
petersäure, auch konnte bei der Untersuchung nicht Na-
tron darin gefunden werden. Denn glüht man es stark,
so bleibt nur Phospborsäure zurück. Mengt man es mit
kohlensaurer Baryterde, glüht das Gemenge und behan-
delt die geglühte Masse mit Wasser, so lieht Wasser
ans der geglühten Alasse nicht kohlensanras Natron ans.
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78
Mit verdüouter Chlorwasserstoffsäurc behandelt, wird
das Salz weiÜB und vefwandeit sich in Quecksilberobio-
rOr; die davon filtrirte FlOsaigkeit enthalt Qaecksilber-
ozjd und giebt mit Schwefelwasseretoffgas Schwefelqueck-
silber. Löst man das Salz in Salpetersäure auf, fällt
aus der Auflösung alles Quecksilber vermittelst Schwe-
felwasserstoffgas, und befreit man die abfiltrirte Flüssig-
keit sorgfältig von jeder Spur von Schwefelwasserstoff,
so erhSlt man in ihr nach der Neutralisation mit Ammo-
niak durch Hinzufügung von salpetersaurer Silberoiyd-
auflösung einen gelben xSiederscblag von pbosphorsaurem
Silber oxyd.
Die Zersetzung des salpetersauren Quecksiiberoxydul-
Oxjds durch phosphorsaures Natron geschieht auf eine
andere Weise als durdi schwefelsaures Natron. Bei letz-
terer Zersetzung bleibt die ganze Menge des Oxyds und
des Oxyduls ungelöst, und geht in die Zusammensetzung
des entstandenen unlöslichen schwefelsauren Salzes; bei
der Zersetzung des salpetersauren Salzes aber durch phos-
phorsanres Natron wird ein Theil Quecksilberoxyd aus-
geschieden, und löst sich mit dem üeberschufs des phos-
pfaorsauren und mit dem Salpetersäuren Natron auf.
Das Salz enthält Wasser, welches sich aus ihm nicht
bei 100^ verflüchtigen iäfst, sondern erst bei einer Tem-
peratur, bei welcher das Salz sich voUstöndig. zersetzt.
Die Analysen des Salzes gaben mir leider nicht fiber-
einstimmende Resultate, wenigstens nicht, wenn ein Salz
von verschiedenen Bereitungen zur Untersuchung ange-
wandt wurde.
Zur Untersuchung wurde das bei 100" getrocknete
Salz zuerst mit sehr verdflonter Chlorwasserstoffsäure be-
handelt, um das Oxydul als Chlorflr abzuscheiden; in
der getrennten Flüssigkeit wurde das aufgelöste Oxyd
durch Schwefelwasserstoffgas als Schwefelquecksilber ge-
fällt. ^ Zur Bestimmung der Phosphorsäure wurde das
Salz im feingeriebenen Zustande mit einer gewogenen
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76
Menge TOD frisch gegltihtem und fcingepulvcrteui Blei-
oxjd gemengt, und damit geglüht. Der Gewicbtsfiber-
sehafs, den das Bleicojd erhielt, bestand in Phosphor«
sSnre.
Die Resultate der Analjrse des Salzes vou einer Be- .
reitung waren folgende:
I. II. III.
Quecksiiberoxydal 44,56 44,92 44^7
Qnedieilberoiyd 45,15 44,65 44,73.
Die Mengen der erhaltenen Phosphorsäure in Pro-
centen waren in vier Versuchen, als ein phospborsaures
Salz von derselben Bereitung angewandt wurde, folgende:
]. 11. III. IV.
4,56 4,72 4,27 4,67.
Das Mittel aus diesen Versuchen ist:
Sracntofll
Quecksilberoiydul 44,72 1,70
Quecksilberoxjd 44,84 3,28
Phosphorsäure 4,55 2,55
Wasser (als Verlust) 5,89 5,23
100,00.
Obgleich diese Resultate sehr wohl übereinstimmen,
so weichen sie, wenigstens hinsichtlich des Phosphor-
säuregebaltes, sehr von denen ab, die ich bei der Ana-
lyse des Salzes, welches zu einer andern Zeit bereitet
worden war, erhielt.
Ich erhielt, fiberenntimmend mit den früheren Ver-
suchen:
Quecksilberoxydui 44,25
• Quecksilber ox3r4 44,64;
hingegen Phosphorsäore in zwei Verradien:
10,04 und 10,09 Prooent.
Bei der Untersuchung des Salzes von einer dritten
Bereitung erhielt ich an Phosphorsäure in Procenten:
9,48 und 9,61 Procent
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77
- In dem Salse difiier betden Bereitungen mufste der
Wassergebalt in Sals^ ein sehr geringer gewesen ^eyn.
Die Menge des Quecksilberoxyds, welche aus dem
salpetersauren Salze ausgeschieden wird, wenn es durch
phosphorsaures Natron in phosphorsaures SaU verwan-
delt wird, kann nicht sehr bedeutend sejm, wie dieis
aus den so eben angeffihrten Analysen hervorgeht. In
dem salpetersauren und schwefdsauren Sake ist der Sauer-
stoffgehalt des Oxyduls gerade halb so grofs wie der des
Oxyds; in dem phosphorsaureii Salze ist diefs nicht ganz
der Fall; der Sauerstoff des Oxyduls verhält sich in dem-
selben zu dem des Oxyds wie I : Ifi,
Ich habe indessen auch unmittelbar die Menge des
Quecksilberozyds zu bestimmen gesucht, die bei der Zer-
Setzung des Salpetersäuren Salzes ausgeschieden wird.
13,281 Grm. des salpetersauren Salzes gaben bei der
Zersetzung durch phosphorsaures Natron 12,9525 Grm«
des phosphorsauren Salzes. Jene enthalten 6,006 Grm«
Quecksilberoxyd, diefe, nach dem Mittel aus den drei
Versuchen, die ich im Vorhergehenden angeführt habe,
5,208 Grm. Es waren also 0,198 Grm. Oxyd ausge-
schieden worden. Unmittelbar indessen, als ich das aus*
geschiedene Oxyd durch Schwefelwassersloffgas als Schwe-
feUfoecksilber fällte, erhielt ich mehr, nämlich Grm*
Oxyd.
Da ich so verschiedene Mengen von PhosphorsHure
erhielt, wenn das Salz von verschiedenen Bereitungen
der Untersuchung unterworfen wurde, so wage ich nicht,
eine Ansicht über die Zusammensetzung desselben und
über die Art der Zersetzung, welche bei der Darstellung
desselben stattfindet, aufzustellen. Ich wage diefs um
so weniger, als ich gegenwärtig, ans Mangel an Zeit,
nicht im Stande bin, die Versuche, auf verschiedene
Weise abgeändert, wiederholen zu können.
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Wird das Salpetersäure Quecksilberoxjdul - Oxjrd
durch euic Auflösung von pyrophosphorsaorm Natron
(Neutrales '^hosphorsanres Natron nach Berselius)
behandelt , so wird es schnell in der Kftlte cersetxt. Et
entsteht ein Salz, das eine dunklere Farbe als die an-
dern Doppelsalze hat. Die vom entstandenen Salze ge-
trennte Flüssigkeit enthält viel Quecksiiberozjdui » aber
nur wenig Quecksilberoxyd. •
Das «rhaltene Salz wird sehr leicht, schon dorch
Answasdien mit kochendem Wasser zerselst. Es bildet
sich dadurch metallisches Quecksilber.
OxaLiaures Quecks! Iber ozydal-Oxyd.
Das Salpetersäure Salz wurde mit einer Auflösung
▼on neutralem Oxalsäuren Kall behandelt. In der Kalte
scheint keine Zersetzung zu erfolgen, aber sie tritt schon
ein bei einer Temperatur zwischen 30° bis 50**. — Die
Tom entstandeneu Salze getrennte Flüssigkeit enthält we-
der Quecksilberoxjdul noch Quecksiiberoxyd.
• Das erhaltene Salz ist Ird von SalpetersSure, hat
eine braunrothe Farbe, wird aber sehr leicht, schon bei
einer Temperatur, die weit unter der Kochhitze des Was-
sers ist, zerlegt, und in eine graubraune Masse verwan-
delt, die viel metallisches Quecksilber enthält Das Dop-
pelsalz erleidet diese Zersetzung viel früher sowohl als
das oxakaure Quecksilberoijdul, als anch das ozakaure
Quecksilberoxjrd.'
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79
V. Beiträge zur KenntrUfs der Lithionsaize;
troii, wenn beide, wie es gewöhnlich, der Fall ist, zu-
sammen vorkommen, giebt es bekanntlich kein anderes
Mittel als die AusläUiuig des ersten in der Form von
phosphorsaurem Nation-Litliion« oder die von Richter
xoerst in der Chemie angewandte arithmetische Methode
der indirecten Analyse. Beide Verfahrungsarten sind
ohne Zweifel unvollkommen, die erste insbesondere, wie
aus den weiterhin zu erwähnenden Versuchen sich er-
giebt, und auch die Metbode der Rechnung setzt, bei
dem nicht sehr grolsen Unterschiede in den Atomgewich-
ten beider Körper, eine Genauigkeit in den analytischen
Operationen voraus, wie sie bei Mineraluntersuchungeu,
wobei jene Alkalien erst ganz zuletzt zur Bestimmung
kommen, oft nicht zu erreichen ist.
Die nachfolgenden Versuche wurden in der Absicht
antemoBunen, eine directe Scheidungsmelhode heider Ba-
sen aus einigen ihrer Salze aufzusuchen. Diefs ist nun
bis zu einem gewissen Grade gelungen, und halte ich
die gemachten Beobachtungen, da sie aufserdem mehrere
bisher noch unbekannte Lithionsalze betreffen, der Auf-
merksamkeit nicht ganz anwerth.
Oxalsäure« Iiithioo.
Von diesem Salze weifs man aus den früheren Un-
tersuchungen nur, dafs es eine undeutlich krystalmirte
Saizmasse bildet, leicht in Wasser löslich ist, und dafs
ein sanres schwerlösliches, in kldnoi durchsichtigen Krj-
stallen anschiefeendes Salz existirt
von C. Rammeis berg,
(Der K. Acadamie der l^Vuienaobaften fwrgdegt.)
Bestimmung von Lithion und Na-
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80
a) Neutrales oxalsaares Idthha wurde durch AuF-
lösen von kohlensaurem Lithion in Oxalsäure bis zur
Neutralisation erhalten. Beim Abdampfen setzt es sich
in Form einer körnig krystallinischen Salzkruste ab. 1 Th.
dieses Salzes lOst sich in 13 Wasser Ton 10*' ; es
ist folglich nicht gerade leichtlöslich zu nennen. Es ist
luftbeständig, erleidet auch Qber Schwefelsüure keinen
Gewichtsverlust, verliert aber bis 200^ etvra die Hülfle
seines Wassergeballs (in einem Versuche 4,36 Proc).
In stärkerer Hitze zersetzt es sich, schmilzt, und liefert
ein Gemenge von kohlensanrem Lithion und etwas Kohle.
• 1,17 Gm. gaben beim GlQhen 0,786 kohlensaures Li-
thion =0,31086 Lithion =26,57 Proc. Danach ist das
• • • • •
Salz 2Li€-|-H, und mufs entbalten: *
Lithion 26,27
Oxalsäure 65,54
Wasser 8,19
100.
h) Zweifach oxalsaurcs Lithion wurde dargestellt,
indem die Auflösung des neutralen Salzes mit einer glei-
chen Menge Oxalsäure vermischt wurde. Beim Abdam-
pfen erhielt man das Salt in ziemlich grofsen, durchsich-
tigen, tafelförmigen Krjstallen, welche allem Anschein
nach zum 2- und l gliedrigcn System gehören, aber eine
sehr ungleiche und unsymmetrische Flächenbildung be-
sitzen. Sie sind luftbcständig und lösen sich in 14,8 Tb.
Wasser von 10^ auf. Bis 200*^ verlieren sie ihren Was-
sergehalt (24,4 Proc. in einem Versach, 24,12 Proc in
einem anderen), und verhalten sich dann wie das uen-
trale Salz.
L 1,5 Grm. hinterliefsen nach dem Glühen 0,478 koh-
* lensaures Lithion =0,189288 Lithion.
II. 2,172 Grm., nach dem Erhitzen bis 200'' mit Sohwe-
felsSnre abgedampft, gaben 1,117 sehweCelsanres Li*
thion ==0,2955 lithion. •
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81
III. OfiM Gm,; mit Anntfoniak tmd Clilomkinm ge-
fällt, lieferten 0,792 kohlenBaaren Kalk, entspre-
chend 0,56849 Oxalsäure. ...
Diefs giebt fQr 100 Theile:
I. II. III.
LithioD 12,62. 13,61
Ozalsfture > 63,95
Danach ist das Salz Li€^ +3H, und muU enthaiteii:
Lithion 12,72
Oxalsäure 63,48
Wasser 23,80
100.
In dem bis 200^ erhitzten Salze, welches 24,12 Proc
Terloren hatte, fand ich nur 56,34 Proc. Oxalsäure, so
da£B also bei jener Temperatur ein Theil der Säure sich
▼erflfichtigt, dagegen ein Theil Wasser zurückgehalten
wird.
Das Verhalten der Oxalsäuren Salze von Lilhion
und JSatron zu Wasser und Alkohol ist so analog, dafs
sie zur Trennung beider Basen nicht anwendbar sind.
Kohleaaaare« Lithloa.
Bekanntlich löst sich diefs Salz in kohlensaurem Was-
ser leichter auf als in reinem. Ich habe mich überzeugt,
dafs das Salz, welches aus einer solchen Auflösung l^ei
freiwilligem Verdunsten sich absetzt, neutrales ist, wa-
ches etwas Wasser mechanisch einschlieCBt, nicht aber
diemisch gebunden enthält
• •• • . • ,
Dnteriekwefelaaoref Llthloa.
EU wurde durch wecbselseiüge Zerlegung von schwe-
felsanrem Lithion und unterscbwelelsanrem Baryt darge-
stellt. Unter dem Eisiccator Über Schwefelsäure verdun-
stet, gab die Lösung zuletzt ein undeutlich krjstallisir-
PoggeodocfiTs Aiwal. B<LLXVI. 6
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82
Im Salik wcMieB akh io Waaier IMbk aoflOtl, und bei,
Ito^reni AttCbewakren «a der Lufl feucht wird. Es ist
gleich dem NatroDsalze in Alkohol nicht unauflöslich.
Schon im Wasserbade verliert es einen groCseu Tbeil sei-
nes Krystaii Wassers.
0^72 Grm. gaben beim Glühen schweflige SSure
und 0,525 schwefelsaures Lithion s0,1389 Lithion s 143
Proc, wonach das Salz 2 At. Wasser enthält, da Li&
«f-2ii erfordert:
Lithion 13,79
Unterschwefeisäure 69,01
Wasser 17,20
100.
Da die gepulverte Probe vot der Analyse über Schwe-
felsäure kurze Zeit getrocknet war, so halte sie ohne
Zweifel dabei etwas Wasser verloren.
. • ■• .
' • Batif taarec LUhioa.
Durch Auflösen von kohlensaurem Lithion in Essig-
sSure und Abdampfen zur Trockne im Wasseibade dar-
gestellt.
Da die sonstigen Eigenschaften dieses Salzes bekannt
sind, so führe ich bloCs das Resultat einer Analyse an.
1,04? Grm. wurden gejglöht, die kohlige Masse mit
Wasser ausgekocht, und nach dem Abdampfen 0,435
kohlensaures Lilhion =0,1^^1738 Lithion =17,36 Proc.
erhalten. Dieis beweist, dafis das Sab Li A-|- 2 II ist
und enthalten mufs:
Lithion 17,30
Essigsaure 6l,ia
Wasser 21,57
100.
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0
83
▲M6ifl6iitMuret Ititbloa.
Durch Zersetzung von schwefelsaurem Lithion uüd
ameiseDsaurem Barjt erhalteo. Es bildet kleine nadel*
förmige Kristalle, welche an der Luft feuckc werden,
and gleich dem Natronsalse in Wasser leicht, in Alko-
hol etwas auflOslich sind. Ueber SchwefelsSure verän-
dern sie sich nicht, bei 150 — 170** aber verlieren sie
ihren ganzen Wassergehalt und werden undurchsichtig.
1,36 Grra. verloren bis ITü'^ 0,353. Der Rest wurde
geglOht, mit Wasser ausgelaugt, und gab 0,702 kohlen-
saures Lithion =sO,277l5 Lithion. In 100 Th. also:
LiF-h2H.
Lithion 20,38 20,78
Ameisensäure 53,29
Wasser 25,95 25,93
JIOO.
Jodianres I<lthioB.
Ich habe dieses Salz schon früher dargestellt und einige
seiner Eigenschaften beschrieben ' ). Aus der Auflösung
von kohlensaurem Lilhion in Jodsaurc setzt es sich beim
Verdunsten in Gestalt einer Krjstallkruste ab; es löst
sich in 2 Th. Wasser auf, nicht aber in Alkohol, worin
es^dem Natronsalze gleicht. Beim Erhitzen schmilzt es^
giebt Sauerstoffgas und Jod, und hinterläfst eiu Gemenge
von Lithion und Jodlithium. Es ist wasserfrei, und ent-
hält 7,9B Lithion gegen 92,02 Jodsäure.
Ceberjodaanre« LilMea.
LOst raan kohlensaures Lithion bia zor- Sättigung in
üeberjodsäure auf, so erhält man beim Verdunsten kleine
undeutliche Krystalle der Verbindung. Dieselben sind
in Wasser ziemlich leicht auflöslich. Mit starkem Alko-
hol Übergossen, erleiden sie eine Zersetzung, denn nach
1) Pofgendorff*« AdmI«, Bd. 44, $w fiift.
6*
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84
mehreren Tagen ist die über dem Saite stehende FlQs-
sigkeit gelb gefärbt, und bat eiuen ätherartigen Geruch
angenommen (ähnlich verhält sich neutrales über)odsau-
res Natron), aber selbst beim Erhitzen löst sich der Eest
im Alkohol nicht auf. Mit Schwefelslliire erbitU, «ersetzt *
es s|cb erst beim Kocbpnnkt der Sftore unter Jodeotwick-
lung. Beim Glühen entweichen Jod und Sauerstoffgas, und
es bleibt, wenn diefs einige Zeit gedauert hat, ein Rück-
stand, welcher jodsaures Litbioa und JodüthUun enthält.
Jodlitbiun« .
Nur dnrch längeres Stehen Ober SchwefelsSare er-
hält man nadeiförmige Krystalle, welche von freiem Jod
theilweise gelb gefärbt sind, und an der Luft äufserst
scbuell zerfliefsen.
3^102 Grm. derselben lieferten 0,897 schwefelsaares
Lithion =0,2373 Lithion s7,64 Proc, welche 7032
Proc. Jodlithinm bilden. Hieraus folgt, dafs das kiy-
stallisirte Salz LiJ+öH ist, und enthalten mufs:
Jodlithinm 71,10
Wasser 28,90
löä
Bronsanres Lithion.
Auch dieses Salz habe ich früher schon beschrieben
£s ist zerfliefslicb, nadeiförmig kr jstallisirend , und ver-
wittert bei längerem Aufbewahren über Schwefelsäure,
Salpetorsanre« Lithloa*
Verdampft man die Auflösung im Wasserbade, so
erhält man es als ein krjstallinisches Pulver. Es ist sehr
zeriliefslich, und löst sich in Alkohol sehr leicht auf (viel
Imhter als das Matronsab).
1) Poggendorfr» AwmIcb, B4. 65, S. 63.
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85
1,338 Grin., mit Schwefelsäure abgedampft, gaben
1,063 schwefelsaures Lithioo =0,281269 LithioD =21,02
Proc. Es ist demnsch wasserfreies Lill, welches enthal-
ten moiiB: * f »
Uthion ^l,Qa
.Salfeteraitire 78^7
100.
• • •
ChlorlUhium.
Löst man Cblorlitbium in starkem Alkohol au^ Jiinfl
lifet das. Ganse unter dem Exäii^ator (thjer Scfcwefebiiure
stehen, so bilden sich ondeotliche, leidit «erfliefsliche
Krystalle, welche kein Alkoholat, sondern ein Hjdrat mit
dem halben Wassergehalt des schon bekannten sind.
L 2,34 hinterliefsen beim starken Erhitzen 1,628 Chlor»
lithium.
. IL M32 «ftben 0,935 desselben.
In 100 Th. mitUn:
1. II. Li€l-h2ö.
Chlorlithilwa 69,57 70,19 69,92
Wasser* 30,08
I ' — _____
100.
Um zu sehen, ob sich Chlornatrium und Chlorli-
thium nicht durch fast absoluten Alkohol trennen lassen,
wurden 0,474 geschmolzenes Chlorlithium und 0,707 ge-
schmolzenes und dann gepal^rtes reines Chlornatrinm
mit Alkohol von 98 Proc. mehrere Tage in einem ver-
schlossenen GeflHfse hingestellt, und oft um£;eschüttelt!.
Der mit Alkohol etwas ausgewaschene Rückstand betrug
0,658, und bestand aus Chlornatrium. Es hatten sich
folglich 0,049 Chlornatrium aufgelöst, so dafs eine scharfe
Trennnng auf diese Weise nicht ausführbar war.
TrenauBg von Iiltbion und NatroiL
Später habe ich Gemengt von Alkohol und Aeth$r
zur Trennung von Chlornatrium und Chlorlithium ange-
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86
wandte und dabei Resultate erhalten, mit denen mau wohl
zufrieden sejn kann. *
Behandelt man wasserfreiea Chlorlilhinm mit gewöhn«
liebem Aether, so erbsU man zwei Flüssigkeitsscbicbten,
welche sich nidit ▼ermiachen; eioe obere leichtere, Aether,
der nor eine sehr geringe Menge Lithtonsak enthalt, und
eine schwerere, welche eine concentrirte Auflösung von
Chlorlithium in Wasser ist, welches der Aelher enthielt.
Der grölste Theil des Lithionsalzes bleibt aber natürlich
nngeiOet.
Dagegen wird Chlortithinm, selbst wenn es zdTOf
geschmolzen war, von einem Gemenge von gleichen Tbef-
len wasserfreiem Alkohol und Aether vollständig aufge-
löst, während nur eine Spur Chlornatrium dem Lithion-
salze folgt.
0,977 Grm. reines, stark erhitztes Chlonmirinm und
eine unbestimmte Menge Chlorlitbium wurden mit jenem
Gemenge übergössen, und einige Tage unter öfterem Um-
schütteln hingestellt. Nach dem Filtriren und Auswaschen
mit Actheralkohol blieben 0,961 Chlornatrium zurück. Von
100 Th. dieses Salzes waren also 98,67 Tb. wieder er-
halten.
. Diese Methode habe ich nun bei den spftter zu er-
wähnenden Analysen des phosphorsauren Natronlithions
oft angewandt, und das Chloruatnum imm^r frei von
Lithion erhalten. In Mineralien, wo die Menge beider
Alkalien gewöhnlich nicht sehr bedeutend ist, wird der
Fehler so klein, dafis er auf das Resultat gjewiÜB ohne
EinOtifs ist.
Photpborsaurea NatroDlilhioB.
Unstreitig ist von allen Lithionsalzen dieis eins der
interessantesten, weil es durch seine Schwerlöslichkeit ein
Mittel zur Entdeckung des Lithions Ist, wo andere nicht
mehr ausreichen. Berzelins hat zuerst diese Verbin-
dung beschrieben, und die Art und Weise, sie aus lithion-
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87
baltigen FIflssigkeiteii niederzuschlagen, angegeben Elf
analysirle sie durch Glühen mit kohlensaurem Kalk, und
erhielt von 100 Tb. 77,333 kohlensaures Alkali, welches ,
etwa 90 Tb. Cblormetall lieferte, woraiib wmeft-frekir
Alkohol das ChlorlHhtoia aussog' aiid 44,45 ChloviMttteai
znrflckfiels. Hieraus »cblols er, das Sals bestehe«!« ^M.
eben Atomen neutralem phosphorsaureu Natron Und neii-
tralem pbospborsauren Lithion Na^F+Li^P, dessen Zu-
saramensetzuDg sejrn wfirde:
. Phüsphorsäure 60,97 ^ - '
Natron ' .... 26,71
Lithion 12,32 . *
100. /
Ich habe durch ziemlich xahlretcbe Versudi^ tkum»
nittelu gesoeht, iu wie weit dieses ]>opfielsäl» eigentlich
xur quantitativen Bestimmung des Lithions tauglich, md
ob seine Zusammensetzung unter allen Umständen die
▼on Berzelius angegebene sey.
Zu dem ersten Zweck wurden genau genogene Men-
gen Lithionsalz unter den uOthigeii Vorsichtsüiafsregelii
in das Doppelsalz verwandelt und dessen Msoge be-
stimmt. Theils 'worde Chlörlitbinm, aui kohlensaurem
Lithion dargestellt, iheils schwefelsaures Lithion, beide
im geglühten Zustande, angewandt. Da das Chlorlithium
so leicht Feuchtigkeit anzieht, was beim Wägen hinder-
lich ist, so habe ich später gertfdezu kohlensaures Lithion
genommen, Und" diefs erst in verdtinntisr Chlorwasser-
stoffsäure aufgelöst.
Zur Umwandlung in das Doppelsalz diente entwe-
der ein Gemenge von kohlensaurem und gewöhnlichem,
aber ganz reinem, phosphorsaurem Natron, oder statt
des letzteren, glasige Phoifihorsäure f ). Das Abdampfen
1) Untersuchung des Wassers von Karlsbad de. ; io Poggcn dorif»
Annalcn, Bd. 4 S. '245.
1) l.eidei ist die&clbe fast Irumcr kalkhaUig, ein Urodtand, auf den
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88
und wurde liu zur ▼ollkoniiieii«! Trookiie fortgesetzt,
worauf die Masse mit kaltem Wasser aufgeweicht und
das Doppelsalz auf dem Filtrum mit eben solchem aus-
gewaschea wurde. Das. FiUirat wurde von Neuem ab-
gedampft, UDd gab dana stets noch eine mehr odier nun-
der gprofse Menge des Sahes bei nacfaherigem Bebandeti
der Masse mit Wasser. GewObnlieb wurde diefs noch
ein oder zwei Mai wiederholt, und da in allen Fällen
immer noch etwas Doppelsalz erhalten wurde, so liefs
sich hieraus schon schliefsen, dafs diese Bestimmungsme-
thode des Litbions fOr quantitative Zwecke nicht anwend-
bar seyn könne.
Wenn die Verbindung =Na'P-f-Li'P ist, so müs-
sen 100 Chlorlithium 280 Th. derselben liefern.
•. Im Maohstelienden «ind die wirklich erhaltenen Men-
gM angegeben.
n) Mil pho«phor»aarem und kohlenfanrea Natroaw
I. 124,3 (1.446 LiCl =1,798)
U. 95,4 (2,563 t =2,446)
UI. 122,2 (3,589 - =4^87) '
lY. 143,6 (%604 - ') =3,739)
V. 89»0 (%073 - «) sl^).
*
6) Mit PhosphoraSnre und ItobleDtanreiB Natron.
VI. 97,1 (4,249 Lia =4,127)
m 92,8 (3,84 - 8) =3,563).
Hieraus ergiebt sich nun zunftcbst, dais die Menge
des phosphonanren Natronlitbiona, welche man ans ei-
mich Hr. ProC Otto in Brauntchwcig aufmerkMUi nuichte, und den
ieh voUkonuMD bestätigt faod.
1) Ab Aeq. des msewuOtiu LiC.
• • •
9) Acq. dea angewandten 2,702 Li S.
a) A«q. des m^gwmäim Lid
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89
im LitMoDiatt« erliSit, Id Verenclie eine andere
ist, und ferner, dafs sie aufserordentlich weit von der-
jenigeii Menge entfernt bleibt, weiche erhalten werden
^ • • • •
mmk^ wenn das Sals ssNa'F-HLi^P ift.
Um diesen letiten Punkt festzmteUen, Oberhaupt am
ra ermitteln, ^ das phosphorsaure Natronüthion unter
allen Umständen dieselbe Zusammensetzung habe, war- •
den die bei den erwähnten Versuchen erhaltenen Pro-
ben anaijsirt, was fbl^endermafBen geschah.
Das Salz wmrde geglüht» mbei es nur unbedeatend,
oft fast' gar nichts an Gewidit verliert, also wasserfrei
ist. Alsdann löste man es in Chlorwasserstoffsäure auf,
und schlug durch ein Gemisch aus Chlorcalcium und Am-
moniak die Phosphorsäure nieder. Der Niederschlag war
stets Ca*F, wie die Zerlegung durch Schwefelsäure zeigte.
Die mittelst Oxalsäure vom Kalk befreite FlQssigkelf
wurde abgedampft, die nach dem Verflüchtigen des Sal-
miaks bleibenden Chloride wurden gewogen, mit einer
Mischung aus Alkohol and Aether übergössen, und in
einem luftdicht Terscblossenen Gefillse einige Tage hin-
gestellt Das rückständige Chlomatrium wurde alsdann
auf ein gewogenes Filtrum gebracht und sein Gewicht
nach scharfem Trockuen bestimmt, wodurch sich die
Menge des Cblorlithiums ergab.
Folgendes sind die Resultate von sechs Analysen
dieser* Art:
(m) (II.) (III.) (IV.)
1. 2. a 4. 5. e.
Phoaphorsaore 58,606 60.47 57,82 6031 54,60 52^8
Hatron 7,845 7^7 18,06 16^27 26^78 28^8
UlilM 32,115 8436 20,12 2738 28,16 JI30
98,666 102,70 lÖÖ 102,16 104^4 102,85.
Der Ueberscbufs rührt davon her, dafs dem phos-
phorsanren Kalk gewühnlich etwas kohlensaurer Kalk
beigemengt war, der nicht besondeis in Abzog gebracht
worde, besonders aber' davon, dafe die Phosphonünr^
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wie oben bemerkt, etwas phosphorsanren Kalk enthält.
Efine Corrcction habe ich absichtlich nicht angebracht.
Das Resultat ist nun, dafs das phosphorsaure Na»
troolithion eiu Salz von ganz variabler Mischung iut, woiw
aus sieb die oogleicbeB Mengeo tom Theil erklftres» die
man bei seiner Darstellung erbftit Zur aualytisebeo Be«
sliinmung des Lithions ist es ganz unbraoehbar.
Merkwürdigerweise weichen aber alle Analysen au-
fserordentlich von der voa Berzelius fiir das Salz ge«
fnndenen ab, so dafs man. annebmen mufs, sei^e Zvsam-
nensetzoog kOnne upter sonst Sufserlicb gfeieben Bediih
gungen, was seine Bildung und Abecbeidung betrifft, docb
eine ganz verschiedene seyn.
Sehen wir nun, in wiefern die Analysen den be-
Stimmleu cheiniscbeu Proportionen eutsprecbea, so sind
die Sauer^toffmeugfu folgende:
1. 2. 3.
Pbospborsiiire d2,87 33,88 ' 32,40
^ ■ i 1 itu i '
^»hosphorsäure ' 33,51 30,59 " ' 29,4^^'
LUhioo 15,01 ) iii)^i2,84n) !<.,*o.'iitl2,14ii j^ioi
Der Sauerstoff der Basen verhUlt sich mithin zu dem
der Phosphorsäure =3:5. Das Salz ist folr»;Iich ein
ganz anderes, als man bisher geglaubt hat. Und in der
Tbat, das stark geglühte phosphorsaure Natroulithion, in
schwacher Salpetersäure aufgelöst, fäiÜ die Silbersalze
rein gelb; es Ittfst sich nicht in Pyrophosphat Terwaft«
dein, eine Probe, die ich oftmals angestellt habe.
Das Salz ist also R^P, und Natron und Lithion sind
darin ohne Zweifel isoiftorph, wie sie es au«h in alleq
FSlIen sind, wo sie lU 'der Natur «usanmeD voi^oniBseii|
wie* meine Versocbe ttber deo Ambljgonit iiocii» kBnlidi
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91
bewviesen baboD. Nichts destoweniger seheint zwischen
ihnen ein einfaches VerhftUnifs stattzidiiidetty wie ^ie Ana-
lysen andeuten. Dasselbe wäre nämlich:
In I. und U. =1:9 m^¥+9Li^F
in III. ' =1:5 Na»fH-5Li>P
in IV. ' =1:4 Na»P+4Li^iP
in V, , =1:2 Na*PH-2Li'P
in VI; =1 : U 2Na3 P-H3Li3 P.
Ich lege indessen auf dieses Verhöllnifs keinen gro-
ÜBcn Werth, da es ohne Zweifel ein ganz zufälliges ist,
von- BcdingiiBgflD abhingif;, die sich schwerlich möchten
feststellen lasseii. Nor so viel ist sichert dafs das phos«-
phorsaore Natronlithion, wie es bei meinen Versiichen
sich gebildet hat, unter allen Umständen i
Na 3 ) . •.
Li» i ^
war.
Es wtirde ziemlich zwecklos seyn, nach den ange-
gebenen Resultaten zu berechnen, wie viel von dem Salze
in den früher erwähnten Versuchen aus gewogenen Men^
gen Lithionsalz hätte erhalten werden müssen; da doch
ein emenertes Abdampfen stets die Bildung einer neniBa
Qoantititt «or Folge hatte.
VI. Versuche, das yitorn^eakht des I rans zu
bestimmen; von Cari JtLam mel a berg.
j^ebrere Chemiker haben sich bemüht das Atomgewicht
des Urans zu bestimmen, seit Peligot entdeckt hatte, dafs
das grüne Uranoxydul durch Wasserstoffgas zu Oxydul
reducirt wird, und diesem Oxydul ein lurystallisirtes Chlo-
rQr von interessanten Eigenschaften entspricht*
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Pe 1 i g o t selbst bat die Zabi 750 als aus seine» Veiw
suchen hervorgehend für das Atom des Uraos augenom-
men, wiewohl ich bei Gelegenheit einer Arbeit über die
Uranoi^dulsaLLe ) darauf aufmerksam machte, dafs die
ciDzeloen Versucbe dieses Cbemikers Zablen liefern, die '
zwiscben 689 und 747,5 schwanken.
Wert heim bat später darcb die Analjse des
krystaliisirten essigsauren Üranoxyd - Natrons die Zahl
746,36 erhalten, und diese Bestimmung scheint, mit Rück-
sicht auf die passende Beschaffenheit des Salzes und die
Einfaebheit der RAetbode, grofees Vertrauen zu verdienen.
Ebelnen erbielt aus dem Oxalsäuren Uranoxjd
742,875 als Atomgewicht des Urans, was imt von Wert«
heim gefundenen sehr nahe kommt.
Ich selbst habe mich mit diesem Gegenstande frü-
her schon beschäftigt, und insbesondere die Reduction
des Uranozydoxyduls in WasserstofTigiis zur Bestimmung
des Atomgewichts zu benutzen gesucht ' ). Mehrere Um-
stände waren jedoch bei dieser so einfadien Metbode
die Ursache, dafs ich in elf Versuchen Zahlen erhielt,
die zwiscben 580 und 736 lagen, so dafs ich es aufge*
ben mufste, auf diesem Wega ein genaues Resultat zu
erlangen.
Von Hm. von, Berzelius aufgefordert, habe icb
später die Versuche in einer anderen Art fortgesetzt, de-
ren Ergebnifs iu vorliegender JNotiz mitgetheilt werden
soll.
V. Berzelius schlug mir zwei Methoden zur Prü-
fung vor, nämlicb 1) eine gewogene Menge Uranoxj-
dul mit Salpetersäure und Schwefelsäure zu bebandeln, .
und das Gewicht des schwefelsauren Uranoxyds zu be-
stimmen; und 2) dieselbe mit einer gleichfalls gewoge-
1) Poggendorifs Annalen, Bd. 59, S. 1.
2) J«iif». rOr pmi. Ghfmie, Bd. 20« & m
3) A. a. a, S. 4.
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03
ucn Menge Talkerde iu Salpetersäure aafzulösen, und
durch Glüheo in Uranoxjd- Talkerde zu ^«rwaadcia.
Bio erste Metbode führt einige Schwierigkeiten mit
sich, die hier nicht Obergangen werden dQrfen. Es ist,
wie ich früher schon bemerkt habe, nicht möglich, Uran-
oxjrdul, so wie es durch Reduction des Oxvdoxyduls in
Wasserstoffgas erhalten wird, genau zu wägen, da sich
sein Gewicht fortwährend um mehrere Milligrammen ver-
mehrt. Femer ist die Oxydation durch SalpetersUnre,
welche, so wie die weitere Behandlung in einem geräu-
migen Platiritiegel geschieht, immer von einer so lebhaf-
ten Heaction begleitet, dafs ein kleiner Verlust sehr leicht
erfolgt; das Abdampfen mit Schwefelsäure wird dadurch
etwas beschwerlich, daüs das schwefelsaure Uranoxjid,
welches in der sauren Fifissigkeit anauflOsIich ist, sich
2tt Boden setzt und leicht ein AnfiBtofsen der Masse be>
wirkt, dem man nur bei grofser Aufmerksamkeit entgeht.
In sechs Versuchen, bei denen kein sichtlicher Ver-
lust stattgefunden hatte, lieferten tOt) Th. Uranoxydul
die nachstehenden Mengen schwefelsanren Uranoxyds (im
schwach geglühten Zustande, wobei sein Gewicht ziem-
lich coustant bleibt), woraus sieb für das Uran das bei-
gefügte Atomgewicht ergeben würde:
I. 135,76 =740,545
II. 136,094 = 732,77
III. 139.45 =661,92
IV. 136,23 1^729,644
V. 13^,304=727,95
VI. 136,39 =725,95
Später habe ich auch einige Versuche mit dem Oxyd-
oxydul in der nimlichen Art angestellt. Dasselbe war
fheils durch Glühen des aus Uranchlorfir durch Amnio-
niak erhaltenen Oxjdulhydrats an der Luft (VII), theils
aus salpetersaurem Uranoxjd durch Erhitzen , Auswa-
schen mit neutraler Cblorwasserstoffsäure etc. (Vlli) he-
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rcHet Beide wurden in trockuem Sauerstof^se erliilzt,
änderten jedoch dadurch ihr Gewicht nicht nlerklich:.
VII. 131,79 =707,33
VIII. 130,174 =5752,35.
• • • •
Dabei ist vorausjjesctzt, dals das Oxydoxjdul =U^J sey.
Die Anwendung der Talkcrde scheint mir deshalb
weniger geeignet, weil die Uranoxyd Talkerde beim Glü-
hen, selbst wenn sie fiberscbüssige Talkerde enthält, ihr
Gewicht immer um etwas vermindert, was von einer an-
fangenden Reduction des Oxydoxyduls herrühren mufs.
Bei den nachstehenden zwei Versuchen ist das auf einer
Lampe mit doppeltem Luftzüge durch lebhaftes (Tlübeu
des Tiegels erhaltene Gewicht augeuoininen worden.
VII. 4,713 ü und 0,75 Mg gab. 5,739 U=753,757
. Vm. 3,143 U und 1.192 Mg ^ab. 1,541 U=6()2,9.
Aufserdeiu habe ich Wert beim 's Versuche an den
essigsauren Doppelsalzen Ton Natron und Baryt wieder-
holt Ich fand hierbei, dafs beim Erhitxen stete Sporen
des Salzes als feiner Staub entweichen, wenn die Gas-
entwicklung in der Masse beginnt, und dafs man selbst
bei Anwendung von zwei in einander gestellten Tiegeln
diesem Verlust nicht ganz begegnet.
IX. 3,78 essigsaures Uranoxyd -Natron, bei 220" ge-
trocknet, gaben 2,55 Glühröckstand, d. h. 100 Th.
=32,5397. Daraus folgt Us= 743,509, d. h. um
2,85 von Wertheim's, und nur um 0,634 von
Ebelmen*s Zahl differirend.
Krystallisirter essigsaurer Uranoxyd -liaryf. Nach
Wertheim enthält diefs Salz im kryslallisirten Zustande
6. At, Wasser =s9,46 Proc, welche es bei 275" voll-
ständig verliert. Bei meinen Versuchen gab es, Ober
Schwefelsäure gelrockuet, bis 200** 1,98 Proc, und in
zwei anderen Proben zwischen 150" und 200" 0,48 und
0,62 Proc Wasser. Das Salz war in diesem Zustande
wasserfrei und liefert^ bei. «iner Analyse J4»78 Proc
Baryt, enthftlt also I At. Ba gegen 29.
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06
100 Tit dieses ]>oppel8tls« liiiileriieCBen um bfui
Glühen folgende Mengen Ba¥', woraus das beigesetzte
Atomgewicht für Ü folgen würde:
X. 68.38 U=:644,75
XL 68»7ö7 s=:662.997
m 06^130 S633J7,
Das Resultat dieser Versuche ist aUerdiugs nicht sehr
befriedigend, and Ich bin weit entfernt zu glauben, da-
durch das Atomgewicht des Urans möglichst genau er-
mittelt zu haben. Unter den verschiedenen Methoden
sind die mittelst des essigsauren Natron -Doppeisalzes
nnd die mittelst U oder Salpetersäure und Schwe-
felsäure, jedenfalls die besten, obgleich die letztere noch
dadurch elnas ungenau wird, dafs das schwefelsaure
Uranoxjd bei wiederholtem Erhitzen (höchstens bi« zum
kamn sichtbaren Glühen des Tiegels),, niemals absohU
dasselbe Gewidit gjttbt, und leicht ein wenig SchwefeU
sSare verliert, so dafs es dann nicht mehr ToUkommen
aufiöslich ist.
Eine ganze Reihe der gelungensten Versuche liefert
Zahlen, welche zwischen 725 und 750 liegen, so dafs wohl
die von Wertheim und Ebelmen gegebenen Beslim*
mungen, denen sich I und IX aufserordentlich njlhem,
ab die sorertlisaigpteii angesehen werden hOnnen.
« •
VIL (Jeher das Cyaneisettkallum ;
von F. F* Runge.
Da fertiges Cjaueisenkalium , mit etwa ein Drittel Pot-
asche gemengt, in einen rotbglühenden Tiegel eingetragen,
unter Abscheidiing des Eisens in eisenfreies Cyankalium
▼erwandelt wird, so hat der Hr. Prof. Lieb ig den schein-
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«
96
kn richtigeD Scblofs geauMsIrt: fi bttde neb Mm GlOlieii
von Stlduloffkohle, Potasche und Eisen blofo Cjanka^
lium, uod Cyaneisenkalium entstehe erst beim Auflösen
der Schmelzung in Wasser, indem nun erst eine Einwir-
kung auf das Eisen und seine Auflösung erfolge.
Im Kleinen mag diefs der Fall seyn; im Groisen ist
es nicht so. Das Pulrer einer regelrecht, in Eisen ge-
machten Schmelze von
400 Pfund Potasche,
400 Plund Homkohie und
10 Pfund Eisen
ist rnchi, wie es Lieb ig angiebt, durch. Auswaschen mit
Branntwein in zwei Theile zu theilen, wovon der eine
flttssige das Cjankalium in Auflösung enthalten soll und
der unauflösliche Rückstand das Eisen, so daCi man erst
durch Vennischen und Erhitzen beider Cyaneisenkalium
bekommt. Es findet vielmehr das Gegentheil statt
Bringt man nSmlich die gepulverte Schmelze in ei-
nen Trichter und giefst so lange Branntwein (tder glei-
che Theile starken Brennspiritus und Wasser) auf, bis
dieser nichts mehr auflöst, so hat man zwei Flflssigkei-
ten, eine schwere und eine leichte. Die schwere FiOa-
sigkeit ist Potaschenauflösung; die leichte enthält nur et^
was Cjankalium. Dagegen giebt der ausgewaschene
schwarze Rückstand beim Auslaugen mit heifsem Was-
ser CxaneisenkaUttm, und zwar in derselben Meugc, wie
man es aus der Schmelze auf gewöhnlichem Wege auch
erhält.
Es folgt hieraus, dafs das Cjaneisenkaliuni (welches
im Branntwein unauflöslich ist) schon fertig gebildet in
der Schmelze enthalten seyn mufs, und nicht erst da-
durch entsteht, dafs das Cjankalium beim Auflösen in
Wasser Eisen auflöst Wäre diesem S0| so mfifsten die
Auslaugepfannen, welche von Eisenblech sind, sehr an-
gegriffen werden, was nicht ^geschieht, da sie zehn und
mehr Jahre halten, und nur durch Verbrennen unbrauch-
bar werden.
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97
VIIL Ueber die Pennindermg^ des specifischen
Gewichts, welche die Porcellanrnasse beim
Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet;
von G. Rose.
A 1. Bron^niart macht (ins in seinem wichtigen Werke
über Thonwaareofabrication ' ) mit der Thateache bekannt
dafe die Porcellanmaflse im schwach gebrannten ungaa-
reu Zustande ein höheres speeifisches* Gewicht habe, ak
im stark gebrannten gaaren Znstande; eine Thatsache, die,
ehe man weiter darüber nachdenkt^ auffallen kann, da
die Porcellanrnasse bekanntlich beim Brennen im Gut-
ofen schwindet, d. h. einen kleineren Raum einnimmt,
nnd also nach dem Brennen ein höheres speeifisches Ge-
wicht haben sollte, als vorher. Ich lasse^ ehe ich meine
Bemerkungen darOber mitlheilc, die betreffende Stelle in
einer wörtlichen Uebersetzuug folgen, sie steht Tbeil 1,
Seite 262.
l>Iachdem der Verfasser gezeigt hat, dafs wir noch
keine genflgenden Bestimmungen über das specifische Ge-
wicht der verschiedenen Arten Tön Thonwaaren besitzen»
fthrt er fort:
»Ich glaubte also diese Lücke ausfüllen und durch
die vollkommensten und genausten Methoden die speci-
fischen Gewichte einer groCsen Menge von Thonwaaren-
massen in den verschiedenen Graden des Brünens be-
stimmen zu müssen. Dazu -war eine lange Reibe von
Versuchen ndthig, nnd ich bat daher Hm. A. Laurent,
meinen Gehülfen für physikalische und chemische Un-
tersuchungen im Laboratorium der Porcellanfabrik zu
Sevres, das specifische Gewicht von verschiedenen Arten
1) Traiti des aris eiramiques tm des pofenes, Paris 1844.
PofgendorlTs Annal. Bd. LXVI. 7
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98
Thonwanrcn in den verschiedeneu Zuständen der Gaare
zu nelmieu ' ). x
»Wir gelangten zu Resultaten, die ganz unerwartet»
ond den VorsteliimgeD, weiche inaa gewöhnlich vod deo
Verscbiedeofaelten des specifischen Gewichts der Tenchie-
denen Arten von Thonwaaren hat, yOUig entgegengesetst
waren, Vorstellungen, welche ich für so begründet hielt,
dafs ich daraus mit dem gröfsten Theil der Physiker,
wenn nicht mit allen, Foigerungeu zog, die durch die
Erfahrung gSnzUch widerlegt wurden.«
»In der That sieht man, bei dem Ueherhliek der
Tafel No. VIII, zuerst, welcher bedeatende Unterschied
in dem specifischen Gewicht einer und derselben Thon-
masse stattfindet, wenn man dasselbe an Stücken, oder
an dem Pulver der Thonmasse untersucht, dann aber,
und dieis ist die merkwfirdigBte Thatsache, dab das spe-
dfische Gewicht, anstatt Ton der weichsten, wenig ge-
brannten, Thonmasse za der stark und hart gebrannten
zuzunehmen, vielmehr abnimmt, so dafs die weichen Zie-
gelsteine von Sarcellcs bei Paris, die Steingutmasse und
' das grobe Töpfergut der Vorstadt St. Antoinc bei Paris
eine viel beträchtlichere Dichtigkeit haben, als die so
harte, dichte (serree) und so stark gebrannte Masse der
Feldspath-Porcellane {poreelames dures),n
Diese Thatsache schien mir so paradox, dafs unge-
achtet des Zutrauens, welches ich in die so genaue und
geschickte Art zu operiren des Hrn. Laurent und in
Versuche setzen mulste^ die in meinem Laboratorium in
Sevres, und grdfstentheils unter meinen Augen angestellt
waren, ich sie doch nach einem Zwischenraum von meh-
reren Jahren durch den geschickten Hrn. Malaguti und
endlich auch ganz neuerlich durch Hrn. Salretat wie-
derholen liefe. Aus diesen Versuchen, die unter ganz
besonders gflostigen und vielleicht einzigen Umstanden
1) Die Hesultate dieser Llntcrsuchungcn s.im\ von Hrn. Brongntart
in einer besonderen Tabelle (No. VI 11) zusammengestellt.
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99
ausgeführt waren, ergiebt sieb, dafs das Feldspath > Por«
cellan, je mehr es gebrannt wird, sich zusammenzieht^
und an Volumen um wenigstens ein Zehniheil abnimmt^
auch in seinem specißschen Gemehle in einem höchst
axffäUendeu Maafrt abmmnU, Man siebt, dafs diefs in
dem VeriiSitaisse von 2,619 zu 2,242 gescbieht, Indem
es halbgebrannt durch em Gewicht von 2,440 hindurch-
geht. Also wenn die Masse nur verglülU ist, d. h. wenn
sie 10 Stunden lang einer Hitze, höher als die üitie des
scfamebenden Silbers, ausgeaeiat gewesenj wenn sie noch
povOa ist, und an der Zun^ büngf , hat sie, puherisiri^
ein specifisehes Gewicht von 2,619; wenn sie im 6nt-
ofen halbgaar gebrannt wird, so dafs die Glasur zwar
zusammensintert, aber nur erst anklebend ist, wird ihr
specifisehes Gewicht auf 2,440 reducirt, und wenn sie
endlich volikcMnmen gebrannt ist, ist diefe Gewicht auf
2,242 herabgesunken, und dennoch hat sich die Masse
in linearer Ausdehnung um 10 Proc. zusammengezogen.«
»Ich will nicht versuchen diese Thatsache zu erkla-
ren, dazu ist hier nicht der Ort. Ich begnüge mich hier
zu sagen, dafs man sie als gewifs annehmen kann, ein-
mal weil die Versuche mit aller möglichen Sorgfalt >ind
Genauigkeit angestellt sind, und dann weil sie sich dem
Gesetze der Ver&nderang des speeifischen Gewichts in
den Thonmassen anschliefst, nach welchem das specific
sehe Gewicht dieser Massen im umgekehrten Verhält-
nifs zu dem Grade des Brennens steht, oder was das-
selbe sagen will, dafs die Dichtigkeit des Pulvers dieser
Massen um so geringer ist, je mehr die Masse gebrannt ist «
Hr. Brongniart bemerkt noch in einer Note, dafs
naan die Aenderung im spccifischen Gewichte nicht einer
etwanigeu Entweicbung von Wasser oder von einem an-
dern Körper zuzuschreiben habe, da sehr genaue Ver-
suche Ilm überzeugt hatten, dafs verglfihtes Porcellan beim
Brennen an Golofsn nichts vom seinem Gewichte verliere.
Ungeachtet die angegebenen Thatsachen als hinrel-
7*
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100
ciiciid bestätigt angenommen werid«n konnten, so wollte
ich mich doch, ehe ich weitere Scliltisse darauf baute,
gern . selbst von der J^chtigkeit dersclbeu überzeugen«
was niir tun so lekbler wurde, als kb durch die Güte
des D&ectors der. kiesigen Kdni^» Porcellaii&brik, Uro«
Geb* Oberbergrath Fxick, der sieb selbst iDr diese Vef*
suche seht interessirtc, nicht allein mit dem dazu nöthi-
gen Material versehen wurde, sondern auch die Gele-
genbeit erhielt, in eioem der Gutöfeu der PorceUaufabrik
die ndtbigeO' Schmeiattiigen und Giübungen Tmmiehineii.
Ich erhielt so voa Hrn. Friok 9 Terschledene Proben
Poreellan, yon denen die Probe No. 1 nnr ▼erglüht, No.^
bis zum LikaUen im Gutofen gelassen, die übrigen aber
nur resp. 3, I, 5, 6, 7, 8, 9 Stunden im Gutfeuer ge-r
blieben waren.
Die Proben No. I .bis 4 waren wckb, leicht zer«
brechbar und an der Zun^e hangend, die enteren voii
ihnen im grösseren, die letzteren im geringeren Grade;
die Probe No. 5 haftete nicht mehr an der Zunge, und
hatte schon ziemlich dieselbe Härle wie alle folgenden,
' sie war aber im Bruche uoch matt; eben so verhielt sich
anch No. 6; dagegen 7 and 8 schon in allen Eigeoschaf»
ten mit No. 9 llberelnkamen. Bei allen cheaen Proben
waren aber im Brache mit blofsen Angen mehr oder we-
niger häufige Poren wahrzunehmen, so dafs es nöthig
war, um für die liestimmung des specifischen Gewichts
ein constantes Resnltat zu erhalten, die Proben vorher
za pnlvern.
loh fand auf diese Weise das specifische Gewicht
der- verglfibten Porcelbrnmasse =^2,613
von jNo. 3 =2,589
. No. 4 =2,566
- No. 9 =2,452.
Die Proben No. 5 bis 9, die nicht mehr an der Zunge
hafteten, worden auch in Stockei» gewogen, nnd auf dietf^
Weise das spccifisdie Gewicht gefunden: .
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101
▼OQ No.5 ^3»aiO
: No.6 »2374
- No. 7 33 2347
- No. 8 =2,334
. No. 9 =2,345 ' ).
Hieraus ersieht inan, dafs die verglühte Berliner Por*
cellanmasse dasselbe speciiische Gewicht hat, als die von
Serres, denn* die Zahlen und 2,619 sind so wenig
▼^recbieden, dafs ihan 'iien Unterschied woU uDbcHlek-
sichtigt lassen kann; dafs aber das gaar gebrannte Ber-
liner Porcelian noch schwerer ist, als das von Sevres,
und zwar in dem Verhältnifs von 2,452 : 2,212. Es ist
aber vielleicht dieser Unterschied weniger auffallend als
die obige Uebereinstinimang, d^ die Berliner und* Sevres^'
Porcellännassen nicht allein in ihrer 'Zusammensetzung
sehr verschieden sind, sondern auch die Temperatur in
dem Gutofcu der Berliner Porcellanfabrik in dem Maafse
höher ist, als in dem der Sevres- Porcellanfabrik, dafs das
Sevres-Porcellan in dem Beritner Gutofen zusammensinkt.
Ibdessen kann* die- Ursache des hoben specifiacben Ge*
wichtes des Berliner Porcellans in Vergleich mit dem des
Sevres - Porcellans nichtj auf einem Irrlhume beruhen,
da, obgleich ich den Versuch nicht wiederholt habe, der
Versuch mit dem ganzen Stücke ein specifiscbes Gewicht
1) IMe Meibode,' deren iA mich Inei^Kel bediente, war dfeselbe, wef-
die leb bei der.Uniersaehung 4m 'JpecSfitchm fitewidiu des pulver-
fönifcn Kellupetbt nttd Aragonits CPoggendorff*« Annd. 9d. 42,
$, 355) angewandt habe, indem ich das f^n Mmdbcnci and mit
Wasser gekochte Porcelian suent nnler Wasser wog nnd dann ab-
dampfte, und nnn erst das absolnte Gewicht bestiromle. Ich habe
hierfür die Aenderuog gemacht, dafs ich die Wagung nicht in ei-
nem GlasMflbchen,' sondern in 'einem Platingcßrse vornahm, wie sich
dessen schon Heinrich Rose bei seinen WSgongen bedient hatte,
was den Vonng gewShrt, da(s das Platin beim Abdampfen nicht an-
gegriflitn wird, wShrcnd diefs bei einem Glasgeföfse stets der Fall
ist. Das ZerldcBDem ^les hart gebrannieo PurceUans vor dem Zer-
reilien im AcbcimSraer geschab in einem SlahMMer.
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1112
von 2,345 geliefert hat» das zwar wegeo dor eingeschlos-
senen Poren des StQcks geringer als das des Pulvers,
aber immer uoch viel höber ist, als das des Sevres-Por-
cellaos ' ).
Wenn aber auch die Versuche mit dem Berliner
Poreellan nicht g^nz gleiche Reaullate gegdka haben,
ab mit dem Serres -Poreellan» so haben sie doch das
Resultat ToUkonmen bestätigt, dafs das gaar gebrannte
Poreellan ein geriugeres specifisches Gewicht bat, als das
ungebrannte.
Um nun über die Ursache dieser Erscheinung Auf*
schlufs tu erhalten , war es nOlhig mit Bestiomitheit va
wissen» ob wtiirend des Brennens keine Aendemng in
der chemischen Zusammensetzung des Poreellans vor sich
ginge. Brongniart läugnet diefs zwar bestimmt, allein
ich glaubte die Sache doch noch einmal untersuchen zu
müssen, da Abich öfter von einer inögUchen Verflüch-
tigung von Alkali spricht, die stattfinde, wenn man alk»>
lihaltige Silicate mit kohlensaurem Baryt im Sefstrdm'-
sehen Ofen einige Zeit im Fluts erhält, oder wenn sich
Obsidiau durch Umschmelzung in Bimsstein umändere
Ich stellte deshalb zuerst einen Versuch mit dem einen
Gemengtheil des Poreellans, dem Feldspath, an, da des*
seo Zusammensetzung genau gekannt ist 17,(1045 Grm.
Adular vom St. Gotthardt wurden in einem Platintiegel
in dem Gutofen der Königl. Porcellanfabrik geschmol-
zen. Der Adular war hierdurch in ein weifses Glas um-
geändert, das, wie diefs bei allen Varietäten des Feld-
spaths der Fall ist, voller kleiner Blasen war. Sein Ge-
1) Der Unterschied in dem specifischen Gewldite der fibrigeo ProboD,
die in Stückeo gewogen sind, rfibit ofienbar aacli von diesen Poicil
her, die in den venchicdenen Stücken leicht in vcrsclilcdener Menge
nch finden können, und wurde gewiDi, wenn die Proben in Pol-
verlbrm gewögen waren, fortgefallea «<ja.
t) Poggeadorrr« Aanalca, Bd. L, & 1^0. Ikbw die Bihinng nnd
den TSniemmenhuig der wittmiach« BUdnagao, 09.
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103
wicht betrug oun 16,9950 Grm.; es hatte also verloren
0,0095 Gmi. oder 0,056 Proc, ein Verluat, der so un-
bedeutend ist, dafs er wohl fiberselien werden kann.
Einen andern Versuch mit dem Poreellan Selbst
stellte zu gleicher Zeit Hr. Frick an. Eine kleine Platte
von verglühter Porcellanmasse wurde im Gutofen gebrannt
Sie wog vor dem Brennen 240 Gran, und hatte nadi'
dem Brennen nur den unbedeutenden Verlust von
Gran erlitten.
Es war also aoeh durch diese Versuche- dai^gethan,
dafs die Aenderung des specitischen Gewichts, die das
Poreellan durch das Brennen erleidet, von einer Aen-
derung in der chemischen Zusammensetzung nicht her-
rubren kdnne, und es lag nun nahe, sie ganz oder zum
Theil in der Aenderung des Aggregatzustandes zu suchen^
indem die Porcellanmasse beim^Brennen In den glasigen
Zustand übergeht, und es bekannt ist, dafs viele kry-
stallisirte Körper, wenn sie geschmolzen werden und beim
Erkalten ein Glas bilden, ein geringeres specifisches Ge-
wicht erhalten, wenn sich auch sonst ihre cliemische Zu-
sammensetzung g^nz gleich bleibt Um zu untersuchen,
ob jene Aenderung Oberhaupt oder nur allein diesem
Umstände zuzuschreiben sej, mufste zuerst das specifi-
scbe Gewicht der Gemengtbeile der Porcellanmasse vor
und nach dem Schmelzen untersucht werden.
Die Masse des Berliner Porcellans besteht nur aus
einem" Gemenge von Porcellanerde und Feldspath, die
beide vorher für sich allein geschlämmt werden. Nach
den Mitlheilungen von Hrn. Frick werden hierbei auf
198 Pfund Porcellanerde, welche 7,2 Proc. Wasser ent-
hält, 58 Pfund Feldspalby d. h. auf 76,01 Proc wasser-
freier Porcellanerde 23,99 Proc. Feldspath genommen.
l) Diese ThaUachc ist zuerst von Magnus bei 6er Umersttcliung des
specifiicbeo Gewichts des Granat- und Vesavianglases aufgefnndeD
(Poggendorfrs Annalcn, Bd. 22, S. 389); sie ist narliher aQch
nodi von G. Bischoff bei •oder'» KGrpcrn bestätigt worden.
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104
Quarz nnd andere Zusätze finden nicht statt, da die Por-
cellanerde aufi deu Gruben von Morl bei Halle bezogen,
wird, also aus zei^etitem Porpbjr besteht, uod deahalb
ancb im ^eBcUlmniteii Zosteode viel mehr eingencQ^en
Quarz enthält, als die Porcellanerde, die sich aus ver-
wittertem Granite bildet, wie z. B. die von Aue bei
Scbneeberg in Sachsen * ). Der Feldspath ist sogenann-
ter gemeiner Feldspath au£ dem Granite der Gegeod von
Hirschberg io Schlesien. . . .
Ich untersuchte zuerst .das specifische Gewidit des
Glases, in welches- der oben erwfthnte Adubr tobi Gott«
hartit beim Scliiiielzen im Gutofen übergegangen war.
Da es ganz mit Blasen erfüllt war, so uiufste es zu die-
sem Versuche auch gepulvert werden; sein speciiisches
Gewicht betrug aber in diesem Zustapde %397; im irj-
stallisirteu 2<ustande betrügt es dagegen, nach Abi cht
2,&766 •).
Ein ähnliches Resultat gab auch der geschlämmte
Feldspath, wie er auf der hiesigen Fabrik benutzt wird,
so wie auch«, nach Abich's Versuchen, der glasige Feld*
spatk.
Das specifische Gewicht des ersteren 6u|d ich 2,59%
und nachdem er in dem Gutofen zu Glas geschmolzen
war, 2,384.
Das specifische Gewicht des krystallisirtcu glasigen
Feldspaths von Ischia beträgt, nach Ab ich, 2,&97% zu
Glas geschmoben 2,4008
1) Vcrgl. hierüber Mltscherlicb'« Lehrbuch der Chemie, % Aufl.
Th. 2, $.215, und den Anhang zu Ende der Abhaiullaiif.
2) Vergl. a. a. O. die Tabelle lu S. 7. •
3) Vor Kurxcm hat aoch oochDevilie Veraache über das spedfiscba
Gewicht der zu Glas geschmolzenen Körper angestellt (in dem 19.
Stuck der Comptes rendus der Pariser Academie^ S. 1453), die
mir indessen erst bekannt geworden sind, nachdem dieser Aufsatz
schon geschrieben war. Er untersuchte auch das specifische Gewicht
des krysLilHsirtcn und zu Glas gcschrnoiz.encn Adulan TOm St, GoU~
hardt, und fand erateres 2,5610, leuteres 2,3512«
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10» '
Bei allen diesen Abänderui)§eu des FcldspaÜiB üu.
d^t also durch die Schmeizuiig eine Venninderaog im
spedfiscben Gewichte von aogehbr iV Btalt.
Mit der Parcfelliaierde, den ander» Gem^i^hell,
geht, wenigstens in der Hitze, die der Gutofen der Por-
cellanfabrik darbietet, keine solche Veränderung wie
mit dem Feldspath vor^ -die Porccilauerde ist in diesem
Hitsegirad unschmelzbar, «e häokX darin wohl e^was su*
Muimen, i|^t sich aber anch nach dem . Bceiinen mit.
Leichtigkeit SiBrdc&cken und zerreiben, , Ihr ape^ifiaches
Gewicht fand ich indessen nun ebenfalls etwas geringer, als
wenn sie nur kurze Zeit über der Spiriluslainpe geglüht
war. Die auf der hiesigen Fabrik geschlämmte ujod
nachher ^trocknete Porcellaoerde verlor, im Wasser-^
bade getrocknet, 0^85 Proc.» .und ab sie darauf .zwei
Mal zehn Minuten lang 1|ber der Sipirituslampe mit dop*
peltem Luftzuge stark erhitzt wurde, 8,55 Proc. Das
specifische Gewicht dieser nur so weit eihitzlen Porcel-
lanerde betrug aber 2,633, das Gewicht der iu dem Gut-
ofen gegltihten Porcellaoerde dagegen nur 2,5€i2, und ak
. der Versuch mit derselben Menge noch einmal wieder-
holt wurde, 2^64.
Ich mufs es dahin gestellt seyn lassen, was der Grund
dieses Verhaltens der Porcellanerde sej, ob er wirklich
in einer allotropischen oder chemischen Veränderung be-
steht, die in der Masse beim Brennen vorgeht oder
ob er yielletcht dam liegt» data die schwach gebrannte
Porcellanerde y wie der schwaeb gebrannte Gjrpd beim
Wiegen im Wasser, Wasser bindet, oder, wie die pul-
verförmige Kohle Gasarten, Wasser verdichtet, und da-
durch das Resultat der Wägung unrichtig macht; so viel
ergiebt «ich, dafis wenig^ens ein Gemengtheil des. Por-
cellans nach dem Scfamelien ein geringeres- apecifisches
Gewicht erhalt
1) Die Plasücitat vcrllMt ditt PocccllpkWflA «chon ^im Glubco ifber
der Spiriu^lampc.
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106
Man kann nun «vre! Ansiebten aufstellen, wie maa
«ich das Porcellan zu doDken habe. Dasselbe ist ent-
weder auch im gebrannten Zustande ein Gemenge, afoo
ein Feldspathglas, worin die Porcellanerde als solche
enthalten ist, oder die beiden Geniengtheile sind ganz
oder zum Theil chemisch mit einander verbunden. Für
die erstere Ansicht spricht gewissermafsen die geringe
Durchsichtigkeit des Poreellans, so wie anch sein An-
sehen anter dem Mikroskop nach den Zeichnungen, die
Ehrenber^ davon geliefert hat ' ). In diesem Fall müfste
aber das specitische (icwicht des Porcellans, wenn maq
es aus den specitischen Gewichten der Gemengtheile (Feld-
apath =2^84, Porcellanerde =2,563) und der bekann-
ten Zuaammensetxong berechnet, mit dem gefondenen -spe-
dlischen Gewichte fibereinkommen , was aber nicht der
Fall ist, denn man erhält auf diese Weise die Zahl 2,518
statt 2,152 also eine gröfsere ^bl als der Versuch
ergeben hat ■
1) Pofgendorrrt Anatloi, Bd. 9t, & 106.
2) nc/.t'Irhncl innn mit s, s', j" dns specifisclie Gewicht, und mit .r, .r',
jo" das absolute Gewicht der Geiuengtlieile und der Verbindung, so ist:
ae" X , ar' . „ jr".s.s' • ü < i /i
-TT** — + "T» * =
*" * • s" xs'-^
X s
wonach die obige Zahl berechnet ist. Berechnet man das specifische
Gewicht «ler achwadi geglühten Porcellanerde nach dem specifisclicn ^
Gewichte des Feldapaths (2,582) und des nur verglühten PorcelliDS
(2,613), ao erhSit man, nidik aehr verflebtedan von dein Venucli,
2,f20 statt 2,633; beMehnct mia indessen dte\Zns«iDiMBSCtstti^ der
^orc^Uannasse nach dem apeeifisdwa GcwSdit derselben and aatb
dem der Gemengtheile, so erhalt man etwas über 48 Proe. Feld-
spatk atait 24, daher di« Bestimmung des ^ec. Gewichts der sdkwach
geglublcn Porcelbnerde doeh nicht richtig au sejn scheint. ' Mais sieht
aber «ngleidi, wie klein die Abwadmngeil im spedfischca 6«wiclile
an aejFn braodiea, um schoa csnc gi«i£K Aendcning in der dicin»-
sehen Znsammenselaung au verursachen, und wie mifslidi es is^ d«r-
gleichen SchlQsse lu madien, aomal hier, wo man es mit Blaleri«-
lien va thun liat, die im Groben gereinigt und genengt werdeA.
Dennoch ist aber bei dem gaar gebrannten PotccUmi der TJntcraditdl
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197
WahrMbeinlidi wirken also doch bei dem Brennen
der PorceHanmasse die beiden Gemengtheile ganz oder
zum Theil (denn die Porcelianerde von Morl ist ja selbst
noch ein Gemenge) chemisch auf einander, und dehnen
sich <labei ans, da )a öfter die chemische Verbindung
ein geringeres speeifischee Gewiebt bat, als sieb aus den
Bestandlheilen folgern Iftlat Diese Ansdehnnog, wenn
sie in der That stattfindet, kommt noch zu der hinzu,
die der glasartige Zustand für sich allein hervorbringt,
und beide bewirken dann zusammen die Ausdehnung die
die Porcellanmasse beim Brennen erleidet
Eine solche Ausdehnang findet alio immec statt» and
das Schwinden der PorceUanmasse beim Brennen im Gnt-
ofen ist demnach nur scheinbar, und wird nur durch das
Wegfallen der leeren Häuuie in dem Thone, die theils
durch die lockere ^usammenhäufung, theils durch das
Entweichen des Wassers beim Brennen im Verglttbofen
entstehen, benrorgebracbt
Anhang.
Nach den Analysen von Förch harn ni er ') besteht
die geschlämmte Porcelianerde von Aue bei Schueeberg
(a) und von Morl bei Halle (ö) aus;
Thonerde 37,57 22,00
Eisenoxjd, Manganoxjrd u. Magnesia Spur 1,87
Kieselsäure ' 44,30 ^27,96
Wasser ^ 13,02 7,43
Kali — 0,17
Kohlensaure Kalkerde 0,81 0,33
Quara 5,12 39,10
100,32 9H,9ij.
m dem bcradmelco aad fefoDdetieo ^ecSfisdicn GewSdite so gro&i
vm ihn hUA.tm FeUeta in den der Eedma^g ra Grunde U«ecn-
d«a Zahlen erUftren wa kSnnen.
1) PoggeAd4»rrr« Ado^Ico, Bd. 05, S. 336. Um BeMdlheib der
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1«B
Die W^rcellanenle wurde bei diesen Anaijseti mit
Schwefelsäure zersetzt, und der eingemengle Quarz von
der abgeschiedenen Kieselsäure durch kohlensaures Na-
troo geschieden.
Der gröfsere Gehalt an Kieselsäure in der durch
ZerseiiQiig des Porpbj«B enCetandenen Porcellaocrd^ in
Vergleich mit der aus dem Granit entstandenen, ist wohl
erkidrlich. Nach meinen Untersuchungen bestehen der
gewöhnliche Granit und der rothc l^orphyr aus densel-
ben Gemengtheileu, nämlich aus Feldspath, Oligoklas,
Quarz und Magnesiaglimmer, nnd beide Gebirgsarten nn-
terschctiden. sich tmr dadurch von einander, daCi im Gra-
nit die Gemengfheiie im körmgen GefDge, in dem Pm^
pliyr aber in einer Grondmasse enthalten sind, die, wenn-
gleich in der Regel scheinbar gleit hartig, doch nur als
ein inniges Genienge derselben Gemeugtheile, die auch
im deutlich krystallisirten Zustande in ihr enthalten sind,
angenommen werden kann. Verwittert der Porphjr, so
kann der in der Gmndmasse enthaltene, mit blofsen Au-
gen nicht sichtbare Quarz bei seiner grofscn Feinheit
durch Schlämmen von dem zersetzten Feldspath und Oli-
goklas nicht getrennt werden, sondern nur der gröbere
deutlich krystallisirte ; aus dem Granit dagegen, wo alle
G^menglheile sich vollkommener abgesondert haben, wird
demnach auch, wenn er verwittert, der Quart von den
verwilterteo Geuieuglheiieu viel vollkommener zu tren-
nen seyn.
Wir haben vor Kurzen mehrere Analysen tlcr ro-
then Porphyre aus der Gegend von Halle durch Wulff
erbalteoi die um so schätzbarer sind, )e selleaer die
Chemiker Analysen von Gebirgsarten unternehmen. Hr.
Wolff äufsert dabei aber eine theoretische Ansicht über
die Zusammensetzung der Porphyre, der ich nicht bei-
hkt mitgetheShcB hnljwtn «od in Proceoten bcmbnct, wi« In der
AbiimdluDg Dicht d«r Fall üi.
1) Joarnal iür j>ractisclic Clieuiiv; von Erdniaon und Marcbiiad,
Bd. 34, S. 199.
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109
stimmeii kann, da sie durch die Thatsachen nicbt ge-
rechtfertigt wird. Wolff berechnet nämlich nach dem
in den Porphyren gefundenen Kali- und Natrougehalt
die Meoge des Feldspatbs uod Mbits, die in den Por-
phyren, «einer Meinang nadi, enthalten sind, and zeigt
non, dafs man anf diese Weise stets einen Ueberschnfs
an KieselsSnre, so wie auch von kleinen Mengen yon
Thonerdc, Eisenoxyd und Kalkerdc erhalte. Aus den
vier angestellten Analysen ergiebt sich ntolich auf diese
Weise ein Gehalt von
Feldspath von 15 ^ 25Proc.
Albit -33 ^ 46 -
' Riesehlnre 39 40 -
Thonerde, Eisenowd und Kalkerde 4 — 7
Diefs veranlaist ihn nun anzunehmen, dafs diese
überschüssige Kieseisäure, verunreinigt und gefärbt durch
die andern überschüssigen Substanzen, die Grandmaase
* sej, worin der Feldspalfa,. Albit und die andern seltne*
ren Gemengtheile sieb ausgeschieden htttten ond krjstal-
lisirt wären.
Der rothe Porphyr enthält aber gar keinen Albit,
sondern neben dem Feldspath nur Oligoklas. Ich habe
diefs zwar bei den Halleechen Porphyrea noch nicht spe-
cieU antersneht, aber ich habe aich davon bei den ro«-
then Porphyren des Riesengebirges überzeugt, und es
ist nicht wahrscheinlich, dafs die rolhen Porphyre von
HaUe sich darin anders verhalten werden. Ja es wird
mir sogar bei fortgesetzter Untersuchung der Gebirgsar>
ten sehr wahrscheinlich, da/s der Aibit nie einen Ge»
mengiheil der Gebirgsarien bädet^ sondern sich immer
nur in Gängen oder Drusenräumen finde, — Aufserdem
könnte auch, wenn die Wolff'sche \ns\c\\l vow deva
Porphyr die richtige wäre, die (^rundinaese nicht schmelx-
bar seyn, was sie doch stets mehr oder weniger ist. Es
scheint mir daher, dafs die Anaicht, die ich eben ^ron
dem Porphyre au%e8tellt babe^ den Vonnig verdiette. -
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110
IX. lieber Säure im Bernstein und über zäh-
flüssigen Bernstein; pon F. Glocker.
Luftblasen, welche sich in einer tropfbaren Flüssigkeit
bewegen, hat man bekanntlich schon oft im Bernstein
eiogeschlossen gefunden. Die sie umgebeode Flüssigkeit
selbst hielt naii bisher ohue nähere Untersiichniig für
Wasser. (Fr. S. Bock, Versuch einer kurzen Natur-
geschichte des prenfs. Bernsteins ete. Königsberg 1767.
S. 64. — Ajke, Fragmente zur Naturgesch. des Bern-
steins. Danzig 1835. S. 60.)
Unter den mir zu Gesicht gekommenen Bernslein*
Bt&cken mit Luftblasen wurde eininal eins, in welchem
die Luftblase ganz nahe unter der Oberfliche war, an '
der Stelle tlber der Blase mit einem Messer eingedrückt.
Die Messerspitze, welche in die Fehr kleine Oeffnung
eindrang, wurde feucht und etwas rostig, woraus sich
auf die Anwesenheit einer Säure schliefsen liefs. Bie
BAenge der Feuchtigkeit war aber so gering und sie ver-
dunstete so schnell, da(s sieh keine weiteren Versuche
damit anstellen liefsen.
Am 19. März 1836 kaufte ich von dem Bernstein-
fabrikanten Hrn. Winterfeld aus Danzig ein kleines
Stück eines vollkommen durchsichtigen hellgelben Bern-
steins mit zwei Luftblasen, welche sich, wie gewdhnlich,
Mi einer Flüssigkeit bewegten. Nach der an dem zuvor
er^vMhnten Stücke gemachten Erfahrung vermuthete ich,
dals diese Flüssigkeit auch in dem neuen Stücke eine
Säure sej. £s wurde indessen unversehrt in die Mine-
raliensammlung der hiesigen UniTeraität gelegt. Ich sab
Ton Zeil zu Zeit nach demselben, weil ick fast fdrchteli^
es mikfale, da das Stückchen d<Um ist» damit ergehe»,
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III
wie ei mir echon swei.Mal nnt' Vioenlinisdien Chalee^
donkugeln, welche Luftblasen enthielten, ergangen ^ar,
dafs die Feuchtigkeit verdunsten und dann die bevTcgli-
chea Luftblasen verschwinden möchten. Ich fand jedoch
die Blaeen durch das ganze Jahr hiudurGh fortwühreod
eben so deutlich und beweglich wie am ADfan^ und fürch*
tele noD weiter nicbts, zumal da mir Hr. Wioterfeld
die Versicherung gegeben halte, dafs bei den von ihm
verarbeiteten Bernsteinen, welche dergleichen bewegliche
Luftblasen enthielten, nie ein Austrocknen stattgefunden
habe. Im folgenden Jahre (1837) sah ich das betref-
fende Exemplar nicht eher wieder ah am 2i. Janius.
Ich drehte es hin und ber, hielt es bald in dieeer, bald
in jener Richtung gegen das Licht, — es war aber nichts
mehr von Luftblasen zu bemerken. Diese hatten sich
also, von der Zeit des Ankaufs an, nur ein Jahr und
etwas fkber. drei Monate erhalten. Dagegen zeigte das
Sffick nun zwei kleine Vertieftingen, welche frflher nicht
daran befindlich gewesen waren. Beide, besonders aber
die eine, waren im Grunde und au ihren Seiten feucht.
Ich zog aus der letzteren mit einer reinen Federkiel-
spitze eine kleine Quantität einer klebrigen FeuchtißkeU
hervor. Auf ihrem Grande war diese Höhlung nicht
coocav» sondern es- ragte in ihrer Mitte eine GonrexitHt,
ein grofses Segment einer kleiiien Kugel von ganz be-
feuchteter Bernsteinmasse hervor. Es war keinem Zwei-
fel unterworfen, dafs diese kleinen Löcher die Stellen
waren, wo die Luftblasen in der eingeschlossenen Feuch-
tigkeit sich bewegt hatten; ich kcmnte mich ihrer Lage
nahe unter der Oberflicbe und ihrer Entfernung von ein-
ander sehr gut erinnern. Wie. sind nun diese Löcher
entstanden? Eingeschlossenes Wasser hätte unmöglich
diesen Erfolg hervorbringen können. War das Einge-
schlossene wieder eine Säure, vielleicht freie Bernsteiu-
s&ure? Oder war es ein fttherisches Oel, welches auf
den Beinsteiii allmllig auQösead gewirkt und die dOnoe
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112
Bernsteinhtnie nach aiifsen aufgezehrt hat, wodurch danu
die beiden Höhlungen, worin die beiden Luftblasen ein.
geschlossen gewesen waren, nach aufsen zu sich Öffne-
ten? — In dem Znstande^ in welchem ich das Bernstein*
stiläk nach dem Verscbwinden der Luftblasen antraf, war
es nicht mehr möglich, die Natur der tropfbaren FlCIs*
sigkeit, worin sich die Luftblasen bewegt hntlen, zu be-
stimmen; denn es war von dieser nichts mehr vorhan*
den, sondern 'Statt derselben nur der schwache klebrige
Ueberzng auf den inneren Wanden der HOblnngen, wd^>
cber in koner Seit yertfockneCe.'*
Ich habe mit der Bekanntmachung dieser noch zu
isolirt dastehenden und unbefriedigenden Beobachtungen
aliBichtlich bis jetzt gezögert, weil ich hoffte, in der Zwi-
sobenzeit entweder durch weitere eigene oder durch fremde
Untersncfaongen nftberen Aofschlofs über die Evsoheinnilg
tu erhalten. Da dieses aber nicht geschehen ist, so gianbe
ich, dafs )etzt die obige Mittheilung wenigstens nicht für
übereilt gehalten werden wird, und möglicherweise den
Nutzen haben kann, diejenigen Forscher, welche viele
Erfalurungen über den Beivstein gesammelt hal>en, zn
▼eroniassen, ilire Ansicht über die in Rede stehende Er-
scheinung zu aufsem.
Was die klebrige Feuchtigkeit in den Höhlungen
des zuletzt erwähnten Bernsteinstücks betrifft, so wird
man dieselbe wohl kaum für etwas Anderes als für Bern-
stein selbst in haiäßiss^em oder tOhfläasigem Zustande
halten können, vielleioht durch ein atherisdieB Gel auf-
gelöst. Bafs es zähflüssigen Berbstein gebe, war schon
eine alte Meinung. Beispiele von solchem führen Gö-
bel (de succino, L. II, p. 26); Wigand (ifera hisio-
ria de -succino bor, Jen. 1590. p. 19); Fr. v. Berol-
dingen (Beobachtungen, Zweifel und Fragen, die Min.
etc. betr., I, 1792« 5. 370) und Andere an. indessen
bat schon Hartmann (suceineia saeeini pr, historia,
Ed, 2, p, 17) Zweifel dagegen geäufsert Fr. S. Bock
(Vers.
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113
«
( Versncli einer Natargescb. d. B., S. 63) nennt die Anga-
ben von zähflüssigen) Bernstein nngewifs, ohne jedoch
ihre Richtigkeit zu läugncn, setzt vielmehr aus seiner ei-
genen Erfahrung hinzu, dafis es weicheren und härteren
Bemtein gebe» dafs mancher sich nicht so gut wie der
andere Tcraiiiellen lasse, and Mb einmal ein Bemsitein-
direchsler eine QnanCitSt Bernstein Terarbettet habe, der
seine Politur in der Wärme verlor und beim Bohren an
dem Eisen wie Gummi klebte. Unter den neueren Schrift-
stellern iiingnet Ayke (Fragmente etc., 40) das Vor-
kommen von sftJtflttssigem Benistehi geradesii, weil ihm
selbst in einer Reiim Ton 14 Jahren niemals ein soloher
in die HSnde gekommen sey, was doch, wie raan'sogleidi
sieht, kein Grund ist. Wenn auch manchmal Verwechs-
lungen vorgekommen seyn mügeu, so berechtig dieses
noch nidit zu der Folgerung, dafs unter den angeblich
iftkflOssigen Bemsteinstflciken, desgleichen aiicb Ton Len-
ten gefnnden worden sind, die, weil ^ie sich viel «t
dem Bernstein beschäftigten, diesen recht gut kannten,
sich nicht auch wahrer Bernstein befunden haben könne.
Dafs der Cohäsionszustand des Bernsteins und im
Zusammenhange damit der Grad seiner Schmelabarkeit
etwas yariabel ist, davon habe Ich mich dorch wieder-
holte Versuche mit ausgezeSehneten Bemsteinstfkken von
der preufsischen Küste überzeugt, wovon ich die Resul-
tate später mittheilen werde. Möglicherweise kann nun
auch der Grad der W^cichheit bis zu dem Zustande zu-
nehmen, Stt welchem der Bernstein, weoigistena theilweise,
und namentlich im Innern,' M«h zMiflOssig «md klebrig
erscheinf, da ja ohnedfefs der feste Bernstein ans' diesem
Zustande hervorgegangen ist, wie das Erdpech aus dem
Bergtbeer. <
Poggendortr« Annal. Bd. LXVI.
8
114
X. Veber die quantitaiive Bestimmung des Harn-
Stoffs , des Kalis und Ammoniaks im Harn,
und über die Zusammensetzung des salpe-
iarsauren Harnstoffs; pon Heintt.
]3ie Methoden der quantitativen Abscheidung des Harn-
stoffs aus dem Harn, welche man bisher angewendet bat,
aind, wie schon eine obcrAäebiichc Betiachtiuig dmel-
ben ▼eramtboi liCstt niclila weniffcr als gepai». Der
WuMch, auch in. die Asalyse thiemdier FlQssigkeiteD
eben so scharfe quantitative Bestiuimungsmethoden der
näheren Bestandtheile derselben einzuführen, wie \s\y sie
in der unorganischen Chemie besitzen, veraniafste mich,
Werst dea in physiologischer und pathologischer Hinsicht
wicbtigBteii Stoff in Harn, deo Harnstoff, Mcli dieser
RIditiiiig bin e« antemaehen. Zuerst scheint es mir nO*
thig, die Gründe anzuführen, wodurch ich den früher
angewendeten oder vorgeschlagenen Methoden die erfor-
deriiclie Genauigkeit abzusprechen berechtigt bin.
Berzelius ') Methode der quantitativen Bestim-
nong des Harnstoffs besieht darin, dafs noch Abschei-
dung der in käuflacheni, so wie in absalulen Alkohol
unlöslichen und der in Aether löslichen Stoffe aus dem
Rückstände mit Oxalsäure der Harnstoff gefällt, das oxal-
saure Salz abgeprefst und nun mit kohleusaurem Kalk
seffsetzt wird. Die AuOteoog des Harnstoffs wird ein-
gedampft und gewogen. Diese Methode ist sehe« ihrer
Unsttadlichkeit wegen fdr die meisten Fülle unbrauch-
bar. Berzelius stellt ja auch selbst seinen tvang der
Analyse des Harns mehr als eine Idee, denn als eine
unverbesserliche Methode hin. Auf der anderen Seite
ist es aber nicht xu läugnen, dafs sie auch hinsichtlich
1) Bttrs«ISat, Ldirbiiek GhtoiM, a Aolhfe, Bd. 9, S. Ml.
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■
115
ihrer Genau^keit manche Mangel hat. Erstens ist es die
bekannte Zeisetzbarkeit geringer Mengen Harnstoffs beim
Abdampfen verdünnter wäfsriger Lösungen, dann abor
die Dicht vollatfindige UnlösHcbkeit de» 0)|«lsauren Harn-
8tiofls im Wasser, mq Umland» dar ea «BmOglteh nacH
ainmeitf die ^«Dze QuantttSt den HanMlofb nledemh
schlagen, andererseits aber die durch Alkohoi und Aether
nicht abscheidbaren Extraclivsloffe durch Auswaschen
vollständig zu entfernen , endlich die nicht Toilständige
UnUtalicbkait des Harnstoffs in Aether, was datu beili»»
l^ea aittdite,*dieaa Metliode imgeniHi sn ««eben.
Stkom seit sehr langer Zeit wurde die FlllbarUlt
des Hai'nstoffs durch Salpetersäure zur Bestimmung der
Menge des im Harn enthaltenen Harnstoffs angewendet,
ohne dafis die (Genauigkeit dieser Methode erwiesen wor-
den wllre. Doch achied amn anianp den Harnstoff ans
dieser Verbtnduag rein ab, und wo^ ihn als sstlehen.
Lecann * ) hat raerat die nnmittetlMire WAgang
des salpetersauren Harnstoffs dazu angewendet, und hat
einige Versufhe j^emacht, welche die hinreichende Ge-
nauigkeit seiner Methode darthun sollten. Es würde eine
umriHse Arbait aejn, woUle ich seine Veisucbe eimieln
prüfen, da es. mir enf eine entee Weise gelumgeii ial,
die Ungenaoigkeit seiner Methode darEothnn* Sie wer
'kurz folgende: Der Harn wurde abgedampft, mit Alko-
hol ausgezogen, die alkoholische Lösung wieder einge-
dampft, und der Rückstand mit einem gleiclien Vokimen
Seifetersänre vessetnt. I>er so erhaltene saipetersenre
Hemsleff wurde abgepreist, f^etroclinet, gewogen» und
aus seinem Gewfciit das diea darin enthilteiMii Hamstofb
berechnet.
Spätej* haben Simon ^) und Lehmann^) ihre
I) Jourunl de Phurmncie^ T. XXf^^ P- 686.
• 2) Pl»)-M«itqaiifli« nuii ptihologMctHs Pwaui!, Bd. 2, ^. 346.
3) Joaml fiir pnciSidbe Ghcgnie, Bd. 25, & 8. (]$I2.)
8*
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116
Metlioden, den HafUttoff quantHaUv «a iMstJnnieti , ge-
nauer beschrieben. Sie sind im Wesentlichen nicht von
der von Lecanu angegebenen verschieden. Jieide be-
rnhen gleichfalls auf der FäUbarkeit des Harnsloffs durch
Salpetenttore and .auf der constaDten ZasammeusettiHig
9t\ntt Verbiodang mit dieaer SSare. Stlbal im Einzei-
nen "weichen -sie katim von- der Methode T#n Leeann
ab, nur in den Manipulationen sind sie etwas verschie-
den» Lehmann fand schon, dals der so abgeschiedene
Harnstoff nie weifs erhalten wird, und dafs er noch Salate
enthält» un4 BcMieiat daraus nrit Recht auf die Unge-
nanigkeil der Meltode, welche er dadurch asn «olgehen
sucht, dafs' er den erhallenen Salpetersäuren Harnstoff
nochmals auflöst, eindampft und mit Salpetersäure von
1,322 spec. Gewicht fällt, indem er voraussetzt, dafs er
in dieser Stture gans unldslkb ist, obgleich er in der
▼on' dem so' erhaltenen reineren salpetersanran Harnstoff
abfiltrirten flOssigkeit noch» ifenn auch, wie er sagt,
kaum Spuren von Harnstoff fand;
Um die Methode zu prüfen, nach welcher aus der
Menge des abgeschiedenen salpetersauren Harnstoffs die
■Quantität des Harnstoffs bestimmt wird, war es vor allen '
Dingen nOthig, die noch schwebende Frage- über die Zu-
sammensetzung dieser Verbindung zu erledigen. Be-
kanntlich hat zuerst Prout ^) ihre Znsanmiensetznng zu
bestimmen gesucht. Er glaubt dargethan zu haben, sie
bestände aus einem Atom Salpetersäure und einem Atom
Harnstoff ohne Wasser. Die Bestimmung des Gehalts
an Salpeterstlure hat er auf doppelte Weise ausgeiCIhrt.
ZuerA bestimmte er die Quantität kohlensaurer Kalkerde,
welche vermittelst einer gewogenen Menge Salpetersäu-
ren Harnstoffs aufgelöst wurde, indem er diesen mit ei-
nem gleichfalls gewogenen Quantum derselben digerirte
und den ungelösten kohlensauren Kalk auswusch und
wogi Hieraus war die Quantität der Salpetersäure leicht
1) M^dkn'Ckimrgküi Trantaeiian^t Foi, FItl, p. 585.
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117
SU bertebiifte« .Daqn aber ▼mochte er diejenige Menge
Salpetersäure zu bestimineii, welche eine gewogene Quaa-i
titäl Harnstoff aufzunehmen im Stande ist. Letztere Me-t
thode Jieont P r o u t selbst ungenau. Das Hi^ulUt, yv^U
cbes er nach der ersteren erhiell, möchte aber auch nU^btt
grofses Yerlraoeii,' iu Beziebimg auf .die Frage» «m mA,
che es sidi hier hnodelt, nfimUch ob der sal^teraatire
Harnstoff ein Atom Wasser enthih, oder nicht, ver-^
dienen. Denn er hat nur einen einzigen Versuch ge^-
macliL Es ist also gar keine Coutrole für die- Richtig,
lieit seines Resultates vorhanden. Dieses steht aber ia
der MItt/a beider Ansichten, obgleich IreiJich der seioi«
gen naher. Nach ihm bat Lecanu ') einige Versuche
gemach!, um die Zusammensetzung dieser Verbindung zu
beslinunen. Er löste nämlich eine gewogene Quantität
derselben in Wasser, und splzte dieser .Lösung so viel
einer Auflösung, «von kohleosaunem Mairon von bekan^^
ter Concentration bünzu, bis die. anfangs, intensiv saur,e
Reacfion verschwand. Aus der -Menge der angewende-
ten Auflösung berechnete er den Gehalt des salpetersau-
ren Harnstoffs an Säure. Bei Anwendung dieser Me-
thode möchte man, so bequem und einfach sie scheint,
Schwieng^Leiten begegnen , die gerechte Zweifel #n ihrer
Genäaigkeit aufkeimen lassen. Aach stimmt das Resul«
tat derselben mit den vielfaoben Versuchen,, welche ich,
um die Zusammensetzung dieser Verbindung zu ermit-
teln, angestellt habe, nicht überein.
3päter bat sich Regnault die Untersuchung dea
salpeti^aaren Harnstoffs zur. Aufgabe gemacht £r wen-
dete dasa die Elementaranal^ae an, and fand dn^ch die^
settie von denen Prout's abweichende Resultate. Nach
ihm besteht diese Verbindung aus einem Atom Salpeter-
säure, einem Atom tiarnstoff und einem. Atom Was^ej;.
] > Jaotnai ie pharmaeit^ T. XFMi />- 6&1.
2) Annal dt chimiA ei de physitfu0,.T*LXFm, p. 165. (1638^
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118
Lebviftnn's^) üntentteiNing dis satpvttfMnireti
Hanistoffs stimmt dagegen wieder mit der von Prout
überein. Er hat jedoch auch nur eine Analyse gemacht.
Es fehlt daher ^eichfalls die GoDtrole fftr ihre Kiclitif^
kttif, ob^«ich gegen die Methode, weiche er enweade^
wehl Bokweiiich a priori eltnis möchte eingewendet wer*
den kOnneti. Er digerirte nSmlicb eine gewogene Quan-
tität des Salzes mit kohlensaurer Baryterde, liltrirte die
Auflösung des Salpetersäuren Baryts und des Harnstoffs
ab, dampfte ab, und zog den RüciLStand mit Alkohol aas.
Des Ungelöste worde gewogen ond ilaraos die Qoanti*
tSt der Salpetersiure berechnet Aue der alkoholischea
FiOssigkeit wurde durch Abdampfen der Harnstoff er-
halten. Auffallend ist es, dafs Lehmann im ersten
Bande seiner physiologischen Chemie, welche in dem-
selben Jahre herausgekommen ist, wie der so eben d-
tirte AotBatB: »Ueber den meosehlicben Harn ete.,« niofata
yotl «einer Untevanchung der 2asammensetsang des Salpe-
tersäuren Harnstoffs erwähnt, und dafs er darin, dieser
entgegen, die von Regnault aufgefundene aufstellt.
Diese verschiedenen Resultate verschiedener Forscher
▼eranlaCsten mich bereits vor einem Jahre, «üe Unterstt-
ehcoig dieser Verbindung too Nenem aafninehmen« Die
beste und sicherste Methode schien mir die von Reg-
nault angewendete Elementaranalyse zu seyn. Ich ver-
brannte den salpetersauren Harnstoff mit Kupferoxyd,
mit der Vorsicht, dafs am nicht zugeschmolzenen Ende
des VerbrennungBrohrs eine bedeutende Schicht toersi
in der Luft, dann in Kohlenoxydgas geglflhter KnpCir-
drehsp&ne angebracht wurde, um die vollstlndige Re-
duction der Salpetersäure zu Stickstoff zu bewirken. Den
Stickstoffgehalt bestimmte ich gleichfalls durch Verbren-
nung der Sulistanz mit Kupferoxyd und Kupfer in ei-
nem Strom von Kohlensäore auf eine fthnliche Weisen
als ich sie in meiner Abhandlung »Ueber die Suaheli
1) Joaroal för pracUidic Gbcmic, Bd. 25, S. 13.
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II»
alate«! «bt i Uotamidbviis der Verbiodung von salpeter-
saurem und zackersaarem Bleioi^d *) iN)«€bnf|b«D hn\m9
nur mit dem Uotenchiede, dafs ich das Verbrennongs»
rohr Dicht am hinteren Ende abachmolz, sondern in ste-
ter Communication mit dem Kohlensäureapparate liefs.
Dadurch wurde die Anwendung des kohlensauren Blei-'
oxyds unnöthig.
Das Material zu den Analysen wai' einestheits auS
Harn dargestellter, schön krjstallisirter, fast vollkommen'
weifser salpetersanrer Harnstoff, anderenthells aber hatte
ich mir diese Verbindung aus künstlich dargestelltem, voll-
kommen reinem und weifsem Harnstoff l>ereitet Beide. .
waren mehrmals umkrystaiiisirt worden.
Der ans Harn erhaltene gab, bei 110^ g^trockaet,
fblgeiide Zahlent
Ans 0,6723 Grm. dieser Verbindung erhielt idi 0,246&^
Grm. KohleosSure und 0,2488 Grm. Wasser. Diels ent-
spricht 10,01 Proc. Kohlenstoff und 4,11 Proc Wasserr
Stoff.
0,2972 Grm. desselben gpfcea 85 Kiibikctotimeter
feachteo Stickstofb bei 0,7621 M. Bavometersland «nd
19» C Diefs befrlgt 80,5 Knbikcentimeter des trodt-
nen Gases bei 0,760 M. Barometerstand und 0" C, d* h..
0,10207 Grm. oder 34,34 Proc. Stickstoff.
Das Resultat der Analyse der aus künstlicbem Haro^,
Stoff orhalteaen Varbiadong ist folgendes:
041716 Grm. desselben gaben 0^494 Grm» Kohle**
Store und 0,8606 Grm. Wasser. Didfo entspricht 9,89)
Proc. Kohlenstoff und 4,12 Proc. Wasserstoff.
Aus 0,2527 Grm. Substanz erhielt ich 77,5 Kubik-
centimeter feuchten Stickstoffs bei 22"" C. und €^750 IMU.
Barometentand» Hieraus eiigiebt sieb ein Volmiien vom
68^ Kobikeentimeteni troeknte Stickstoffe beiO» Cond
0,760 M. Bar^moteratond. Diefs beträgt 0,08748> Ontf,
oder 34,57 Proc. Stickstoff.
1 ) DacM» Aomlen, Bd. gl, fi. 341.
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I
120
Imn, Vergbiok «kr Reraitate MPlae ich Rflgiia»lt'8
AnäljBMi den raeinigen )iei:
Aus Harn Aus küDstl. || mult,
dargest. Harnstoil' *
Verbind, dargest. 1. Bereduiet.
Kohlenstoff 10,01 9,82 10,04 — 9,74 2C
Wasserstoff 4,11 4,12 4,09 — 4,04 5H '
Sückstoff 34,34 34,57 34,03 34.29 34,40 3?f
Sauerstoff 51,54 51,49 51,84 — 51 82 80
100 löö Töö 100.
Die Resultate dieser Untersuchungen stimmen so gut
fiberein, da£B mir kein Zweifel übrig blieb, dafs die .Zo-
sammensetzaDg des aalpetersaoreo HarostofCB die von
Reg'Haalt angegebene ist, d. k da& er aus einem Atom
Harnstoff, einem Atom Salpeters&ore and einem Atom
Wasser besteht.
In dem 4. Heft des Journals für practische Chemie
Tom Jahre 1845 bat dagegen Marcbaad eine Arbeit
Aber die Zusammensetzung des oxakauren und salptiter-
sauren Harnstoffs pubÜdrt, naeb welcber derselbe zu
Resultaten gelangt ist, welcbe Ton den bi^er* angefiliv-
ten so sehr abweichen, dafs ich mich um so mehr ver-
anlafst sah, meine früheren Versuche nochmals aufzu-
nehmen, als, wenn die Richtigkeit jener unbezweifelbar
wftre, die Unsic^rbeit bei Bestimmung des fiamitofib
als salpetersaures Salt dadurdi nur nocb ▼ergrtt&ert «r*
sbbeitten mufste: Marehand giebt ntolioh an, er habe
die aus saurer Lösung krjstallisirte, bei 110*^ bis 120**
C. getrocknete Verbindung, selbst wenn sie mehrmals
aus wäfsriger Lösung umkrjstallisirt worden war, aas
s#ei Atomen Salpetersiure, einem Atom Harnstoff, und
einem Atom Nasser zusammengesetzt gefunden. Nur
durch Ansatz rön Harnstoff zu einer Auflösung dieser
Verbindung und durch Abdampfen zur Krjstallisation
ist es Marcband gelungen, Verbindungen des Harn-
1) Jonraal l&r pracUtche Chemie, Bd. 31, S. 240.
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121
üoUb iMt wemiser Salpeterainre danaafelleii. En erlMli
anl diese Weise w^h- solcher Verbuidangeu , toii
denen die eine, nach seiner Untersuchung, aus drei Ato-
men Salpetersäure, zwei Atomen Harustoff und einem
Atom Wasser, die zweite aus )e einem Atom dieser Be-
standtheile zusanuneiigeselzt sejn solK
Da ich gewifs wafetei dafs die von vir analysirleu ^
VerbindiiDgeD ans sehr saaren Lösungen erhalten , und
daCs sie nur einige Male umkryslallisirt worden waren,
80 konnten mir schon um deswillen Marchand 's Re-
sultate fiicbi richtig scheinen. Um mich aber bestimmt
davon im ttberxenf^o, habe ich seiDe Vertaohe aacbge-
nadity bin -jedoch abermals «it andereü Resultaten ge-
langt als er. Marc ha nd hat nümlieb seine Verbindon-
gen nicht mittelst der Elementaranalyse uniersucht, son-
dern er hat die Salpetersäure mittelst kohlensauren £a-
rjts an diese Basis zu binden gesucht, und aus der Quan-
titSt des aus der L^toung ^failten aehwefelsaulen Barjla
die der Salpetersiure beredinet
■Dieselbe Methode wendete icb bei den folgenden
Versuchen an, indem ich die möglichste Sorgfalt auf Zer-
setzung der etwa entstandenen saureu kohlensauren £a-
ryterde verwendete. Die zu den Versuchen benutzte
Sobstana war vor fadem Veranche besonders, dargestslltj
und zwar aus einer sehr sauren Lösung fcrystalliaifft-.vrdr-*
den. Sie wurde vön 'derselben* nur abgeprefiit und zu-
erst sehr gelinde, dann bei 100'^ bis 110' getrocknet.
So erhielt ich aus 0,6648 6rm. der Verbindung
0,6295 Grm. schwefelsaure Barjterde, was 0^,2923 Grm.
oder 43,97 Proo. Sal^tärsSnre . eotspdchL
0^831 GfUL salpetersanren Hametoffs gaben 0,790
Grm. sehwefebanre Boryterde« I^is entspricht 44^4*
Proc. Salpetersäure.
Diese Resultate weichen von denen von Marchand
sehr ab. Dieser fand nämlich etwa 61 Proc. Salpeter-
säure in dem anl gleiche Weise dargeateUten Salse. Siit
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1291
'fiUMoen ab«r mit der Rechniing vollkommen Ukenia,
wenn man ananmnt, dafs dieee Verbiodaag die aas der
Elemontaranaljrte ab|;eleilete ZnsanraieaselzuDg habe. Ha*
nach wäreu Dämlich die Verhäl Inisse ihrer Bestaadtheila.
folgende:
Harnstoff «SjS* 751^ '
Sallpeienftdj-e 43,8*" '677,04
"Wassar;'' " ' ■. 7,29 112,48
Da Marchand seine zur Analyse bestimmten Sub-
stanzen bei 110" bis 120" getrocknet hat, so vermu-
tbete ich, daffi dadurch eine partielle Zersetzung des Sai*
2M bedingt seyn möchte, ood dais durch diesellie seina
Resultate erklfirt werden konnten. Daher trocknete icb
einige Proben aus saurer Lösung krjstallisirten salpeter-
sauren Harnstoffs anhaltend bei 120° C. , nachdem sie
bei 110" C. nicht mehr au Gewicht verloren hatten. Das
Gewicht der Verbindung ▼erringerte sich dadurch lortt
wahrend, und die rflcksttndige Masse enthielt^ wie ich
-bei allen Versuchen milteist Platincblorid nacbmweisen
Gelegenheit hatte, Ammoniak. Es ist also gewifs, dafs
Marchand durch die Steigerung der Temperatur bis
120" C. eine Zersetzung einleitete, wodurch ich die Ver-
scbiedenheit uoserer Resultate erküren lu. können glaubte.
Diefs ist aber dennoch nicht der Fall; denn bei der Un*
tersuchung einer Probe dieser Verbindung, welche so
lange bei 120" getrocknet war, bis kaum noch eine ge-
ringe Gewichtsveränderung bemerkt werden konnte, auf
ihren Gehalt an SalpefersHure mittelst kohlensauren Ba*
ryts, fand ich nicht» wie Marchand» mehr v6n dieser
Süure, sondern bedeutend weniger y als in dem unaer-
setzten Salpetersäuren Harnstoff.
0,3813 Grm. dieser Substanz gaben nämlich nur 0,2928
Grm. schwefelsaure Baryterde% Sie enthielt also 35^
Proc. Salpetersäure.
Da es mir demnach nicht gelungen war, den Grund
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133
der abweiefienden Besultate unserer Versuche aofeiifin^
den, so suchte ich nach einem Mittel, die Umnöglichkeit
der Existenz einer Verbindung von Salpetersäure mit
Hirrnstoff, die mehr als ein Atom Säure au! ein Mom
' HeitiMoff eotbielte, bei mehr dls IW^ C. dlred m W-
traisen. Üiefa Ist mir «tif fol§;eii4e Weise gelangen.
Eine in einem Platintiegel gut getrocknete, gewo-
gene Quanlit.it künstlich bereiteten Harnstoffs wurde näm-
lich mit überschüssiger Salpetersäure versetzt und bei mOg*
bclMt niedriger Temperatur sehr langsam eingedampft.
Nacbdem alle Flttssigkeit bei eCUfa 60"* bis 60** C.
dampft war, wurde der Rflckstand bei 100^ anhaltend
getrocknet und gewogen. Existirtc nun eine Verbin-
dung von einem Atom Harnstoff mit mehr als einem
Atom Salpetersäure bei einer Temperatur von 100" und
selbst noch darOber» wie ans Marcband *s Yersuobeii
hervorKiigeben scheint, so mQfiita sie sieh gSFirife avf ^
oben angegebene Weise gebildet haben ^ ich bstte daher
einen bedeutend gröi'seren Zuwachs des Gewichts erhal-
ten müssen, als der durch die Elementaranaljse gefun-
denen Zusammensetzung des salpetersauren Harnstoffs ent-
spricht. Diefs war aber nicht der Feil; im Gegentheii
war der Gewiehtssnwadis stets, wenn auidi onr sehr an-
l»edeutend, geringer, als er nach dieser Formel sejn
müfste. Der Grund davon ist, dafs selbst bei so nie-
driger Temperatur eine geringe Menge des Harnstoffs
doreh die Salpetersäure zersetzt wird. Es bildet sich ein
wenig salpetersaoree Ammoniak, welches ich mittelst So-
satc TOn Platinchlorid %n der elkoholisehen AnflOsang
der so erzengten Verbindung leicht nachweisen konnte.
Jedoch war stets nur so wenig davon vorbanden, dafs
etat nach längerer Zeit sich wenige Krjstallchen von Am-
mOBiomplatiDehlorid an den Wänden des Gefäfses aii4
setsttn. Es konnte daher das Beeultat des Versuchs da*
darch nnr nnbedeoiaid Tcrändert werden, wie mich mm
den folgenden Zahlen hervorgeht.
0,2558 Grm. Harnstoff nahmen, auf diese Weise be-
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124
baodeit, um 0,263 Grm. zu. Der salpetersaure Harn-
stoff besteht dauach aus 49,31 Proc. Harnstoff und 50,69
Proc. Salpetersäure und Wasser.
0,317 Grm. Harnstoff gaben (1,641 Grm. 8alp«teriau-
reni Harnstoff. Die Zusammensatzang desselben wfire,
hiernach berechnet, 49,4d Proc. Harnstoff npd 50,55 Proe.
Salpetersäure. x
Aus 0,3708 Grm. Harnsloff erhielt ich auf die au-
gegebene Weise 0,7544 Grm. satpetersauren Harnstoff.
Diefs würde einer Yerbinduiig von 49,15 Proc, Harn-
stolT, und 50,85 Proc Salpelerstture und Wasser, ent-
sprechen.
Um auch den letzten Zweifel zu zerstreuen, be-
stimmte ich die Quantität Salpetersäure in dem Salpeter-
säuren Harnstoff, welcher nach diesem letzten Versuche
erhalten worden war. Nach Behandlung desselben mit
kohlensaurem BAryt erhielt ich ans der abfiitrirten FlOs-
sifkeit 0,7074 Gm. schwefelsaure Baryterde. Diefs ent-
spricht 43,54 Proc. Salpetersäure oder 50,77 Proc. Sal-
petersäure und Wasser. Der hiernach aus dem Verlust
bestimmte Harnstoff würde also 49,23 Proc. befragen,
also fast genau eben so viel, als nach der obigen Bech-
nung in der Verbindung enthalten seyo mufste.
Es ist durch diese Versuche also bewiesen, dafs die
Salpetersäure sich mit dem Harnstoff nur in Einem Ver-
hältnifs verbindet, und dafs diese Verbindung aus einem
Atom Harnsloff, einem Atom Salpetersäure und einem
Atom Wasser besieht. Es mu(s. daher auch die Quan-
tität des -Harnstoffe, welche in dem bei der Analyse ge-
wonnenen salpetersauren Salxe enthalten ist, nach der
Formel Pi-4-CjH*J>t^ -f-tt berechnet werden. 100
Theile desselben enthalten also 48,86 Proc. Harnstoff.
Da Simon sowohl wie Lehmann die Bestinnmnig di^
ses Stoffe auf die Annahme gegrQndet haben, dafs die
salpetersaure Verbindung in 100 Th. 52,78 Tb. Harn-
stoff enthielte, so müssen sammtliche Zahlen, welche sie
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f
125
erlidllen Intbeii) tu scyn, uud zwftr in den meiste*
FSlien um mehr als 2 p.M. des angewendeten Harns. •
Da es nun bekannt ist, dafs der salpetersaure Harn-
stoff in Wasser und in Salpetersäure nicht unlöslich ist,
wie aus Lehman n's ^) Versuchen mnwelfcUiaft hervor-
geht, der fand, dafe ans einer LOtong von einem. Theü
Harnstoff in 100 Thailen Wasser durch Zusatz seihtt
eines gleichen Volumens Salpetersäure von 1,322 spec.
Gew. durchaus nicht Krjstalle von salpelcrsaurem Harn-
stoff erhalten werden können, so schien mir die Ge>
nauigkeit der Methode der Bestimmung des Harnstoffs
mit SalpetersKure sehr zweifelhaft. loh machte daher fot*
gende Versuebe:
Eine gewogene Menge bei 100** C. getrockneten
Hornstoffs wurde in möglichst wenig Wasser aufgelöst,
und mit etwa dem zweifachen« Volumen Salpetersäure
ton 1»30 spec. Gew., die frei Ton salpetriger Säure war,
▼ersetzt and mehrere Stunden in Eis gcsteHt. -Der so
eiÜaltene Salpetersäure Harnstoff trarde auf einem ge^
wogenen Fiitruni filtrirt, und das in der Schale Zurück^
bleibende mit der vom Filtrum ablropfenden Flüssig-
keit vollständig auf dasselbe hinaufgespüit. Dann wurde
das Filtrum vorsichtig aüsgeprefst, der salpetersaure Harnh
Stoff getrocknet und gewogen.
So erhielt loh aus 0,4387 Grm. Harnstoff 0,8075
Grm. salpelersaures Salz. Dieses enthält 0,3945 Grm.
Harnstoff. Es sind also 0,0442 Grm. oder 10,08 Proo.
der angewendeten Menge Harnstoff verloren gegangen.
0,5074 Grm. Haiiistoff gaben eben so 0,9492 Gnn.
salpetersauren Harnstoff. Diefe entspricht 0,4638 Grm.
oder 91,40 t*roe. des angewendeten Harnstoffs'. £s wa-
ren also 8,60 Proc. desselben verloren gegangen.
Bei einem dritten Versuche prefste ich das Filtrum
nicht aus, sondern trocknete es mit aller Flüssigkeit, wel-
che in dasselbe eiflgdcogen war. So erhielt ich aus 0,36fö
1) Jonmal tor prtttSscU Ghcm», Bd.9(, & 10.
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126
Gm. HMrnstoff 0,7132 Gim salpe&misriit Sdb* Die(8
eDthalt 0^8» Gm. HamtofT oder 95,09 Proo« dm «ifr-
gewendeten Harnstoffs. Es mufsten tAso 4,91 Proc. in
der abfiltrirten Flüssigkeit enlhallcn seyn. Diese hin-
terliefs beim Abdampfen uud Trocknen Grm. Rück-
stand, welcher nach der Recbouag 0,024)5 Gnu. oder &»60
Proc HarastofI eothaUaa anifste.
Diese Versache seifen» wie wenig man hoffen darC
nach dieser Methode zu richtigen Resultaten zu gelan>
gen. Der Fehler, welcher dadurch entsteht, dafs der
Salpetersäure Harnstoff, selbst in überschüssiger starker
Salpetersäure, nicht unlöslich ist» wird (reftlieh durch ei-
nen zweiten in £lwas compensirf, da man den EKtrac^tv-
■loff im Harns nieht voUlIRndig von dem aalpetersanren
Harnstoff abscheiden kann; allein diese Coinpensation
wird nie vollständig sej^n können, und man bleibt stets
ungewifs über die wahre Menge des Harnstoffs in dem
anteisuchten Harn» Da etwa 10 Proc. des in deassel-
ben enthaltenen Harnstoffs verloren gehen kttnnoi, und
ungefHbr 30 p.M. desselben in oondeniUirCen Harn ent-
halten seyn mag, so wird der Fehler, der dadurch ent-
steht, bis auf 3 p. M.^und darüber steigen können; ein
Fehler, der viel zu grofa ist, aU dafs er diese aualjti-
sehe Methode empfehleusweffth er$cbatnen liefse.
Allein aufser dem angelQhrten Gnaade nnd dem Ungst
bekannten, dafa der Harnstoff, wenn seine veffdQmiten
Lösungen abgedampft werden, sich zum Theil zersetzt,
giebt es noch einen anderen, welcher gegen die Genauig-
keit der quantitativen Bestiuunung des Harnstoffs nach
der von Lecann, Simon und Lehmann angawende-
ten Bftethode spricht. Es ist nimllch ncwerdings durob
Werther ') bekannt geworden, dafs die Verbindung
von Kochsalz mit Harnstoff, welche ohne Zweifel im
Harn enthalten ist, wenn mau sie in concentrirter Lö-
sung mit absolutem Alkohol versetzt, nidit -zersetzt wird,
1) iwMnuX Ar practStthe Ghemi«, Bd. 35; S. 6).
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127
Mmdern dafs sidi dai Kodmls mit dem HamtofT mI^
ktol, ood daft es nur danu fast ungelöst zurückbleibt,
wenn man die trockne Verbindung mit absolutem Alko-
hol behandelt. Da man Dun befürchten muis, dais, wettn
man alles Wasser beim Abdampfen des HaroB elltfei^
nen wollte, ia der troekneo fasteo Maate, welefae man
dabei erhalt, noch Harnstoff, durch abaolttten Alkohol
anausgezogen, eorOekUeiben möchte, so mufs man das
Harnextract noch feucht mit demselben behandeln. Dann
aber wird auch das Kochsalz mit in die AuflösuDg -eta-
gehen, und wird von dem salpeteraaureii Harnetoff nicbft
voUsttodif; getrennt werden kOmien* Eben eo ht et
eben weil der salpeteranore HaiMtoff in Salpetersäure
nicbt nnlaelieh ist, meht maglich, ihn von den fixtractiv-
stoffen vollständig abzuscheiden.
Es ist daher augenscheinlich, dafs eine bessere 2lte-
tbode der Bestimmung des Harnstoffs sehr wllnselieat»
Werth, )a nothwendig ist« leb beniikbte mich daher ein^
solche aofoifinden.
Unter den Verbindungeu des Harnstoffs mit Säuren
und Basen, welche mau bis jetzt kennt, ist keine, deren
Eigenschaften zu der Hoffnung berechtigte, durch Dap-
Stellung derselben den Harnstoff vollattedig aiedendiia-
gen zu können. Es blieb mir daher nichts übrig, als
M versüohen, ihn aus den Zersefznngsprodocten, welche
mittelst starker Agentien aus ihm erhallen werden, zu
bestimmen.
Es war nicht zu hoffen, dafs es möglich sejn wfirde
den Harnstoff mittelst kaustisoher AU&alien TollslAndig in
Kohlensäure und Ammoniak zu seiselica, ohne zugleich
ans den ExtraetiTStoiren Ammoniak zu bilden. Ich suchte
daher die zersetzende Einwirkung starker Säuren auf den
Harnstoff zu dem Zweck zu benutzen.
Berzelius sagt in seinem Lebrbuche * ): »Concen-
trirte Säuren mit HanisloCf vf rmiflcht bewirken «agleich
l)a Aolbfe, JM.S,&4afll.
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128
seine Zerseffeung; die Store Terbindet sich mit Atmiio-
niak und Koblensdure geht unter Aufbrausen fort. « Hier-
nach hatte ich die Hoffnung beim Abdampfen des Harns
mit irgend einer concentrirten Säure den Harnstoff in
Kobienaflnre ' und ein Ammoniakaelz der angevintndeCan
Saure verwandelt zu seben* Idi maebte, nm mich davon
zu (iberzeugen, folgende Versiiclie.
Chemisch reiner Harnstoff wurde mit concentrirter
Schwefelsäure und rauchender Salzsaure versetzt. Es
zersetzte sich derselbe in der Kälte durchaus nicht. Ja
•r konnte mit der fauchenden SalzaSare bianamKoeben
erbitzt werden, obne sieh unter Anfbnniaen zu zersclzon.
in -der Auflösung hnd sich zwarv nach aDhaltendem Ko-
chen ziemlich viel Ammoniak; doch war immer noch zu
viel unzersetzter Harnstoff in derselben enthalten, als
dafe ich dahin zu gelangen hoffen durfte, dadurch die
ganze Quantität Harnstoff endlich in Ammoniak und Koh-
lensftmne zu zersetzen.
Die Einwirkung von kochender SalpetemHure auf
Harnstoff habe ich nicht weiter untersucht, da sich, wenn
sie mit Harn eingedampft wird, ohne Zweifel etwas sal-
pctrichte Säure bilden kann, welche auf den Harnstoff
heftig einwirkt, ohne ihn doch in Koiiiensttore und Amh
moniak zu zerlegen. Es bildet sich vielmehr dnrch ihre
Einwirkung auf denselben Stichstoff nttd KohlensSure,
wie schon Vauqnelin ') angiebt.
Daher suchte ich nun die Einwirkung der Schwe-
felsäure auf den Harnstoff näher zu studiren. Schon
Dnmas^) hat nachgewiesen, dafs -derselbe durch Er-
hitzen mit concentrirter SchwcMsttnre' in KohlenelorB
und Ammoniak zerlegt wird. Durch einen Versuch mit
künstlich dargestelltem Harnstoff übei-zeu^to ich mich von
der Wahrheit dieser Angabe.. Auch gelang es mir auf
keine
2) Annmks de ekimie et de phjsiigue, 7*. XLIF» p, 274
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13»
keine Weise, KoMenoxydgas in detn so erzeugten Gase
nachzuweisen. Im Rückstände konnte das Ammmiiak
beim Zusatz von Kali leicht durch den Geruch erkannt
werden, und das entweichende Gas wurde in Menge von
kaostischem Kali absorbirt. Es kam daher nur darauf
an, nacbsuweisen, dafs der Harnstoff dorcfa Sohwefel-
sSore wirklich so zerlegt wird, dafs ans der Menge des
Ammoniaks oder der Kohlensäure die des Harnstoffs be^
rechnet werden könnte.
Zu dem Ende construirte ich folgenden Apparat:
Ein mit atmosphärischer Luft gefatites Gasometer wurde
mit einem hoben Cylinder, welcher mit sehr oonoeDtrir-
ter Kalilösung gefüllt war, so Terbnnden, dafs das ans
demselben ausströmende Gas durch diese Auflösung strei«
chen inufste. Aus diesem Cyliuder führte ein Rohr die
Luft durch den Tubulus einer kleinen, etwa 6 Loth Was-
ser fassenden Retorte, welche zur Aufnahme der Mischung
Ton Harnstoff mit Schwefelsaure bestimmt war, so ein,
dafs sie erst dicht Uber der Obel*flllche dieser Mischung
aus dem Rohre trat. Mit der Retorte war eine kleine
tubulirle Vorlage, in welcher das Ueberdestillirte ( Was-
ser und etwas Schwefelsäure) sich ansammeln sollte, in
der Weise luftdicht verbunden, dafs das Ende des Re-
tortenhalses nur sehr wenig in diesdbe Irineinragte. In
dem Tubulus war ein gebogenes Rohk* angebracht, wel-
ches die durch den Apparat strömenden Gase in ein Glas-
rohr von böhmischem Glase leitete, welches zur Hälfte
mit geglühtem Kupferoxjrd, zur anderen Hälfte aber mit
geglühtem Chlorcakium gefüllt war. Bade Stoffe wa-
ren durdi einen langen Asbestpfropf von einander ge-
trennt. Dieses Rohr lag in einem Liebig'sdien Ofen,
doch natürlich so, dafs das Chlorcalciura , sobald ge-
feuert wurde, nicht heifs werden konnte. Das Kupfer-
oxyd diente zur Aufnahme der etwa noch fortgehenden
Sdmefelsfture und der. sieh vielleicht bildenden schwef-
lichten SSure. Idi habe mich nSmlich dnrdi Versuche
Bd. LXVI. 9
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IM
fiberzeugt, dafe diese SBore, mim aic^ mit eineia Ueber-
Behufs von atmosphärischer Luft gemengt, langsam Ober
schwach glühendes Kupferoxyd streicht, Sauerstoff auf-
nimmt und Schwefelsäure bildet» die sich mit dem Ku-
pCeroxyd verbiodet.
Die Venttche geacbahea auf folgende Weiae: In
einem Platiotlegel wurde der zu denselben beatninite
künstlich dargestellte, vollkommen reine Harnstoff bei
100" C. so lange getrocknet, bis er iiichl mehr an Ge-
wicbt aboahm. Dann wurde er mit Vorsicht aus dem
Tie^ in die Retorte geschüttet, und dieser mit dem
dann noob rOcksttlndigeii Harnstoff wieder ^wogen» Dar.-
auf brachte ich zu dem somit dem Gewichte -nadi be-
kannten Harnstoff etwas Wasser, um ihn darin aufzulö-
sen, und zu dieser Auflösung couceutrirte Schwefelsaure^
mid zwar etwa 6 bis 8 Grammen,
Nachdem nun der Apparat In der oben an^^ebe-
nen Welse viaammeiigesleUt war, fiberzeugM^ ich mich
zuerst davon, daCs er vollkommen lufltdicht war. Dana
wurde ein gewogener, mit concenirirter Lösung von kau-
stischem Kali gefüllter Liebig'schcr Kaliapporat und ein
gleichfalls gewogenes, mit geschmolzenem Kaiibjdrat ge-
ftUltes Rohr an dem freien Ende des Kupferox3rd und
Chlorcalcium enthaltenden Rohrs befestigt Jeixt leitete
ich mititelst des Gasometers einen langsamen Strom at-
mosphärischer Luft durch den Apparat, brachte das Ku-
pferoxyd zum sehr schwachen Rolhglühen, und erlulzle
laugsam die Mischuog in der Retorte so gelinde, dais
sie kaum kochte, bis das Wasser abdestiüirt war, und
dafs dann die Temperatur des Inhalts nicht Über 180"
C steigen konnte. Bei dieser Temperatur wurde die
Retorte erhalten, bis sich nicht die geringste Spur mehr
von Blasen aus der darin enthaltenen Flüssigkeit eiit
wickelte und Dämpfe von Schwefelsäure sich in dersel-
ben zu bilden anfingen. Dann liefs ich den Apparat er-
•kalleU} eetste aber das Durchleiten von Gas noch mehr
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131
«
als zwei Stunden laug fort , um mit Sicherheit alle Koh-
lensäure aus dem Apparate auszutreiben. Bei dem er-
sten Versuche war es schou früher abgebrochen worden,
uod ich erklllte mir darraas, * dafs die durch denselben
erhaltene Kohlenstaremenge 'zu gd^ing ausgefallen Ist. •
Die Menge der Kohlensaure konnte nun nmnittei-
bar durch die G<>\> ichJszunahme des Kaliapparats und
Kalirohrs bestimmt werden. Der Htickstand in der Ke-
forte aber wurde in eine Schale ausgegossen, mit Was-
ser der Rest herausgespült und die Fltiesigkelf vorsichtig
wieder eingedampft. Dann setzte ich^zn der stark con-
centrirten, wieder erkalteten Flflssfgkelt etwas Salzsäure,
darauf die gehörige Menge Platinchlorid, und endlich
eine Mischung von Alkohol und Aether. Da aber die
Flüssigkeit der Hauptmasse noch aus coucentrirter Schwe-
felsaure bestand, so brancbte ich die Vorsieht,- die FlQs^
sl^eitm in der angegebenen Reihenfolge Tordlchtig Über-
einander zu giefse», und sie dann erst sclmell durchein-
ander zu mischen. Dadurch wurde ein«; allzugrofse Er-
wärmung leicht rermieden. Wenn es mir begegnete, dals
leb nicht hinreichend Platinchlorid zugesetzt hatte, "V^as
sehr leieht 'an dem entstandenen Niederschlag erkannt
werden konnte, der schnell and sch^ver tu Boden sinkt,
wenn hinreichend Platinchlorid hinzugesetzt worden ist,
dagegen locker aufgeschwemmt bleibt, wenn noch schwe-
felsaures Ammoniak zugegen ist, so setzte ich einfach
noch Platinchlorid hinzu.* Dadarch verwandelte sich audi
das gefällte iohwefelsaure Aimnonlak -sogleich in Ammo-
immiplatHichlorid. Nachdem * der Niederschlag so etwa
8 bis 10 Stunden f^estanden hatte, wurde er abfiltrirt,
mit ätherhaltigem Alkohol ausgewaschen, getrocknet, mit
den bekannten Yorsichtsmafsregeln geglüht und gewogen.
Ein Atom Harnstoff >mufste auf die angegebene Weise
cwei Atone Platiu undf %wti Atdme Rohlen^iAre gebeh;'
Wie ich' sdion obe» efiiahnte, war bei dem erstell
Versuche die Menge der aufgefangenen Kohlensäure zu
9*
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132
geriug, weil nicht lange genug atmosphärische Luft darcb
den Apparat geleitet worden war. Bei der zweiten, drit-
ten und vierten mifsglticktc die Bestimmung des Platins.
L AuB 0,386 Grm. Harnstoff erhielt ich ao 0,274
Gnn. KoUensfture und 1,257 Gnu. Platio. firsteres würde
0,3756 Gr», oder 97,31 Proc, und dieses 0,3841 Grm.
oder 99,59 Proc. Harnstoff entsprechen. Der Verlust
beträgt also nach ersterer Bestimmung 2,69, nach letzte-
rer 0,51 Proc.
IL Aus 0,312 Grm. Harnstoff erhielt ich 0,2273 Grm.
Kohlensfture, was 0,3116 Grm. oder 903^ Proc Harnstoff
entsprhcht. Es ist also 0,13 Proc verloren gegangen.
III. 0,449 Grm. Harnstoff gaben 0,3263 Grm. Koh
lensäure. Daraus berechnet man 0,4472 Grm. oder 99,60
ProCr Harnstoff. Es sind also 0,40 Proc Harnstoff ver-
loren gegangen.
IV. 0,4557 Grm. Harnstoff gaben 0,3322 Gim. Kob-
lensSore, d. b. 0,4554 Grm. oder 99,93 Pkt>c Hamalofi
Verlust 0,07 Proc. '
V. 0,4808 Grm. Harnstoff gaben 0,349 Grm. Koh
lensäure and 1,579 Grm. Piatin. Ersteres entspricht
0,4784 Grm. pder 99,50 Proc, letzteres 0,4828 Grm.
oder 100,42 Proc Harnstoff.
VI. Aus 0,4665 Grm. Harnstoff erhielt leb 0,339
Grm. Kohlensäure, entsprechend 0,4647 Grm. oder 99,61
Proc. Harnstoff und 0,1519 Grm. Platin, entsprechend
0,4645 Grm. oder 99,57 Proc. Harnstoff.
Vit. (^82 Grm. Harnstoff gaben, auf die angege-
bene Weise behandelt, 0,1743 Grm. KoblensSure und
0,777 Grm. Platin. Jenes entspricht 0,239 Grm. oder
100,34 Proc, dieses 0,2376 Grm. oder 99,75 Proc Harn-
stoff.
Man ersieht aus diesen Versuchen, da(s in der That
die QoantitSt des Harnstofls durch die Menge der durch
EipwirlMing beifser ScbwefelsSnre erzeugten Kohlensfture
oder des Aonaoniaka der Quantität nach bestimmt wer-
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133
den kanu. Aas dm OewMite der Kohlenüm die Quan-
tität des Harnstoffs im Harn zu bestimmen, ist wegen
des dazu nöthigen coraplicirten Apparats nicht bequem.
Auch wäre diese Methode gewifs weniger genau, da wef^BB
des uiedrigen Atomgewichts der KoMeiisllorey gegen dae
des Platins gehalten, sobon ein kleiner Felder ka Ver.
Sache einen bedeutenden Febier des Resoltats verursa-
chen könnte. Es lie^t mir daher nur ob, die Anwend-
barkeit der Methode, den Harnstoff im Harn aus dem
durch Schwefelsäure gebildeten Ammoniak mittelft P4a-
tiBGUorid zn bestiameo, naohavireiaak
Zanttcbst bandelt es sieh )etct darum, sa zeigen, ob
nicht die Anwesenheit des .Kalis in )edem Harn die Au-
^ Wendung dieser Methode unmöglich machte. Zugleich
schien es mir nothwendig, mich zu überzeugen, dafs in
der That, wie Liebig in seinem Aufsatz: »Ueber die
Constitution des Harns des Menseheo and der fleiseh-
fressenden Thiere« nach einem Veraache ▼on-ScbloCs«'
berger behauptet, kein Ammoniak, oder doch- nur un-
wesentliche Spuren davon, im frisch gelassenen Harn ent-
halten Seyen. Zu diesem letzten Zweck versetzte ich
ganz frisch gelassenen Harn mit Platiocblorid, etwa dem
dreifaoiMn absoloten Alkohols und dem einfachen Voki«.
men Aetber. Der dadurch gebildete Niederschlag wurde
abfiltrirt und mit Stherhaltigem Alkohol gut ausgewa-
schen. Er konnte noch phosphorsaure und schwefelsaure
Salze neben Kaliumplatinchlorid und vielleicht neben Ain-
monkniplatinchiorid enthakeu. Nachdem dieser Nieder-
schlag getrocknet worden war, wurde er in dasFiltrum ein-
gehallt, in einem gewogenen, gut zisgedecktan Platintiegeli
geglüht, bis aus dem rothglöhenden Tiegel keine Dämpfe
mehr entwichen. Nach dem Erkalten des Tiegels wurde
sein Inhalt mit kochender verdünnter Salzsäure mehrmals
ausgezogen und die 'Flüssigkeiten in einer Porcellanschala
abfiltnrt, dann der Tiegel, mit Wass4r so «lange aosgB«
1) AMiliD Gimme aaa nknadc, Bd. M), S. 19$,'
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m
nicht mehr saaer reaf^rte. Der Tiegel, wie das Ffltram,
wordco nun getrocknet, dieses in jenem vollständig ver-
' braont und gewogen. Auf diese Weise erhielt ich, nach
Abzug der Asche dea Fillrums, eioe Menge PiaUa, die
dem Kalt and Ammoniak . in Hera ettlapfecheo würdig
wenn, dieees vorliaBden fvire. Aus dem Filtnit erhielt
ich nach dem Abdampfen mittelst Platinchlorid und Al-
kohol einen Niederschlag von Kaliumplatincblorid, der
noch phosphorsaure und schwefebaure Salze enthalten
konnte. Ammoniumplalittdblorid war natiiriich nicht mehr
in dem Niederachla^ vorhanden» Wurde dae FÜtmm
inilr diesem Miederachlag eben so bebendek, wie oben,
80 konnte die Quantität Platin, welche der Menge des
Kalis im Harn entspricht, bestimmt werden. War kein
Ammoniak vorhanden, so mufsle das Gewicht beider er-
haltenen Mengen Platin gleich aejro. Da diefs aber nicht
der Fall war, wie die foAgeadeB> Versuche aei§en, so iat
die Gewiditsdifferenz nicht anders als danh die Anwe*
senheit des Ammoniaks zu erklären.
Etwa 80 Grm. Harn gaben nämlich 0,509 Grm. und
0,1913 Grm. Platin, jenes dem Kalium- und Ammonium-
pUtinchlorid, dieses nur dem.Ammeoinmpbtiocbloffid enfe*
sprecbend.
Aus etwa 50 Grm. Harn erhielt ick 0,538 Grm. und
0,309 Grm. Platin, wovon jenes dem Kali und Ammo-
niak, dieses dem Kali allein entspricht. Die Differenz
▼Oll 0,229 Grm. giebt das Gewicht des Platins, welches
dem Anmioniak allein entspricht Um mich mit Bestuwufe-
heit zu flbeneugen, dafs diese Dilferenien der beiden
QnantitRten Platin wirklieh in der Gegenwart von Am-
moniak ihren Grund haben, fällte ich noch mehrmals
von verschiedenen gesunden Personen frisch gelassenen
Htt'n auf die angegebene Weise mit Platinchlorid, abso*
Ilten Alkohol und Aetfaer, und behendste, dsn fpit ans«
gewaschenen t nit Wnsser angescbfittelten Kisidewehlag
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135
in der Warne «ihalttemlniit SettweMwaesenteffgas. Di«
vom Schwefelplatin abfiltrirte Flüssigkeit wurde t;inge-
dainpft, und der trockne Bückstand in einem trocknen
Reagirgl^schen erhitzt. Es subiimirle stets eine nicht«!*
bedeutende Menge Salmiak, der laicht ala aolcher evt
kennt werden könnte« Der nkbt flüchtige Bdckatand
wurde nnr grau, nieht schwarz gefärbt, ein Beweis, dafs
die bedeutende Menge des im Sublimat enthaltenen Am-
moniaks nicht erst bei der Sublimation selbst aus orga*
niachen Stoffen gebildet seyn konnte. Ob diesea Am*
moniak der «ckon in der 91aae eingeleiteten 2enefzuBg
'des Harnetofli seinen Ursprung verdankt, oder auf wel«
che Weise es sonst in den Harn gelangt ist, lasse ich un-
entschieden.
Da nun nach diesen Versuchen sowohl Kali als Am-
moniak im Harn enthalten ist, so schien es, als wenn *
die Methode, den Harnstoff aus dem . aus ihm gebiidete»
Ammoniak mittelst Platinohlorid zo besthnmen, anch niehl
die gewfinschte Genauigkeit haben wtMe. Allein ich
hoffte, dafs sich die Menge des Kalis und des Ammo-
niaks im Harn würde genau bestimmen lassen,, und dafs
also mittebt dieser Correction, durch weiche sngleiob
nooh cwei andere Stoffe ihrer Quanlitilt nach bestimmt
würden, dennödi eine vollkommene Genauigkeit in feno
Metbode gebracht werden ktMme.
Um mich davon zu überzeugen, fällte ich drei ver-
schiedene, gewogene Mengen desselben frisch gelassenen
Harns, und bestimmte die darin enthaltenen Mengen Am-
moniak und Kali auf die oben angegebene Weiäe. Was
das Abwägen von verschiedenen PortioneQ desaelbea
Harns anbetHfft, so will ich hier erwähnen, wie ich da-
bei operirte, um die durch Verdunstung der Flüssigkeit
leicht eintretenden Fehler möglichst zu vermeiden. Ich
wählte dazu ein kleines, mit einer Zange leicht zu hand-
habendes Bechergias, weiches mit dem^Ham gefüllt und
mit einem nmden Deckglas bedeckt wurde. Ea eot-
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136
hldi die ganze Menge des za den venNshied^nen Venu-
cheD bestimmten Harns. An einer Stelle war der Rand
des Gläschens mit Talg bestrichen, und hier wurde, nach-
dem es auf der Waage sick in's Gleichgewicht der Tem-
peratur mit dem uaigebenden Medium gesetzt hatte und
gewogen worden war, ein Theil der Fifissigkeit mittelst
der Zange in das dazn bestioimte GtUSß gegossen. Bann
wurde das Gläschen schnell wieder auf die Waage ge-
bracht, zugedeckt und gewogen. Nun gofs ich eine neue
Portion auf dieselbe Weise aus, wog wieder und so fort,
bis icb die gehörige Anzahl gewogener Portionen Harn
/ bette. An! diese Weise verfobr iob bei allen foig^den
Yersncben.
Von demselben frisch gelassenen Harn gaben:
I. 17,6742 Grra. 0,1915 Grm., also 11,00 p. M.
Platin, welches als Kalium- und Ammouiumplatinchloiid
aus demselben niedergefallen war. Die Bestimmung des
Platins, welches dem Kaliomplatincblorid allein entspitcb»
niilsglückte dnrdi einen Zufall.
II. 14,0766 Grm. gaben 0,1535 Grm., also 10,90
p. M. Platin, welches dem Kali und Ammoniak im Harn
entspricht, und 0,0387 Grm. oder 2,75 p. M. Platin, das
dem Kali entspricht. Hieraus folgt, dafs der Harn l#3i5
p. Iii. Kali und 2,16 p. M. Ammoniak enthielt.
IIL IMaO Grm. gaben 0,1595 Grm. oder 11,05
p. M. und 0,040 Grm. oder 2,77 p. M. Platin, wovon
ersteres dem Kalium - und Ammoniumplatinchlorid, letzte-
res nur dem Kaliumplatinchlorid seinen Ursprung ver-
dankt Danach enthielt der Harn 1,325 p# M. Kali und
2;19 p. M. Ammoniak.
Die Uebereinstimmung der Resultate li&t nichts zu
wünschen Qbrig. Sie ist gröfiser, als ich es selbst gehofft
hatte. Ich stelle die Resultate zur besseren Uebersicht
neben einander.
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137
Es wardeu erludlMi:
f. II. III.
Ans der Smnnie de*
KaliuiD- und Ammo-
moDiumpladnchlorids 11^00 mM. 10^ p. Bf. 11,05 p. M. P|jUiB.
Aus dem Kaliumpla-
tinchlorid - - Z^Tö p. M. 2,77 p. M. PlaUo.
Im Ammooiutnplatin'
chkwid waren alao - - 8,15 p, M. 8,28 p. M. Platin.
Es waren demoach in dem Harn entbalten:
II. III.
Kali 1,315 p. M. 1,325 p. M.
Ammoniak 2,16 p. M. 2,19 p. M.
Nachdem ich somit die Frage, ob die Gegenwart
des Ammoniaks und Kalis i|n Harn der Bcstimmang des
Harnstoffs aus dem daraus gebildeten AmmoDiak so hiu-
derud entgegentreten müsse, dafs sie dadurch unbrauch-
bar würde, verneinend beantwortet hatte, handelte es
sich jetzt darum, ob die übrigen Stoffe, weiche im Harn
▼orhanden sind, nicht gleichfalls, mit concentrirter Schwe-
fektture behandelt, Ammoniak erzeugen.
Zuerst untersuchte ich, wie sich Harnsäure zu con-
centrirter Schwefelsäure verhält. Bekanntlich bildet sie
mit derselben, nach Fritsche '), eine Verbindung, wel-
che, wie dieser schon gefunden hat, ungefähr bei 150®
C zersetzt wird. Welcher Art diese Zersetznng sey,
giebt er aber nicht an. Als ich Tollkommen reine Harn-
säure ^) und Schwefelsäure mit einander bis 180^ C. er-
1) Journal für practische Chemie, Bd. 14, S. 243. (1838.)
2) Die Siore war analysirt worden, um ihre Reinheit bestmimt mch-
laweSieD. Die Retnllate der Aaelyaen und:
I. II. Berecbaet.
Kohleostoir 35.79 35.57 36.61
Wasserstoff 2,46 2,47 2,37
Stickstoff — — 33,57
SauerslolT — —
"HE —
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138
hitzte, entotand ein starkes Aufblwueb, und sehwefliehte
Säare war durch den Gemch leiebt wahrzoDehmen. Im
Hückslande fand ich Aniinoniak iii nicht unbedeutender
Menge. Als ich die biebei entweichenden Gase über
Quecksilber auffing;, konute ich darin neben scbwellich<
ter Säure leiebt KoblenaSure und Koblenoxjdgas nach-
weisen.
Hiernach erschien mir anfUn^Hch die Anwendbarkeit
der Methode, aus der Quantität des aus dem Harnstoff
mittelst Schwefelsäure erzeugten Ammoniaks die Menge
desselben zu bestimmen, sehr zweifelhaft. Aliein da el-
nestheils die Men^e der im Harn enthaltenen Harnsäure
nur sehr gering ist, indem sie in der Regel nicht 1 p. M.
desselben übersteigt, andererseits aber der gröfste Theil
oder fast die ganze Menge derselben mittelst Salzsäure
abgeschieden werden kann, so gab ich es dennoch noch *
nicht auf, diese Versuche weiter fortzusetzen.
Zunächst kam es darauf an, zu bestimmen, wie viel
Ammoniak aus reiner Harnsäure gebildet werden könne^
wenn man sie mit Schwefelsäure bei 180" C. so lange
erhitzt, bis keine Gasentwicklung mehr stattfuidef. Um
die Quantität des Ammoniaks zu bestimmen, wurde die
dadurch erhaltene ammoniakhaltige Schwefelsäure mit Was»
ser verdünnt, filtrirt und das Filtrum gut ausgewaschen.
Darauf dampfte' ich die Flüssigkeit ein, bis kein Wasser
mehr entwich, setzte etwas Salzsäure, Platinchlorid in
gehöriger Menge und ätherhaltigen Alkohol hinzu, und
mischte die Flüssigkeiten. Aus dem Niederschlage wurde
auf die bekannte Weise durch Glühen und Verbrennen
des Filtrums das Platin rein erhalten und gewogen. Aus
dem Gewichte desselben wurde die Menge des Ammo-
niaks berechnet.
So erhielt ich aus 0,2433 Grm. Harnsäure 0,5177
Grm. Platin. Diefs entspricht 0,1372 Grm. Ammoniak,
oder 0,0743 Grm., d. h. 30,54 Proc. StickstofL Da die
Harnsäure 33^59 Procent Stickstoff enthält, so war der
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189
gröCste Theil, aber nicht die ganze Menge des Sücksioffo
denelben ia AinmoDidL verwaBdeH wordeo.
Da DUO im Harne darehseh&iuilch 1 p. M. Harn-
sitere entlialteii ist, so wftnfte man anter der Voraus-
setzung, dafs die ganze Menge des in derselben enlhal-
teoen Stickstoffs durch Einwirkung der Schwefelsäure in
Ammoniak verwandelt wird, 0,62 p. M. Ammoniak zn
ml erimhcn, d. h. 0,71 p. M» Hara(itofF in viel, wenn
man nkht die Hamsamre vorher abschiede. FOr genaue
Analysen wäre es daher erforderlich, sie anf die bekannte
Weise uiillelst Salzsäure abzusclieidon, ehe man den Harn
mit Schwefelsäure abdampfte. Die Anwesenheit jener
Säure ist natürlkb ohne Einflufe auf das Resultat, da
auch aie den Harnstoff in Ammoniak nnd KohienaHore
zeriegt, obgleich woit weniger energiich, ala concentrirte
Schwefelsäure.
Es fragte sich nun, wie sich die Extractivstoffe des
Harns ge^u Schwefelsäure verhalte». Bekanntlich kön-
nen wir sie nicht. alle von 3cm Harnstoff mit volikom*
mener Gebanigkeit eih'eiden. ' Boch dorfte ich es nicht
nnlerlasBen / 'wenigstens sn untersuchen, ob diejenigen
Extractivstoffe desselben, welche sich Tollkommen von
ihm scheiden lassen, dadurch kein Ammoniak bilden.
Zu dem Zweck extrahirte ich den bei der Verdam*
pfnng von 8 bis 10 Unzen frischen Harns bleibenden
Rfickstaod mit ^olntem Alkohol, und wusch das nicht
Gelöste damit ans. Oieses wurde in wenigem Wasser
aufgelöst, und die darin ungelöst bleibenden harnsauren
und phosphorsauren Salze der alkalischeu Erden abtii-
tiirt, endlich die Flüssigkeit im Wasserbade zur Trockne
gerächt. Die Auflösung in absointem Alkohol versetzte
ich mit basiBch esiigBaurem BleiOzjd'so lange, als da-
durch noch ein Niederschlag entstand, ßltrirte and wusch
ihn mit Alkohol aus. Diese Bleioxjdverbindung wurde
noch feucht mit Wasser angerührt, mit Schwefelwasser- "
stoifgas zeisetst, das entstandekie Schwefelblei abfiltrirt
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140
und die FlQssigkeit im Wasserbade zur Trockne gebracht.
Beim Abdampfen entwickelten sich zuletzt Dämpfe von
Salzsäure, die ohne Zweifel dem iu der alkoholischen
Flüssigkeit mitgefällten Chlorblei ihren Ursprang ver-
dankeo, mid die Masse färbte sieb schwarz. Diese- b^
den so erhaltenen extraetartigen Massen wurden io wellig
Wasser gelöst, die Lösungen mit einander gemischt und
von Neuem im Wasserbade abgedampft. Ich hoffte so,
diese £xtractivstoffe zwar mit den löslichen Salzen des
Harns gemischt, aber doch frei too Harnstoff erhalten
zu haben.
Nadidem diese Masse unter stetem Umrflbren so weit
abgedampft worden war, dafs sie nach dem Erkalten zwi-
schen den Fingern geknetet werden konnte, ohne be-
deutend an denselben anzukleben, wurden zwei Portio-
nen davon abgewogen, wovon ich die eine sogleich in
wenig Wasser und Salzsttore auflöste. Dann wurde Pla-
tinchlorid und Stherhaltiger Alkohol hinzugesetzt, der Nie-
derschlag nach sechs Stunden abtiltrirt, getrocknet, ge-
glüht und mit salzsäurehaltigem Wasser die darin lösli-
chen Stoffe ausgezogen. Das so erhaltene Platin wurde
geglüht und gewogen. Die andere Portion des Extracts
wurde gleichfalls in wenig Wasser in einem grofsen Pte-
tintiegel gelöst, mit concentrirter ScbwefelsSiire versetzt,
und damit bis zu 180" C. so lange erhitzt, bis keine
Gasentwicklung mehr stattfand. Dann wurde der Rück-
stand mit Wasser verdünnt, iiitrirt, das Fiitrum ausge-
waschen, die abfiUrirte Flüssigkeit abgedampft, mit et^
was Salzsftore, Platinchlorid und ätherhaltigem Alkohol
versetzt, und der erhaltene Niederschlag wie Hl ilem ei^
sten Versuche behandelt. Die Mengen des in beiden
Versuchen erhaltenen Platins, auf 100 Theile berechnet,
mufsten gleich sejn, wenn durch Einwirkung der Schwe-
felsttore kein Ammoniak gebildet war.
Uk erhielt aus 0^195 Grm. des mit Schwefelsttiire
behandelten Extincts 0,1215 Gim. Platin, und ans 0,719
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*
Orm. desselben, welcbe nidit mH Schwefelsäure behau- -
delt waren, 0,125 Grm. Platin. Ersteres beträgt in Pro-
cenlen des angewendeten Extracts 23,39, letzteres 17,39.
Es war also wirklich, und zwar 6 Proc. mehr Platin aus
dem mit Schwefelsäure behandelten £xtract erhalten wor-
den. Allein die ta dem Versuche mit Schwefelsiare an-
gewendete Menge des Extracts. betrug mehr als \- des
aus 8 bis 10 Unzen erhaltenen Quantums, es würde also,
wenn ich die am wenigsten günstigen Zahlen auswähle,
etwa 10 Grm. Harn 0,006 Grm. Platin zu viel gegeben
haben, das heifst 0,6 p.M. Diefs entspricht aber C^18
p. M. Harnstoff, also, einer so unbedeutenden Menge,
dafs sie auf das Resdtat keinen wesentlichen Eintiufs
hat. Allein ich vermuthete, dals noch etwas Harnstoff
in dem Extracte enthalten seyn möchte, und dafs dieser
Ueberschufs an Platin davon abzuleiten sey. .
• Uro diefs zu untersuchen fällte 'ich die conceatrirte
wilfsrige Lösung der noch Qbrigen Menge des Extracts
mit absolutem Alkohol, und schlug das Filfrat mit ba-
sisch essigsaurem Bleioxyd nieder. Aus der abfiltrirtcn
Flüssigkeit wurde das überschüssig zugesetzte Bleioxyd
gefällt, das Filtrat eingedampft und mit Salpetersäure
▼ersetzt. Es bildeten sich in der That nach einiger Zeit
unter dem Müurodtop leicht erkennbare Krystallchoi von
salpetetersanrem Harnstoff. Aofserdem mufsten auch Spu-
ren von Harnsäure in diesem Extracte seyn, da sie in
Wasser nicht ganz unlöslich ist, und auch diese mufs
zu diesem Platinüberschufs beigetragen haben.
Da ich glaubte, dafs der Grund, weshalb der Harn-
stoff nicht vollständig entfernt worden sey, darin liegen
möchte, dafs die durch absoluten Alkohol extractartig
ausgeschiedenen Stoffe den Harnstoff eingeschlossen ha-
ben möchten, so dafs sie durch absoluten Alkohol nicht
ausgewaschen werden konnten, so zog ich bei einem
zweiten Versuche diese eztractiven Stoffe mehrfach mit
heKsem absoluten Alkohol aus, nachdem sie vorher je-
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demnal mitidst etwas Wasser in den syrupartigeo Sustmd
versetzt worden waren, verfuhr aber sonst eben so wie
vorher.
Aus 0,5925 Grm. des mit Schwefelsäure behandel-
ten £xtract8 erhielt ich 0,188 Grm. Platin, mid aus 0,7945
Gnu. desselben, die nicht mit Sobwefdsliure behandelt
waren, 0,206 Gm. Platin, oder in Procenten 31,7 und
25,9 Platin. Ich hatte also auch hier 5,8 Proc. Platin
XU viel aus den mit Schwefelsäure behandelten Extractiv-
stoffen erhalleu. Diefs würde, freilich nur nach uu^e-
Iftbrer 3ch&tsung der Gewichte der angewendeten Bienge
Harn und des daraus erhaltenen EaUracts, etwa 0,15 bis
0,17 p. M. Harnstoff zu viel ergeben, wenn di« Extraetir-
stoffe des Harns Veranlassung zu dieser Ammoniakbil-
dung wären. Ich fand aber auch in diesen extractarti-
gen Stoffen auf die oben angegebene Weise noch Spu-
ren von Harnstoff; es ist also gewifs» dals wenigstens
noch ein Theil des Ueberscbusses an P^n dem noch
nicht ganz entfernten Harnstoff seinen Ursprung veniankt;
im höchsten Grade waluschoiiilicli ist es aber, dafs er
allein dadurch und durch die Anwesenheit von Spuren
Harnsäure zu erklären ist.
Ich wiederholte den Versuch jetet noch einmal, doch
80, dafi ich den in absolutem Alkohol uoldslichen Tbeii
besonders untersuchte, und dafs ich den darin lOstichen
Theil aus seiner wäfsrigen Lösung, um das C'.hlorblei
möglichst entfernen zu könoeo, mit basisch essigsaurem
Bieioxyd niedersohlug, den ausgewaschenen Niederschlag
mit Schwefelwasserstoff zersetzte nnd die Fliissigkeit zur
Trockne abdampfte. Es blieb ein braunes Etttnct «o-
rOck, wovon ein Theil in Alkab<rf gelöst und mit Pla-
tinchlorid versetzt, auch nach langer Zeit keinen Nieder-
schlag gab. Die noch übrige Menge desselben wurde
mit etwas Wasser und concenlrirter Schwefeisttore ver-
setzt, and auf die Weise behandelt, wie eben. Die so
evhaUene FlQssigkeil enthielt ebenfalls bei zwei Vera»-
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eben keine Spur von Ammoniak. Demi als sie mit Was-
ser verdünnt und fjUrirt, das Filtrat wieder abgedampfit,
und mit PlaUndilorid und dtberisebem Alkohol veneitt
wurde, schied alch aneh naeh langer Zeit kein Ammo-
Diamplatinchlorid ab. Ea Ist alao sicher, dafs diejenigen
Extractivstoffe des Harns, welche in absoluteui Alkohol
auflöslich und durch essigsaures Bleioxyd aus wäisrif^er
Lösung föllbar sind, durch die Behandlung mit Schüre*
felsttore kein Aumoniak bilden.
Zur Darstellung der in absolutem Alkohol onlösU*
chen Exlractivstoffe hatte ich bei dem ersteu, jelzt zu
erwähnenden Versuche 280 Grni. Harn angewendet. Die
ganze Menge des daraus erhalteueii Exlracts betrug 4,268
Gnu. Davon wurden 0,397 Grm. mit SchwefeJsäur»,
Platlnclilorid und jüherhaltigem Alkohol wie oben be-
handelt, kh erhielt daraus 0,167 Grm. oder 42,07 Proc. -
Platin. 0,398 Grm. des Extracts, die nicht mit Sehne
felsSure behandelt, sondern unmittelbar in \A asser ge-
löst, und mit Platinchlorid und ätherhaltigem Alkohol ge-
£äUt worden waren, gaben 0,136 Grm. Platin oder 34»i7
Proc. 1011 Th. des Extracia gaben also, mil; Schwefel-
s8ure behandelt, 7»90 Tb. Platin mehr, als wenn sie nirht
mit dieser Säure behandelt worden wären. Diefs beträgt
auf die ganze iMenge des aus 280 Grm. erhaltenen Ex-
tracts, d. h. auf 1,208 Grm. berechnet, 100,17 (irm. Platin.
28000Ü Th. Harn gaben also 100,17 Th. k'latin, welches,
wenn das durch dasselbe nachgewiesene Ammoniak wirH^
lieh nicht aus noch nicht vollständig abgesehiedoDem Harn- *
Stoff oder aus Spuren von Harnsäure, sondern aus den
Exlractivstoffen gebildet worden wäre, einen Ueberschufs
¥0n 30^63 Th. Harnstoff auf die angegebene Menge üaiu
oder von 0)11 p. M. ausmachen wtirde. Selbst die(s an-
genommen, würde %|so diese hiedurch yeranlaiste Diffe-
renz so gering seyn, dafs sie auf die Gote der Methode
der Bestimmung des Harnstoffs nicht von Einflnfs ist.
Ich bin aber der M^uiung, dais auch hier noch die Au-
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144
Wesenheit geringer Mengen toh Harnstoff ond Haintiare
die Ursache dieser Aniuioniakbildung war, obgleich es wir
iu diesem Falle nicht gelang, sie nachzuweisen.
Als ich denselben Versuch noch einmal wiederholte,
erhielt ich aas 240 Gnn. Harn 1,701 Grm. eines Ex-
tractes, wovon 0»5657 Grm., mit ScfawefelsSnre behan-
delt, 0,146 Grm. oder 25,81 Proc. and 0,4998 Grm., die
nicht mit Schwefelsliurc behandelt waren, 0,0945 Grm.
oder 18,93 Proc. Platin lieferten. 100 Th. des Extracts
gaben also 6,88 Tb. Platin mehr nach Einwirkung der
SchweielsSure, als vor derselben« 1,701 Th. des Extracts
C^ben ako 117,03 Tb. Platin, and diefs wAnie 35,79
Th. Harnstoff entsprechen. Dieses beträgt, anf den Harn
berechnet, 0,15 p. INI. Also auch hier wäre der Fehler
so unbedeutend, dafs er auf das Resultat keinen wesent-
lichen Einflufs hätte, wenn ich diese Differenz auch als
einen Fehler anerkennen mitfate. Aber in der noch fibri-
gen Menge des Extracts konnte ich noeh eine, wenn
aach höchst geringe Spar Harnstoff nachn^eisen. Es ist
dieselbe also wenigstens nicht ganz, wahrscheinlich aber .
gar nicht auf Rechnung der Extractivstoffe zu schreiben.
Hiebei mufs ich noch darauf aufmerksam machen,
dafs die hiedorch nachgewiesene Schwierigkeit, mit der
man bei Absdieidung des Harnstoffs von den Ezlractiv-
Stoffen des Harns mittelst absoluten Alkohois m kSinpfen
hat, einen neuen Grund für die Ungenauigkeit der frü-
heren Methode der Bestimmung des Harnstoffs liefert.
Endlich habe ich noch einen Versuch gemacht mit
denjenigen Extractivstoffen, welche aus frischem Harn
unmittelbar durch basisch essig^ures Bleloxjd gefkllt
werden. Ich versetzte 300 Grm. Harn mit einedi Ueber-
schufs desselben, filtrirte den Niederschlag ab und wusch
ihn mit Wasser aus. Darauf rührte ich ihn mit Wasser
an, und zersetzte ihn mit Schwefelwasserstoflg^. Die
vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit wurde im Was-
serbade eingedampft. Von dem noch feoditen, 1,606 Grm.
wie-
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145
wiegenden Reekstam^ worden 0,4125 Gnn. und 0,551
Grm. abgewogen. Jene wurden in wenig salzsäurehalti-
gem Wasser gelöst, und mit Platinchlorid, Alkohol mid
Aether versetzt. Es fiel nur ein wenig phöspboramm
Kalkerda nieder, in dem ge^hten Niedendilage konale
nicht ^ne Spur Platin entdeckt werden.
D*e andere Portion des Extracts (0,551 Grm.) wurde
wie oben, mit Schwefelsäure, Platinchlorid etc. beban-
delt. Ich erhielt daraus 0,0085 Grm, Platin. Diefe be4
trägt auf 1000 Tb. des Harns 0,083 Th. PlaCin, ond diefr
wtirde bei der Bereeknunf; des Harmtoft einen Fehler
▼on 0,025 p. H/L Teranlasien. • Es ist aber wohl kefnem
Zweifel nnterwörfen, dalis diese geringe Ammoniakbil-
dung durch die Gegenwart einer Spur Harnsäure zu er-
klären ist. Denn durch basisch essigsaures fileioxjd
mnfste auch harnsaures Bleioxjd sich bilden, welcbe%
nach Benscb in Waaser, Alkohol und Aetbev gani
unktolicfa ist Wurde das Bleioxyd dnrch Schwefelwas-
serstoff abgeschieden, so mnfste sich eine geringe Spur
dadurch frei gewordene Harnsäure in dem Wasser auflö-
sen, welche also auch im Extracte enthalten sejn mufiste.
Die übrigen extractartigen Materien des Hanu von
Harnstoff rein zu erhalten, ist mir bis jetzt nicht gelsuA
gen. leb konnte daher nur versuchen, es möglichst wahr-
scheinlich zn machen, dafs bei Einwirkung der Schwe-
felsäure auf den Harn bei einer Temperatur, die nur bis
180^ C. steigt, der Harnstoff und die Harnsäure alleia
es sind, welche die Bildung von Ammoniak veranlasseii
können, kli benutzte dteu die Thattiache^ dafs der Harn*
Stoff bei der angegebenen Zersetzung gleiebe Atome Kob^
lensäure und Ammoniak liefert. Bildete ein anderer Stoff
aus dem Harn bei dieser Einwirkung nur Kohlensäure
oder nur Ammoniak, so konnte das Verhältnifs dieser
beiden Stoffe nicht das angegebene bleiben. Bildete er
1) Annalen der Glieiine and Pharmade, Bd. 54, 5.'2M.
PoggendorfT» Annal, Bd.LXVI, 10
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146
i1l«r bvid«« wfMe es bttclwt «awahrsdieinlkih tejii,
dafs sie gerade in demselbco Verhältnifs daraus erzeuf^t
werden sollten, wie aus dem Harnstoff, und nur wenn
dieses der Fall wäre, würde das Verhältnifs der aus dem
Hiffii mittslst Schwsfelsailre cmo^eo Meoge AmoNiinak
QDd KohlensSare dasselbe bleiben, wie wenn sie ans rei*
nem Harnstoff entetanden wiren. Eneugt sieb also durch
Schwefelsäure aus dem Harn so Tie! Ammoniak und Koh-
lensäure, dafs ihr Gewicht im Verhältnifs ihrer Atomge-
wichte steht, so ist mit Wahrschoiulicbkeit anzunehmen,
dals nur def Hamsloff zur Bildiuif; sowohl dieser ^Koh-
len^Hife, als dieses Anunoniaks bcigetra^n hat
Da aber ans dem Obigen hervorgeht, dafs auch die
Harnsäure Kohlensäure und Ammoniak bei Einwirkunf^
ton Schwefelsäure bildet, so mufste entweder diese Yor
dem Versuche abgeaebieden , oder nachgewiesen werden,
da(a die KoblensSore und das Ammoniak, welche da*
dunh aus ihr eraenglt werden, gleichbUs im Verhiltillfis
ihrer Atomgewichte stehen. Erst eres war nicht möglich,
da der Harn zu dem Ende mit Salzsäure lange Zeit hätte
stehen müssen, während dessen ohne Zweifel schon Harn-
stoff zersetzt werden, also Kohlensäure entweichen mofste.
Um letaleres naehsawetsen, stellte ich mir einen Apfpa*
rat zasanmlenf welcher im Wesentlichen eben so con-
strairt war« wie der oben, als ich von der Einwirkung
der Schwefelsäure auf reinen Harnstoff sprach, beschrie-
bene. Nur mufste um deswillen eine AenderuDg eintre-
ten, weil bei Einwirkung der Scbwefelsöure auf Harn*
sSnrft aush Kohlenox)(dgas, welches, Ober glOhendes Ku«
pferOiyd gleitet, die JMenge der Kohlenshore hüte Tor-
iiebren müssen, gebildet wird, was bei dem Harnstoff,
wie oben erwähnt, nicht der Fall ist. Deshalb schaltete
ich an Stelle des mit Kupferoxjd und Chlorcalcium ge-
füllten Rohrs eiti anderes ein, in welchen mit. feuchten
Bleisuperoxyd überdeckte Glasscherben enthalten waren,
mk welchen. ich 0in Chlorcalciumrohr Tcrband. Jenes
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147
0
war zur Aufnahme der Dümpfe von Schwefelsäure oml
der schweflicbten Säure bestimmt
kb Jiefa nan m dem Apf «rate ScbwcfebSare ttuf
HarDtSure auf dieselbe \^eUe einwiikeii» anf welche ich,
wie oben erwHhnt den Harnstoff durch sie zersetzte. Die
Operation war ganz dieselbe wie bei den genannten Ver-
suchen, mit der einzigen Abänderung, welche nothwendig
durch die VertauscfouD^ des mit Kupferop^d gefttlittfli
Boifafs* mit einem «nderen» das fenclrtea Bl«isoperoxjd
enthielt, bedingt war»
Ans 0,3iai Grm. HarosSare erhielt ich 0,2125 Grm.
Kohlensä ure und 0,677 Orm. Platin. Nimmt man an,
dafs 1000 Th. Harn durchschnittlich einen Theil Harn-
sAure enthalten, so wtirde der Gewichtszuwachs der Kob-
lensllnre und des Platins > wclcber wegen der Anweien-
halt der Hnmsilure zu d«Q aus dem HamstofT erhaltenen
Qnantittften derselben hinzukommen mufs, 0,68 und 2,16
p. M. betragen. Diese Zahlen stehen nicht ganz genau
im Verhältnisse der Atomgewichte der Kohlenstture nml
des Platins, sie weichen aber nur wenig von diesem Ver-
hiltnlfe ab, und berechnet man die diesen MeDgen eal-
sprechenden Quantitäten Harnstoff, so wtfrde die Diffo**
renz derselben den Fehler angeben, welcher höchstens
bei den beabsichtigten Versuchen durch die Anwesenheit
der Harnsäure veranlafst werden würde. Biese Quanti-
täten Harnstoff betragen aber 0^ und 0,66 p. M. des
angewcödelMi Harns* Bcr Fehler wtirde also 0,27 p. M.
betragen, luid zwar wtlfde so viel HamstofT zu viel aus
der Menge der Kohlensaure berechnet werden müssen.
Wenn mau aber an Harnsäure sehr armen Harn zu den
Versuchen wählte, so würde dieser Fehler noch bedeu»
tend verringert werdeo. Ich hielt daher dafür, , dafs bei
Anwendung solchen Harns die Yersuche ein durchaus
genttgendes ResoUat liefern mOfeten, auch wenn die Harn-
säure nicht vorher abgeschieden würde.
Noch habe ich darauf aufmerksam zu machen, dais
10»
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148
die ubi^er Meii^e Platin entsprecheude Quantität Stick-
stoff, uätnüch 31,02 Proc. sehr nabe mit der überein- .
«timmt« welche ich nadi dem weifer oben angeführten
yer8iifd|l«.«rbiltea halte. Dorf /beUnig aie 30,64 Proe. '
Aalierdem aber, dafs naohgearieseu werden mufirte,
dafs die aus dem Harn mittelst Schwefelsäure erzeugte
Mengen Ammoniak und Kohlensäure im Verhältnifs ihrer
Atomgewichte stehen, war es noihwendig zu zei^u, dafs
dkrac^e.Harn stets dieselbe Menge Kohleoeäure und htth
moniak auf die angegebene Weise lieferte. IHeür^
adbah auf üti Weise, dafs aafi^er den Harn, welcher in
dem sogleich zu erwähnenden Apparate mit Schwefel
säure erhitzt wurde, noch eine zweite Quantität dessel-
ben auf dieselbe Weise in einem Tiegel . zersetzt wurde,
wihrend die* Koblensäuffe. i^erloren ging.
Der. Appuraty ' Welcher tu dm |etzt an ctnuttluuiidea
Versuchen diente, war derselbe, welcher bei Zemelzmig
der Harnsäure durch Schwefelsäure benutzt worden war;
nur nmfste wegen des Gehalts des Harns an Chlormetal-
len, aus denen nothwendigerweise Salzsäure bei £iuwir*
huiig heifser Scbwefekfture entwickelt werden oMiCste, Tor
dem Rohr mit Bleienperozyd eio anderes Bohr eingcschallet
werden, 'welches mit von einer Auflösung Tdn sohwefel»
saurem Siiberoxyd benetzten Glasscherben geföllt war.
Als ich mir eben diesen Apparat zusammengestellt
hatte, erfuhr ich zufällig, daCs Hr. Dr. Ragsky in Gie*
Snn^ sich schon seit dem Sommer TorigMk JalMs mit derr
selben Arbelt beschäftigt» und dafs er sie last voUeiidel
hdl>e. Abgesehen daron, dafs ich* es bedauert hlltte, einli
so weit vorgeschrittent? Arbeit um deswillen plötzlich ab-
zubrechen, hielt ich dafür, dafs es fUr die Sache selbst
sehr vortbeilhaft sejr, wenn sie von zwei Chemikern, wel-
«dm'diirchails Tan einabder nnabfaingpg sind, gletchieitig
liüatfheitbt würde. Ich setzte daher meine AiMt fort
Doch sehe ich mich Teranlalst zu bemerken, dafs ich(
auch wenn dieselbe etwa früher erscheinen sollte, als
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149
die des Dr. Ragsky, tiiobt dwnit beal»icfatige , diesem
die Priorität des Gedankens, den Harnstoff aus dem durch
Schwefelsäure daraus erzeugten Ammoniak zu bestimmen,
streitig za machen. Nur mu(s ich für mich gleichfalls
die Anerkennung vollkommener. Unabhängigkeit meiner
Arbeit itt jedem ihrer Theile in Ansprach nehmen.
Die Versudie- geschahen nun auf folgende Wefeet
Es wurden drei gewogene Quantitäten desselben frisch
gelassenen Harns in die Retorte, in einen grofsen Pla-
tintiegel und in ein Becherglas gebracht. Aus der letz-
teren Quantität wurde milteist Platinohlorid, absolaten
Alkohol und Aether- auf die oben angegebene Weise
diejenige Menge Platin bestimmt)- w^^che aus dem da-
durch gefällten Kalium- und Ammoniumplatinchiorid er-
halten werden konnte.
Diejenige Quantität, wekhe in die Retorte gebracht
worden wir, warde iebenvso io dem neuen Apparate: be-
hattdelt, wie in dem- früher beschriebenen die Auflösung
des- reinen 'Hamstolfe. Jedoch gebrauchte ich stets die
Vorsicht, zu beobachten, ob nicht beim Zusatz von Schwe-
felsäure zu dem Harn ( wobei er sich natürlich stark er-
hitzte) eine geringe Gasentwicklung bemerkt werden
könnte» loh habe nie etwae der Art beobachten kön-
nen. Femer .wurde die schwarze, in Wasser unlösliche
Substanz, welche Öbrigens, anfser Kohlenstoff noch Sticke
Stoff, und wahrscheinlich auch noch Wasserstoff und
Sauerstoff enthielt, wenn die Flüssigkeit aus der Hetorte »
gespült wurde, abfiltrirt, das Filtrum ausgewaschen, und
die abfiitrirte Flüssigkeit, ertit nnchdem sie eingedampft
worden ist, auf die erwtthnte- Welse gefällt Endlich
liefe idi die Temperatur der Fltlssigkeit, welche durch
ein Thermometer reguÜrt wurde, nur bis 160" oder 170**
steigen, wobei der Harnstoff schon vollständig zersetzt
wird, während eine Kohleostturebilduug aus den Extractiii.
Stoffen des Harns weniger su ftlrchten ist als bei höhe*
rer Temperatur.
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150
Diejeoige Menge Hain eodlidi, welcbe in den gio«
Isen Platinüegel gegossen worden war, warde mit con-
centrirter Schwefelsäure gemischt, und zuerst bei offe-
nem Tiegel über einer höchst kleinen Spiritusflamme er-
bitst) bis das Wasser zum ^öfsten Theil verdaoalel ww^
ohne daÜB die Flitaaiglieil ixim Kochen Rommen wäre.
Dann bedeckte ich den Tiegel mit einem Uhrglaae, und
erhitzte ihn so, dafs der Inhalt degselben keine höhere
Temperatur als 180° C. annehmen konnte. Die Einwir-
kung der Schwefelsäure war vollendet, wenn sich bei
dieser Temperatur aus der Flüssigkeit keine Bläschen
m^r enlvnckelten» Jetzt wurde die Masse mit Waaser
verdünnt, und mr Abacheldung der sohwarzen kohle*
ähnlichen Substanz filtrirt und diese ausgewaschen. Nach
dem Abdampfen der Flüssigkeit wurde aus dem Rück-
stände das Kali und Ammoniak auf dieselbe Weise ge-
füllt, und das Platin eben so zur Wftgung geluraoht» wie
es oben bei Untersnehnng des Harns auf seinen Ammo*
niak- und Kidigehalt schon beschrieben iat En den Vee«
suchen wurde von drei verschiedenen Personen, jedesmal
kurz vor dem Versuche gelassener Morgenharn benutzt.
Zwei dieser Personen waren daran gewöhnt viel Wasser
zu trinken» daher die starke Verdünnung ihres Harns«
Der unter I angegdbene Veisue^ diente mir zu ei*
ner Torfalnfigen Probe, ob man aua versehiedenen Misn-
gen desselben Harns einigermafsen entsprechende Men-
gen Platin erhalten könne. Es wurden daher beide Por-
tionen in Tiegeln mit Schwefelsäure behandelt, und das
ans dem ursprünglich im Harn enthaltenen Kali und Am-
moniak entspringende Platin mobt besondere bestimmt
' Bei den fibrigen Versuchen habe ick den dureh die An*
Wesenheit der Harnsäure im Harn verursachten Fehler
unberticksichtigt gelassen, und habe aus der ganzen Menge
der Kohlensäure und des Platins, welche dabei erhalten
. wurde, die Quantität des Hamsiolfa berechnet.
Nach dieser Methode erhielt ich folgende Reanllatee
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151
I. Aus ^1 Gnn. Hani efliielt ioli «^745 (km.
oder 47,08 p. M. Platin, and ans 6,696 Gm», dcsaelbea
Hania 0,9045 Gm. oder 46,30 p. M. Platio. Der Un-
terschied ist also 0,78 p. M. , der, da das doppelte Atom-
gewicht des Platins mehr als dreimal gröfser ist, als das
einlaGhe dee Harnstoffs, auf weoiger als ein Drittheil kci
fiereclinung dea «HarostolGi Terriogert «irerden «Orde. .
IL Aua 13,703 Gnu. &rn eiineU ich :0^130> Grtn.
Kofileusllvre imd 0,661 Grm.' oder 47,92 p. M. Pktin,
und aus 6,0165 Grm. desselben Harns 0,3042 Grm. oder
50,56 p.M. Platin. 9,9017 Grm. Harn, unmittelbar mit
üatintliiond gefällt, gaben 41^032 Grm. Platm oder 3»2ä
m Ana der KokknaaureaMagefmden 0^1005 Grm«
oder 13^1 p. ML Hamatoff Jberechnet; aus 4eal Pkti%
nach Alnug der 3,23 p. M. Pktin, 13,67 p. BL nnd 14,47
p. M.
III. 10,7045 Grm. Harn gaben 0,1705 Grm. Koh-
knsSure und 0,7735 Grm. oder 72,26 p« M. PlaUo/ Die
aweite Pktmwignng mifiBgMkkte. Aua 14,'2727 Gm. er.-
Ideh Ich 0;0214 Grm. oder 1,50 p. VMm. Damm
ist berechnet: 21^3 p. M. und 21,64 p. M. HamstolT.
IV. 15,958 Grm. H^rn gaben 0,1967 Grm. Koh-
lensäure und 0,9588 Grm. oder 60,09 p. M. Platin. Aus
7,852 Grm. desselben Harns erhielt ich 0,4425 Gm. (»der
56,35 p. M. Platin. Bei diesem ktslen Vevmiebo wär etl-
mm durch einim Rokll irmrkren gegangen. 13,2983 Gm.
desselben, nicht mit Sehwefekfture behandelt, gaben 0,063
Grm, oder 4,74 p. M. Platin. Aus der gefundenen Menge
Kobkns&ure findet man die Menge des Harnstoffs in
^ieaem Harn gleich 0,2696 Gm« oder 16ji0 p.M., aus
dem Pktia^eich lJit93 md 15,78. p.M. . .
V. Aus 15,8352 Gnn. Harn erhielt ich 0,877 Grm.
Kohlensäure und 1,355 Grm. oder 85,57 p. M. Platin.
6,9865 Grm. gaben 0,6007 Grm. oder 85,98 p. M. Pk-
tin. Endlich erhielt ich aus 11,8763 Grm. Harn, der
Mcht mit SehspekkKuitt behamlelt war, 0,0967 (Grm. odaf
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152
8,14 p. M« PJatiu. Hieraas ^ird JMrecbiifii 2%08; 23,68
Diid 8330 f. M. Harastolf.
VL Aus 13,1785 Gm. Harn erhielt ich 0,2805 Gmu
Kohlensaure und 1,308 Gnn. oder 99,25 p. M. Platia.
9,3738 Grm. gabeo 0,9375 Gnn. oder 100,01 p. M. Pla-
tin. Endlich erhielt ich aus 15,004 Grm. defiselben Hariis^
der fÜMsh mit Platinchlorid gefällt wurde, 0,1742 Grm.
oder 11,61 p. M. Pktin. IMe Reohaimg glebt 30,11 p. M.,
26,80 p. M. and 27,03 p. M. Ilemstoff. Bei dtesem Ver-
suche war offenbar zu viel Kohlensäure gebildet worden.
VII. 8,4485 Grm. Harn gaben 0,1522 Grm. Koh-
lensäure und 0,762 Grm. oder 90,19 p. M. Platin, und
8,331 Grm. desselben Harns 0,7435 Grm. oder 89,24
pwM. PkÜB. 11,108 Grok, aogleicb nach dem Laaaea
mit Platinchlorid f^üillt , gaben 0,0033 Grm. oder 8^40
p. M. Platin. Die Rechnung giebt 24,69 ; 25,01 and 24,73
p,M. Harnstoff.
VUL 9,1262 Grm. Harn gaben 0,0954 Grm. Koh-
lensäure und 0^460 Grm. oder 51,39 p. M. Platin. Die
Bweite Plalinwagung milsglfickte. Aus 22,8155 Gim. des-
selben, • nidit mit Scfawefslsiare behandelten Harns er-
hielt ich 0,085 Grm. oder 3,73 p. M. Platin. 0,1308 Grm.
oder 14,33 p. M. ist die Menge des aus der gefundenen
Quantität Kohlensäure, und 14,57 p. NL die des ans dem
Pktin- berechneten HarasftoffiB.
• . IX. Ans 7,919 Grm. Harn erhieh kh 0,1537 Gm.
KoUensXore und 0^7215 Grm. oder 91,11 p. M. Platin;
aus 8,5062 Grm. dagegen 0,7757 Grm. oder 91,19 p.M.
Platin. Endlich gaben 9,924 Grm. , frisch mit Plaünchlo-
rid geföiit, 0,0365 Grm. oder 3,68 p. M. Platin. Die
Rechnung giebt 26,61 p.M.; 26,74 p. M. nul 26^76 p«M.
Hamstoff.
X. Aus 10,910 Grm. Harn endlich erhiek ich 0,1544
Gnn. Kohlensäure, und 0,791 Grm. oder 72,50 p. M.
Platin, und aus 9,529 Grm. Harn 0,6926 Grm. oder 72,68
p^M. Pktin. Aus 11,9113 Grm. desselben Harns • eiv
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153
Ikh kb eadlidi, ab «r im ayverlndeiteii Zwtande mit
Plalinchloricl gefällt mirde, 0,1113 Grm. oder 9,34 p. M.
Platiu. Die Rechnung ergiebt aus der gefundenen Menge
Kohlensäure 0,2116 GriD. oder 19,40 p. M. HarnstofE,
aus deo gefundenen Mengen Platin alter 19,31 p« M. und
19^7 p. M. HamtoO.
Die Resultato der Versvohe sttUe ich xnr betaeren
Uebersicht nochmals zusammen. Ich fand:
Aua der KtoUeiitiiire berecfli^
neCe Meage de« HanHPlatti
Abi dOB Plalin bereduwCe
d^ Platin berechiiete
leiige des Hamatofib
Aus der Kohlensaure berech-
nete Menge des Harnstoffs
Aus dem Platin berechnete
Menge des HarnstofTs
Ans dem Platin berechaeie
Menge des Harnstofüs
II.
in.
IV.
V.
VI,
ao,u
IW
ltt»93
28^68
26,80
IM?
15,78
23,80
27,03
VII.
VIII.
IX.
X.
24^69
14,33
26,61
19,40
25^01
14,57
26,74
19,31
24,73
•
26,76
19,37.
Qstimmenden
Resultate
dieser
Versuehe «eigen erstens , daüi in demselben Harn dnidi
die Behandlung mit Schwefelstee stels dieseihe Menge
Ammoniak erzeugt wird, und zweitens, dafs die daraus
erhaltene Menge Kohlensäure zu der des Ammoniaks stets
in dem VerhäUnifs der Atomgewichte dieser beiden Stoffe
steht. Nur bei einem Versuche war die Menge der gie-
landenen KohlensAure etwas an grofii. Es ist wohl an-
snneiunen, dais diese einzige Ausnahme durch einen nicht
bemerkten Fehler in- dem Versuche eikhlrt werden mufe.
Es folgt also daraus nicht allein, dafs diese Methode den
Harnstoff zu bestimmen, mit Sorgfalt angewendet, nicht
verschiedene Resultate geben kann, sondern auch, dais
nur in Jmn Fall, einer der anders» im Harn enthaltenen
Staffe aach bei Eminrkmig von Scfawefelsltair« Anunoniak
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164
bilden kOaye, weno er dabei sogleich viel KoMen«
•Sure bildet , dafs beide im Vefbaltiillt ihrer Aton^*
wichte stehen. Dieser Fall ist sehr unwahrscheinlich.
Leider ist es mir aber nicht müglich gewesen, seine Un-
möglichkeit zu beweisen. Allein ich liabe wenigstens für
die|enigeD Ertraclivfitoffe, welche dem Hamatolf ab»
icheidbar tiad, oben nacbgewieaen, diüi aie nicht, oder,
wenn Oberhaupt, dodi so nnwesentlich vn der AmnKK
niakbildung beitragen, die sfallfindel, wenn Harn mit
Schwefelsäure abgedampft wird, dafs durch sie diese Me-
tlMide der Bestimmung des Harnstoffs nicht uobniuchbar
gemacht wird. Ich glaube mit Znversicht annebmen tn
dOrfen, dafs anch die^ Übrigen, von dem Harnstoff bis
jetzt nicht genau abscheidbaren Stoffe auf die angege-
bene Weise kein Ammoniak bilden, da das Verhältnifs
der Kohlensäure und des Ammoniaks, welche aus dem
Harn durch Schwefelsäure erhalten werden, dasselbe ist,
als wenn man reinen Harnstoff damit behandelt Doch
bin ich weit entfernt es für ▼ollkommen bewiesen zu
halten. Es ist aber bis jetzt noch nieht mOglich, den
letzten Zweifel zu heben. Ich glaube aber dennoch, dafs
diese Methode der Bestimmung des Harnstoffs , an der
einen Fehler zu entdedben mir nicht gelungen ist, den
insiier lielLannten, an denen - ick leicbt mcbien Fehler
nachweisen konnte, für jetst volwinehen iat. . . .
Jetzt habe ich die ganze Methode, dereii TfaeSe in
dem Obigen nur zerstreut aufzuiiDden sind, nodimaU
zusammenzufassen.
•Um den Harnstoff naeh derselben zu bestimmen, fülil
osaii ein Glfiscben, das etwa 2ö Grmv Waaaer fafiit, mit
■frisch gelaaaenein Hani^ beatreicht eeineo Rand an einer
Stelle mit Talg, bedeckt ea mit einem Deckgtase und
setzt es auf die Waage, Nachdem sich die Temperatur
desselben mit der der umgebenden Luft ius-iGleicbge-
iwicht gesetzt bat, wMgt man. Daraul giefat iawi,.indein
«UM» das ivItedMi »t einer ZaD^a eanider Waa^t niMm,
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155
etwa 6 bis B Gnu. des Harns in ein Becberglas und
wigt nun das von Neuem zugedeckte Gläschen wieder.
Darauf giefst man auf dieselbe Weise die übrige Menge
des Harns in eki zweites Glas und wagt das Gks nocbmak.
Die entere Quantität des Harns trenetst nan mit elwn
30 TiDpfeo Salislare und Iftfst sie 24 Standen lang an
einem kühlen Orte stehen. Dann filtrirt man die FItls«
sigkeit durch ein sehr kleines Filtrum in einen grofsen
Platiutiegcl, oder, in Ermanglung desselbeu, in einen gro-
fsen Poreeliantiegel, wflscbt Glas und Filtron mit mdg-
Üelist wenig Wasser aus, Tersetst das Filtrat mit etirn
6 Grm. Schwefelsaure, und dampft die FHtosigkeit bei
offenem Tiegel mittelst einer so schwachen Flamme ei-
ner kleinen Spirituslampe, dafs sie nicht kocht, so weit
ab, bis die Einwirkung der Schwefelsäure auf den Harn*
Stoff beginnt, welobe sich durch Blasenwerfen, oamlioh
dareh KohleBsanreentwicklang, kund gjebt Dann be-
deckt man den Tiegel mit einem Dhi^lase, und etyizl
ihn 80 lange mit derselben kleinen Flamme, bis die Gas-
entwicklung aufhört, und Dämpfe von Schwefelsäure den
Tiegel zu füllen beginnen. Man kann, um die Tempe-
ratur tu regniiren, ein Thermometer in die FÜlsaigLeiC
toaclMn. Es darf dieses ohne Gefahr bis I80<* steigen«
Nachdem die Zersetiong TollendlBt ist, spritzt man das
Uhrglas mit etwas Wasser ab, spült den Inhalt des Tie-
gels mit diesem Wasser auf ein Filtrum und filtrirt die
Flüssigkeit in eine Porcellanschaie. Nachdem der Tiegel
und das Filtrqm vollkommen aosgswnsdien sind, dampft
man die Flüssiglieit so weit ein, bis iast alles Wasser
verdunstet ist, und fast conoentrirte Schwefelsaure, die
natürlich schwefelsaures Ammoniak, schwefelsaures Kali,
schwefelsaures Natron, phosphorsaure Salze und organi-
adm Bestandtheile enthält, zurückbleibt. Darauf giefst
man anf diesen Rttckstand etwa «manag Trdpfen Sals»
saure, eiae binrticheade Quantität natincblorid, endlieh
eise MisdNiDg von Aether und Alkohol, wovon vier
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156
Tbeile aioeii Theil Aotlier Mtbaken, and nMht alles
gut durcheinander. Sollte die Flüssif^keit, welche über
dem entstandenen Niederschlage steht, entweder farblos
oder nur blafsgeib gefärbt sejn, so hat man zu fürch*
teo» dafs noch niobt aUes Kaii uod AmnMmiak als Pia-
tinsah gelftlU ist, aod dafii sie der NiederscUag an Schwe-
felsäure gebnndeD enthsit. Man braucht dann nornoch
etwas Platinchlorid hinzuzufügen, wodurch selbst die nie-
dcrgeschlagenea schwefelsauren Salze von Kali und Am-
moniak in die entsprechenden Platiuverbindungen um^je-
wandelt werden. Nach 8 bis 10 Stunden filtrirt man
den so ei^allenen Niederschlag ab, wfiscbt ihn mit Stbier*
baltigem Alkohol aus, trocknet ihn gelinde und glüht ihn
in einem gut zugedeckten gewogenen Platintiegel , nach*
dem er in das Filtrum eingehüllt worden ist, so lange,
bis aller Salmiak sowohl, wie das Chlor, ans dem Pia-
tinchlohd verjagt ist Darauf öffnet man den glfifaenden
Tiegel und verbrennt das FUtrum, so weit es mÖgUeb
ist, Ufiit ihn eriudten und Obergiefst seinen Inhalt mit
kochender verdünnter Salzsäure, filtrirt die Flüssigkeit
ab, und wiederholt diefs so lange, bis die vom Filtrum
abtropfende Flüssigkeit, auf Piatinblech verdunstet,'' kei<
nen Rückstand läfet« Jetzt wird das Filtrum und der
Tiegel bei gielinder Wttnne getrocknet , )enes in diesem
verbrannt und der Tiegel gewogen. Nach Abzug der
Asche des Filtrums erhält man auf diese Weise die Menge
des Platins, welche der Menge des Kalis, Ammoniaks
imd Harnstoffs im Harn entspricht.
Bie|enige Quantität Hara, welche in -ein. Beoberglaa
eingewogen worden ist, wird sogleich mit Platinchlorid,
dem dreifschen Volumen absoluten Alkohols und dem
einfachen Volumen Aether versetzt, der erhaltene Nie-
derschlag nach 8 bis 10 Stunden abültrirt und in einem
gut bedeckten gewogenen Platintiegel so lange gegUlbt^
bis weder Salmiak noch Chlor ferner entweicbcii. Dar-
attf wMht man die geglühte Ma^e mit hocbeoder v^r-
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157
dünuter Salzsäure auf dieselbe Weise aus, wie ich es
oben beschrieben habe. Das Filtrum, von welchem die
WascbflfiMigkeit abfliefst, wird, Dacbdem ob getrocknat
ist, in dem Platintiegel verbraont und dieser gewogen.
Man erhalt dadarcb'das Gewicht derjenigen Menge Pla-
tin, welche dem Kali- und Ammoniakgehalt des Harns
entspricht. Die Differenz der auf 100 Th. Harn berech-
neleu, nach den beiden Versuchen gefundenen Platin-
MBgen giebt also diefenige Menge Platin aii, welche der .
in 100 Tb. Harn enthalteien Quantität Hamiitolf entr
spricht Aus einein Atom Harnstoff (C*ll*ll*0') er-
hält man zwei Atome Platin. Der Versuch ist also been-
det, wenn es nur darauf ankommt den Harnstoff zu be-
stimmen.
Auf eine einfache Weise läfet sich aber zugleich die
Quontitftt des Ammoniaks und des Kalis in dem Harn
bestimmen. Man Bat nur die Flüssigkeit, welche Ton
dem in dem zweiten Versuche erhaltenen Platin abfiitrirt
ist, und welche die ganze Menge des im Harn vorhan-
denen Kalis enthölt, einzudampfen, mit Platinchlorid und
Alkohol SU fällen, und das in dem Niederschlage ent^
haltene Platin auf dieselbe Weise zu bestimmen, wie es
oben weitlüufig auseinandergesetzt ist. Aus dieser Menge
Platin lafst sich unmittelbar die des Kalis berechnen.
Aus der Differenz derselben und derjenigen Quantität,
welche dem im Harn enthaltenen Kali und Ammoniak
entspricht, kann die Menge des lettteren durch Rech-
nung gefunden werden. Man bestimmt sonach nach dio-
ser Methode durch die Wägungen von drei auf yerschie>>
dene Weise erhaltenen Mengen Platin die Quantitäten
dreier verschiedener Stoffe im Harn, des Harnstoffs, des
Kalis und des Ammoniaks.
Wenn es bei einer Bestimmmig des Harnstoffs nicht
auf eine vollkommene Genauigkeit ankommt, so kann
die obige Methode sehr abgekürzt werdeit Wie ich
oben schop nachgewiesen habe, bildet die Harnsäure,
158
Vfeim sie mit Schwefelsäure erhitzt wird, stets ziemlich
f^enau dieselbe Menge Auiinoiiiak. Da nun der Gehalt
des Harns an dieser Säure sehr gering ist, tiod also auch
Ml Verbfiilnifa ta der Menge de» Harns betrachtet ovr
tehr wenis variirt, so kaoo onaQ die Abschefdang der-
selben aus dem Harn, ebe er ihit SehwefelsSure behan-
delt wird, füglich unterlassen. Der Fehler, welcher da-
durch entsteht, beträgt, wenn man den durchschnittlichen
Gehalt des Harns an Harnsäure zu 1,0 p. M. annimmt,
noch nicbt t),7 p. M. Man kann ibn aber dadarch nocb
geringer -machen, dafe man dnrcb ScbBtzong nach einem
qualitativen Versuche die uifgefilhre Menge der Harn-
säure in dem untersuchten Harn bestimmt, und danach
0, 1 bis 0,8 von der in lUOO Tb. Harn gefundenen Ham-
stoffmenge abzieht.
Auch kann man den Rückstand nach der £inwir-
kang der SehwefelsSure anf den Harui anstatt ihn zo
▼erdOnnen nnd zu filtrtreo, sogleich mit Plattndilorid
und älherhalttgem Alkohol füllen, da die durch )ene Fil-
tration abscbeidbaren Stoffe entweder vollständig ver-
brennen, oder dbch die geringe Menge Asche, welche
sie bilden .könnten, durch das nachherige Auswaschen mit
kochender TerdOnnter SalzsS'ore entfernt werden würden
Man hat sich dann nur zu hfUen den Niederschlag, wenn
er geglüht werden soll, sogleich stark zu erhitzen; denn
durch die dadurch erzeugteil Gase könnte leicht eine
kleine Menge Piatin mechanisch mit fortgerissen werden,
wihrend dieser Verlost nicbt zu befOrchtett ist» wenn
man den Tiegel, welcher den Niedersehlag enthilt, im-
emt schwach und erst allmSlig immer stSrker erhitzt.
Diejenige Correction aber, welche durch den Ge-
halt des Harns an Kali und Ammoniak nothwendig ge-
macht wird, kann man nicht. fortlassen, ohne einen be-
deutenden Fehler z|i verursachen. Aus den obigen zahl-
reichen Versuchen geht hervor, dats die dem im frischen
Hatn entballencn, Kali und Ammoniak entsprechenden
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159
Mengen Platin sehr variiicu können. Ich erhielt zwi-
schen 1,5 und 11,6 p. M. Platin. Wollte man diefs ^luiz
▼eniacMisMy n , so würde man also einen Fehler ma»
chflu» 4kr tm'mekea ^fi und p. M. scbitankte. Man
ktt— te ihn freilich dadurch Terrhigenl« dafii man in je-
dem Falle 2 p. M. von dar gefundenen Menge Harnstoff
in Abzug brächte; allein dessen ungeachtet würde er sich
hienach doch noch immer auf 1,5 p. M. belaufen kön-
nen. Es ifiire also nar dann diese Correction zu ver-
nacUissigen, wenn es auf einen so preisen Fehler nicht
aBkemmti
Wenn nun auch ans meinen Versnebeu hervorge-
hen möchte, dafs die angegebene Methode, den Harn-
stoff zu bestimmen, für den normalen Harn für jetzt
durchaus brauchbar ist, und zu genaueren Resultaten
ffihrt, als jede andere bisher angewandte Methode, so
müfsle doch fOr den Harn von Kranken, welcher aufser
gewöhnliche Bestandtheile, namentlich die Bestandlheile
des Blutes oder der Galle oder Zucker enthält, ihre An-
wendbarkeit noch besonders nachgewiesen werden. Ich
behalte mir diefs für eine spätere Arbeit vor. Bis jetzt
habe ich nur diabetischen Harn nach dieser Methode un-
tsffsaiGht.
Es stand zu erwarten, dafs der in demselben ent-
haltene anomale Stoff, der Zucker, welcher keinen Stick-
stoff enthält, also auf keine Wei/se zu Ammoniakbildung
Anlafs giaben kann, die Bestimmung des Harnstoffs, durch
die Wllgung des Platins wohl gestattete,, aber veranlas-
sen wjürde, dafs die ans der Quaotitttt der erzeugten
Kohlensäure berechnete Menge Harnstoff zu grofs aus-
fiele, da aus ihm, durch Einwirkung der Schwefelsäure,
schon unter lüO" Kohlensäure erzeugt wird. Diels wird
durch die folgenden Versuche vollkommen besilUigL
Aas 9,0132 Grm. dieses Harns erhielt ich 0,1063
Grm. KohlensSiire und 0,237 Grm. oder 26,27 p. M.
Plalin, ferner aus 10^G5()5 Grm. Harn 0,271 C^rm. oder
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160
25,43 p. M. Platin. Aus der gefundenen Menge Koh-
lensäure ^Vörden durch Rechnung 0,1485 Grm. oder 16,47
p. M. Harnstoff gefunden werden. Die gefundenen Men-
gen Piaüft dagegen eatoprechen selbst bei Veniicbliasi^
gung des abEureehnendcn, von den Kali ond AmoMMik
im flarn hemilettenden Platins, dessen Menge Jedadi
nur gering war, uiul dessen Bestimmung durch einen
Zufall verunglückte, nur 8,04 und 7,78 p. M. Harnstoff.
Diese beiden Zahlen weichen von der obigen, aus der
gefundenen QnentitSt Koblensttore berecbnatan auber'
ordentlich ab, stimmen aber sehr gut mit einandtrübcv-
ein, und ich sweifle daher nicht, da(s auch der im dia-
betischen Harne enthaltene Harnstoff nach der angegebe-
nen Metbode seiner Menge nach bestimmt werden kann.
XI. Einfache Miihode die geringsten Mengen
0on schweflichter Säure nachzuweisen;
pon TV. Heintz,
iSchon Ton Pelletier dem Aelteren ') ist ein nemlieh
empfindliches Reagens für schweflichte Säure angegeben
worden. Auf diese lange Zeit hindurch beinahe ver-
gessene Methode hat im Jahre 1835 Girardin ^) von
Neuem die Aufmerksamkeit der Chemiker gelenkt, in
der That ist sie sehr anwendbar, wenn es nicht ^rauf
ankommt die geringsten Spuren dieser S8are zu entdeoken.
Sie beruht bekanntlich auf der Einwirkung von Zinnchlo-
rür auf dieselbe. Wenn nämlich Zinnchlorur in Kry-
Stallen zu der mit Chlorwasserstoffsäure versetzten zu
ontersnchenden FlOssigkeit, oder in dieser SSure anfge-
Ittotes
1) ^tmaies t/e chimie, T. Xli, ff. 231. (170S.>
2) Journal iür praciitclic Chemit-, Utl. 6, 5.81. (1835.)
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161
lösfes Zinnchloriir zu der unvermischten Flüssigkeit hin-
zugefügt wird, so wird nach einiger Zeit die Flüssigkeit
gelb, trübt sich, und der sich daraus bildende gelbe Nie-
detschlag Dimmt allmftlig eine braune Farbe an, wenn
schweflichte SSnre in derselben enthalten war. Wenn
aber nur änfserst geringe Spuren derselben aufgefunden
werden sollen, so reicht diese Methode durchaus nicht
aus; sie giebt dann gar kein Resultat. Deshalb haben
Für dos und Gelis eine andere empfohlen, welche
in der That viel geringere Mengen schweflichter Siore
nachweist. Sie wendeten sie haoptsSchlich bei Unter-
suchung der Reinheit der Salzsäure an. Die Säure wird,
nach ihnen, auf Ziuk gegossen, und das sich entwickelnde
Wasserstoffgas durch eine Lösung eines Bleisalzes (sie
wendeten basisch essigsaures Bleloxjd an) geleitet« Durch
das aus der schwefliditett S&ure sich Inldende Schwefel-
wasserstoff gas wlrd^aus ^er Bleioxydlösung Schwefelblei
niedergeschlagen. Es ist klar, dafs man diese Methode
nicht blofs bei Untersuchung der Salzsäure, sondern ziem-
lich in jedem Falle auwenden kann, wo die Abwesen-
heit des Schwefelwasserstoffs erwiesen ist. Man hat nur
die zu untersuchende Substanz mit SalzöSure zu versetzen,
und diese Flflssigkeit anf Zink einwirken zu lassen. •
So empfindlich diese Methode auch ist, so hat sie
doch viele Unbequemlichkeiten. Zuerst ist stets ein ei-
gener, wenn auch einfacher Gasentwicklungsapparat dazu
nöthig, dann aber muliB die grdCseste Sorgfalt darauf ver-
• wendet werden, dafs das Zink frei von Schwefel Ist.
Ich bin zu einer einfacheren, eben so empfindlichen
Methode geführt worden, welche eigentlich die von Pel-
letier zuerst angegebene ist. Neu ist nur das Mittel,
wodurch ich die Reaction sichtbarer mache. Ich verfalire
wie folgt:
Die zu onttouchende Flassigkeit, oder die in Was-
ser oder SalzsSure aufgelöste Substanz wird mit einer
1) Jonrual de pharm, et de chimUy III» p» 109.
PoggeDdoriPs Annal. Ba.LXYI. Ii
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162
A«flö$uDg von 'JürnndkUHfix in verdünnter Salzsäure vcr-
$fitzt und bis ^uiii anfan^adeii Kocbea «erhitzt . Dadurch
geschieht diejenige Zenetzuag» wel^e die FiUoiig vqo
Schwefehimi Tefavsachen wttrde^ weon schweflichte Säure
in nur einigcrinafsen grofserer Menge vorhanden wäre.
Wird diese Menge aber bis auf einen gev^^issen Grad
verringert, so fällt Schwefelzinn ni^t nieder, die Flüs-
ßigk^t jie«At aber nach SchweCelwasserstoffgas, imd färbt
lÜDh'.wiin^klich gelb, ohne sich m trfiben. Jeuer 6e^ •
rueh v?ürde also' schon eine geringere Menge v&n schwef-
iichter Säure anzeigen, als nötliig ist, um die Fällung von
^hwefelzinn zu veranlassen. Da seiu Geruch aber, weua
«(«r böchst geringe Spuren dieser Sfiure vorhanden .wa-
fren, dtirch die Dämpfe da- Salzsäure verdeckt werden
kttaiBte, so kann ilian die Gegeiiwart des daraus gebil-
deten Schwefelwasserstoffs leicht dadurch sichtbar ma-
chen, dafs uiau einige Tropfen einer Auflösung von schwe-
lelsaurem Kupferoxyd zu der erkalteten Flüssigkeit hin-
zusetzt. Es fällt sogleich Schwefelkupfcr nieder, das sei-
ner intensiven Farbe wegen die Gegenwart auch der gch
ringsten Mengen von Schwefelwasserstoff, also in die-
sem Falle auch von schweflichter Säure nachweist. Statt
einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxjd kann man
^ch eine Lösung von Chlorwismuth in Salzsäure an-
wenden. Essigsaures Bleioxyd aber ist zu diesem Z^eck
,Bicht brauchbar. . Man erlii^lt dadurch nicht einen schwär*
sondern einen weÜsen Niederschlag, welcher afis
Chlorblei besteht.
Die Reaction ist nicht eben so sicher, wenn man
die mit Zinnchiorür versetzte Flüssigkeit zuerst mit schwe-
felsauron Kupferoxyd- versetzen und sie dann erst er-
wärmen wollte. Denn in diesem Falle wirkt das Zina-
chlorQr zuerst auf das Kupferoxyd redudrend. Hat man
also mehr Kupferoxydlösung zu der Flüssigkeil hinzuge-
seizt, als mittelst des angewendeten Zinnchlorürs in Ku-
pferoxydulsalz verwandelt werden kann, so bleibt von
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ist
dtodn Aidito ttbi% aal sdiweflidito Siwe in 6clm*
felwaMentoir ra TtnifwiMii. FreÜiiii in Pattc^
^enn man für einen Ueberschufs an Zinnchlorür gesorgt
bat, erhält man auch auf diesem Wege eine Reactioii^
kidem nämlich zuerst das Kupferoxjd lu Kupferoxjdul
redodrt, dann durob dea -UttbeftcMii tan ZipnchlorAr
die scfagiriflicble Siure in SdmeMmmMtoM Mgewtta»-
dek wird, •wddM die FMIttog von Kupforsolpfall^ var^
anlafst ...
Den Vorgang bei der Einwirkung Ton ZinocklorOt
auf schweflichte Säure und von einer KapferoigFdlö8iiii|;
. anf die dadavth eikallene FlOesigMt kenn hmui tioli
durch folgende Formeln yerainnlidiett:
2S+6Sn€l=:SnS»+2Sn+3Sü€l',
und: SnS*H-dCusSn+2CQ$.
Wenn man die Reactiou, welche bei gleichzeitiger
Einwirkung von scbweflichtcr Säure, Zinnchlorür und
Kupfcrsolutioo auf einander stattfindet, durch eine For-
mel darstellen wollte, so würde sie folgende, aejn;
S -4- 4 Su €1 -h 2 C u = S €u + 2 S n €1 ' + 2 Sn.
XU. JBimerkungen.üihot äa$ S0ffmumie 0mm;
von N, W, Fischer. '
In meiner INnrtheilung der Sdhönbein'schen Schrift:
»lieber die Efzevc|aDg des OMiie auf chemiscfaeni We^«
(Berliner Jahrbficher für wistenMi. KHtIk« Deoember-
heft 1844), habe ich neben* der Prfifuog des Versudis
des Verfassers und der von demselben daraus gezogenen
Schlüsse eigene Versuche angegeben, die zu einem ganz
eatgagen^selslen Resultat führen, als der Verf. aafgesteUl
hatte, leb aehlofs. daher meüien^fieri cht mit de» Wortew:
11*
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164
i»da£is die Entdeckung des Ozons als Bestandtheil des
Stickstoffs aller und jeder Begründung ermangelt.» In-
dem ich nämlich nachgewiesen zu haben glaubte, daüs
die riedieDde Substanz, ungeachtet der gleichen Wirkung
liaf< Pialiii vmd, Jmdkalinitikieisler, dennoch MBchiedeiier
Nator -ftey, je,nacÜem«ie durch elektrische Entladung;
oder durch galvanische Wasserzersetzung, oder durch
Oxydation des Phosphors an der Luft erzeugt worden
ist. Im ersten Fall, und, wie ich glaube, unabhängig vom
Geroeh» rOhr4 diese Wirkung von der erzeugten Salpeter-
0dfer talpebrlgen Stture, im zweiten von dem gebikieteii
rWa8sentoffNiperoi>yd, und im dritten woa einer men^
ten Saure des Phosphors her.
Wie ich denn auch die angegebene Reaclion auf
Platin etc. in den beiden letzten, so wie den Geruch
bei elektrischer Entladung beim AusschluCs des Stickstoffe
m reiner Sauersibjfluft dargeihan habe. Aus dem sehr
Itbnlieben oder gleichen Geruch, den diese Materie bei
diesen verschiedenen Darstellungsartcn haben soll — ich
selbst habe ihn verschieden gefunden — konnte ich kei-
nen Schlufs auf die Identität gestatten, weil es mehrere
Körper giebt, welche, bei verschiedener Natur, einen
ähnlichen Geruch haben.
Endlich zeigte ich an, dafs es, nach meinen Versu-
chen, die ich für das Erd mann 'sehe Journal für pract. •
Chemie bestimmt hatte (Juliheft d. J. ), mehrere gas- und
dunstförmige Körper giebt, die dieselbe polarisirende Wir-
kung auf Piatin, und eine noch gröfsere Anzahl yer-
ac|iiedener Körper,, welriie dieselbe Reaction, wie das
sogenanote Ozon, auf Jedkaliumpapier ansfiben. Seit
der Veröffentlichung dieser Kritik und des kleinen Auf-
satzes in Erdm. Journ. haben verschiedene Zeitschriften,
CompL rendu, llnstitut, Froriep's Notizen, ja selbst
die Angab. AHg- Zeit., von einer Arbeit MarignacU
kiBriehttot» nach wacher der Stickstoff keinen Antheil an
4Br Eneugung des Ozons bat. Auch Scböübeiji er-
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165
klärt dasselbe in einer Notiz, welche er ^egen meine An-;
gaben über das Jodkalium in Er dm. Journal, wenn ich
nicht irre, ia's Märzhefk, eiurüd^en lie.is. .-WeDO weder
in dieser, noch im dem so eben ersdiicwibeii AttfcalB'
▼OB Schdabein: »Ueber clie<Na(^ . dts' OMM«;''iD'
diesen Annälen, Bd. 65, ' »ech *in eMMW >f)bin<>
denselben Gegensfsnd von Williamson (Annalen der
Chemie und Pharm. , April ) meiner Beurtheiliing erwähnt
wird, so ist vielleicht die geringe Verbreitung und späte
Veraendnog der Berliner- JabiÜdier der Graod^.daieopi
80 dafo selbrt'Sehdnbiein eie«iiilO:<Mlrz,'TOQ'«iiiilebMil>
Tage «ein letzter Anfaats datirt ist (»am grienen D^Miln»-'!
stag«), noch nicht hatte. v • ; '
Natürlich kann mir aber das ganz gleich sejn, nach-
dem das Resultat meiner Untersuobung, dafs im SticlU
Stoff kein Ozon enAlidten t^, .vön Tevsebiedonen Seiteik '
bestätigt worden ist Biwn ao kann es -mir f^ciobvejn,
wem irgend' eine bekannte oder unbekannte Tetbiiidang
nunmehr mit dem iSamen Ozon benannt wird, so wie,
wenn eine solche Verbindung zwar übereinstimmend al&
ein Hyperoxjd des WasserstofÜB erkannt'. wird wel-
obes, naob Williamson, kilqpreeliend meinen Aofa-»
ben, nur durch das £lelktn>fysireB des Wassers ; niofat-
aber anch bei der Orfdation des Phosphors an der'Lnft er-
zeugt wird, — es nicht das längst bekannte von Thenard
entdeckte, sondern ein neues verschiedenes seyn solL
Hingegen sehe ich mich veranlafst, gegen Angaben^ '
die diese« Aufsitze onthaken,' und »die im Widerspruch ^
mit den meinigen stehen, 'folgende Bemerkungen hier mit- *
zutheilen.
Ich hatte in meiner Beurtheiluiig behauptet, dafs bei
der EUektroljse des Wassers das (bekannte) Wasser-
stof&operoxyd mit dem Sauerstoff sich entwickle, dafs*
die Loft einen ei^thilmliohen Oeraeh besitze* den
ich bei der gerin^n Menge '«des zetsetzten Wassers aueb
mit schwach bezeichnele, dafs diese Luft Platin negativ
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166
p^ariilrt"«MMl auf JodkaUaai BMetoand eiiifHrke. Zun
Beweise, dafs dieses Wirkungen des gebildeten Wasser-
stoffsuperoxyds Seyen, hatte ich dieses aus Bariumsuper-
Qxyd und Fluorkiesel Wasserstoff säure unmittelbar und im
▼tftdüoiiteo ZaMaüde dargestellt, und aaeh vte dae&m
den .sckifttdiett Gervch and. die BeacÜoa auf Platio and -
Jodkallam Wahr^Bonmen. Dabei iQlirte ich auch die
Statte aus Schönbein 's Schrift an, nach welcher auch
er anfangs der Ansicht war, das Ozon sey Wasserstoff-
Sfiperoxyd» welche Ansicht er Jedoch bald verwarf, weil
dteea Snpemjd ohne Getuch, niebl Rachtig and das
Platin poBiAiv polanskend sey, wasiA daioh.die angefobr«
ten Versoehe ak nnriehtig nachgewiesen habe. In den an--
geführten neuesten Aufsatz von Schönbeiu wird wieder
diese dreifache Verschiedenheit in Hinsicht des Geruchs
etc. als Beweis aufgestellt, daÜB das Ozon zwar Wasserw
stolbaperoa^d, doch nicht das yon Th^nard dargestellle
sey. Aach Wlliiamson, der dnrch seine gründliche Un^
tersnchung es anfeer allen Zweifel gesetzt hat, dafs die bei
der Elektrolyse des Wassers erzeugte riechende Materie
Wasserstoffhyperoxyd sey, führt als Beweis der Ver-
schiedenheit desselben ^on dem ThenardVchen an, dafs*
das letzte ohne Geruch und nicht flüchtig sej.
• Ohne irgend ein Gewicht anf »eine Wahrnehnvng
eines ijicfawachen Geraehs bei dem letzteren im verdünn-
ten Zustand zu legen, und mich über die widersprechen-
den Angaben über den Geruch anf das a. a. O. aufge-
stellte berufend» glaube ich es anOser allen Zweifel ge-
setxl KU Isiben, dals das daiigestellte Prfiparat flfiohtig
ist, d. h. mit dem Wasser Terdunstet, indem ich. zu wie-
derholtenmalen die bestimmte Reaction wahrgenömmen
habe, wenn Platin und Reagenspapicr in der Atmosphäre
über dem flüssigen Hyperoxyd gehalten worden sind.
Eben so muis ich mit Bestiaantheit behaupten, dafs
das Platia in dieser Atm08|ihare negativ ]^ohwisirt wird.
Wenn S.ehl^nheiii and, wie eranlttfart,.aadh.Bnfiqae*.
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rel das Platin positiv polaiwirt erhalten haben,, so kann
es vielleicht davon herrOhreu, dafs entweder das Hyper-
oxyd noch freie Säure, inillelst welcher es dargestellt .
worden ist, und zwar von der Art enthielt, welche eben-
falls verdunstet und d::s Platin positiv poiärisirt, oder
dafs das Metall nicht bloCs in der Atmosphäre gehalten,
sondern auch von der FlOssigkeit benetzt wurde. Ich
glaube gewils, dafs* Jeder, w^ldMr den Versikb' ilüt IHiclf
bereitetem Superoxyd wiederholt, meine Angabe über das
negative Polarisireu bestätigen wird. Diesem nach würde'
nur noch der Geruch als die einzige Verschiedenheit der/
beiden Hypetoxyde übrig bleiben. Doch nein,- es gpebl^
noch dfnen wichtigen Untersdiied; daS' VefffaäÜten cuni:
Waseer. Bas T h e n a r d 'sehe verbindet sich sogleich bei .
der Darstellung mit Wasser, und kann sogar nur bis auf
einen bestimmten Punkt davon getrenut werden ,^ wttbi'
rend das galvanische luftförmig ist und nur sehr wenig'
vom Wasser absorbiit wird. Aber sollten nicht defs-
ungeaditet beido als identisch iMlracbf^, und- die Ver<>
schiedenheit von der verschiedenen Darstellungsart ab-«'
geleitet werden können? Bei dem einen Verfahren wird
es unter (viel) Wasser und ganz allmälig gebildet, so-
dais das in Jedem Zeftmomcnt gebildete eich ün- ^^0^:
mucmie mit dem Wasser verbindet. Bei dem 2weiteii
VerMiren hmgegen wird es «nunterbrochen mit dem sieht
entwickelnden Sauerstoff erzeugt, mit dem es gleichsam
eine luftförmige Verbindung eingeht, die das Wasser
nur schwer zu trennen vermag^ Dafs der letztere Ge-
locb hat, der dem mit Wasser verbundenen fehlt , ist'
nldit 80 aulfallend, unl sie dadurch als wesentlich ter«'
schieden zu bezeichnen. Ein gleiches Verhadten seigt-
die phosphorige Säure in ihrem luftförmigen und im Was-
ser gelösten Zustande, und dürfte wohl noch bei einem
oder dem andern Körper zu finden seytu • . .
Breslau, den 1(K Jdli I84&.
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188
XIII. Bemerkungen zu Hrn. Schönbein's Be^
leuchtung meiner Meinung, betreffend das
Ozon; pon A. PK Fischer.
Endlich hat Hr. S. meine Kritik seiner Schrift: » Veber
die Erzeugung des Ozons auf chemischem JVege»^ iu
den Berliner Jahrbüchern für wifisenschaftUcbe Kritik zu
Gesicht bekommen, luid.aemen Aergcr darüber ia emem
Aiifsats: »Beleuckiung der Meinung eie.% in dktten An-
nalen, Bd. 6S^, S. 190» aosgesprocben. Ob es ein blo-
fser Zufall ist, dafs in dieser, vom 15. April datirten
ü Beleuchtung u die Quelle nicht angegeben ist, wo ich
diese Meinung aufgestellt habe, kann ich Ireilich nicht
wissen.
Gevfils wird es Jedem unangenehm berühren, dem
die geglaubte Entdeckung als ein Irilhnm nachgewiesen
wird ; aber der wissenschaftlich gebildete Mann wird sei-
nen Verdrufs über den Verlust des Ruhmes, eine so
wichtige Entdeckung gemacht zu haben, wie die des Ozons
zu sejn schien, nidtit durch Schmähreden gegen Ben äu-
isem, welcher den Irrthum aufgedeckt haf^ wie diese
lencbtuug solche gegen mieh enthSlt Indem ich hi«r die
Behauptungen des Hrn. S. über Einzelnes meiner Beur-
theilung zu berichtigen veranlafst bin, werde ich von al-
len jenen Anzüglichkeiten ganz absehen. Sowohl weil
es meiner Natur entgegen ist, mich solcher Waffen ta
bedienen, al^^^uch aus Achtung für diese der Wiseen-
sdiaft gewidmirten Zeitschrift.
Vor allen Dingen bemerkt Hr. S., dafs ich mich
eines mit jodsaurem Kali verunreinigten Jodkaliums be-
dient habe. »Denn er selbst giebt an^, heiÜBt es wikrt-
lich, »dafs die verschiedensten, mit Wasser yerdOnnten
Sttoren seine mit Jodkalium getränkten Papierstreifen ge-
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4
169
bräunt oder seinen Jodkaliumkleister gebläut hatten. Nun
-weifs jeder Chemiker, oder soll es wenigstens wissen,
dafs mit Wasser ^börig verdünnte Schwefelsäure, Phos-
phoraftiure etc., organische Säuren etc. kein Jod aus dem
Jodkalimii ansscheideQ, falls dieses rein ist, d. b, kein
}odsaures Kali enthftlt Alle Schlösse, welche Hr. F.
aus den mit (unreinem) seinem Jodkalium erhaltenen
Resultaten gezogen hat, sind daher falsch etc.«
Hr. S. ist Ton der üxen Idee eines unreinen Jodka-
linms so geblendet, dafs er den wesentlichen Unterschied
Übersehen hat, den ich in Hinsicht der Wirkung wSCs-
riger Säuren «of Jodialutmpapier und JadkaUwnlösung
aufgestellt habe. Die Stelle, worauf sich dieses Raison-
nement von S. bezieht, ist nicht in der Kritik, sondern
in dem Aufsatz: Ueber das Vermögen mehrerer ges-
und dnnstfdnniger K6rper etc. (Er dm. Journ. i pract
Chemie, Bdr34, S. 186) enthalten, und lautet: »Aufser
diesen gas- und dnnstfönnigen Substanzen bewirken alle
flüssigen (wäfsrigen) Säuren, wie Schwefel-, Phosphor-
etc, Essig-, Weinsäure, ja selbst die Blausäure, sofort
die blaue Färbung des Papiers^ während alle, mit Aus-
nahme d^ Schwefelsäure (d. h. wenn sie nicht ui sehr
verdflnnt ist), mit JodkaliumZ&Jiilf^ ▼ennischt« wie na-
türlich, keine (wahrnehmbare) Zerzetxung des Salzes,
und folglich keine Färbung hervorbringen.« Und als
Grund dieses scheinbaren Widerspruchs gab ich an, dafs
beim Benetzen des Papiers psit dner wäfsrigen Säure der
Sauerstoff der Luft mit wirke. Hr. S. eifert femer ge-
gen meine Behauptung, sein chemisches Ozon auch mit
Sauerstoffluft erhalten zu haben, da weder er noch Ma-
ri gnac es auf diese Art erhallen konnte. Aber ich
war weit entfernt zu. behaupten, sein chemisches Ozon
dargestellt zu haben, wohl aber habe ich behauptet, und
Jeder, der den Versuch macht, wird es bestätigen, dafe
das negative Polarisiren Ton Platin und das Färben des
Jodkaliumpapiers eben so in der Atmosphäre stattfindet,
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170
welche durch Einwirkung von reiner Saucrsloffluft auf
Phosphor, wie in der durch Einwirkung der atmosphä-'
rischen Loft gebildet worden ist, — nur mit dem aufge-
stellten Unterstbied, dafs bei Anwendang von Sooentoff
diese Wirkung später erfolgt oiid eine höhere Tempe-'
ratur erfordert ' ). Aufser dem angegebenen — Öber das.
Jodkaliuiu und der SauerstoffatmosphUre — giebt es noch,
meint Hr. S., »einen Haufen Thatsachen, die gröfsten-
tbeiis in dem von Hm. F. beurtheilten Werkchen ver-
zeidinet sind, und welche es ganz unbegreiflich machen,
wie Derselbe zu dein unglücklicben Schlosse kommen
konnte, dafs mein chemisches Ozon dampfförmige phos-
pborige Säure sey. « Zu diesem Haufen von Thatsachen
gehört: dafs die phosphorige Säure leicht löslich im Was-
ser ist, wahrend das sogenannte Ozon Wochen lang in
verschlossenen Gefölsen nut Wasser in BerQhmng' den-
Geruch behält; dafs eine geringe Menge Wasser, durch
welches Ozon geleitet wurde, das Lackrouspapier nicht
röthet (?); dafs das Ozon ebenfalls Lackmus nicht r(i-
tbet, aber mit grofser Energie die Pflanzenfarben zer-'
stOrt. (Bei dieser Gelegenheit bemerkt Hr. $., daÜB ich'
diese Bleichkraft in meiner* Kritik nidit berührt habe,-
und ftigt hinzu: »es mochte Demselben ftlr seine Hypo-
these etwas unbequem sejn, und es war so leicht sich
zu überzeugen, dafs die pbosphorige Säure keine orga-
nischen Stoffe zu zerstören vermöge}.« Femer gehört
zu diesen Thatsachen, da& das Ozon Jod in JodsSnre
und Jodkalium in )odsaures Kali verwandelt, ohne dafs
eine Spur irgend einer Phosphorsäure in das Salz ein-
gehe. Endlich: wie könnte pbosphorige Saure Silber oxj-'
1) Man uehfc den eigcntlicheB Grand nicht ein, warum dieses soge-
nannte Okod, nachdem es naomelir ftwU« ist, dala der Stickstofl'
keinen Aniheil an seiner £rzeo|iai§ hat, und es aichia andere« aU,
•in Hjperoxyd des WaAserstofTs ist, nicht eben so gat durch Ein-
wirkung der (wasserhaltigen) Sauerstoffluft, wie der der alnuMphäri-
schen Luft auf PkcMphor gebilda werden könne.' • - '
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171
diren, ohne irgend eine Spur Phosphor in der Verbin-
dung aufzufiadeu, wie Marignae dargetbaa. -
Dagegea maik zmiScbst btttterkt werden> dafe ioh
streng nur angegeben babe, die bezeichnete "Wlriiiing der
Phospboratmospbare eey die ainer Säure des Phosphors,
hinzufügend, dafs sie entweder phosphorige oder unter-
phosphorige sejii könne, welche aber unter den obwaU
tenden Umständen niobt, ivle gewöhnlich, in flfissigem,
' sondern in- gasförmigem Zustand datgesteRl werde; mo^
durch sie nattlrlieh anders als die gewöhnliche auf be-
stimmte Körper wirken werde. (In einer Anmerkung äu-
fserte ich noch, dafs man auch annehmen könne, es werde
unter diesen Umständen eine Stickoxydphojsphorsäure —
älmlkb wie eine solche Sisbwefeisftare — gebildet wer-
den. Diese AnmeriLung wurde jedoch von dem Absebrei-
ber meiner Schrift fiberseben, und als ich sie, nachdem
ich es erfuhr, abschriftlich an Hrn. Prof. Dove in Ber-
liu für die Redaction der Jahrbücher zusandte, war es
schon zo spät» da meine Beurtheilung bereits gedruckt
war.) Von welchem £influis übrigens die verschiedenen
Umstinde, unter welchen das Oxydiren des Phosphors
bei niedriger Tmperatur erfolgt, auf dfiel^atar des Pro-
ductes ist, geht auch aus einem Versuche von Wil-
liams on hervor (Annalen der Chemie und Pharmacia,
Bd. 54, S. 131 u. f.), nach weichem unter den obwal-.
tenden Umstünden nur Pbospborsfture erzeugt worden
ist, da bei gewöhnlicher Einwirkung der Lnft nebeft die-
ser zugleich phosphorige, ja unter besonderen Umstan-
den, wie ich bei einer anderen Gelegenheit darthun nerde,
sogar nur phosphonge Säure gebildet wird. Wenn ich
noB auch mit dem Angegebeneo alle sonstigen Verschie-
denheiten 'in dem Verhalten der PhospboratmosphSre und
den gewi5iiniicli dargestellten SSuiren des Phosphors zu
erklären vermag, so müfste ich dennoch eingestehen, dafs
unter den obwaltenden Umständen neben der Sauerstoff-
yerlwidnng des Phosphors noch eine ganz andere Sub-
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172
stanz erzouj^t werde, wenn diese Phosphoratmosphäre
wirklich Jod in Jodsäure, Jodkaliuiu in )odsaures Kali
und Silber in Oxvd zu verwandeln im Stande wäre,
ohne iah diese Producte Phosphor enthielten, woran
icb aber vorliafig noch zu zweifelo mhr erlaube.
Der Grund, warum icb in der BenrtheSung nichfe
vom Bleichen der Pflanzen färben erwähnt habe, ist nicht
der von S. mir untergelegte, sondern folgender: Hr. S.
sagt ausdrücklich in der beurtheilteu Schrift (S. 94):
»Entbftlt 4ie Luit oder irgend eine andere Gasart so we*
freies Ozon, daCs die Gegenwaft desedOben wedbr
durch das Galvanometer, noch auch durch den GenuA
mehr angezeigt wird, so bläut sie dennoch merklich mein
Probepapier.» Und ftihrt als Beweis für die Empfind-,
lichkeit desselben einen Versuch an, nach welchem die-
ses Papier in ein^r kleinen Flasche mit atmosphärischer
Luft, worin ein Stflckcben Phosphor bei lSi<* sieb befin-
det, schon nach wenigen Minuten sich zu bläuen anfingt,
»in welchem Falle die Menge des freien Ozons noch
so aufserordentUch klein ist, dafs es durch kein anderes
Mittel dargethan werden könnte.« Es war daher natOr-
lich, dafs ich über daa Bleichen keine sorgfidtigeren Ver-
suche anzustellen brauchte, und die Resultate aus den
wenigen darüber angestellten, welche den Angaben von
der Bleichkraft der Phosphoratmosphäre nicht entspre-
chen, mit Stillschweigen überging. Ich hatte nämlich bei
diesen Versuchen nur das jE^iUhen, aber nicht das Blei-
chen des Lackmnspapiers wahr^ommen, glaubte aber
in sofern darin keinen Widerspruch mit den Angaben
von Hrn. S. annehmen zu können, weil ich meine Ver-
suche, wie angegeben, nur in kleinen Flaschen, S. aber
in grofsen Ballons angestellt hat. Wie ich dann in der
Folgie bei den Versuchen über das Leuchten dea Phoa-
phoKs in der Thal ein solches Neichen wahrgenommen
habe, wenn der Versuch unter günstigen 'Umständen in
ein^r grofsen Flasche augestellt worden war, worüber
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17S
an einem anderen Ort das Nähere angegeben werden
soll. Die Unrichtigkeit meiner Ansicht Ober den elel^
Irischen Geruch glaubt Hr. S. durch die einfache Thal-
sache darzulhun, dafs der Geruch nach merklicher Zeit
noch fortdauert. Dein ist aber nicht also. Grofse Fla-
schen, in welche die Elektricitftt so lange einströmte, bis
der Geruch sehr stark war, und die rasch Terschlossen
worden sind, halten nach sehr kurzer Zeit allen Geruch
Tcrloreo.
Ich gönne Hrn. S. gern die Beruhigung, die er am
Schlüsse seiner Beleuchtung in der Versicherung zu ha-
ben scheint, daiis wenn ihm seine eigenen neueren Ver-
suche nicht die Grandlosi§^eit seiner frQheren Ansicht
über das Ozon als Bestandtheil des Stickstoffs dargethan
hätte, meine Arbeit es nfcht bewirkt haben würde, so
wie in der Aeufserung: »wenn man Andern begangene
Irrthflmer nachweisen will, so muCs man nicht selbst 4p
noch Tiel grObere verfallen etc.« Dagegen kann ich es
nicht unbemerkt lassen, dafs Hr. S. sich gewaltig irrt,
wenn er meint, ich dürfte jetzt, d. h. nach dieser seiner
Beleuchtung, es selbst bedauern, das Amt eines Kriti-
kers übernommen zu haben. Dem ist ganz und gar nicht
also; Tielmehr freue ich mich es gethan zu haben, indem
kh ntch eompHmitm Vrihtilm den Zweck einer soldien
Beurthe^ng, den Werth oder Unwerth einer Schrift
darzustellen, vollkommen erreicht habe.
Breslau, den 30. Juli 1845.
174
Xiy. lieber den Einfluß der T^ernperatur auf
das Leitungsoerrhögen der Flüssigkeiten für
galvanische SirSrrie; von C. F. Henrici'.
(BriefliclM Miiibcilang.)
E,
Harste» 15. Febr. 1845.
irlaubeo Sie mir gütigst, dafs icb Ihnen eine kurze
Mittheilung über einen dem von Hrn. Ohm im 11. vO^
rigjllhrigeQ AoQaieubeftei & 403, bescbriebeDen Sihoticben
YersiMsh mache, welchen ich bereits vor einigen Jahren
angestellt, aber in der Hoffnung, VolIstfiDdigeres auaffih-
r,e.u zu könuen, noch nicht niltgetheilt habe.
Offenbar übt die Erwärmung der Flüssigkeiten ei^
nen xwiefacben Einflofs auf dmn elektrisches Leituangp-
vermögen aus, indem sie einerseits ihre Dftdktigkeit ver-
mindert, andererseits ihre Zersetzbarkeit steigert. Es
fragt sich also , welche von diesen beiden, in der fragli-
chen Beziehung einander entgegenstrebenden Wirkungen
das Ueberge wicht habe*. Der Versuch, den ich zur Be-
antirprtung dieser Frage imtemabm, wmrde mit eiaer vieiy
Mal gebogenen, 30 Ceiitim. langen Nund 8 MilUm. weiften
^ • . V ' Glasröhre in folgeti-
gender Weise ange-
b stellt, in .den Sehen-
ß kel A wurde ein fest-
schliefeender Mark-
pj pfropfen a hinabge-
schoben, und sodann
der Raum über a mit Kupfervitriollösung, der Raum von
a bis b mit Wasser, dem sehr wenig Schwefelsäure zu-
gesetzt worden, gefüllt. In den Schenkel A wurde ein
Kupfeidraht, in den Schenkel B ein Eisendraht gesenkt;
die Polarisation war also möglichst ausgeschlossen. Der
U
A
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176
wutüßtp horiiontale Tiheil der Röhre norde m emm mit
Lebm aiufjefOtlerteD Halbcylioder tod Blech eingedrfickl»
und unter diesem eine Weingeisfflaminc angebracht. Die
beiden Drähte waren durch ein Galvanometer mit ein-
ander verbunden.
Der Strom dieser Kette war too einer ungewöholi-
eben GoDStam; die Gal^nometemadel änderte ihren Stand
während mebrer Stunden nicht um t-V Grad. Es konnte
also zur Erwärmung geschritten werden. Sobald diese
merklich wurde, stellte sich eine sehr langsame Zunahme
der Ablenkung ein, und als ein angebrachtes Thermo-
meter Ton 17** anf 80^ gestiegen war, war die Galva-
iiometernadel' Ton 38^ auf 41^ fortgerückt. Hieraof
wurde die Lampe fortgenommen und der Apparat sich
selbst überlassen. Die Abkühlung bis zu der ursprüng-
lichen Temperatur geschah sehr allmälig; als diese ein-
getreten war, stand die Nadel auf 39^. Es hatte mithin
die LeitCidiigkeit der Flüssigkeit durch die Erwärmung
derselben eine bleibende Erhöhung erlangt, was wohl
ohne Zweifel der eben dadurch bewirkten Austreibung
der in dei* Flüssigkeit gelösten atmosphärischen Gase^
welche sich in ziemlich zahlreichen kleinen Bläschen ent-
wickelten, zuzuschreiben ist. Die späteren Versuche er-
gaben sSmmtlich eine Steigerung der Ablenkung um' 2^
mit völliger Rückkehr der Nadel auf den Ausgangspunkt.
Eine Venninderung der Ablenkung um 2° erfolgte da-
gegen, als ich nach eingetretener Abkühlung eine mit
Kupferritriollösung gefüllte und mit kupfernen filektfo-
den versehene Glasröhre von 12^ Centim. Lange und 5^
Millim. Weite in den Leitungsbogen einschaltete. Ein«
nun folgende Erwärmung auf 80^ vergröfserte die Ab«
lenkung wieder um 2".
Obgleich sich auf die Ergebnisse dieses Versuchs
keine eigentliche Berechnung gründen läfst, so habe ich
doch mit einiger V^ahrscheinlichkeit daraus schliefen zu
dürfen geglaubt, dafe das Leituugsvermögen der angewand-
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I
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tetk Fl6s8igkeit durch deren Erw&mmng von li^ bis SO^
C. kaum auf das Anderthalbfache ihres Betrags bei der
erstea Temperatur gesteigert i/vorden sey. '
XV. Regenmenge in verschiedenen Höhen über
dem Boden.
XJni dem Einwurf zu begegnen, als hätten bei seinen
früheren Messungen auf dem Museum und dem INIünster
zu York (Ann., Bd. 33, S. 215; Bd. 38, S. 235, und
Bd. 43, S. 422) diese Gebäude durch Abänderung der
Windesrichtung und andere örtliche Einflüsse die mit
der Höhe eingetretene Abnahme der Regenmenge herbei-
geführt oder vergröfsert, hat Hr. Phillips fünf registri-
rende Regenmesser gänzlich entfernt von Gebäuden in
freier Luft errichtet und mehre Jahre hindurch beobach-
tet. Die Auffanggefäfse, denen er nach vielfältiger Er-
fahrung vorgezogen hatte eine Trichtergestalt zu geben,
befanden sich in verschiedener Höhe über dem Boden,
die Behälter zum Samineiu des Wassers dagegen unmit-
telbar auf diesem. Vom 9. Jan. bis zum 14. Oct. 1843
und dann vom 1. Jan. bis 2. Sept. 1844 lieferten diese
Instrumente folgende Resultate:
Höhe über den
Regenmenge.
Boden.
1843.
1844. •
Sumroe.
FuCi.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
24
14,618
. 9,540
24,158
12
•
15,419
10,620
26,039
6
15,549
10,640
26,189
3
15,608
10,690
26,298
U
15,619
10,940 •
26,559.
Diese Resultate bestätigen also in der Hauptsache
die früheren; indefs glaubt Hr. Ph. sich jedes Kommen-
tars enthalten zu müssen, da er beabsichtigt die Beob-
achtungen vennannichfaltigt fortzuseUen. {Report of the
fourteenth Meeting of the British Assoc, eic,^ held at
York, Sept, 1844. Notices p, 21.)
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1845. ANNALEN JTö. 10.
DER PHYSIK UND CHEMtlE.
BAN]> LXYI.
L 'Ueber das Absorptionsvermögen des Mluis für
Sauerstoff i pon Cr. Magnus.
Es giebt nicht leicht eine Erscheinung, die uns näher
betrifft als der Vorgang der Respiration. Alle Geschöpfe^
Pflansen und Thiere athmen, und wir selbst 'yerriditeii
dieses Geschftft too dem Augettblidce wo wir das Ta-
geslicht erblicken, nnwillkfihrlich bis an das Ziel unse-
res Lebens bei Tag und bei Nacht. Dennoch gehört
gerade diese Erstheinung, so einfach sie auch sejn mag,
so leicht sie auch zugänglich iQr die Untersuchung er-
sdieint, keineswegs zu den bekannten. Man weife wohl,
dafs der Organismus bei der Respiration den einen Bo-
standtheil der Atmosphäre, das Sauerstoffgas oder die so-
genannte Lebenshift, aufnimmt, und dafs er dabei sich
eines grofsen Tbeils der genossenen Nahrung in der Form
▼on KoblensAure wieder entledigt. Allein nicht nor, dafs
man über die einzelnen chemischen Vor^nge, welche
hierbei stattfinden, völlig im Unklaren ist, sondern sogar
über den Ort, wo die Ausscheidung der Kohlensäure vor
sich geht, ist man zweifelhaft, und noch mehr über den
eigentlichen Procefs, der dieselbe bewirkt. Zwar sind
die Langen immer der Heerd für den Anstanich der Ga»-
arlen, ob aber die Kohlensaure in ihn«i oder in den
überall im Körper befindlichen Capillargefäfsen erzeugt
werde, und ob das Sauerstoffgas in jenen oder in die-
sen seine chemische Wirkung ausübe, darüber herrsch-
ten bis vor Kurzem, und herrscben zum Theal noch jetzt,
die widersprechendsten Ansichten»
Die Naturwissenschaften shid freilidi noch aufser-
ordentlich jung, kaum wenige Decennien sind TOrllber
PoggendorfT« Anod. fi<i.JLX\l. * . 1^
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178
seitdem man das Verhalten der Dämpfe und Gase, so
wie die damit im nScbsten Znsanmienhange stehenden Er-
scheinuDgeu der Absorptiouei) kennt. Wenn man auch
glauben sollte, dafs diese Zeit wohl hinreichend gewe-
sen sey, um entscheidende Untersuchungen über einen
SO wichtigen Gegenstaud anzustellen, so darf doch nicht
aafser Acht bleiben, dafs das Blut, welches als TrSger
für die Aufnahme and Abgabe der Gasarten dient, eine
höchst zusammengesetzte und keineswegs bekannte Flüs- -
sigkeit ist, dafs Versuche über das Verhalten organischer
Flüssigkeiten gegen Gasarten übjerhaupt gänzlich fehlen,
and endlich dafs die sogenannten BlutkOrpeffciien, die
ans einer membrandseo HQUe bestehen, welche Flfissig-
keit und Toraagsweise den sogenannten Farbstoff einge-
schlossen enthält, offenbar eine eigenlhümliche, aber
noch nicht ermittelte Holle bei diesem Vorgange spielen.
Daher kommt es, dafs die widersprechendsten Resultate
bei den Untefsochnngen mit ,dem Blute erhalten worden
sind.
Weit entfernt dieselben hier aufzuzählen, will ich
mich darauf beschrJinken, die verschiedenen Ansichten
anzuführen, welche über den Vorgang der Respiration
aas ihnen hervorgegangen sind. Dieselben lassen sich
unter folgende Gesichtspunkte zusammenfassen.
1 ) Die altere , von Lavoisier herrührende nach
welcher der eiii^cathmete Sauerstoff sich mit einem Theile
des Kohlenstoffs des Blutes in den Lungen verbindet
und als Kojilensäure mit der ausgeathmeten Luft sogleich
wieder entweiiht.
2) Die, nach- welcher neue chemische Verbindan-
gen dnrch den eingeathmeten Sauerstoff in den Lungen
entstehen, aber alsdami erst in den Capillargefafsen durch
Aufnahme von Kohlenstoff und Wasserstoff in andere
Verbindungen übergehen und mit dem venösen Blute in
die Lungen zurückgelangen, um dort durch die Aafhahme
▼on &nevsloff ao zerlegt zu werden, dafs sie ab Koh-
lensSure und Wasser sich ausscheiden.
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179
3) Die, nach welcher das Sauerstoffgas zwar mU
dem Blute in den Lungen eine chemische Verbindung
eingeht, die iudefs in den CapiUargeßlfaen zenetst wird,
dort Wasser and KoUensaure oder lelslere allein eiv
zeugt, welche, oboe akh chemisch wat dkm Blute zu ver-
binden, von diesem abSorbirt und nach den Lungen ge-
führt wird, wo sie bei Berührung mit der Luft ent-
weicht; und
4) die, nach weicher der eingeathmete Saneratofif '
sich nicht chemisch mit dem Bhite verbindet, aondem
nur absorbirt wird, und so in die Capillargefäfse gelangt,
wo er, zur Oxydation gewisser Substanzen verwendet,
diese in Kohlensäure, vielleicht auch in Wasser umwan-
delt Die entstandene Kohlensäure wird dann statt des
Sauerstoffs von dem Bhite absorbirt, und gelangt mit
diesem in die Lungen zurück, um bei Berührung mit der
atmosphSrischen Luft ausgeschieden zu werden; worauf
eine neue Quantität von Sauerstoff statt ihrer absorbirt
wird und dieselben Veränderungeu durchmacht
Die beiden ersteren Ansichten, weldie w»«if^ im Ge«
gensatze zu den folgenden, die ohemiachen nennen könnte,
stützen sich besonders darauf dafs man früher keine Luft,
weder Sauerstoff noch Kohlensaure, in dem Blute hatte
auffinden können.
Wenn diese in der That nicht darin vorhanden wä-
ren, so folgte freilich unmittelbar, dais das iSanerstofI*
gas, sobald es mit dem Blute in Berührung kommt, sich
sogleich chemisch mit ihm Tcrbindet Und hiervon .^ind
nicht nur alle älteren, über das Athmen aufgestellte Theo-
rien ausgegangen, sondern sie gehen, wie z. B. die, wel-
che Hr. M u 1 (] e r in seiner vor Kurzem erschienenen
Abhandlung ' ) über die Oxydationsproducte des Pro-
teins giebt, zum Theil noch jetzt davon aus. Derglei-
chen sind zu allen Zeiten eine nicht unbedeutende An-
zahl aufgestellt worden, da man jeden, in dem Blute auf-
1) Ann. der PbarmMic, voo Liebig md Wähler, Bd. 47, S. 328.
12»
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f^efandtnen, laebc ozydklmren Stoff als Gnmdlage ei-
ner neuen AtlnmiDgstlieorte benutzt hat.
Es lassen sich indefs einige nicht unbedeutende Gründe
anführen, die entschieden gegen eine in den Lungen vor
sioli gehende unmittelbare Verbindung des Bluts mit dem
Sauerstoff sprechen. Da nSnüich bei jedem Oxydations-
firocesse wie bei ^edem chemischen Prooesse WSrme eiw
zeugt wird, so inüfsten die Lungen wärmer als der ganze
übrige Körper se yn , was durchaus nicht der Fall ist.
Diefs ist schon mehrfach als £inwand gegen die Oxyda-
tion des Blutes in den Lungen hervorgehoben worden.
Aber man kann au&erdem noch Folgendes anfuhren:
Das Blut, das in den Lungen durch Aufnahme von '
Sauerstoff hcllroth und arteriell geworden ist, verwan-
delt sich während des Kreislaufs in den Capillargefäfsen
in venöses, und nimmt dabei die bekannte dunkle Farbe
an. Dieselbe Farbe erhttlt das arterielle Blut aber auch
durch blofses Schfitteln mit Kohlensäure. Schon deshalb
erscheint es wahrscheinlich, dafs auch die dunkle Farbe
in den Capillargefäfsen durch Aufnahme dieser Gasart
hervorgebracht werde, da sonst notbwendig zwei ver-
schiedene Veranlassungen für die Farbenveranderung vor-
handen seyn mlifsten.
Aufserdem aber ist nicht einzusehen, wie das Blut
bei der Aufnahme von Sauerstoff hcllroth werden kann,
da dasselbe vielmehr durch die erzeugte Kohlensäure
dunkel werden müfste. Wollte man hiergegen einwen-
den, dafs die Quantität dieser letzteren zur Hervorbrin^
gung der dunkeln Farbe nicht ausreiche, und dafs ein
Gemisch von KohlensUnre* und atmosphJtaischer Luft das
arterielle Blut nicht dunkel färbt, so mufs man anderer-
seits bedenken, dafs nur das wirklich aufgenommene
Sauerstoffgas die arterielle Färbung hervorbringt, und das
übrige cUbei nach jener Theorie nicht mitwirken kann,
und dafs die Kohlensaure, da wo sie durch die Oxyda-
tion erzeugt wird, auch nur allein vorhanden ist, und
«
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181
also anch nur wie reine KoblensSoro wirken atOfste.
Eben so ist schwer za begreifen wie das Blat, wenn
seine arterielle Farbe dnr6h Oxydation meugt seyn sollte,
durch Kohleosäure dunkel, darauf aber durch Schütteln
mit Sauerstoff oder atmosphärischer Luft wieder hellroth
werden und die frtihere arterieite Farbe wieder ^nnel^nen
kann. . Denn KoUenafture vermag nicht das Blut su des»
oxydiren, und wie soll nan sidi vorstellen; dafs das ein-
mal oxjdirte Blut, ohne desoxydirt zu seyn, zum zwei-
ten und zum dritten IVlale, und so oft man will wieder
oxydirt werden könne? Dieser Einwand scheint so wich-
tig, dafo er genfigend seyn möchte, vm eine jede Theo-
rie zn widerlegen, welche eine chemische Vereinigung
des Sauerstoffe mit dem Blute voraussetzt.
Nachdem jedoch die Versuche über das Athmeu
von Thiereu in Gasarten, welche kein Sauerstoff enthal-
ten, und die zu verschiedenen Zeiten von H. Davy
Coutancean und Njsten Edwards'), Coilard
de Martigny besonders aber von J. Müller und
Bergemann *), so wie von Tb. Bischoff®) ange-
stellt worden sind, dargethan hatten, dafs mindestens nicht
alle ausgealbmete Kohlensäure unmittelbar durch Oxy-
dation erzeugt werde; und nachdem endlich durch Ste-
vens^), Hoffmann«), Heid Ganny '), Th. Bi-
schoff ^<'), van Entschat ^^) und mir auf di«
1) GIlbcrl»3 Annalen, lid. 19, S. 308.
2) Meckcl's Archiv für Physiologie, Bd. 3, S. 254.
3) De l'influence des agens physigues sur la vie^ ^.444.
4) Magendie, Journ. de Physiologie^ Xt p. 233.
5) J. Müller, Handbuch der Physiologie, Edit. IV, Tom.I, p. 257.
6) Commentatio de novis quibiisdam experimentü chumico ph/-
TL
7) Philosoph. Transactions . 1835, P.ll^p.ZiB.
8) London medical gazettey April 1833.
9) The Laneet., May 1833.
10) A. a. O.
11) Dissertatio de respiralionis chymUmo ^ p.^^.
12) Dle^e Aonalen, Bd. 40, S. 583.
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182
«
reotem Wege KoblensKare als fertig gebildet in Blute
nachgewiesen war, wurde es wahrscheinlich, dafs die
Bildung der Kohlensäure nicht in den Lungen, sondern
in den CapiilargefäCsen statt habe, und man koonte des-
halb die erwttbnte dritte Ansichten über den Vfirgang der
Resfiiradon aufsteUen, ntalicb: iah das Sanerstol^as
zwar mit dem Blote in den Longen eine chemische Ver-
bindung eingehe, die aber in den Capillargefäfsen zer-
setzt wird, dort Wasser und Kohlensäure oder letzlere
allein erzeugt, welche,' ohne sich chemisch mit dem Blute
zn verbinden, von diesem absorbirt und nach den Lun-
gen geCfthrt wird, wo sie .)iei Berfihrung mit der Lnfft
entweicht.
Mit dieser Ansicht wäre allerdings die Schwierigkeit
fortgefisHeo, welche oben schon erwähnt ist; dafs noch
eine andere Ursache als die Aufnahme von Kohlensäure
das Blut mfllste schwarz färben. Im Uebrigen aber war
Lein Grmnd vorhanden, welcher nöthigte dieselbe anzu« •
nehmen; denn selbst wenn die Kohlensäure in den Lun-
gen erzeugt würde, wäre es auffallend, wenn das Blut
keine Kohlensäure absorbirt enthielte, da es mit dieser
Gasart fortwährend in Berührung ist Deshalb bedurfte
es noch anderer Beweise, um behaupten zu können, dafs
die Kohlensaure nicht in den Lungen, sondern nur in
den Capillargefäfsen entstehe.
Geht man von Dalton s bekannten Gesetzen für
die Absorption aus, und sieht man ab von den Modifi-
cationen, welche sie im vorliegenden Falle dadurch ei^
leiden möchten, dafs das Blut mit der Luft in den Lungen
nicht unmittelbar, sondern nur durch die Membranen der
Lungenzellen in Berührung kommt, so kann die Abgabe
der Kohlensäure von zwei ganz verschiedenen Gründen
herrühren. Es wäre nämlich 1 ) möglich, wenn das Blut
in den Lungen oxjdirt wird, dafs das oxjdirte Blut ein
viel geringeres Absorptionsvermögen fiir Kohlensäure be-
säfse als das nicht oxjdirte, so dais die Kohlensäure,
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18S
unter welchem Drueke sie sich auch in den Landen be-
finden möchte, durch die ehemische Verfinderung des
Bluts ausgeschieden würde. In diesem Falle mtifste sich
ID dem arlerioilcn Blute nur wenig Kohlensäure im Ver--
l^eich zu der im venösen Blute vorÜDden, und es wäre
sogar möglich, dafs es gar nichts davon enthielte. Wenn
aber das Absorptionsvermögen der beiden Blotarten €fir
Kohlensaure nicht wesentlich verschieden ist, so kann die
Abgabe dieser Gasart nur 2) davon herpfihren, dals das
venöse Blut in den Capillargefäfsen mehr davon aufnimmt,
als es^ unter dem in den Lungen vorhandenen Druck ent»
halten kann.
Man wende hiergegen nicht «n, dafs alsdami bei
einem Aderlafs Kohlensäure entweichen müfste, und daf»
man diefs nicht beobachtet habe. Es ist dennoch in dei*
That der Fall, nur ist die Quantität des entweichenden
Gases sehr gering, weil, wie später gezeigt werden wird,
selbst in den Lungen nicht viel Kohlensäure im Veriialt*
nifs zum Blut entweicht, und weil, um auch nur diese
zu erhalten, eine noch mannichfaltigerc Berührung mit
der Luft erforderlich ist, als bei einem Aderlässe statt hat.
Entweicht aber in den Luogeu nur der Ueberschufs
von Kohlensäure, welcher durch den- dort vorhandenen
Druck nicht znrQokgehalten wird, so mnfs das arterielle
Blut noch den ganzen Best enthalten*. In beiden Bltit-
arten mufs dann Kohlensäure nachgewiesen werden kön-
nen. Diefs ist auch geschehen, durch mich in einer frü-
heren Arbeit und unabhängig von mir durch van Ent-
schut. Allein selbst dieser Nachweis gentigt nicht, um
zu zeigen, dafs die vorhandene« KohlensSure in den Ca-
pillargefäfsen erzeugt sey. Denn wenn beide Bbitsrten
Kohlensäure absorbiren können, so wurde dieselbe, auch
wenn sie in den Lungen ci^eugt ist, von beiden aufge-
nommen wetden. Allein wenn sie in den Capillargefä-
fsen erzeugt sejn sollte, so mOfste fan arteriellen weni-
ger als im venOsen enthfehen eejn.
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*
184
Attcb diefe >vill vau Eniscbot bd seiften Vefsii«
eben gefanden baben, Indefs waren die Qu^intiUltea die-
ses Gases, die er Oberbabpt aus dem Blute abgescbieden
hat, nur gering, besonders im Vergleich zu denen, wel-
che mir aus dem Blute abzuscheiden gelungen war. Wenn
indefs bei seiuen Versuchen stets genau auf dieselbe
Weise Terfabren worden ist, so mOgen die eriialtenen
Mengen den wirUicb im Blute yorbandenen proportio-
nal seyn. Mir war es nicht möglich alle Versuche in
gleicher Zeit zu vollenden, das Blut bei allen genau auf
dieselbe Weise zu behandeln, und was sonst nothwen-
dig ist, um diese Proportionalität zu erlangen, weil ver-
schiedene Nebenumstttnde, und nameotlicb die Zeit, wel*
ebe verging bis der Schaum des Bluts sich setzte, die
Ausführung der Versuche bedingten. Ich habe deshalb
auf eine andere Weise zu zeigen gesucht, dafs die Quan-
tität der absorbirten Kohlensäure im arterielieu JBiute
geringer als im venösen sey.
.Es war mir nAmlicb gelungen mittelst der Luftpumpe
Sauerstoffgas in beiden Blutarten nachzuweisen.
Anderen neueren Beobachtern war diefs nicht ge-
glückt, weder Th. Bischoff, noch van Enlschut
konnten dasselbe aufünden, wiewohl der Letztere er-
höhte Temperatur, den luftleeren Raum und Wasserstoff
dafOr anwandte. Stevens und Ho ff mann behaupten
zwar, dafe Sauerstoff im arteriellen Blute sej, allein sie
haben es nicht darin nachgewiesen. Die Quantitäten,
welche ich abscheiden konnte, waren ebenfalls nur ge-
ring, und es wäre deshalb wohl möglich gewesen, dafs
der absorbirte Antheil dieser Gasart keine Rolle bei der
Respiration spielte, zumal, wie schon erwähnt, auch im
Yenenblut sich Sauerstoff vorfand. Indessen gestattete
die Auffindung von Sauerstoff im Blute noch die erwähnte
vierte Ansicht von dem Vorgänge beim Athmen zu ha-
ben, nämlich dafs der eingeathmete Sauerstoff sieb nicht
chemisch mit dem Blute verbinde, sondam nur abeorbirt
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1S6
werde, und SO ia die Captilar^iafäljBe gelange, wo er, zur
Oxjdaüon gewisser Substanzen verwendet, diese in Koh-
IcMlIarey ▼ielieiolil «ick in Wasser umwandelt; dafis die
Kobleosiiire dann statt des Sauerstoffs von dem Blote
absorbirt werde und mit diesem in die Lungen zurück-
gelange, um bei Berührung mit der atmosphärisch an Luft
ausgeschieden zu werden; worauf eine neue QuantiUlt
von Sonorsloff statt ihrer absorbirt wird und dieselben
Vei^biderangen durcbmacht
Ist diese Ansicht richtig, so mufs das arterielle Blut
mehr Sauersloü absorbirt enthalten als das venöse, und
weniger Kohlensäure als dieses. Und da alle Versuche
darin übereinstimmen, dafs die ausgealhmete Kohlensäure'
sebr nabe dte Ydomen des aufjgenownenen SauerstoHii
gleieb ist» so mAfste im vendsen Blut ein Theil des Sauer»
Stoffs durch ein fast gleiches Volumen Kohlensäure er-
setzt sejn.
Wollte man diefs zeigen, so hätte man die ganzen
Qnantitfiten von Sauerstoff und Kohlensäure, die in je-
der Bltttart enthalten sind, abscheiden uOssen, was nicht
möglich -war. Allein wenn in dem ▼enOsen Blute das
Sauerstoffgas durch ein gleiches Volumen von Kohlensäure
ersetzt ist, so ist auch das Verhältuifs beider Gase in jeder
von beiden Blutarten ein anderes*. Ich bemühte mich des*
halb <üeis Yerbällnifs zu prüfen. Mittelst der Luftpumpe
wurde sowohl aus venösem als aus arteriellem Blute ver-
schiedener'Tbiere eine unbestimmte Quantität von Luft
aufgefangen und untersucht, und nachdem bei mehrfach
angestellten Versuchen der Art der Sauerstoff in der vom
venOsen Blute erhaltenen Luft höchstens -1, oft nur ^
TOD der darin gefundenen Kohlensäure betrug, während
er im arteriellen Blute wenigstens ^ und fast die Hälfte
derselben ausmachte, glaubte ich, wiewohl die ganze im
Blute enthaltene Quantität dieser Gase unbekannt blieb,
als bewiesen ansehen zu können, dafs die Absorption
wesentlich bei der Respiration tnitwirk^, so dafs diese,
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186
wenn nicht gaos, doch wenigsteos theüweiaa auf der Ab-
sorption beruht.
" Diefs habe ich damals noch zu bestätigen gesucht,
indem ich zeigte, dais die Quantität von Kohlensäure,
veelche da^ venöse Blut entbält, 7 bis die Hälfte seines
Volums and wohl noch mehr betragt, und so weit es
die vorhandenen Data zuliefsen darthat, dafs diese hin-
reichend sey, um die ganze Quantität von Kohlensäure
zu liefern, welche ein erwachsener Mensch ausathmet.
Danach hat sich dann diese Ansicht, wiewohl es ihr
nicht an Gegnern fehlte, wenigstens bei den aoBgezeichnox
teren Physiologen Geltang yerschafft. Vor einiger Seit
bat )edoch Hr. Gay- Lassac ^ ) der Pariser Academie
der Wissenschaften eine Kritik meiner schon vor 8 Jah-
ren veröffentlichten Arbeit vorgelegt. Nach dieser Kri-
tik, welche indefs keine neuen Versuche enthält, entbehrt
die als Ergebnifs jener Arbeit aufgestellte, so eben er-
wähnte Theorie Über den Torgang beim Athmen, nicht
nur ^eder sicheren experimentellen Grundlage, sondern
sie müfste gcralhcn oder vielmehr aus Versuchen gefol-
gert seyn, die gerade das Gegeutheil von dem beweisen,
was sie beweisen sollen.
Es sey mir erlaubt, hier auf diese Kritik etwas täk-
her einzugehen.
Von der eben erwähnten Art der Beweisföhmng er-
wähnt Hr. Gav-Lussac kein Wort, sondern er be-
schränkt sich darauf, meine Versuche von Neuem zu be-
rechnen, und führt die erhaltenen Quantitäten der Gase
auf dasselbe Volumen von Blut zurück, wiewohl ans der
ganzen Beschreibung jener Versuche hervorgeht, dab
dem Blute einmal mehr, das andere Mal weniger Lnfit
entzogen worden ist, und wiewohl nach Mittheilung die-
ser Versuche ausdrücklich gesagt wird (Poggendorf f's
Ann., Bd. 44), S. 600): »Dafs übrigens die in den Tersefaie-
I) Comptes rendus de V Acad. des Scitnccs^ Xflll, p, 546; und
AnnaieM de thim, et de pkjrs., Iii. Ser., XI, p. 5.
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187
deoen Venatkeu erhaltenen Luftmengen nicht vollstän-
dig mit einander übereinstimmen, rührt davon her, dals
man das oben beschriebene Einlassen der Luft in die
ao^escbraubte Bi^re nicht ia allen Venuchen gleich oft
niedeijMleii konnte, iveil die Zeit Terschiedeo war, in-
neiiialb weldier der Schaam sich Jedesmal setzte.«
Hr. G. L. macht sich selbst den Einwand, dafs dem
Blute nur etwa ein Zehntheil von der Kohlensäure, die
C6 enthält, entzogen worden sej. »Aber,« fährt er fort,
»num mofa nichts destovreniger annehmen, dafa die Ton
Hm. M. erhaltenen Antheile von KohlensSure den gan-
zen, in den yerschiedenen Arten des Bluts enthaltenen
Mengen proportional sind.« Auf diesem Ausspruch be-
ruht, diefs muis hervorgehoben werden, die ganze SchlufiB-
folge. Derselbe ist richtig unter der VorausaelztiDg, dafo
die Luft dem Blute immer genau unter denselben Be-
dingungen entzogen worden ist. Allein aus der eben
angeführten Stelle jener Abhandlung geht hervor, dafs
diefs nicht geschehen konnte- Es wurde nämlich auf
die Weise verfahren, dals über dem Blut ein leerer Baum *
hervorgebracht wurde, die in dieeen abgegebenen Gase
worden dann in ein anderes Gidföfs fibergeföhrt, und daraof
der leere Baum von Neuem hergestellt, und so mehre
Male hinter einander, je nachdem es der Schaum über
dem Blute gestattete. Also waren die Umstände gewife
nicht gleich, unier denen die Gase dem Blute entzogen
wurdet). Nun erg^ebt aufserdem eine einfache Beohnnng,
dals, wenn man einer FIfissigkeit mehre voq ihr ab<
sorbirte Gasarten entzieht, das Verhältnifs dieser Gase
zu einander für die ersten Portionen ein anderes ist, als
für die späteren. Diefs weifs Niemand besser, als Hr.
G. L., da er es selbst durch die Versuche nadigewie-
sen hat, die er sogar in der in Bede stehenden Kritik
citirt, und die er mit Hrn. v. Humboldt fiber die Quan-
titäten von Sauerstoff und Stickstoff angestellt hat, wel-
che das Wasser bei Berührung mit atmosphänscher Luft
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f
188
aafnimmt. Zwar wurden bei jenen Venuebeo die Gm6
durch Kochen aus dem Wasser entfernt, aber es ist ein-
leuchtend, dal's dabei oi.cbts anderes geschieht, als dafs
der Druck aufgehoben wird, unter dein sie sich befin-
den ' ). Es ist daher nicht zu begreifen« wie Hr. G. L.
behaupten kann, dafs die in den einzelnen Yersttcfaen
erhaltenen Antheile Ton Kohlensäure stets der ganzen im
Blut enthaltenen Menge proportional seyn sollten, da
dieselben bisweilen nur aus 6, gewöhnlich aber aus mehr»
10 bis 12, an denselben luftleeren Raum abgef^ebenen
Portionen bestanden.
Aber wenn diese ProportionalltSt nieht stattfindet, so
fällt auch das hauptsächlichste Argument der ganzen Kri-
tik fort. Denn es hat alsdann gar keinen Sinn, die er-
haltenen Quantitäten der Gase auf ein gLeichea Volumen
▼on Blut zurfickzuführen.
Hr. G. L. nimnit anlserdem das Mittel aus den so
berechneten Versuchen. Zwar machte es wohl nicht
angemessen seyn diefs zu thun, weil das Blut von ein
und demselben Thiere zu verschiedenen Zeiten gewifs
verschieden ist, besonders wenn, wie in den angestell*
teft Versuchen, wenige Tage zuvor eine bedeutende fiJUit-
entziehung stattgefunden hat, noch mehr aber das von
verschiedenen Thieren ; allein abgesehen hiervon, so leuch- -
tet ein, dafs, wenn zufallig unter den Versuchen mit
venösem Blut ein. Paar enthalten sind, bei denen eine
geringere Quantität von Luft dem Blute entzogen wor-
1) Diese Herrea fanden nSmlidi alt aSe die Luft, wddie am dem Was-
ser der Seine durck Kodien entweicbc, in einteloen PotlioBen anffin-
gen, diese folgendermarsen tosanuneogesetst:
Poi tioo.
Saaerstoff.
StickstofT.
Iste
^7
7e3
2le
27,4
72,6
3te
30,2
Ü9,8
4te
32,5
67,5
Journal de physique par Delamitheriep LX, p. 160; und Gil-
berl'« AnudcD, Bd. 20» S. 133.
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189
den ist, als bei den anderen, die Summe aller Versu-
che mit venösem |BIut eine geringere Menge von Gas, re-
lativ zum angewandten Blut geben mufs, als die der
Versuche mit arteriellem Blut. Dafe aber eine gerin-
gere QuantifSt der eDtzogenen Luft' aaeh weniger Kob-
leosänre enthnlt, «Is «ine gröfsere, ist einleuchtend. Die
Summe von allem arteriellen Blut, das ich zu meinen Ver-
suchen angewendet habe, Kalbeblut uud Pferdeblut von
▼erscbiedenen Individuen zusammengerechnet, wie es Hr.
G. Im getban hat, betrügt 608 C C, und das Gas, das die-
sem entzogen wurde» Bosammen 63,4 C.C. oder 10,43 *
Proc. des Bluts, während die Summe des venösen Bluts
863 C.C. beträgt, dem 66,3 C.C. oder nur 7,68 Proc. ent- •
sogen worden sind. Dafs wenn man aus solchen Zah*
len die Kohlensfture beider Blutarten berechnet, man im
arteriellen mehr als im Tendsen findet, kann nicht auf-
fallen. Aber es ist ein niHllIrges Resultat, denn es hätte
dem venösen Blut noch weniger oder auch noch viel
mehr Luft entzogen werden können. Der Schlufs aisoi,
dafs aus diesen Versuchen hervorgeht, dafs im venösen
Blut weniger Koblanstture sej als im arteriellen, ist un*
richtig» weil die Versuche weder zeigen soUt«i noch konn* ^
ten, in welchem Verhältnifs die Gase znm angewandten
Blut vorhanden sind, sondern nur, dafs im arteriellen
der Sauerstoff relativ zur Kohlensäure mehr betrage, als
im venösen. Diefs zeigen sie aber auch in der That.
Denn selbst wenn man die Summe der Versuche be-
trachtet, wie sie Hr. G. L. berechnet hat, so findet man:
Arterielles Blut. Veno««» Blut.
Kohlensäure 39,5 oder 62,3 Proc. 47,5 oder 71,6 Proc.
Sauerstoff 14,7 - 23,2 - 10,1 - 15,3 -
Stickstoff 9,2 - 14,5 - 8,7 - 13,1 -
63,4 100,0 6M 100,0.
Dafs Hr. G. L. dieses Resultat ganz unerwähnt ge-
lassen hat, ist um so auffallender, da in der Abhaod-
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190
lung bestimmt gesagt wird (/?. 600): *» Aus dieser Tabelle
geht hervor, dafs in dem arteriellen Blute mehr Sauer«
Stoff im VerhäUnifs zw Kohlensäure^ als im veoöseo ent-
halten ist.«
Nachdem gezei^ ist, wie es sich mit der Toraiisge-
setzteD Proportionalität yerbalte, anf welcher die Kritik
vorzüglich beruht, dürfen auch die übrigen Bemerkun-
gen derselben nicht unerwähnt bleiben.
Hr. G. L. macht mir noch den Vorwurf, dafe ^ch die
Veränderung der Farbe des venOsen Blutes vom grOfs-
ten Theil durch den Verlust von Kohlensfture erklArt
hStte, der in den Lungen stattfindet. Er sagt, zwei
Gründe verhinderten ihn, diese Ansicht zu theilen. Der
erste, dafs es nicht nachgewiesen sej, dafs das venöse
Blut Kohlensäure in den Lungen abgebe; und doch ist
gerade dieis, wie schon erwähnt, dadurch bewiesen, dais
die Kohlensfiuie sich im renOsen Blut in einem gröbe-
ren Verhaltnifs zum Sauerstoff findet, als im arteriellen.
Der zweite, dafs wenn wirklich Kohlensäure in den Lun-
gen abgegeben würde, doch noch immer ein grofser Theil
im arteriellen Blute zurückbleibt, und man aus diesem
Unterschied eine so merkwUrdige FarbenverSnderung ge«
wifs nicht erklären könnte. Hi^ln stimmt gewiis Nie-
mand mehr bei, als ich, denn in jener Abhandlung heifst
es {p. 608), nachdem angeführt ist, dafs das Blut durch
Abgeben von Kohlensäure heller wurde:
'> Niemals wurde freilich durch das £ntfernen der
V Kohlensfture das Blut so bellroth, wie arterielles ist; al-
lein es scheint, dafs die Absorption verschiedener Gas-
arten auch verschiedene F.^rbeiiverändernngen hervor-
bringt. Es ist daher wahrscheinlich, dafs die rolhe Farbe
des arteriellen Bluts nicht nur von der fehlenden Koh-
lensäure, -sondern auch von der Absorption von Sauer-
stoff herrührt tt
Damals war die interessante Untersuehong dee Hm.
Peligot über die Wirkung des Sückoxvds auf die £i-
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senoxjdulsalze noch nicht bekannt, durch welche die An-
sicht, däfs Flüssigkeiten ihre Farbe durch blofse Ab-
sorption eines Gases gänzlich verändern können, in bo
bobem Grade bMtttügt mrd. Es ist nicht eiazaseben,
wesbalb Hr, G. L. diese Ansicbt voo der FarbenverlA-
deruDf; vnerwfthnt ISfst, und sich nar daran halt, dafe,
nachdem ich beobachtet hatte, dafs das venöse Blut bei
Abgabe von Kohlensäure heller werde, ich dieis als mit-
wirkend bei der Farbenveränderung bezeichnet habe.
Wie schau arwahat, habe ich daaials naehgewieseii,
aa weit ea die v<irhaiidenen Data zuliefseo, dals die in
dem Blut absorbirt enthaltene Kohlensäure hinreichend
sey, um die ganze Quantität von Kohlensäure zu liefern,
welche ein erwachsener Mensch ausathmct. Hr. (t. L.
^eht miD weiter, er berebfanet, gestützt auf die dort ge-
machten VoranssetBiiDgtn, wie viel Sauerstoff das arte-
rielle Blat absorbirt enthalten mOsae.
Er ist dabei der Ansicht, dafs dasselbe nicht nur ein
der ausgealhuieteu Kohlensäure gleiches Volumen Sauer-
stoff besitzen dürfe» das zur Erzeugung der Kohlensäure
▼erwendet wird, sondern aufserdem noch ein Drittheil
mehr, um das ausgeatbmete Wasser zu eneogen; wor«
aus folgen wtirde, dafs stets ein Drittheil mehr Sauerstoff
eingeathmet, als Kohlensäure ausgeathmet wird, was allen
über Respiration angestellten Versuchen widerspricht.
Offenbar ist dabei aufser Acht gelassen, dafs die
in den GapiUarge&feen ausgeschiedenen Substanzen nicht
allem aus Kohlenstoff imd Wasserstoff zu bestehen brau-
chen , sondern auch Sauerstoff enthalten können. Die
Zusammensetzung der ausgeathmeten und eingeathuietcn
Luft zeigt bestimmt, dais diese .Substanzen das Sauer-
stoff noch in hinreichender Menge enthalten, um mit dem
Wasserstoff Wasser zu bilden, wenn diefs nicht schon
da solches in den CapillargefMBen ausgeschieden wird.
Bei einer zweiten, auf verschiedenen Voraussetzun-
gen beruhenden Rechnung gelangt Hr. G. L. zu dem Re-
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192
fukat, d«f§ das venöse Blut 13 Proc. seines Volan» an
Kohlensäure bei dem Athmen abgebe, und damit diefs
möglich sey, 17 Proc. derselben enthalten müsse. Nichts
destoweoiger sagt er: »diese 17 Proc. sind das Mini-
Mam von Kohlensäure, welche das venöse Blut enthal-
ten muis, und da das arterielle ^eidifalls KohleosSiire
enthält, so ist dieses Minimnm die Diderenx der Quan-
titäten, welche die beiden Blutarten enthalten.« — Es
ist unbegreiflich, wie. diefs gesagt werden kann, nach-
dem unmittelbar vorher behauptet worden, dafs die Dif-
ferenz der Kohlensäure beider Blutarten 13 Proc. als
Minimum betraf^e, in Folge dessen 4 Proc als Mininnni
in arteriellen Blut «urOckbleiben würden.
Hr. G. L. gelangt durch die erste Rechnung zu dem
Resultat, dafs das arterielle Blut bei Berührung mit at-
mosphärischer Luft 22,45 Volumprocent Sauerstoff müfste
absorbiren können, oder 24,2 Mal mehr als reines Was-
ser unter gleichen Umständen. Eine solche Aulldslich«
keit des Sauerstoffs im Blute sey nicht unmöglich, sagt
Hr. G. L., aber sie hStte nachgewiesen oder wenigstens
wahrscheinlich gemacht werdeu müssen. Ich habe mich
hemtibt diese Lücke auszufüllen, und will, in dem Fol-
genden die Versuche mittheilen, wetche ich zu dem Ende
unternommen habe. Ich glaube aber, dals aus dem eben
Gesagten hervorgeht:
1 ) Dafs die von Hrn. (i. L. vorausgesetzte Proportio-
nalität zwischen den bei meinen Versuchen erfaal*
tenen Antheilen von Kohlensäure und den ganzen,
in den verschiedenen Arten des Bluts enthaltenen
Mengen dieser Gasart nicht stattfindet, und da&
deshalb das Resultat, welches Hr. G. L. aus den
Versucheil gezogen hat, unzulässig ist.
2) Dafs aus jenen Versuchen unverändert sich ergiebt,
dafs die absorbirte Kohlensäure eine Rolle bei der
Respiration spiele, da sie zeigen, dafs dieselbe im
ve-
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I
193
venösen Blut sich in einem gröfseren Verhlütoiis
zum Sauerstoff findet, als im arteriellen.
3) Baü die BerechmiiigeD, welche Hr. G. L. Ober die
im Blote eDtbalteneii Menden tod Kohlensäure und
Sauerstoff angestellt hat, nicht als richtig betrach-
tet werden können.
Am Schlüsse seiner Kritik führt Hr. Gay^Laasae
noch einen Versuch von Hrn. Magendie an, weldier
die von mir auigestellte Ansteht über die Eespiration
noch von Neuem bestätigt, da er zeigt, dafs im venösen ,^
Blute auch relativ zum Blute mehr Kohlensäure absor-
birt enthalten ist, als im arteriellen, denn im ersteren
fanden sich 7B Proc. und im letzteren nnr 66 Proc die-
ser Gasait;
Wenden wir ans nun zar Ermittlung des Absorptions-
vermögens des Blats ffir Sauerstoff.
Da das Blut, sowohl das arterielle, als auch das •
venöse, schon Sauerstoff absorbirt enthält, so läfet sich
das Absorptionsvermögen dadurch nicht bestimmen, daCs
man das Volumen des Gases mlist, welches das Blut noch
aufzunehmen vermag.* Wenn aber die Absorption dem
bekannten Henry'schen oder Dalton'schen Gesetze
folgt, wenn namentlich stets dasselbe Volumen dieses Ga-
ses vom Blute absorbirt wird, welches auch der Druck
ist, unter dem sich das Gas befindet, so g^ebt es ein ein-
faches Mittel znr Bestimmung des Absorptionsco^ffiden-
ten. Diesen Aosdmck gebrauche ich für das constante
Volumen des unter verschiedenem Drucke absorbirten Ga-
ses, bezogen auf das Volumen der absorbirenden Flüssig-
keit als Einheit.
Es ist nämlich nnr nöthig das Blut mit dem Gase,
dessen AbsorptionscoSffident bestiinmt werden soll, in
Bertthrong zu bringen, und den Druck zu beobachten,
unter dem das, nach vollendeter Absorption zurückblei-
bende Gas sich befindet. Bringt man sodann die FiQs-
sigkeit in einen mit einer anderen Gasart gefüllten Raum,
PoggeadorlTs Anmil Ba.LXYI. 13
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194
so wM von dem absorbirteo Gaae in diesen RMn ent-
weicben, und es wird schliefslieb zwar dasselbe Volmnen
Gas absorbirt seyn, aber diefs wird sich nur unter dem
Drucke bcrnulcn, den das in jenen Raiini getretene Gas
ausübt. Bestimuit man nun die Quantität dieses letzte-
ren, so kann man leicht das Volumen des absorbirten An-
theüs oder den Absorptionsooi»fficienten berechnen.
Es bexeichne a diesen Coefficienten, und p den
Druck, unter dem das (ins ursprünglich absorbirt wurde,
80 ist die Quantität des absorbirten Gases, gemessen
durch das Volumen der Flüssigkeit als £inheit, und unter
der Einheit des Dracks sxap. Es sej ferner , der mit
einer zweiten Gasart gefällte oder auch luftleere Raum
über der Flüssigkeit =Ry und der Druck, den das an
denselben von der Flüssigkeil abgegebene Gas ausübt,
=p,j so dals die Quantität dieses Gases =:Rp^ ist; so
steht, nach dem Dalton'schen Grcsetae das absorbirt
gebliebene Volumen =a ebenfalls unter dem Drucke p^^
es nimmt folglich ap jetzt den Raum a^R unter dem
Drucke p^ ein, und man hat sonach:
woraus sich ergiebt:
Diese Methode ist ganz allgemein anwendbar, und sie
' gestaltet sogar die gleichzeitige Bestimmung mehrer Ab-
sorptionscoefficieuten derselben Flüssigkeit für verschie-
dene Gasarteu.
Bei dem Blute habe ich dieselbe auf folgende Weise
auszuführen gesucht.
Das Blut wurde anhaltend mit atmosphärischer Luft
geschüttelt, und diese immer wieder erneut, so dafs man
annehmen konnte, Sauerstoff und Stickgas seyen unter
dem Drucke absorbirt, unter welchem sich )edes dersel-
ben in der Atmosphäre beündet. Darauf wurde das. Blut
in ein Ge&k gebracht, das an einem Ende durch einen
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195
eisernen Hahn und an dem andern durch einen einge-
riebenen Stöpsel verschlossen und übrigens ganz mit
Quecksilber gefüllt war. Dann wurde der Stöpsel un-
ter Quecksilber geöffnet, KoblentSure eingeleitet und das
Quecksilber verdrUngt. Danach wurde die Oeffnung, die
stets unter Quecksilber war, wieder mit dem Stöpsel ver-
schlossen, das GeffÄfs herausgehoben und anhaltend ge-
schüttelt. — Um die Menge des entwickelten Saueretoffr
and Stickstoffs zu bestimmeu, wurde hierauf ein awei-
tes, ganz mit Quecksilber gefülltes Gefäis, das gleich-
falb mit einem eisernen Hahn verschlossen war, auf den
Hahn des ersten Gefäfses aufgeschraubt und beide Hähne
geöffnet. Dadurch fiel das Quecksilber aus dem oberen
Gefäfse hinab, und statt dessen stieg die Luft in das-
selbe hinein. Wenn die ganze Quantität sich darin an-
gesammelt hatte, so wurden die Hähne geschlossen und
das Gefftfs abgeschraubt. Darauf wurde die Kohlen
säure durch kaustisches Kali absorbirt, die ziiriickbiei-
bende Luft geinessen, und durch Verpuffen mit Wasser»
stoffgas das Sauerstoffgas bestimmt. Der Rest aber für
Stickstoff genonunen.
Auf diese Weise habe ich eine ziemliche Anzahl
Ton Versuchen mit verschiedenen Blutarten angestellt
Sie haben zwar keine vollkouiinen übereinstimmende Zah-
len geliefert, allein sie stimmen, so weit diefs bei einer
Flüssigkeit, d ie so verschiedenartig ist wie das Blut, er-
wartet werden kann. Berechnet man )edoch mit dem .
gefundenen AbsorptionscoSfficienten die Menge von Sauer-
stoff, welche von dem Blute unter dem Drucke, unter
dem es ihm in den Lungen dargeboten wird, absorbirt
seyn könnte, so würde dieselbe nicht geniigen, um die
Annahme zuzulassen, dais alles eingeatbmete Sauersfoff-
gas absorbirt in dem Blute enthalten sej. Indessen ist
der so bestimmte Absorptionscoefficient nur richtig, w enn
die Absorption von Gasen durch das Blut den Dal toni-
schen Gesetzen folgt; ich hatte jedoch Grund zu vermu-
13*
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«
196
then, (lafs diefs nicht der Fall sey, und unternahni des-
halb eine neue Reibe von Versuchen, bei welchen auf
folgeode Art verfahren wurde.
Das Blut wurde aoballend mit immer ementoQ Por^
tionen atmosph&riscfaer Luft gescbfitteity und darauf io
ein übrigens ganz mit Oiiccksilbcr gefülltes Geföfs ge-
bracht , das mit einem eisernen Hahn verschlossen war.
Dasselbe wurde auf ein zweites, gleichfalls mit einem
Hahn ▼erscbiossenea Gefäfs geschraubt, welches Kohlen-
sSare enthielt. Bei dem Oeffnen der Hlihne fiel das
Queeltsilber herab, und es stieg Kohlensaure zum Blut
Darauf wurden die Gefäfse getrennt und das Blut an-
haltend mit der Kohlensäure geschüttelt. Sodann wurde
auf das Gefäfs mit dem Blut ein anderes, ganz mit Queck-
silber gefülltes Gefäfs aufgeschraubt, in welchem sieb das
Gas ansamoieüe. Darauf wurde wieder auf dieselbe
Weise Kohlensliure zum Blut gebracht, dasselbe Ton
Neuem geschüttelt und das Gas sodann gleichfalls in
diefs Gefäfs gebracht, und diefs Verfahren mehre Male
wiederholt. Schliefslich wurde diefs so gesammelte Gas
auf die vorhin erwähnte Weise untersncht. So durfte
ich hoffen, wenigstens einen nicht unbedeutenden Theil
der absorbirten Gase zu erhalten, da die ganze Menge
nicht zu erreichen war.
Wie einfach diese Versuche auch sind, so war es
anfange doch unmöglich sie auszuführen, weil die Zeit,
welche verging, bis der Schaum nach jedem Schütteln
sich gesetzt hatte, so grofs war, dafs das Blut noch vor
Beendigung des ganzen V ersuchs sich zu zersetzen an-
fing. Erst später gelang es, diesem Uebelstande durch
Anwendung Eines Tropfens Oel abzuhelfen, der, auf die
Oberfläche des Bluts gebracht, den Schaum sehr bald
verschwinden machte.
Bevor ich die Besultate mittheile, welche nach die-
ser Methode erhalten sind, mufs ich erwähnen, dafs je-
desmal unmittelbar vor Benutzung der Kohlensäure eine
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197
QuantiUlt derselben in ein besonderes (»efsfs gebracht
und mit Kali caust. geschüttelt wurde, um zu sehen, ob
sie vollständig absorbirbar, also frei von Sauerstoff und
Stickstoff sej. Man könnte aufserdcm argwöhnen, daÜB
durch das häufige Auseinanderschrauben und Zusammen-
setzen der Geföfse atinosphärische Luft in dieselben ge-
langt seyn möchte. Zwar waren die Kanäle dei* Hähne
so eng, dafs das Quecksilber sie stets stenipelartig füllte,
aufserdcm nurdeu die Hähne selbst vor jedem Versuch
auf ihre Dichtheit geprüft, da sie ferner fast immer nach
untep gehalten wurden, so war )ede etwa eindringende
Luftblase bei ihrem Durchgange durch das Quecksilber
leicht zu erkennen; dennoch glaubte ich die Sicherheit
der Methode durch einen Gegcuversuch feststellen zu
müssen, bei welchem stall des Blqts Wasser angewendet'
wurde, das zuvor anhaltend mit atmosphärischer Luft ge-
schflttelt * worden. Dabei wurden aus dem Wasser 2^5
Proc. Luft erhalten, welche aus 0,61s 26 Proc. Sauer«
Stoff und 1,71 = 74 Proc. Stickstoff bestand. Hr. Gay -
Lussac giebt au, dafs nach seinen früheren, mit Herr
V. Humboldt gemeinschaftlich angestellten Versuchen,
.Wasser, das mit Luft in Berührung war, oder 2,778
Proct seines Volumens an Luft aufnimmt, welche 0^33 Proc.
oder 0,926 Sauerstoff und 1,85 Stickgas enthalt. Es er-
giebt sich hieraus, dafs die Methode ganz brauchbar ist,
und gewifs keine zu groisen Wcrtiie liefert.
Die mannichfaltig wiederholten Versuche, welche.
Dach derselben, mit Blut von Kälbern, Rindern und Pfer-
den angestellt sind, haben ziemlich fibereinstimmende Re-
snltale gegeben, nSmlich keiner weniger als 10 Proc.
und keiner mehr als 12,5 Proc. Sauerstoff vom Volumen
des Bluts; und keiner weniger als 1,7 Proc. und keiner
mehr als %3 Proc. Stickgas, reducirt auf 0^ Temperatur
und den mittleren Barometerstand.
Das VerbSitnifs» in welchem sieb Sauerstoff und Stick-
stoff in der aus dem Blute erhaltenen Luft befinden, lie-
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198
ferl noch «inen directen Beweib, dafe die Lnft während
der Versuche nicfit von aufseu in die Gefäfse eingedrun-
gen war; denn in diesem Falle inüisten die gefundenen
Mengen beider Gase nahe in dem Verhältuiis zu einan-
der stehen, in weichem sie in der Atmosphäre entiialten
sind, während hier das Sauerstoff gewöhnlich drei, oft
▼ier ond fQnf Mal mehr befrag als das Stickgas.
Wiewohl der Unlei schied von 10 zu Ii,') Proc. nicht
unbedeutend ist, so könnte es doch auffallend erschei-
nen, dafs die Versuche noch so gut mit einander über-
, einstimmen; zumal sie, wie schon oben bemerkt, nicht
die ganze Menge der absorbirten Gase liefern, und man
um so viel mehr Gas erhalten raüfste, ]e öfter man die
Kohlensäure über dem Blute erneut. Diel's ist auch in
der Tbat der Fall; allein nach drei- bis viermaliger Er- ^
neoong war die Vermehrung des Gases stets so gering,
dafs sie innerhalb der Beobachtuugsfehler fiel. Aufser-
dem sind alle Versuche unter fast gleichen Umständen
ausgeführt. Gewöhnlich wurden gegen ÜH) C.C Blut
angewandt, und nur bei einzelnen Versuchen weniger.
Zu wenig darf man nicht nehmen, sonst ist die Quantität
des erhaltenen Gases zu gering. Das Volumen der Koh-
lensäure, welche fedesmal mit dem Blute geschOttelt wnrde^
betrug nie weniger als das des angewandten Bluts. Sehr
viel gröfser konnte es nicht genommen werden, weil sonst
die Gefäise, wenn sie ganz mit Quecksilber gefüllt wa-
ren, sich zu schwierig handhaben liefsen und zu leicht
zerbrechen konnten. Sie muisten schon bei der jetzigen
Gröfse, von etwa 700 G.C. Inhalt, aus besonders star-
kem Glase auf der Hütte bestellt werden. Sie haben
eine hohe cylindrische Form mit engem Hals, und wa-
ren nach Cnbikcenlimeteru eiugelheilt.
Die Quantität von Sauerstoff, %vclche das Blut in
Folge dieser Versuche zu absorbiren vermag, ist, wie
spater noch gezeigt werden wird, hinreichend, um an-
nehmen zu köiuien, dals die ganze eingeathmete Luft-
menge vom Blute absorbirt werde. Allein es war zwei-
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#
199
feUMA» ob das arterielle JQhit eben so viel Saventoff ent-
halte, als dieses wiederholt mit atmoflpblrischef Luft ge-
schüttelte, und ob nicht die erhaltenen Quantitäten nur
ein geringer Tbeii des wirklich aufgeuommeuea Sauer-
stoffs waren.
Um diefs zu erfahren wurden die Versuche so ab-
gettndert, dafs das Blut zuerst mit homer neuen Quanti-
tSfen von Kohlensäure geschdttelt wurde, um alles ab-
sorbiite Sauerstoff und Stickgas zu entfernen. Darauf
wurde, ähnlich wie vorhin, das Blut wiederholt mit ab-
gemesseuen Mengen atmosphärischer Luft geschüttelt und *
die zurt^ckbleibende Luft wiederum gemessen» so wie ihr
Gehalt an Kohlenstture, Sauerstoff und Stickstoff auf die
vorhin erwShute Art bestimmt, wodurch sich die Menge
des vom Blute aufgeoommeneu Sauerstoffs und Stick-
stoffs ergab.
Die Resultate dieser Versuche lassen noch weniger
Uebereinstimmnng erwarten, da es schwierig ist, alles im
Blut absorbirte Sauerstoff und Stickgas durch die Be-
handlung mit Kohlensäure fortzuschaffen, und aufserdem
die aufgenommenen Mengen dieser (iase nur sehr gering
sind im Vergleich zu deu angewandten, aus deren ver-
änderter Zusammensetzung sie berechnet werden, was uih
*
vermeldlich Fehler heibeifßhrt. Allein es zeigen die Ver-
suche doch, dafs die Quantität des aufgenommenen Sauer-
stoffs nur unbedeutend gröfser ist als die, welche man
durch Schütteln mit Kohlensäure abscheiden kann, deon
sie ergeben für die Aufnahme von Sauerstoff im Mini-
mum 10 und im Maximum 16 Proc. vom Volumen dei
Blutes. Ich will die Resultate eines soldien Versuchee
hier mittheilen, um daran noch einige Bemerkungen zu
knüpfen.
Kalbsblut war anhaltend mit atmosphärischer Luft
geschüttelt worden; hierauf wurde es wiederholt mit Koh-
lensftore geschüttelt Es gab dadurch ab Wfi Procept
Sauerstoff, absorbirte aber dagegen 154,0 KohlensSure.
Danach wurde diefs Blut wieder mit einzelneu Por-
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tMUieD eiu« abgeinesseneo Quantums vou aUDOSj^iiSri-
scher Luft geflchfittelt, und nahm dabei auf:
15,8 Sauerstoff, gab aber zugleich ab
138,4 Kohlensäure.
Endlich wurde es nochmals mit Kohlensäure geschüttelt,
und gab dadurch wieder ab:
9,9 Sauerstoff wfthreod es 92,1 Proc Kohiens&ure ab-
sorbirle.
Es geht hieraus hervor, dais man durch Sehfittelu
mit Kohlensäure fast die ganze Menge des von dem Blute
aufgenommenen Sauerstoffs wieder abscheiden kann, was
wohl der schlagendste Beweis dafür seyn möchte, dafs
das Sauevafolf nicht chemisch mit dem Blute verbuoden,
sondern nur absorbirt in ihm enthalten ist
Zur Abscheidnng einer geringen Menge Sauerstoff
ist in diesen Versuchen eine sehr bedeutende Menge
Kohlensäure erforderlich gewesen, und eben so ist eine
grofse Menge dieser letzteren abgeschieden, während un-
gleich weniger Sauerstoff absorbirt worden ist Bei dem
Aihmen TerhUlt es sich anders, indem stets nahe dasselbe
Volumen Kohlensäure aosgeathroet, wie Sauerstoff aufge-
nommen wird. Der Grund dieser Verschiedenheit ist zu-
nächst der, dafs das venöse Blut viel weniger Kohlen-
säure enthält, als das mit Kohlensäure wiederholt ge-
schüttelte, das ich künstlich TenOses Blut nennen möchte.
Es läfst sich diefs schon aus der Farbe eilLennen, die
bei dem letzteren noch dunkler als bei venösem Blute
ist, so wie aus einer Vergleichung der Quantitäten von
Kohlensäure, welche bei diesen Versuchen erhalten wur-
den mit denen, welche aus venösem Blute bei meiner
früheren Arbeit durch Wasserstoff ausgeschieden wor-
den sind. Aufserdem mufs man berücksichtigen, dafis in
den erwähnten Versuchen die Kohlensäure, sobald sie
Sauerstoff aufgenommen hatte, durch reine ersetzt, und
80 das Blut immer mit reiner Kohlensäure in Berührung
gehalten wurde, und dafs eben so bei Austreibung der
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2I>1 ^
KofaleosMore laimer reine atmosphSrische Luft angewen-
det worden ist, während bei dem Athmen die Luft in
den Lungen stets Kohlensäure enthält, und zwar nahe
fio viel als die ausgeatbmete Luft, d. h. etwa 4 Procent
ihres Volumens.
Endlich darf man nicht anfser Acht lassen, welche
grofSse Verschiedenheit zwischen dem Vorgange des Ath-
mens und den angestellten Versuchen in sofern stattfin-
det, als das Blut in den Lungen nicht unmittelbar, son-
dern nur durch die Häute der Luugenzellen und Capil-
largefifee mit der Lnft in Beriihraog koaimt, so dafs der
Auatansch der Gase nur mittelbar dnrch die Flfissigkeit
gescbieht, welche diese HSute erfüllt, , und deshalb zu-
gleich von dem Absorptionsvermögen dieser, letzteren ab-
hängig ist.
Man kann daher auch nicht annehmen, wie es Hr.
Valentin in seinem Lehrbuche der Physiologie, S. 560,
gelhan bat, dafs dieser Auslausch dem Diffusionsgesetze
folge. Unter diesem Tersteht man nämlich das Gesetz,
nach welchem der Austausch zweier Gase durch eine po-
röse Scheidewand stattfindet. Porös sind diese Häute
gewifs; allein sie sind auch von Flüssigkeit erfüllt, und,
diese wird stets durch ihr Vermögen, die eine oder die
andere Gasart in höherem Maafse aufzulösen, den Aus-
tausch abändern. Darauf beruht es unter anderem, dafs,
wie schon oft beobachtet, Kohlensäure durch eine thieri-
sche Blase so viel leichter als atmosphärische Luft ent-
weicht Endlich aber gilt das Diffusionsgesetz nur fbr
den Austausch zwischen zwei Gasen im gasförmigen Zu-
stand. Bei dem Athmen findet indefs der Austausch zwi-
schen der von dem Blute absorbirteu Kohlensäure und
der atmosphärischen Luft statt.
Die angeführten Versuche zeigen, dafs das Blut im
Stande ist, sein ein- nnd einhalbfaches Volumen an Koh-
lensaure zu absorbiren. Ein Resultat, das auch J. Davy ■),
1) Edinburgh medical and surgical Journal » XXIX, p. 253.
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202
Mitscherlich» Gmelin ond Tiedemano 'X >o
van Entschnt^) erhalten haben. Sie letf^n ferner,
clafs es 10 bis 12 ^ Proc. seines Volumens an Sauerstoff
aus der atmosphärischen Luft aufzunehmeu vermöge, also
10 bis 13 Mal mehr als Wasser unter denselben Um-
standen. Ob diefs die gröfeten Mengeü sind, welche
das Blut absorbiren kann, mafs dahin gestellt bleiben,
doch ist es wahrscheinlich, dal's in den Lungen noch
mehr Sauerstoff absorbirt wird. Denn die Absorption
hängt nnter Anderem auch von der (vröfse der Berüh-
rungsfläche zwischen der Flüssigkeit und der zu absor-
birenden Ga^rt ab; daher war auch ein anhaltendes
Schütteln bei den erwähnten Versuchen ganz anerlftfslicfa.
Bedenkt mau nun, dafs in den Lungen die Capillarge-
fäfse die mit Luft gefüllten Zellen stets berühren, und
meist so eng sind, dafs nur ein Blutkörperchen nach
dem andern hindurch kann, so ergiebt sich eine Man-
nichfaltigkeit der Berührung zwischen Luft und Blut oder
den feuchten Häuten, die es umschliefsen, dafs eine sol-
che durch Schütteln des Bluts mit einer Luftmasse nicht
zu erreichen ist. — Wenn in Folge hiervon die Menge
des Sauerstoffs im arteriellen Blute wohl grüfser als 10
bis 12,5 Proc. sejn kann, so ist sie andererseits wohl
nicht geringer als 10 Proc
ich habe ein Paar Versuche nach der oben beschrie-
benen Methode mit arteriellem Blute von Pferden ange-
stellt, die freilich schon sehr vorgerückt an Jahren wa-
ren. Durch das Schütteln mit Kohlensäure wurden er- ,
halten:
Sauerstoff. Sticksioft
10,5 2»0
10,0 3,3
woraus hervorgeht, dafs wenigstens so grofse Quantitä-
ten in dem arlcrielleu Blute des Pferdes culbalteu sind.
1 ) Diese Aonalen, Bd. i31, S. m
2) A. a. O.
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203
Nimmt man an» dads das ßlut des Menschen die-
selbe Menge enthalte, so fragt es sich, in wiefern ein
solches Uesullat in Uebereinslimmuug sey mit dem was
man über die Quantität tou Sauerstoff weila, die ein
Mensch in einer gegebenen Zeit verbraucht, so wie fiber
die Menge von Blut, welche in eben dieaer Zeit durch
die Lungen geht.
In meiner früheren Abhandlung nahm ich für eine
ähnliche Berechnung, mit J. Müller '), H. Davy's
Angabe ^) für die Quantität der ansgeatiuneten Kohlen-
sSure ab die wahrscheinlichste an» nämlich dafe ein aus-
gewachsener Mensch in einer Minute 13 Par. CubikioU
Kohlensäure aus-, also nahe ebenso viel Sauerstoff ein-
atbme. Ferner ging ich, gleichfalls J. Müller folgend,
davon aus, dafs iü Pfund Blut io )eder Minute durch
die Lungen gehen. Alsdann mü&ten diese 10 Pfund
oder etwa 250 Cubikzoll in feder Minute 13 KuhikzoU
Sauerstoff oder 5,2 Proc. aufnehmen; also etwa die Hälfte
von dem, was das Pferdeblut nach deu erwähnten Ver-
suchen enthält.
Hr. Gaj-Lusaac berechnet in seiner Kritik die
Quantität von Sauerstoff, welche das Blut aufnimmt, zu
14,97 Proc. seines Volumens. Aliein er nimmt dabei,
wie schon erwähnt, an, dafs das Blut ein Drittel mehr
Sauerstoff aufnehme, als es Kohlensäure abgiebl. Er
nimmt ferner an, dafs mit iedcm Pulsschlage nur 1 Uuze
Blut gefördert werde, und deshalb nur etwa 5 Pfund
Blut per Minute durch die Lungen gehen, während J.
Müller annimmt, dafs 2 bis 3 Unzen Blut durch das
Herz in die Arterien gedrückt werden. Hr. Gay-Lus-
sac beruft sich darauf, dafs auch ich nur 1 Unze in mei-
ner frühereu Arbeit nii^euommeu; allein diefs geschah,
um zu zeigen, dafs selbst unter dieser ungünstigsten An<
1) Handbuch der Physiologie, 4. Anflage, S. iifiO.
t) Gilbert'» Aniulea, BU. AiA, S. ÖOl.
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1
2<)4
nähme die aufgefundene Kohlensäure hinreiche, um die
ausgealhmcle Menge derselben zu erklären, doch ist aus-
drücklich dabei gesagt, dafs ivobl die doppelte Quanti-
tät VOR Blut durch die Liingeii gebe. Um mich zu wi-
derlegen, hielt* sich Hr. Gay-Lassac an die Zahl, die
ich »nr als eine extreme GrOfse angenommen hatte, die
aber in der Thal wohl um das Fünffache zu gering ist.
Hätte Hr. Gay-Lussac nur, wie ich es auch früher ge-
than habe, die doppelte Menge seiner Kecbnung zu Grunde
gelegt, und nicht die, allen angestellten Untersuchungen
widersprechende Voraussetzung gemacht, dafs ein Drittel
mehr Sauerstoff aufgenommen als Kohlensäure abgege-
ben werde, so würde er ebenfalls zu dem Resultate ge-
langt seyu, dafs das Blut etwas mehr als 5 Proc. seines
Volumens aufnimmt.
Als Ergebnifs der in neuerer Zeit von Brunner
und Valentin ausgeführten Untersuchungen fiber die
Quantität und Znsammensetzung der ausgeathmeten Luft,
nimmt ValtMitin in seinem Leluburhe der Physiologie,
S. 57U, an, dais ein Mann, während er im Mittel 346,34
Pryc. =17,46 Par. CubikzolL Kohlensäure ausathmet,
406,68 CO. =20,50 Par. CnbikzoU Sauerstoff pro Mi-
nute aufnimmt, was mit den älteren Beobachtungen von
Allen und Pepy's so wie mit den neusten von Au-
dral und Gaveret ^) übereinstimmt. Aber Hr. Va-
leutin hat auch gefunden, dafs mit jedem Herzschlage
im Mittel 5,3 Unzen Blut durch die Lungen gefördert
werden (ebendaselbst, S. 488), was ffir Jede Minute 23,2
Pfund oder etwa 580 Cubikzoll giebt. Legt man diese
Zalilen zu Grunde, so würde das lilut nur 3,5 Proc. sei-
nes Volumens an Sauerstoff aufnehmen.
1) Boaer no4 Wanderlich, mediciniscbe Virrleljahreischrift, B4.2,
S. 372; nnd Valentin*« Lcbrbucli der Physiologie des Meoachen,
S.548.
2) Pltilosoph. Transttdions for 1^.
3) Comptcs rendus de l'Academie des Sciences ^ XFl, p. 113.
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205
^Welche von diesen Berechnungen man nun auch zu
Grunde legen möge, so siebt mau, dafs das nicht
mehr als die Hälfte von dem Sauerstoff aufnimmt, den
meine Venucbe als darin vorhanden nachgewiesen haben.
Dieser Antheil wird also fedesmal in den CapillergefS-
fseu verbraucht, und der Rest, eventuell die andere Hälfte,
bleibt in dem venösen Blute.
Es scheint mir nunmehr keinem Zweifel zu unterlie-
gen/dafs w&hrend der Respiration das Sauerstoffg^s vom
Blute nur absorbirt und so in die Capillargefäfse geführt
wird. Man bat blergegen eingewendet, dafs alsdann die
Farbenveränderung des Bluts durch eine blofse Absorption
hervorgebracht seyn müfste. Aber wenn man eine solche
iMshon bei ganz homogenen Flüssigkeiten, wie z. B. bei den
Auflösungen von Eisenoxjdulsalzen, beobachtet, um wie
viel mehr kann sie bei einer Flüssigkeit stattfinden, ctie
erfüllt ist von unzählig vielen Kügelcben, die ihre Gröfse
und Beschaffenheit schon bei Vermischung mit Wasser,
wie das Mikroskop zeigt, ändern, so dafs durch diesen
Znsatz, wie Jeder leicht beobachten kann, die acharlacb-
rotbe Farbe des arteriellen Bluts in eine eigenthOnlicii
dunkle fibergeht. Eine ähnliche FarbenveHinderung ent*
steht auch durch den Zusatz irgend einer Säure, wäh-
rend hingegen die Auflösungen neutraler Salze die dunkle
Farbe des Venenbluts in eine helle rothe, dem arteriel-
len Blute tthnliche Farbe umwandeln, von der jedoch
Hr. Scherer bei seiner interessanten Untersuchung
über die Flni>e des Bluts sehr richtig bemerkt, dafs sie
bei einiger Aufmerksamkeit nicht damit verwechselt wer-
den kann, da sie stumpfer und bröunlicber ist. Offen-
bar wirken auch diese Körper, wie das Wasser, verän-
dernd auf die Blutkügelchen ein, und eben so auch das
Sauerstoffgas und die KohlensSure.
1 ) .Innates de chimie et de: physufue^ Llf^'^ p. 17.
2) Zeitschrift für ratioDclIe Mcdicio, von Henle und Pfeuffer, 1,
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206
Man hat ferner eingewanik, dafs der Faserstoff des
Blnfs, wie Hr. Scher er *) in Liebijj's Laboratorium
beobachtet hat, begierig Sauerstoff absorbire, uud des-
halb kein freies Sauerstoff im Blute seyn kdnoe. Allein
aas der Untersncbnng des Hr. Scherer selbst geht her-
vor, dafs diese Absorption noch nach 14 Tagen nicht vol-
lendet ist, also offenbar auf einer fJlulnifsarligen Ver5nde-
rung beruht. Anfserdrm fällt wohl jetzt, wo Sauerstoff
in solchen Quantitäten iin Blute nachgewiesen ist, dieser
Einwand von selbst fort.
So lange die aus dem Blute erhaltenen Mengen von
Sauerstoff nur gering waren, mögen Viele Anstand- ge-
nommen haben, den Vorgang der Respiration als eine
Absorptionserscheinung anzusehen. Möchte es mir gelun-
gen sejn, diese zu überzeugen, und in ihnen die Vor-
stellung zu erwecken, dafs ebenso, wie die geringe Menge
Wasser in den Kiemen eines aufs Land gebrachten Fi*
sches, immer wieder Sauerstoff absorhirt, und durch Ab-
gabe desselben an das Blut, das Leben des Thiercs so
lange erhält, als die Kiemen noch feucht sind, dafs so
auch das Blut aller Thiere den Sauerstoff aufnimmt und
in die entferntesten Theile des Körpers fahrt, um dort
eine Oxydation zu bewirken, welche zur Erhaltung des
Lebens, so wie zur Erzeuguug der Wärme an jeder
Stelle erforderlich ist.
1) Aonalcn der Ptiamane, von L!«b!f nnd Wdkler, Bd. 40$ S. I.
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m
II. Gahcmische ,wyi elektromagnetische Versuche;
pon M. H. JneobL
(-Milgetheilt vom Hm. Verf. aus dem Bullet, de la Classe physico-
math, de Pacad. de Su PeUrsb.^ 7. If^.)
Krste Eeilie. Ueber elektro-telegraphiiohe Leilaogen«
1.
Ich erlaube mir der Klasse mehrere wissenschaftliche
Untersuchungen mitziitheilen , die ich bei meinen ander«
weiti§;en elektro-telegrapbbchen Arbeiten anzösteUen Ver-
aalnBaiiiig and Gelef^aheit hatte. Das allgemeiiie loteresae^
welches die elektrisdien Telegraphen jetzt in hohen Grade
zu erregeil anfangen, wird die Miltheilung dieser Versu-
che- entschuldigen, die, obgleich sie ^um Theil schon
▼or längerer Zeit angestellt worden sind, dennoch im-
mer noch nicht die Valletändigkeit haben erkalten köo-
neOf die ich ihnen zu gebeto gewünscht hStte. Aber dem
ungeachtet will ich diese Mittheilung nicht l&nger verzö-
gern, weil es in der That, obgleich diese wichtige An-
wendung des Galvanismus eine so lebhafte Entwicklung
genommen hat, dennoch beinah gänzlich an nur einiger-
maCsen tkberen Versiichen fehlt, welche bei galvanischen
Leitungen angestellt w<H^en wiren. Der Mangel an
zweckmäfsigen Mefsinstrumenten und tüchtigen Mitbeob-
achtern einerseits, andererseits aber die materiellen und
localen Schwierigkeiten, die mit solchen Messungen ver-
knüpft sind, mochten wohl selbst Physiker ersten Ran-
ges, wie Steinheil und Wheatstone, die sich zuerst
mit Anlegung elektrischer Telegraphen befafst hatten« von
solchen Untersuchungen abgeschreckt haben. Eine ehren-
volle Ausnahme hiervon machen die neuerlich von Hrn.
Matteucci, bei Gelegenheit des wissenschaftlichen Con-
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208
gresses in Mailand, bei einer Leitung von 2x12500 Me-
ter zwischen Mailand und Monza angestellten Versuche.
Hr. Matteucci hat auf einem directei> Wege durch
diese Versuche die wichtige, theoretisch bereits wahr-
scheinliche Thatsache bestätigt, die ich aus meinen frfi-
heren vergleichenden Messungen indirect abgeleitet hatte * ),
dafs nämlich bei Benutzung des Erdbodens, als einer
Hnifte einer galvanischen Leitung, der Leitungswider-
stand des Erdbodens, selbst auf grofse Entfernungen,
beinah Null ist. Ich werde später die Versuche mitthei-
len, die ich bei der im Jahre 1843 angelegten Tsarsko-
Selo^r Linie angestellt habe, welche gerade doppelt so
lang ist, als die, welche Hr. Matteucci bei seinen Ver-
suchen benutzt hat.
Ich habe Veranlassung hier besoiiders zu erwähnen,
dafs ich diese Versuche in der historischen Folge geba^
wie sie angestellt worden sind, und ▼erwafare nrich.ni
Voraus, gegen alle daraus erfolgenden Prioritäls -Strei-
tigkeiten. Haben ineine Versuche eine nützliche Seite,
entweder als neue, oder als bestätigende oder als erwei-
ternde, so ist es ffir das Publicum, das daran Interesse
nimmt, am Ende gleichgültig, ob sie den Versudien sis-
dcrer Physiker nachgefolgt oder ihnen vorangegangen
sind, oder sich mit ihnan gekreuzt haben.
2.
Bei der Anlage der elektrischen Telegraphen bilden
die Leitungen und nicht die zeichengebenden Apparate^
die auf die mannicbfSEiltig^te Weise oombinirt werden
können, eigentlich den schwierigsten und wichtigsten
Theil. Der Gegenstand ist noch zu neu, als dafs die
verschiedenen Methoden, deren man sich bedient ha^
diese Leitungen herzustellen, schon jetzt ihre Vorzüge
hät-
1) siehe „Einige Notir-en über galvanische Leitungen" ( Siunng vom 8.
October 1842), BulUlin Scientißque CUuse physico^mathimaii'
tfue^ r. /, N. 9.
\
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209
hätten bewähren können. Betrachtet man die Sache vom
administrativen Standpunkte aus, so scbeiat es, dafs die
Sidierstellttog dieser Leitangeo, sowohl gegen muthwiilig«
BeecbMdiguiigen, $h aveh gegen die fiinflfiue dee Klioiai^
eine Bedingung ton- bOobiter Wichtigkeit ist; eine Be-
dingung, die aber meines Erachtens nur erreicht wer-
den kann, wenn man die Drähte in die Erde gräbt. ■
Andererseits aber kennt Jeder die grofsen Schwierigkei-
ten, die es hat, weit ansgedehnte^ vom feoehlen Erdrei-
die umgebene Leitnngen gcbörig so iaoliren. Eine solbhe
Isnlirang wflrde ganz 'ttnTeril8ltoif8nififsig grofse Kosten
verursachen, wenn überhaupt die Rede davon sejn könnte, '
sie so vollständig herzustellen, wie es allenfalls bei Ver-
suchen im Cabinetle möglich ist. Bei der vollständig
isolirten geschlossenen Kette mufe die Stfirke des Stroms
in jedem Quersdinitte des Leitungsdrabtes dieselbe sejn;
dieselbe dicht bei der Batterie so wie an dem von ihr
entferntesten Punkte. Ist die Leitung nicht vollständig
isolirt, so wird ein Theil des Stromes aixgeleitet werden,
nnd unmittelbar von einem Drahte xnm andern durch
das umgebende Mittel geben. Die uraprOngtiche Stro^
mesknift wird daher einen Verlust erleiden, der' um so
gröfser ist, je unvollständiger die Isolirung und je wei-
ter man sich von der Batterie entfernt. Läfst man die
allgemeine Verminderung der Kraft bei Seite, welche durch
den eigenthümlichen Widerstand der Leitung selbst en^
st«bt; B0'*fa9lngt es'voin der Beschaffenheit der Isolirung,
der Empßndiiebkeit "der Apparate and von der Stirke
der Batterien ab, bis auf welche Entfernung die zur
Activirung der telegraphischen Apparate erforderliche
Kraft noch fortgepflanzt werden kann. Wir werden spä-
ter sehen, daiis bei völlig unisolirten Dribten diese fort-
gepflansle Kraft schon auf geringe Entfernnngen beinah
gHnzlich verschwindet. Die Anlage elektro-telegraplil-
scher Linien mit unterirdischen Leitungen ist daher ein
ttufserst verwickeitcr Gegenstand, indem sich bei dem
PoffcnaorfPa AiumL B4. LXYI. 1^
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210
ycteigmi Ziwfainde ttoaeres Wisseiit lilerttb«r «krdhaas noek
Gesetz Uber die relatiTe Almahme der Sirontskrifte
«ufsteUen lifeC, oder mit andern Worten, weil man a
priori nicht vorausbestiminen kann, bis auf welche Ent-
fernuDg hin, bei Anwendung einer bestimmten Isolirung^-
melhode, die erforderliche Kraft wird fortgepflanzt wer-
den kOnneD. Wir werden noeh ynnyam GelegenMl
haben zu sehen, welche Aiatte verschiedenartiger Um-
stände bei diesen unterirdischen Leitungen zur Berück-
sichtigung kommen, Umstände, weiche bei der sogleich
SU erwähnenden andern Methode, teiegraphische Linien
»1 fahren, keineswegs ▼orkoomien.
3.
Hr. Wheatstone, der in England elektro-teiegra«
phischc Linien von gröfserer Ausdehnung ausgeführt hat,
bediente sich bekanntlich zuerst gufseiserner Rührenlei-
tungen, vm seine Drähte hindurcbzuführen. Diese Me-
thode war nicht nnr Aufserst kostspielig» sondern erfOUte
nicht einmal ihren Zweck. Seitdem hat man, TieUeicht
weil man an der Ansffihrbarkeit unterirdischer Leitungen
▼erzweifeltc, dieselben aufgegeben, und die von Herrn
Stein heil in München früher angewandte Methode an-
genommen, hohe hölzerne Pfosten zu errichten, and über
^ese hinweg die.Leitungsdrflhte in freier Luit fortznfUb-
ren. Indem man anf solche Welse leicht eine beinah
' vollkommene Isolining erhalten kann, umgeht man mit ei-
nem Male alle Schwierigkeiten, welche die unterirdischen
Leitungen darbieten, und erleichtert sich ausnehmend die
Ausführung solcher Anhigen. Indessen kann man diese
Leitungen in freier Luft, weder als einen wisaenaohafUi-
ehen, noch als einen fecbniscben Fortsehrilt beieichnen.
Sic sind vielmehr als ein Nothbchelf zu betrachten, denn
solche Leitungen sind weder bei gewöhnlichen Landstra-
ÜBen, noch bei den Linien, die durch das Innere der
iStädte gehen müssen, sondern nnr bei Eisenbahnen an-
wendbar, wo sie leichter der bestHndigen BeaHlBicbtigung
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211
imlerworfen' Mrdeii kOmleD,' deraii sie bedOrfeD. M
meinen eigenen Arbeiten hat, aus administrativen und
localen Rücksichten, die Führung der Leitungen in freier
Luft ganz aufser Betracht kommen müssen, and es ist
hier wr Aii%abe geworden^ bei angemesseiister Oecono-
mie dorcb nnterirdisdie Leifon^gen diceelbeQ Zweehe »t
erreichen, welche man »nderswo dnreh Leitongen in freier
Luft auf leichtere Weise zu erlangen hofft.
4.
Es ist nicht unmöglich, da(s man den Verlos^ wel-
dier, wie ich erwtthnt habe, bei der Fortpflansnng der
galvanischen Krallt stattfindet, den nnterirdiseben Leit«^
gen zum grofsen Vorwurfe anrechnen dürfte. Deshalb
will ich hier nur kurz erv^ähnen, dafs man hierbei nicht
etwa an ein Maximum des Nutze ffects denken muCs, wie
man ihm bei Maschinepanlagen s. B. allerdings eine grofse
Sorgfolt m widmen gewiriint isL Sind nimlich die gal-
vanischen Batterien zweckmlfsig eingerichtet nnd die «ei-
chengebenden Apparate von der äufsersten Empfindlich-
keit, so ist die absolute Zinkconsumtion, welche das Te-
legraphiren erfordert, ein so geringfügiger Gegenstand,
dals er bei dem fisdjet für die Unterhaltung der eleklro^
telegraphisehen Linien kanm ^in Betracht gezogen zn wer-
den brancht. Unler gibistigen Umsttnden ntariiiA kanli
z. B. die Thätigkeit einer Linie von 30 bis 4ü Werst
sehr wohl durch einen täglichen Aufwand von 15 Solot-
nik Zink unterhalten werden; und man wird eingestehen,
dafii ein soiloher Anfwand nicht sehr beträchtlich wire,
wenn er anob den, walcher nnr bei ToUkommenster bo-
lirung der Drihte stattfilnde, um etwa das 8- bis lOfache
überträfe.
5.
Ana dem oben erwähnten Aufsätze »über galvani-
sche Leitungen« *.) wird man eich erinnern, daÜB ich mich
bei der im Jähre 1842 angelegten Lisie von 8030 Fob
1) Annalcn, Bd. 58, S. 409.
14*
Länge, welche derch einen der lebhaftesten Theile der
Stadt geht, gläserner Röhren bedient hatte, um die mit
eiaer Lage Mastix umgebenen Drähte hindurchzuführen..
Icfa., hatte .damals, gleick nadi VoUendlmg dieser An^
lege .mgkiclMiide Afttssim^ett to> beide» Endte der la-
ute .angestellt, wekbe .nur den geringes iCraft^Maat ▼on
6,6 Pioc. ergeben hatten. Indessen hatte sich dieser vor-
treffliche Zustand derlsülirung nicht lange erhalten. Durch
Sprünge oder Brüche, welche einige Glasröhren entwe-
der, sj^te öder 'gleioh bei der LeguBf;- bekonmen haben
möchten, mr .einige Feuchtigheit in die Ri&hren gedrv&r
^en, so dafs spätere Beebaehtangen, die ieh im Anfange
des Jahres 1843 angestellt hatte, im Durchschnitt einen
Verlust von etwa 30 Proc, ergaben. Defsungeachtet war
die TlUitigkeat des Telegraphen durch dieeeii Verlust nicht
«nterbrocdiefi €»der nur merklich afficirt irorden.
Da bei technischen Anlagen der bessere oder ediiedi-
tere Erfolg oft von Umstünden abhängt, die in wissen-
schaftlicher Beziehung für kleinlich gelten, so uiufs ich
um Entschuldigung bitten, wenn ich erwähne, .dafs es
bei der Bespinnung der Drähte bdsser ist BaamwoUeBp
i^ea.za gebrauchen, alb starken ZJ^rin,. wie idb ihn an-
gewandt hatte. Bei der Baumwolle nämlich legen sieh
die einzeluen Windungen dichter, sowohl an einander,
• als auch am Drahte selbst, und ihre Rauhigkeit bewirkt
ein besseres Anhaften des Mastiv. Die von mir gebrauch-
ten; Drähte hatten das Uebel, dafs schon geriage BiegODr
gen,' wie sie bei den Aibeiten. mnveAneidU» sind, eine
Trennung der eintelnen Fäden und Spt^nge oder- Brl^
che im Mastix bewirkten, die der Feuchtigkeit einen leich-
teren Zugang verschafften. Auch finde ich es besser,
wenn die Baumwollenfädeu nicht sehr stark gezwirnt sind.
VorU^effliqh ist ^ die Drähte aas-*freieff Hand mit rohem
Hisf. oder. Flachs, «a bewickeln», weil der Mastix sehr
^stidmitf hailet.iiod aeiw vidle^BiigpMikisit behält. .
r
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•
213
Obgleich iiieiiie früheren Messungen die grofsen Vor-
züge ergeben kattea, welche die Beuutziuig des J^dbo^*
deas als Hälfte der gaLvaMsdieir ^Leitiing' <gewähHei* w
wer es doch- wklktig* diese - MesMiiig«! in* Wint^ M-
niedrigerer. Bedmiteiii^rafiir' zu wiederholeri.« Eh bf;<
wie man weiCs, ein guter Isolator, auch soll sich, wie
man behauptet, im Aligemeiueu die Leituugsfähigkeit-
der Flüssigkeiteu mit ihrer Temperatur erliölieD Die»
MetaUplattea»5 die anr .FoHleitaag dee Stroms^ diettüBB,-
ODd die. man -bier ':el>titfalbiSlekiii»den liemielh kdiiate,.
waren zwan Mb-M- eioe gröfseHe Tiefe eiog^reben, iM
der Frost gewöbnlich in die Erde dringt, auch war über-
dieÜB der Winter von 1642 bis 1843 ausnehmend milde
gewesen, dennocb wollte ich \aiicb> dieser Versuefae nicbfri
Iberiidien, die ich äm'.9. Felnrtiar 1848 nAlemaliiii, ilkdi^
dem mehrere Tage, hinter einaBder'.wbiRgsleBs «ine hMlttl
von 9^ bis 10" R. stattgefunden hatte. Ich will das
Detail dieser Versuche nicht weiter anführen, und nur
erwähnen , dafs das mittlere Resultat aus fuufzeim sehr
nahe liegaiuien Beobachtungen/ für 100 Th^ Gas» wel*
t^e in dam hei dbr Batterie hefindKchen Völfameter ent^.
wiekelt worden, Tb. in dem auf der andeni-Sl»^'
tiou beßndlichen Voltameter, und also nur einen Ver-
lust von 1,8 Proc. ergab. Nach den früheren, in der
erwähnten I*^ote mitgetheiiten Beobachtungen hatte ein
Verlust von =3 'Proa stattgefundeuw Batlctten :nttd> Völ-*
tameter. waden'.die Mheren gewesen, von der Leteng
hatte ich mir einaa 'einfacheD: Draht iMOutzt, und eben
so wie früher eine Verbindung mit dem Dache des Win-
terpalais hergestellt, das durch die- Ablekestangen den
1) Ulieser Punkt ist noch uichi ganz ausgemacht, und bedarf, wie alles,
wai die T.citungslähigkeit der Flüssigkeiten betrifft, noch einer Revi-
sion. Dafs erliitz.te Flüssigkeiten besser wirken , lafst sich eben so- _
wohl auf andere Weise als aus ihrem verminderten Leilungswider- '
Stande erklären. ( Vt rgl. indofs Oboi| Aua. Bd. 33» S. 403, iimi '
Uenrici, Bd. 66, 5. 175. P.)
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I
214
Strom bis zum feuchten Erdboden fortleitete. Als ich
bei noch foofzehn andern Versuchen die beiden Drähte
das Sjstams, das mir zur Baoatninc; frsi stand, nebaa
einander, m einem «iniigcn Drahte ron doppeltem Quer-
admitte Terband, ergaben die vergleiebenden Messongen
nicht den allergeringsten Verlast, oder nur solche schwan-
kende Differenzen, welche den Beobachtungsfehlem zu-
geschrieben werden konnten. Ich will noch erwähnen,
da(s icb bei eben dieser Combinalion früher lOQ Tb. Gas
SB 10 C!obikoent in 2 Minuten erbahen hatte. Bei den '
gegenwärtigen Versndien wurde dieselbe Gasmenge schon
in I7 Minuten entwickelt. Dieses scheinbar günstigere
Resultat berechtigt indessen wohl vorläufig zu keinen
andern FolgemDgeo, als dafs entweder dennoch eine
kleine NebenscUieisung oder eine f^rOlsere Kriftigkeit
der Batterie Mttgefunden haben mdchte. . Obgleidi diese
Beobachtungen zu Gunsten einer Benutzung des Erdbo-
dens als Leitung selbst im Winter sprechen, so sind sie
doch aus den oben angeführten Ursachen nicht ganz ent-
scheidend. Ich werde in der Folge andere Versuche ao-
Üdupen, die unter strengeren Bedingungen angestellt wor-
den smd, nndf diese wichtige Benntibarkeit der Leitungs-
fähigkeit der Erde, unter alleu Umstäuden, ganz und gar
aufiser Zweifei stellen.
7.
Es war mir aus venchiedenen Grrfinden wahraobeiiK
lieh vorgekommen, dals das Verhültnifo swiscfaen der or*
sprQnglichen und der fortgepflanzten Kraft bis auf «ine
gewisse Griinze günstiger ausfallen werde, je schwächerer
Stsöme man sich bediene. Diese Versuche lassen sich
indessen nur mit magnetischen Galvanometern anstellen,
die unter sich vergleichbar sind, und bei denen das Ge-
setz der Ablenkungen entweder emjpirisch oder ihrer Con-
stmction gemäfs bekannt ist. Die Wasserzersetzung er-
heischt , besonders wenn bequem und ^enau mefsbare
Gasquantiläten producirt werden sollen, wie. mau weiÜB,
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215
scboD ab and für «ich ansehDliohc Stromtskrilte, imd
hier am so grOfsere, da zwei Voltameter in der Kette
eiogeschaUet -siDd, tod denen das Ton der «Batterie ent-
ferntere gewissermafsen so betrachtet werden kann, als
befände es sich in einem Zweigstrome. Aus der bekann-
ten Ohm 'sehen Formel läfst sich aber ieicht die Bedin»
gong abieiten, unter welcher die Gasentwicklung in lelB^
terem Voltameter seO werden mub. Ist nSadich / der
Leitungswiderstand der durch mangelhafte Isolation ent-
standenen Nebenschliefsung, L der Leituogswiderstand
der Batterie, inclusive dem der Leitungsdrähte bis zur
Stelle dieser Nebenscblieisung, die eigentlich auf der gan»
zen LSnge der Leitung Tertheilt gedacht werden mnfsi S
die elektromotorische Kraft der Batterie und ^ die Po-
larisation des entfernteren Voltameters, so hat man, mit
▼orläufiger Beiseitesetzung der durch Polarisation der Lei-
tungsdräbte selbst entslebenden Modificationen für den
durch das Voilameter gehenden Strom tf(/*4-/«)
=0. Die Gasentwicklung wird also um so ▼er-
schwlnden , je gröfser L wird « d. fa. )e welter' das Vol-
tameter sich von der Batterie entfernt, und je schlechter
die Isolirung ist, d. h. je kleiner / ist. Das magnetische
Galvanometer mufs aber, weil bei ihm e={^ ist, auch
in ZweigstrOnien, bei denen die Angaben des Voltame-'
ters längst veiiBchwunden sind, noch Indicationen geben»
die natürlich mit der Empfindlichkeit desselben, die bei«
nah beliebig erhöht werden kann, zunehmen müssen.
Da ich mich damals nicht im Besitze zweier für diese
Versuche geeigneter magnetischer Galvanometer befand,
so stettte ich einen Versuch mit der elektro- chemischen
Zersetzung des Kupfervitriols an, die bekanntiich nur
schwacher Ströme bedarf. Ich verband daher auf der
einen Station die beiden früher angewandten Leitungs-
drähte mit einer kleinen, nur aus zwei Daniell'scben Ele-
menten bestehenden Batterie, auf der andern Station aber
mif zwei Kupferelekfroden, die in einem kleinen, mit K»-'
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216
pleratriol gefüllten Glastroge tauchten. Die ElektrodeD,
d>eD 80 wie die beideo Kupfercjlioder der Batterie, warea
▼orher ^enau ^ewo^eo wordeo. Die Wiilmiig war 8c^
sehwadi, so ' dafe nach mehreren Sttinden noch keine
Spur von Kupferniederschlag an der Kathode zu erbiik-
ken war. Nach einer ununterbrochenen Wirkung von
vier Tagen hatte aber die Kathode 57 doli (=2^^,53)
^ an Gewicht zugenommen. An dem einen Knpfercytia^
der der Batterie waren wihrcsd dieser Zeit 57| doli
nnd an dem andern 564 ^^^h oder im Mittel gerade 57
doli Kupfer reducirt worden. Dieser Versuch zeigte also,
dafs dem beluinnten Faradaj'schen Gesetze geiuäfis, beim
Durchgange dieses schwachen Stroms durch die in der
Erde befindlidie Drahtleitnng von 2x9030 FuJIb Länge,
nicht dei^ allermindcete VerloBt ttattgefonden hatte. Aber
dennoch glaabe ich, dafs man aus diesem Versuche nicht
die Folgerung ziehen kann, dafs dieselbe Leitung, die
bei Anwendung der stärkeren Ströme, von 25 Piatten-
paaren einen Verlust der übertragenen Kraft von 30
Woc Teranlalst hatte, bei Anwendung der sehr schwa-
chen Ströme Ton nur swei Plattenpaaren, für ▼ollkom*
men isolirt gelten könne. Ich bin vielmehr der Meinung,
dafs diese schöne Uebereinstimmung gröfstentheils der Po<
larisation zuzuschreiben ist, welche die Leitungsdrähte
durch die vier Tage lang ununterbrochen fortgesetzte Wir-*
hüng des Stromes erfahren haben. Diese PoUuriaation
tritt nicht mit einem Male auf, sondern nimmt, wie ich
in einem zweiten, die Tsarsko- Seioer Leitung betreffen-
den Artikel zeigen werde, mit der Zeit allmälig bis auf
eine gewisse Gränze hin zu. Zeichnet man sich nlimlich
das Schema dieses Versuchs au( so fibersengt man sich
leicht, dafs die Polarisation der Leitungsdrfthte die Stirke
des Hauptstroms schwScht, die Wirkung des übertrage-
nen Stromes dagegen verstärkt. Es mufs also gerade in
dem Falle unseres Versuchs entweder zufällig oder viel-
leicht natumothwendig, und, ungeachtet der mangelliaf-
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217
ten Isolation, eine vollkommene Gleichheit beider Ströme
stattgefunden babeo. Es ist übrigeiia-,keioe8weg8 unwahr«
scheinlich, dafs die ZersetzuDg des Kupfervitriols .uul^
diesen Umsf finden, selbst nach Entfernung der Batterie,
sich noch eine Zeit lang vermöge der elektromotorischen
Kraft der Leitungsdrähte allein fortgesetzt haben ^ürde.
8.
Die Classe wird sich erinnern, daüs ioh'in<der Sitzung
TOm 17; Mttn 1843 einen mündlichen Beriebt Über einige
w^tere, die Leituugsfähigkeit des. Wassers betreffende
Versuche abgestattet hatte. Diese Versuche hatten zum
- Zweck, die bisherigen Erfahrungen über diesen Gegen-
stand um ein AosehoUches zu erweitern, und fanden eine
bereitwillige Unterslfitzung Seitens Seiner Kaiserli-
chen Hoheit, des General- Inspeetors d«r Ingenieure,
Grofsfürsten Michael. Wir hatten am 13. März
1843, wo diese Versuche angestellt worden, noch eine
Kälte von 9" bis 10^ R., so dafs ich diesen Umstand
benutzte, um einen Leitungsdraht aof dem Eise» das noch
eine Dicke Ton etwa 2 Fufs hatte, auszustrecken, um mir
so dse absolut voHkoraraene, natQrÜche Isolation zu Ter-
schaffen. Der Draht war 0",075 dick und beiläufig mit
rohem Hanf bedeckt, und mit einer Mischung von Leinöl
und Kautschuck bestrichen worden. Seine Länge betrug
d Werst in der Richtung Ton der Insel Petravski am
Anaflusse der Neva, nach dem finnischen Meerbusen zu.
Da dergleichen Verrache nicht allzub8ufig angestellt wer*
den können, so hatte ich ein ausführliches Programm al-
ler zu machenden Beobachtungen und eine demgemäfse
Instruction, entworfen. Elinige Mifsyerständnisse aber, die
hierbei vorgefallen, VenAgemngen, die durch AufBuchen
einiger schadhafter Stellen im Drahte entstanden waren,
die von einem frischen Winde begleitete Kälte von 10®
endlich machte eine zu lange Ausdehnung dieser Versu-
che, deren Vorbereitung schon von 6 Uhr Morgens an
gedauert hatte, nicht eben sehr wüoschenswerlh. Ich
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218
mufste mich daher auf die Constatining allgemeiner Effecte
beschränken, und für diesesmal auf inesseude Beobach-
tUDgeo verzichteo.
9.
Die Elektromotoren, deren ich mich bei diesen* Vor-
suchen bediente, nnd die in einem, an der BrOcfce «wi-
schen Petrovski und Krestovski belegenen Hause aufge-
stellt waren, bestanden:
1) In einer Volta'schen Säule von 100 Plattenpaa-
ren Kupfer und Zink, von 5 Zoll im Quadrat, welche
durch mit Salibiakauflitoangen befeuchtete Pappscheiben
▼on einander getrennt waren.
2) In einer magneto- elektrischen Maschine, nach Art
der Ciarke'scben, aber von besonderer Confitruction.
3) In einem, mit einem Unterbrecher ▼erseheaea
elektro-magnetiachen Inductionsapparat, bestehend aus ei-
ner mit einer galvanischen and einer magneto-elektrischen
Spirale umgebenen bohlen Rolle, worin sich ein Bündel
weicher, stark lackirler Eisendrähte befand.
4) in einer Grove'scben Batterie von zwölf Elemen-
ten Plattn-Zink, ersteres ungeCUhr von Quadratfufs Ober-
flache.
Von diesen Apparaten bot der Indnctionsapparait die
meiste Energie dar, sobald nnmiich die galvanische Spi-
rale mit der Platinbatterie, die mau zu sechs Paaren von
doppelter Oberfläche combinirt hatte, verbunden wurde.
Verband man das eine Ende der Indoctionsspirale mit
dem 9 Werst langen Leitungsdrahte, das andere aber
mit einer Zinkplatte von ungefähr 10 Quadratfufs Ober-
fläche, welche in eine, in das Eis gehauene Oeffnung
gesenkt worden war, so war, ungeachtet der grofseu In-
tensität des Apparats, keine Spur von einem Nebenstrome,
weder durch Ablenkung der Galvanometernadel, noch durch
elektro* chemische Zersetzungen, noch durch physiologi-
sche Wirkungen bemerkbar. Dieser Versuch beweist die
Vollkommenheit der Isulirung, welche das Eis darbietet*
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219
Denn ein solcher Nebenstrom hätte sich bei der grofsen
Eisoberfläche, die mit dem Drahte in Berührung war, bei
nur etwas maDgelhafter Isolation unfehlbar zeigen müssen.
Da indessen der Leitungsdraht schon an und für sich mit
einer isolirenden Substanz bedeckt war, so liefs ich an
dem von der Batterie entfernteren Ende desselben riet
Zinkplatten, jede von 10 Quadratfufs Oberfläche, befe-
stigen und unmittelbar auf das Eis legen. Auch unter
solchen Umständen war kein Nebenstrom bemerkbar.
Spllter liefs ich noch zwei blanke Kupferdrähte, jeden
▼on 3 Werst LSnge und fl*,075 Dicke, auf das Eis aus-
breiten, und verband zwei Enden desselben mit der mag-
neto- elektrischen Spirale, während die andern beiden
entfernteren Enden von einander getrennt waren. Auch
hier fand noch eine vollkommene Isolation statt ich
füge himUy dafs ich bei Anwendung v der andern Elek"
tronotoren, oder wenn ich in der Indoctionsspirale ei-
nen soliden Eisenkern statt des Dnihtbflndels sobstitairte,
ebenfalls keine Indicien eines Nebenstromes erhielt. Diese
Versuche sind als eine vollkommene Bestätigung und Er-
weiterung derjenigen zu betrachten, die Faradaj (j&r-
p$rimmial researekes, §§.381, 419) ') Ober die Isoti-
ningsnihigkeit des Eises fraher angestellt hatte«
10.
Der Platinpol der zv^ölfpaarigen Batterie wurde mit
der nicht weit davon im Wasser befindlichen Zinkplatte,
der Zinlqpol der Batterie aber mit dem Leitungsdrahte
verbunden. An dem 9 Werst davon entfernten Ende
des letztem war ein Platindraht befestigt. Es wurde hier-
auf ein kleiner poröser und mit Kupfervitriol gefüllter
Thonbecher genommen, und in einer, am Ende der Lei-
tung in's Eis geliaueoen Oeffilung bis zum Rande vor-
sichtig in's Wasset- gesenkt. Sobald der Platindraht mit
dem Kupfervitriol ni Berflhmng gebracht wurde, fand
augenblicklich eine Reduction des Kupfen statt, die sicli
durch eine Rötbung des Platindrabts manifestirte. Wahr-
1 ) AnMlea, Bd. 31 , S. 226 uiul 237.
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220
scheiiilich hiiltc auch bei Anwendung einer geringeren
Anzahl Plattenpaare, oder vielleicht gar, mit Hinweglas-
8Ui)g der Batterie, djofdi alleinige Wirkoog- 4^t 9 Weunl
entferQteo Ziakplatte, ein« solche elektro-cheoMsehe Zer«
Setzung, aber freilich onr langsamer, stattgefaodeo. Ob-
gleich dieser Versuch nicht geradezu etwas Unerwartetes
darbot, so setzte er doch alle Anwesenden in Erstaunen;
denn ip der Thal, wenn man von den herrschenden An-
siebten aojigeht, welobe' uneodlicbe Menge Atove Was-
ser müssen bier in' einer beinab unmefsbaren Zeit «er-
legt und wieder hergestellt worden seju, am diesen Re-
ductionseffect an einem Ende, und den entsprechenden
Oxjdationseffect am andern Ende hervorzurufen? Und
dennoch haben die Ungeheuern Kräfte, die hierbei im
Spiele geweseii fejn müssen, sieb nur durch eine rubigc^
al^er energische Wirkung manifestirt!. Ich, erlaube mir
bei dieser Gelegenheit folgendes Apercu. In jedem Quer-
schnitte eines Elektrolyten findet, der Hypothese nach,
eine entsprechende Decomposition und Kecompositiou
der Atome statt. Die Producte dieser Zersetzungen kön-
nen sieb nur an den. Oberflächen der End- oder der Zwir
scbenplalten zeigen, weil da eine Recomposition unmög-
lich ist. So viele Zwischenplatten mau hat, so viele zer-
setzte Atome müfste man erhalten. Was hindert also,
sich der Ungeheuern, bei der geschlossenen Kette in.Thä-
tigkeit gesetzten Kräfte zu bemächtigen? Offenbar nur
der Umstand, dafs wir bis jetzt kein Metall oder ^eiao
sonstige Substanz besitzen, welche keinen Uebergangs-
widerstand darbietet, durch die Producte der Zersetzun-
gen selbst keine chemische Veränderung erleidet , oder
durch Berührung .mit letzteren keine Polarisatiou erfährt.
11.
Die anderen Versncbe, die ich noch anstellte, be-
standen gröfstentheils in telegraphisehen Uebungen mit
mehreren Apparaten, die ich hatte construiren lassen, und
die bei dieser Gelegenheit geprüft weiden sollten. Ich
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221
habe die meisten dieser Apparate in meiner öffentlichen
Vorlesung über £lektroteIegrapbie vom 8. Januar 1844
{Recueil des aci€$ 1844) bareila emahnt, mufa abar
die detailHrta Beacbreibvng darselben einer andern Ga-
leganhdtt' "Vorbehalten. Hier will ich nur hervorheben,
dafs auch bei dieser (Gelegenheit mit einem physiologi-
schen Telegraphen von höchst einlacher Coustrucüou ge-
arbeitet worden iat. Man walf», dafs Hr. V^raelman
de Heer die erafe Idee hatte, düreb sebwache atektri-
acbe ComiDOtioneik m felegrapbiren, nnd dafs er die
Tbaorie eines aolchen Telegraphen in einer vortrefflichen
Abhandlung auseinandergesetzt hat •). Indessen leidet die
Form, in welcher der Erfinder die Ansführbarong die-
aar Idee bat bewerkstelligen wollen» an bedeutenden
practiaeben Mangeln, und wird schon der vleleli Leitnngs-
ditihte wegen, die er nöthig hat, gewissermafsen unmög-
lich. Da ich bei diesen Versuchen das Meer als eine
Hälfte der Leitung benutzte, so nahm ich nur einen Draht,
durch welchen man aber auch nur ein Zeichen erhielt.
Berührt man mit dem Zeige- und Mittelfinger der linken
Hand xwei klebie Metallplatf en , die mit der Leitang in
Verbkidnng stehen, so Tcrspört man im Augenblicke, wo
an der andern Station der Strom gebildet wird, eine leichte,
nicht unangenehme Erschütterung, welche gleichsam als
Elementarsignal betrachtet and mit 1 bezeichnet werden
kann. Wiederholl man dieselbe Operation ewei Mal
aehnell hinter einander, ao erhalt man einen Doppel-
scblag, der sich vom einfachen Schlage scharf unterschei-
det und mit 2 bezeichnet wird. Bei einiger Uebung
kann man auch einen dreifachen Schlag von einem Dop-
peiacblage noch leicht unterscheiden, bei einem vieria- *
eben Schlage aber sehefnan* sich die Empfindungen schon
SU verwirren. Aua den beiden Zeichen 1 und 2 wer-
d^ nun auf die bekannte Weise Chiffercombinationen
gebildet, die, nach dem Bedürfnifs, aus einer gröfseren
oder geringeren Anzahl von Elementen bestehen können.
1)Abim1cii, 84.46« S. 613.
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I
222
Das Geben der Signale, das durch eine Taste, und das
Motiren derselben, das durch die frei gebliebene rechte
Hand geschieht, ^ht mit grofser Schnelligkeit von Stat-
ten, weil mao seine Aufmerksaiiikeit auf keinen fremd*
artigen Gegenstand zn richten hat. Nacb der Conatraction
des Erfinders sind zwar 45 verschiedene Signale mög-
lich, es findet aber die Unbequemlichkeit statt, dafs beide
Hände mit ihren zehn Fingern dabei beschäftigt sind, so
dafa man die erhaltenen Zeichen einem Gehülfen dictiren
mnfs; eben so mag wohl eine sehr bedeutende Uebnng
dazQ giehOren, bei schnell hinter einander gegebenen Sig-
nalen unterscheiden zu können, in welchen Fingern man
die Coinmotionen verspürt hat, besonders wenn letztere
nur schwach sind. Der physiologische Telegraph, den
ich bei den erwähnten Versuchen gebraucht habe, be-
darf, um mit ihm operiren zu k^Hinen, beinah gar kdner
Uebung, und ist so einfach, dafs ihm Jedermann leicht
selbst construiren kann. Zu seiner Aclivirung bediente
ich mich eines Inductionsstromes, der durch Oeffnen und
Scbliefsen einer, mit einem Drahtbüodel angefüllten hoh-
len elektro -magnetischen Spirale erzeugt wurde, deren
Enden mit einem einzigen Platin -Zink -Paare ▼erkunden
waren. Obgleich die ganze Kette, die Länge der In-
duclionsspirale ungerechnet, aus 9 Werst Wasser und
9 Werst Draht bestand, &o war die Stärke des Stromes
doch beträchtlich genug, um an den äufsersten Punk-
ten der Leitung noch merkliche Empfindungen hervom-
bringen.
12 '
Von den dainals an^ieslellten Versuchen will ich zum
Sjßhluis noch erwähnen, dafs bei Auwendung der VolU'-
sehen Säule von 100 Plaltenpaaren und der oben er-
wähnten InducHonsapparate auf diese Entfernung, ▼•n 9
Werst sehr lebhafte Funken aus zwei an einander ge-
riebenen KohlenstQcken erhalten wurden, und dieselben
sogar zum Glühen gebracht werden konulen. Sehr düu-
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1
223
ner Platindraht dagegen wurde mit dieser Säule nicht
merklich erhitzt. Ich hatte, wie oben erwähnt, zu den
ui's Wasser gesenkten £lektrodeD Zinkplatten ?0D IQ
Quadralfufia Oiierfiäclie ^emraimeii» weil ich oicht ta we-
nig thun wollte, indem Hr. Steinbeil aus einigen von
ihm angestellten theoretiscben Betracbtongen gefolgert
hatte, dafs eine Metallplatte von 61 Quadratfufs uöthig
9ey, um die Leitungsfähigkeit des Wassers der eines Ku-
pferdrebtes von 0,5 Quadratlinien gleicb zu machen. Ei-
nige der zulefaU erwähnten Yeraaohe waren aber zoföUig
so angestellt worden, dafs dann erst, nachdem die Ver-
bindungen mit den KohlenstQcken gemacht worden, die
Zinkplatte mit dem daran befestigten Leitungsdrahte in's
Wasser gesenkt wurde. Bei dieser Gelegenheit bemerkte
der Hr. Generallieutenant TonVitoytov, Chef der In-
genieure des Garde- und Grenadier- Corps, der des wis-
senschaftlichen Interesses wegen allen diesen Versuchen
seine Gegenwart geschenkt hatte, dafs bei dem Auein-
anderreiben die Kohlen schon zu glühen anfingen, als
nur der Band der Zinkplatte das Wasser berührte. Als
daher die Zinhplatte §jua weggelassen wurde, erregte es
nicht wenig Erstannen, als man alle die oben erwähnten
Effecte erhielt, sobald nur die Spitze des einen Drahts
auf etwa einen Zoll lief in's Wasser gesenkt wurde. Eben
so erhielt man sehr lebhafte Erschütterungen, als man
das Ende des 9 Werst langen Hauptleirers mit der eir
neu Hand hielt, und nur eine Fingerspitze der andera
Hand iB*s Wasser tauchte. Dieser Versuch spricht dafür,
dafs die Wassermasse, welche an der Leitung des Stro-
mes Antheil nimmt, sogleich von den erregenden Punk-
ten aus eine grofse Ausdehnung nach allen Bichtungen
gewinnt; eine Ausdehnung, die twar von den I>imensio-
Btn der Elektroden abhängig seyn mag, bei dar es aber
in Bezug auf die Leitungsfähigkeit der durch sie begräns-
ten Wassermasse gleichgültig ist, ob sie, dem Querschnitte
nach, einige Quadraifufse mehr oder weniger beträgt.
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13.
Nach dieser Digresskni wollen wir jetzt za der oben
beschriebenen telegraphischen Leitung wieder zurtickkeh-
ren. Diese hatte, bei Anwendung zweier Drähte, dea
ganzen Winter hindurch ununterbrochen ihre Dienste ge-
leistet, als im Fr«h}ahr 1943, naeb eingetretenem TkaMi-
wetter, plötslieb eine Unterbreschiing eintrat Da an vier
Stellen der Leitung Brunnen abgeteuft worden waren,
durch deren, mit Steinplatten bedeckte Oeffnungen man
zu den Drähten gelangen konnte, so wurden mehrere
vergleichende Beobachtungen -angestelit, ans denen es
zwar nicht mit Gewifslieit, aber doch mit grofeerWahr-
scheinlicbkeit hervorging, daih nicht etwa ein Bruch der
Drähte oder ein metallischer Contact an irgend einer
Stelle diese Unterbrechung veranlafst hatte, sondern dafis
wahrscheinlich vermöge d^r in die Röhren gedrungenen
FeuchtiglLeit so ausgedehnte Nebenaehliefeungen entstm-,
den waren, dafs die StArke des libertragenen Stromes
bedeutend dadnrefa beeinträchtigt wurde. SpHter wurde
diese Vermuthung bestätigt durch starke Spuren von
Feuchtigkeit, welche an einigen Ausmündungen der Röh-
ren bemerkt wurden» Eine Discussion der angestellten
Beobachtungen, deren Details mir leider abbrniden ge-
kommen sind, ergab aber anfserdem noch den unange-
nehmen Umstand, dafs diese Ncbeiischlicfsung nicht etwa
nur local, sondern ziemlich gleichmäfsig über die i^anze
Linie verbreitet war, mit dem Unterschiede jedoch, daÜB
aie sich aal der einen Hftlfte weit betrSehtücher erwies^
als auf der andern. Indessen hatte ich von einem der
Brunnen aus einen, mit einer Metall|»latte vereebeneii
Draht zu dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Ca-
tharinenkanal führen, die andere Platte aber in einen.
Teich senken lassen, der sich in der Nähe der Station
II befand. Als nun die beiden Leitungsdrahte neben ei»-
ander verbanden- wurden, um nor als ein elnsiger za
wirken, fiind zwar schon bei geöffneter Kette eine starke
Gas-
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22S
Gasentwicklung als Indicium einer beträchtlichen Neben^
schliefsung statt, zeigten sich zwar, verglichen mit den
Beobachtungen, bei deneo die Leitungsdrähte alieiii dieil'-
teil, keine betritcbtlioheii Untersdiiede in dem relativen
VerfaSltnisse zwischen der mpfüngUehen und der über-
iragenen Strom eskraft, dennoch aber überstieg, und das
ist das Wichtigste, die absolute Gröfse der letzteren die
frühere um mehr als das Doppelte. Es wurde daher,
sobald es thunlteh war, auch auf der Station I eine ¥ei(-
biadnng mit dem Erdboden hergestellt, welche den be-
sten'Erfolg halte, und die zum Telegraphirsd erfonbr-
liche Kraft wieder herstellte.
\4.
Vergleichende Versuche mit dieser Combination konn-
ten nicht 'Sogleich angestellt, sondern muCsten bis tum
4. September 1813 verschoben werden, wo dieselben voll
den zur Dienstleistung bestimmten Ingenieurofficieren, HH.
▼ on Götschel und Baron von Herwart, unternom-
men wurden.
Diese Versuche gaben die in der Taf. I zusammen-
gestellten Resultate,' welche jedesmal die Mittel ans meh-
reren nahe ÜbereiustimmenAni Beobachtungen sind.
*
Tafel I.
▼cmMiie yon 4* Septenhir 1^43• Lettung dnrdi isn MMeo^
die DrShCe 1 and 2 neben einander verinmden.
.Möi der
Ver-
Anzahl der Danlell'-I
sehen Elemente |
Angaben der Voltameter in
y'ö Cubikcent,
Die tar GaJefeit*
Wicklung erfor-
.derliche Zeiu
auf
Auf
StttdiiD II-
auf
StatiavLiti
auf
lif 2
6
6
"'ii '
16
24
10
12
100
100
100
49
45,9
40,7
64
59
49,7
100
100
100
V
Wir ersehen aus diesen Versuchen, dafs wenn von
Station I aus Gas gegeben wird, man auf Station Ii ver-
Posfcndorfr« Aamd. Bd. LXVl. 15
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226
hSlttiifeiBftfti^ mehr Gas erhalt, Ab w«Bn rate van Süi*
tioD II aus nach Slaliou 1 hin giebt. Es ergiebt sich fer-^
ner aus den iu der sechsteu Columne befindlichen Zah-
Jmi,. daf» die Gasen tv?ickiung auf der Station II bei allen
Versafb^n enei^pacher war» als auf der Statioa L Man
kimo daher» da mn diese Uatersehiede nicht aussehlieWeh
^er y ersehiedenbeit in der StSrke der Batterien zuscbrei«
ben darf, wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehr
men, dafs die gröfsere Nebeuschliefsuug näher bei SUh>
tioD I als Jbei 11 gelegen seyn müsse« was sich, wie wir
oebaa werden, nock «berdem aus den spUer, §. 17» sä
gdbenden Formeln erklaren Ittlst
15.
Da die zu einem abgesonderten Telegraphensjstcrae
^früher bestimmten und a« a, O. erwähnten zwei andern
jUeitungsdrähte, die sich noch In den Glasröhren befan-
Jm, fttr jetzt nicht benutit werdeia» so beschloß iob
dieselben, in die Leitung mit anfennebmen, läkl alle vier
Drähte neben einander als einen einzigen Leitungsdraht
von vierfacher Dicke zu verbinden. Es war zu erwar-
ten, dafs wegen des hierdurch auf den vierten Tbeii
berabgebrachten Widerstandes dee Leitungsdrahts die
Wirknng noch beträchtlich erhöht werden wflrde. Ob-
gleich es, der Erfahrung gemSfs, in solchem Falle gentigt,
-nur die Enden der gleichliegendcn Drähte mit einander
zu verknüpfen, und es keinen Eintrag thut, wenn die-
selben auch sonst ihrer ganzen Länge nach isoUrt sind,
so liefe ich doch» gröfserer Vorsicht wegen» eine solche
gemeinschafdiobe Verbindnng auch noeh In allea Bnin-
nen- bewerkstelligen , die einen Zugang zu den DrShten
gestatteten. Die mit dieser vierfachen Verbindung an-
gestellten Versuche sind in der Tafel II zusammengestellt.
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227
Tafel II. .
Venache vom 12. September 1843. Leitnng durch dm BxüMWBf
alle vier Drähte neben einander verbunden.
5ucbe.
Anzahl der DanleU'-
schen Elemente
Aligaben der '
l'h <^'>b
V olt .Tnn Irr in
i!»< t rit.
auf
Station I.
auf
StalioD II.
auf
Siaiiun I.
auf
Station II.
24
16
— £4-
24
100
lüO
77,2
76,6
1 (MM.
I 75
73,5
100
^ 100
Die zur Gasent-
wicklung crfor-
derlicbu Zeit.
s^2
3
1,45
2,3:3
l',56
2,41
Aus diesen WMsiuhcM geht nun unzweideutig; eine
ZuDahiDC der iibeitra^eueu Kraft hervor; aber es scheiat
mgleich, dafs durch diese gemeinschaftliche Verbiodung
ail^r DrSbte die Stelle der NebenflchliefattQg mehr 'lD die
HUkhe ▼onStetibnl biogerGekt ^rdea ist, was sieb vie^
leicht dadurch erklilren läfst, dafs ein Theil der hinzu-
gekommenen Drähte gerade in der Nähe von Station X
etwas mangelhafter isoUrt gewesen sejn mochte. Hinzu*
fOgen will icb, dafs man bei imgesckiasMer Kette mit
24 Paareo in 1' auf der Stafioo I and auf dsr 8ta^
tioB II ^2 TbeÜe Gas erhielt Diese Beobacbtang wQrde
also ebenfalls für eine etwas gröfsere Nebenschliefsung
auf der Seite von 1 sprechen, wenn die Ungleichheit der
Batterien, die doch immer vorausgesetzt werden muft^
die fierttckfiichtiguDg von 0,5 Tb« Gas gesteUele, oder
flberbaupt sokben Maalaliestimmangen» we|ebe,'lrie ancb
die der secbsten Columne, meist von der Stärke der Bat-
terie abhängen, nicht einen precären Werth verliehe.
Noch nie mehr, als bei diesen Versuchen, habe ich das
Bedürfnifs empfunden, beständige fiiektricitfitaquellen lur
]>iBpo8ition an beben.
16.
Im darauf folgenden Jahre wurden «die Tergleichen*-
den Messungen der Tafel III ebenfalls von den oben er-
wähnten Ingcniettroffioieren angestellt, um den Zustand
15»
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1
22S
der Leitung zu prüfen, die den Sommer über oicbt im
Gebrauohe gewesen war.
Ta^el III.
I ,!) i.
Versuche ^om i8.Aupui^i$44. Leitoag techiiSBcA^ titii
vier IMHiteli^bea ittaaaMr >«fimtt(leii7)f.,i
Ver-
suche.
Anzahl der Danii U'
sehen Elcrucute
AojH^be der Vollameler in
Cubikcent.
auf
Station 1.
4-
auf
24
16
12
aal
Station I.
auf
Station II.
Die ZI
derlic'lie Zeil.
er
foi
1
2
3
4
5
15
12
100
100
63
54,3
47,3
49,5
46
100
lOU
100
2*
2',75
0,89
2',2
3.2
Ver^dil^ttaii ibeae Veraucbe BiitudeiieiiiiMr.iSlll
fei II, so enieht man daraas, dafs das YerfaaltDifa «wf-
flcben der orsprOn^lcben und der flbertrageneii Stromea»
kraft etwas nachtheiliger geworden ist, dafs aber auch
bier die gröfsere j^ebenschliefsung der Station I uäher
liegt. Dieses wird zum Theil durch die Zahlen der sechsten
Colomne, mm Tbeil dadurcb bestätigt, dafs bei Mjftfsc'A/as-
sener Kette und bei Anwendung von 12 Elementen in
einer Minute auf der Station I 27 und auf der Station II
24 Theile Gas entwickelt wurden. Diese Versuche, wel-
che, abgesehen von möglichen BeobacbtuDgsfeblern, schon
der Verwicklung der dabei vorkommenden incalenlablen
ümsUnde w>egen keine weitere Diseussion Vertragen, bat*
ten wenigstens das gelebrt, woran es «igentÜob gelegen
war, dafs nämlich die zur Hälfte aus dem Erdboden be-
stehende Leitung, obgleich sie zwei Jahre in der feuch-
ten Erde selbst befindlich gewesen war, ihre Leitung&>
fftbigkeit nicbt verloren batte, sondern: immer nocb-eine
zum Telegraphiren überflOssige Kraft zu übertragen im
Stande war. Dagegen ^wSre das kam von deih Anwen-
dung zweier auf die früher beschriebene Weise isolirten
LeitongBdrfihto zu erwarten gewesen« Rechnet mau noch
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J
22a
binza, ikft es n^r seit dieser ersten Anlage gelungen ist,
die zefcbeiigebcudeu Apparate, sowohl in Bezug auf ihre
Empfindlichkeit, als auch auf die Schnelligkeit ihrer Thk-i
tigkeit, ausuebmend zu TärvoUkommneo» so dafs statt ei-
ner irttber mgefrandten' Batterie, toq 34 DanieNfscben
Elementen jelzt nur eine ^vön 5 Elementen erforderÜcb
ist, und selbst diese geringe Anzahl vielleicht noch bis
auf 2 oder 3 herabgesetzt werden kann, so läfst sich
wohl die Hoffnung aussprechen, dafs die im Jahre 1843^
as{|elcg^e Leitung, ungeachtet ihrer untroyUstllndigeB: Isii-
lation, sieb noch ian§e Zeit in diesem Zustande ununter-
brochener Tbatigkeit erhalten wird. Die mannicbfacb aus-
gesprochene Meinung also, unterirdische Leitungen sejeu
unausführbar, wäre daher dahin zu berichtigen, dafs un-
terirdische Leitungen schwieriger anzulegen sind, weil sie
mehr Au6nerksamkeit und wissenschaftliches Studium er-
fordern, und weil 'sie erbeisehen, dafs man den zeichen-
gebenden Apparaten den höchsten Grad von Emplfitid-
lichkeit verleihe, den die Natur ihrer speciellen Con-
' struction und die Geschwindigkeit der Activität, die man
Ton ihnen verlangt, gestattet.
17.
Ich will nun noch die annähernden Formeln geben,
welche die Bedingungen ansdrficken, die bei den obigen
Versuchen vorhanden waren. Ich verweise hierbei auf
das beigefügte Diagramm, bei welchem B die Batterie,
B r L V F*
— poo — • o-o-|
L V
V, V* die respecliven Voltameter und Z, L* die Lei-
tnn^n sind. N ist die Nebenschiiefsung, die wie ein
dnrcb eiAen feuchten Leiter getrenntes Plattenpaar be-
trachtet werden kann; oder gewissermafsen der Schwer-
punkt der NebenschliefsuQgy da diese» wenn sie nicht
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'230
lM»l*4ft, Mier die ^ame LeHoog-wbrijlet gedadit wer*
den inufs. Seyen nun die eleklrp^uotorischen Kräfte und
Leitungswiderstände : . •
1) für die Batterie E und '
Ukr dki polarinrte» Vollameter und /»
' S) fDr die polariiirte NesbeoscUiebiiiig p .iiad r..
Seyen ferner L, L' die WiderBtÜide der LeHmig»-
dröhte von der Batterie bis zur Nebenschliefsung, und von
da bis TABU entfernten Voltameter, setze man ferner Jp
imd L'-^/'zsff', und die reepectiveo Gaa-
entwiekkiogeii ßmd G\.so bat «an:
Die meisten Elemente» die in dieser Formel vor-
kommen, sind, wie schon enväbnt, von der Art, dafs ihr
numerischer Werth sich schvrer bestimmen läfst. Beson-
der$ giU dieses aber von p und r oder von den £le^
nenteo. der polarisirten Leitungisdrähte, über deren Phä-
nomenologie man. bia jetzt , noch TfiUig im Dunkeln isl.
Vielleiobt gelingt es mir später in einem der folgenden
Aufsätze, wo von der Zarskoe-Seloer Leitung die Rede
seyn wird, wenigstens einiges Licht hierüber zu verbrei-
ten, leb will nur vorläufig erwähnen, dafs diese Pola-
risattiin sebr . bedeutend ist, dafs sie auf eine merkwür-
4igie Weise allniSlig fortscbreitet, und nicbt auf einmal
in ihrer ganzen StSrke anftritt, dafs die Besehaffeoheit
des umgebenden Mittels oder des Erdbodens hierbei von
grofsem Einflüsse zu seyn scheint und dafs endlich
diese Polarisation weit constanter ist und ungleich lang-
samer verschwindet, als man es bei der Polarisation der
kleinen, zur Wasserzersetzung gewöhnlicb angewandten
FlatjiDpIatten zu beobachten gewohnt ist.
il) Ist die Kette in Zarskoe - Scio geölToek, utod verbindet man :faitr kl
. ^t. ^«lersburg die Enden de« Multiplicflor« mit der t<ei|MPi^ ^'^^
. der im Wasser befindlichen Kupferplaiie, so erhält man eine bestan-
dige, nur um einzelne Grade schwankende Ablenkung von 30*, in
^ ' dcni Sinne, dab die Kopferplatle positnr gegeä die LeitOD|; ist. : ' .
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»1
Aat der olilgeii Fomiel (I ) ksten Mk jedodi iut^
dier 6«iig«r allgenMÜie Soblfitse lUhen, sir z, M> nnHM
Cr
sich mehr derEUnbeit, je kleiner Z', oder d^ L^ha'*
eine constante Gröfse ist, je grdfser das iu <p entbalteoe
£ wird, oder je niber m dei* ent^MnteB Station eich die
NebeoflcMieiiung befindet Wendet man Matt der ITot
taneter .nrngnetiflehe GaWantomeCer mr Meesong an, so
verschwinden e und e\ und man erhöh:
' Da ferner, wenn die Batterie ane einer unr einl§er«
maüMn betrilcMieheD Ansaht von Elenentea bestebl, p
gegen E innner nur sehr klein se jn wird, so erhilt unoi^
1-^^^ 0")
Aus den obigen Versuchen haben wir gesehen, daCs
die .üiiertraffsne Kraft ▼erhttltniliniä£Big giMer wnsde,
sMrkere Baterien man anwandle. .Biese Ersdielnong, w«fi
sie constant ist und sich tiberall zeigt, kann niebt yon
zufälligen Umstcinden, z. B. von Verschiedenheiten der
Batterien, herrühren. Wie soll man sich aber diese That4
Sache aus den eben gegebenen Formdn erklären? da diese
•tgentlich gerade das €regentheil erwarten lieben. Es
bleibt» so sdieiat es, nichts anderes fibrig, ab anmnehn
uien, dafs die Polarisation der Leitungsdrähte, oder viel-
mehr die Gröfse pcp, mit der Stärke oder der elektro-
motorischen Kraft der Batterie mehr als verhältDifsmäfsig
annimmt« Bieie Annahme scheint aber in der Thal dorob
die Venudie an der Zarskoer Leitnng oberflSehlioh be#
sIStigt zu werden, bedarf aber wohl noch genauerer ün-
^^suchungeu, um sich bestimmt darüber auszusprechen.
18.
Die gemeinschaftlich von meinem Collegeu Lenz
und mir durcbgefOhrten Untersnchungen, welche alle Be-
dingungen umfafsten, die bei der ConsCruction der Elek-
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232
tfonuifoete oder MultipUcatoren zur Sprache konmen,
iNUteo za dem widitigaa iiiifl einiadieii Getelie geffilu^
dafs man f&r eine gegebeoe Batterie ood für ein gege-
benes Multipltcatorgestelle das Maximum der Wirkung
erhält, wenn der dieses Gestelle ausfüllende Draht einen
Widerstand besitzt, der gleich ist dem Widecstande der
Batterie -H dem der Zuleitungsdrilfate. Da nun zugleich
diese Untenaebongen geieifft hatten^ da& es hei der Knft
der Elektromagnete oder Maltiplicaforen nahezn mir a«f
die Anzahl der Windungen ankommt, und die Dicke des
Drahtes hierbei von keinem spccifischen Einflüsse ist, so
erhält man dadmxh ein Mittel, die Kraft oder die Empfind-
lichkeit dieser Apparate durch VennehiMg der Draht«
messe ond rsspectire VergrOlsening ihrer msentliehe^
Dimensionen so weit zu. steigern, als es andere eon-
structive Bedingungen gestatten. Ist nämlich der Lei-
tungswiderstand des Drahtes einmal gegeben, so verhak
ten sieb die Maxima nahezu wie die Quadratwurzeln ans
den, «B - den Mnltiplicatoren Terwendeten ^DrahtmaisA
IMeee Stttse sind von den Phjsikern flbendl benont weiw
den, theils da wo es sich um practische Constructionen
handelte, theils da wo blofs von theoretischen Untersu*
chungen die Kede war.
indessen leidet der obige, die Maiima der Wirkwig
anssptechende Salz einif^e Modificationen^ wenn sich so«
gleieh eine NebenscUielBUDg in der Kelt6 befindet Be*
halten wir die oben, §.17, gegebenen Bezeiehnungen
bei, mit der einzigen Modification, dafs man keine Vol-
tameter, sondern Mnltiplicatoren oder Elektromagnete an*
wcbde, so erhalten wir für die Stärke dss übertragenen
Ströns: .
C'— Er-hpf ™v
Ist die Masse des Drahtes =m, so erlialten wir,
wenn /' dessen Länge ist,/' = — , daher:
%
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233
Q'= (Er'hpif)m ■
<f{rm'i-L'm-i-r^)-hr{L'm-i-l'^) • : ' ■ >
Die Kraft des Multiplicators wird also seyn:
l'G' = K= {Er-^p<f)mV
7D(rm-f-L'iM-hr^)-hr(L'w-+-rM
Suchen wir für K das Maximum in Bezug auf /' auf, so
erhalten wir aus der Bedingungsgleichung:
dK
^'-^'-^{-^y (vii)
woraus sich ergiebt:
--=/' = i^'-+--^ (VIII)
d. h. um das Maximum zu erlangen, mufs der Wider-
sland des Drahtes gleich seyn dem Widerstande Z' (siehe
Diagramm, §. 17) + dem Widerstande des Zweigsystems,
das einerseits den Widersland r, andererseits den Wider-
stand y=iP+Z enthält.
19.
Da es schwer gewesen wäre, durch directe Beobach-
tungen alle die in der Formel Vtll vorkommenden Ele-
mente numerisch zu bestimmen, so hatte man sich bei
den hiesigen Anlagen begnügen müssen, die Umwicklung
der Elektromagnete oder der Multiplicatoren nach dem,
durch Uebung in diesen Dingen erlangten Tact einzu-
richten. Indessen mache ich auf eine practische Methode
aufmerksam, deren Durchführung ich mir für die Zukunft
vorbehalte, durch welche man aber, wie es scheint, denje-
nigen Widerstand des Multiplicators, welcher dem Maximo
entspricht, wenigstens annähernd wird erfahren können.
Man stelle nämlich an der entfernten Station eine, zu
Messungen der Stromesstärke eingerichtete Galvanome-
terbussole auf, bei der man den Leitungswiderstand des
Drahtes, den wir durch q bezeichnen wollen, genau kennt.
Ist nun aus der Construction der zeichengebeuden Appa-
rate die Form der Multiplicatoren u. s. w., oder die gröfst-
möglichste Drahtmasse m bekannt, die man zur Verwen-
334
dung bringen kanu, so erhält man diejenige Drabtlflnge
/, welche degi Widerstände ' und der Drahtmasse m
eni spricht, nSmiich: -
/teVe/rt (IX)
Ist nqn k die gemesseoe S6r0iiies8l8rke, so ist die
Kraft des Multiplicators :
kl=kVQm (X)
Hat mau nun in der KcUe andere Leitungswider-
stände q\ q'\ (>"' u. s. w., und mifst die correspoodi-
reodeo Stromeskrttfte i', k\ k*" u. s. w., so erhält man
eine Reihe von Werthen k'^ q' k**\/'Q" m u. s. wC;
unter welchen man leicht, «entweder darch graphische
Verzeichnung oder Rechnung zwei Gränzwcrthe wird auf-
finden können, zwischen denen das dem Maximo ent<
sprechende q liegen muds. Es versteht sich, dafs es Ieich|
ist, später diese Gränzen so weit zu verengen, ab der
Grad der gewünschten Genauigkeit erfordert Mit H&Ife
einer gewöhnlichen empfindlichen Bussole, bei der man
vorher das Gesetz der Ablenkung empirisch aufgesucht
bat , so wie mit Hülfe eines Vorrathes gemessener Lei^
tungswidcrstände und des Agometers, dürfte eine grofse
lalbX Ton Beobachtungen in kurzer Zeit angestellt weij-
den können, aus denen sich die 'Dimensionen des zum
zeicheugebenden Apparate zu verwendenden Drahtes leicht
berecbucn lassen«
I •
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235
• ^^^^^ •
III. Zum elektrischen Nehenstrom;
ion Knoßhenhauar. '
Als ich die Abnalimt det «lektrisdieo NebefistroiDS nK
der EntfeinuDg vom erregeudeii Hauptdrahte von deui-
seiben Gesetze abhängig gefunden hatte, nach weicbem
die Quantität der gebundenen Elcktricität beaUnunt wird^
spradi ftch di<i Aniicbt aa«, d«Cs beide Hei^Qge, die EDt-
alefauDg der geboadeDett £WktriciUlt «owobl, ab de» Ne*
benstroms, aaf glelobd Welse erklärt Verden mOfiteo.
Gegen diese Ansicht können aber, so viel ich sehe, noch
zwei Bedenken erhoben virerden; denn zuerst läfst es sich
in Zweifel »eben, ob das Gesetz über die ß^bondefie
ElektrieitJlt, welches bei* zwei Ku^Ja gefandeo wordeo
ist» aosh attf swei neben eimoider gespannte Drihte, wn
die Längendimensionen vorwalten, unmittelbar fibertra-
gen werden dürfe, und zweitens fragt sich, wie weit man
Oberhaupt von freier £UkiriGität auf dem Schliefsungs-
drabte der Batterie »t reden befugt sey, da.bier dev
Strom daa Innere dea Drabia dorchdriiigt» wabread dia
freie Elekiricttat soost nor an der Oberfläche haftet*
Ueber diese beiden Punkte hoffe ich durch die nächste*
benden Versuche einige nähere Auskunft zu geben«
Dais der Scbiiefsun^draht einer Batterie bei ihrer
Eatladnng nicht gsoz der freiett Elaktrieiiät ennangall;
kann man adioti aua dar bekannlett Thatsache lolgam,
dafs der Strom von der Leitung auf einen anders ihm
genäherten Draht überspringt, wenn dieser auf kürzerem
Wegewr Aufsenacite der Batterie überführt. Noch deut-
licher wird diefs, wenn .man van dam Schlieisungsdrahta
aiaen andant Draht saitmikla abgehen, und in aina Spüta
endigen lilst^ «etat aum dieaer aiM Harzplatte gegettr
über oder in geringem Abstände die Kugel eines Elek-
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tromelers, so teigt sich ioi enteren Falle eine elektri-
sche Figur, im anderen wird das I^eklrometer mit der-
jenigen Eleklricität geladen, welche sich auf der Innen-
seite der Batterie befindet. (Ich bemerke dabei, dafs bei
allen Verbuchen die AuÜBenseite meiner Batterie mit dem
Erdboden in einer gut leitenden Verbindung stand» in-
dem ein, fast eine Linie starker Eiseodraht Iiis in xias
an meiner )etzigen Wohnung vorbeifliefsende Wasser
führt.) Am stärksten tritt die freie Elektricität auf dem
seitwärts abgehenden Drahte hervor, wenn hinter dei»-
selben, d« k. nack der ftuCBeren Belegung zu, der Scklie-
feungsbogen mit einer Wasserrillire unterbrochen ist; hier
wird die freie Elektricität selbst bei ganz schwadien La-
dungen der Batterie bedeutend, während sie hinter der
Wasserröhre fehlt. — Ich benutzte nun zunächst diese
freie Eiektricitit, nm durch sie auf einem anderen Drahte
gebundene su- erzeogen, und ihre Stttrke bei wechseln-
den AbstSnden aus der StSrke der frei gewordenen zu
messen. Zu diesem Behufe spanute ich die beiden 19'
langen Kupferdrähte II (AnnaL, Bd. 64, S. 75) in den
frtther beschriebenen Gestellen isolirt aus, und liefs durch
de« einen die Entladung der Batterie von vier Flaschen
hindurchgehen; hinter diesem gespannten Drahte brachte
ich, nm recht sicher zu gehen, zwei sich auf einander
folgende Wasserrohren an, die eine von 6^ Zoll Länge
(gemessen zwischen den Spitzen der in die Röhre hin«
eingehenden Drähte) und von 3^ Lin. inneren Durch-
messer^ die andere IO4 Zoll lang und 2 Lin. im Lieh*
fttn weit. Femer ftthrte ich von dem Nebendrahte aus
seinem oberen, mit Quecksilber gefüllten Napfe einen
isolirten Draht zu einer gleichfalls isolirteu feinen Näh-
nadel, die mit der freien Spitze nach unten in einer Glas-
röhre eingekittet vrar, in welcher sich zw Verbindung
Qaeeksilber befand. Diese Spitse «war vemteilbar, toid
wurde in eine passende Eatfsmting von der tafsem Km*
gel der Cuuiomb^schen Drehwage gebracht, die gerade
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237
Aem-M TOiig^icbtet war, wie ioli nit ihr ineiue früheren
Versuche gemacht halte (Bd. 56, S. 47 ). Der untere
Napf des Nebendrahts blieb frei oder isQÜrt. Die Spitze
strömte bei positiver Ladung der Batterie positive £lek^
tficitüt alle, und ich beobachtete» jnde«i der. AhataDd 4er
fcapaimteii Drihte im Liebten genomnien ziravet 3 Lio.
oder IJ, dann 12 Lin. oder 4d betrug, folgende Ab^
lenkungswinkel x an der Coulonib'schen Dreh wage:
Id. 29» , 29 , 29^ , 28^ , 29 , 29| , 28 , 28^ ; Mittel x=2S' 4^
Ad. 20° , 21^ . 20i , 20^ , 20i .20 , 21 , 19^ ; Mlitel ^=20» 26'.
Berechnet man die Gröfse b für die ausgeströmte Elek-
tricität nach den» Bd. 58, S.,42 und 43, mitgetbeilt^n
Foruielii ao8:_ ... , , .
^dHo it eine CoDstaote bezeichnet ^ so «rb^lt omr aiik
beiden Angaben:
eine Gröfse, welche mit dem am angefahrten Orte, S. 214,
gefundenen Mittelwerthe von /ö^^ = 0,84964 — 1 voll-
kommen übereinstimmt. — Dieser Versuch blieb indefs
mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. War die
Spitze so eingestellt, dafs bei dzszX ein passender Win-
kel für '.erfolgte, so wollte sie oft bei J=s4 die Elek-
tricität nicht mehr ansstrOmen lassen; wurde sie dage-
gen zuerst für d=.\ eingestellt, so war die Elektricilät
für d=\ zu jgrofs, und die Angaben der Drehwage fie-
len eben so, wie es sich frtiber gezeigt hatte, zu klein
ans. Um diesen Uebelstand zu entCemen, hatte ich zu-
nächst die innere Kogel der 'Drehwage mit einer' Mes-
singkagel von 4 Lin. Durchmesser vertanseht, und die
äufsere mit einer von 15 Lin. Durchmesser, die, oben
eingebogen, die Spitze in dieser Versenkung aufnahm.
Da aber auch diefs noch zu keinen fiberall sicheren Re-
sultaten fOhrte, so änderte ich die Ladungen der Batte-
rie bei den wechselnden Abstanden der Drähte, und
stellte die Kugeln des üenlej^'schen Ausladers jedesmal
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238
in eine solche Entfernung von einander, dafs die Dreli«
wage immer nabe denselben Winkel gab. Durch dieses
Verfahren erreichte ich endlicb Dicht nur die verlaogte
Sieberbeit in den Beobaehtoof^en, Bondern ieh konnfe
auch noeb dem Bedenken begegnen, dafe vielleioht bei
weehseTnder Stärke der Elektricität die Spitze nicht mit
711 derselben proportionalen Kraft ausströme. Die La-
dung der Batterie bestimmte ich das eine iVlal nur nach
den Umdrebongen der Scheibe, das andere Mai zugleich
nach dieisen und hinterher mit der Lane^ehen Flasche,
indem ich die Batterie über die Kugeln des Ausladers
allein entlud. Bei den Versuchen nämlich konnte die
Lane'sche Flasche nicht unmittelbar angewandt werden,
weil sich auf der Aufscnseite der Batterie keine freie
EiekUridtSt ansammeln durfte, die, auf den gespannten
Draht flbergehend, den Draht des Nebenstroms aCßdrt
bitte. Die Beobachtungen ergeben:
»
Erster Versuch.
Unidr. jc Umdr. .r.
u . 6s ' 361 1 7|
V 'I vWa 6 i 38 M. jll'O 1 . i- - 8J
<! Afi I 'ITO OOf ^
35
36
36 fKK
35 ,
.Mitid 6,08 1 37" 33' Miuel 7.951 35« 12'
" \ - Hieraus nach b^^. -itJ/\ f /« ^iang ^) , worin £/
-vm|/ i m?!'» JfMi '»•'f;>r<l'i'fi/!K" '•'A''»' '2if "t" 51/ » .
die Anzahl der Umdrehungen der Scheibe bezeichnet:
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t
9tD
7'
•iwdß 73
-ni 7|
a29
33
7J
32i ^ l(„ü Iii
IfKt Ol
ib .
•
- .«"'^»»
34i»
33^
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3.)
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^Xi»..^ Mitu 31,4
34iiRl <
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34^
33
34i
35
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46
46'.
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' V. ^ i-rA.M
y*l»t}ili ■ ■■■{•fl 331 ■'' '
" ,Tf( ^ Mli,. l6,98 |~33" 42'
Setzt man 22.2 L. F. = 7,69 C/, so ist 31,4 L. F. = 10 88 U
«iiid 46,6 L. F.S2 16,14 demnach hn Mittd A^t'^^l
^t^,mi ^ dzi^i üd± ia^jd^ uia h^aä^ 1/4 u 56
liiemit ei^alPW'S^ deiC Stehenden Formel: '
aus ^=1 «nd ^=4 'Wo^ 5 = 0,85784 - 1 , " *
•'"^»•^ ' aus d=\ lind rf=9 : /o^^ 6 = 0.85360 - 1 , '
aus rf=4 uod rf=9 : /> = 0,84936 — I , * >» j- , .
Da auch dieie Werthe von Jagä mit dem' llrQher j^fun-
denen' neehl gut ttbertinatkniiieD, 8o 'dUifen wir^danui
eielwr den*SoliIiii8 «ielien, diiCs die Quantität der geborr-
denen Elektridtät auch bei zwei gespannten Drähten dem-
selben Gesetze folgt, welches bei zwei Kugeln stattfin-
de!«. £oaiil wäre der eine Puoki voiklindig erledigt.
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24Ü
Was den andern Punkt betrifft, die Anwesenheit
der freien Elektricilöt .^uf dem Schliefsungsdrahte, so leh-
ren eben diese Versuche, dafs auf der Leitung vor den
Wiuerrdbrett freie £lek(ricitfit forbaDdea ist, die die
beobachteten Wirkongea herrorbriogf, dafs diese aber
hinter den WasserrObren fehlt, weil die WIrkaogen aas-
bleiben, wenn man jene vor dem gespannten Drahte ein-
schaltet. Es durchströmt indefs die Ladung der Batte-
rie den ^nzen Schliefsongßdraht, scy es auch hier iu
einem so laugen Zeiträume, dais sich kein Ni^benstrom
mit dem Lufttbermometer aulfinden lAist; wir werden
demnach gezwungen seyn, die freie ElektricitSt, die nur
auf einem Theile der Leitung vorhanden ist, von der
Ton der Innenseite der Batterie zur AuOsenseite, also
die ganze Leitung hindurchströmenden zu untersdieiden,
und wollen, um sie beide kflrzer zu bezeidinen, jene
den flufsem, diese den innern Strom nennen. Ueber-
diefs ist auch die Richtung dieser beiden Ströme jeden-
falls ungleich; der innere Strom geht von der inneren
Belegung der Batterie zur dufseren über, der äufsere da-
gegen kann nur an der Wasserrohre, als dem Hinder-
nisse in der Leitung, zuerst auftreten, mufs sidi Ton hier
aus rOckwftrts zur Innenseite der Batterie verpflanzen,
und hinterher erst, wenn der innere Strom abgelaufen
ist, sich gleichfalls nach dem Erdboden begeben; er bat
also eine doppelte Richtung, gietrennt der Z^it nach.
Ueber das Verhalten des inneren Stroms haben uns die
bisherigen Beobachtungen mit dem Luftthennometer viel-
fachen Aufscblofs gegeben ; das Verhalten des äufseren
läfst sich schwerer ermitteln, und ich habe ihn bisher
nur durch die elektrischen Figuren einigermaÜBen verfol-
gen können, da diese nicht überall ein umfanendea Ur-
llwil gestatten. Ich würde deehaUi Bedenkeir tragen' diese
meine Beobachtingen vollstiodiger darzulegen, wein aiMt
mehrere von diesen Figuren schon an und für sich ei-
nen so schönen Anblick gewährten, dafs es sich wohl
der
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S4I
der MOhe lohnte sie in ihren manuichlaltif^eD Gesfalleo
darzustellen und die Umstände kennen zu lernen, unter
welchen sich die prächtigsten von ihnen zeigen. Zur
Darstellung dieser Figpiren habe kh^niich eines riindeB
Blechtellen von 64 ZoliJDurdiiBesser bedient, 4ler mä
einer dOnnen Schellaoksebiohl angelAlU ist; er lag a«f
einem isolirten Gestelle, ward vor jeder Beobachtung
über eine Spirituslampe zur Entfernung der auf ihm etwa
zurückgebliebenen Elektricität gehalten, und konnte nach
Umtftoden mit den Erdbodcm oder mit dem Nebendmbt
in kitende Veribiodtuig geeetKt werdenu Die aumtrO^
mende Spitze bildete ein^ elarke NSbnadel, die balb :in
einer mit Quecksilber gefüllten Glasröhre eingekittet war,
und isolirt nur mit der Last der Röhre, also jedesmal
gletchmftiai^ auf der Harzplatte aufstand. Von dem Queck-
silber gingen die die £lektrici|j|t xolabrendeii Dribte nae.
Die Spitse strOmt In den meisten Fitten positive und
negative Elektricität zn gleicher Zeit aus, von denen )ene
die Strahlen bildet. Ist nämlich die positive Elektricität
noch in den Strahlen siebtbar, so bildet die Figur, wenn
sie mit Scbwefelblumen überstreut wird, zuerst einen
inefar oder weniger von Scbwefei freien Kreis, darqm ,
liegt ein Ring von kürzeren oder längeren Sfriiblen, die
mit wenigen Ausnahmen, wo sie sperrig oder büschel-
weise stehen, sämmtlich als verlängerte Radien aus dem
Kreise hervortreten, und bald, wenn sie sehr dicht, flach
und lang,: oder aueb .wieder, wenn sie sebr vereinaek
und hnn sind, nur als gerade Stritibe ersebefnen« dage-
gen wo sie zwsr aocJb zaUreicb, aber besondere kriftig
hervortreten, mebr oder weniger nach den Seiten aus-
fahrende Aeste erhalten. Werden diese Figuren mit Men-
nige bestreut» so habe ich es niemals zu irgend einer
scbarfen und zuverlässig Beiobacbtung bringen kAnnen;
man eskewit aucb bier nur mit Sicbetbeit den matt he^
vortretenden Strablenring. Ich werde daber von flescti
Figuren allein den Durchmesser ^ des inneren Kreises
^oggoaAurO*» AmuO. Bd.LXYI. 16
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242
m6 ded Durdiisemr tS' dM StralileDbftti^es dogeben.
Dämlich ^ie weit die äufserstcn Spitzen der diametral
sich gegeu überstehenden Strahlen von einander entfernt
eind; Wenn dagegen die Strahlen in* «iiier Figur feh-
Im Q&d fUeae das Votbandeniej^ der ^negadven Elefe-
tarieitit' allein angiebt, 00 iiiidet niaii,*wetan'iifaii sie mit
Mennige bestreut, erst ein dentlidies Centrum, dann ei-
nen ziemlich feinen Kreis, darum einen dicht mit Men-
nige bedeckten, mehr oder weniger breiten Bing, und
dhiviii'' wieder eine freie Zone. Streut - naii- Jetzl: Sohwe*
felUaaiea darauf 80 bedtbken diM «la' wenig das Cefl*
«mib «nd 'daon eiiBt glelehfdmitg die Harzplatte binter
der freien Zone. Ich werde den Durchmesser des inne-
ren Kreises mit yi, des Ringes mit B und der Zone mit
C bezeichnen, jedesmal den äüfoersten Umlang dersel-
h$A «migebeiiMi« Die Beobaeblniigen wordett" freaigstens
Mal aogesMil, and' ans den Metaangen diia. Mittel
geBomwett. -fiel alle» beetund die BAtferle iiiii*'^er Ffo"
schen, und wurde abwechselnd mit positiver und nega-
tiver Elektricilät geladen; der Strom ging zuerst über
416' Kugeln des ikuiey sehen Ausladers, die etwa 4 Li-
nien von einander standen, and trat in den tint^Mn Napf
des einen ausgespannten' Drabts von 19^; der als Haupt-
draht aufgeführt werden soll; von hier a6s ging er ent-
weder durch diesen Draht zur Aufscuseite der Batterie,
indem er hinterher Iheiis durch die beiden Wasserröh-
k'en gebemBit wurde, theiis frei durch einen* beiläufige €f
h&gen» 4 Linie staiken Kupferdr^bl ^«liief/ od0r er ver-
folgte diesen '^c^g unmittelbar vom * nnlemi 'Mapfie ans,
wo dann der Hauptdraht nur einen längeren Ausläufer
vom Schliefsungsbogen darstellte. In 3 Lin. Entfernung
vom Uaupdraht war der ebenfalls 19' lange Mebendraht
«ttag^ttpannt) -auf welchem eieh *der Nebenatroni erzäi^tt
Z»r Abbünuing will ich dcn>'obei»d ünd -iMeren Napf
tfos Kebiftfdrabta'mit 0( und £/«.beieiofanen, 'und P. ikn/.,
P,m. E,, P. m, O., P, m, K , 0. m. E.^ U, m. E, sol-
.:./»••' ....
I
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^43
len angeben: dBÜ^ iit/ lOkiSlMl^^^^ iAilH
mit der Erde, mit dem obereu oder unteren Napf in
leitende Verbindung gesetzt war, eben so dafs diese
JSäpfe zur Erde aJiititend verbundeo wären. Die Beob-
achtungen, in denen, jiiflt ZBlüeii'*da8']llaaiiB, od PaikeiLI-
wkm angcftton» fiod ifel^en^cMi: -rx ;\ v .A .m\
I. Der Schliefsungsdraht der iBatterie geht nicht durch
• den Haniptdraht, ,entl^(«bMr. di« WaieerrMiren;
dve aofistrdmende Spitze etf ht mit f3?|n p|?jereD.If a|(f
des Hauptdr^ts. -Y.^rf)indiiug. i r \ ..\ . \
1) Positive Ladung der Batterie.
P. isoL A 10 iS'Sä; d6r%^fei^<Kk^^'^tön ToUkommen
rund; Strahlen flach und geradlinig."'' • • *• • 'i''
JP. m. E. A21i^ ^5 41^; der innere Kreis noch seltener
rund; auch in den Strahlen bisweilen leere Fitere.
2) Negative Ladung der Batterie.
P. m. E, A\2 B \b. C 20; recht deutliche iiegati,ve
Figur.
P. iSoL B 9; äfanlicbi «fteri i^n^^n^id^.^. , „i,| /(
IL Schliefsui^^^aht wie in No. I, mit Ausschlufs der
'Wasserröbren; Spitze mit dem oberen Napf des
*^tei$iawlii^'vöibttiidtti:^ '
T) Positive Liffairg'iie^^aMeHe. -^^
P. iW. i5 17i; schöner Ring. ,
Strahlen.
2) Negative Ladung der B,»t.^er.iep
P.m.£. A9 B la^^iKieia beMubt^ :&ahlto w^tlttafi|,
sperrig, ungleich. .-..I «'V .*\ .-^a >V
P. Mi jiib'JB'^ ; %i$Aig#Oftuie , ungleiihe-Stilihkn/\
16*
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m
1) PosUive LftdQBg der Bakterie*
a) Spitze mit dem «bereu Napf des Nebend^'abu verbimdeii.
P, isol. A b 19?; schöner Ring.
jP. m. £ ^ 15 35; innei^r ICittis oft niehl ToUkiMi*
m^n rand, und bestlobt bis apf ein freies Centrum.
. »• I »r : I • . • >•} -i • •. . . . • * *■ .
P. isöl A 4 J9 144 ; sieliOner l^lng mit kraftfgen Strahlen.
P, m. E, yi\liB29f innerer Kreis bestäubt bis auf
das Centrum.
2) ?ifga^jlTe.I*M«A^ der pst^erie.
«) SpSiac mit dem. «Iwfir.llipf .d«9 Ifcboidfahlt w^^mnäßt^ .
IKm. E. A9 B 12^ C nicht scharf; deutliche negative
Figur.
P.UoL B i; äbnücfa, aber undeutlich.
b ) Spitze mit dem unteren Napf des Nebendrabu verbanden.
P.m,E, AS B \ l C nicht scharf; negative Figur.
IV. Schliefsonj^dräht n^ie in I^. IL •
.1) Positive LadiiBg der Batterie.
a) Spitze roit dem oberen Napf des Nebendrabts veribunden.
P.isol. A6 B \l; kurze kräftige Strahlen.
P. m, E. JIO. Si(3i; schtoec .Binfi mit luraftigen
Strahlen.
P. fypL — K m. R AI Ä 12.
P,m,B, ^ ZK m, £, ' A S B IS; etwas matter Ring.
b) SpStM mit dem vnterai Napf det Nebendrabta vcfbanden.
P. isol. Ab B Si; wenige gerade , starke Strahlen.
jP. m. Er A%.B 20; schöner Ring. .
P, isol. ^ O, m, E, ASBlb,
P.9ä.'Ei'^ iO^^E, ii^.l5; tftmsoBtterBiDg.
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245
t) tregatW« Laduog der Batterie. • - ■ '
a) Spiise mit dem oberen Napf de* Nebcadreliu mtknUäm*
P.m. E. AI B 104; Kreis besMubt; Strahlen verein-
zelt, sperrig, sehr ungleich.
P. isol. A 3; Spuren weniger Strahlen.
P, m. E. ^ U. m. E, .^6; Spuren, yop ßtraU^
P. isal. — U.m.E. Nichts.
b) Spitze mh dem unteren Napf des Nebeddrahts 'irerbaadcn.
P.m.K A6i B9i Kreis bestftabt; SUttUeH ^min-
zeit, sperrig, sehr ungleich. ,
Von den vorstehenden Figuren gehören offenbar die
unter l und III, eben so die unter II und IV zu ein-
ander, da die ersteren durch die freie Elektricalüt auf
dem Hauptdrahte unmittelbar erzeugt fferden, die mdt-»
reo durch die Eiehtricitäl, .welche vpq der luif dem Ne^
bendrahte gehimdeoen- fkei- wirdi oder vielmehr, in II
und IV durch die eigenthümliche Wirkung des inneren
Stroms auf den Hauptdraht. Denn nur wenn die Lei-
tung durch die Wasserröhren erschwert und dadurch die
Kraft des inneren Stroms gebrochen ist, zeigt der Haiipt^
draht ond Nebendraht vorherrschend diejenige £lektrid-
tXt, mit welcher die Batterie geladen wird; wenn dage-
gen der innere Strom Geltung erlangt, so tritt auch die
eulgegengeselzte Elektricität hervor, wenngleich in so
schwachem Grade, dafs die Strahlen der mit negativer
Ladung dargestellten Figuren o'ur vereinzelt und sperrig,
d. h. büschelweise, am Rande des Kreises- von unglei-
cher Länge hervortreten. Es möchte desMb wohl ein
Gegenstand der Erwägung seyn, ob nicht die erregende
Wirkung des inneren Stroms auf den Hauptdraht eine
andere ist, als die, welche von dem äufseren Strom aus-
geht. Die Riehtang des Stroms euf dem Haaptdrahte
giebt sich offenbar als eine vor- and rOckwSrtsgiAnide
kund, die wahrscheinlich nach beiden Seiten uieht mlf
ganz gleicher Schnelligkeit erfolgt, denn einmal übt der
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m
NebendnJit.49<>ll«Ueik>EMeB.^«lei«kfi.«Wirto aus,
dann hat er aber wieder am uDtereu Bode eioe etwas
geriogere Kraft. . •
y. Der Leitungsdraht der Batterie schliefst den Haupt-
draht ohne die WasseitÖhren in sich ; die Spitze
iftHllt ittit dein Nebieindi^ht in Verbindung.
• . ' . . . . •
, 1) Pofitiye Ladung der Batterie.
•flioi»^S|ilritl«[iib deoat'Cib«ie»>Napl 4ei NelModrahto vcrbupden«
P.isoL Nichts.
jPUnf/£ »1^5* Bili) schöner Ring mit kräftigen Strahlen.
Pi isoL U.m,E, Ab B6; wenige kurze, dicke
*' Strählen. ' "■ ' •
Pjm: E. U. m. E. Nichts.
P.ini'iöi i'itf 5?- bestlubtei' Kreis* mit schwachem Stricb
huiüfcogen, ! woran in eiiAgen Steilen Spuren "von Strahlen.
■ 1 P^' Q^M^rca Napf lies. Nebeodrabu vtrhuiideii.
P. is.ql, A G B 11; Bing mit kräftigen Strahl.en.
P. m,E. Ali) B2i; sehr schöner Ring.
P.. isol. ,0^u^. JE, Ai ß^ 't. Strablea km:z, aber ver-
Piip^iß,. 'r^,.Q>pi,£i , A6 ß 18;- eti^iras matte Strahlen,
jp^ iil^.a 4.ei,.J9 17;,, schöner,. kräftiger Bing.
' \ ^) Negative Ladnag der Batterie.
I vlit) Sfpls^ m^^4^ ohertp Napf d«$ I^kbendnW« v«fl»tiiidtfi.
üiWU/ll.'^NiaiS.'.
PlnK -R'* NicfaHt oder kleiner bestinbCer fleclu
Pi isoL V^ m, Ei Ali ^ 11;. Ring mit verästelten
-^Strahleiic i. . i.
Si m, E, .fTt* .£/. m« E. • A.l'-. ßX^^\ iSlraUeu uemlich
P^mtü. .A%. B ISiv sdMner Alug aiitaiMreisben wer-
i'istskan.Stnehleii. ..
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SI47
P. isoL Ein Paar verworrene Striche.
P. m. E, 6; am, Kreise eioz^lqe «perrigp, lu^leiche
Strahlen.
P. isoL O, m. E, Ab\ Spiireo tod Strahlen.
P.m. E. ^ 0.m.E. ^6; Krtis besttubt, dmnm cinif;«
•ebr kltine Stnüilen. *
P^ m, O, AZ\ Spuren voo Strahlen. . ' . •
• VI. Leitungsdraht wie No. V, mit Einschlufs der Was-
serröbreo; die Spitze st^ht mit, deot Net^ei^^rahte ia
Verbindttiig.
1) Positive Ladung der Batterie.
a) Spitze mit dem oberen Napf des Nebeodraku Terbunderi.
P.m. E. ' kW
frei; Strahlen dicht.
P,mȟ. A B 1^; wenige kurze Strahlen.
'Bei P. isol. — U, m. E, und P. m, E, — U. m. E,
sprln°;t der Funke auf delt^ tf^ti^Ddrabt^flSb^.^^i^^M^'
die Figuren eigentlich unter Wo. fV fallen. Man b'elrommf:
P, isol. — U. m. E. ^ 8t 19; sehr schöner Ring mit
starken Strahlen.
P. m. E. U. m. E. AI B \9; ebenfalls sehr schö-
* ner Ring.
b) Spijlse nul dem unlKren Napf des NehnafiiKahls veibwiden. j ,. ^
i'. isoL B l&f#tarke Sirablao«
JP. m. £ udf 13^ i3 31 ; iooeiser HniB giNr5bBl&cb:lii«bt.
rund, bestäubt und nur in der Mitte frei.
P. rn. O. 67 ^ 8; wenige kurze Strahlen. ,
P. isol. — O. m, E. AlO B 19; schöner Ring» , . «
P. m.E. 0.m.jE. AS B 23; deaflIiekhMi.
Iq den bflideD letzten Ftikn afffioc;!^^
Qbet. •
T B 32\ Kreis bestäubt. Qur in der Mitte
I r . Ii 1- w inißlA n'JltH 1 floiTwIiiflr; tu si?/
248
Spilse mit dem oberen Napf des Nebendrabu Tcrbonden.
P. m.B. Ali Bl^ C 17; deutliche negaÜTe Figor.
P.isoi. ßi CQ; uDdeullich.
. •
. : Dm ibrigcli Fignreit Ua$m sieb scholl nach diesen
ADgabeD aas den Ergebnissen mit posktrer Ladung ent-
nehmen. — Die Torstehendei) Tbatsachen mrd uiau am
leichtesten auffassen, wenn man von No. VI ausgeht, wo
der Hauptdraht nur durch den äufseren Strom wirkt, und
▼ön einem ▼dllkommen gescbwttcbten inneren Strom durch-
flössen wird. Jeher Ulist auf dem Nebendrafate die ihm
gleiche Eletoidtlt aultreten» und da sie ans beiden
Enden gletchmäfsig heraustreibt, so mufs mau ihm wie-
derum eine doppelte Richtung beilegen. Ist die Platte
isolirt, so sind die Wirkungen schwächer, als wenn man
die Verbindung mit dem Erdboden herstellt» indem jetzig
wie es in ahnlichen Fällen stattfindet, die Spitze mit
grOfserer Leichtigkeit ansstrOmt Wo die beiden Enden
des Nebendrahts sich auf der Platte entgegenwirken, ver-
schwinden die Erscheinungen, wie natürlich, fast gänz-
lich. Bei No, V haben wir auf dem Haupldrahte einen
kraftigen inneren Strom mit einer festen Richtung; die-
ser wirkt auf den Nebendrabt so ein, daCs er die ihm.
entgegengesetzte Elektricitat zwar vorherrschend, doch,
wie bei No. II und IV, nicht allein aus dem oberen
Ende, die ihm gleiche eben so aus dem unteren heraus-
treibt. Zu gleicher Zeit kann aber auch der äufsere
Strom nicht gpins fehlen, nnd da dieser ans beiden- En*
den die« üm gleiche Ekktridtat beraosfährt, so giebt der
obere Napf bei positiver Ladung der Batterie positive
und negative Elektricität zugleich, der untere dagegen
vorherrschend positive; eben so bei negativer Ladung
der obere Dsgatffe und positive Elektricitat zngleieh, der
onlepe mbetrMaheod nur negative, der aber, wie die
Figuren zeigen, immer noch gerade so viele positive bei-
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gemischt ist, dafe Sparen von Strahlen auftreten, die, wie
in No. II und IV, die negative Figor nicht za ihrer Vollen*
dung kommen lassen. Mit diesen Daten ^ird man sich
leicht durch die Beobachtungen hindurchiinden. Dafs
übrigens bei einer Figur, die selbst kräftige Strahlen zeigt,
die ausströmende Spitze mehr negative als positive Eiek-
tricitSt bergeben kann, lehrte eine Beobachtung mit der
GonIomb*8chen Drehwagc, der die Spitze bei negativer
Ladung der Batterie gegenüberstand, während das untere
Ende des Nebendrahts mit dem Erdboden in leitender
Verbindung war; dieser. Fall entspricht unter No. V dec
Figur % B) UoL ^ ü.m. wo die Drehwage mit
negativer Elektijcität geladen wurde.
Fassen wir die Resultate aus den vorstehenden Beob-
achtungen zusammen, so ergiebt sich erstens, dafs auch
bei parallel gespannten Drähten die Quantität der ge-
bundenen Elektricität von derselben Formel abbüngt, wie
bei zwei Kugeln, und zweitens, daüs man den inneren
Strom der Batterie nicht unmittelbar als freie Elektrici-
tät ansehen und daraus seine Wirkung erklären dürfe.
Wenn derselbe indefs einen inneren Nebenstrom erzeugt,
dessen Stärke bei wechselnden Abständen der Drähte un-
ter demselben Gesetze steht, wie der IMiiaere JKebenstrom,
der von freier Elektricitftt hervorgemfen wird, so steht
wohl zu erwarten, dafs wir, wenn uns die Entstehung^
weise der gebundenen Elektricität bekannt seyn wird,
auch die Entstehungsweise des inneren oder eigentlichen
elektrischen Nebenstroms nach denselben Principien wer-
den erklären können.
Menningen, im Jiili 1845.
250
«icid . j, c^' tv^ tt T\^ 5ii> u')i(ib Jod.
. . mente auf nie. Siednitze" '1; . ,
Dritte AbhandfuDg.
, • • •
. In der in der Uebersehrift genannten Abfaandlang fio-
den sich S. 402 folgende mich beircffende Stellen:
»Vor Kurzem ist Bogen 1 bis 18 von Löwig s
Chemie der organischen Verbindungen erschienen; der-
sdbe theilt, nachdem ihm meine Schrift bekannt wurde»
HaehtriigHcb noch einige Andchtfen fiber die Siedhitse der
Verbindungen mit.« »toNamm xa ieigen sagt derselbe
sonderbarerweise in seiner Vori ede, »»»dafs sich auch ohne
die Sehr öd er'schen Componenten die Siedhitze der
organischen Verbindungen bestimmen lasse, habe ich die
§. 140 mitgetheilten Berechnungen angestellt.*«*
• • »Ldwig hat in dem Bogen, in weichein er eigent*
lieh von den Siedpunkten spricht, §.55, Si 69 bis 90
seiner Schrift, welche nach einer Angabe desselben in
der Vorrede bereits gedruckt waren, ehe ihm meine
Schrift ^) zn Gesicht gekommen ist, nichts gesägt von dem
' Emflufs der Elemente anf die Siedhitse; aachher erst
Ittid er sieh Tcranlafst in §§. 138 bis 144 eine Ergänzung
zvL dem in §. 55 Mitgetheilten nach dem in der Vorrede
angegebenen sonderbaren Grunde zu geben. Hier spricht
er von dem Eintluis der Elemente auf die Siedhitzc.
Hr. Schröder legt besonderen Nachdruck darauf,
deCs ich erst, nachdem mir seine Schrift zugekommen,
1) S. Atomleo, Bd. 64, S. 367.
2) Die Siedhitze der chemiscben Verbiodungeo etc. MannliciiD bei
BasserinaDD, 1844.
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231
T0tt.4eA £iiiiwle' der Elameifte aiif die Siedinlze sprof
ehe, ond giebt sehr deutlich zu TentebeD, dafs ich vor«
her von einem solchen Einflufs keine Ahnung gehabt;
erst durch dieselbe «ey ich der Sache auf die Spur ^
hmamtUt und habe nun die angeführtea BeredumDgett
▼orgenommen.
' Nun sage 62 meieer organischen Chemie:
»Die Flüchtigkeit und Nichtfliiehiigkeil einer organischea
Verbindung wird bedingt: • ..•
1) </(<rcÄ Elementarzuseunmensetzung ,
' 2) .durch die Anzahl und Verdichtung der eiiifachea^
Afome, mkhe in äenekemüeken^ F^indung »or^
kpmmm^ ünd-
^) dfo^oh die Ordnung , fPfikher^ die Verbindung
gehört.
Bei den« meialeu organischen VerbinduogßO; fehlen ge«
Baue: Abgaben über den Siedpunkt; eben so: sind die
richtigen Ateoigewlchtie, ,die Verbindinigs- und Verdiißh-
tangRverbaltnisse der Besfandcheile im gasförmigen 2a«
Stande vieler organischer Verbiiukuii^en noch gänzlich un-
bekannt. Da aber diese Verhältnisse auf die Flüchtig-
keit der organi&chjeu Verbindungen den wesentlichsten
Einflufs. ausüben., SO läfst sich, so lange, dieselben niebi
auf dbs. SfibArbtQ bestimmt sind» etwas Allgemeines über
den Antheil, den die näheren und entfernteren Bestand-«
theile auf die Flüchtigkeit einer organischen Verbindung
haben, nur annäherungsweise augeben. Jedoch liegen
Beobachtungen vor, welche auf Gesem^isigkeit in .ge-
nannter Beziehung scbliofoeo lassen«. .
. Femer §,,W: • .
»Die FiiichtigKeit einer organischen Verbrndung wird
hauptsächlich durch den Wasserstoff bedingt
Auch der Stickstoff trägt bis zu einem gewissen Grade
zur Flüchtigkeit bei Wie der Wasserstoff die
Flttohtiglueit erhobt, TerminderC der £b^ifts/ci/Sr dieselbe.
Je mahn dto Kobtenatofibtome in .einer VeAindnng» .so*
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262
wohi iu absolutem als relativem Verhältnifs, zuDehmen,
desto vollständiger geheu dieselben iu den nicht flüchti-
gen Zustand über. Auch der Sauerstoff vmundtri bis
auf eilien gewwsen Grad (ohne Zw&M wagen der Oni-
densatioB, welche bei seiner Verbindung etattfindet, §. 140)
die Flüchtigkeit der orgauischen Verbiudungen.«
Es folgen nun die Beobachtungen von Kopp,
Schiel, Ri eck her. In den Paragraphen 58 bis 62
spreche ich von dem fiinflufs, den die näheren Bestand-
theile auf den l^dpnnkt einer Yerbindnng höherer Ord-
nang ausüben, und dennoch behauptet Hr. Schräder,
iu all den citirten Paragraphen stehe nichts von einem
solchen Einflüsse. Nun habe ich keine bestimmten Wer-
th« angegeben, weil die zahlreichen Berechnungen, wel-
che ich ▼orgenommen, mich noch zu keinen bestimmten
Resultaten geföhrt hatten, und auch später würde ich
' die Berechnungen nicht mitget heilt haben, wenn es nicht
Pflicht gewesen veäre, sich gegen die gränzenlosen Will-
kührlichkeiten des Hrn. Schröder auszusprechen. Hierin
liegt die einfache Lösung »des sonderbaren Grundes *u
In einer Note, S. 183, meiner organischen Chemie sage
ich: »Die mitgetheilten ZahlenverhSltnisee bedürfen noch
der sorgfältigsten und umsichtigsten Prüfung
Die Veranlassung zu ihrer Mittheilung gab eine Abhand-
lung von Schröder, in welcher derselbe zu beweisen
sucht, dafs alle organische Verbindungen ans 7 Gompo-
nenten bestehen sollen etc.«^ was ich gleich fOr unrichtig
erkannte. WilK Hr. Schröder im 2. Bande der ersten
Auflage meine organische Chemie nachsehen, so wird er
daselbst ein Kapitel mit der Ueberschrift finden: »Wird
die Flüchtigkeit einer organischen Verbindung von ihrer
Zusammensetzung bedingt, und welchen Antheil haben
die einzelnen Bestandtheile an der FlOchtigkeit und Nicht-
flftchfigkeh der Verbindungen?« und er wh^ sich Ober-
zeugen, dafs sich dieses Kapitel in den §§. 54 und 55
in der zweiten Auflage abgedruckt findet, und S. 575
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heifst es: »Es läfst sich daher als Regel angeben, dafs
bei organischcD Verbindungen, welche auf derselben Stufe
der Zusammensetzung stehen, die VerbiaduDgen um so
flüchtiger sind, je einfoober ihre EiementarzusamoMiiteliiiiig
kf^ |e nmhr WMsttsioff nnd je mmgmr SauersU^f imhI
KMMBtoff ^les^heik eodiBlteii«.
Da Hr. Schröder, wie aus seinen früheren Schrif-
ten bekannt ist, viel auf Priorität hält, so mufs ich, um
nicht wieder iu eiuea ähnlichen Verdacht bei Hrn. Schrö-
der zu kommen, noch eine Bemerkung machen*. > Im 3t»
Hefilo dee Inofcmdcn Mrgangs dieeer Aaneften befindet
sich die oben dftirte Abbeodlong desselben; fiber den
Eioflufs der Elemente auf die Siedhitze, und im 4. Hefte
komme ich ebenfalls auf denselben zu sprechen. Meine
Abhandlung ist vom 1. Januar datirt, und ich habe sie
in der ersten. Woche des Januars an Poggendorff
abgesandt Die Abhandlung des Hm. Schröder bringt
das Datum vom 1% Januar. Obgleich nun Hm. Schrö-
der's Abhandlung früher erschien, als die meinige, so
ivar die letztere jedenfalls doch eher in den Händen der
Redaction, als die des Hrn. Schröder.
Der Zweck der folgenden Blätter ist: zu beweisen,
da/s auf der pon Bm, Sehr öder eingeschlagenen Bahn
kein Ziel in Beziehung auf die Siedpunkte der organi'
sehen Verbindungen zu erreichen, dafs überhaupt seine
ganze UiUersuchungsweise in jeder Beziehung willkülir»
lieh und unwissenschaftlich ist. Ich werde jedoch Hrn*
Schröder Tor der Hand nnberlicksicbtfgt lassen, und
erst am Ende der Abhandlung wieder auf deneelben zo-
iflekkommen.
Die organischen Verbindungen zerfallen, in Bezie-
hung auf die relative und absolute Anzahl der Kohlen-
imd Wassenieffiitome, ja zwei grofse iUasaea» In die
mte gdböMO di4 Verbindnogem mlebe ^weder gleicli
viel Atome Kehlenetoff and Wasserslofl enihidten, odjSt
in denen, das eine dieser Elemente um 1 At überwiegjt,
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I
954
lu den Verbindungen der zweiten Klasse pradominiren
die Kohlenstoffatome über die des Wasserstoffs.
Die Verbindungen der ersten Klasse, weiche ieb im
Folgenden etncr^ leifemi Bedrachtang ufttarwerfen woi>d^
iMTfallen In- vier Gruppen. -Die Glieder )eder\Grvppe
lassen sich auf Gnindverbindungen oder GiUndradieale
zurückführen, und geht man von diesen Grundverbin-
düngen aus, so erhalt man eine l\eihe, in der jedes foU
gende Glied sich von dem Torbergeheuden «m H,
ttnterscheidet. . Das VerfaifttnifS' der KobleO'*'. and Wa^*
tevstAffatome iat daher in den .^c^bindaDg^n, wididi^ m
eiii' und* dereelben-Gruppe gehören, nur rekUi^ Teivclüe-
deu, absolut aber immer das (lieiche. Die Grundradi*
eale dieser vier> Gruppen sind: ' -> . '
1. Gruppe. ' 2. Gruppe. 31 Gruppe. 4. Gm^pch
Durch Hinzutretet) von Cg H, zu jeder Grundver-
bindnng bildet sich stets ein neues Radical» welches aber
in seinen cheu^isphen Verhältnissen mit dem Grnndrädi-
cal übereinkommt. Nur die physikalischen XTerhältnisse,
Atomvolunie, Siedpunkt verändern sich, jedoch in sehr
einfachen. Proportionen. Die aufsteigenden Glieder die-
ser Gruppen sind daher: _
Glied.
Gruppe.
Q.- Gruppe.
3. Gruppe.
4* Gruppe.
- l.
C, H
, C H
2.
C4 H3 *
' Cg H3
Ce He •
.Gft • Hj. . '
Cii H|'
• Ca H9
» >C j.' Hg
5.
CioHii
HiQ
C9 H9 ..
16
CaaHja
^3 2 1^3 5 .
^8» ^3 l
.C3 1 H3 1
' Kennt man dAher die Gruppe, m* Wekher eine Ver-
bindung ^ehön, s^ kommt man Imf' die'Wieeentfichslen
chemischen Eigenschaften derselben, und weifs man, dafs
z. B. die Verbindung das vierte Glied der Reihe ist, so
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. BS»
kennt mvii MMk sisme Atomzusammensetzatig.' »Bis jetzt
sind zwar künstliche Glieder, welche zu einer Gruppe
gehören, noch nicht bekaant; die entsprechenden Glie-
der jeder Gruppe könaenr aber in mauder Qbergeheti*
So entstehen duidi Verlust von H^-aos der ersten' Gruppe
die* entspreehendeli Verbhidangen der dritten Gruppe,
und aus der dritten Gruppe bilden sich durch Verlust
von C die entsprechenden Glieder der vierten Gruppe.
So entspricht * .*
dem Methji H3 der Formji C% H .
- jAelbyl €4 • Aedtyl H, •
. Ainyl C.oH,, - Valterji* C.,H,
- * Celhjrl Csa Haa die Verbind. Cg ^H ,, in
der Aelhalsäure.
Fetners •
\ de^. Acetyl • €4 Ha die VerBindong H^'^ '^i
' " Die Glieder der dritten Reihe sind fast vollständig
bekannt, und die Annahme, dafs jede Verbindung der
dritten Reibe eine entsprechende in der ersten und zwei-^
ten Gruppe habe, gehört gewifs nicht in das Reich der
reinen Hvpotheäe. ' * - '
Die bekannten Gjieder der ersten Gruppe geben mit
1 At. Sauerstoff Verbindungen, welche sich wie Basen
verhalten, indem sie mit Wasser und der Säure salzar-
tige Verbindungen bilden. Diese Verbindungen sind von
allen dr^kiischiil Velbindojügen die i^asserstoffreichsten,
Wodorch'-ohne'Zweiferihire vorhtorsbtiend basisehien' Cha-
raktere bedingt werden. Auch die Glieder der vierten
Gruppe verbinden sich mit l At. Sauerstoff; diese Oxjde
sind aber indifferent, wenigstens vereinigen sie sich nicht
mit Wassel" und den Stttiren. Die Glieder der dritten
Gruppe shid die' :eigentlieb elektronegatlven Radicale;
sie verblndei^ sieb last adle mit 3 At. Sanerstoff,' und ge-
ben eine zahlreiche Klasse von organischen Säuren; da-
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256
^gen verhalten sieb die Glieder der zweitatt* Gruppe
mehr wie das wasserfreie Ainmoniak, und gebeu z. B.
mit der Schwefelsäure gepaarte Säureu ersUr Orduun^
Biß SauerBtoffverAwidiiDgea dieser- Gruppen sind daher:
GIM. 1. Grappe. ^Gruppe; A.Cmfi§n.
1. C, H, ,0 C, H ,03 € ,0 Fonmlen?
2. C, H, ,0 Ha ,03 C3 H, ,0 Aceton
3. C, H, ,0 Ce H, ,03 C, H, ,0
4. C, ,0 Ca H, ,03 C, H, ,0 Butyron
5. C,oH,i,0 Cj^il, ,0, C, H, ,0 Vaieroo
6. C|9H|a,0 Gi^HiifOj C, |H, , ,0 GaproDopn
7. C,4H,5,0 C,4H,3,03 CaH.a.OOanantlion?
8. C.,H,,,0 C,eH,,,03 C,.H,,,0 Caprj^loü
u. s. w.
Diese Verbindungen der ersten und dritten Gruppe
besitMu nun die Eigenschaft, sich ait 1 At Wasser zu
Hydraten zu Terbinden; in de«i Verhähaifs als die Glie-
der aufsteige II , werden die Hydrate in Wasser unlösli-
cher, zuletzt gar nicht mehr löslich, lösen sich aber dann
in Weingeist und Aether* Die Hydrate dieser Verbin-
dungen sind:
GEe& 1. Gnippe, 8L,Gmppe.
1. Cs H« O 9 HO=Cb H« Os Ct H O« > HpssCa O4
2. C« 0, O » HO^C« H« O4 C4 H3O3 , n6=G« O4
3. Ce H7 O , HO=C« Hg O, H5O3 , H0=C6 H« O«
4. C« H7 O , HOssCs HjoOa H7O3 , HO = C% n, 0»
CmH|,0 9 HO«Cj»H»0, Ci^H^Os , HO»CwHaGi
u. s. w.
,Da jiich nun die Oxyde der ersten Grnppe mit der
Saure der dritten Gruppe verbindet^, so folgt, dals wenn
das erste Glied der ersten Gruppe sich mit dem zwei-
ten Gliede der dritten Gruppe verbindet, in beiden Ver-
bindungen die Zahl der Atome gleich seyn mufs, uud
dafs diese Verbindungen isomer seyn müssen mit dem
Hydrat des dritten Gliedes der Gruppe 8. Das Gleiche
mufs stattfinden, wenn äch das erste Gliad der ersten
Gmppe mit dem dritten Glied der zweiten Gruppe, uud
das
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Ca H3 O
C4 Hj O
C« B, O
Ca H, O
C4H, O
257
das zweite Glied der ersten Gruppe sieh mit dem zw«»,
ten Glied der zweiten Gruppe vereim^^; die darMisher-
Torgehenden Verbindungen sind isomer mit d«m Hydrat
des Tiertea Gliedes der dritten Gruppe q. s. w. So
entsteheo eine grofte Anzahl isomerer Verbindungen:
C4 H3 03= Cß He 0i=e88ig8nure» MefbyUayA
Ca H 03=C6 Hg 0i=&mei8eDsmires AethyUtMy^H
C« H, 03= Cg Hg O4 •
C4 Ha OsaCg H« 04e^ei8lgsaiire8 Aethyloxjd
HO • «aC, Hb 04«llatteniftiirebjdnit.
Cj H3 o , Ca H7 03=C,oHjo04=batterBaarei Metäyioxyd
C4 H5 O , Ce H, 0,= C,„H,o04
CitH» O, ^ HO BBOMHiiO«!
Ca H3 O
C4 Hj 0
CiaHii Os
Ca H3 O
C4 Hs O
CuHiaO
Ca Ha 0
C4 H, O
Ferner ist
Ca H3 0
C4 H, O
C»H, O
C« Hf. 0
CioHi 1 0
CttHjpOa
C|«H„0
CiiHiiO»
C|oH|i O
CuHjaOj
CjoHg O3 =C,2H,3 04 = baIdriansaiire8 Meibyloxyd
Cg H7 03=Ci2H,2 04 = buttersaures Aethj'Ioxyd
HO' • BCiaHja04s=CaprooBäiirebydrat.
C,aH,i 03 = C,4H,4 04=Capron8Miref MeUiylox;^«!
C10H9 Oa^Cj4H,4 04=baldrian8Biires Aetf^o^^
HO n>C,4ai4O4a06iMaibjlfliiinhjeni«k
CuH,3 03=C,6H,6 04 = oenaothjlsaures Meth^^Ioxyd
C,a Hii OaSsCio H16 04=caproDsaure9 Aetbj^Iozjrd
HO • «BC^0HjfiO4»CaprylBäurebjrdrat*
IL 8. W.
Ca H 03 = C4 H4 04=ameifieosaures Metjijlo^d
HO =€4 H4 04=K«ai^aÄureb^drat.
C« H» Ol »Ob H» 0«vfMi|giswres AeClylo^yd
HO eCt Ha OAOiBattffaftDreliy^at..
C10H9 03~CaoH2o04cbaIdriansanre8 Amyloiyd
HO »CaoHa»0«aCapria«fture<^ydnU.
Ct H Oa=CiaHia04=sanei86Dmires Anyloxjd
HO n Ci, Hia 04:^ CaproiHSord^dml«
C4 H3 03= C, 4 H,4 04= essigsaures Amyloxyd
HO »Cj4Hi«04=Oeiuuithjr]Bfliirelordnit.
U. fl. w.
VuSgwdorlTs M LXVI.
.17
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258
essigsaures Amjloxjd C^^H^^O^
baldriansaures Acthyloxyd C , 4 H , 4
• caproDsaures Methyloxyd C , 4 tt , 4 O4 ;
Oenttitbylstafebyclrat C,4Hi4 04
und diese YerbiiiduQgen entoprecbeo alle 4 Maais Gas.
. Ich habe qud in meiner ersten Abhandlung (Annal.
Bd. 64, S. 214) gezeigt, dafs bei der Verbindung des
Sauerstoffs mit den Radicalen der ersten Gruppe eine
CondeiMiatioa stattfindet, welche dem Volumen des Sauer-
stoffs entspricht. Aas den Gliedern der ersten Gruppe
bilden sich die entsprechenden dritten, indem 2 At.
Wasserstoff austreten ; die zurückgebliebenen Atome Ter«
ändern aber ihre Ausdehnung nicht; das condensirte Sauer-
stoffatom bleibt verdichtet. Aus C^Ur O wird C4H3O.
Oxjdirt jkh aber die Verbindung C4ilaO zu C4HaO
H-O«, so «Dtopricbt Jedes hinzugelrene Sanerstoifatom
1 JR. E. Deshalb ist das Volum von C4H5O gleich
dem von C^H^O,; und einige neuere Beobachtungen
inachen es mir wahrscheinlich, dafs in den Verbindun-
gen, in welchen das Atomvolum des Wasserstoffs =2
B.E* ist, auch das Sauerstoffatom beim Eintreten 2 B.£.
entspricht; dafs also Oberhaupt die Oxyde der ersten
Gruppe und die entsprechenden SSuren der dritten glei-
ches Alomvolum haben. Aus der Säure der dritten Gruppe
bilden sich die Oxvde der vierten, indem 1 At. C und
2 At. O austreten. Die 2 At. O, welche austreten, sind
die nicht TercKchteten; da» voUkommen verdichtete Sauer-
stoffalom bleibt auch in dem neugebildeten Oxyde.
In meiner «weiten Abhandlung (1. c. S. 190) habe
ich für die Siedpunkte folgende Relationen gegeben:
Erhöhung für:
1 At. Kohlenstoff =:38^4
1 - Sauerstoff =28 , Obel vollkommener Verdiclitung;
Erqiedrigung för;
1 At. Wasserstoff =29^,2
1 - Sauerstoff =: 8 ,4 auf 1 oder 2 J^.E. verdichtet;
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29»
danach:
Eriiöhuog für C, H, == 18^4
ErniedrigoDg für C H,=:20 ,0
- - - C 0,s=;3l ,4 Ossi ader 2
ErbOhuDg - C 0,=:94 ,4 OzszQ R.E«
Unterdessen hat Febling die Siedpunkte des Hydrats
der Capronsäure und der Caprylsäure bestimmt. Diese
iSiedpunkte berecbaen sich nach ji^eioen Fonoelo für:
gtlbiid6iiü
CapronsäMTS
C.,H,.03 , HO=(llCH+C+afHOM>,
sr(101,2+38+28+42,S)-ia,8=194" , 202»
Caprylsäure )t;^„o: 'mIv u^^^
G.i^Hufti «,tiO=(»5CH+C+0+HO>-0,
Mme aufgesteU|ffip.,W#i|)ii#;«fQNrr^ kaivi-
men daher ganz mit «der Erfahrung übjerein, sie geben
sicher die richtigen Siedpunkte an, wonach die gefun-
deiieu corrigirt werden können. .£& gjcht aus denselben
hervor, dafs bei dem Uebergange von C^H^O und
C^H^O« sich der Siedf^unkt iin 2.29— >2,M=41''^
erhöbea rnttfa, Qberbaopt dafs für H,, welche anstreten»
und O2, welche eintreten, sich der Siedpunkt constant
um 41^,2 erhöhen mufs, vorausgesetzt, dafs beim Ein-
tritt des Sauerstoffs keine vollständige Condensation statt-
finde. Eben so mufe, sich ,bei der Umwandltiiig von
C4H, 0, in CaHs O der Siedpuokt um 3^4— 16,8
s=2P,6 ^emiindern, weil nur die nicht verdichteten
Sauerstoffatome austreten. Aus demselben Grunde mufs
der Siedpunkt des Butyrons bei 92^,4 liegen, obschon
derselbe von Chevreulzu 14ü° angegeben wird. Mein
früherer Asistent, Hr. Kran^, hat schon Tor acht Jak-
ren das Butxton dargestellt, nnÜ 'dasselbe konnte aof
dem Wasserbade überdastilUrt wardan. Wii^ ^revsohie-
den bisweilen die Angaben Über den Siedpunkt ein und
derselben. Verbindung sind, ist bioreichend bekannt; so
: ' -17* ■ •
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260
kocht nach Lerch das capronsaare Aethjloxyd bei IM**
und nach Fehling bei 161". Die letztere Eestimmang
ist jedenfalls die ricliligere.
Verbinden sich die Oxjdc der ersten Gruppe and
die Säure der dritten mit dem Wasser zu Hydraten, so
erhlSht* sich fQir l Af. Wasser der Sledpunkt constant um
42^fiy und eben so yermindert sich der Siedpnnkt der
Säure durch die Verbindung mit dem Metbyloxjd um
20 bis 21". Treten aber, statt Mclhyloxyd (C^HgO)»
die folgenden Glieder ein, so findet wieder eine Zu-
nahme Ton 2.9,2= 18<>,4 statt.
Dafs in den* oben' angefahrten isomeren Verbindan-
gen die constituirenden Bestandtheile als solche enthal-
ten sind, geht aus ihren Zcrsctzungsproducten hervor.
So giebt essigsaures Methyloxyd =C«H0O4, mit einer
weifigeistigen Kalibydrat-Lösung zasammengebracht, essig-
saures Kali und Holzgeist, und bei gleicher Behandlung
"ifffd elti ameisentfaures Aethyloxyd CeHgO« stets Amei*
'iitts8tire und Weingeist enthalten. Essigsaures Aelhyl-
'ö^vd liefert durch Behandhins;' mit Kali nie buttersaures
Kali. !Nimmt man daher bei der Bestimmung der Sied-
•
•funkte auf nichts weiter Rficksicht ab auf die £lemeii-
tiineasdmmens^töüng und 4 Maafe Gas, so kann unmög-
lich eine Gesetzmäfsigkeit erkannt werden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dafs die isomeren Ver-
bindungen meistens gleiches Atomvolum haben, z. B.:
« . * • » •
Buttersaiires Aethyloxyd s=50 +29=: ^9 E.E.
Baldriansaurcs Methyloxyd =62 +18= 80 - -
Caprousäurehydrat s:74 + 5= 79 - -
( Capronsaures AethjloKjd »74 • •§-29=103 - -
. I Oenanthylsavres Alethyloxyd s86 -f 18s: 104 - »
. f Capryls»nrehydrat =98 -f' 5=103 - -
SAuieisensaures Methyloxyd =16(?)+18= 34 - -
.Essigsfiurehydrat' 3b29- . -h 5a: 34 -
* I JSssi^saures Aethyloxyd * 4-29= 58* - -
( ButlersAurehydrat =50 4- 5= 55 - -
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m
* ^^V-Baldriansaures Aethyloxyd =62 + 29 = 91 -. -^, f,
: J Capronsaures Melhjloxyd . =74 + 18 = 92, - ,^...\^
g.J Oenanlbykäurehydrat =86+ ösJH ^ ,r„.it2
bnn Wenn man aber.dea Satz anfsl^U^n tfpUtf: iaqmßffii
Veibindangen haben immer gleiches AtomToIanif sp wäre
er in der Allgeraeinheit unrichtig, weil die verschiedene
Ausdehnung der Kohlen- und Wasserstoflatoiue sehr be-
deutende Modilicationen bedingen, wie dicfs auch zwi^
sehen essigsaurem Aetjkjrlca^d UQd<JKiUter64ur^||ydr^(,dei^
»St. j , . .*
^v. die Siedlp^ie Jtkr isomeren oder
nelmeir der metameren Verbindungen verschieden,
um so mehr, Je mehr sich die einzelnen Glieder in deri
seihen von einander entfernen, . '
■W/TT,.,. ^ , •• -1 .-.j
ÄanieSsemaores Aethjloxjd siG^ O4.8iedetb6l.-54«> .
EssigBBorea .lVIethjIoxjd ffeC«' fl;. 58 :
Ameisensaures Melhyloxjd=C4 O4 - - ' 38 •
Esaig^äurehjdrat =X^4 H4 04 * - 120 ^
Essigiiaares Aethjrlifxjrd ^ sC, O4 . 74
BottenSurehydrat > =0« Hg O4 . . . 162
Ameiseosaures Amjloxjd =C|,H|204 - . 106 (?)
Capronsäurehjdrat ' ^i^^t^O^ . . 208^ '>
Buttersaurea Aethylozjjd sCisHi^.O« - '-^llO
Capronsaures Aethjlox^d =0» ^O^ - - 162
Caprylsäurehjdrat =^16^4604^ - - 236
Baldrian8anresAfULjloijd=Ci4l]|40, .... , . 130 (?)
Etsigsanres Amyloxjd - =Ci4Hi404 .\ - 125
Capronsaures M^thyloxyd =€14114404- - > - 142 (?)
u. s. w.
Bestimmt kann die Abhängigkeit des Siedpunkts, ei-
ner Verbindung nicht hervortreten. Es geht hieraus her-
Tor, daÜB der Siedpunkt des essIgBauren^Aethjrloxjds zu-
nld»t bedingt wird durch den wediselseitigen Einflufs
der Essigsäure und des Aetbers; der Siedpunkt des Aethjl-
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262
oxjds ist abhängig von dem Einflufs des Sauerstoffs auf
das Aetbyl C^H^, und der Siedpunkt des Aethjls wird
darch die Zahl der Kohlen- and Wasserstoffatosie be-
stimmt Das Gleiche aaeh iBr die Essi^Blttre; .es
hornmen io Betniebt C« H3 O : ; : O mid
C4 H3.
Ich halte daher die Siedpunkte, vereint mit den Atom-
▼olumen oder dem spec. Gewicht für das sicherste Mit-
tel, in zweifelhafteo FsUea die rationeüe Zusammeii*
setzmig der org^niselieii Verbitaduiigeii ni erfemAeiis
die Atomgewichte and die Gasbestimmaogen reichen daca
nicht aus. Gewicht, Maafs und Siedpunkt müssen, so-
bald man ihre Bedeutung gehörig zu würdigen versteht,
)edea Zweifel entfemeo. Haben wei Verbindungen glei-
che rationelle Zasammensetzang, so mfissen die Ranm-
▼erfaMtnlsse in gleicbem VeriiSitqilii va. den At— gewiol».
ten stehen, und bei den Si^dponkten mäfk der «wechsel-
seitige Einüufs der Elemente ebenfalls der gleiche sejp«
Aetäsr und Aceton haben gleiche rationdüe Foi:inela:
AtoiDToIaii). Siedpankt Atomrolum. SiedpunlcU \
H.» * - - 0—28 , ;-.H,a> a ^ ■ i u/0dm2a A
^ " , < ) dSIt^ )r. O " 0 ■ - ' n') (ui;>(lilVI3
Wäre der Weingeist wie der Aether zuLsammengesebäL
so wie seine Formel C.H^O tud ^W/ >^^^';;f'oiqß<J
15=30 "
mit m iBiiieT«tbinddbg'«te'AMlei<iMii ^sser :
■°AiilÄ^orom. • ' siiiat»aÄ-^>^»^^^ »'»-^
C4H5 0=29 ''C^HsO=:35',6 .10/
IJ. .
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208
IHt Siel|iiiokt 4iB Weibflcbtt C4HS O , HO Mii M
41 '',6 niedriger liefen, als der von EssigsSurebjdrltt
C4H3O3 , HO und 120 — 4l,6 = 78",4.
Man kann bei der Bestiuimiw^. der Siedpuokte dea
ciiMii Bastandtlittl der Vei^Hiidasg db moe l^tbetcacbr
teo, wdche danh den «Mteren §Bliol|eft.'vmdeii.8<^lb
Die Anxahl Wttmiegrade, die der lettlere ii6qIi bederf,
um den ersteren in den gasförmigen Zustand überzufüh-
reD, giebt den Siedpunkt der Verbindung an. So ifil
im AetbylG^sLast, und H 5 = Kraft und 7^6 Zuookldil
an Wärmegraden und der Siedponkt dea AMbjlat
Laal »4.3^4 ta»mfi:
Kraft t»a.29,2 =t^»«l_,ROß
Zuscbufs = 7.6 i"^'^**
Verbindet sich Aetbjl mit Sauerstoff, so verhalten sich
beide wie Last-Zuschufs für Aethyl =;7'',6, für 0=:28^
folglich SinliNnikt fttr AeOzcilfi-^USatS^^fi, Bei 4air
YerbinduDg darf Aetlm; mit dem Wasser a« Waaai^eiat
ist Zuscbufs für Aether 35,6 und für Wasser 42,4, folg-
lich Siedpunkt für Weingeist 35,6 H- 42,4 = 78
' Der Siedpunkt des Wassers liegt bei lÜ0^4 *und .in
aeiner Verbindung mit Aethyloxjd bei 42'',4i >«eMl.aA«
ganoauDi» wini» dafis dar Siedpunkt diis : Aelhera«*iteifaiVt
ändert bleilit Man kabn alier auch sagen, der $iedpunkt
des Wassers werde durch die Verbindung mit Aethyl«
oxjd um 18" vermindert. In diesem Falle ist Wasser
die Last, Aether die Kraft und der Zuachnfii. 73^. 'V^er*
hindel eich .der Aethtfr mit der Esaigianre, lo bmo/maii
edtar eder annehmen, der Siedpunkt dea Aetbora faerde mn
^8^4 eriiMit, oder anth der Siedpunkt der Essigsaure
werde um 3" vermindert. Im ersteren Fall ist der Sied^
punkt der Essigsäure in seiner Verbindung mit Aethyl-
ozyd 38,4 und für sich bei '77^,2. Es versteht 8ii;b
von aelbat, dafo die Beaultale liach beiden Anoahinan
ateta diet^ben aind. ...
Ich habe angeführt, dais die angegebenen W^he
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au
ftv dte'Si^^kte mir für ^10 lVeMaii^0^.plkm, yifü*
che ans den ftafgestellten ^er Gruppen reanllmn. Die
Siedpunktc der Verbindungen, iu welchen der Kohlen-
stoff überwiegend über den Wasserstoff ist, lassen sich
nach denselben nicht berechnen. So siedet das Betuin
Gl 2 He bei -86^, and die Reehnimg naek den angegebe-
nen Weirthen gidbt:
12.38,4=460,8—6.292 oder ^-305^6.
Jedoch auch für diese Verbindungen ergeben sich Re-
geknäfoigkeiten, sobald man von anderen Grundvecbio-
dangen aasgeht
Aus diesen Betrachtungen geht demnach benror, dafs
man bei der Bestimnrang der SiedpwdLfe nicht blofis die
Elementarzusammenselzung auf 4 Maafs Gas berechnet,
sondern zunächst die rationelle Zusammensetzung der
Yerbindung berücksichtigen mufs, und dafs die Verbin-
dangen der ersten Klasse nicht mit dene» der aweUen
▼erglldien werden dOrfen. Und nun kehre kh na. Hrn.
Schröder mrQck*
Derselbe stellt als Grundsatz auf, dafs bei der Be-
stimmung der Siedhitze alle Aequwalente so genommen
fperdea müssen^ dafs sie in Gasfarm gleiches Fohun
annimmt. Ich habe den Grundsatz ausgesprochen and
den' Beweis geliefert, dafs bei dem Siedpunkte die .1»*
tionelle Formel zu berücksichtigen ist; fragt -man aber
nach den Gründen, welche den Herrn Schröder zu
seinem Grundsatz bestimmt haben, so ist die einfache
Antwort: am einige Siedhitze - Regelmäfsigkeiten für
das Aus* nnd Eintreten ron H^O,, C^O,, C,0«t
C4H4 ete. herausznrechnen. Das kohlensaure Aethjl«
oxyd ist nach diesem Grundsatze nicht C4H5O , CO,,
sondern CigHjoO, , C^O^, eben so ist das kleesaur^
Aethyloxyd CsHjoOo , C4O6, das aconitsaure Aelhjl-
otyd 0«H|oOt 9 CgHfO^, das bemsteiDsaar^ Aetlr[ri<-
oxyd CgHioO, , CsH^O« u. s. w.; dagegen ist im
easlgrtareft Aethjrlosyd C^H.O , C^HaOs, and Ober*
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265
baopt in den meisteo AetheiTerUndcnigen C4H5O ent-
halten. Hr. Schröder findet aber nicht einmal für nöthig'
eine rationelle Formel zu geben. CgHjoO, , C2O4
ist bei ihm^eicbbedcutend mit C 1 0 H , „ n. s. w. Ver-
glichen wir nm kohlennuras Aethjloxyd mit easigsaB-
rem Aethyloxjd, so finden wir in allen Beziehungen
fibereiiistimiDendes Verhalten gegen Reagenlien. Eine
weingeistige Lösnng von Kalihydrat zersetzt beide augen-
blicklich in kohlensaures oder essigsaures Kali und ia <
Weingeist; der Weingeist, welcher von beiden gewon-
nen wird, iat genan dieselbe SabetaBK. So wie man nur
mne Eesfig^Snre C4H3O3 kennt, so iat «nch' nur eine
Kohlensäure CO, bekannt. Es Ist also ganz klar, und
kein Chemiker wird an der Richtigkeit zweifeln: ist essig-
saures Aethyloxyd CiH^O , C^Ü^O^, so kann als die.
vationelie Formel für das kohlensaure Aetbjrloxyd keine
andere als O » £0« anlgesteUt werden. . Eise Ver-
bindung in der einen und eine CaH|o in der
andern Substanz anzunehmen, ist ein reiner Einfall des
Hrn. Schröder; ein Chemiker hätte nie auf denselben
kommen können. Will nun ür. Schröder seine 4 Maafs
Gte niebt aoiigeben» so mag er sie bnmerbin beibehal*
tan; nar lalle er triebt wieder in neue WiUkabrlicbkeiteiw
Die rationelle Formel fQr kohlettsanres Aethyloxyd
ist C4H5O , CO,, und sein Siedpunkt liegt, bei 125^,
entsprechend 2 Maafi» Gas, Durch Muitiplicatioa mit 3
erhalten wir:
CsH.oO« , C«0«8=SiedpanU 2öa<»s34 Maafe Gaa.
Hr. Schröder nraltipUeirt aber nur die Formel und die
Gastbeile, und bringt den Siedpunkt unverändert in Rech-
nung^ Wenn die Verbindung C4 O bei 35",6 siedet,
so siedet die Verbindung C4HtoOt nicht, wie Schrö-
der meint, auch bei 35^,6, sondern bei 71^,2. Der
Siedpunkt des kleesauren Aetbyloxjds C«HgO,CtO«
siedet bei IttM^, und ftilf^ mufo eine Verbindung
CeH^pO, , C^Oe bei 3W kochen. Demnach ist:
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2ß6
kohlensaures Aethyloxjd C , a H n, s960^
kleesaiires Aethyloiyd. C|4H,oOa =370
' Differeni für O, = 12i)C
Nacb Hro. Sehröder Ist aber die Diffitrcm für €«0.
es60«.
Und nun, welehe Verbindungen Tergleidit Hr. SebrO*
der mit einander: Cumin m\t zimmt saurem Aelhyloxyd;
Kohlenwasserstoff mit spiroylsaurem Meihyloxyd; Koh-
lenwasserstoff mit BreuLSchleimsäureäLher ; Meuiylchlo'
rid nM Miehyä' Ammoniak; Cauischin mit Cuihinsäurä*
l^drai^ Okm wAi aeatdUaurem jUtfyhxfd; JauötwM
Aldehyd; Aether mit Oel aus MmiHa Pulegimnt -Essig-
säure mit Bittermandelöl; Oleen mit buttersaurem AeihyU
oxyd; Cinnamin mit spiroylsaurem Meihyloxyd; Para-
methylen mii- kohlensaurem Aethyloxyd; Paramethylen
nk bmUersawim Aeihjrloxyd; Naphta mit Mtailflasyi
ete. etc. ete. > :
'Wie gellt null Hr. SobrÖder bei seines Verglei-
chungen zu Werke? Betrachten wir irgend eine dersel-
ben, z. B. Oleen mit aconitsaurem Aethyloxyd. Das
Oleen siedet bei 55^, und entspricht der Fonn^ CJe-U^
was nil nebm Wertben, 6.^3 s66f»4i> fiUts^instinivts
6ebr0der setst aber C,,H,, css4 Maaf» Gas, bebilt
aber den Siedpunkt 55^ bei. Der Siedpunkt für C » , H, ,
ist aber 110". Die Formel des aconitsauren Aethjloxyds
ist C4 O , C4HO3 ; diese Verbindung kocht bei 236".
Nun ist C^He =2 Maafe Gas und C4H,0, C|HO,
ebenfalls ac2 'Maaf8'<6as. Die Vfrbnidan^n aind alaa
nach Hrn. Sehröder vergleichbar :'
C^H.O , C^HOjSsCg H, O4 Siedpunkt 23ß«
Oleen ^e=Ce ^ ■» 55
Differenz für C, O4 - -* 181«'
i^hr04er ▼ergleicl^t aber:
G , « H , , O, Siedpnnkt
Oifeen. ggC,,H,, / > 69.
• Differenz =C# - - 181 ^
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\
267
Co a erbe hat einen Kohlenwasserstoff erhalten, wel>
eher bei 25 bis dO"", also im Mittel bei 27" koditi ¥S»
ditod^ Y«plMDdi«tig Dlmint Hr. Soh«>>dde<r> C^Hs «fr; uilH
^ fAf C.^H,, den Siedpankt tlliito«<iftii n^nodfüi is »1.
' Also ^ ' C,,Hjj=55^ if'iiohfMlfji'i «lih q-.uf
* Differenz für =28", folglich C^ttvttirm
^al auii:f|iii|.i8l>6.14as84 und i|lMMMli*(i>iji^tu luU
^vv $chrö*dfe^vergleiclit im^n<^»ir'jl^A^
Aconits äurehydrat, Nun ist, nach C ras so, die Aco-
nitsäure, wie die Ameisensäure, eine einbasische Säure;
auch ist das spec. Gewicht der AetherverbinduDg der
AconitsSnre gar nicht bekannt, und dennodi setzt Hr.
Schröder ffir C^H^O« die Formel C^H.O,. Nun
liegt der Siedpunkt von C« O« bei leO"", folglich
siedet G« bei 320^
L'i ; Siedponkt. k
afttmitsSure ' dCgH^O^ r3320» • '
Aflfeto^s. Methyloiyd =€411404 ±f 36<>^ ul >öiiii ..b il>m\^
^»jHf uiiu^oigiidi^ r> C4 O4 =tf!ia«<iitofaW
Aufserdem hat Hr. Schröder die Verbindungen der er-
sten und zweiten Klasse bunt durcheinandergeworfen.
AdC solchen FuMlaoienten bemhen mm sADBOitliche
Entdeckungen des Hrn. Schröder. Dafs sich bet sol*
eher WilikQhr, welche sich Hr. Schröder erlaubt, alles
Mögliche herausrechnen läCst, versteht sich wohl von selbst,
und ich würde sicher die Geduld des Lesers zu sehr in
Anspruch nehmen, wollte ich mit der Kritik der Sehr ö-
der'schen Vergleichongen fortfahren. Das Mitgetheilte
genügt gewUs mehr als hinrdcfaend. Mag sich Hr. Schrö-
der merken, dafis man die Natur einer Verbindung noch
nicht kennt, wenn man weifs, dafs dieselbe aus C ^ 2H, ,0^
besteht und 4 Maafs Gas entspricht. Diese Verbindung
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268
kann buttersaures Aethjloxyd, baldriansaures Methyloxjd
und CapronsSurehydrat seyn; )e nachdem die Formel
die eine oder die andere Verbindung angabt, sind diß
Siedpunkte Tmchiedeo; dieselben htegen wiii^st von
den nSberen Beetandtlielleii ab» und erst bei diesen kon-
men die entfernteren in Betracht. Zieht Hr. Schröder
bei seinen künftigen Untersuchungen die ganze Natur der
Substanz, und nicht bloCB 4 Maafs Gas in Betracht, wozu
ihn ein gründliches Studium der organischen Chemie füh-
ren wird, 80 wjrd er bleibende Reaqltate erhalten, und
dia Chewker werden von denselben nicht m4hr> wie
bisher, behelligt werden.
Zürich, den 3. Juli 1845.
y. HiUe müielsi sUtrrer Kohlensäure*
Als ein merkwürdiges Beispiel von Wärraeerzeugung
durch chemischen Procefs führt Hr. C h a n n i n g, zu Boston,
an, dafs wenn man ein kleines Stück starrer Kphiei^^änrji^
b^aontliiph dfNr Sobatanz» die ao grqfse Külte zu erre-
gen im Stande ist, mit etwas gepülvertem Aetzkali in
Baumwolle wickle und darauf mit den Fingern zusam-
mendrücke, die Masse so hcifs werde, dafs man sie nicht
mehr zu halten vermöge. {^iWi^^k^'^Jouriu^ Fol^XLFl
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269
Vi. Beiträge zur Kenntmfs des SefsirS mischen
Frictionsphänornens ;
pon Th. Seheerer in, Christiania*
' (Hietu Tafel 11.)
J3er wissenschaftliche Streit, welcher 8icb> in der neusten
Seit Aber die Eotetehttngsweiee des bekaMiten FrictioBS*
f^httttonieiis eriloben liat, fordert zu fortjgeseteteD BeiM-
gen auf, die zur Erweiterung unserer Kenntnifs dieser
interessanten Erscheinung dienen können. Trotz Sef-
ströin's klarer, auf zahlreiche Beobachtungen basirter
Theorie, sind jetzt die Meinungen der Geologen (Iber
die Ursaelie der Friolibnestreifeo' sehr getheilt» und der
Z^Hpenilet «cbeiht nocli fern zu Hegen, wo eine Verei-
nigung der streitenden Parteien vor sich gehen dtirfte.
Der Grund dieser Meinungsverschiedenheit liegt wolil hier,
wie bei so vielen anderen Streitfragen der Geologie, haupt-
flScbiieh darin, daCs jeder der betreffenden Forscher ein
l>e8ondeire8 Feld hatte, anf wetehen er seine Erfahran-
gen sannnelfe/ und dafs er von der BeschafTenheH des
von ihm untersuchten Feldes auf die der übrigen schlofs.
So unumstöfslich gewifs es aber ist, dafs sehr verecliie-
dene Ursachen anscheinend ganz gleiche Phänomene her-
Torrufen können, so aosgemacht ist es auch, dais, ine€
^rsa, anscheinend identfeche Fjrseheinungen niclit notb-
wendig anf ein und dieselbe Weise entstanden zu seyn
brauchen. Besonders aber ist letzteres bei Erscheinun-
gen zu beherzigen, deren äufsere Aehnlichkeit vielleicht
nicht einmal so grofs ist, wie man glaubt. Es ist daher
nicht onmOgiich, dafs mehrere der Über die Entsteliang
der FHctldnastreifen aufgestellten Theorieo, trotz dm sie
einander widersprechen, dennoch mehr oder weniger der
Wahrheit nahe gekommen sind, das heifst der Wahrheit,
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270
wie sie fiDr die betreffende LocalitSt ^It. HierOber ni
eDtscheiden ist inzwischen nicht der Gegenstand dieses
Aufsatzes, sondern ich will in demselben hauptsächlich
nur einen kleinen Beitrag zur KeDDtoifs des Fhctions-
phttnomeiis in Normgen liefem, und sugleich bevorwor-
ten, daÜB ich mir nicht getmue mit einer Meinung Ober
die Entstehongsweise desselben in anderen Ländern hev-
vorzutrelen.
In keinem Lande, in welchem bisher Frictionsstrei-
fen angetrottea wurden, vielleicht nicht einmal Schweden
anagenoauneii, Itssen sieb ausgedehntere und instnistivere
Beobscbtungea bierfiber ansitUeo, «als in Norweg^ Die
Entblftirangen seines Felsenbodens, (seine tiefen Thal-
einschnitte und Fjorde, besonders aber der breite Gür-
tel von unzähligen nackten Klippen (S^Jär), welcher
^einc felsigen Ufer umgiebt, bieten ein Oberaus reiches
Beobachtungskld dar. Wer grdlsere Tbeile ram Nor-
wdgeli, vorzüglich der KQstengegenden» dnrehteist, und
¥oa da seinen Weg in's Innere des Landes lu- den b5-
heren Gebirgsgruppen genommen hat, wird sich der Ueber-
zeugung nicht erwehren können, dafs keioe Theorie das
FrictiousphSnomen an Norwegen auf eine geoQg^ndere
Weise zu eriJären Temag als die Sefstrdm'scbe, und
dab'sicb höchstens nur die Agassi z'scbe Theorie mit
ihr in die Schranken stellen kann. Bei genauer Betrach-
tung beider Theorien ergiebt sich nämlich, dafs es kei-
neswegs so leicht ist, wie es vielleicht im ersten Au-
genblick erscheinen mag, darüber zu enischeiden» ob es
eine wild einherbrausende Wasserflutb oder eine eicb
.sohleidiend bewegende Gletsehermasse waf, welche die
Geschiebe vor sich her wälzte und den Weg derselben
in die Felsen eingrub. Denkt man sich ganz Skandina-
nico so tief unter das Meer versenkt, dafs nur die G^Csl
seinsff höchsten Gebirge^ und vieUeicbi diese lunm, lÄer
dis Wasserflifibe beryorragen, und denkt man sieb dar-
Mif Äefb Land Ida fast, ai Miner jetzigen Höhe pUHslidi
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871
emporgehobea, 80 wird sidi eme^ao^beure Wassermasse,
Schutt und FelstrÖmmer mit sich führend, vom Inneren
des Landes nach allea Seiten hin über die neu entstan«
deaea Ufer stürzen. Dia Ricbtuiigen dieses Abflusses
werden fiicbJiD jUigi^meuun nach der Landesabdachung
im Grofaen riAtun» im Ewelnen aber von den loca-
len Unebenheiten des Felsengrundes modificirt werden.
Ganz wie es dieser Vorstellung entspricht, ist die Kich*
tung der FricÜaQsstreifen in allen Tbetlen Norwegens
fiad Sob^edispv weiche bisher, in Bezug auf dieses Pbtt>
MfloteQ^^MQtismipdit vrur^ea... Denken wir uns nun abef
Skiandinaviaii^ anstatt .es in's-Meer zn versenken, Ton ei-
ner gewalligen Gletscherinasse überlagert, die sich noch
weit über seine jetzigen Ufer hinaus erstreckt, so läfst
sieb,, nach allen neueren Untersuchungen über die Glet«
a^bet, nit.Gewilsbeit annebmenv dais sieb dieses colos-
aala' Eiebger, aus Ji^eldiem wir uns, Wenfalls nur die
Gipfel der höheren Berge, als Eis -Pyramiden, hervor-
ragend denken müssen, von einer gewissen Centralge-
gend aus, ebenfalls radial nach der Küste hin bewegt
und FelsbrofikeA mit sich geführt haben wird, und dafs
aeiue B^wegongßricbtung im AUgemeinen parallel den be-
jbrelfendeq. AbdMsbungslinien des Landes , im Einzelnen
aber parallel den Thalschnitten gewesen seyn müsse. Aas
der Richtung der Frictionsstreifen läfst sich also kein
Gtuod entnehmen, welcher mit Sicherheit mehr für die
ebie al^'fftr die andere der genannten Theorien spräche^
VeiMgen wir didier die beiden. Vorstellungen, welche
wir uns so eben T^n der Entstehung des Frictionsphä-
noineus gemacht haben, weiter iu's Detail, um zu sehen,
ob wir nicht hierbei auf Punkte stofsen, wo beide Bil-
der nothwendig von einander divergiren müssen.
Eine Wa^seisflotb,* welche sich, der Laiidesiibdachung
Calgien^ von den Hochgebirgen des Landes her» Ober die
niedrigeren Ktsteo hinstürzt, wird noth wendiger weise eine
desto m?hr beschleunigte Geschy^indigkeit anuehmeu miX^
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272
sen, je näher sie ätr Ktetc \ümmt, and je gfinstigete
Verhältnisse die Oberflächengestalt des Terrains dem
scboelien Abflüsse des Wassers darbietet. Das Frictions-
phanomeu wird daher im Allgemeinen auf niedrigem Kü-
stenboden in weit intensiverem Grade au8gei>ragt erschei-
nen mflssen, als auf hodiliegenden Plateaas, im Innern
des Landes. Dafs diefs wirklich eine mit grolser Deat-
lichkeit ausgesprochene Thatsache ist, dafür lassen sich,
wenigstens in Norwegen, zahlreiche Belege beibringen.
Man soüte also glauben, dafs hierin ein vollkommener
Gegenlieweis der Gletscbertheorie li^ge; allein soBclieint
es nur bei oberflSchücher Betraditang* AutK eine Glet-
scherniasse bewegt sich, obgleich nar immer schleichend,
dennoch desto schneller, oder eigentlich desto weniger
langsam, je weiter sie von jenen Centraleisniassen, die
natavlich auf den höchsten and aosgedebntesten Gebirgs-
plateaus desl.andes gesucht werden mflssen, entfernt liegt
Gleichviel ob man sich, wie Agassi«, die Bewegung
der Gletscher durch Eisausfüilung der Haarspalten, oder,
wie Petzoldt, durch Kälteausdehnung, hervorgebracht
denkt: jedenfalls giebt es einen oder mehrere dieser Cen-
traibezirke der Ruhe, Ton wo aas das Schieben der Glet-
scher stattfindet, und Ton wo ans dasselbe, in gleidiem
Verhältnisse mit der Entfernung vom Centrnm, nach al-
len radialen Richtungen zunimmt. Also auch hier haben
wir, obgleich immer nur eine schleichende, dennoch eine be-
schleunigte Bewegung, ans welchem Grande das Frictions-
pbSnomen in den Küstengegenden ebenfalls IntensiTer
auftreten mufs, als auf den Hochgebirgen im Innern des
Landes. Freilich wird aber auch die Annahme noHiweii-
dig, dafs die Mächtigkeit des Gletschereises, von letzte-
ren Gegenden nach der Küste hin, eine abnehmende, und
dafe folglich der Druck der gehobenen und schiebenden
Massen ebenfalls in diesem Verfatitnisse ein ^ermiuder-
ter gewesen seyn mulh; was also das FiiclionspliSAomen
durch schnellere Bewegung der Gletscher in den Küsten-
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27S
gegenden gewonnen haben kann, dürfte dureb diese Mttch*
tigkeitsaiHMiiiDe TieUeidil .wieder coB|»eMurt werden sejm
Dal»el mafs aber, erinnert werden, defe die Moiteen, je
weiter Vom Central* Else entfernt, desto mehr an Mäch-
tigkeit zunehmen. Es bleibt also, da sich hier durchaus
kein Angriffspunkt für eine genaue Berechnung bietet,
eebir 8chwier% auf -diesem Wege zu 'einem Scblule m
gdengeu, wdcher sq Gnnsfen der einen oder andern je*
ner beiden Tiroorien iniafiele. So vieleobeintmir )edoeh
ausgemacht, dafs der aufserordeniliche Unterschied, wel<
eher, wie später gezeigt werden soll, an vielen Stellen
in Norwegen zwischen der Intensität des Erictionsphliuo*
mens in den Knetengegenden ond auf den Hochgebirgen
slittllndet^' sehr m Gunsten der Sefttrnm'scben Theo-
rie spriolit.
Es entsteht nun die Frage: ob es denn nicht irgend
ein Kriterium gebe, welches, aus den nachgelassenen
Wirkungen dieses räthselhaften Naturereignisses entnom-
men, mit Sicherlieit derttlier eBlsclieidet, ob die onab*
laugbaren Sparen einer gewaltigen Frletion, wekbe wir
dem skandinwriabhen Felsgmnde eingegraben finden, von
einer leicht beweglichen, pfeilschnell fortschiefsenden Was-
aerflutb oder von einem starren, dahinschleichenden Eis-
strome herrühren? Offenbar können doch beide Ursa-
chen, wenn anch eehr äbniiche^ doch nkht vöü% gki*
ehe Wiri^ungen zor Folge haben. Bei genener Beob-
achtung mufs es, sollte man meinen, sich ans der Be-
schaffenheit der geritzten Felsen gleichsam herauslesen
lassen: ob die ritzenden und furchenden Geschiebe pfeil-
geschwind än den Felsen i>orüberfuhren, oder ob sie im
Sohneckengamge über sie kinkroehen, Diefs*ist' nnn In
der Tbet möglieb; ein 'gennnee Stndinm des* FHctioiie>
phänomens in Norwegen, sowohl in den Kfistengegenden
als auf den Hochgebirgen, ist vollkommen dazu geeignet,
diese Streitfrage zu entscheiden. Im Verlaufe metuea Auf-
BBtnee wefde ich lnel»af>xiMekkomaieD.
PattcadorflTa AnaaL Bd,LXVI. 18
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274
Wie bereits enn^Ünt, giebt es, anfser 1) der Rieh-*
(ung der Frictionsstreifen , meiner Meinung nach, noch
xwei andere wesentliche Punkte, welche bei der Erfor«
sehatag- dicaer Eracheioung' von Wichtigkeit siDd^ nta*
lieh' 2) da» y«lrhaltiiif8 dbr IntftDsiUi dM FffiolioiltpliS^
nomens wA Hochgebirgen tmd in lachen«, fielsigen Kfi^
stengegendeii , und 3) die eigeuthümlichc Beschaffenheit
der durch Friction zugeformten Klippen. Zu allen drei
genannten Punkten sollen in dem Folgenden einige erlfto-
ternde. Beiträge geliefert werden.
< ,Was luent die Mtehiung der Frieiiemsstrei/en be*
trtfft^ r80 folgt: sie in allen bisher in diecer Hinsieiil an-
tersuchten Gegenden Norwegens denselben Gesetzen, wie
sie für Schweden gelten; auf hochgelegenen Gcbirgspia-
teaus richtet sie sich nach der betreffenden Ai)dachung
des Landes, und in Thälern * wird.sas durah die Thai-
irttnde. modiiidrt« Keilhau bat.zahlreidie. Beobechtuh
gen liierOber angestellt, deren Besaitete beso^nders in zwei,
im iVr/ Magazin for Naturvidenskaberne enthaltenen Auf-
sätzen niedergelegt sind. In einem dritten, in derselben
Zeitschrift befindlichen Aufsatze giebt Derselbe an, dais
sich bis dahin .über die Bicfatung der .Fciclioilsstreifen in
Norwegen ! etwa, folgende allgemeine Regeln, anlstellea
lassen. Diese Richtung ist: in der Gegend um Fredriks-
bald etwa gegen SW.; bei Christiania gegen SSW.; in
disr Mitte von Aggershuus • Stift gegen S. ; in den westli-
cheren Theilen dieses Stiftes gegen SO.; in .den üstli-
eben Theilten von Christiansandstift gegen SO.; durch din
Mitte desselben Stiftes, bis zum Cap LindesnKs, gegen
S. ; am nordöstlichen Arm des Hardanger- Fjord gegen
W.; im nördlichen Theile von Opdals- Kirchspiel (zwi-
schen Dovre-Fjeld und dem Trondhjems- Fjord gegen
MW. und W#$ an der GrSnze von Helgeland, bei Golfig
jB.LekAe-Iürchs|uel^ gegen WNW«; bei 'Bad6e gegen
MW.; zwischen dem Tys Fjord mid Lakft^Träsk, in
einer Landschaft, deren mittlere Höhe etwa 2000 Fuis
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275
Aber Amiüeere betiUgt, gegen WNW.; am imiereii Bode
des Alten -Fjord gegen ONO.; bei Polmak und am in-
neren Ende des Tana- Fjord gegen NO.; an der Nord-
seite des Varangcr-Fford gegen OSO.; au der Südseite
ron diesem Fjord gegen «NQ. Auf Reisen itf Gold*
brandsdaleo, in dem sQdUolien KQstenstriehe «wiefchendbri«
stiania und Flekkel)ord, durch Teilemarken und Säten-
dalen, fand ich Gelegenheit mich davon zu überzeugen,
daÜB das oben ausgesprochene Gesetz auch hier in sei-
ner AUgemeinbeit Stich hält. Leider habe ieb.ite frfiher
verallamty bkireichend detailUrfe Aaü&eiohnungen * 4lber
m^ine' derartigen -Beobaehtun gen zu naehto, da.'ich 'mir,
vor der Ausbreitung der A ga ssiz'schen Theorie, nicht
vorstellen konnte, dafs weitere Forschungen über diese
von Sefström, meiner Meinung nach, so genügend er-
klärte-Erscheinung, Ton Wichii^eit waren.' * Erat auf
meiner' letzten Reise, dnrck-Tellemairken: und 'SSterada«-
len habe ieh^ auf einer Längenetetreckting vm ««t#a €0
geographischen Meilen, Beobachtungen über das Frictions-
phänomen in diesen Gegenden aufgezeichnet, deren De-
tails, was die Richtung der Frictionsstreifen betrifft, baldigst
im Magazin far J}iaiur»idensiabeme ytr9iSeni}k^
sollen, Idi wtU daker hier nnl* die bügemeineri' Besuhate
dieser Beobachtungen anCiQhren. Die durchschnittliche
Richtung der Frictionsstreifen zeigte sich: vom Langesuud-
Fjord (bei Brevig), am Frier- Fjord^ Nordsöe und Hitterdale-
See vorbei, bis n^ Hitterdal, gegen SO.; von Hittefdal bis
Hordel gegen D., von Hjerdali diirch Fladdal, >SiUe)erd,
Hvidesde bis Lanrdal gegen- SC, sidb bald nabb SSOi,
bald nach OSO. hinneigend; auf einem etwa 3000 Fufs
hohen Gebirgsplateau zv^^ischen Tellemarken und Säters-
dalen gegen SSCr; in dem etwa 30 Meilen langen , bei
Christiansand ausmündenden Sätersdai ge^en SSO.
Ikis FerhäUm/s zwischen der Intensität des Frktims-
Phänomens- auf Hoeh^ebirgen, und inßaehen, felsigdn
Küstengegenden bietet an vielen Stellen die auffallendr
18*
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276
.CimtfaBte dar; Cottfraste, ude sie, meiner Ansieli
nach, nur durch eine gewaltige Wasserfluth, kaum aber
durch schleichende Eismassen hervorgerufen seyn kön-
nen. Auf hochliegenden Felsplateatis im Innern des Lan-
deiB 'Scliemt das. FrictionsplUliiomeD, nach alleii bis jelst
hierQber bckamitcn'BeobachCiihgen, atets nur einMi saht
gerin^n Grad der Intenflitit «u. besitien. So sah ich
z. B. auf dem 4000 Fufs hohen Plateau des Espedal-
F)eld in Guldbrandsdalen (^dz in der Nähe der dortigen
Mickelscbilrle) iMir sehr wenige, und. schwache Frictiona-
spoven» aber mrgenda sokbe Bhnen und andere derartige
starke Antfi(ttdongen, wie sie ao bltafig. an. dba Kfiaten
angetroffen werden. Auf dem etwa 3000 Fnfe hoben Pbi»
teau des Strömsheien, zwischen Tellemarken und Säters-
dalen, beobachtete ich ein gleiches Verhältniis; auch hier
zeigten sich nur wenige deutliche Schrni— Mm> Sehr auf-
faUeod war mir der Gontnfst «wiscten der verscUeda»
lien Intensität des Frietion^bSnonens aof meineili Wege
von Brevig durch Tellemarken bis auf das letztgenannte
Gebirgsplateau. Während sich an der südöstlich von
firevig liegenden Küste, zwischen Fredriksvarn und San-
dte, aUe. nacktem Klippen auf eine wahrhaft (äkstaunens*
werlbe Weise, polkt, geforebt. oder ansgehAfalt seigai^
und wibrend diese Ersciieinang bei den Klippen des
Langesuud- Fjord, Frier -Fjord, Nordsöe und Hitterdab-
Vand mehr oder weniger in demselben auffallenden Grade
ausgesprochen ist, wird das Frictionsphänomen . schwir
ober und scbwäbher, je tiefer man in*s Innere dea Lan-
.dds -eindringt, und je hoher man binanfiBteigL JJm ▼on
•dem Grade, der IntensitSt, in weldiem der Felsboden der
erwähnten Küsten - und Fjord -Gegenden die Spuren der
Friction an sich trägt, einige Belege zu geben, dazu m6-
gen folgende Beispiele dienen.
. . Aiif der Insel Sandöe (in der Mibe der wegen ihres
.Leufibtthnraies. bekannten. .Insel Firder, etwa 3 geogr.
•Hsian .,ui .ONO. Ton .Fi'ednksTarn) findet , man das
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277
Frictionspbffnomen mit einem GMe der luteosität auf-
tretend, wie ich denselben bisher an keiner Stelle über-
traffien gesehen habe. Die insd, welche ungefähr i Meüei
lang nnd ^ Meile breit, seyn Mg,, keitcdbt, gleioh-idleD;
beoachiiarltti haaeka vai dem .angrfiDMHkn ^FesÜM^
ans demselben Syenite, welcher «ich bekanntlich bei Fre-
driksvärn, Laurvig und Brevig in so ausgezeichnetem ,
Grade zirkonführend zeigt, also aus einem massig -krj-
slalÜDischen Gesteine, welches weder SchichtuDg, ZlsrUfiC«
tnng noch AbUtaung beeilst; Die Bichtoflkg der. Frietions**
slieifeB wifd da^eriWer genau' die einstmalige Richtung
der afaBehenemden und furchenden Kraft andeuten, und ^
durch Verwitterung des Gesteins werden keine Streif un-
gen, Furchuugen und überhaupt keine Erscheinungen her-
vorgebracht werden kdnnen, wekhe mit dem^Sel^trOm -
sieben oder Agassiz'adien Ffaftnome»« ^entechsbla
wtren; wie diefs bsi deatÜoh g!e8cfa^^cbtefetf iCrebirgsarten
"wohl mitunter der FalL sejn mag. Wenn man diese, nur
stellenweise und sparsam mit Erde und Vegetation be-
deckte Insel, deren gröfste Erlii^uogen kaum. viel. -fibet
100 bis 150 F.u£b Meereshöhe erreichen mdgen^ in euMi$
den Mendian senkrecht dorchBchneideQden Bioblwig, za
dnifahi^indef n < vefsncht, so' triffit man hierbei auf viele
Hindernisse, denn der Felsgrund der Insel ist, parallel
seiner, etwa mit dem Meridian zusammenfallenden, gröfs-
ten Längenausdehnung, von einer girofsen Anzahl gleicb«
laofender Gräben durchfurcht, deren breite steUwi^e
SO Ellen, nnd deren TieCs* 15 EUsn mid darilber er-
nicht. Einige TOn diissen 'Binnen^ oder so zu sagen
Bfhriaturthälern , lassen sich auf eine Länge von 80 bis
100 Schritt verfolgen ; ihre wahre Tiefe ist stets um Eini-
ges gröfser, als sie sich dem Auge zeigt, indem ihr Boden
auhr oder weniger mit Geschieben bedeckt ist Die
H^ilnde der Rinnen sind meistens steil, inweilen aeiik»
recht, znwdlen sogar fIberhXngend , und überall zeigen
sich an demelben die beftigjBten Wirkungen der poUren-'
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den, ritModen und farchendea Kraft. Die Richtoeg der
FriolioBiMreifeiv 'labil icb BD'soMeo'Stelkii» wo sie, wie
iMsdAdiera-aiif 'deo swkcheD ded Riantn» liegeade» Fei»*
1iiiniD0ii/ darelr keinen- lienrorragenden •Gegenstand eine
Ablenkung erleiden konnte, vollkommen parallel mit den
Rinnen, nämlich etwa hora 12^, Die Figuren 1 und 2»
Tafel •il^ stflien ein Paar Beispiele dieser grofsartigea
Farehnnf «kir( beide MDd vertioele, v€m Ost aaefa West
göMid^ Dnrobschiiitte' kleinerer' Partiell des d^ok Rin-
nen ausgehöhlten Terrains. Die Höhe der Seitenwinde
beträgt bei Fig. l etwa 20 Fufs, bei Fig. 2 (ich vergafs
die Maafse anzumerken) dürfte sie um etwa& geringec
sefb. Nicht stttfs bilden die Seiten wfiode eine^zässH^
menblBf^nd' ibrtläafende Fehmasse, waiem t^^n akb
an « einigen "Stellen In 4er Art cerstHeki, wie Fig. 3 wm^
glebt; die abgerundeten Seiten a, a sind stets nach
Norden gerichtet. Ganz interessant ist es die Spuren
der Energie zu studiren, welche die merkwtirdige Kraf^
die diesie Rinnen «fie Felsen einwQhlte, an den-Wttn'^
deii dlBmelben* znrllokliefiK Fig. 4 ist ein Tlieil einer 30
biiB 40 Fufs faolien Rtnnenwand, a» welolterv nittdn ia
feinkörnigen Syenite, ein ungefähr 2 Fufs mächtiger Gang
desselben Gesteins, aber von sehr grobkörniger Beschaf- ^
lenheit, entlang läuft. Die Masse dieses Gao^ hat,
wabrscheinlieh wegen ibrer Grobkömigkeil^ wenljger Wi*
derstand geleistet; -als der umgebende ' totere und inebr
feinkörnige Syenit, denn in seiner ganzen Länge ist die-
ser Gang, einer grofsen Cannelüre gleich, bis zu einer
Tiefe von 2 Fufs ausgehöhlt. Dafs hier auch nicht im
Entferntesten von einer Verwitterung die Bede sejn kann,
bsweiat dieToUkommen glatteuodzngM^'g^foi^te Ober-
flaebtt des 'Genggesteins, das tberdiefs den Hammer den
stärksten Widerstand leistet. Ein ähnliches Verhaltiiifs
stellt Fig. 5 im verticalen Schnitte dar. Die Tiefe der
durch den grobkörnigen Syenit an der 10 F. hohen Rinnea-
waaMl>«feiranla(Bten Audiöbiuag beträgt 'hier ifegin-id F;
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279
' Am' MrMkMk Eaie des HIHerdatt-Yana, eHieoi
Landsee in Tellemarken, welcher, zur Zeit als der skan-^
dinavische Felsengrund abgescheuert und gefurcht wurde,
wahrscheinlich mit dem Nordsöe, dem Frier- und Lao^-
8ade*F|ord einen euni^n gro^Ben,- von Süden Micb;1S«v
den lanfenden Meerbwen ') Mimaelile^ findet «mn'ebdn*
ftdk KlippenpaHteo, dch>eD Oberflibhe elcfc M eine aebr
intensive Weise von der abscheuernden und furchenden
Kraft bearbeitet zeigt. Fig. 6, Taf. II, stellt eine dieser
lUippenpartien dar, nicht weit von der Hitterdalskirchd^
■nmittellMr an der Landstraiae belegen. Der abgebildete
Felsen ist elm W Sebritt lang, ond seine Höhe nag
dieser Lttnge etwa gleichkommen. Die scharf abgebro^
chene Fläche d desselben ist nach Süden gewendet, ge-^
gen iV hin ist Norden. Alle Theile e'y e, e , . . zeigen
msh, Ton fiorden her, stark abgescheuert, poiirt und ge^
sofaraBiBt, wabrend die Slldseile d Ikberali •scbarfklintigo
BmcbfllHcben besHxt and keine Spar des FriotionsplHlMW
mens an sich trägt. Bei a und b gewahrt man eilen-
breite und zum Theil eben so liefe Rinnen in dem Ge-
steine (quarziger Granit -Gneus) aiugehühit. Zwischen
beiden Binnen liägt eine 'Gesteinsparti«'«^ -h^ det icb
niebt entscbettes will, ob isie ifare ^ebasfon Bnubiicbs»
ibrer' Lage gegen- die Biebtrinf der abscbeoemden «KrafI
oder irgend einer späteren Lossprengung zu verdanken
bat. Die Rinne a wird, wenn man sie von derjenigen
Seite her sieht, von weicher die Zeichnung entworfen
wurde, '»un Tbifil dorcb die Gesteinsparte tf'fiFerdeokt;
1) Dafs Norwegen, wenigstens theilweise , seit Ucr Zeit der Folsab-
schcucning, nicht imheHculend gehoben worden ist, dafür spricht in
der Umgegend von Christiania eine überaus instructive Localitat. Dicht
b«ini St. HaD.s-Höieo, einem kleinen Berge, sieht m»n, in einer
Mecrcshöhe von 170 Fufs, Serrula- Gehüu5C auf ansteheudera Thon-
schiefer fostgcwachscn, und zwar auf Stellen desselben, -welche sehr
deutlich abgeiciieucrt und geritzt erscheinen. Während der vorjäh-
rigen Versammlung der Naturforscher nahmen unter Anderen v. Buch,
Murchiton und For chhammer. die»c äteiic in An^emchein. ' '
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9W
Id F%. 7 ist dittte Rionc^ in yergrgfeertaMtJflmfaUibe^
dar^telll, wie sie einm bei B befindfiohen BedMoli*
ter erscheiDt. Sie ist zum Theil mit Erde gefüllt. Es
kommt mir wahrscbeinlich vor, dafs diese rinnenartige
Aushöhlung dorcb die frühere Gestalt des Felsens ver-
anlafst wurde, iodem aiÖgUcherweisfe, TOr der Einwir-
käDg der absokeaenidcQ Kraft, bier «dMon kgead eine
Art TOii Verl lefang Torliaadeii war, die dano ipSter ver-
gröfsert, ausgeschliffen und gefurcht wurde. Einer an-
deren Ursache verdankt aber die Rinne b ihren Ursprung.
Man erblickt dieselbe in Fig. 8, TaL Ii, ebenfalls nach
elwas vecgrttfiierteai Maafetebe gcseicfaiiet* Es meigt sich
bier aebr deutlicb, dafa diese eUenbreite und etwa fnli-
' tiefe Gamielare dadurch entstand, dafe der weniger harte
Theil des Gesteins vorzugsweise augegriffen wurde, /ist
nSmlich eine sehr quarzreiche Gesteinspartie, gleichsam
Ton der Structnr eines Astes, wie auf der. Zeichnung
durch die conceDtriachen Striche angedeutet Die Sei*
tenaltticht eines Verticakehnittes durch aß seigt Fig. ft.
Diese beiden Beispiele werden hinreichend sejn, um
einen Begriff von der aufserordentlichen Intensität des
Erictionsphänomens in den norwegischen Küsten- und
den inneren, niedrig gelegenen Fjordgeginden zu geben.
Die nnafthligen kleinen Inseln und Klippen» wekhe bo-
soodeifis an .der Ostliehen und sOdgedichen KMe Norwe-
gens ausgestreut sind, bieten unzählige solcher Beispiele
dar, und man findet derselben ebenfalls in grofser An-
zahl, wenn man landeinwärts in die Fjorde und fläche»
ren Küstengegenden eindringt. So sah Keilhaa^) z.B.
in der g^en Umgegend von Sandefjord das Frictions-
phSnomen mit groCiBer IntensitSt ausgeprägt. In dem Lan-
gesund- Fjord bei Brevig beobachtete ich, au der Nord-
seite einiger der dort befindlichen Inseln, Schrammen
und tiefe Furchen, welche, in einer Erstreckung von 40
bis 50 Fuby scliiefe Ebenen yon 40<* bis 45^ l^nanlau-
1) ifyi Mag. fon Ntätrt^., fid, lU^ A US.
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SSI
An. SowoU b«m NordiAe. Mm Hitttirdtls^ Vaii4 m
TidbinariLMi tih icb gane iMudiche Erscheinuugen. Ib
der Stadt Skeen, zwischen dem Frier- Fjord und dem
Nordsöe, befinden sieb, an einer verticalen Felswand (im
Garten des Blom'scben Hotels), Frictionsfurcben, die
wm .Tbeil I Fufo breit imd i Fiifo tief sind. —
rficbsichtiglt man alle $o eben geeohiiderteo ^•fiiartigea
Spuren, welehe jene eindt so Ihfitige und noa ausgestor-
bene Kraft auf dem Felsgrunde Norwegens zurückgelas-
860 hat, 80 dürfte die Ansicht vielleicht nicht zu gewagt
erKbeineii» dafs ein TheU dar iiorwegischen Küstengch
fandeo. dieser. Kraft sein «erriwcmas, durch kieiaelAeerr
eniseii uDd F|orde yielfacb .seratGckiBllea Areal Terdauktt
Mb dieselbe vielleicht grofeen Antheil an der Bildung
solcher Thäler und Fjorde nahm, deren Entstehung man
der sogenannten Erosion j^u^uschreiben pflegt. Wirft
man efiMil Blick auf eine im gröfseren Mnafsstabe iHiSr
gafübrle» geiMue Landkarte von Norwegen, wfA betmcb-
tet ,z. B.' die KOslengegcnd . xwiscben Brevig und Töns-
berg * ), so erscheint eine solche Annahme keineswe-
ges unwahrscheinlich, wenn man dabei erwägt, dafs die
Frictionsstreifen hier sowohl dep .kleinen, etwa von iNor-
deo nach &tidaa.^bei4deB Melangen« wi^ den groiaea
f)orden parallel .laufeu* . Wenn i^a aber aneb bis jelst
nodi nicht bewiesen ist, da(k die «bschenernde und fur-
chende Kraft wirklich solche herkulische Arbeit verrich-
tet hat, so stellt es sich doch als in hohem Grade ein-
kuehtend heraus, dafs sie wenigstens in den Küstenge-
g^nden ein sehr Bedeutendes, .mebr. kistet«» 4^ in den
blAer liegenden LiandatFichen, deren Frioti<ins-<&r€%^
im Vergleich zu den Frictions d^r Kflste, eine
wahre Pygmäen- Arbeit zu nennen sind.
J)i^^ eigenlhUmliche Beschßfjenheit vieler, in den
SüsUagegmd^a durch FrieUm .xugtifwmim Klipp w ist
1) Dieselbe in «ehr genau und üemlich detailterl ävf der geognost&idieii
Karte getcidinaC, wddM mm 1. Heft» der Qäa norvegica gehSn.
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38S
emie ganz andere ats die der poUrteo und gerÜMa FeU
seu In hoch Uegefuden TMlem oder auf IMalma im In-
nera des Landes.- In lettCeren* Gegenden treten ^ Ge^
birgsarten, j;leichviel ob Gneus, Granit, Porphyr, GrÄn«
stein, Quarzit, Quarzschiefer u. s. w., da wo sie der
Einwirkung der abscheuernden Kraft bloßgestellt waren,
stets in mehr oder weniger bauchigen Formen auf etim
wie Fig. lö, Taf. II, angiebt. Zeigen sich FrietfodsM«^
fen an solchen bauchförmigen Protuberanaen, so werden
diese, wie zu erwarten steht, vorzugsweise an der so-
genannten Stofsseite angetroffen, aber auch die Leeseite
ist mehr oder weniger abgeschliffen, und die Schrammen
der Stofsseite sind nicht selten, wenn auch mit geringe*
rer Intensittit, bis in die Leeneite hinein loirtgesettl. Je
mehr jnan sich dagegen den Ktistengegenden nähert; desto
atiffallender tritt es hervor, wie die Leeseite vieler Klip-
pen durchaus von aller Friciion verschont geblieben ist,
wahrend ihre Stofsseite auf das Intensivste abgerundet
polirt, geschrammt ond gefbrcht Mebeint Alle Öber dem
Meeresnfer herrorragenden KHppen, namentlich die klei-
neren derselben, haben an manchen Küstenstrichen eine
Form, welche Keil hau ') sehr treffend mit der eines
etwas über die Hälfte in's Wasser gesenkten Eies ver-
Reicht, dessen spüzee Ende nach Norden gerichtet^ nnl
dessen istiimpfes, nadi SOdeil gewendetes Etfdo' cbg§^
Stekkten* ist.' Solche £iformen, bisweilen etwas- der Kn-
gclform angenähert, sah ich in aufserordentiicher Menge
an mehreren Strichen der norwegischen Küste zwischen
Christiania und Flekkefjord. An solchen Steilen, 'Wo die
abscheuernde Kraft vorzugsweise stark gewirkt- zu laben
iseheint, ist diese eigenthflmliche Form der-ndrmale H»»
» i: ■ V •
I) Leicht verwillorncJc und ierbröckelnde Gesteine, wie besonders Thon-
schiefer, Kalkstein iiiul gi-wisse Porphyrarten, haben ihc^ ZfigeraBÖ^
ten Foiuicu nalürlicUt:i-wci»c am leichte«ten eincttbüUu
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283
bitus aller Klippen. Das Dampfschiff, welches von Chri*
sliaDia nach Chrisliansand gebt, fährt oft auf beträchtli-
che Strecken mitten dmch den breiten KUppengtirtel
(&k|ttre§atard>. der Kitetb, ilad^ del* feistede ^eologpaeb«
ForaelMr. hat hier die* ausgeseieluietst«, ihudcr .aar' etwM
zn schnell '▼ortifoergehende Gelegenheit, die merkwOrdi«
gen, zu\TeiIen durch localc Umslaude modificirteii For-
men -der abgescheuerten Klippen zu studiren. Auch, in
Inoern und in ^r Umgegend' ^r Fjdrde tund der zu*
Biobtt inil ilmett in Vart»admg- stebtiMiett'Ltodeeeii -be*
ätaen die der Absobeuinniog «OifMieten anageeefit
wescneu Klippen und Felspartien diese charakteristische
Form. Man findet dergleichen z. E. im Langesund-Fjord,
Frier. Fjord, Nordsöe und Hitterdais- Vaud. Mitten im
Kordiöe, swiacbien Uidbfs^-Eifeimefk.aud NfiÜBiKircbe;
sab idi ein Paar atbr efaarakteiii8isdie,...voii: der Mord*
weelseile her- abgerundete owt etairk geaireifte,* an der
Stidostseile aber so zu sagen abgeschniltene Klippen.
Bei den Bewohnern der Umgegend sind dieselben unter
dem eben so naiven als bezeichnenden Namen »auge*
aehnittaDer Speck« (jA:aar0< JFksky bekannt, wail,.iia^
nentlicb dfa grOfeere, atw» 2Q.'Fuf8 avs dem Wasa^
hervorragende «id et#a §§ Fbfli-iattge Klippe taMerdings
aussieht, als hätte man von einer länglichen, ursprüng-
lich ganz zugeruudeten Masse ein Stück abgeschnitten.
Auch noch am nördlichen Ende des Hittcrdals-Yand, ganz
diabt bei der bäreiu in Fi^j. 6; Tai. ll»4ibgdiiideCe».Stett^
sab ich noeh Felapartien too ditear ForinbasdHifienheit.
Einer dieser Felsen ifit in Fig. ll' darglestellh 'Er ist etwa
90 Fufs lang und 20 Fufs hoch. Auf meinem ganzen
Wege durch Oevre- Teilemarken -Ül^er das 3000 Fufs
bobe GebirgBplataau deaStrönshdieriWch SMer^daien sab
icb dagegen niabt ainc« aimigcii Felsen ^oä dieaer ae-
gentbfimlidian Gestalt Es fragt aibb irnnv ' ob dia
Agassiz'sche Theorie das nnabläugbare Factum zu er-
klären vemU>ge: dafs die eben geäachie Ferscäonu/ig
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284
der Lee$eHe der Fekm por ' dem' Wirhmgen der ab^
scheuernden Kraft in hohem Grade zunimmt, je mehr
man sich den niedrigen Kästen' und Fjord- Gegenden
nähert f während zugleich die Intensität des Fricäans-
pkämomem in diesen Qe^emdm mufe Häekeie 'getieigeri
in? Man sollte metaioD, dafe eme aoB Eil and Gesdnt*
ben bestehende Conglomeratmasse, die ticli»*bci der Zo-
runduug der auf hochliegenden Landstrichen so bäofig
vorkommeDden bauchförmigen Felspartien, so plastisch
und beweglich gezeigt bat, und die sich sogar^ bei der
Absübeuennig der Stototite -vieler in den KOslen- nnd
Fjord^Gegenden befindlidien Klippen nidbt ^«niger pla»
stiBch und beweglich zeigte, unmö^ch die Leeseite der
letzteren so ganz und gar verschont haben könne. Man
kann hierbei nicht .«eiimeiuien, dals die Gleicher in den
niederen KOsteDge§enden mur Sebaalen yon geringer. Mtehr. ■
tigkeit bildeten, wekhe dnrch ibrci eigene Sekvrere nioht
mehr binreicbend zusaaimengedrQckt worden, oni sich an
hervorragende Felspartien vollkommen anzuschmiegen;
dieser Einwand würde mit der so sehr in die Augen
fallenden Intensität s zunähme des FrlcilonspbäuQmene in
den Kiisiengegenden im direeiesien fVidersjfrudhe sie*
ben, Da& dagegen die Sefstrdm'ad» Tbeotie« ▼er-
mittelst der sebr natdrliehen GescbwindigkeitsconahM eig-
ner sich vom Innern des Landes über die Küsten hin-
sttirzeqden Wasserfluth, dieses Phänomen höchst genü-
gend zu erklären vermag, bedarf kaum der Andeutung.
AuCser Sefstr&m haben sieb besonders JSdtblingk,
Keilhau und früher aucb Bnch fOr die Ansicht aus-
fj^esprochen, dafs die Ursache des FrictionsphlUiOBiens io
Skandinavien in einer gewaltigen Wasseriluth zu suchen
se/i und diese Ansicht dürfte sich wohl ohne Zweifel
nach und nach die Herrschaft erringen. Dafs groCse Theile
der Felsmaase Skandinaviens einst durch ein grolaeS'Na-
tnreveigDÜB. hinweggefilhrt wurden, ist .4am iMtstebende
Thattiehe, für welche sich iu fast allen Theilen des Laor
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265
des unzweideutige Belege finden. An mehreren Stellen
in der JSShe des Christianeoser Uebergangsterritorium läfst
es sidi deutlieh erkennen, dafs* ^rofi^ Strecken .dei U#«
gneam» diei jetzt hMa gelegt emd,. frfiher ak ScUcbten
des Uebergangsgebirge» bededit waren; an ▼iel«n Pank«
ten in der Umgegend von Christiania sieht man Porphyr,
und Grünsteingänge, auf ganz horizontalem Terrain, gleich
abgerundeten Mfiuern und Wällen, zuweUen mebneffa
Klafter hoch ieMia dlem . Thonschiefer henporta^co. Die
Entstehung eiBsgei' Jaofoter Berge, wia.x. B. des »SöIts-
b|erg in Hadelaiidj «IMst 'sieb kaum auf eine andere Weise
erklären, als dadurch, dafs die sie früher umgebenden
Gebirgsmassen gewaltsam fortgerissen wurden. Dafs wahr«*
scheinlich auch die Bildung der sogenannten Erosions-
thaler^ wenigstens xam Tkei^, .hierher zn* rechnen sej,
habe ich schon frfiher angedeutet Bedenkt man endlidi
iie Vertheilung der nordischen Geschiebe innerhalb ei-
nes grofsen Kreissegmentes, welches, nach Pusch, Skan-
dinavien und Russisch -Finnland zum Centrum habend,
. England tangirt, und in Holland, Nord-D enischland, Po-
len und Rttfohiud einschneidet^ s6 wird es in der That
unbeg^reiftich, wie man enr ErkUhrong aller dieser im Can>>
salzusammenhange stehenden Thatsachen etwas Anderes
ausfindig machen will, als eine von den genannten Cen*
traliändern, conform ihrer Abdachung, radial ausgebeo^
den Wasserflnth. Dennocb aber will «oh es nicht zu
entscheiden. wagen,, ob, die SeCströmMie Theorie canst
ihre Herrs^aft auch Ober die Schweizer. Alpen ausdeh*
nen werde.
Es läfst sich nicht in Abrede stellen, dafs es seine
" Schwierigkeiten hat, sieh die Ursachen einer soloheu Was-
aerflulh kiar zu machen ; denn e» bleibt immer ein unbe-
quemes Ezpesimettt, ein iBO ausgedehntes Lan^ wie SkaK-
dkiavien, mif einem Ruck aus dem Meere emporzuheben,
und gleichwohl giebt es kein anderes Mittel sich die, nach
fast allen Beobachtungen besonders aber nach denen
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286
Ton Keilhau, weit mehr radiale als longitiidinale Floth
zu erklären, wenn man nicht etwa annehmen will, dafs
das Wasser vom Himmel gefallen sey! Berücksichtigen
wir Qbrigent das onbetfreitliare Faclum, dafs Skaiulina«
▼len, noch nach 6er EnCstehmifj das FHeticNMphabomeiii,
)a sogar' wShrerid der ^efaichtHcheli Zeit ^ehoban wor-
den ist, und dafs es sich sehr %TahrscheinIich selbst ge-
genwärtig noch in einem langsamen Emporsteigen begrif-
fen befindet, so verliert )enc Annahme vieles von ihrer
UnwahrteheinUohkeit DaCs diese Hebongen warn Theil
rueApßeise geschahen, -worauf es natfirUch biOfbei ankouMi^
wird darcb eine Localität, etwa 2 Meikn von Christfa-
nia, in der Nähe von Asker, sehr klar vor Augen gelegt.
An einer steilen Felspartie des Uebergangsthonschiefers,
sieht naii' hier, oiitgefähr 150 FoCb über dem jefo^cn
M^oeref Spiegel, eme Reihe kleiner LOcher, welche von
BohruMischeln herrihren ; in mehreren dieser LOoher wer«
den sogar noch die Schaalen dieser Thiere angetroffen.
Dieses Faclum beweist mit grofser Schärfe, dafs der Spie-
gel des Meeres einst diesen schmalen Gürtel der Bohr- .
moschellöcher dnrchschnitt GewiCs ober, würde man hiec
keine schmale isolirt stehende Zone soleber CaviUten sor
treffen, wenn das Meer nach und nmck sein l^ivean vei^
ändert hätte, oder wenn das Land allmäUg aus demsel-
ben emporgestiegen wäre; in solchem Falle würde auch
die Colonie der Bohrmuscheln eben so aifanlilig dem sin-
kenden Meeresspiegel gefolgt seyn, und .md •würde, an-
statt jener sehmalen Zcne, ganse Felsenwttnde, bedeckt
mit solchen Anshöhlnngen , vorfinden.
Nichts in der Natur hat einen plötzlichen Anfang
ond ein plötzliches Ende. Eine Erhebung Skandinaviens,
wie sie zur Entstehung der petridelannischett Fluth oP-
fiorderl wird, Ittfst sieh wohl kam eioo idolirt sto-
kwode Kraftlofserung denken 9 dieselbo hat vielmehr sehr
wahrseheinlicb ihren alhnaligen, mit Intervallen der Ruhe
Tcrbondenen Anfang- gehabt, welcher sich endlich bis zur
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/
287
, mächtigeu KulmiDationswirkuDg steigerte, und dann ^vie-
der zu schwächeren Stadien überging. In diesen letzten
Hebungsstadiea .«cbeiot skJI» j^lwuidinavien noch jetzt zn
Wftadea, oad .c» i»! »i .itffmrteQ». idafBiZeiteii' J^ommeii
7a vieUdoht, WO' es -Meder. «nlSDgt in*s Meer aiurlickziH
sinken. Jedoch glaube ich nicht, dafs die Bewohner
Skandinaviens deebiiib o^i§ bah«» werden baldigst »ita*
«Hwtaderni.-r* ' • 2 *
• . , ■ t
• . ' ' # • .i . I .tm — m>*~* • I
Ehe ich diesen Aufsatz schliefse, will ich noch Ei-
niges Ober eine Erscheinung anfuhren, von welcher man
gewöhnlich annimnt, dafs sie in enger Verbindung mit
dM Ffictiofphttuwen stoben nümlich lühet- da« uemlicb
bSnfige.AiBfMao dtr aogcaanntdn RieaentOpfa i& Ska»-
dinavieb,' betboders m Korwe^wt Unter RMsaöfOpfeii
{Gjettegryder) versteht man bekanntlich mehr oder we-
niger cylinderformige, nach unten zu sphärische Aosböh-
longeo im änsteb^nden Felsgesteine, von denen man an-
BiiDdiBien pflegt, dab aie doreh Staise gebildet wordet
fliakl/welebe yom Wasser im Kreise hferambewegt wup-
den. ' Das kreisförniige Heriunfähren diesei' Steine setzt
natürlich einen Strudel im Wasser voraus, und dieser
kaan hauptaXcfalich nurvda entstehen, wo ein schnell Üier
fsender Wasserstrom sich an einer scharfen Kante Btöfst^
hinter .welcher er sich wiecfer auabreiten und' ungehin-
dert weiter flieiiett kann. . Diese Bedingungen findet man
am häufigsten bei Wasserfällen erfüllt, die sich, auf stark
geneigtem Rinnsal, durch enge Felsspalten drängen oder
an vorspringenden Felspartien Toniberscbiefsen. Auf
meiner bereits im Yoiiiergehenden erw&hnten Reise durch
Tellemarken und Sftttersdalen hatte ich Gelegenheit ei-
nige Beobachtungen tiber das Vorkommen und die Bil-
dungsweise der Riesentöpfe anzustellen, welche ich in dem
Folgenden mittheilen will. . .
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Ein sebr imtractires Bild
Riesentöpfe zeigt der Gryde-Fofs (Topf-Fall) in der
Nähe von Höidalsmoe- Kirche bei Laurdal, in Oevre-
Telleinarken. Fig. 12, Taf. II, ^elH «ine Skizze di«MS
Wa«ierfell8 mit eeinen fOnf RiesenlllpfNi' n, ^, dmd
tOB denen' e und d zösemnenlifingen, indem Hm ehe*
malige Scheidewand }etzt durchbrochen ist. Die Aushöh«
lang a mag, nach einer Augenmaafsschätzung, einen Dia-
meter von etwa 5 bis 6 Fufs haben. Ueber die Tiefe
dieser Aushöhlungen liefe sich nichts bestimmen, da ich,
des hohen Wasserstandes wegen, nicht an die Seite des
Flusses gelange» konnte', an welcher sieh die Riesen-
tOpfe befanden. Bei einigen derselben war es deutlich
zu sehen, dafs sich das Wasser in ihnen iin Kreise be-
wegte, was aber nicht geschehen konnte, wenn die Was-
sermasse des Wasserfalls geringer ist, als sie sidi damals
rar -Zeil dnes schon mehrere- W^hen anballenden, nn-
gewöhnlich starken Regenwetters ' ) zeigte. '
Vollkommen analog mit diesen localen Verhältnis-
sen ist das Vorkommen zweier Riesentöpfe beim Skjeis-
Fofs, nicht weit vom Hofe Lindtvedt, Aaraks-Bygd, in
SMersdalen. Ich halte es für fiberllisstg, eine Ahhü-
dung dieses Wasserfalles zn geben, da man sich in Fig. 13-
nur zwei RiesentOpfe anstatt fönf derselben zn denken
braucht, um ein hinlänglich genaues Bild von dieser Lo-
calitlit zu haben.
Auch beim. Hailands -Fob, hinter Valle* Kirche in
SHersdalen, kommt ein Riesentopf von bedeutender Grölm
anf gani ähnliche Welse tot. Dieser war aber, das er-
wähnten Regenwetters wegen, gänzlich unter Wasser ge-
setzt, und ich konnte seine Lage nur durch einen Baum-
stamm erkennen, weicher zufällig hineingerathea war, und
mit
1 ) Ein 50 regenvoller Sommer, wie der des Jahres 1844, isl vielleicht
seit einigen Decennien weder in Norwegen noch Schweden vorge-
kommen.
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9»
»ttl salDCn eiMD' Eoder aot- -Wns^.lia^itragte.
Sm viel liefs Mi fedocfc, beim* Auf- und Almog«ii des zu
Schaum zerschlagenen Wassers erkennen, dafs die Mün-
duDg des Topfes dicht unter der Oberfläche desselben lag.
Der GroTe-HuI'Fofs, bei.5iUe)ord8-Kirche in Oevt«
Tell«iiiMk«ii, hat ein AnsBehen wie Fig. 13, .T«t II, ai».
fjukt Bei 0 Wfiildet mne AwlMJang, weldie ge-
Hav Mrieht wite 4ie einiB Hälfte eines Bliesen top fes. Das
Felsstück, in Tvelchem sich die andere Hälfte desselben
befand, ist also wohl auf. irgend eine Art. hinweggafUhit '
wanden* ^ Aliar auch der.gMM«.iBBtere bedienärtige Ran^
in den sich das Wasser siün,i {md dem BlU» i6il? der-
aelbe dorob Idtn Fiäsaa ^•.irerdeckt),iliil44t'ciocfl gro-
Csen Riesentopf Ton etwa 20 Fufs Durchmesser. Der
Grundrifs desselben sieht etwa aus wie Fig. 14 , Taf. II,
angiebt. Indem sich das Wasser, beim Ausflufs aus dem
▼im durcbbroclien^n Tdple a» die acbarie Kaiite A MM,
wiid eia neii 'desselben im Krsise bewe^'
• INese Beispiele, besondera Tdie'btfdien* aoevet einge-
führten, werden hinreichend seyn, um einleuchtend zu
machen, dafs die betreffenden Riesentöpfe ihre Entstehung,
wenigstens dea Anfang derselben, nicht einer Zeit ver-
danken küntei, 'in ^eicbcr* die orognipliischen VeibÜl»
nisae- genav dleselbeD' ^arenf «wie die feteigen, sondern
dafs der Wasserstand damals ein höherer gewesen sejki
mnfs. Diefs angenommen, hat die Entstehung der ge-
dachten Riesentöpfe wohl eben nichts R^lthselhaftes, zur
mal wenn man erwägt, daüs, nach der Bildung dmelben,
gsfuifi mebr oder wenigir bedcHaiende •VerAndenmgki -in
der Uaigebang deipselben -^rgegangen 8in4 wodmxb ifave
Entstehung zoweflen* weniger motirirt erlscheint. Loäaf-
lltaten, von denen diefs Letztere ganz besonders gilt,
traf ich ebenfalls auf meiner Reise, die eine bei Brevig
nnd die aqdere auf Sandito. ' «
' 'Bei Brtvig trifft man an eider tibilen, bei der Emu
ntMinng des Fricrol^ofd 'in den* LaDgesand*F)drd{ mn
Po«gej>dor£ri Anoal. Bd. LXVI. 19
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ÜMveMifieri gtle^ta«! >PdBwaDd, ^smbi'BineBlBpfe' ditolit
mbeh cioaiid^^, in del* Art iffife Fig, 15JTBf. II, angieUl
Die Tiefe dieser Töpfe, deren vordere Wände abgebro-
cbeu sind, konnte ich nicht ermitteln, da beide bis zur
Meeresoberfläche a ganz mit Geschieben angefüllt M-areo.
Der tidnere Topf rag^'mit iiaiieii abgeiMbUff«BCB.Wild-
dep "«lwa"5,. onfl^diMr. grftfnre'lMI Fofa: wäB- dem Walser
iiin^or.' ' I>er Dilmeler- des grsttre» - Gefragt '»ingefilhrt,0
und der des anderen ungefähr 20 Fufs. In geringer Ent-
fernung Ton beiden sieht man noch einen diiltcu, klei-
Mreli Topf von 6 Fufs DiMMterlmid 2 Fafe Tie£a Mt
nir GtsoÜebeassfflllsHig. : '
. h> lierMMreoget 'einsQbte SaiidOfe mri dtr Westlidi
davon liegenden grOfseren Insel finden skli. an- einer stei-
len Fi Isvrand, in einer Höhe von wenigstens 50 Fafe
über dem Meeie, drei Kiesentöpfe dicht neben einander.
Ber Durchmesser des ^Uliiteii: beträgt UDgelMbr 4 Fufs.
Alle sind mebr ^oder weniger nifl'Gcsöbltbciih angeCöUi
•Die ei^bBt«' Fekwaiid «igt»- zugleich stinAe- Fnotions-
streifen und sonderbare Aushöhlungen, deren Entstehung
man sich kaum anders erklären kann, als durch die An-
nahme, dafs ein früher hier in Thäiigkeit gewesener, lange
«iihällender and , «heftig. wkkeadet Wasseiatim auC ttid«'
denuBse getroICso 'welebfi. ^til*<likbt mebr toiImh^
den' sind. ' ' • • l- • :
Aus den angeführten Beispielen scheint mir hervor-
zugehen, dafs die Riesentöpfe, wenigstens die hier er-
.wähnten, entstanden sind 1) während einer Zeit, zu
welcher der . Wassetatand in Nonte^ mm ein Befariebt-
kebe« . bAber #ar . als lan! QMn». akb difr
Stritabung des Wassers Hindenrissedin den Weg stctli-
len, namentlich also in verbältniüsmäfsig engen Rinnsa-
len. — Dafs die Sefst römische Gcschiebeiluth sehr wirk-
samen Antheil an der Bildung der Rieseatöpfe genom-
miaia beben nmf^ liegt klar .top Augen; ea kl aber durch-
MS liebt b<«hwcidi§.toMiebni0%. itedor dafiiidiaan Flillb
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291 .
5amm///V:^^ Riesentöpfe^ hervorgebracht, nöch dafs sie die
wirklich herrorgebrachten biä zu dem Grade ihrer Ati»i
hitdiing voMeodet habe, in welchem diesdliea |ettbte^
ftor (die UriMil»6flii ^ Mfi^ge MeUr Meseittöpfe ^
wesen, und der ■Groöd* «nr »T^MdÄig derselben dürfte
in den atmospbörischen Niederschlägen zu suchen sejo»
welche zur Zeit derjenigen geologischeu Periode, inner-
htäb welcher das großartige fireignifs der ]»efHdelaunl-
scheif fiuth'BMIlfalid; fje^ «ngleieh MMender
reu, «b rie^fi^ Vorkfibmeü kÖiiiMii; i f
VII. Einige Bemerkungen über die Versuche
iks Hm* fVilliam^on, betreffend das Oloh^ .
p&ri C: F. Schönt ein, '
« .1'", .'Ii/.'. • ... I ' • »
.)■•.••'.•*. ' . • r ' . ♦ . • ' •
Die Meinungen, die bis ietzt über das, unter dem Ein-
iofo des Pbospbonr* a09 d«r ätmosphäriseh^o Luft üeh
emwidielüdii tieöbend^if Prlneip ^ttäliB«rt weiden, wei-
difeD* 00 wlir ¥00' einander ab^ als dfefs-'mir hiliiier mög-
lich ist. Nach dem Einen ist dasselbe salpetrichte oder
Salpetersäure, nach Andern unterphosphorichtd oder phos-
pfaorichte Süure, nach de la Rive und Marignac Sauer*
Stoff, modificiit dareb idie ElektridUltv welche -sich bei
4fk EiaWbPkatig des I^hoaffboi^'aiif'SftifefMotf embiiideii
ioH; man hat einmal aiNA ▼on Arsemkoxjd odc^ iknenich-
ter Säure gesprochen, welche sich bei der Oxydation des
Pho^hors bilde, und Einige wollten sogar eine eigenthüm-^
liebe organische Materie, die in d^r Luft Vorhanden sej
imd -vom Phosphor inödificSit "werde,* in iMiiieiii Ocon
stehen. Hf/ W i II U«i so Imt* ttttA ' sdüile' Ansicht
Ober den fraglichen Gegenstand geäufsert, wiki einfach
erklärt, daCs der bei der Einwirkung des Phosphors auf
19»
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m
fmkdbU «tmosphSrische L^ft . miftretfwj^ aneckende KJDK"
Ijt^f^ ;Wa0l4rscir86|xung erzeugtea:0901l.fi||ll9. Zn^jMH
gPQj sira^ denn dieser eigenthüinliclie GeFUfch sey, dessen
hat sich Hr. Williams on gänzlich eothaUea. Weim
Hi^ W. von meinen ei^en^n Versuchen fiowohl aU.di^
nep dea. Hrn. Marignac Kiinntnifs genomni0i| liat^i «fi
nmfi^.«8 anffaU^n,, wie d#r angebe- Q^eniiker.vi.^eyiMni
solche«, KodergebnifB gelangen .luHinte; devffttdaneijttidl
hätte in einem solchen Falle wissen müssen, dafs das
mit Hülfe des Phosphors erzeugte Ozon haarscharf alle
die Eigenschaften hat, welche das auf Voltaischem oder
elektrischem Wege dargestellte besitzt. Oder hat er etwa
meioeD und Marignac's Angaben keinen Glauben ge-
sciienkt? Selbst auf die G^febr hftar, mich tu wiedefbd-
len, bemerke ich hier, dafs, wie das Volta'sche, so das
mit Hülfe des Phosphors erzeugte Ozon, nachdem letz-
teres sorgfältigiBt durch Waschen mit groDsen Mengen
Wassers von aller Säure befreit worden, unter andern
folgend Eiglinscbaftea lie^itat: .
.1) Es zeratttrt mit grofeer Energie alle.PQaasenferbeD^
so dafs ich z. B. neuerlich damit ziemlich groCse
. . Stücke von mit Indigo gefärbtem Baumwolicnzeug
und. roher Leinwand blendend weifs gableicht habe»'
3) £s roxjrdirt .bei. gewMmUcher /Temperalpr die
. .„ .tal|c|.bis. zam:lakbsten:Grade^.dafm«if^fibig'aiiill^
selbst das Silber nicht ausgenoqinieii. v
, 3) Eine Reihe von Oxyden, wie z. B. diejenigen des
Bleies, des Mangans, des Kobalt^, des.Nipkei^ jdes
Silbers«; WiSrdßn bei ihrer Berührup^ mit chemiscbfoi
. . .Ozpn.,i]pid gewöbnliober TeniparAtar .in die.H^par*
.. , 4>3iU^djei .4ieAer Metolle tä^r^fiÜsi^, « ; ^ , , „ ^
. .4y Jod wird durch chemisi^es O^oix ip JodsMure, Phos-
, phor in Phosphorsäure, schweflichte Säure in Schwe-
.t fekäure, UntficsalpQ^Qrs^e in. S#{{ie(eff8äui:a raacb
i:»i; • ♦y^tw^jadelif , , ... .n , «'
- O,
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293
6) Es verwandelt irfele Schwefelmetalle s^nell itt
schwefelsaure Salze, wie z. B. das Schwefeiblei. ^
6) fici fOhrt JodkaUam in .jodeaores Kali Ql^er; •
'7} & «ersefet SdhWd'-, Seletf-, nosj^W- ud' Jod-
' ' wasftertloff 'bei' ge^vMidiito' TetD^enito au^en-
' blickiich. ' • • ' ■ • • • • • » • '
8) Es verwandelt das gelbe Blutlaugensalz in das rotbe.
9) Es wird bei derselben Temperatur zerstört^ liei wel-
' dief 'te Voifia'scbe Ozon ▼ertiicbtel wlrd^'* ' -
10) Es löst sieb ili'Wasser bbeo so wienlg als dai Voli .
ta'sche' Ozoo auf.
11) Es riecht wie das Volta*sche, polarisirt wie das
Yolta'scbe^/^lrkt p))ysiologi8cb wie das Yoita'scbe
Ozon.
Das cbemiscbe Ozod nnlMcbeidet sieb mit' efneni
Wötte mdi meitoi bisberigen V^rsacben durcb gai^nidifs
von dem Volta'scben, und wenn Hr. Williamson sich
die Mühe geben will, in einige mit Luft gefüllte und ei-
niges Wasser haltende Ballone Pbosphorstticke mit rei*-
ner Obeüfliebe zu bifingen , miid 'das • Ganze nia 'wenigö
Standien lang' einer Ttoperator auszosettttn^iBtf'iiM'«^
lileb* anf üie leiebHeste nnd btofriedig^dste Wi»ile'«b«ri
zeugen, dafs meine Angaben vollkommen richtig sind.
Warum Hr. W. mit seinem, durch Asbest mechanisch
zertbeiltep Pbosphor kein Ozon erhielt, lag gerade in der
Weise, wie er seine Yersuclfe anstellte» begründet' Ein*
^1 ertteilgt ti^,' Wik' diefe obidtt to^^ftbit ' WiiKda/'bdm
^frömen dIer'IMfr Ober ftNuspbor Überbanpt 8«iir ^«nig
Ozon, und dann hatte der sehr zertheilte Phosphor Ge-i-
legenheit das Bischen, unter seinem Einflufs gebildete
Ozon sofoK wieder aufzunehmen; denn wie meine Ver-
sncbe ^^ge&j 'VerseUncKt, wie die' OMgetf Oi^y^bareii
HHrpeir, <o^ flticH:d(^r''¥1ioa^bor das^Ozonv sey « VoIl>
^a^feben oder'ebf^mfedbenrXJfsp^iings, mit gt^fter'BegMk
und wirkt derselbe, wenn fein zertheilt, auf eine Ozon-
atmospbttre geriade wie Eisenfeile u. s. w. Um freies
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m
Ozon .mit IKiUe 4e«. Pboqphomtsu .erhalten, .kaop man
diber ' nicht > woU : oosfreckmafeigfr' veiMm* / riB Lnit
durch ffHi'Wihiqilten Phosphor. strOiimi UßBffs^
rSobliefslich nur noch ein Wort. Hr. WiiUra-
80 n ist offenbar ein angebender Cbemiker; er wird es
mir daher, als einem älteren Manne, nicht verübeln, wenn
ich ihm bei-rfi^eiii Aalifilft dfiDiWc^ta^mdewMto» Rsith gth^
kOalU^lün elwM behulsam^r »a'»eJn^h«f0r «^Qkier An-
gaben, die das Ergebnifs yiel)ahriger.Untler«aA^ngen el-
. nes Dritten sind, sein, Urtbeil eröffnet., . ,-.
Vni. Per suche über künstliche Bildung ygfi ent-
^^_f^ißfjlli^m Blut durch, .'äK^mi^i^H^S^*^
I ^: ■ - .i,
I9, dem «»ßjAtem -deriCirculaitioinMi ($,*6Afr) baW/ich h>er
ml^ dnseb. VeiMiiqiie getilgt, dab m^n. da^fk^; j(p8»t9 iri^
Suiten zmn, aus der Ader geflossenen Blut die Plbalic^
tftt desselben so verringern kann, dafs die Fasergewe-
bebildung sehr vermindert und zuletzt aufgehoben wird.
Ebendaselbst (S, 85) habe ich ber(9iU angeführt, dafs
aeharfe Anqeien die Bl4tg9ripwqg .^iint«rM|i. i|p4 ein
giiot rtlhea Serum erzeugen4 E;». hg hiernach nahe^ drfi
die beizenden and- entzfinduu gerregen den Aneneien durch
Vermischung mit Blut den entgegengesetzten Zustand, wie
die Salze, mtifsten erzeugen können, nämlich die Faser-
|#frdMeb>ldnog.ZU erhöhen, und wie im eotziUidiif hf9i^ Blut
. deiv geirOtteten Farbatofif ^tur AfiOomg im Fbwnia'iivd
bn SMMEi/m; biba^s^n» Diese •Yoreoitfietiung hat eich in
folgenden Versuchen durchaus foewttfart, aqs denen sich
ergiebt, dafs man die Fasergewebebildung im gerinnenden
Blut durch Zusätze yon reizenden Arzeneien erhoben» und
dNaae Krh^^hung bis aufadae Doppelte der. im leupbfii Bkit
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I
sich, wie iin entzündlichen Blut, der geröthete Farbstoff^
in) PJasiija lö^L, (Vprgl. Allg.. fir^l^^ei^^Kk^fb ^^48^^^^^
1) Versuclie mit Veoeublut von einem gesunden Pferde.
' I
Das Blut ward« in Cylindergläsern , welche die zn
prüfenden Arzneien enthielten, aus der Ader aufgefan-
gen, .daaa zur freien Gerinnung hingestellt, in seinen YeUi
&oderaqxen : beobachtet und nach Verlauf voa 24 Stun-
dw, das Fasergewebe anf§eimaliei»f. > .v, n .
j.'Aaf 4i|8e AjTt arbielt'ü^ ^ FasergeWebemen^r
4i
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*4.
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I:
Von 15 Drachmen reinem Blut . • . . .
^ 9 Dr. Termischt mit 1 Dr. Sptr. campk.
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mit G Dr. Spir. campk,
- lJ>r. O/. Trre6tnf A.
- 1 Dr. eines Gemcuges
von fiieiclien Theilen
kiAol ^ • .4 *
p> 2Dr.des8eIb.6emeng.
- l Dr. Tinct.Pimpinell.
^ . ' l Bx,TinctX:»rUliari4,
V - IDr. O/. Pelr«» . , .
- ' * 1 Dr. BtocMl. Qt(«^ciM
- . t • 2 Dr. DecocL Querctu
- 3 Dr. Decoet. Quercu»
• - 1 Scrupel Tinct. Spi-
J r> ; * Iaif4.( Aircg'ucy Roux )
-r 1 Dr. derselb. Tinctiur
1 Dr Spir. Cochleariae
* \fUim^,Ol.Cajeput
r- i Dr. OL Rorifinarini
• '2 Grao Chimim nUph.
- 2«r.C|llMiMM^&.aiik
ehr. Alkohol vermischt
- 1 Gr. Strychnin nitric.
-2Dr. Alkohol . . . . .
•if
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13
11
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1,66
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1,81
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0,50
0,53
0,65
0,72
0,50
0,46
0,47
*
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das den Vormitfag gedurstet hatte, daher concentrirter
war. (Vergl. Versuche des menschl. Lebens, S. 311.)
Ich erhielt an Faserte webe auf die angegebene Art:
a
a
'JS
u
3
e
Tob 15 Drachmen reioem Blut
- 11 Dr. mit 5 Gr. Campher vermischt . .
- ^19; iTjur, ' 2Ö. Tropfen Aet/ier tulph. . .
• llT - - STr,TineL»pilanih.olerac.
- IS » ?• 10 Tr,Tinei.PimfnfulUu. .
jtK>^^*i tti. 10 Tinct. Opüsimpl, . .
- 7 - - 2 Grau Morpl. actiie, •
-':14 - ■ 7 Tr. O/. Fetrae ....
20' - [10 Tr. O/. ftitafMor. a«fA.
-?18 - ^ flOTr.O/.7VreMiifA.f2iiW»KM.
10 Tr. Ol. tg&tnaw»-»-» w
5 Tr. Creosot
8 Tr. O/. Horismarini . •
OTr. O/. Caryophyllorum
10 Tr. Ol. CMjepm i , .
10 Tr. -Nerton .
|2ft lV. aViv«. CiimamowU
—^18
- 18
- 16
12
- 11
**ayo
ZILL
T
Bcschaffinl^eit des ^j^i|^r||^^jireb«a.
DaiF ;(ili|rc|if jvcrschiedenen Artneiea ^ tt--^
Fasergeweb^ zeif^i mancherlei kleine VersdUedeDbeiten«
Im Allgemeinen v^tfrldaii dnrch di^ fttherischeo Oel^,'<den
Aclhor und die Tinktureu gewonnene Gewebe sehr .
ileisclnoth und elastisch, das durch Chinin, Eichende*
kokt gewonnene mehr |^iu;]^^-..^<f^,^^^^ daa. dorch .Rps-
nua^KoDiicl ^^MifOl jgenioniiene zeichnete aicb darch
efj^ I^^f^i44*i^upe Farbe aus, die siicE aoch nach Jan-
gen^) Einweichen in IWasser nicht ganz verlor.
Auf dem mit Aelher, Pimpiuelleulinklur, Paraguay
Koux, Aceton, Morphin und Opium vermischten Blut
hatte sich eine Entzündungshaut |;ebfl(^ei.aiid die obento
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297
Benskafr^iilleit dcd'Hkraaii.
Das mit RosiDaiioöI, Cajeputöl, ätheriscbem Senfttl,
älkobolüBcbem Teipeothinöl, Crebsot, Steinöl^ OpiaiDtink-
tur xmi Morpbin Terinischte Blut war zu einei^ so fesfeii
Masse geronnen, dafs es \em Serum abschied; die mit
den übrigen Arzeneien vermischten Blutportioneü batteu
mehr oder weniger Serum abgeschieden. '
Unter diesen batten ein gelbröfbes^ wenig mebr als
das reine Blufsemm, gefärbtes Seruin gegeben: kampber,
Eicbendekokf. * . .
Ein höchroth concentrirt gefärbtes, aber klares Se-
nun hatten gegeben: OL Caryophy Horum ^ Ol. Sabinae^
Tinct, Cinnamomi, Tinct, Pimpinellae^ TincL Spilan-
ihes, Aether sulpL, Aceton^
\ • • I ». J . .... . ' •
VeräDderung der Blutblasen.
' W» nilroskoiHsMe- XMersadiung der Bfotblasen
zeigte, dafs diese durch alle genannten Mittel aufge-
schwollen, aus der platten in mehr oder weniger runde
Formen Übergegangen waren, wie ich es ähnlich im ent^
zfiadeten Blut bescbrieben habe. Die Blasen erschienen
dabei mehr oder weniger ebtftrbt» in dem Maafse als
der Farbstoff im Serum oder Plasma aufgelöst war. Die
Bläschen werden dabei von Ansehen mehr oder weniger
perlend, und erscheinen um so mehr isolirt, als sie Farb-
stoff wloren haben und blafs geworden sind; am so
mebr zusammenklebend, als sie noch roth erscheinen. Am
meisten waren die Blasen entßirbt durch BosmarinOl, Ca-
jeputöl, Terpenthinöl , Campberspiritus. Zwei Drachmen
Terpenthinöl zu 2 Unzen Blut gesetzt, entfärben die Bla-
sen so vollständig, daCs sie glasartig hell aussehen und
4m ganze Bkit durchsichtig wird, so dafs man die Bla-
eaii für ifBna& aii^elöst balten kannte. jAehnlithes. siebl
mm niob'iyepmfsehiiftg grOfiMrer Meibgen toB' Bei^lmh
* rinöi^ Steinöi, Aetber, AlkolK>l mit Blut. Je geringer
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298:
die Menge der xiiiii*filiit gesefM^B^idMiischeii Oele isl,
df^&io weniger entfärben und verändern sich die Blasen.
.» , Die Tinkturen (von Opium, Zitntnt, Piiupine)Iei:^-
^Tjonel, Cantbarid<eD^ eotfärbeq in den an^egebeoe^i ^efi-^
geil 4^ glasen weniger dahiyr ersch^ioen, sie nyebr ^yifj,
g;escbwo)len» undorcbsicbtig gefärbt. , ' j^j
Im Ganzen wird durch alle genannte Mittel die Cpn-
tractilität und Reizbarkeit der Biascnmembranen, wie im
<^tzüpdiichen Blut, aufserordentlich erhöht, und um so
mehr, je mehr sie entfärbt sind. Man sieht diefs auf^
ffilleDd, 'W^DO man die durch Stberiscbe Mitlel. aufge-
achwolienen Blasen in S^zwasser bringl, wo sie augen-
blicklich sich im höchsten Grade zusammenziehen, ab-
platten und verkleinern. Die in Blausäure gelähmten
Blasen, auch die Bjasen aus Coniinblut, werden gelähmt;
dagegen durch Opinm, Chinin, Strychnin die Contraction
erhöbt wird. ^
f.'>- Mehl* peilend erlebeinen die Blasen nach Rosmtorindl,
Tcrpenthinöl, Cajeputöl. Mehr confluent nach Opium,
Zimmt, Pimpinellentinktur, Chinin, Strychnin,, Eichende«^
hokt, Aetheryi^enföl^ Spiritus Cochi^aria^f^ ('i- uonno'i
. . i'. ' ' : ' ' ' •' • .....
' • ... ^ • . ^ • • .•..•:•'!.!..
IX. . Notiz über die üniersuchungm des Eise^
. . 4ils fesißn Körpers;, i^oß TV. S^ri^i^e^
' (Am Butt^tt de U Cäüse p9^i^9*9iMuL Si't^M de-
r . t.
I f • ■ * ' ' I t f ' » ' ' f
Nach den Angaben von PI. Heinrich soll die Aus-
dehnung des Eises als festen Körpers für 80° B. 0,024512
der Länge betragen. Diese Zahl figurirt «0 naswntUGh
iMi..Grehl<sf*a^phy8ihiiUsehfl0i WMmjbariittyi'aeQA Aas-
galM^* und- in' den, S.obaiMe|cbe(r*8dia»»4akitediaitt.
\Wim sie« richtig, n»« betrüge^ die Lttngenftndening des
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«
Eises mehr als das 7 fache gegen die des Zinks, welches '
uoter allen andern festen Körpern, und oameollich allen
Metallen, die stärkste AusdeUiiU9g hat. An der Richtig*
k#it 4er Angahe. HeioTicii's xvfeifelfi« ich ling^,.
ihr zafolge hei eioer Temperatorlndernag von 20®
die LängeoTerSodenMig des* Elses nahezu betragen
müfste, oder etwa 22 Fufs auf eine Werst Eis. Das wi-
derspricht aber den Erscheinungen, welche unsere Eis-
flächen im Wioter darbieten, die zwar die Thatsache der
Zo^ttinmeipziehang des Eises bei. zuoehmender Kälte Qher
•Ile Zweifel erhebeo, aber, doch keinesweg^' i, B. anf
der Entfeniiing Von 24 Werst ' zwischen der Mfindung
der Newa und Kronstadt eine Summe der Spalten uud
der Verschiebungen am Ufer von über 500 Fufs dar-
bieten, wenn plötzlich nach Thauwetter eine Kälte von
Üher 2ü** R. sich einstellt Weqn aber ein deutscher
Phjsilier, lfr> Petzholdt, vtoäk im Jahre 1B43 ans di*
recten Verisuchen hat beweisen wollen, dafs des Eis sich
bei zunehmender Kälte ausdehne, und darauf eine neue
Theorie des Vorrückens der Gletscher begründete, so
sieht man, dafs er einen verunglückten Cabinetsversuch
(lemacht hat» ohne die Erscheinangm in der Nator za
kennen, über die ihm jeder Ban^ des NordInndfa hIttB
Auskunft geben können.
Schon seit längerer Zeit beabsichtigte ich, die Ver-
suche über die Ausdehnung des Eises Torzunebmen, für
deren Tolbtändige Ausdehnung sich in Pulkowa alle vor-
theilhafte Um^Ulnde Tereinigteo. Die Wichtigkeit des
PliSnomens in Bezug auf die noch immer schwebende
Frage über die Bewegung der Gletscher hat mich jetzt
zur Ausführung schreiten lassen. Ich übertrug die Ver-
suche zweien |üngeren Gelehrten unserer Sternwarte, dem
Hni« Schumacher aus Copenhagen und dem Me-
cbwDiker, Hrn. Pohrt Die Versuche sind bis jetzt an
twel'EätcjriÜndeni aoelnftlrelem .Wasseiv Qher 5 Fufs
Länge, ausgef(ibrt worden, un4 gf^eo vom -»1^ R. bis
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30(1
auf —22® R. Vorläufig berechnet sind nur erst die
Schumacher' sehen Versuche, bei welchen die Diffe-
ranzen' der mittleren Temperatur in den drei Haiiptrei-
hen auf I5^85, 13^21 änd i5^6&geheD. DiesaRedu
irang hat gegebenr • • ' •
1) Die Ausdehnung für 80<> R. =0,0(1929 aud der 1. fieihe;
• ' • 532 - - 2. - •
• 529 - . 3. -
i-.h . ri M. - Littel: «
^2) Sein- nahezu ist die Ausdehnung' von — bis — 22°
, dur(:h alle Grade d^s Thermometers eiue deichfOr-
mige.
3) Es jpt,,al80 der Coefiicient iroii PI. Heinricji
0,024512 gänzlich /alsclip iin^ gegen fünf Mal grö-
\ fser als unsere Versuche ihn eeben. ^ -
Die Versuche gehen noch fort. So wie sie geschlos-
sen sind, werde ich, der Acndeniie die beiden Arbeiten
der HH. Schumacher und Pohrt vorlesen, nebst den
aus beiden eeiolgerten SchlÜJBsen. ,
X. Dr. P etzholdt* s Versuche über die Dich-
, tißkeif des Eiscfi bei verschiedenen Tempera-
I , . : - >. . , • . , j
r-
Die im Winter I8|4 von Hrn. Dr. A. Petzholdt zur
Ermittlung der Dichtigkeit des Eises bei verschiedenen
l'empe^turen angestellten Versuche ^), woraui^ icli das
Resultat berechnet hatte. daCs das Eis bei S^unahme der
1) Diefs Mittel iiiiniDt.uanllcli mll ^cn von C Bronner durch Wfi-
«hig gcfu&debeii Werth 6;<M395 ISlr 1* C, -«ra« ijsr eben lUra-
- ' WaOMi (Mr O^maa'nuMW.- (8. Ada. , M. M, lia) • H
2) A. Petiholdt, BeiUrSgc lur GcogocMie von Tyrol, 1843. '
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m
KSlfe ■ich üffscMme-niid Abnalme 4enelbei^ sich zu«
zammenziehe, siud yqn Demselben in den beiden fol-
genden Wintern fortgesetzt worden. Hr. P. sah bei die-
sen neuißfi Ve^si^^i^hen von künstlich erzeugter Kälte ab,
und waMtü -aHMT Ofebiigkeiltebestuninnng dei» Weg der di-
recten Messung. Er schlofe sn diesem EndzWedie Eis-
stCicke in ein mit Quecksilber gefülltes Glasgeßlfs ein,
durch dessen eingeriebenen Glasstöpsel hindurch eine an
beiden Enden offene Thermometerröhre, so wie ein Ther-
nometer in das Quecksilber binabreichfteii. Des SUnd
des Quecksill|tn«iii^der.Glatfabr6.1ie^ ancfadeai irorher
die Ausdehnung des. G^fSU^es «rmpttctU worden war, auf
die Ausdehuung oder resp, Zusauimenziehung der Eis-
stücke schliefsen. Als ferner im Anfange dieses Jahres
Hr. C. Brunn er in derselben Absicht angestellte Ver-
snohOibiekAoiit' Machte ward aneh die Brun »er 'sehe
MMbode'Bk bJrdl46latüeher^ W%ung in Stelii4d .yan Hnni -
in Anwendung gebracht Aus allen diese» Versucheni
so weit sie von uiir der Bechnung unterworfen werden
konnten, habe ich, entgegengesetzt der früher aufgestell-
ten Behauptung, das Besultat gefunden, dafs sich bei
ihnen das Eis, me festen Körper^ bei. Tempfraiw/^
abnkthme zusammg^ag und bei Temper^Utrerhäbung aus^
dehnte. Ein znveriSssiger AusddiiiongseoSffielent konnte
aber bis jetzt noch nicht bestimmt werden, da theils nicht
hinreichend grofse Eisstücke benutzt worden waren, theils
nicht hinlängliche Temperaturdifferenzen zu'Gebote stan*
ddn, '«ndJich «ttch bei .der directen Messung. sich Feh«
lerquelUn »eigtln^ die * IKKch nicht gfinzVeh. beseitigt wer?
den konnten. Im Laufe des nSelisten Winters gedenkt
daher Hr. P. unter möglichst günstigeren Umständen seine
Beobachtungen fortzusetzen, namentlich mit Rücksicht
auf den Versuch tob Hm. Marchand, der we99n der
GffOise d«a in Anwendmig gebiacbteu EisstOckes und der
Benutzung des Qabcksllbel^ mt hydcostatisifteii WSgung
1) ]d dieser ^tichrift, SUidi I,. daucs Jahifsofu«
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3(»
vor allen früheren den Vorzug verdienen dürfte Je-
denfalls wird Hr. P. dann selbst das Nähere ausführlich
mittheileo.
' Ostaiar Forty
. ' Ldbrer 4« Miiliürtiiil Sa Bniimi
XL Ueher die Bildung der unterjodigen Säure,
und die beiden Umwandlungen dieser aeuen
• Säure staUßnäendea- ReacUoMn;'
• • • vöm 'Dr. Koene. ' • *
• PrafeMor der Chemie an der UnivertiUt tu BvOhA •
Seitdem die schönen Untersacbung^n der HH. Balard,
Gay*LosMc und Peldttze fibef< die Elnwirkaog. des
Ghlorr eof das Queeksilberoxjd bekannt g^wordeä sindt
und die Existenz der ünterjodsäure von Ilrn.^ Millen
bewiesen worden ist, haben alle Chemiker, welche die
Analogie berücksichtigteu , die zwischen dem Chlcur und
dem Jod bemcbt, diesem letzteren das Vermögen nh
f^cbrieben» unter gewissen Ümstlndeii die der düofi-
ge»-nhd der untercblori^n 'SSnre enfapredienden Sl««
ren zu bilden. Wenn man auf die innige Verbindung
Rücksicht nimmt, welche zwischen der Wissenschaft und
den Ideen, die ihren Fortschritt leiten, besteht, so muCs
es sfehr wahrscheinlich werden^ Mm diejMHgen, welche die
Bitdong der Oxjsanren des Ohioni'etsdiften, Unterso^
ehuB^en angestellt haben oder in diehem' Augenblieke a»*
stellen, um die entsprechenden Säuren des Jods aufzu-
finden.
Aber obgleich die jodige. nnd die uoterfodige Sttwre
sieh 'bilden können» so kann man sie d(Ook nieht unter
den. Ueistlaiien: erhalten, wtkiie di4 BflduDg der eUwi»
1) S. Erdmanii*« Jonni. für pract. Chenue, Bd. 35, VithA* •
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303
gen ^«wd' a«/. cmiAltobloHgen MiiiMfeg^ti^ehv* Diefs
Kbgt vorzüglich an dem Streben der Jodsäure, sich alle-
mal zu erzeugen, wenn sein Radicai sich mit dem Saiier«
«toff verbindet. ^ . :
'Wbait iBiBn bei der^ewöhaUoben Tenifefiltar da»
{lod nU <d«ii 'QiwoksUbvroxyd iu BerOlmag/ bringt ^ «o
«tttdtiBfat- «Mb i»3 niidi Jodfoeckäilbtr ited jodsaures
Quecksilberoxyd; wenn man aber die Mischung erbittt»
so findet mau nur Jodquecksilber und Oxjgengas. -i
Wean whxi QDtercbloriodige SSdre aüf Hg eihiwir>
k0D Mit, re«f^ dftsoGbl^^ «I« ob es frei w9re. Jod
getxlI'sieM da^^K^wö 'di«: AfBilitSten des Chlors in's Spiel
gebracht worden sind. »
• «Wenn man eine Aviflösuug des Jods im AÜLohol
mit' auf''tttydtiiem ' Weg6 i^ereltetefi' umscbätfelt, so
eotförbt sie sich äof i^ine merklithä Weise, iind es setzt
sich Jodquecksilber ab. : »
Aber wenn man sich in diesem Falle des auf nas-
sem Wege bereiteten Oxjrds beiHent, so entfärbt mh
die Fiüssigkeit demaüm*. da&. «ie ne^h .«itwgea Secßuoh
den gant biaffigdb Istj • . -
Wemirmaa-. In diesem' Aagenbljeke einen Theil von
ihr durch Quecksilberoxjd sickern und in eine Auflö«
sung von Stärkmehl fallen läfst, so wird diese milchig
io folge, .4es ilgJo, daß <lie alkoholhaltige Flüssigkeit
in Qieg^nwart.. des. iWa^ers. iabrep Wst, , Bald nacl^p
b|Br;iTii:d die St^fl^eaiiflOfiqng purp^r&rben und 9m Ende
Xio|etf.
Wenn man die alkoholhaltige Auflösung durch Pa^
pier seiht, sp wird die Stärkeauflösung durch ifire Be-
rfibrung augpoblicklich- vioi^tt^ gefärbt. , Sie wird im Ger
gentbeile miichigt, w«Bn jenß nicht abgelilärt ist und
einen Ueberschufs von Hg in Schwebe hält, welches die
vermittelet des Jods, hbli.^ljrbie $üU:keauO0simg .i^nl^
färbt. . ,1
I . Die FiOssigkeit wird auf der Stelie dunlielblau, wenn
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•M
Biati, anatatt Üft atitlltoble alkohoUmkigft AnflOMH« 4cr
SUlrkMlilanflOiliog iuiizi»n(fügeD».äeiifBf üadi dar Ab-
klärung mischL : ' '
Eine durch Quecksilberoxyd , Papier oder gestofse-
aes Glafi geseihte Auflösimg läfst ebeufaik Jod fahren,
setzt etil 'imfaelB PaWer .ab», tmd nimmt oadi Verlauf
eioigef. Stiteden eine, jcsbeotiac stafke EirlNMlg..aii; ab die
AafltaiDg dea Joda in Alkobal» die zn den Xmathum
gedient hat.
Aus diesem Allen geht heryor, dafs das Jod, in AI-
kohoL aii%alM» sich auf Kosten des SauenlofiiB dts Hg
<mj(dirt^'Qed eine yerbwduitg.lNyely 'dicf.aicb bei ikmi
Entotehen Terwandelf.
Es giebt folglich eine Oxysäure des Jods, welche
weniger Sa^e^sloff enthält als die Jod- und.die Unter-
{odsäare«. Die Aaalpgie enndcbtigt uns, aie .als .die der
Cl entsprechende Sftore zu betracbten.
' Um diefs zn bestätigen verschaffte man sich reines
und trocknes Jod, indem man Cu' Jo mit Mn destillirle
vtad das erhaltene Product unter «einer Glocke neben
einer Schale mit Schwefelsaure ti'ocknete.' Mm Iltele
bierron • -1,712 Gm. In SSgradfgetn (B) Aikohbl auf,
schüttelte die Auflösung 10 Secunden lang mit einem
Ueberschufs von auf nassem Wege bereiteten Hg, und
seihte sie durch eine möglichst kleine Masse Von Asbest
Schön während der 'Filtration fing die FlQssigkeit ad sich
merklich zu trOben und ku färben, nnd als dife H&lfte
hindurchgegangen ^var, sah man sich genöthigt die Un-
tersuchungen nur auf diesen Theil zu beschränken.
Die 24 Stunden lang sich selbst iJberlassenc Auflö-
sung'hatte eine weniger kräftige Farbe, als Vor ihrer Mi«
scfauDg 'mit dem Queckäilb^bxyde/'
- Um die Menge des freigewordenen Jods zu bestim-
men, destillirte man die abgeklärte^ Flüssigkeit (das weifse
Pulver hatte sich während der Verwandlung abgesetzt^
• ' .»•..*. '/ • • : wmA
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305
«
and um die letef^n Spuren des Jods fortzubringen, be-
diente man sich des Alkohols, mit dem man den Nie-
derschlag gewaschen hatte.
^ Man fi^te zu dem der Einwirkung des Schwefel-
{ wasserstoffg^es ausgesetzten Producte der DeBtillation
' zwei Mal so Tiel luftfreies Wasser hinzu, als sein Vo-
lum hätte fassen können. Die abgeklärte und vom Al-
kohol befreite Flüssigkeit gab 0,048 Schwefel, welchem
0,376 Jod entsprechen,
f * Der Niederschlag selbst wog 0,133 Grm.
j Diese Substanz ist ein ToUkommen weifsea Pulver
*obnc krystallinisdie Gefüge, unauflöslich im Alkohol,'
wenig auflösbar im Wasser, auflösbar im Ammoniak.
^ Schwache Salpetersäure scheint nicht auf sie einzuwirken;
i «oncentrirte Salpetersäure (HN) roagirt eist recht, wenn
man die Temperatur erhöht; concentrirte Schwefelsäure
. ...
(HS) löst sie nur in demselben Falle auf; mit achweß-
\ liger Säure bildet sich Jod in der saureu Auflösung. Eine
Auflösung von Kali im Alkohol scheidet dayoa'Hg ab,
-ohne sieh zu ftrben. HCl löst sie auf, läfst Chlor ent-
weichen, und bildet Chlorquecksilber und chlorjodige
Säure
^) Man vvei£s, dafs durch die Einwirkung des HCl auf Jo oder aaf
ein jodsaures Salz, aufser einer Verbindung des Chlors mit dem Jod,
auch Chlor sich bildet. Man welfs ferner, dafs das Chlor mit dem
im Wasser eingerührten Jod eine Verbindung eingeht, aus der die
kohl ensaurcn Alkali eine grofse Menge Jod niederschlagen. VN'^cnn
man endlich der Verbindung JCP genug Jo hinzufugt, um JCP zu
bilden, so erhält man mit Hülfe einer .gelinden Wärme eine flüssige
Verbindung, die beim Erkalten zu Krystallen anschiefst, und deren
Auflösung Im W^asser fast dieselbe Farbe hat, als die oben erwähnte
^ Verbindung des Chlors mit dem im \A' asser eingerührten Jod, und
mit den kohlensauren Alkali tu derselben Erscheinung Veranlassung
giebt.
Hieniaeh scheint es, d«1k sieh m Gegenwart des Wassers chlor-
jodige Saure bildet, mag Cl auf Jo, oder HCl auf Jo oder auf eio
jodsaures Salz reagiren.
PoggendorfPs Aanal. Bd. LXVl. 20
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SM
Uater äSO^ bleibt diese Verbindong anrrerandert,
und ▼erlieft Bldits von ihrem Gewichte; aber Uber die-
sen Wärmegrad hinaus läfst sie Wasser, O und Jo ent-
weichen, und verwandelt sich in Hg Jo, welches schmilzt
und sich in O und IlgJo zersetzt, wenn die Tempera-
tur 300** Obersteigt.
Diese Merkmale kämen einem jodsauren Quecksil
beroxyde zu, welches mehr als 1 Acquivalcnt Säure ent-
hält. Diese Folgerung mufs durch die Analyse bewährt
werden.
Weil indessen dieses Salz sein Wasser nur unter
einer Temperatur fahren läfst, die zu gleicher Zeit ehieil
Theil der Stiure zersetzt; weil man ferner die Menge
dieses ^^'^ssers nicht dadurch bestimmen kann, dafs man
zu dem öalze ein Oxyd hinzufügt, welches energischer
als Hg wirkt, und dann das Ganze erhitzt; weil endlich
bei der Behandlung mit einem Ueberschufs von Natron
dieses Alkali mit der SSure auch ein wenig Oxyd hin-
wegnimmt, so glaubte man zu einem wenigstens eben so
genauen Resultate zu gelangen, wenn man, anstatt die
drei binären VerbiodungeD, did das Safe ansmaeheo, zu
isoliren, das Oxyd nur als Metall bestimmte und hieiv
nach die Zusammensetzung des Salzes berechnete.
Auf diese Weise gaben 0,24 der Substanz 0,065 Hg.
Diefs führt auf die Zahlen:
Gcfundeo. Aeqoival. Berechnet.
.Quecksilberoxvd 29^16 2 . aCV07
Jodsäure — 3 ^,70
Wasser — 1 1,23.
' ' Dieses Salz kann offenbarerweise nicht mehr als I
Aequiv. Wasser enthalten. Da diese Menge wegen der
verschiedeneu Verhältnifszahlcu des Wassers und der
Jodsäure eben so wenig auf die berechneten Zahlen ein-
wirkt, als der unyermeidlicbe Verlust an so ist man
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307
ermächtigt dieses Resultat als einen materiellen Beweis
ffir folgende Zusammensetzung anzusehen:
(2HgJo+HJo),
und zu bebauptcn, dafs man irrthüinlicherweise dem Hg Jo
das Vermögen zugeschrieben hat, sich merklich im Was-
ser aufzulösen. »Das jodsaure Kali schlägt die Ueber-
sähe des Quecksilbers nicht nieder«, sagt der Baron The-
nard. Diefs Ist nodi ein Irrthum. Denn dieses Salz
bildet in einer wasserhellen Auflösung von Hg?i- einen
reichlichen weifsen ISiederschlag. Diefs findet in der
That in einer Auflösung von Hg Gl nicht statt, was aber
an der Bildung einer eigenthOinlichen Verbindung liegt»
die ich besonders untersuchen werde.
Un^ sich von der Qildung des Hg^ Jo^ Kechenschaft
1 712
zU geben, mufs man sich erinnern, dafs von -^^—=0,856
Jßd cÜe Httl&e (0,43&) sich durch die Bildung meier '
im Alkohol auflösbaren Verbindungen osjdirfc hatt
2 Jo 4- Hg = Jo -f- Hg Jo.
Ple unteijodig^ Säure bildet bei ihrer Umwandluiig: . .
I . ' . 5Joa9Jo^-4Jo.
Wenn Jo nach dieser zweiten Umgestaltung keine
Veränderung erlitten hätte, so hätte man vermittelst des
HS eine den ^^4^— =0,342 Jo entsprechende IVfenge
Schwefel erhalten mOssen. Man erhielt aber 0,048 S
=0,376 Jo, weil die Jodsäure durch ihre Reaction auf
das Jodquecksilber anderthalb -}odsaures Quecksilberoxjd
ood Jod bildet:
17 Jo+ lOHg Jo=:5Hg^ Jo» -I- 12 Jo.
Aufser den 4 Aeq. Jo, die von den 5 Aeq. Jo frei
werden, entspringen noch \^ Jo aus der gegenseitigen Re-
.V.
aüßtioli der Jo und des HgJo:
17 ( 5 Jo Hg Jo =TVHg» Jo^ + 4 14 Jo ),
20*
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«BW
0 428 4 ' °
80 dafs man — — =^—^bO,401Jo hatte erhalten mfissen,
wenn dieser Stoff nicht auf die Elemente des Alkohols
reagirt hätte. Man weife, dafs das Jo mit dem Wasser-
stoffe des Alkohols mit der Zeit HJo bildet, und diefs
wird um so eher statlfindeu, wenn man eine alkoholhal-
tige Auflösung von Jo destillirt. Man kann folglich nicht
alles Jo erhalten, welches frei geworden i&L Deshalb
gab die Analyse nur 0,376 Theile.
Die Erklärung, welche wir so eben über die Er-
scheinungen gegeben haben, die die Umwandlung der
nnterjodigen Säure begleiten, ist aus der Bildung des
Jods und der Jodsäure gefolgert worden. Was die Er-
klärung der Reaction betrifft, die nach dieser Umwand-
lung stattfindet, so kann man ihre Richtigkeit auf. eine
sehr einfache Weise bestätigen.
Wenn man Jodsäure von der Dichtigkeit des Sjrups
in eine alkoholhaltige Auflösung von HgJo schüttet, so
wird die Flüssigkeit einige Augenblicke nach der Mischung
trtlbe, und es bildet sich Jo und Hg^ Jo'. Da aber in
diesem Falle die Jodsäure sich nicht erzeugt, so kann
sie nicht eben so schnell zurückwirken. Selbst in dem
vorher erwähnten Falle ist die Energie der chemischen
Wahlverwandtschaften nicht stark genug, um die
action nach einigen Stunden zu bewirken. Man kann
sieh davon Überzeugen, wenn man eine AnflOsniig' von
Jod in Alkohol mit einem Ucberschufs von Hg von Zeit
zu Zeit umschüttelt, und die farblose Flüssigkeit nach
einigen Augenblicken der Buhe erhitzt. Sie nimmt die
Farbe des Jods an, sobald nur die Hitze zu wirken
anfängt.
Eine Auflösung von HgJo und von Jo in Alkohol
färbt sich gleichfalls, wenn man. sie erhitzt, und setzt
Hg"" Jo' ab, während Jo sich Terflttchtig^ Zehn Minur
ten reichen zur VoUenduDg der Operation bin. Dieis
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beweist, dal's die Theorie mit den ErscheiuuDsen Uber-
einstimmt, ^velcbe die ReactioD des Hg auf eioe alkohol-
baltige Auflösung Ton Jo begleiten, dafe folglich diese
Iteaction der des Chlors auf dasselbe Oxyd zur Seite
gestellt werden kann. Der Analogie zufolge kann man
selbst aiinehmeD, dafs diese beiden Metalloiden in Gegen-
wart des Wassers und der energisch wirkenden Oxyde
ebenfalls auf dieselbe Weise reagiren. Während aber
die unteijodigßauren Salze sich bei ihrem Entstehen in
Jodinetalle und in jodsaure Salze Terwandeln, ganz wie
die unterchlorigsauren durch den Einflufs der Hitze:
6(R-|-Jo)=:3(RJo-i-RJo)=:RJo-|-5RJo,
so verändern sich die unterchlorigsauren Salze durch den
einzelnen Einfluis des Chlors auf folgende Weise:
3Ria+2Cl=RCl+2Ü+2RCl=:RÜ+2RCi+2Ci.
»
XII. Einige fragmentarische Nachrichten über
einen neuen Stoff im Eudialyt;
von £• Spanberg,
^Ofji'crsigt uf Kongl. f^etensk. Acnd. Förhmidl.^ 1845, No. 3, p. 37.
— Es ist dicis die Notiz, deren ISIilihciluog bereits im Bd. 65 dieser
AnnaleOi S. 319| versprochen wurde.)
Im Zusammenhang mit der früheren Nachrieht (über
neue Erden in den Zirkonen) theilte Hr. S. Folgen-
des mit.
Bei der Untersuchung, mit welcher ich eine Zeit
lang beschäftigt war, um das Verhalten der Zirkonerde
nSher auszumitteln , sah ich die Nothwendigkeit ein, mir
Zirkonerde zu bereiten, nicht nur aus Zirkonen von ver-
echiedenen Fondstatten, sondern auch, so weit ich de
mir zu verschaffen vermochte, aus den wenigen anderen
Mineralien, welche, den Analysen zufolge, Zirkonerde
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310
entfaalteD. Durch Hrn. Prof. Forehhammer in Ko-
penhagen ist es mir möglich geworden mit dem seltenen'
Eudialyt von Grönland zu arbeiten, welcher, nach den
Untersuchungen von Gruuer, Pfaff und Stromeyer,
Zirkonerde ealhält 0* Hr. Prof. Forchhammer hat
mich mit einer 80 reichlichen Men^e des genannten Mi-
nerals yersehen, dafs ich darin kleine Antheile Ton Be^
standlheileu zu entdecken vermochte, die der Aufmerk-
samkeit der früheren Untersucher desselben sicher leicht
entgehen konnten, da einige dieser Stoffe kaum 0,1 bis
0,01 eines Procents betragen« ja sogar in gewissen Stu-
fen in noch geringerer Menge ▼orsukommen sdieinen.
Anmerkung. Ich mufs hier bemerken, dafs das un-
ter dem Namen Eudiaht bekannte Mineral, wie die
Orthite, in seiner chemischen Zusammensetzung,
sehr zu variiren scheint. Dlefs erklärt einen Theii
der Unterschiede zwischen den analytischen Re-
sultaten, die man angegeben findet; aber ich glaube^
dafs gevf ifs noch mehre und auch sehr wesentliche
ferner gefunden werden, sobald genaue und quan-
titative Analysen an reinen und homogenen Exem-
plaren in gröfserem Maafsstabe als bisher ausgeführt
werden können.
Die Zirkonerde, wie sie nach den bisher angegebe-
nen Darstell nngswelsen aus dem Eudialyt erhalten wor-
den ist, zeigt sicher Eigenschaften (wie die fast wcifse
Farbe nach starkem Glühen), dafs man sie für identisch
halten konnte mit der aus den Zirkoneu. Nachdem ich
sie indefs näher untersucht, habe ich gefunden, dafs sie ,
eine Menge von Stoffen beigemengt enthält, die zum
Theil bereits, obwohl erst neuerlich, entdeckt worden,
zum Theil aber so eigenthümlich sind, dafs ich sie nicht
anders als für ganz neu in der Wissenschaft halten kann.
So habe ich darin einige Erden gefunden, welche zwar
v|el^ Aebnlichkeit zeigen mit denen, die bis vor weni-
1) Audi OMb 4m «o« a«U«l«t»erg. AoMlen, üd. ^, & 149..
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m
^ Jabl-eii unter Nafii«a YiUrfitde 2xmmwkm§MB(t^
später jedoch in drei ^«Mmdert wurden, welcbe «ber bei
niberer Udleff8«ebnng aocb von ibnen durch Umstünde
abweicheil, die wohl auf neue V^erwaudtschaftcu mit der
aiteu Yttererde hindeuten, sie iudets ^ed«r mit dieser,
noch mit dereu AbköminiiD^en, der Xerbin* und Erbinh
erde, ideDtifieireil.
Der Eudialyt wird mit Köuigswatser bebandelt und
die Kieselsäure aiiegelatlnbrt» dann, nach Abljltratiou der
Kieselsäure, die Lösung mit ätzendem Aiinnouiak gefällt.
Dieser Niederschlag wird wiederum ia Salzsäure gelöst,
und die sehr saure Lösung mit Kleesdure jgefallt. Der
Niederschlag wird durch Glühen von der Kleesäure be«
freit, darauf der geglühte Theil, welcher sich nur noch
partiell in Salzsäure löst, bis zur vollen Lösung mit
concentrirter Schwefelsäure gekocht. Die schwefelsaure
L^ösuog, verdünut mit vielem Wasser uud vereelzt mit
freier Salzsäure, wird aufs Neue mit Kleesäure gefällt.
Diese Fällung mit Kleesäure wird molumals wieijerholf,
and bat den Zweck, den Niederschlag zu befreien von
Zirkonerde und anderen Stoffen, die zuerst gefällt wer-
den, deren Niederschläge mit Klccsäure aber in Salzsäure
weit löslicher sind, als eiu anderer Theil der Oxjde und
£rden, die im Eudialyt vorkommen. Nachdem man diese
Operation 4 bis 5 Mal wiederholt hat, wird derNieder>
schlag mit einem groCsen Ueberschufs von saurem klee-
saurem Kali gekocht, und dadurch ein Körper ausgezo-
gen, welchen näher zu untersuchen ich noch nicht Ge-
legenheit hatte, weicher sich aber . gröfstentheile in der
l^ortion findet, der ans der sauren LOsung auf Zusatz
von. Kleesäure uicht niederfällt. Nachdem nun das saure
kleesaure Kali alles darin Lösliche von dem Niederschlage
ausgezogen hat, wird die Kleesäure in dem Ungelösten
forlgebrauut und der Hückstaud iu Schwefelsäure gelöst,
alsdann die Lösung der schwefelsauren Salze bis zur voL
len Sättigpng mit neutralem schwefelsauren Kali vemetxt.
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tu
Hiebei enteteht eia Niedenehhig, welebcr Cer, Lanlkni
und Didjm eDthllt, and weldm ioh niebt nSher imter-
snebte,' auch nicht der Mfihe einer Untersuchung werth
halte, ehe nicht Prof. Mosander seine vielfältigen und
genauen Beobachtungen über diese Stoffe veröffentlicht
hat; und obwohl sich mir in dem chemischen Verhalten
dieses Niederschlag einige nnerklärliefae ErsdiefaiuDgen
zeigten, so glaabe ich doch, daCs sie erst vollkommen
aufgehellt werden, sobald Prof. Mosander die Erschei-
nungen , welche bei Behandlung der im Cerit vorkom-
menden Stoffe auftreten, veröffentlichen wird.
Nachdem von der vorbenannten LOsnng das mit K S
FStlbare abfiltrirt vforden, bleiben in der LAsang zwei
Stoffe, welche daraus mit ätzendem Ammoniak gefällt,
dann in Salzsäure gelöst und mit Kleesäure niederge-
schlagen werden. Der letztere Niederschlag wird durch
Glühen zersetzt, und die rückständige Erde in Schwe-
felsäure gelost. Die schwefelsaure Lösung wird in der
Wärme auf ein kleines Volum abgedunstel, wo dann bei
einer gewissen Concentration in der Wärme ein weifses
Salz krystallisirt, welches hernach ganz schwerlöslich in
siedendem Wasser ist. Nach dem Aüskrjrstallisiren in
der Wärme wird die Lösung für sich vorgenommen, wie
ich weiterhin erwähnen will; hier mag nun Einiges Aber
das Heraiiskrystallisirte und die darin enthaltene Erde
gesagt seyn.
Das Hjdrat, su wie es aus der Lösung der Erde in
Salzsäure durch Fällung mit ätzendem Ammoniak erhal-
ten wird, ist weifs und voluminös, doch nicht so volu-
minös als die Thonerde, sondern am meisten der Be-
rjllerde zu vergleichen. Beim Trocknen schrumpft es
sehr zusammen und wird wie Thonerdehjdrat. Es aus-
zuwaschen hält nicht schwer, doch zieht es dabei Koh-
lensäure aus der Luft an. Das Hjrdrat ist unlöslich in
ätzendem Kali. Nach dem GIflhen erhält man eine Erde
von blab strohgelber Farbe. Die geglühte Erde löst sich
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313
träge in verdQnnten SSoren (Salz-, Salpeter- oder Schwe-
felsäure), so lange sie kalt sind; oft habe ich diese Säuren
solchergestalt uud unter Üeifsi^em Umrühren auf ^ Gran
^et^abter £rde einwirken lassen» ohne daCs m nach 12
Stunden gelöst war; dangen VM sie whbald, wenn die
Flüssigkeit auch noch so wenig erwfirmt wird.
Das schwefelsaure Salz, das neutrale, kryslallisirt
leicht in ganz grofsen prismatischen Krystallen, selbst
ans einer sauren Lösung, und besonders wenn diese Lö-
sung etwas erwärmt wird. Es ist schwerlöslich in war-
mem Wasser, aber leicht löslicher in kaltem. Das kry-
stallisirte Salz enth< 2%4 Proeent Wasser, welches durch
Erwärmung ausgetrieben werden kann, ohne dafs das
Salz etwas von seiner Schwefelsäure verliert; aber das
Salx verwittert nicht bei einer Temperatur von +90^«
Durch Analyse des wasserfreien schwefelsauren Salzes
habe ich gefunden, dafs es 49,137 Procent S und 50,863
Proc. Erde enthält, welches, unter Annahme, dafs das
Atom der Schwefelsäure =501,1 und das Saiz nach der
« • •
Formel RS* zusammengesetzt sej (welche letztere An-
nahme durch die basisch schwefelsauren Salze der Erde
bestätigt wird), für das Atomgewicht der Erde 1556, und
für das des darin enthaltenen Radicals 628 giebt. Diefs
Atomgewicht wird indcfs künftig erhöht werden müssen,
da ich, wie ich sogleich zeigen werde, das schwefelsaure
Salz dieser Erde nicht mit grofser Genauigkeit von dem
schwefelsauren Salz einer anderen Erde reinigen konnte,
für welche letztere Erde ich ein weit geringeres Atom-
gewicht, nämlich 480,5, gefunden habe. Die Zahl 1556
mufs daher nur als eine ungefähre Angabe betrachtet
werden; sie war schwer genauer zu bestimmen, da mein
ganzer Vorrath von dieser Erde nicht mehr als 6 Deci-
gramuien betrug. Das neutrale Salz ertrügt starkes Glü-
hen, ohne mehr als eine höchst geringe Menge seiner
Schwefelsäure zu verlieren, und vielleicht mag dieser
geringe Verlust davon herrühren, dafs es bisher nicht
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814
vollkoiumeu reiu erbaltea wordea Uu lias krjrsumüicle
Sab bat die ZasammeDsetzung R S* +BH«
Setzt man Ammoniak za einer neutralen LOsang des
schwefelsauren Salzes, so enlsteht wohl eine Trübung,
aber sie verschwindet anfangs wiederum beim Umrühren
der Flüssigkeit, bis diese mit dem neugebildeten basischen
Salze gesättigt ist; alsdann wird der Niederschlag be-
ständig. Bei Bereitung dieses basiseben Salzes muis man
natürlich einen Theil des neutralen Salzes in der Lösung
zurücklassen. Das gefällte basische Salz kann auch nicht
auf ein Filtrum gebracht und gewaschen werden, weil
es sich dabei löet; aber befreit man das Salz durch Aus-
pressen zwlsdien' FUefepapier von der Mutterlauge» so
findet man durch Analjse, dafs es ein wasserhaltiges ba-
sisch schwefelsaures Salz ist, worin Erde, Schwefelsäure
und Wasser gleiche Mengen Sauerstoff enthalten, gemäfs
der Formel ii S+3fi. Die Löslichkeit dieses basischen
Salzes unterscheidet die Erde» wie mir scheint, auf eine
recht charakteristische Weise von anderen Erden, und
überdiefs spricht es sehr für die Zusammensetzung der Erde
nach der Formel Ü. Diefs letztere wird ferner durch die
Thatsache bestätigt, dafs wenn das neutrale schwefelsaure
Salz der Erde kalt mit einem grofsen Ueberschufs von
Aetzainmoniak gefällt wird, sich ein anderes basisches
Salz niederschlägt, worin die Erde drei Mal so viel Sauer-
stoff enthält, als die Schwefelsäure, was also auf eine
_ • • • • • •
Zusammensetzung gemäfs der Formel ft^S hinweist.
Ein saures Salz mit S habe ich nicht hervorbringeu
gekonnt, denn auch bei Ueberschufs dieser Säure kry-
stallisirt sowohl in der Wärme als bei freiwilliger Ver*
dunstung das neutrale Salz»
Setzt man schwefelsaures Kali zu einer Lösung des
schwefelsauren Salzes, so entsteht, auch wenn die Flüs-
sigkeit conccntrirt und damit gesättigt ist, kein Nieder-
schlag; wenn aber die gemeinsame Flüssigkeit bis zum
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315
Sieden erhitzt wM, und sie nidit allni verdOoDt ist oder
zu viel schwefelsaures Kali enthlilt, so krystallisirt das
neutrale schwefelsaure Salz der Erde heraus, ohne mit
dem Kalisai« in Verbindung zu treten. Läfst mau dage-
geu eine gemeinsaiDe Lösung vom neiUralen firdsalze und
KS freiwilltf; ididiiiieten, so sdile&t ein Doppelsalz an,
welches in Wasser weit löslicher ist, als jedes der ein-
zelnen Salze für sich, und zufolge einer approximativen
Analyse die Zueammensetzang hat: 3kS-h^S'<4-3B.
Das salpetcvsawe Salz trocknet zu einer strahligen
krystallinischen Masse ein, die zwar weifs ist, aber ei-
nen änfserst schwachen Stich in's Roseurothe hat, und
an der Luft leicht zerfliefst.
Die Chlorverbindung, dargestellt durch Lösung der
Erde in SalisSUire und Eindunsleb, habe -ich ueht zum
Krystallisiren bringen gekonnt, sie trocknet hei fernerer
Abdunstung zu einer gummi^hnlichen Masse ein, welche
Feuchtigkeit aus der Luft anzieht.
Das kohlensaure Salz erhält man durch Fällung mit
kohlensauren Alkalien; es schlägt sich wei£i, nicht schwer,
aondern etwas volnminds nieder, und IM .sieh, obwohl
nicht reichlich, In kohlensaurem Ammoniak, ans weldier
Lösung es durch Kochen wieder gefällt werden kann.
Durch Glühen über einer Argand'schen Lampe kann nicht
alle Kohlensäure ausgetrieben werden. £8 hat noch nicht
analjairt werden kttamen.
Das kleesaure Sek iBlIt schwer nieder, schwach infs
Bosarothe spielend. Bei Untersuchung zeigte es sich ge-
wäfs der Formel ft€^+6H zusammengesetzt. Durch
Glühen kann die Kleesäure zerstört werden, und die zu-
rückbleibende strohgelbe Erde liraust nidit im Geriog-
eten mit Säuren. Fällt man dagegen die Erde mit Klee-
säure aus einer Lösung, die auch Kali enthält, so schlägt
sich zugleich ein Theil des Alkali nieder, und nur dann
entwickelt die Eirde nach dem Glühen Kohlensäure mit
Sftnren. Säuren iflsen das kleesaure Salz äuiserst schwer
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316
und nur bei einer gewissen ConceDtratioD« Beim Ko-
chen mit saoreni Ueesanren Kali, anch in grofisem Ueber-
sebufs, ist es Tollkomnien unlDsIidi.
Anmerkung. Zufolge einiger vergleichenden Ver-
suche, die später mit schwefelsaurer Yttererde von YUer-
erde aus Ytterby-Gadolinit augestellt wurden, will es
scheinen, dais die angefitihrte Erde nichts anderes ist ab
Yttererde, dafs aber ifie Yttererde too der ZosamaMO-
sctzung R ist. Indefs mögen künftige Versuche die Sa-
che entscheiden ; einstweilen, bis die Salze der Yttererde,
der Erbinerde und Terbinerde näher untersucht worden,
steht diese Erde aus dem Eudialjt als eine problemati-
sche Yttererde da; denn vergleidit man die obigen An-
* gaben mit denen, welche über die vorher untersuchte
Yttererde vorhanden sind, so ist die Uebereinstimmuug
nicht besonders grofs.
In dem Vorhergebeaden habe ich angeftihrt, dais
das schwefelsaure Salz der oben angelfihrten Erde» so
yne es Tor der Krystatlisation in der "Wärme erhalten
wird, ein schwefelsaures Salz von einer anderen Erde
enthält, welches viel leichtlöslicher ist sowohl in kaltem
als in warmem Wasser. Von diesem leichtlöslichen Salze,
welches ÜberdiefS Wasser enthttU» habe ich nicht mehr
als etwa 1 Decigramm zu meiner Verfügung gehabt Biels
Salz verwittert an der Lufl nicht bei gewöhnlicher Tem-
peratur, wohl aber bei einer Temperatur von etwa 90®
C. Das schwefelsaure Salz hat die Zusammensetzung
r S+3H, es verliert, wenn es einer Temperatur von
200^ C. ansgesetzt wird, sein Wasser vollkommen vor
der Schwefelsäure. Beim Glühen entläfst es ein Drittel
seiner Schwefelsäure und wird r^S^. Mit Kleesäure fällt
die Erde schwer und schneeweifs nieder; bleibt aodi
dann beim GlQhen weifs. Eine Bestimmung des Atom-
gewichts dieser Erde, unter Annahme, dafs sie aus 1 At.
Radical und 1 At. Sauerstoff bestehe, hat die Zahl 480,5
gegeben; diese Zahl mufs indefs geringer seyn, da die
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317
kleine Menge, die mir zu Gebote stand, nicht erlaubte
> die Erde durch wiederholtes Krjstallisiren ihres schwe«
felsauren Salzes YoUstaiidig za treoiwn wm der zavor
^nannten Erde, die ein hökeres Atomgewicht beaitst
Endlich müfs ich mich noch üufsern Aber die Ab-
tbeil ung der Bestandtheile des Eudialyts, welche sich der
eigentlichen Zirkonerde am nächsten anschliefsen. Ich
habe indefs dabei nicht sonderlich mehr anzuführen» aia
daEb es mir bisher noch nicht geglüoiLt ist, weder dieae
proUematisoha ZlilLOnerde so rein von einem damit ge*
mengten neuen Metalloiyd darzustellen, noch dieses Me«
talloxjd so von der bisher für Zirkonerde angesehenen
Erde zu reinigen, dafs ich mich bestimmter aussprechen
könnte. Denn die sogenannte Zirkonerde hat sich, nach
Ansftflong als Hydrat, noch immer mit diesem MetallU .
oxyd yerunreinigt erwiesen, was sieh dadurch in erkenn
nen giebt, dals sie stets einen schwachen Stich in's Uran-
gelbe hat, und beim Kochen dunkler wird. Das färbende
Metailoxyd ist als Oxjdul dunkelgelb, und löst sich mit
gelber Farbe in Stturen; aber als Oxyd wird es braun,
und giebt mit Stturen elsenrothe Lösungen, weUhe mit
Salz88ure in der WSrme Chlor entwickeln« Eine Spur
dieses Metalloxyds habe ich auch in gewissen Zirkonar-
ten gefunden; und aus der Zirkonerde kann sie zum
Tbeil ausgezogea werden, wenn man die Erde in einem
Strom von Wasserstoügss heftig glüht und darauf mit
Sahsfture behandelt, wo sich dann- das MetaUcUorOr löst.
XIII. Einige Bemerkungen zu der Abhandlung
■' ■■^' "des Hrn. Heintt über die ZusmtmenseUung
'^'- ■■ 'des Salpetersäuren Harnstoffs *); , ' . '
" ■ von R. F. Marchand. '
Hr. Heintz sucht in der angeführten Abhandlung zu
zeigen, dais die Zusammensetzung des salpetersauren
1) AmialeB, Bd. 06, S. lU.
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31S
HariMfoffii allein N, H, -4-N O5 -hHO »ey , nmA
dafs meine Angabe, eine saure Verbindung erhalten und
analjsirt zu habe^ , auf einem Irrthum beruhen müsse;
eben so hält er die wasserfreie Verbindung, weiche von,
Proat, Lebmasn noid auch mir analysirt wurde, ftlr
nicht existfrend. Gegen 'die erste Methode derProot'-
sehen Untersnebung, die Salpetereikire- Mengen durch
die Quantität des kohlensauren Kalks zu bestimmen, wel-
che durch den salpetersauren Harnstoff gelöst wird, läfst
sich nichts einwenden, um so weniger, wenn Man die
Genauigkeit, mit. welcher Proqt seine UntenniohODgeB
anstellt, in Anaehlag bringt. Lehmann hat bei seiner
Untersuchong sich nicht darauf beschränkt die Salpeter-
säure-Menge zu bestimmen; er hat auch den Harnstoff
abgescliieden und gewogen, welcher mit der Salpeter-
saure vei^miden war. In dieser 'doppelten Gewichtsbe-»
Stimmung lag ohne Swisifel die beste Contiöle, und es
ist daher ein Irrthom, wenn gesagt wird, es fehle S»
Coutrole für die Richtigkeit der Analyse. Ich selbst
habe einmal eine Verbindung der Salpetersäure mit dem
Harnstoff erhalten, welche 47 Proc. Saljietersäare ent*
hielt, ohne dafe ich die Verhältnisse angaben kann, im-
ter denen sidi dieselbe bildete. * Ich ^anbe daher die
Eadstena dieser Yerbindang annehmen zu müssen.
In einer Nachschrift zu der von Hrn. Heintz ange-
führten Notiz von mir, im Journal für pract. Chemie,
Bd. XXXV, S. 481, habe ich gezeigt, daüs die gewöhn«
lieh sichbildende Verbindung von Salpetersttore und Harn*
Stoff die.iat, deren Zusanimensetaong Regniittlt pierst
angegeben hat, mit I Aeq. Wasser nnd 1 Aeq. Säure
auf 1 Aeq. Harnstoff; diese Verbindung haben Werth er,
Fehling, Heintz und ich sehr häufig analjsirt. Sie
bildet sich ohne Zweifel am leichtesten nnd unter den
gewöhnlichen Umstanden.
Hr. Heinta hat sieh bemfibt ein Mittel sn finden,
»DU VrnnögUchhü der Exisiene mer Ferbmdung von
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819
Salpetersäure mit Harnstoff, die mehr als 1 Atom Säure
atrf 1 Atom Harn enthielte, bei mehr als 100° C. di"
red zu bemisem Er ist der Uebeneu^nng» dafs ihm
diefe dadurch gelungen sey, dafs er HanistofF bei 60^
bis 80° C. mit überschüssiger Salpetersäure eingedampft»
den Rückstand bei 100° getrocknet und gewogen hat.
Unter diesen Umständen hätte sich die von mir gefun-
dene Verbindung, wie Hr. Heintz meint, bilden mäs-
sen. Er erhielt sie nicht, lolgKoh waren meine zabb'ei-
eben Analysen falsch, oder Ich habe eine aofseiordent-
lieh unreine Verbindung untersucht. Es sej mir erlaubt,
diese Schlüsse etwas in Zweifel zu ziehen. Die Art und
Weise, die Salpetersäure quantitativ zu bestimmen, ist
SO einfocb, dafs es nicht wohl möglich ist, anstatt 44
• Proc derselben 61 Proc zu finden, und diefs nicht ein
Mai, sondern mehr als vier Mal; sollte mechanisch Sak»
petersäure angehangen haben, so müfste diese, nach Hrn.
Heintz's eigenen Versuchen, entwichen seyn bei dem
Trocknen der Verbindung; endlich hätte die umkrjstal-
lisirte Verbindung diesen Ueberschufs nicht wohl mit
i^ch führen kitainen. Der Schluis, dafs die Verbindung
nicht exlstire, welche Hr. Heintz unter denUmstSnden
nicht hat hervorbringen können, unter denen sie sich,
seiner Meinung nach, hätte bilden müssen, scheint etwas
gewagt. Ich fürchte, die Chemie würde eine Anzahl von
Verbindungen einbüfsen, wenn' sie alle diefenigen ver*
lieren sollte, deren Darstellung Hm. Heintz nidit ge-
länge. Die günstigsten Umstände zur Darstellung de«
anderthalb-kohlensauren iSatrons scheinen z. B. die gleich-
zeitige Auflösung eines Aeq. des sauren und eines Aeq.
des neutralen Salzes zu seyn. Ans einer solchen Auf-
lösung -erhalt man jedoch bekanntlich niemab das Ses-
quisalz. Hr. P^louze hat die Bildung der Aetherphos-
phorsäure beschrieben, indem dickflüssige Phosphorsäure
mit Alkohol zusammen gekocht wird. Dieser Versuch ist
von einer sehr grolsen Anzahl von Personen wiederholt
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MI
worden; et ist Keinem gdungen die Verbindong wieder
dmustellen, aber leb weifs nicbt anders, aU dads keiner
dieser Personen eingefallen ist zu zweifeln, dafs die Aetber«
phosphorsäure existire. D'Arcet's Aetherarseoiksäure
bat inau ^eicbfalls nicbt wieder erhallen können, nacb der
▼OD ihm angegebenen Methode. Beide Verbiudangen
sind aoC andere Weise sebr ieicbt bemistellen. Es würde
sebr fiberflOssig se jn, diese Betspiele vermebren in wollen.
Schliefslich niufs ich noch die Erklärungsweise be-
tracbten, welche Hr. Heiutz für die Abweichung mei-
ner Analyse von der seinigen anführt. £r fand, da£s
der Salpetersäure Harnstoff bei 120^ C. zersetzt werden
und daan Ammoniak enfbielte. '^Es ist also gewifs.m
sagt er, »dafs Marchand durch Se Steigerung dsr
Temperatur bis 120" C, eine Zersetzung einleitete^ wO'
durch ich die Verschiedenheit unserer Resultate erklä-
ren zu können glaubte, u Hr. Heintz hat |edocb selbst
gefunden, dafs der durcb Hitae zerseiile salpetenaore
Harnstoff weniger SalpetersSure als 44 Proe, eolbiell^
woraus mir ziemlich deutlich hervorzugehen scheint, dafs
üh eben nicht die Verbiuduii^ vor mir gehabt habe,
welche sich bei 120^ zersetzt, und Salpetersäure verliert.
Dafs ich aber wirklich eine saure Verbindung untersucht
bebe, gebt hinreichend daraus, hervor, dafe ich dweh
Znsatc von HameCofif zu derselben die neutrale Verbin-
dung erhalten habe. (A. a. O. , Bd. 34, S. 251.)
Aus den Untersuchungen über diesen Gegenstand
möchte sich daher ergeben, dafs der Harnstoff mit der
Salpetersäure io mehren Verhähnissea siah verbinden
könne j dalb die neutrale Verbindung erhalten werden
kSme, sich jedoch unter den gewöhnlichen Ümstinden
wasserhaltig bilde, wie sich namentlich aus den Uotersu-
cbungen des. Hrn. Heiiitz.ergiebt.
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1845. ANISALEN JTo. 11.
D£R PHYSIK UND CHE]m£.
ßAND LXVI.
' SBBSBB^BBBaSBSBSSSSSBBmBmSB^mm
\,^^ , j^Jcus tische l ersuche auf der Nieder/ändif^^ffgß
...^ zur Theane des Hrn»Rpoß\Doppler^);
iom Dr. Buijs Bailot zu Utrecht, . .
„-.lt. .V Ii- ''• >i '.i-
jautiidas ÄiiuriitoheD^desfiiiKib iDo^^lteir la dki
darin eotwibkelten Theorie; es wurden aber auch Zwei-
fel in mir erregt über die Anwendbarkeit dieser Theorie
auf die Farben der, ÜuppcUt^'^^^* falste.^i^ion da?
mal» den Vorsatz, eio^e Verauche dieserbaib anuistellen
und nigicidi die Anwendiing der Theorie an anderen
bekannten Thatsachen zu prfiCei^ allein, dorch Umstttnde
daran verhindert, begnügte ich mich, am Schlüsse meiner
Dissertation ^ ) eine Thesis aufzustellen, welche mir auch
der folgenden Discusfiion als Motto dienen kann:
Theoriam Doppleri prohtmäam existimQ\ ad stel-
lanun mUem duplickm cohrßs expüeandos noa
cientem dtco.
Obgleich mau schwerlich berechtigt ist, die Aussage
einer woblbegrüudeten Theorie zu bezweifeln, — und
wer möchte dieses bei der Theorie des Lichts oder des
Schalls, — 80 hielt ich es doch nicht üttr Qberlifissig, den
Ton Hm. Doppler zoerst zur Sprache gebrachten Ein-
Mb der relativen. Geschwindigkeit eines fönenden Instru-
ments auf die wahrgenommene Tonhöhe durch directe
Versuche nachzuweisen, besonders da einige Musiker, de-
nen ich diese Theorie mittheilte, die Haltbarkeit dersel-
ben bestimmt verneinten. Sie stfiftzten sich dabei on-
1 ) lieber das farbige Licht der DoppeUterne u. s. w. Prag 1842.
2) De Synaphia et Prosaphia. Trautet, ad Rhen. 1844.
PoSSCDdoilP« AimaL Bd. LXYI. 21
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322
* • •
ter anderem raf die Thatsiche, dab man das GerSoadi
eines rasch vorbeifahrenden Wagens nicht anders höre,
wena er sich nähert, als wenn er sich entfernt; auf die
Erklärung dieser Thatsache werde ich weiterhin zurück-
kommen.
Mit dem Lieht in dieser Hinsicht tn experimentiren
ist nicht möglich, *da uns keine Geschwindigkeit zu Ge-
bote steht, die nur einigerin ai^^en mit der FortpÜanzungB-
gesch windigkeit des Lichts vergleichbar wäre. Es ist aber
auch nicht nothwendig, da mau volles Recht hat, Resul-
tate akustisclier Beobachtungen < auf das Licht zu ttbertra-
gen. UebeidieCs bg hht die Gelegenlieit zur Anstdkmg
eines solchen Versuchs ganz nahe, da mir dne Locomo*
tive auf der Eisenbahn bei Utrecht ein treffliches Mittel
dazu darzubieten schien. Ich wandte mich deshalb an
den Director der Rhein- Eisenbahn, Hrn. L. J. A. van
der Kun, der den Vorschlag liberaus günstig anfiiahmy
mir Ton Sr. Exceüenz dem Minister des Innern die Er*
laiAnifs der kostenfreien Benutzung einer Looomotiye zu
dem vorgesetzten Zwecke auswirkte, und überdiefs mit
der gröfsten Bereitwilligkeit jede Gelegenheit verschaffte^
die Theorie des Schalls, welche bereits so viele Proben
glücklich überstanden hat, auch in dieser Hinsicht %n be-
wfthren. £s ist mir ungemein angenehm, dnrch den gu-
ten Erfolg meiner Versuche sein Wohlwollen belohnt
zu sehen; seine Güte verpflichtet mich ihm zum aufrieb*
tigsten Dank.
Ich werde meinen Aufsatz in zwei Theile zerfftUen,
in der Anordnung, dais ich zunttchst die Bestitigping der
Doppler 'sehen Theorie gdbe, und dann die Untanglidh
keit der Anwendung derselben auf die Farben der Dop«
pelsterne erweise.
Die isochronen Schwingungen eines tönenden Instm*
ments werden nach gleichen Zeitintervallen zum Ohre des
Wahmeluners gelangen, und darin also die Empfindung
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323
eine* oikd deiteflbeli Teiiei» der lwrv«r^irielit %rar, eiv
regen. iJer subjec(ive Ton wird für den Beobachter dem
objectiven Tone gleich seyn, wenn Instrument und Be-
obachter ihre SteIleo> nicht oder gleichviel ändern, also
relativ in Ruhe bleiben» Wenn sie aber in relativer Be-
legung sind, so findet etwas anderes statt Es sey das
Instrument in Belegung: «o geht )ede Schwingung von
einem anderen Punkt aus als die vorherigen; sie wird
also längere oder kürzere Zeit brauchen, um zum Beob-
adder zu gelangen , je nachdem die Beweguog von ihm
aby oder auf ihn zu gerichtet, ist Die Gröfse der Yer-
zögemng oder BescUeunigungp welche . dadurch Jede lal-
gende Schwingung erfahrt, wird gleich tejn der Geschwin-
digkeit der Bewegung dividirt durch die FortpflanzuogSr
gesduvindigkeit des Schalls und muitiplicirt mit dem Co-
sinus des Wiokeisy welchen die Bichtung der Bewegjung
mM 4ct Irfinie voiq InfttroneBt wm Beobachter macht
,: In meinen Versuchea habe ich die Standorte der Be^
obachter immer so gewählt, dafs dieser Cosinus möglichst
grofs war, und nur im Vorbeifahren seinen Werth merk-
lich änderte. Während nämlich die Locomotive auf den
Schienen hin und her fuhr, standen die Beobachter auf
der Eisenbahn 1 bis 2 Meter von den Schienen entfernt!
Wenn man auch 21 Meter für diese Entfernung annimmt,
so war doch, sobald die Locomotive über 20 Meter Abstand
erlangt hatte, der Cosinus immer gröfser als l — 1.^7 4-..,
also nahe der Einheit gleich. Die^r Cosinus war also
nur 'in>. dewi Falle, dafs die Locomotive sisli innerhalb
eines Abetandes von 2Q Metern befand» ein Factor von
einigem Einflufe; ich werde also seiner. iii<jit weit^ ejcr
wähnen.
Die Verzögerung also, um auf diese Gröfse zurück-
zukommen, ist, wenn ^ die FortpHanzungsgescliwimiigkeit
des Schalls und a die Geschwindigkeit des Ioatr«mei|tjB|
beide auf die Secunde reducirt, bedeuten, gleich =i=— ^ *
' 21»
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324
worin dlai- oBltre Vomioben ÜBr^dfen Fall «iiitMr BbbcMm^
nigung oder einer Annäherung des Instruments zum Be-
obachter gilt. Die auf einander folgenden Schwingungen
eines Tons, der. n Scbwio^ungen in der Secunde macht,
werden einander nunmehr nicht nach — Secunde folgen,
sondern nach — X>er wahrgenommene Ton wird
n
also 1^ _|_ ^ Schwingungen in der Seeonde vx «lachen sdiei-
ilei, 'inijl dieft* «t 8Uiier'8ri»)«ctiv«>tt9h)Bi > o :;iiim^
-fii>ffWeim nicht das Instrument, sondern der Beobachter
in Bewegung ist (ein Fall, welcher stattfindet, wenn auf dem
Wege geblasen und auf der Locoo^otive beobachtet wird),
SO gehen zwar die Schwingimgen von einem seihen Ponkta
aasj aber sie rattssen den Beobachter, der sich nü der
Geschwindigkeit a bewegt, einholen oder ihm entgegen
kommen, und sie erreichen ihn daher später oder früher
1'
als nach — Secunde, nSmlich, wie euie leichte Beredi-
nung zeigt, nach der Zeit \(y^ Tj}' subjective Ton
ist also yon n ^l=b^^ Schwingungen. Bas obere -{-Zei-
chen gilt hier wieder für den Ton, welcher beim Ent-
fernen gehört wird nnd in dem Folgenden \mmet gehat^
der Ton genannt sejn soll, während ich- mit kommenden
Von denfentgen bezeichnen will, der bd Verringerung
des Abstandes zwischen Instrument und Beobachter
nommen wird. Dieser ist immer der höhere, jener der
tiefere. Man sieht aus den Formeln, dafs, wenn a = Vj
der kommende Ton als die höhere Octave, der gehende
gar nicht vernommen wird, falls der Beobachter sich
mit dieser Geschwindigkeit bewegt; daCs dagegen der
kommende Ton unendlich hoch, der gehende die tiefere
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*
326
Octave oeyn wird, im Fall das lostrament die Bcwe^pm^ .
oieidet.
Um die WafaroelmNuigen so^^eh dem Calcal w
«Bferwerfen» hat man not die 'Werthe von a und zu
kcDoen. Bei meiiieu Versuchen siud die von a sehr ge-
nau beobachtet worden, da nach Angabe zweier Chrono-
meter der Zeitpunkt aufgezeichnet ward, wo jedesmal
hinter einer .festen in dem Wagen fewflUtan Linie efae
Mittiarie oder eini2ehntel derselben Tersebwand; eo besads
man fedesmal die -Zeit,' wttkrend welcher die Loconiotive
100 Meter durchlaufen hatte. Die Werthe von sind
für jeden Baro-, Thermo- und Hygrometerstand aus
den BeobadUttngen von Moll und Beek bekannt ^ );
sie mnfo aber vergr^sert werden am die Geschwindig-
keit des Windes, ^Icgt nach der lUchlnng lostru-
inente zum Beobachter.
§. 2.
iNacbdem ich einige vorläufige Versuche angesteilty
nm mich von der TaugUchlieit der zu Hülfe gezogenen
Mnsikanten zq fthcraeogen, gelang es mhr. am 3. und &•
Jiml d. J. die Sache genauer in .lintersachen ' ).
1) Sbn sehe dSeie Amul. Bd. V, S. 951 und 469, aiid> Simons Ibid.
Bd. XIX, S. 115. Zur butonacheD üeberuclik' aller der vor Bestim-
nniDg der FortpflansungsgetdiWui^glEeit des Schalk femadnen Yer»
muh» vergkicbe man Bravais, ^im. de chtm, ei dg pky*. 1845
,Jtm$f* odfr JS&fioih* xtfnivers. de Genive iVo. JOB p, 149 (ioi
fidfenden Aufsatz niitgeUieilt. jP.), wonn besonders die dbcn dtnten
Versuche hervorgehoben und ge^nrfird^ werden. Gelegentlich scy es
mir erlaubt zu Leiuerkcn, dnfs wenn in der Formel fiir die ForU
pflanzungsgcschwindigkcit statt des G a j-Lu s sa c 'sehen Ausdehnung
coctTicicnten die Rudberg'schc Zahl 0^00366, und statt des g -roh
Bor da 9,8281 das g nach Pnisson gleicb 9!»8088 gesetzt wird,
man für das Yerhältnils der beideu \'Värrnccapac!taten der Luft, d. b«
för die Grör:se den Werth 1,4122 findet, was bis auf ein Zehn-
tausendstel mit der I) u lo ng ' sehen Bestimmung uhcrcinkommt.
2) 'Wer dic^e^ umständlicher /.u lesen wünschen sollte, kann es in der
Nederlandsch MuzykaalTjdsckriß CaecUia, vom 1. ^fprii» 15. Juli
und 1. Aug. 1845. .
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LoGomodve hatte nur eioeD, möglichst offenen Wagea
hinter sieb, und in diesem befanden sich die Personen,
welche mich sa onterstfitzen bcceit wiren. An drei Sta-
tionen, die am ersten Tage 400 Meti, am zweiten aber
' 300 Met. aus einander lagen, and die, in Richtung auf
Maarsen, so weit von Utrecht entfernt waren, dafs die
Locomotive, bevor sie die ersiere erreichte, eine hiuiäng«
lidie Geschwindigkeit erlangt hatte, setzte ich ^ei die*
•er Personen ans: eine» Bfasikanten, der bksent einen
Musiker, der den Tonnntersehted beobachten, schSizen
und aufzeichnen sollte, und einen meiner Freunde, der,
genau nach einem von mir entworfenen Plan, zu blasen
und zu hören befahl, auch seine Aufzeichnungen machte.
Auf der LocomotiTe befanden sich natürlich ebenfalls drei
soldie Personen, am zweiten Tage sogar zwei Mnsikan-
ten, um nüthigenfalls unaufhörlich blasen «tt lasaen; ich
selbst war auch auf der Locomotive, deren Geschwindig-
keit wie gesagt genau aufgezeichnet wurde. Es waren also
^rzehn Personen in steter Wirksamkeit und fest statio-
irirt) die Qbrigen^ worunter nmtk mancher Musiker and
LMbhaber, >hatte»i8leh iSng8 der' Bahn <Veftheill, hm da
aufzuzeichnen und etwaige Mittheilungeu von einer Sta-
tion zur andern zu überbringen. , . . / 1 y i a
•»•/ :'i,t §• 3. ^ i» '^oBcii
<:t Ich hatte zur Absiebt recht, .viel« Seobachtunginic za
sammeln, und traf demnadi eine Anordnmig, die ans der
folgenden Zeichnung verstSndlich werdto wird. Es be-
zeichnet darin die voll ausgezogene Linie UM den zwi-
schen Utrecht und Maarsen gelegenen Theil der Eisen-
bahn, B und C die Standpunkte der drei Gruppen
Ton Beobachtern, und die Ziffern die Anzahl der Millia-
lien und deren Unterthefle. Die beiden punktirten Linien
geben an, wann auf den Stationen A, B, C oder auf der
Locomotive L geblasen wurde, während letztere, in der einen
oder anderen Richtung auf der Bahn hinfahrend, sich an den
durch diese Buciistaben bezeichneten Orten befand.
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1—4 — I — 1—4 — I — .r ■> \ ■ 1 — — •
. Es wird geblasea in:
■ > IUI I » I ^ >
£ «tf £ ML e L
9
WsbreiMl Jcimiach die Loeomotive» in Ricbtong Ton
Utrecht nach Maarsen, an den Stationen j4, B, C vor-
beifuhr, konnte man die Abänderungen der daselbst an-
{«BtimiDten Töne beobachten. So wie man sich A nä-
karte «m1 der Ton von dort meriLlich wurde, begann er
bOber zn werden, nod wenn man jich darauf Ton A in
Ricbtong nach B entfernte, hörte man ihn tiefer werden*
Dasselbe geschah bei B und C, Auf der LoconiotiTe
selbst wurde geblasen, während sie sich zwischen A und
B oder zwischen B und C befand, damit der Ton so*
wohl in w4 als in oder sowohl in ^ als in C ffst*
noaunen wtirde und der Unteiacfaied klar herrortrite»
Bs wvrden also wahrend man von U und M fuhr HOnf
Beobachtungen gemacht.
Auf der Rückfahrt fand das Gegentheil statt. Im
Vorbeifahren vor jeder Station blies der auf der Loco*
motive befindliche Musikant, und der Unterschied des
kommenden und gehenden Tons unter sich und mit dem
oh^ecfiven Ton wurde von den ruhenden Musikern auf*
gezeichnet. Zu dem Ende sollten C und B oder B und
A jedesmal, wenn die Locomotive zwischen C und B
oder B und A war, einen und denselben Ton anstimmen,
weil dadorch der Unterschied der beiden gleichzeitig ver-
nommenen Tone sehr scharf bitte festgesetzt werden kO»>
nen. Aus zwei Ursachen habe Idi aber diese Methode nicht
so ausführen lassen; erstlich weil wegep des Geräuschs der
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Maschine die Tdae nicht weit genu^ ^öit werden konn-
ten, und sweitens, weil die Musikanten nicht ßenan ge-
nng a Umpo Miesen und hörten, Bitte ich den Ahstand
der Stationen yerringert, um besser hören zu lassen, so
würden die Versuche noch rascher auf einander gefolgt
sejn, und somit wfire es noch nothwendiger gewesen,
mit dem Blasen im rechten Augenblick anzufangen.
Idi habe deshalb das Blasen auf der LocomotiTe
zwischen den Stationen unterlassen gemofist und nur im
Yorüberfahren Beobachtungen anstellen gekonnt, erwähne
indefs der fehlgeschlagenen Versuche, weil sie mir überaus
günstig und fein zu sejn scheinen und ich also Jemanden,
der übor stärkere Instrumente oder disciplinirtere Perso*
nen.zu Ttfittgen hat, sehr rathen möchte» die Versuche
m6d in dieser Weise zu wiederholen« Als nan^b die
Locomotive von C nach B fuhr, hatte ich, während die
auf derselben belindlichen Musiker nichts davon wufsten,
bei B etwa einen halben Ton tiefer, und als sie von B
nach A fuhr, etwa einen halben Ton höher als yerab-
redet war, blasen lassen, hatte also dadurch die Töne,
welche von B und C oder Ton i? and A zagleich ton
Ohre des Wahrnehmers gelangten, beinahe gleich und
einen kleinen Unterschied derselben merkbar gemacht;
auch erlangte ich den Vortheil, dafs die Beobachter nicht
Immer das Nämliche zu beobachten brauchten, und da-
durch weniger leicht in einen constanten Fehler ^erfiielen.
Da ich nun aber diefs Verfahren nicht ausführen konnte^
mufstc ich mich auf die folgenden Beobachtungen be-
schränken, welche am 3. Juni mit Klapphörnern ( Ventil«
trompeten) gemacht, und am 5. mit SignaUrompeten wie-
derholt worden.
Ich schreite nun zur Beschreibung der Vorsiditsmaais-
regeln und Schwierigkeiten bei den Beobachtungen.
Zuerst müssen die Instrumente gut mit einander ab-
gestimmt sejn, was leicht zu erreichen» aber schwerer
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«
329
Mrf die Dan^r xa ODCepbalteo iil; ieDi^ «bglcMi dM Wet*
ter wann war, schienen doch ein Paar derselben sich et-
was verstiuimt und einen höheren Ton gegeben zu haben.
Auch ist zu bemerken, diSs bei Sonnenschein und 18 bis
20,^ Wttrme, hesondera w^nn die InstrumeD^ nicht sehir
▼onfl||Ucb fiitfd, lekbl kleise fiiffereos s^ufioden
kano. Wir 'werden diefs atis den Beobechtue^n eree^
hen können, wenn wir sie prüfen. Es hält sehr schwer,
den Ton gut zu vernehmen, weil die Locomotive nicht
allein eia etarkea GeriUißch macht, sondern auch sehr viel
Wind errcf^; nur unter güneligen UmfitHnden . gelingt eii
die Tondiffereni richtig zu ecbtttsen« Da^ erwähnte Ge-
rtkisicli war am 3« Jqni, wo- ieb noch die etwas aehw^
cheren Klapphörner anwandte, mehrmals Ursache > dafs
der kommende Ton, der doch nicht allein der höhere,
sondern auch der stärkere sc^n sollte, gar nicht vemom*
men wurde. Wenn daher auch ein musikalisches Ohr
hü rqhiger BecAafshtung noch ein Komma kleiner ab ff
zn natersdieiden vermag, so wird doch Rdner sieh wun^
dem, wenn ich sage, dafs es unter obigen Umständen
kaum möglich war den Unterschied bis auf ein AchteL-
oder Yiertclton zu bestimmen. Man mufs Übrigens be-
denket^ dafo .ein Achteiton^ ein Verhj^tnifii von* naha ü
ist, also einen Unterschied darstellt^ den mftn in der Mur
sik vernachlässigt.
Ist die relative Geschwindigkeit der Instrumente ge-
ring, 60 ist auch der Unterschied klein und ein Fehler
▼on oder groCsen £influfs; und dochläfst
sich» wie gesligt, ein Fehler von dieser GrOise nicht Ter-
meiden, obgleich man in diesem Fall den Ton längte
Zeit hindurch beobachten kann. Yergröfsert man die
Geschwindigkeit, was uothwendig ist, um das Gesetz,
nach welchem die Tondiffereoz von der Gesjchwindigkeit
abhängt, zu entdecken oder zu bestätigen , so Terstärki
man auch das GerSusch und ▼erkllrzt die Zeit anfseror-
dentlich. Man kann den Ton nur aus einer Entfernung
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m
von etwa M Met«r vem^kmta, lAid dd ^ 'M 10 Mder
bereits merklich abzunehmen anfängt, so hat man nur
eine Secuude (wenn die Geschwindigkeit 25 Meter be-
trägt) um die Höhe des kommoden Tones wahrzimeho
nen, irahrdbd noch daza ein Geraoseh andureft Urspraogs
die reine Beobachtung beeinMclitlfif.' Wenn man die
Pfeife der Locomotive selbst ansprecben läfst, wie leb
einmal gethan habe, so ist freilich die erste Schwierigkeit
beseitigt, und wenn man nicht nur das Instrument, son-
dern auch den Beobachter auf einer zweiten Loeomottve
Alt grd(staiöglieher Gescbivindigkeit fortführte, ao würde
es leieht sejn, eine relattTe Geschwlndi^dt von äber
50 Meter zu erhallen und die Tondifferenz auf eine Terx
zu steigern; allein die Pfeife der Locomotive ist noch
kein reiner Ton und bis jetzt liegt auf der Khein-fiisen-
bahn auch noch kein Doppelgleise.
Darch die Verandenmg der Tonhöhe innerhalb 20
Meter wird der Unterschied «wischen dem kommenden
Ton und dem objectiven leicht etwas zu gering gefunden,
da erstercr in der Zwischenzeit, dafs der Musikant den-
selben zur Bestimmung mit seinem Instrument vergleicht,
immer etwas abnimmt. Dieser Nachtheil findet sich nicht
bei der' Bestimmung des gehenden Tons; dieser sinkt tie-
fer bis die Locomotive auf eine solche Entfernung von
Beobachter gekommen ist, dafs man annehmen darf, sie
entferne sich geradlinig; dann bleibt er constant derselbe,
80 dafs also genau festgesetzt werden kann. Ein kleiner
Unterschied ist ▼ieileicht dadurch herrorgebracht worden,
dafs die Instrumente, um den Ton möglichst stark cum
Ohre des Beobachters gelangen zu lassen, jedesmal dem-
selben zugewandt werden mufsten, wodurch er denn das
eine Mal wider und das andere Mal mit dem Winde
ging. Ich weifs nicht, wie die hiedurch entstehende Mo-
dification des Tones am besten in Rechnung zu ziehen
Ist, glaube indefs, dafo aie» • obgleldi kl^in, doch merk-
lieh sey.
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331
§.5. - • •
Die Schälzungen der Musiker sind in Achtel-, selten
nur in Sechszchnteltöneu angegeben; einige haben nicht
anders dofgeKekbaet- als: nahe i mehr; nieh^ ala 4 oder
i tt. 0. nir. 'Die «weite und dfitte Spalte der folgended
Tafel esttialteii die gescbfitvte Amahl der S^diazelialel^
töne. Wenn also, die Musiker den Unterschied gleich
einem halben Ton angaben, habe ich 8 eingeschriebeow
Immer haben sie den kommenden Ton höher, und .deii
gcdieodeii tiefer pküifi als den obj#ctiveii, md daher war
es nicht nOthig» die Zahlen jeder erat^ Zeile mit + und
die feder «wehen mit — zu bezeichnen.
Die vierte Spalte enthält die Anzahl der Schwingun-
gen der sub)ectiveu Töne nach der Theorie, die Anzahl
der Schwingungea des objectivcn Toni gleich 11)00 ge-
setzt. Eine dciue Zeile» die hiozugefögt worden,; enthiUl
den Unterschied im Vorbeifahren^ also den Uo^enichied
des koanmenden und gehenden Tons unter sich; in ihr
bezeichnet die Üieoretische Zahl die Anzahl der Schwin-
gungen des kommenden Tons, bezogen auf den gehen-
den, wenn die Anaahl der Schwingungen des lieUteren
gMch .1000 angcAmnmen- wird« Auf diese Weise Ist das
Niehlstiromen der Inatramente dnd der Einflnls der l^n*
desrichtung eliminirt. In dieser Zeile sind denn auch,
wie zu erwarten, die Unterschiede kleiner, wenn man
nur den guten Werth für einen halben Ton nimmt
Um das genaue Verhttkaifis zweier Töne» die nm.einett
halben Ton differiren, aningdben, hatte ich Chladni's
Akustik zu Rathe gezogen. . Es konnte mir aber nieht
viel helfen, da ich in meinem Fall zu wissen wünschte,
nicht wie das theoretische Yerhältnifs war, sondern was
die Musiker einen halben Ton nannten, ob sie, wann g
geblasen worden oder gü für einen halben Ton tie^
ier oder hoher hielten, oder ob sie das gleich schwebende
Vcrhältnifs 1/^2 annahmen. Ich mufste also die Musiker
selber dieserhalb befragen, konnte aber von allen keine
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m
bestimmte Antwort erhalten; da nun der eine uumögiicli
fOr den andern sprechen konnte» so eoUtskUtS» i«h mich,
ihre Angaben naeh beiden Hjpotii««cii SU kerecbifeii. Die
filnfte Spelle ^jtdiit elio den Uoteiediied der tbeoretischeB
Schwinguugs- Anzahl mit der Mittelzabi am den Angaben
beider Beobachter, berechnet nach dem Verhältnifs V^2.
Die seehete enthält den Unterechied mit deieelben Mittel-
asilil, aber berechnet niicb dem VerbHltnib 4| für den
kommenden, und naeh 4t gehenden Ton.
Am 3. Juni befand sich nur ein Beobachter auf je-
der Station; ich brauchte also damals die theoretische
Zahl nicht mit der Mittelzahl aus zwei Beobachtungen
tm vergleichen, da nur eine einzige Angabe vorhanden
war. An diesem Tage mifsglflekten iKe Beobachtungen
auf der Station und die aiif deb Loconiotiye gingen
verloren, so dafs nur zwei Beihen übrig blieben. An
den Beihen selbst wird man leicht erkennen, welchen
Werth die Musiker dmn halben Ton gegeben haben, da
die eine viel besser der ersten, die andere viel besser
der' «weiten Hypothese genügt. Es ist* eine Reihe von
Beobachtungen darunter, wdche sich durch Genauigkeit
und Consequenz auszeichnet; sie stammt von Hrn. Dan-
men. Dieser ausgezeichnete Musiker befand sich am
3» Juni einmal auf der Station C, ward aber am 5. Juni
mit auf die Locomotive genommen, weil ich ihn ans sei-
nen BeobachtaAgen sogleich als den gesdricktesten ei^amnt
hatte, und weil überdiefs eine Vertauschung der Stand-
orte von Nutzen war. Leider zeichnete er dicfsmal nur
das Mittel aus den im Vorbeifahren an den drei Statio-
nen beobachteten Tondifferenzen auf, und nicht jede für
eich, was offenbar nicht nOthig gewesen wSre, wenn die
Locomotive eme ganz gleichförmige Geschwindigkeit ge-
habt hätte; allein am 5. Juni war diefs sehr wünschens-
werth, da die an diesem Tage benutzte Locomotive von
anderer Construction wie die .Irftdere war und aie von
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I
dem Maschinisteo nicht mit gleicher Greschwindigkeit an
den Tersciiiedenen Stationen Törbeigefllhrt ward.
litange
TlieriÄdBdter'20*,8 C, Bair^Betck 750"»",09. Dampfdruck O^o^lS.
Icli^ge^cliwindJgkei^ ^ ^ Met. '
[Es MeoMK die B^ttttlhtung itd Kimrifen, G litt f^GMien,
Station
win
.digkeit
V na
• I
U V.
O Wi
V Q
.1. '
Unterschied
7.\v. flicoret.
u. heobnrht
Znlil l.ir
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e ^
Geschwin-
digkeit.
w *
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ja t>
V n
»P
u ^
^ Sc
B.
Uotersclucd
zw. tkeoret.
u. hfohnrht,
Zahl iür
V2|
24
iL
DiÜ ^iftCe Bd^Mhtaag üMilaog
fftnslicliy irül nlcbts gehdrt
\1,\g. 14,8
A: 14,5
IIL G. 14,1
lK14,3
IV.jG. 17,9
\q, 16,7
5
957
— 8
-19
5
1042
H- 5
H-16
5
959
— 6
— 1«
10
1086
■+-13
-1-30
6
948
—10
-22
7
952
0
-13
8
939
r-21
iK. 15,3
II. G. 15,5
Ir. 15,4
\K. 12,8
III. G. 12,2
( V. 12,5
(ä:. 15,8
IV. {G. 15,0
( V 15,4
K. 15,6
WAG
15,2
Vi!
:k.i5u
5
5
10
5
5
10
7
5
12
8
5
13
5
1044
955
1093
1037
965
1074
1046
957
1093
1045
956
l093
941
— 7-hl8
—10 —20
-1-20-1-41
ü -f-ll
0,-10
0-H22
— 5-h 9
— 8—18
-h 5-h3l
-14-1- 3
- 9
— 3
-t14
— 19
+25
Beobachtungen am 5. Juni.
ThelMBeier 18%4 Bironetor 785"»,6i Danyllirack ]]0»|83.
' • StiudlgMiiMBdickeft ». 344,7 Me^* *
B t a 1 1 o a C. ' *
GctdiwiiidMfcat.
l \
Beobachteter
UnterMiiied.
1 ; 2
1
!
Theoret
Sdiwmgangt-
AuäliL
Unterschied zw. thcor.
Zahl u. MitieUakl für
den kalb. Ton a
1 ^2 1
I ( K. 8,3 1
' 0.10,9 1
6
9
14! -^i
4
9
•12
1024
^J109T
—13
; ,-|j«9
' ^-11
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.334
Ciesrliwiniligkril.
Beobachteter
Unlcrscliied.
TWcoret.
Scliwlngungs-
XJnlerscKied zw. tlieor.
ZaIiI u. MitleUahl iur
den halb. Ton =
1
j
1 2
la
1^2
94
TS
12,5
6
4
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- 1
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14,3
8
8
958
+14
— 2
"i
13,4
14
12
lOSl
— 14
H-12
9,1
8
8
1026
—3:3
-16
III.
Ii
10,1
6
4
971
+ 6
+ 4
9,6
14
12
1056
— 79
— 12
9,6
8
8
1028
-U
-14
.v.|
11,8
8
8
966
H-22
6
10,7
16
16
1066
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—20
12,5
2
8
1036
— 1
-4-10
1?;;
12,6
2
8
963
— 2
— 12
12,5
4
16
1075
+ 1
-h22
VI. \ G.
9,5
1027
11,1
10,3
968
\
! V
9
12
1057
-19
H- 9
I.
11.'
III.
IV.
V.
VI.
t a t i
0 n B.
K.
9,5
/
8
1027
-28
-15
G.
10,6
1
0
969
-27
—28
V
10,1
8
8
1059
0
+17
K.
14,3
7
7
1043
— 8
-f- 6
G
13,3
4
2
961
—18
-24
V.
13,8
11
9
1085
-hll
4-33
K.
11,1
7
7
1032
— 19
— 5
G
10,5
4
4
969
— 3
— 11
V
10,8
II
11
1065
— 16
-h 8
K.
n.i
7
7
10.32
-19
— 5
G.
13,3
5
0
961
—11
-16
V.
12,2
12
7
1074
— 8
-hl3
K.
14,3
0
0
1042
-H42
-f-42
G.
14,3
14
12
958
-M9
+23
V.
14,3
14
12
1088
— 8
+22
K.
11,1
8
8
1032
-27
-10
G.
11,1
6
2
967
— 5
—13
r.
11,1
14
10
1067
-19
+ 5
II.
8
t a t i
0 n ^.
K.
9,5
2
8
1027
—10
+ 1
G.
8
8
6
978
+27
+13
V,
8,8
10
14
1050
—38
—12
K.
14,3
2
8
1043
+ 6
+17
G
16
8
8
953
+ 9
— 7
V.
151
10
16
1094
— 2
+25
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335
Goscliwlndigkeit.
Bcob.irlitcter
LnltTstliied,
r
Tlicorcl.
Schwingiings-
Anzaiil.
Unterschied zw. iheor.
und mittlerer Zalil iiir
den lialb. Ton =
12
n
, K.
11,1
0
0
KK32
-1-32
-+-32
III.
M mm 9
G
12,5
9
12
963
-+-35
-f-15
! V
11,8
9
12
1072
- 3
-f-17
12,5
8
8
1036
-23
- 6
IV.
G.
15,4
8
8
955
-+-11
- 5
\ V.
14
16
16
1085
-33
0
K.
16,7
4
2
1051
-+-29
-^36
V. ,
G.
14,3
8
9
958
-hl7
0
V.
15,5
12
11
1097
-hl3
-+37
. K.
11,1
8
1
1032
— 1
-+- 9
VI.
G.
12,5
1
8
963
— 6
— 14
\ V.
11,8
9
9
1074
-4- 7
-+-26
JLi
0
c
U III
U Ir I V
14,4
6
1043
— 1
-+-11
1.
G.
14,2
6
958
0
-12
\ V.
11,3
12
1089
— 1
-+-27
15,0
5
1044
7
-hl8
II.
G.
15,8
8
954
-HIO
- 6
> V.
15,4
13
1094
— 2
-+26
[ K.
5,5
4
1016
-13
— 4
III.
G.
5,5
4
984
-1-12
-t- 4
1 y-
5,5
8
1035
-25
— 7
5,1
4
t
1015
-14
— 5
IV.
G.
4,9
4
986
-t-14
-h 6
1 V.
5
8
1031
—28
— 11
[ ^
14,3
8
1042
— 13
0
V.
» G
14,1
8
959
-M5
— 1
' V.
14,2
16
1088
—28
-H 2
i ^
18,3
8
1053
— 6
-+11
VI.
' G.
18,4
8
947
-f- 3
—13
1 y-
18,3
16
1106
-10
-+•20
§• 7.
Man sieht also, dafs im Allgemeinen die Theorie be-
stätigt wird. Die Unterschiede schwanken in Plus und
Minus: raeist sind sie in den beiden Hypothesen von Ent-
gegengesetztem Zeichen oder verschwinden fast in einer
von ihnen. Man bedenke nur, dafs selbst ein Unterschied
von 10 Schwingungen verschwindend klein ist.
Einige Unregelmäfsigkeiten lassen sich vielleicht durch
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SM
Folgendes . beseitigen. Eine erste ist darin begrfindet,
dafs einige der Musiker Ungneten, der kommende Ton
sey auf grofse EnCfemangen hOber als der ob)eetiTe. Sie
sclirieben die Erhöhung, wie sie sagten, der vorübcrflie-
geoden Luft zu, gestanden aber alle, dafs der gehende
Ton in jeder Entfernung tiefer bleibe, und schon darin
liegt eine Inconseqnenz. Diese Ansicht gründete sich aof
Beobachtungen entweder der Töne Ton Signaltrompeten
oder der, welche die Pfeife der Locomotive einmal an-
gab, und welche darauf von einem Musiker auf derselben
Höhe gehalten ward. Im ersten Falle ist sehr zu vermu-
then, dafs man den Ton der Trompete von den andern
Stationen mit dem der Locomotive yerwechselte» und
dann mufiste sieb freilich der Ton nicht yerändera; im
anderen Fall weifs ich nicht, ob der Ton der Pfeife rein
genug, frei von begleitendem Geräusche war. Die Mu- .
siker auf der ersten Station C konnten gar nicht darüber
entscheiden, da die Locomotive auch in grofser Entfer-
nung noch lange nicht die Geschwindigkeit erlangt hatte^
mit der sie hernach Torbeifuhr. Die Beobachter der Sta-
tion B haben es nicht angegeben; die Angaben von A
würden von grofser Autorität seyn, wenn nicht alle für
den kommenden Ton zu gering wären. Diefs erweckt
' die Vermuthung, dafs die Instrumente dieser Station sich
Terstlmmt hatten. Ich wollte diefs nur erwSbnen, weil
mehre es behaupteten, glaube aber doch, daÜB jene ^n-
gäbe auf einer Täuschunj^ beruht.
Eine zweite Anomalie ist darin zu bemerken, dafs
man den kommenden Ton weniger erhöht, als den ge-
benden erniedrigt gehört hat * fis- ist diefe- weniger aus
den obigen Angaben zu ersehen, als es aus den münd-
lieben MHtheifonjgen anfebgs hervorging. Dieser Umslnnd
erklärt sich aber, da er nicht bei allen Beobachtungen
stattgefunden hat, aus einem leichten Verstimmen des In-
struments (immer das aof der Station A), aus der bei-
Habe launer im Zunehmen begriffenen Geschwindigkeit
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337
der Locomotive und aus einem physiologischen Gegen-
satz. Man hörte den kommenden Ton etwas höher, dann
unterhalb 20 Meter ein biseben weniger hOber uad dar-
auf schneller abnehmen bis auf den tie&ten Ton; man
TCi^gMi ilia -«ber idtam yiaUeiGht nidit mit dem ob)ecti-
ven Ton», aondeni-mit dem, welchen man einen Augen-
blick zuvor gehört hatte. Diefs würde zugleich erklären,
weshalb man die Unterschiede durchgängig etwas zu groCs
hörte; man hatte nämlich das Steigen des kommenden
Tons bereits angegeben und filgte non einen zu grofoea
Untersehied filr den ^gehenden hinzu» wedurcb anch die
Summe ni grofa ward. Ich gebe diese Erklärung gern
für eine bessere hin, besonders da ich selbst nicht über
die Unterschiede entscheiden kann; ich habe wohl jedes-
mal die Verschiedenheit der beiden subjectiven Töne ge-
hört, bin aber nicht: musikalisch genhg» um die Unta^
schiede sn schlltzeil, geschweige denn, um. den Unter>
adiied von Unlerachieden angeben m kOnnen.
Die Basis der Doppler 'sehen Theorie bestätigeD>
beifst noch nicht mit der Anwendung derselben auf die
Farben der Dcpiidslerae einterstanden sejn; so kann
ich es nidili, well mir der aus dieser Theorie gezogene
Schlufs nicht richtig zu seyn scheint. Um nKmlich den-
selben mit voller Gewifsheit ziehen zu können, müfsten
folgende Prämissen als bewiesen anzusehen seyn:
1) Dafs man berechtigt sey, die obigen ResuUate vom
Schall wd. das Lkfat za UbertrageB; .
3) daÜB. die Sterne 4n einigen Theilen ihret Bahn eine
hinlängliche Geschwindigkeit besitzen, um eine merk-
bare Färbung und Farbenänderung zu erfahren;
3) dafs die Doppelsterne wirklich eine .solche Färbung
und Farbenänderung erleidien» wie sie nach dem be^
' sagten Salze erlahren mHÜBten;
4) daÜB kein anderer Eiklftrongsgrund eben so Iwht
vorhanden sej;
Poggeodorir» AnnaL Bd. LXVh 22
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8M
5) dafs keine Thatnche die Anweadonf der Dopp-
ler'schen Theorie auf die Farben der Doppclsteroe
widerspreche.
§. 8.
Nur die erste dieser Bedingungen gebe ich unmittel-
bar zu. Was die zweite betrifft, so scheint auch sie mir
keine bedeutende Schwierigkeit danubieten, aber mich
dflnkt doch, daCs die Sterne nur selten eine hinlttngliohe
Oesdiwindigkeit haben werden, um ans das Farbenphä-
nomen zu zeigen; es fällt diefs sogleich in die Augen,
wenn man bedenkt, dafs sowohl Dr. Bolzano als
Prof. Doppler in der Beurtheilang dieser Hinlänglich-
keit zu weit gegangen und: der Erstem weil er den Ster-
nen im Allgemeinen eine su grofiie GesdMrÜldigkeit bei-
legt; der Andere, weil er dem mensehUchen Auge eine
zu grofse Empfindlichkeit für das Licht zutraut.
Nicht dafs ich den Sternen alle eigene Bewegung
absprechen and wieder zu Fixstemen machen will: ich
meuie nur, dals der Dr. Bolz an o durch einen falschen
Schlafs anf eine zu gröfse Gesfchwindigkeit geratheb sej.
Nach ihm soll nämlich die Geschwindigkeit der Haupt-
plaoetcn gröfser seyn, als die der Satelliten, und dar-
nach vermutbet er, dafs die Geschwindigkeit der Fixsterne
anch gröfser aej als die der Hauptplaneten. Ersteres ist
aber ohne Ansnahme nidit ganz- -der FalL Jeder der Ja-
piterstrabanten bewegt sich echneHer nie der Üranns, der
zweite dieser Trabanten schneller als die beiden letzten
Planeten, und der erste Trabant des Jupiters, so wie
der erste des Saturns, schneller ab der respective Haupt-
planet* Die Satelliten des Urämie sind noch nicht ge-
nugsam beobachtet; wahrscheinlich giebt es deren noch
nShere als wir kennen, und dann könnten auch einige
darunter sejn, die schneller gingen als ihr Hauptplanet.
Freilich mufs man zugeben, dafs bereits die Erde sich mit
gröfserer Geschwindigkeit bewegt als selbst der schnellste
1) Diet. Amitl. Bd. 60, 5. 83.
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339
^SateHiteti^ idier matt Iwt dttram Bodi kcki Recht dm
Schlufs allgemein auf die Fixsterne auszudehnen, deren
gegenseitige Abstände, falls sie nicht physische Doppel-
sterne sind, ein weit gröüseres Yerbältuifs haben zu den
Abständen der HaoptpUneten, ai» die Halbaxen der Bah.«
nen dieser za den Abstanden der Satelliten, und folglich
nftfsfen sie aoch ein weit gcöfseres VerfaSltnife von Masse
haben, was nicht wahrscheinlich ist und nicht mit den
Annahmen von Argeiander, Bravais und Mädler
übereiustiffimt Es verhält sich also mit der Geschwin-
di^eit gans so wie Prof, Doppler sag^ pnd die Vor-
aussetzung des Dr» Bolzano ist eke Uebertreibung.
§. ».
Glaubte ich in dieser Hinsicht von Hrn. Dr. Bol-
zano's Meinung abweichen zu müssen, so kann ich doch
andrerseits auch Hrn. Prof. Doppler nicht beistimmen,
wenn er sagt, schon das Auatreten von einem Hiudertsl
der »m wei(seii Lieht gehdrlgen rothen Strahlen sej
merkbar für das menschliche Auge. Ich erinnere mich
nicht, solches bei Herschel, der dafür als Autorität an-
geführt wird, gelesen zu. haben, habe es auch in dessen
TraUe de ia Ltutdere^ von welchem ich die Ausgabe yo«
Qoetelet lUBd Verbalst^ mit det Znsfttzen dieser Ge-
lehrten, besitze, ttieht auffinden kfianeu, wohl dber eine
Stelle {p. 309 §. 510), welche zu einem entgegengesetz-
ten Schlüsse führt. Herschel sagt nämlich daselbst, dafs
man 1,000,000 Tinten erlange, wenn man die drei Far-
ben, Roth, -Gelb und Blau (in der Brewster' sehen
Hypothese) in vieraehiedenen Verhiltniasen von 1 bis 100
menge; und er filgt hittsm: €0 est plus que^ süffisant
1) Da man vielleicht nicht geneigt ist^ die ausfuhrlichen Abhandlimgen
der genannten Gelehrten nachzulesen, so will ich beispielsweise an-
fuhren was Prof. Kaiser in seinem W'erke: Tie. s t e r r enhemel
verhlaard p. 283 sagt: ,,De ster, weihe de sneiste eigen be-
weging heejt, beweegt zieh in een uur 33500 jD. G, mijlen ttc**^
was noch nicht 10 Meilen in der Secunde beträgt.
22*
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340
guer. On dit que les romains imiaient dans leurs mö-
satques plus que 30000 //«/^^ : en supposant mime que
la nalure nous o/fre uri nombre dix fois plus grand,
elles se trow^erdnt ioutes dans nötre ächetie.
Es fragt sich aim* noch«> bb bei nifafgtr Betraob-
fung tnid genügend starker BetsiiohttiBg»' die suppoBirtca
300000 Nuancen würde unterscheiden können; es hät-
ten besonders die Maler darüber zu entscheiden. Iliozu
braiiehte man aber bereits das Austreten von 0,03 der
rolhen StrahleDy und also weni^ens eine dreifaGbe Ge-
scbftindigkeit; wie Hr. Prof. D'o^ppler anäimit Zieiit
man dazu noch in Betracht, dafs die Sterne selten ruhig
genug stehen, um nicht beim Funkeln ein wenig gefärbt
la sejn, dafs sie bereits durch die Dispersivkraft der
Atmosphäre Farben zeigen daCs sie nicht gleichzeitig
nicht einmal- ton derselben Person mit sieb selbst ver-
^hen werden bMneU; erwägt dan,' diii' selbst -die 9h-
solute* Lidhtstai-Ite, weiche doch noch leichter als die
Färbe bestimmbar zu scyn scheint, schwerlich ohne Hülfe
▼on Instrumenteo bis auf -^^ bestimmt werden kann
nd daCs man 'in der chromatischen Photometrie noch
immer sehnsuehtsvbli auf die ÜAleiilBttchmlgtti nnld liisti«-
metite' Arago's tu warten 'hat ^ 'ObwoU derselbe neneii-
lieh wieder Hoffnungen dai^anf angeregt hat '), so wird
man sich nicht wie Hr. Dr. Bolzano wundern, dafs
man bei den übrigen Fixsternen solche Unterschiede noch
nidit wahrgenommen hat, wird* auch, nicht mit Um. fioL
Doppler 'eine -Geschwindigkeit von S8 Meilen in der
l^unde fQr genügend halten, um jenen FarbenoBterechied
hervorzurufen. Somit würden also nur die physischen
Doppelsterne zu betrachten übrig bleiben.
»
1) Beiael. Compies rend, T, XT, p. 18|.
3) Arf elander, in Sclmmacker'« «flniMiB. Jahriniche för 1844,
& 185 nad 106b
3) Arago, Compt, rend, T, XX, p. 1704.
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S4i
t
§•10.
Uiiteniioh«D mr donna^ ob ei walir «ej, dafo die
Dofpelileroe. wirUidi solohe Firi»im|^ «pd Faili!«MtiKleT .
ruDg eiisideii, wie aus dem in Redeatebeaden SatKntlrde
erklärt werden können. .
Es ist nicht genug zu sagen: die Farben einiger
Doppeiatenie ändern .uxh, yiele. stebeii zu ewiaiid^ im
Gegensatz, sindtcoknpkittentiir, aUo mösseo ei^ aas der
Bewegung' erblirt werden; Tielmebr miida «ntemncht wer-
den» hft welcheti ZefalenrerbSitaHs solche Doppelsteme
zu den übrigen stehen, um einigcrniafsen entscheiden zu
können, ob man ihrer Bewegung mit einiger Wahrschein-
lichkeit zuschreiben Jiiiione» vas ihnen selbst vielleicht an-
gehört. Um 24ablen von Autorität anzofübren, würde ich
hier den oompetcotesten Richter ') seUiw sprechen lassen
können; ee wSre diefe besser als, nach 'meinem früheren
Plane, aus der Abhandlung von Herschel und South
in den Trans aciions der Royal Asironomical Society
T. I und /// etc. die farbigen Steme auCzuz^hlen; aU
lein, der Kaumevspaning wegen , werde ich. mich docb
damit begnügen, nur auf die Abhandlung von Str.aT.f
m verweisen; man wird bei Lesung derselben gestehen
müssen, dafs sie, so viel Angaben, so viel auch Wider-
sprüche gegen den Doppler 'scheu Fundamentalsatz ent-
hält
DaÜB beide Sterne einerlei Farben haben, ist bei w^jr
fem der- häufigere FaiJI, sagt dergrofse Beobacbter. Aber
in diesem Fall ist' die Farbe nur aus der relativen Be-
wegung des Sternenpaars und unseres Planetensystems
zu erklären, und die Doppelstei'ne stehen in dem näm-
lichen VerhältnitB zu uns, wie die einzelnen 3terne,. ha-
ben also keine hinlängliche Geschwindig|Leit, dafs von
476 gleich geförbten Paaren, lediglieh durch Bewegung
1) Struve, über die Doppelsterac nach den Dorpater Mikrometer-B^
obachtangcQ. Ben'rht an S<. SxcelL T. UwaroüC S. 34 — 36.
%) DoppUr s. «. O. 7.
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843
118 gelblich oder rötUldi vmd 63 bläulich encheineD.
Auch wäre es eicht leicht einzusehen, aus welchem Grunde
sich denn fast zweimal so viel Sterne von uns entfernen,
als sich uns nähern soUeo. Dagegen kommen 16 Paare
mit sehr grofser Geschwindigkeit auf öm zUf deren Haupt*
item giün imd deren Begleiter blau ist ; man weise nun
die Kralt Bach, dai<ch weldie ^e mit Wahracheinbclikeit
eine solche Geschwindigkeit erlangt haben. - >
Die Färbung spricht also nicht gar sehr für die An-
wendbarkeit der Theorie des Hrn. Prof. Doppler, wenn
es wahr ist, wie wir §. 10 gezeigt haben, daCs uns nur
die physischen Doppekterae solche Gesohwiodigkeit dar-
bieten liönnen, Indem sidi die oben erwähnten Färbun-
gen nur aus der Bewegung des Sternenpaars, nicht aus
der gegenseitigen Bewegung der beiden Sterne erklären
lassen. Aber auch die Sternenpaare, welche coroplemen-
tare oder fast compleroentare Farben zeigen, sprechen
nicht sehr daüQr, denn wir müssen dann annebmen, dais
fiist alle Haoptsteme sich von uns entfernen, alle Beglei-
ter sich uns nähern; bei 157 solchen Paaren sind 53
Hauptsterne weifs, 52 hellgelb, 52 gelb oder röthlich,
die Begleiter alle blau oder bläulich, und es giebt nur
wenige Paare, 13, in denen der Begleiter purpurfarben ist
' » .. §. n. ....
Auch die Farbenänderung ist Hrn. Prof. Doppler
weit weniger günstig, als man nach seinen Worten er-
warten würde, „Kein Wunder also, lesen wir S. 12,
wenn sich neuere Beobachter (Siehe Mä dler's populäre
Astronomie, S. 493) zu der F^age aufgefordert ftiblen,
db sich denn in der That die Farben der Doppelsteme
während der letzten 50 Jahre so gar bedeutend sollten
geändert haben." Wenn wir aber Mädler aufschlagen,
ab finden wir S. 500: „Haben diese Sterne (die beiden
ison / Delphitti ) ihre Farbe seit dO Jabnen so starke Ter-
Indert,*^ und $. 493 heifst ^ kmumen'SWar xwl-
1) Der mtft imii folgende Satz stiinnit fast wörtlich mit der AeuTse-
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343
sehen Berschel and Strave mandie kleine Verschie-
denheiten der FarbenbezeichDODg vor, jedoch meist so,
dafs bei Berschel die Sterne um ein Geringes mehr
in's Rothe spielen, was durch eine Eigentbümlicbkeit des
Teleskops wa erklären sejn dttrfte. Hier aber zeigt sid^
und ftwsr bei .einem Stemenpaar». dessen Farben sich ntt
Bestinunthdt aussprechen, das Gegentheil, and man mafs
demnach vermuthen, dafs es seine Farbe seit jener Zeit
merklich geändert habe, was übrigens in der i ixsternwelt
nicht ginzUch ohne Beispiel ist." Bas klingt. doch we-
nigstens etwas schwilcher.
Das Schttnste von allem aber ist, dafs gerade aal
die zwei Stemenpaare, y Leonis und y Deiphini, aof
welche diese Worte anwendbar seyn sollten, die Theorie
des Hrn. Doppler in keinem Falle passen kann, denn
sie haben in diesen 50 Jahren ihre gegenseitigen Abstände
nicht geändert, und was die Positionswinkel betrifft, so
bat y Leonis diesen um 22** und y Deiphini den seini-
^eu gar nicht geändert. Es kann sich also die Richtung
und Gröfse der Bewegung keinesweges in der Weise ge-
ändert habeil» dafs daraus eine solche Farbenäuderung
würde hervorgehen kennen.
Auch Sirius wird wohl nicht viel beweisen, und
<$. 17) die Bahnen der sogenannten neuen und ver»
scliwundenen Sterne so einzurichten, dafs sie alle Farben
des Kegeubogens durchlaufend endlich mit kupferrothem
Liebte verschwinden, würde doch, auch schwer halten*
Abgerechnet, dafs ich diesen Farbenwechsel nicht von al-
len angelQhrt finden mOchte ich auch fragen, ob sie ange-
fangen habmi, uns mit einem grün- oder bläulichen Lichte
sichtbar zu werden. Diefs mag geniigen, um zu zeigen,
dafs die Färbung und Farbenänderung, die wir hie und
da an den Doppelsternen wahrnehmen, uns nicht nötbi- '
gen, ihre £rklärung in der Bewegung zu suchen.
rung von Stru ve. a. a. O., S.36, übqreio, widerspridit dagegen schnur-
ttralu Um. Doppler S. 12. • •
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844
ZirrOrderif mOiBeD wir nim anterrachen, oll es nicfat
einen anderen bel^annten Erklirangpgrand' gebe, cumal
die Bewegung, wie wir im folgenden Paragraphen zeigen
werden, nicht einmal im Stande ist, merkliche Farben-
Änderungen hervorzubringen. Es ist, wie mich dünkt,
eine ganz willktthrltche Annahme, dab dKe Farbe aller
Sterne weiis und unverilnderlicli sej. Es Ist do^ nicht
leichter, jedem Stern diejenige Richtnng and G^hwin-
digkeit anzudichten, welche er, in der Hypothese ei-
ner weifsen objectiveu Farbe, haben mufs, um diejenige
Farbe zu zeigen, welche wir au ihm wahrnehmen, •—
als anzonefamen; dafe die Fixsterne alle möglichen Farben
besitzen können. Dafs sie JedenisUs' nicht alle weiis
sind, beweisen die Beobeditungen genugsam, tnd*liognet
auch Prof. Doppler nicht. Am Eude mufs man denn
doch seine Zuflucht zu der Voraussetzung nehmen, dafs
die verschiedenen Sterne nicht alle eine gleiche objective
Farbe haben. Etf iieg^ nichts Ungereimtes in der An-
. liabme, dafs verschiedene Sterne T^cscbiedene Faiben her-
▼orzabringen fthig sejen. Udberdiefs haben* wir andi
directe Beweise, dafs sie wirklich nicht einerlei Farbe
haben. Nach den Beobachtungen von Fraunhofer
zeigt das Sonnenspectrum ändert dunkle Linien als die
Spectra mehrer Sterne, und da' nun also das Licht soU
eher Sterne, ungeachtet es durch dieselbe Atmosphäre
unserer Erde gegangen ist, wie das Sonnenlicht, sich doch
von diesem verschieden zeigt, so sind wir zu schliefsen
berechtigt, dafs es in der That von diesem verschieden
ist. Aber wie denn die Veränderlichkeit der Farbe und
yerSnderlichen Sterne erklären? Ich sehe hier keine
grofse Schwierigkeit, diese VerSnderlichkeit den Sternen
selbst zuzuschreiben. Es wfirde interessant sein, Fraun-
hofer's Messungen auf solche Sterne auszudehnen, die
wohl periodisch^, ihre Intensität» aber nicht ihre Farbe
ändern. Uebrigens möchte das periodisclie Vencbwin-
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MB
den der veränderlichen Sterne ebeii so leicht durch die
sonstigen Hypothesen, wie unwahirscheinlicfa sie auch axk
sich Mjn mögen, als doroh die ainmiehe uikd im erateo
AugenMick'wabraclieiiiliclM^ alMr hkt mntilSange Theo^
rie des Hnk Doppler «rklM wMea
§. 13. •
Man wird dieses um so leichter eingestehen, als
eodlich die Bewegung nicht Ursache des Farbenwechsels
aejn kann. Berits die Analogie bei dem Scballc lehrt
es. Als • itii tu Anfange diefees Jabres einen MoÄer
. nach dem mathmatMlcßen Erfolg der Von nrir beabsieh^
tigten Versuche befragte, sagte er mir und Andere sag-
ten es ihm nach: „Sie dürfen nicht hoffen, dafs dieselben
ein Kesiiltal geben werden, denn ich habe in dem Qt*
rSosche eines ^Vorbeifahrenden Wagens niemals eine Aen-
deruDg gehört." Auch die MMÜuoiten» ab sie znm ei^
stenmaie anf der Eisenbahn waren und der gewöhnliche '
Wagenzug uns mit grofser Geschwindigkeit vorbeifuhr,
sagten mir, obgleich ich sie vorher darauf aufmerksam
gemacht hatten sie hätten keinen Tonunterscfaied bemerkt,
denn es sey ein Geriwoh, kein Ton. ^en so ist die Farbe
der Doppelsteme einGeadsefa von Farben, keine einfache
Farbe. Was mufs also in beiden Fällen stattfinden?
BckaniUlich ist ein Geräusch als ein Gemisch ver-
schiedener Töne zu betrachten, wie Ohm diels dargetiian
zn haben scbeini, oder man muCr annehmen^ es aey gar
kein Ton darin, eondeni beetehe nns Wellen Ton ver-
schiedener Lange, deren keine sieb so oft regelmäfsig
folge, dafs sie im Ohre die Wahrnehmung eines Tons
hervorrufe. Diefs ist mir gleich; in jedem Falle haben
wir Wellen von Ter8cliie<)eaer auf einander folgender
Lange. Bei Annilberong alsO'Werden die längeren 'Wei-
len- zn kürzeren,- diese wieder an noch kfirzeren, nnd
)ede nimmt die Stelle der ihr in KUrce folgenden ein,
so dafs am Ende das gesammte Geräusch keine andere
Veränderung erlitten hat, als dafs die längste Weile auf-
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346
gehört hftt, ab' solche wahmdiBibar' «ti lejrn» md eiae
aUerkfireeste iinzu^ekorinDfl» ist
Aber darin eben ist der Grund zu suchen, dafs die
Sleme eine Farbenänderung erleiden, wird man mir ent-
gegnen, und das lelclit aueh hin sie sn erklAcen: ro-
theo Wellen werden za orangefarbenen, diese zn gelben,
U.-8. bis eodlidi-dle violetten nnricblbar, «nwahmehm-
bar- werden; es felilen also in dem Spectrum die rothen
Strahlen und die Farbe des Sterns ist nicht mehr rein
weifs, sondern in's Violette oder Blaue spielend. Das
Gegentheil findet beim Entfernen statt.
Bei oberfl&chiicber BetracbtoBg des Gegenstandes nag
dieser Einwurf riehlig scheinen; aber er ist es nicht, denn
man darf die Analogie nicht weiter treiben, als sie wirk-
lich besteht, und darum ist auch die Anwendung eine
falsche. Für das Auge sind nur sehr wenig Licbtwelien
sichtbar: die Längegranzen , zwischen welchen sie wahr-
nehmbar sind, liegen emander sehr nahe» Wenn beim
Gerlosch. ein neoer Ton hinziikonunen kann und eine
Welle, welche früher die längste war, bei der Auuähe-
rung aufhört als solche wahrgenommen zu werden und
in eine etwas kürzere übergeht» so mufa man dagegen
beachten, dafe beim Lichte die neue Farbe auch ansieht
bar ist, und, beim Entfornen, die Stelle des Yioletts durch
eine kQrzere, frfihdr «nsichtbare Welle eingenommen
wird, mithin das Spectrum in seiner Reinheit wiederher-
gestellt ist, d. h. ganz zu dem geworden ist, was es frü-
her war. Auch selbst wenn die Geschwindigkeit so grofs
wttre, dais die Tonaab Tioletten Strahlen zu rothen, oder
tningdLehrt diese zu )enai wfirden und. der ganze -fibrige
Theil des Speotnmis verschwancie, so wtren doch immer
noch genug unsichtbare, aus kürzeren oder längeren Wel-
len bestehende Strahlen da, um das übrig gebliebene Licht
zum Tollkommnen Spectrum zu ergänzen. Diefs nun eben
'findet im AMgemeinen bei dem Gerftosehe.nichft statt; und
dennMi ist selbst bd ihm die Verlndaiimg nichtrinefUitf .
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347
§. Ii-
Ks wird leicht m erweisen seyn» daCi dieser Slite
keine blolse Aniialiine, sondern in der Natnr begründe!
ist, denn erstlich würde das Gegentheil unwahrscheinlich
sejn, und zweitens auch der bisherigeu Erfahrung gera-
dezu widersprechen.
lo der Theorie der Bildung von Aetherwellen lie^l
kein Grund, warom Tonngsweise Schwingungca von el«
ner gegebenen LSnge erregt werden sollten, eben so we-
nig wie diefs bei den Schallwellen stattfindet. Es hängt
nur von der Natur des schwingenden Körpers ab, ob
schnellere oder langsamere Schwingungen erregt werden.
Es würde demnach sehr sonderbar seyn, wenn nur dte^
Jenigen Schwingungen herrorgemfeii würden, weldie fOr
das menschliche Auge sichtbar sind. Ueberdiefs wider«
spricht es der Analogie mit dem Schalle, denn in der
Luft können bestimmt Wellen erregt werden, die für die
Wahrnehmung durch das Ohr zu lang oder zu kurz sind.
Das Gegentheil ist also sehr onwahrscheinÜGb; es
ist aber auch der Erfahrung zuwider. Ich werde, nm
mich nicht in Hypothetisches zu verwickeln, nnberfick«
sichtigt lassen, dafs diefs- und jenseits des Lichtspectrums
chemische, wärmende oder anderweitige Strahlen Torhan-
den sind, zumal ich es für sehr wahrscheinlich halt^
dals diese Strahlen nicht in leoohtende ttbetgehen kön-
nen, sondern • von den Lichtstrahlen durch eine solche
Modification der Wellen unterschieden sind, wie wir beim
Schalle Klang nennen, — vielmehr will ich mich nur
auf die Lichtstrahlen beschränken.
Berschel, und Einige mit ihm, haben aufserhalb
des fQr uns unsichtbaren Violetts noch Strahlen von La-
vendelfarbe gesehen. Diese Strahlen müssen also notb-
wendig zu violetten werden, und vielleicht könnte ein
Anderer noch jenseits dieser Lavendelstrahleu eine an-
dere Farbe wahrnehmen. Besonders wird meine Be-
hauptung verstärkt durch die^jvor «twa dreifeig Jahren
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348
von Ara^o gemachte BeobachtuDg, daCs der Brechuogs-
index -de» von Gestirnen mf die .Erdci geBandten- Lichts
HDgefindert bleibt,. die Erde inag sich ibneA ndiflni oder
von ihiieii entfe^neB Diese Be^baehtang ist nun nicht
anders zu erklären als durch die Aunahme Arago's ^):
,^que les corps tumineux emettent des rayons avec tour-
ies iei ¥iiesses posdbles et que dms iemsemble de ces
ifiesBgs me tsmde prodmt la Sensation de iumütne, -ee
fid rend dompie aussi de iSg^Ukä de- vitesse joppmreBte
des royans 'de- toutes les SUdles^ Wönil mah diefs in
die Sprache der Undulalioustheorie übersetzt, und be-
denkt, dafs CS im freien Aelher nur Eine Fortpflanzungs-
geschwindigkeit geben kana^)^ ad nuifs man annehmen»
dafs die Geatirne Wellen vQn anendlicb. veiFschicdeiier
Osbillationsgeschwindigkeit anaiendeD, und: dbfa von der
Geaaainrtheit dieser Oscillationsgeschwindigkeiten nnr die-
jenigen die Empfindung des Lichts und einer bestimmten
Farbe erregen, welche wir als solche im Sonnenspectrum
baben kennen gelernt. Sind dann auch die Strahlen,
welche bei relativer Bube der Erde aiohtbar waren, in ^
Folge der BevFegung mehr oder weniger abgelenkt
frfiher, so ist doch auch zugleich die Oscillationsgeschwin-
digkeit eine andere geworden, sie haben dadurch ihre
Farbe geändert, und andere^ früher uosichibare. Strahlen
haben ihre Stelle und Natur genau eini.ond angenommen«
iNur eine Schwierigkeit bleibt mir noch au beaeitigen;
sie entapringt daraoa, da& man deu veMhiedeiien Farben
1) Man findet «e aiudnaiidergeseUl in BSot'« TntUi ^A^wunom,
physique Edif. JU, T. III, p. 139 et 141.
*2) Die Erklärung, welche Fresnel in AufTordcrung von Arago ge-
geben hat, isl nicht haltbar, ylnn. de phj's. et de chiinie T. IX,
p. 58; auch gegen die Erklärung Cauchy's {Cumpt. rcnd. T. ^Ill^
p. 327 ) ist einzuwenden, dals nurh das Vorhaltnils der relativen Ge-
schwindigkeit sich bei der Bewegxing ändert. Arago hat seine Ej>
klärung wiederholt in den Compt. rend. T* VlUt P' «^26.
8) Gftachy, Disptnian dä 'ta turnuin»
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s
desSpe^ram vmdMeäeire Intentitttmi zagesdirieben hat,
nameutlich den e;elben und blauen Strahlen die gröfste.
Wenn dem wirklich so iväre, 80 könnte man sagen, es
• würde, bei Stellv^ertr^tuDg einer Farbe durch die andere,
in dem verlodertOD'iSpectrum dis intensit^. Gelb in in-
tenmes Orange, dae 'ftoktvraehe GrOn in-icbweches Grelb
u. s. w. tibergehen, und folglich das Spectrnm eine ganz
andere Tinte annehmen. Allein, wenn man auch aufser
Acht lassen will, da£s es beinahe die complemeotaren
Farben sind, welche* eine gleiebe. Intenaitöt su ihahen
sdieinen, so moia' et doch 'ala <)iii[ knlftiget.Arganient
gegen jenen Einwarf angesehen werden, dafs die erwHbnh
ten Farbenintensiläten höchst wahrscheinlich subjecfiv,
von dem Auge selbst abhängig sind. Ich will hier nur
an das erinnern, was Melloni in diesen Annalen ge-
sagt hat *). Ist dieaes ridittg, ao lst auch ao^leich jener
Einwarf beseitigt, .denn * dan» werdenr sehwache g;rüne
Strahlen «i inlenmen geibeli; ' nnd inleBsir gelbe »i
schwach orange farbeneo. i
' §. 15. , :
Ich kann nicht umhin hier noch mit wenigen Wor-
leo der zwcatca- acbönea Abbandhmg dea Hrn. PneÜBasor
H <»ppl er sn gedenbea Gegen ^ese mag wohl nichli
einzuwenden - seyn; d«' sdwedioh iemaDd die oben er-
wähnte Annahme Fresnel's billigen wird. Aufser dafs
Hr. Prof. Doppler viele astronomische Beobachtungen
angegeben iiat, durch welche die Tiieorie geprüft werden
kann, hat .er auch einige intereaaante Folgeningen gezo-
gen, und gezeigt,, dais sie auch für spätere Entdeckungen
fruchtbar aejrn kann, sobald sie nur einmal erst ganz be-
stätigt ist. . • ! .
1) Melloni, Compt, rend,, XIV, p. 328, und dSeso Ann. Bd. 56,
S. 574.
2) Christian Doppler: Ueber emc bei jeder Rotation des Forl-
pflanziingsmitlels eintretende eigcQtUüniliche AbleakuDg der Licht- und
Sdudbtrahlen. Prägt 1^44. i
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360
Hierauf kommt es nan aber ebeo aD, and es wundert
mleb darum, dafs gerade diejenige astronomische Beob-
aehtangy welche am leichtesten diesen Beweis liefern kann,
nicht aoedrflcklich angefahrt ist Ich meine die Bedek-
kung der Jupiterstrabanten nicht durch den Kemschatten
des Planeten, sondern durch den Planeten selbst, welche
lelzlere Beobachtung, wenn sie aucli eben so schwierig
als die erste seyn möchte, doch den Vorzug hat, dafe
sie einen doppelt so grofsen Unterschied giebt. In der
Annahme nftmlich, dafs die Bahn des Trabanten genan
in der Ebene des Jupiter-Aequators läge, würde der Sa-
tellit erst hinter seinem Hauptplaneten verschwinden, wann
er bereits 26,86 Raumsecunden hinter demselben fortge-
rückt ist, und würde sdion wieder sichtbar werden, wenn
er noch eben so viele Seeanden fortrücken mfifstCy nm,
im Fall die rotatorische Ablenkong nicht vorhanden wSre,
sichtbar zu scjn. Zu solchen Beobachtungen hat man
oftmals Gelegenheit und ist unabhängig von einer genauen
Zeitbestimmung. Ich glaube, es würde auf diese Weise
leichter sejn die rotatorische Ablenkung darznthun^ als
^hiroh flas sogleich erwähnte' Instrament, welches tu viele
practieche Sdiwierigketten hat, uat in Anwendung kommen
zu können, selbst wenn man einen Künstler hätte, wie Hr.
Arago in Hrn. Bruguet gefunden hat. Es würde im-
mer noch leichter seyn, die von Arago zur Entachei-
dmoig tiber die Emiseion»- md UndnlatioBstheorie ersoo-
ttenen,^ sich 2000 Mal üi einer Secunde «ndrehenden
Spiegel darzustellen als einen Glascylinder anzuferti-
gen, welcher, bei einem Meter Durchmesser, 1000 Mal,
oder bei i Meter Durchmesser, 2000 Mal in der Secunde
um eine horizontale Axe rotirte, dabei eine genau cjlin-
driscfae Oberfläche darböte, ans homogenen Glase be-
stände, und höchst genan centrirt w8re, um dem Licht-
strahl, d(T ihn in einer auf der Axe senkrechten Ebene
durchlief, eine rotatorische Ablenkung von 4 Secunden
1) Araso, Coa^i, rend,, T. FIJ, p. Dim. Ann. B<L46» & 2S.
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3S1
einzuprägen, eine GrÖfse, welche immer noch nicht leicht
zu messen seyn würde. Ich gebe aaob darum nur die
Idee, nicht die Details.
Utrecht 9 den 5. August 1845.
II. f^on der Gfsi^mndigkeü des Schalls zwischen •
zwei Stanifyiunki^ von gleicher oder unglei^
eher Höhe über dem Meere;
PQnide^ Mfif ^. jßr.at^ais Ufi4, Qh^ M^ajJfinSf
{Amt, ilr dl4n. 0i de phys., Ser, iU, T. XIU^ p. 5.)
L ScliAlIceschwiDdifkeU swisohen swet Standpunkten
▼on gleicher Höbe fiber dem Meere.
e-entan Veranche übor die FortpflanzBDgBgeBcIiwi»-
^keit de» SdNiHs in der LofI «wiseben lifrei Stand-
punkten, deren Höhenunterschied I^uU oder unbedeutend
ist, stammen von Mersenne und Gasseudi her; sie
wurden von vielen Physikern wiederholt; unter andern von
deMOi der Aeemdeada del dmatio, rmk Rob. Bojrle,
Bienooni, Flftttbteed und Hallej. AUelo.der Wi-
dersprodi twisdien den- von ihn«i erhaltenen Zahlen be-
weist genugsam, dafs die experimentellen Methoden da-
mals noch nicht weit genug waren, um genaue Resultate
VBL erlangen; auch hat es die Pariser Academie der Wis-
eeoschaften für ihre Pflicht gebaiten, Veraiiche m imteiv
ttehmen, am- die Gesefse dieaer ForIpfleDtung scharf za
bestimmen. Es wurde eine Codamission ernannt, bestehend
aus Lacaille, Maraldi und Cassini de Thury, de-
nen mehre Gehülfen hinzutraten Die Sternwarte, die
Pyramide von Montmartre, che Mühle von Fontenay'oux-
Roses und das SchloÜB Lay waren die von den Acade-
1) Sur In propngatiun du sari , par Mr. Cassini de Thurj
{^Metn, de tacad., armie \T^, p, 128.). •
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m
aikem erwSlüien iStenilpniikle. Bti tei ktaten Vi».
suche nahmen sie den Thurm von Dammartin hinzn.
Man schofs folgweise eine Kanone beim Observatorium,
bei Montmartre und Montlhery ab. Die Beobacbl#r hat-
ten sich vorgesetzt, den Einflafs des Windes zu ermit-
teln ; sie liefsen datier an zwei Standpunkten wechselsei-
> Hge SchQsse thon ond nahmen als Maafs der Schall-
geschwindigkeit in ruhiger Luft die halbe Summe der an
jeder Station zwischen Blitz und Knall beobachteten Zeit.
Allein Hr. Arago macht mit Recht die Bemerkung
dafs nnter allen diesen Sehfissen nor die Vom 14. und
16. &ISrz4738 zwischen Montlher^ uBd]llontipartire;wecb-
s^eitige genannt werden können, wenn man Oberhaupt
Schüsse wechselseitige nennen kann, die in Zwischenzei-
ten von 35 Minuten gethan sind. Was die betrifft, wel-
che um 9^ 25' und 9^ 30' Abends am 14., 16. und 20. März
beim Obsermtorio und auf «fem Monlmartrei^tUtot wnr>
4kn, so geben sie nor ein uariditi^es Kamlta^ und kQi^
»en et nur gdben, w^l beide- Standpunkte nur 5918 Me-
ter auseinander liegen. Zur Messung der zwischen dem
Blitz und dem Knall der Kanone verstncbeoen Zeit, hör-
ten die Beobachter auf das. Schlagen eines Secundear
Pendeb, und be^nfl^^ten Mi, die hidben Seounden w
sehttlsen« Sie zeichneten, auch den Btand dea Bar«»- und
Thermometers auf; letzteres hielt sich während der gan-
zen Dauer der Versuche zwischen 5° und 7°,5 C. ^).
Allein sie hatten keine Mittel, die Menge des in der At-
mosphäre enthaltenen Wasaerdampfe zu schätzen. Jeden-
lails. hat die Commission naehgewiesen»- dbfii. die ScIuiUr
jgeschwindigkeit gleichförmig ist, dafe .sie feiner gleieh ist
bei schönem Wetter und bei Regen, bei Tage und bei
!Nacht, welch eine Richtung die Kanone auch haben möge.
Sie
1) Hitiöir* d* taead. des seitnce^, tumie 1788, p. 2.
9) Oormaissmnee des iemps pour 1829, p, 370.
3) Mimoiret de tacad. Jej scUnc, annie 1738« p. 141« •
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I
353
Sie hat den Einflufs der Richtung und Stärke des Win-
des hinsichtlich der Beschleunigung oder Verzögerung der
Geschwindigkeit und der VerstSrkiiDg oder Schwücknog
der btenritilt auiser allen Zweifel gesetzt Aus der 6e-
sammlheit ilirer Versnche ergiebt' sieh die Sehallgeschwin-
digkeit in der Luft bei O"" im Mittel zu 332,9 Meter in
der Secunde.
Im folgenden Jahre machten Lacaille nnd Cas-
sini einige Yenache zwischen jügues^Maries imd Cette^
m den Eniiiifii der Mhe des Meeres and eines ande^
ren Glfana za ermitteln Der Abstand zwischen bei*
den Stationen betrug 43574 Meter, allein die Schüsse
waren nicht wechselseitig. Derselbe Vorwurf trifft die
Versuche, welche La Gondamine i. J. 1740 zu Quito
nnd i. J* 1744 zu Gajenne maobte. Ffir den in einer
Zeitsecnnde vom Sdiall dorchlaafenen Ranm fand er das
erste Mal 339 Meter, das zweite Mal 357. Diese grofse
Schallgeschwindigkeit in einer Luft, deren Temperatur
hoch war^ mufste die Physiker auf die Nothweudigkeit
aufmerksam machen, die l'emperatur der Luft, in welcher
sich der Schall fortpflanzt» zo berücksichtigen.
im J. 1776 wandte Kästner in Göttingen zuerst
eine Terzienahr mit Sperrung an , um die Zeit zwischen
Blitz und Knall zu beobachten*); allein Benzenb erg,
der diese Uhr prüfte, lehrt uns, daCs ihr Gang sehr un- '
regelmäfsig war und der Mechanismus des Sperrens auf
sie Eniflaft hatte *), Ueberdiefs war, da die Kanonen-
sebfisse nicht wecbsebeitig gesdiahen/ der Emflnfs des
1) Sur Ut opiraiions giomeirbfutg faite* «i» Frimee dans h* on-
nies 1737 tt 1738 {.Mim, de tacad^ auUe 1739« p, 119.).
2) Jourmä du pojroffe fmt par ordre du roi ä tiguoieur, T, Z,
p» 98.
3) Rehtiion ebrigie dhm voytige fmt dam fintiritur de fmmirS"'
que ( M4m. de tacad,^ annie 1745« p. 488, ).
4) Göttingtschc An^elgen von gelchrtm Sachen, Jahrg. 1778, S- 1145.
5) Giihert's Annal. der Physik, Bd. 35, S. 385.
PotgemlorfiP« AnnaL Bd. LXVL 23
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354
Windes nicht beseitigt. Ans beiden GiUndeii mflssea
diese Versuche vvenio:er Zutrauen oinÜofsen, als die der
französischen Akademiker. Die voti Müller i. J. 1791
gleichfalls zu Göttingcn aDgestcllteii Versuche sind mit
derselben Fehlerquelle behaftet Die i. J. 1794 von
Espinosa nnd Bauza za SL Jago de Chüi gemacfaten,
hatten den Zweck, den Einflnfs der Temperatur m er-
mitteln, die von 21 bis 25" C. ging*). Allein die Mittel
aus vier Beobachtungsreihen stimmen wenig mit einander
überein und können also den Physikern kckiL grofses Ver-
tränen einfliöCseD.
Ain 5. Not. 1809 schätzte Benzenberg bei fanf-
zehn Kanonenschüssen zu 'Düsseldorf die Zeit zwischen
Blitz und Knall in einem Abstände von 4627 Metern.
Am 2. und 3. Dccember begab er sich auf den Tbunn
▼on Kätingen, der 9072 Meter von Dösseldorf entfernt
st Er bediente sich einer mit Sperrung Tersehenen
Terzieiinhr von Pfaflius, welche den Tag in nAiSk Mil-
lionen Theile theilte nnd hinsicbtHeh Ihres Ganges sorg-
fältig studirt worden vrar. Die Zahl der beobachteten
Kanonenschüsse stieg auf 60
Diese Versuche würden ontadelhaft sejn , wenn die
Schüsse wechiselseitig gewesen wären. Sie wurden bei nie-
deren Temperaturen gemacht nnd Gilb ort spricht in einer
Anmerkung zuBenzenberg's Abhandlung dieNothwen-
digkeit aus, Temperatur und Druck zu berücksichtigen,
und mittelst der Newton'scben Formel in Rechnung zu
nehmen, da sie die Undulationsgeschwindigkeit in einem
elastischen Mittel in Function der Schwerkraft, des
Drucks und der Dichtigkeit des Floidums giebt *), Diese
Bemerkung von Gilbert veraulafste Benzenberg seine
1) Göttiog. Anadg. n. a. w., Jdw«. 1791, S. 1593.
2) Jnn, de ehim. et de phjre,, Ser. tt, 7. Flt^ p, 93.
3) GIlbMt's Amuileii, Bd. 3S, S. 383.
4) EbendaidlMt.
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3Ö&
Versuche im Juni 1811 zu ^viederholen '). Bei drei auf
einander folgenden Reihen war die Temperatur der Luft
12",ü, 28",0 uod 28",4 C. Die Gesammt- Anzahl der
Schüsse stieg auf Tierzig. Dttrch Vergleieh der bei ver-
sohieden«! Temperaturen asgeateUten Vereucbe Ire— In
Ben zeolierg eine empirische Tafel entwerfen, wdcbe
die Schallgeschwindigkeit iu einer Sexagesimalsccuude für
alle Temperaturen zwischen 0" und 30 C. angab. Die
Zahl, welche er aus der Gesammtheit seiner Beobachtui^
gen für den in Luft von 0^ in einer Secoiide durchlao^
fenen Raum abbitet, ist 833*7«
Vom Joli 1S20 bis November 1S21 beobachtete
Goldingham, Astronom zu Madras, mehr als achthun-
dert Kanonenschüsse, die auf dem Fort St. George und
bei der Artilleriekaserne auf dem St. Thomasberg abge-
feuert worden Wählt man 91 bei ▼oUkonimen rdhi-'
ger Liifit xwisdieB Blito and Knall beobaditete Zeilna;
ans, so Uhdet man BSi\'"fi für die Oeschwindl^eit des
Schalls in der Luft, deren Temperatur nach der Newton'-
scheo Formel auf 0^ zurückgeführt worden.
Dieser kurze geschichtliche Abrifs genttg(. zu zeigen,
daÜB die experimoitellen Methoden, welche man» nm in
einer strengen Bestinunung der Schallgesdiwindig^eit zu
gelangen, angewandt hat, seit den berühmten Versuchen von
1738 keine erhebliche Fortschritte gemacht hatten. Die
Beobachter erfüllten nicht die Bedingung der Wechsel-
seitig^eit der Schüsse, obwohl die französischen Akader
nlker die ganze Wichtigkeü derselben herrorgcfaoben hat-
ten. Nur die Mittel zur Zeitmmnng waren Tsrvollkommt
worden. Ueberdiels hatten Gilbert und Benzenberg
zuerst das Element der Temperatur bei der Reduction
der BeobachtoDgen eingeführt, obwohl schon Bianconi
1) GSlbert*i Anoalea, Bd. 42, S. 1.
2) Poggendorfr« Ann. d. Phj«ik, Bd. 6^ 5. 47t.
23*
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856
l J. 1740 ermescB hatte ')» Ms Ae SchaUgisdiwiAdig-
keit m einer Luft von 35^ iveit ^PDliier. iat alt in einer
VOD — 1",5.
Um diesen Unsicherheiten ein Ende zu machen, er-
nannte das Bureau des Longitudes i. J. 1822 eine Com-
missioB znn fielmfe der Ansteliong von Yersiichen über
die SchaUgesdiwIndigkelt nnd Bomit einer PrOfiing der
neuen Üieereliscben Bestimmung, welehe La Place, aus
den Versuchen des Hrn. Gay-Lussac abgeleitet, fiber
die specilische Wärme der Luft gemacht hatte. Diese
Commission bestand aus den HH. Prony, Boavard,
Mathien und Araf;o, denen die HU. Gaj-Lossac
nnd Humboldt binzatraten Die yon den Beob-
achtern gewählten Stationen waren YiUejmf und Monl-
Ihery, deren Entfernung, durch Hrn. Arago trigonome-
trisch bestimmt, 18613 Meter beträgt. An jeder dersel-
ben hatten sie einen SechspfÜnder, von ArtiJlensten be-
dient Fünf Chronometer mit Sperrung von Hm. Bre-
gaet, dienten wr . Messung der Zeit Hr. de Proay
hatte einen Chronometer ohne Sperrung, der IM SchlSge
in der Minute machte. Am 21. Juni 1822 wurden die
zu Montlherj gethanenen Schüsse vollkommen zu Ville-
jaif gehört, während die you Villejuif dermafsen ge-
schwächt in Montiberj anlangten y daÜB sie unter den
drei Beobachtern nur von swei und znweüen nur von
etnem dnzigen Temommen wurden. Sieben conespon-
dirende, in Zwischenzeiten von fünf Minuten abgefeuerte
Schüsse wurden indefs an jedem der beiden Standpunkte
gehört Die gröfste Abweichung in der Schätzung der
Zeit swiscfaen BUta und Knall eines Schusses betrug fiir
1) HtUa diversa Ptheita det suono in Venezia^ 1746» und Com-
mmlurii JBononienset, 7. //, Pars I, p, 365.
3) Ritutuat de* expiHeneet faUes par ordre du Bureau des hm'
gUudee pour ia dJiermination de ia püeese du een dam tainw
sphkre, par Mr, Arafo {Connaieeanee deeTempe,
361).
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357
beide Stationen 0,4 Secunden. Am andern Tage» 22. Juui,
wurde von 12 zu Villejuif ab^eCeuerten Schüssen nur ein
einsiger zu MonUberj gehört, Ton den HH.. Bovvard
und Gay-LuBsac, so dafs diese Versudie denen des
TOrherigen Tages nichts hinzufügten. Während der gan-
zen Dauer der Versuche beobachtete man von 5 zu 5
Minuten das Baro-, Thermo- und Hygrometer. Die sie-
ben wechselseitigen, in Zwischenräumen von 5 Minuten
abgefeuerten Schßsse geben für die Scballgescbwindigkeit
in ir^ae/aur Luit bei 0®, wenn man 0,0366 als Ausdeh*
mingscoefficient der Luft und die von La Place*) für
die Feuchtigkeit der Luft nachgewiesene Berichtigung
ü",d7 annimmt, die Zahl 330™,8.
Der berühmte Berichterstatter der Commission be*
itebt dringend auf die Nothweodigkeit, . die - Kan<men-
sdiflsse wechselseitig abznfeuem, um den Einfluis des
Windes zu eliminiren. Er zeigt, dafs das Ideal dieser
Art von Versuchen ein gleichzeitiges Abfeuern der Ka-
nonen an beiden Stationen verlangte, und beweist, dafs
selbst in diesem Fall die halbe Summe der Zwischensei»
ten nicht immer nothwendig dae Maais der FortpflaBxnng
4es Schalls in ruhiger Luft sejn wQr^
Ohne Zweifel waren es diese Gründe, welche die
HH. Moll und v. Beek bewogen, diese Versuche zu
wiederholen, und dabei alle Vorsichtsmaafscegeln zu tref-
fen, daCs dte wechselseitigen Schüsse in so kurzen Ziwi^
scbenzeiten wie möglidi abgefcaert worden *). Prins
Friedrich von Holland hatte den beiden Grel^rten^ Tier
Kanonen, 6- and 12-Pfünder, zur Verfügung gestellt.
Mehre Officiere und Studenten der Universität Utrecht
wirkten als Gehülfen mit zu diesen Versuchen. Die Zeit
1) Sur la i'itesse du son, par M, de la Place (Connaistance
des Temps, 1825, p. 372.).
2) Versuche über die Geschwindigkeit des Schalls, gemacht in Holland.
(Poggendorff's Annal. der Physik, Bd. 6, S. 3&1 und 469. ^
PhÜMoph. Troiuact^ 1824» p. 424.).
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358
wurde durch zwei CliroDometer vod wohlbekanntem
' Gange gemessen. Die Zeiten zwischen Blitz und Knall
maCB man dorcli swei PlifOas'sche Tenienohren mit Sper-
rung, deren Zeiger geradezu Hundertel einer Decimal-
eecnnde angaben Bd diesen Uhren hat das Pendel
eine doppelte Aufhängung und beschreibt einen Kegel,
dessen Scheitel der AufhJingepunkt ist. Im Moment, da
.man den Blitz gewahrt, setzt man durch einen Druck
auf eine Feder den Zeiger in Gang; im Augenblick , da
man den Knall yemimmt, zieht man den Daam znriick
mid der Zeiger steht. Ueberdiefs waren die Beobachter
mit Barometern, Thermometern und DanieU'schen Hygro-
metern versehen. Eine Windfahne zeigte die Richtung
des Windes an. Ab Standpunkte wählten sie in der
Haide Ton Utrecht zwei Hügel, Zevenboompjes^ welchen*
wir mit A bezeichnen wollen, and Kimltjesiferg, welchen
wir B nennen. I>ie Entfernung beider Stationen ist
I7669",3. Sie wurde aus vier verschiedenen Dreiecken
berechnet, die sich auf ein Dreieck der Krayenhoffschen
Vermessung stützte Der gröCste Unterschied zwischen
dtesen vier BestimoMmgen stieg auf 2"*,45.
Die Versuche worden auf folgende Weise angestellt
Am 23. Juni 1828, Abends, liefs man von der Station A
eine Rakete aufsteigen. Diels war das Signal, dafs auf
dieser Station alles bereit war. Ais Antwort stieg vom
Punkte ß eine Baketc auf; sie benachrichtigte die Be-
obachter an der ersten Station, dafs die der zweiten auf
ihren Posten waren. Um 8^ 0" des Chronometers der
Station A that man den ersten Kanonenschnfs, nnd um
5' einen zweiten; einen dritten Schufs that man an
beiden Stationen gleichzeitig um S** 10' 0". Diese drei
Schtisse beabsichtigten die Chronometer in Beziehung zu
1) Ucber em Gentrifugal-Pendel (Gl Iben 's Annal. d. Physik, 1804,
Bd. 16, S. 494 ).
2) Prt^cis des o p c rat ions g e odis iq nes et t r i g o no rn e t r i-
tfues en Hoiiande; pur Mr, ie Qiniral KrayeDhoff.
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mp
satBtD* Um gemm in eioeoi Aiif;eiiblick abzuleuern ver-
fuhr man folgendjergntalt: Ein Öffieler luelt die bren-
nende Lonle Uber den Zündloch; ein anderer hielt den
Chronometer vor Augen und faiste den erster eu am Arm.
Genau im Moment, da der Zeiger die verabredete Se-
cunde erreichte, drückte er den Arm, der die Lunte hielt,
nieder and die Kanone gin^ los. Wenn die Chronome*
ter verglichen waren, beg^nen die VerBnche« Man thal
anf der Station A einen Sehufig, und eine oder höchsf ens
zwei Secunden hernach antwortete man auf der Station ß
mit einem Schufs. km 23., 2J. und 25. Juni wurden in-
dels die Schüsse der Station A nicht an der Station B
gehört, obwohl man sich am 24. und 25. eines 12-PfÜn-
ders, geladen mit 3 Kilogramm. Pulver, bediente. Am
25. verhielt es flieh umgekehrt. Die Beobachter der Station
A hörten nicht die SchOsse der Station B. Allein am
27. halte man 22 wechselseitige Schüsse und am 28. de-
ren 14. Das Mittel der bei diesen 36 wechselseitigen
Schüssen zwischen Blitz und Knall beobachteten Zeit
giebt für die Geschwindigkeit des Schalls in trockner
Luft bei O*', berechnet nach dem nenen Ausdehnungs-
cogfiicienten , 332'",25. Der Unterschied der Resultate
beider Reihen, vom 27. und 28. Juni, beträgt ü^öö. Be-
rechnet man dagegen aus den 36 nicht wechselseitigen
Schüssen des 25. nnd 26. Juni die Schallgeschwindigkeit,
SQ findet man, daHs die Mittel der an beiden Abenden
gemachten Bestimmongen nm 6^"^ von einander abwei*
eben. Diese Zahlen machen genugsam einleuchtend, wie
änCserst wichtig die Wechselseitigkeit der Schüsse ist.
Die eben angeführten Versuche scheinen uns alle Ge-
nauigkeitsbedingungen, welche man an diese Art von Ver-
suchen zu machen berechtigt ist, sn erfüUeni denn: 1) die
Standlinie, genau gemessen, betrog über 17 Kilometer; 2)
die wechselseitigen Schüsse wurden in Zwischenzeiten* von
einer bis zwei Setuiideii, und in hinreichender Anzahl ab-
gefeuert, um einen genauen Mitlelwerth zu geben; 3) alle
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S08
erforderlielieD metcoffologiiclieD losUniiiieBte wurden wSli-
lend der ganzen Dauer der Venndie beobachtet;. 4) die
ZShIer waren aorgrältig Terglidien mit Ghronemetem, die
nach aslronoraischeu Beobachtuugeu regulirt worden; in-'
defs sind die Zähler selbst nicht gegen allen Einwurf
gesichert. Der Zeiger setzt sich, wie gesagt, in Gang,
sobald man an eine Feder drückt £be er in Bewegung
kommt, geht nothwendig Zeit verloren; und dieser Zeit*
▼erlust kann nicht derselbe sejm wie beim Anhalten des
Zeigers. Es findet also keine Cotnpensation statt, wie
bei den Uhren mit gewöhnlichen Sperrungen. Die punk-
tirenden Zähler der UH. B regnet sind gegen diesen
Uebelstand volikommen sicher gestellt; denn der Hebel,
welcher den Punkt macht, ist von dem Uhrwerk |anz
onabhSngig und folglich ohne Einflufs auf den Gang des
Secundcnzeigers. Noch mehr: da man den Augenblick
eines Phänomens dadurch anmerkt, dafs man einen Knopf
mit dem Daumen niederdrückt, so haben die Verzöge-
rungen gegen diesen Augenblick immer einen fast glei-
chen Werth und compensiren sich daher. Bei den von
den hollSndlsdien Beobachtern angewandten Uhren er-
fordern das Anhalten und Loslassen verschiedene Mus-
kelbewegung, und da fragt es sich dann, ob diese bei-
den Bewegungen gleiche Dauer haben.
Nach den denkwürdigen Versuchen der französischen
und holländischen Physiker finden wir di^ welche Gre-
gory i. J. 1824 zu Woolwich machte, um den EinfluÜB
des Windes zu ermitteln ' ). Sie konnten nicht zu ge-
nauen Resultalen führen, weil weder die Schüsse wechsel-
seitig geschahen, noch die Eiilfernung grofs genug war.
Obwohl diese beiden Vorwürfe auch die Versuche
treffen, welche die englischen Seefahrer auf Ihrer Ueber-
wintemng in Nordamerika anstellten, so kennen wir sie
I ) An Aecouni of sonu experiments made m wrärt to dtiermine
the i'clocily with which the sound is transmiiied in the atmo'
tpAere (Phiiosoph, Magazine, im, T. LJUU^ 401.>
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361
doch nicht mil StUbdiweif^en fibtr^en» denn sie Migen,
da(is die Schallgeschwindigkeit abnimmt, so wie das Ther-
mometer sinkt. Auf der Reise von Franklin liefs Lieu-
tenant Keudall am 31. Octbr., 3., 5., 14. I^ovbr, und
23. Decbr. 1825 vierzig Schüsse -am Ufer des grofsen
Bärensee' abfeuern Die Temperaturen lagen zwischen
— 2^& und — iO^'^O C, lind die Abstinde gingen von
464 bis 1856 Meter. Er sachte den Einflufs der Winde
zu bestimmen, indem er denselben duich directe Ver-
suche schätzte. Ken da 11 fand die Schallgeschwindigkeit
in einer Seciinde bei — 2'',5 C. s 331",2 uud bei — 40^"
. SS
Wihrend seiner Ueberwfnternng zu JnglooUA und
Winter -Island machte Parrj, mit seinen Lieutenants
HH. Nyas und Fischer, achtzehn Versuche über die
Schallgeschwindigkeit Sieben davon wurden bei Ab*
ständen von 878 bis 1629 Meter gemacht, di^ übrigen
elf bei dem Abstände von 2580 Meter. Die Schüsse
waren nicht, weohsekeitig. Sie fanden, dafe bei — 0**,? C.
der Schall 326'",1 in der Secundc durchläuft, dagegen bei
— 40^,7 C. nur SOü'^jS. Diese Resultate stimmen bei
weitem nicht mit denen von Kendall. Auf seiner drit-
ten Reise wiederholte Parrj diese Versuche zu Port
Bowen mit seinem Lieutenant Hm. Foster Die Ka-
nutte bdind sich am Lande, und die Beobachter auf der
3930 Meter vom üfer vor Anker liegenden Corvette. Sie
schätzten die Zeit zwischen Blitz und iCnall mittelst Ta-
1) Ohserpaiioru in tht »eheity of sound at difftreni tta^eraiU'
res {Narratipt of a stcond ejtp^diiion to ike sAores
of ihe paiar säOt hy Jokn Franklia. Apfimdufi If»),
2) Appendix iü eapioin Parry*« Journai of a second
9oyag€ for the ditcovery of ihe Norih'West'patsage
in ihe rears 1821—1823.
3) Experiments to determine the rate ai whieh sound trapels at
porious iemperatures and pressnres of the atmo^here {Journ,
' of the third poyage for the ^^«cof'^r^ of a North"
west'passage in the yeare 1824^1825» Appendix^ p, 86.).
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3flK
sdienchTonometer, aof deren Sehlige sie hMen. Bei ra-
biger Loft und einer Temperatur von — 38^,5 C. fanden
sie eine Geschwindigkeit von 309'%2 in der Sccunde.
11. Schallgeschwindigkeit zwisclieu zwei Standpuak-
ten von ungleiclier Röhe übar dem Meere*
Bei allen so eben angeflibrten Versuchen war der
HOhennntersdiied der beiden Staticfnen enfweder Null
oder unbedeutend. Die Theorie zeigt an, dals die Fort-
pflanzung des Schalls in lothrechter oder in mehr oder
neoiger schiefer Richtung mit dei-selben Geschwindigkeit
geschehen müsse wie in horizontalen Es Ittist sich auch
voraussehen, dafs der emporsteigende Ton sieb mit glei-
cher Schnelligkeit bewegen mufe wie der herabkomniende.
Indefs da es immer gut ist, die Angaben einer Theorie
durch Erfahrung zu prüfen, so beschlossen zwei östrei-
chische Gelehrte, die UH. Stampfer und v. Mjrbach,
dazu die Signalfeuer zu benutzen, durch welche man im
Sommer 1822 den Lftngenuntersdiied mehrer Berge in
Tyrol bestimmte ■).
Es wurden zwei Kanonen aufgepflanzt, die eine am
Münchstein, bei Salzburg, die andere am Untersberg.
Der Höhenunterschied beider Standpunkte beträgt 1364
Meter, die schiefe Entfernung derselben 9940 Meter.
Mithin machte die vom Schall durchlaufene Linie einen
Winkel von 7** 53* mit dem Horizont. Hr. Stampfer
befand sich an der oberen Station und beobachtete mit
Hülfe eines Secundenpendels und eines Chronometers,
der 4,7 Schläge in der Secunde machte. Hr. v. Mar-
bach war am Möndistein stationirt und beobachtete ein
Secundenpendel. Am 30. Sept. 1822 wurden unten 13
und oben 20 Schüsse gethan. Bei diesen Versuchen wich
die Geschwindigkeit des aufsteigenden Tons von der des
absteigenden im Mittel nur um 0"',22 ab, und die halbe
1) Poggendorfr« AimaL d. PhjiSk, Bd. 6, 6. 4M, und Jahrbfichcr
des Wientr polytedmiscfacn Inidtatt, Bd. 7, S. 28w
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363
Summe beider Geschwindigkeiten in Luft von 0** betrug
pro Secunde 332"',96, wenn man sie mit dem neuen Aus-
debDungscoeffidentea der Luft bereckiiet. Die öfitreichi-
sdien Gelehrten haben nicht das Hygroineter beobachtet;
wenn man aber eine mittlere Feachtigkeit TOn 75 pCt
bei der Temperatur 3 '^,4 voraussetzt, so nähert sicli die
erhaltene Zahl noch mehr der der holländischen Beob-
achter.
Jßegierig diese Versoshe bei einem noch bedeuten*
derem Höhenanterscbied «i wiederholen, Tcrschafllten wir
uns zwei solche gafseiseme Kanonen von kurzem Laufe,
wie man gewöhnlich Böller (boiles") nennt. Das Gewicht
einer jeden betrug 25 Kilogramm, und ihr innerer Durch-
messer 44 Millimeter. Sie hatten ein Zündloch zur Seite.
Eine dieser Kanonen wurde aof das Faulhom gebracht,
die andere im Dorfe Tracht, bei Brienz, am Ufer des
gleichnamigen Sees, gelassen. «Die schiefe Entfernung
beider Stationen betrug im Mittel QööO",?, ihr Höheu-
untcrschied 2079 Meter, und die !Neiguog der vom Schall
durchlaufenen Linie 12'^ 26'.
Zum Messen der Zeit zwischen dem Erscheinen des
Lichts und der Wahrnehmung des Tons besafsen wir
zwei punktirende Zähler (No. 621 und 528), welche Hr.
Breguet die Güte hatte uns zur Verfügung zu stellen.
Bei diesen Instrumenten verpflanzt sich bekanntlich der
mit dem Daumen auf einen äufseren Knopf ausgeübte
Dmck durch einen sinnreichen Mechanismus auf einen
beweglichen Hebel, welcher, indem er aof das Zifferblatt
niedergeht, daselbst einen schwarzen Punkt hinterlafst,
und dadurch die Zeitserunde und deren Bruch bezeich-
net. Ueberdiefs hatten wir eine Sperr-Uhr von Jacob
(No. 180), die 320 Schläge ia der Minute machte. Der Me-
chanismus dieser Uhren ist von Ünrem Elriiuder im JSui-
letm de la SoeiM dPEnc%wvf^ement (4^ 1830) be-
schrieben. Unser letztes Instrument Midlich war «In sehr
guter Chronometer (No. 63) von Winne rl, dessen täg-
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I
304
lieber Gang + 3",0 war, und welcher halbe Secimdeu
schlug.
Bei jedein der auf der oberen Station gemachten
Venndie wurden die Uhren vor- und naokher nt dem
Chronometer No. 03 vergtichen. An der unteren Station
konnte dieser Vergleidi nicht ^eden Al>end gemadit wer-
den, allein der zu dieser Station gehörende Zähler No. 528
wurde am 20. Oct. Abends mit dem Chronometer in Be-
ziehung gesetzt, unter Temperatur-Umständen, die mit de-
nen der Torlierigen Abendbeobaditungen sehr nahe iden-
tisdi waren.
Die ersten Versnelie landen am 21. Sept. Abends
statt; es war für uns der Probe-Abend, dessen Resultate
wir hier fortlassen. Die Kanone auf dem Faulhorn wurde
mit 70 Gnu. Pulver geladen, die bei Tracht mit 75 Grm.
Alle Schüsse wurden deutlieh gebM; allein der Knall
der Kanone auf dem Berge langte in Tracht sehr ge-
schwächt an; in Folge defs wurde die Pulverladung auf
der Faulhorn- Station vergröfsert und bis 90 Grm. ge-
bracht. Von da an war die Wahrnehmung des Knalls
genügend; der Knall war stets scharf und von keinem
Rollen begleitet.
Die folgenden Tafeln geben die Resultate der Beob-
achtungen vom 24., 25. und 27. September Abends; die
Dauer der Fortpflanzung, wie sie sich in die zweite,
dritte und vierte Spalte eingeschrieben findet, ist zuvor
berichtigt worden wegen des täglichen Ganges der Uhr,
deren jeder der Beobachter sich bediente.
An den Abenden des 24. und 25. bediente sich Hr.
A. Bravais der Uhr No. 180 auf der oberen Station;
allein da die Sperrung dieser Uhr am Morgen des 27.
plölzhch in Unordnung gerietb, so wandte derselbe spä-
terhin den Chronometer No. 63 an; er hörte die Schläge^
zShlte sie selbst und schätzte die Unterschiede. Hr. Mar-
tins bei^Mcbtete stets mit dem' ZMer No. 531. Ein drit-
ter Beobachter endlich, Hr. Camille Bravais, Bruder
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365
des einen tod uns^ an der unteren Station anfgesteilt,
hatte den Zähler No. 528 in Händen.
' Zuweilen erblickte man, Schlag auf Schlag, zwei ge-
sonderte Fener, das der Mündung und das des Zfindlochs,
welcheB letzten noth wendig dem ertteren TorangiBgi In
diesem Fall war es pinmöglich den Daumen zur rechten
Zeit von der Sperrfeder abzuziehen, und der auf dem
Zifferblatte abgelesene Zeitpunkt entsprach immer dem
Erscheinen des Lichts vom Zündloch In diesem Falle
fand man eine zn grofse Zwischenzeit; wir haben diefs
in unseren Regpstera angegeben und diese Fehlerquelle
kami also eliminirt werden. - Die Fslle des Doppellichts
sind in der Tafel durch ein Doppelstemchen bezeichnet.
Zu Anfang und Ende jeder Reihe wurden Tempe-
ratur« Luftdruck und Dampfspannung gemessen. Die an-
gegebeneii Barometerstände sind wegen des constanten
Fehlers der iBBtramente beriditig^ und stellen also ab-
solute Werthe des Druckes vor. Alle Beobachtungen
der unteren Station sind überdiefs reducirt auf das Ni-
veau des Brienzer Sees (SöS^jQ), alle der oberen Sta-
tion auf das Niveau der Horizontalebene^ die den Gipfel
des Berges berührt (2683 M.et).
Die Dampfepannung wurde an beiden Stationen mit-
telst des Psydirometers gemessen und nach 'der iForaiel
berechnet endlich bediente man sich der neuerlich von
Hrn. Regnault veröffentlichten Tafel der Dampfspan-
nung.
Die Temperatur der Luft wusde genommen;, indem
man die Thermometer in der Lufit herumschwenkte; die
Lage ihrer. Nullpunkte war am 24. Jnli und 2. Sept. ge-
prftft worden. Unten '.enthält die Tafel die Mittelwerthe
*
1) Eben M miadl e» «eh, im F^l dm Jcdhachter .«yf die Mlige
dca Chronoiaeten körte.
2) Siehe die franiAMMhe UeberseUimg ▼on Kfinti'« Meteerologie,
S.78.
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366
der Beobachtungen eines jeden Abend. Bei der Berech-
nung der mittleren Dauer der Fortpflanzungszeit sind die
mit dein Erscheinen eines Doppellichts behafteten Be-
obachtungen ausgeschlossen; glücklicherweise sind diese
Fälle selten. Ueberdiefs wird man bemerken, da£s die
sechs Zahlen, welche mit einem Doppelsternchen bezeich-
net sind, alle das entsprechende Mittel unter der Tafel
übersteigen. Der IVIittelwerth dieses Ueberschusses ist
0",24.
Endlich haben wir angegeben: den Zustand des Him-
mels, die Stärke des Windes, gemessen mittelst des Ane-
mometers von Hrn. Comb es, und die Richtung dessel-
ben, geschätzt nach dem Azimuth wohlbekannter irdischer
Gegenstände in der Umgebung. Die obere Station lag
N. 19 O. von der untern.
[In den drei letzten Spalten sind die Beobachtung:en der unteren
Station mit üy und die der oberen mit O bezeichnet.]
Zeit des
Schusses.
Aufsteigender Schall.
Niedersteig.
Scliall.
Temper. d.
Luft.
Barom.
6°,0
Dampf-
span-
A. Hravais.
Martins.
nung.
7k 29' 50"
7 38 35
7 43 40
7 53 25
8 0 30
8 4 50
8 18 0
8 24 45
8 28 30
8 34 35
8 39 35
28",65**
28 ,35
28 ,60
28 .45**
28 ,15
28 ,55
28",4l
28 ,31
28 ,71
28 ,96**
28 .41
»
28 ,76
28",9
28 ,3
28 ,85»*
28 ,7
(E/.+14»,4
lO.-h 1 ,2
jL.-f-13 .1
jO.-h 0 ,9
rnm.
713,0
552,75
713,4
552,95
rom.
9,7
4,6
9.9
4,3
Mittel
28",4I
28",52
28",63
i 17. -+-13,75
(0-+- 1.0
713,2
552.85
9.8
4,45
Himmel heiter, aber schwach beschleiert j einige Cirro-ttratu*.
Untere Station. — Ruhig;, um 7'» 45' schwacher Nordwind, uod
znletKt schwache Brise aus NNO.
Obere Station. — Süd, in SSW. übergehend, sehr schwach.
Google
367
Zeit des
Schubes.
Aufsteigender Scliall.
A. Bravais, | Marlins.
Niedcrstelg.
Schall.
C. Bravais.
Tcrnper. d.
Luft.
1
Barom.
6%0
Dampf-
span-
nung.
71» 18' 40"
7 35 40
7 43 0
7 47 50
7 52 40
8 3 45
8 14 55
8 20 15
8 25 50
28",58
28 ,68
28 ,78
28 ,58
28 ,63
28",51
28 .56
28 .64
28 ,39
28 .81
28 ,75
28",S5
28 ,9
28 ,45
(C7-hl2»,9
I0.-+- 1 ,4
O.-h 0 ,9
it/.-hl2 ,75
lO -h 0 ,7
mm.
715,9
554,75
716,2
554.9
mm.
10,65
4,8
10,6
48
Mittel
28",65
28",61
1 28",69
lO-i- 0 ,95
716.05
554,82
10,62
4,8
Himmel halb bedeckt durch Oumuli aus SW. kommend, zu
Anfange der Beobachtungen 4000 Meter hoch, gegen 8'* 40' bis zum
Gipfel des Faulhorn herabsinkend.
Untere Station. — Windstill.
Obere Station. — Um 7'» 48' schwache Brise aus N.; um 10'
unausgesetzt bald SW., bald W.; die Geschwindigkeit in der Se-
cunde um 8'» 10' = 0-,9, um 8*« 18' = l'",4, um 8»' 22' = 4«>,0
und um 26' = 2»,6.
Zeit des
Schus.se.s.
Aufsteigender Scliall.
A. Bravais. | M.nriins
Niedersteig.
Schall.
C. Brav.Tis
'Temper. d.
Luft.
Barom.
6%0
Dampf-
span-
nung.
7>> 19' 40 "
7 25 30
7 30 40
7 38 55
7 44 50
7 50 5
7 56 30
8 2 30
8 8 25
8 14 15
8 20 5
8 26 35
8 32 30
28",35
28 ,60**
28 ,15
28 ,40
28 ,65
27 ,90
28 ,15
28",53
28 ,48**
28 ,43
28 ,38
28 ,68
27 ,98
28 ,48
28",45
28 ,72
28 ,55
28 ,35
28 ,35
28 ,9
(C;.+15»,9
lO.-h 5 ,2
0.-*- 5 ,1
i7. + I6 ,2
i;.H-16 ,0
(l/.-f-16 ,1
jO.-f- 4 ,8
mm.
718,0
557,75
718,1
557,6
mm.
11,5
5,4
11,15
5,5
Miucl
28",27
28",41
ib ,55 \\q _^ 4 95
718.05
557,67
11,33
5,45
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368
Himmel halb heiter, geäpfelt; CirrtHCumtiK Mif SW.
üntare Station, Anfangs aehr schwadier NO.; um 8^ 14'
und 8^ 9ty- MlnirMSber O.
Obtn Suaiam. — Aofiingt acbwacker MKOu; um 8^ 30^ achwa-
dier mit ebier Getdiwüidlgkeit von 1%9 In der fleoonde.
Wir haben nun noch ans den obigen Z^ibien die
Schallgeschwindigkeit abzuleiten. Im vorliegendeo Fall
betrag der Tom aufsteigenden Schall durchlaufene Weg
9624",2 (siehe den Zusatz am Ende) bei einem Höhen-
unterschied von 21I6'",4. Der vom niedersteigenden
Schall zurückgelegte Weg betrug PGTT^jS bei einem Hö-
henuntendiied yon WAl'fi, Das Jüüttel ans beiden Ab-
Mnden. ist 9050",?. , .
Es ist leicht jede beobachtete Dauer, z. B. 2S",7, in
die zu verwandeln, welche sie für diese letztere Entfer-
nung seyn würde. Für den aufsteigenden Schall wird
die an der beobachteten Dauer anzubringende Berichü-
gung.sejn: +28",7^j2^-l) = -t-0',08; für den nie-
dersteigenden wire sfe — 0",08.
Berichtigen wir hienach die Mittel der Beobachtun-
gen von jedem Abend,^ nehmen wir die halbe Summe aus
den an jedem Abend von den beiden Beobachtern der
oberen Station gelieferten Mittelwerthe, und bezeichnen
wir endlich mit K das Verhältnifs der Spannung des in
der Lufit vorhandenen Wasserdampfe zum Barometerdruck,
dann haben wir die Resultate der folgenden Tafel:
Mittlere Dauer der Fortpflananng dee Sohalle.
Sept.
Dancr der Fort-
pflanzung.
Anftteig. | Niederst,
Schall.
Mittel.
Mittel-
temperat
Dauer
refluclrt
auf (y
MittdTon
K.
Dauer Sb
trockncr
Luft b.O«
24
25
27
28",545
28 ,71
28 .42
28",55
28 ,61
28 .47
28",547
28 ,Ü6
28 ,445
-h7V25C
4-6 ,77
-hlO ,42
28",i)22
29 ,010
28 ,984
0,0108
0,0117
0.012«
28".982
29 ,074
29 .053
JVlitul
2t*",558j 2b"M:i
28 ,551
-HhM7C.
28",972j -f-0,0U7
29",ü36
Schallgeschwindigkeit.
|337».92|338-lfl|338«,01| |333»11| 1332»,37
Ver-
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369
Vergleicht inau den G<iug des aufsteigenden Schalls
mit dem des niedersteigenden, so sieht inau zuvörderst,
dafs beide einander gleich sind. Die kleinen von Tag '
za Tag yerSnderliehen Unterschiede, rfihren ohne Zweifel
von dem Winde her, der während der Beobachtungen
wehte. Ucbrigens war diese \\ ii kuug iimner nur von
geringem Belang und ihr Einflufs mufs aus dem Mittel
der drei Abende fast gäuziicli verschwinden.
Es scheint indessen, sowohl durch Theorie als durch
•
Erfahrung» dafs die Schallgeschwindigkeit unabhängig ist
▼om Barometerstand; allein, wenn man auch diefs Ge-
setz annimmt, so konnte man doch glauben, dafs die
Fortpüanzung einer aufsteigenden Schallwelle in ihrer
Geschwindigkeit modüicirt werde durch den Uebergang
in eine immer lockerere Luft, und dafs eine umgekehrte
AbSnderung bei der niedersteigenden Welle stattBnde.
Man würde dann zwischen der Geschwindigkeit des Gehens
und Kommens consfanle Unterschiede wahrneimien, allein
der Unterschied 0 ,15 zwischen den beiden Zeiten ist ein
solches Minimum, dafs es dieser, übrigens auch nicht durch
die Theorie begründeten Ansicht gänzlich widerspricht..
Wie dem auch sej, und selbst wenn die Dichtigkeits-
Veränderung des durchlaufenen Mittels die Schallgeschwin-
digkeit modificiren würde, genügte es, zur Elimination
dieses Eintlusses das arithmetische Mittel aus den Fort-
pflanzungszeiten des auf - und absteigenden Schalls zu
nehmen. Man findet diese Mittel in der vierten Spalte
der letzten TafeL
Um den Einflufs der Temperatur in Rechnung zu
ziehen, haben wir angenommen, d^fs dieses Element vom
INiveau des Brienzer See's bis zur oberen, 2119 Meter
darfiber liegenden Station - regelmäfsig abnehme. Sey t
die so erhaltene Mitteltemperalur: die Redaction auf 0^
geschieht dann, indem man die beabachfete Dauer mt
1/1-4-0,00366./ multiplicirt. Um endlich die Feuchtig-
keit der Luft in Rechnung zu ziehen, mufs man die Zei-
PofKcndoriP« AnaaL Bd. LXYI. 24
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I
370
tea durch \/l—0,3SK dividiren; der Coefficient 0^
bezeichnet den Dicht igkeiUoaterschied zwischen trockncr .
Luft und WasserdaiDpf.
Die letzte Spalte der pbigen Tafel zeigt, dafs die
Resultate der einzelnen Abende bis auf 0,1 Secunde mit
einander übereinstimmen. Die Unterschiede lassen sich
erklären entweder durch Mangel an Gleichzeitigkeit der
wechselseitigen Sehiisse, oder durch eine weniger regel-
mSfsige Temperator-Abnabnie, als die engenommepe; sie
Ubersehreiten Übrigens nicht die Fehler, die man bei die-
ser Art von Beobachtungen erwarten kann.
Combinirt mau die mit der Entfernung 9650",7 er-
haltenen mittleren Zeiten, so ündet man für die Schall-
geschwindigkeit in der Luft pro Secunde die Zahlen, die
in der letzten Zeile der Torstehenden Tafel enthalten
sind. Wir machen bemerklich, dafs das Endresultat
332'",37 nur wenig von dem der HH. Moll und v. Beek
abweicht, denn deren Versuche geben, mit Anwendung
des Coefiicieuten 0,0366, eine Geschwindigkeit von 332,25
Meter pro Secunde.
£ndiich stellt sich noch eine Frage ein. Kann bei
Wahrnehmung der Dauer durch de» Beobachter selbst
eine constante Fehlerquelle hinzutreten? Es scheint zu-
vörderst, dafs die Person, welche beim Erblicken des
Blitzes den Sperrbaken zu spät niederdrückte, sich auch
beim Hören des Schalls um dieselbe Gröfse yerspSten
»fiCste. Allein dieser Schlufs wird yoreilig erscheinen,
wenn man bedenkt, dafs das in Ansprach genommene
Organ in beiden Füllen nicht dasselbe ist; diefs macht
die Existenz persönlicher Gleichungen möglich. Um die-
sen Verdacht zu prüfen, haben wir die gleichzeitigen
Schätzungen Ton A. Bravais und Martins verglichen,
In Jedem der 16 Paare, welche diese Schfttzangen unter
sich bilden. Bei diesem letzten Beobachter überstieg die
Mitteldauer des Intervalls um 0,10 Secunde das von sei-
nem Begleiter erhaltene Mitlei, und wenn man annimmt,
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371
dafs die halbe Summe der beiden Zeiten die wahre Dauer
des lutervalles sey, so gehen daraus persöniiche Gleichun-
gen 35 =bü",05 hervor; £in Fehler gleicber Ordnung
steht dso in der vom dritten Beoliaditer an der unteren*
Station gemachten Messung der Daser zn belürcbten.
Wie dem auch sey, das Endresultat unserer Ver-
suche wird sevn: dals auf- und absteigende Schalle in
trockner Luft und bei 0*^ eine Geschwindigkeit =5^32^4
Meter in der Secunde besitzen.
Zusüiz. . Wir gdieli hier die Elemente ' und -Haiqif^
detafils der Rechnung, trelche* uns die Lange d^s bei
seren Versuchen vom Schall durcManfenen Weges kennen
lehrte. • •
nereohDaaer der^horisoatalea Bnlferaaaeen.
Die Seite zwischen Faulhom-Gipfel und Brienz (Kir-
che) läfst sich mittelst des Dreiecks Faulhorn-Tannhorn-
Brienz (Kirche) berechnen; bekannt darin sind '):
Seite Brienz- Tannhom . ^ ; . V l". l 11197,6 do.
Daraus: Seite Faalhorii:Bi^eni.'l'''s^%31",6.
Dieselbe Seite ergiebt sich aus dem Dreieck Faul-
horn-Rolhhorn - Brienz, worin bekannt siud-):
Winkel am Rothhorn . . .... . . 11« 8' 15",!,
Seite Faulbom-Rothhorn',. . . i\ . 40022,5 PanF./
Seite Brienz- Rothhom .'. 11923,5 do. '
Daraus: Seite Faulhom- Brienz . . = 9231'",0, , '
_ Mittel beider Resultate = 9231",3. ' '
Im Dreieck Faulhorn (Gipfel) - Brienz (Kirche) - Tracht
(Belvederc) kennt man die eben berechnete Seite Faul-
Winkel am Tannhorn . .
Seite Faulhom- Tannhom
49« 16'0",8,
34429,5 Par. F.,
1) und 2) Diese Elemente ergeben sich aus den Dreiecken No. 16 und
No. 366 des Registers der Triangulation des Kaoton Bern vom In-
genieur Wagner. Das Regidter beGndei sich üpi den Ard>iTen der
Sudt Bern.
24*
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372
Winkel am Faulhorn .... 7«» 1' 15",
Winkel bei Tracht 74«^ 28' 0". '
Daraus ergiebt sieb der dritte Winkel; der sphäri-
sche Ueberschufs, weniger eine Secnnde, kann ▼ernadi-
lAssigt werden. Man findet dann:
Seite Fanlhom- Tracht = 9475",7.
Das Belvedere zu Tracht ist die Station der Wahr-
nehmung dos herabsteigenden Schalls.
Die obere Schiels- Station iiel nicht genau mit dem
Gipfel des Faulborns zusammen; der Abstand davon be-
trag 24"4. Mit den beiden Seiten 9475» 7 nnd 24";!,
und dem eingeschlossenen Winkel 24^,23, der direct mit
dem Theodolilhen gemessen wurde, findet man:
Seite Faulhorn (Kanonc)-Tracht (Belvedere) =9458™",0.
Diefs ist die horizontale Eolferoung, welche der her-
absteigende Schall durchlief.
Mit einer auf ebenem Boden gemessenen Basis von
45"',9, die einerseits an der Kanone bei Tracht and an-
dererseits an einem Hülfspunkt endete, mit den am Theo-
dolilh gemessenen Winkeln an der Basis 81" 49' 50" und
69 57' 3.V', fand man für die diesem letztem Winkel ge-
genüberliegende Seite:
Seite Tracht (Kanone)- Tracht (Belvedere) s= 91",22.
Mit den beiclen Seiten 9475'",7 und 91 '",22, mit
dem eingeschlossenen Winkel (gemessen am Theodolith)
20" 31'. dessen Scheitel im Belvedere zu Tracht liegt
fanden wir
Faulhom (Gipfel) -Tracht (Kanone) = 9390— ,31.
Die Hdr-Station auf dem Faulhom endlich, war 5
Meter vom Gipfel entfernt, in einer Richtung, die 50?
abwich von der, in welcher der auf dem Gipfel befind-
liche Beobachter nach der Kanone zu Tracht visirle.
Man schlofs daraus:
Horizonlale Entfernung, anfeteigender Schall ss 9387'°,1.
1) Der Winkel, desMa Sekeitel an der Kanone zu Tracht liegt, gab,
dured gcmcMen, 159<* 16'.
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878
Berechnung; der verticalen Bntfernung^eir.
Der Gipfel des Faulborn lie^^ 26S3^Q Ober den
Meere imd der Brienxer See (dessea Spiegel zur Som-
merszeit kamn am 0%5 schwankt) 563",9 (siehe: Er-
gebnisse der trigonometrischen Vermessungen in der
Schweiz). Der Unterschied 2119'",! wäre der loth rechte
Abstand der beiden Stationen, >venu sie genau in jenen
Höhen lägen, allein die untere Station lag über dem See^
und die obere unter dem Gipfel des Berges. Daher
denn die folgenden subtractiven Correctionen.
Aufsteigender Schall. Die Kanone zu Tracht stand
1",2 über dem Spiegel des Sees; die Beobachter auf dem
Faulhorn befanden sich \^,b unter dem Gipfel. Daraus:
Lothrechter ^ des aufsteigenden Schalls 2116'",4.
Absteigender SchaU, Das kleine Hülfsdreieck zwi-
schen Tracht (Belvedere), Tracht (Kanone), und dem
schon erwähnten Hülfspunkt, ein Dreieck, an den Enden
von dessen Basis die Höhenwinkel des Belvedere von
Tracht gemessen wurden, lehrte, da(s die untere Hör-
Station (Belvedere zu Tracht) 74'",1 über dem Spiegel
des See*s lag. Die Kanone auf dem Faulhom stand 3",5
unter dem Gipfel. Man hat also:
Lothrechter Weg des absteigenden Schalls 2041^5.
Berecbnnng der eehlefen ■ntfernuDiren.
uiiif steigender Schall. Mit den beiden Componeu-
ten des Weges, nämlich 9387",! und 2U6"A dabei die
Krfimmnng der Erde und den die beiden Verticalen tren-
nenden Bogen 0^ 5' 4" in Rechnung gezogen, erhalten wir:
Aufsteigender Schall, schiefer Weg 9624'*,2.
Absteigender Schall. Mit den beiden Componenlen
9458^0 und 2041^5, dabei die Krümmung der Erde und
den die beiden Verticalen trennenden B^gen 0^ 5' 6" in
Rechnung genommen, linden wir:
Absteigender Schall, schiefer Weg 9677",3.
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874
III. Untersuchungen über die Beschaffenheit der
stehenden FFellen; pon Hrn. N. SavarL
(Atm, de dum. et de phys,, Ser. Ul, T. XlFy p. 385.)
W eun Schallwellen von einein in Schwingung ver^
setzten Körper aasgeben und eine ebene Fläche treffen^
so bringen sie ein Sjstem Ton Lnftwellen hervor, die
keine Fortbewegung zn haben scheinen, und Knoten und
Bäuche erkennen lassen, deren feste Stellung leicht durch
Beobachtung aufgefunden werden kann.
Nachdem ich diese Thatsache in einer früheren Ab«
handlang festgestellt habe ich die Besonderheiten stu-
dirt, welche sie längs der Aeflexionsaxe zeigt, d. b. ISngs
der Geraden, welche, durch den Mittelpunkt des schwin-
genden Körpers gehend, winkelrecht ist auf der reQecti-
renden Wand. Dabei habe ich gefunden, dafs der Ab-
stand zwischen zwei benachbarten Knoten, gcnoramen
auf dieser Axe, beinahe gleich ist der Länge einer directeq
"Welle, berechnet aus dem Mittel der Fortpflanzungsge-
schwindigkeit des Schalls und der Anzahl der vom tö-
nenden Körper in der Zeileiulieit ausgeführten Schwin-
gungen. Nur allein die erste feste Welle, zwischen der
Wand und dem ihr zunächst liegenden Knoten, zeigte
eine Ausnahme von diesem Gesetz, indem ich sie bei mei«
nen Versuchen kleiner fand als eine Wellenlänge.
Gegenwärtig beabsichtige ich die Molecularbewcgun-
gen zu sludiren, die in der Flüssigkeit die (jestiilt und
Gröfsc der stehenden, Wellen bedingen. Diese Arbeit
erfordert, dafis ich zu entdecken suche, ob nicht die in
der Uinge der ersten Welle beobachtete Verkürzung eine
Anomalie sejr, von der man die Erscheinungen befreien
könne; und da ich zur Bestimniung der verschiedenen
1) Con^u rewU» VU^ p, UMift (Ann. Bd. 46, S. 458.).
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87»
Punkte der Wellen, nur das GehOrorf^an beimlit habe,
sdie kh nicfa auch genOthigt zuwar lestzastellen, weiche
Lage einer dieser Punkte fin Bezog auf das Gehörorgan
besitzt, wenn der Beobachter die Empfindung verspürt,
welche ihm das Daseyn des nämlichen Punktes anzeigt.
1. Mitten in einer Ebene, die von allen der Schall-'
reflection fähigen Gegenständen entbldfst ist, errichte man
eine ebene und lotbrechte Wand, und stelle vor dersel-
ben, in 15 bis 90 Meter Abstand, einen Körper auf, der,
in Schwingung versetzt, einen anhaltenden Ton von un-
veränderter Stärke giebt.
Zwischen die Wand und den tönenden Körper stelle
sich ein Beobachter dergestalt, dafs die Gerade, welche
durch seine beiden GehOrgänge geht, mit der Refiexions-
axe zasammenfalle. In dieser Stellung verstopfe er das
gegen den Ursprung der Schallwellen gerichtete Ohr (es
sey diefs das rechte), und suche dann mit dem offen ge-
lassenen linken Ohr einen Punkt, wo die Intensität des
Tones Null ist. Sobald dieser Punkt gefunden worden,
bezeichne 'man mittelst Merkzeichen die .Lage, welche der
Kopf des Beobachters einnimmt.
Hierauf verstopfe derselbe das gegen die Wand ge-
richtete Ohr, d. h. in der gemachten Voraussetzung das
linke, und suche mit dem jetzt offenen rechten Ohr den
Ort, wo er die Empfindupg bekommt, die ihm das Da-
sejn des schon in der vorherigen Operation gefundenen
Knotens anzeigt. Mittelst Merkzeichen bezeichne man
auch jetzt die Lage des Kopfes.
Es ist klar, dafs wenn das Huren in irgend einem
Theile des Ohrs, z. B. im Labyrinthe, geschieht, wie ich
es in meiner ersten Abhandlung über die Schallreflexion
angenommen habe, der Kopf des Beobachters sich beim
Uebergauge von dem ersten Verfahren zum zweiten tm
eine Gröfse verschieben mufs, die gleich ist dem gegen-
seitigen Abstände beider Labyrinthe, d. h. etwa einem
Bedmeter.
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376
Allein was i^escbieht, wenn man den Abstand der
beiden successiv vom Kopfe eingenommenen Orte mifst?
Man findet . diesen Abstand absolat gleich Null; nnd in
der That, ohne dals man irgeodwle die Lage des Kopfes
ändert, verbleibt die Empfindung des Knotens, was für
eins der beiden Ohren man auch zur Wahrnehmung an*
wenden möge.
Aus dieser Thatsache geht hervor» daÜB der Ton von
keinem der Theile unseres Gehör* Apparats vernommen
wird, vielmehr dafs, da diese, als doppelt, symmetrisch
zn beiden Seiten der Mittelebenc des Kopfes liegen, in
dieser Mittclebeue selbst der Silz des Gehörs seyn raufs.
Es folgt auch, da£s mau nicht gezwungen ist, blofs
ein einziges Ohr anzuwenden, sondern dafe man, um die
Lage der bemerkenswerthen Punkte der Wellen anfzo-
finden,' beide Ohren offen lassen kann. Diefs verdient
sogar den Vorzug, sobald man in dieser Gattung von
Beobachtungen hinidu^lich geübt ist.
Bei dem eben beschriebenen Versuche kann man,
statt des Knotens, die Mitte eines Bauches oder irgend
einen andern Punkt der Welle nehmen: immer bekommt
man, wenn man seine Stellung nicht Sndert, successiv in
jedem der beiden Ohren die Empfindung eines Tons von
gleicher Starke. Diese beiden Tüne gehören offenbar
einem und demselben Punkte an, weil in einer (stehen*
den P*) Welle die Intensität des Tons, wie wir gefunden
haben, von einem Punkte zum andern verschieden ist.
Wenn man mittelst Wülsten aus sehr dickem Slol^.
die man an das Profil des Kopfes anbringt, das Hinder-
nifs, welches dieser Tlieil des Körpers den directen wie
den reÜectirten Schailstrahien in den Weg legt, bedeu-
tend vergrdfsert, und nun die Lage eines Knoten oder
irgend eines andern Punkts aufsucht, so findet man sie
genau eben so wie zuvor ohne diese Vergröfserung des
Hindernisses.
Für den Fall also, dafs die Gerade, welche durch
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377
die- beiden Geh6i|;8B^. gebt, mit der Rcflexionsiie w-
samnienfttllt, ist es erwiesen, dafis der Punkt, dessen Da«
seyn darcb die Gebör-EinpfmduDg angezeigt wird, in der
Mittelebene des Kopfes liegt.
2. Ich hatte, wie oben erwähnt, in der früheren
Arbeit vorausgesetzt, daCs das Hören in dem Labyrinthe
des offen gelassenen und gegen die refl^ctirende Wand
gerichteten Obrs gescbebe. Da nnn der voistebende Ver-
SDcb'den Ort der Tonempfindung in die Mittelebene des
Kopfs versetzt, so bedürfen die Zahlen, welche ich für
die Abstände der Wand von den Knoten und Bäuchen
der stehenden W^ellen gegeben habe, nothweudig einer
Berichtigung, und diese Berichtigung besteht darin, dafs
man zu jedem der Abstünde den des Labyrinths von der
Mittelebene des Kopfes hinzufügt.
Ich mafs an dem Beobachter die Breite des Kopfes»
und da ich sie = 154 Milliii». fand, wovon die Hälfte
77 Miilim., so zog ich von dieser halben Breite die für
das Labyrinth angenommene Tiefe 27 Miilim. ab, und
nahm den Untersohied, also 50 MUlim^ für den Abstand
des Labyrinths Ton der Mittelebene des Kopfes. Man
hat also, um den wahren Ort der Knoten und Bäuche
zu erhallen, 50 Miilim. zu den von mir angegebenen Ab-
ständen hinzuzufügen. £s ist klar, dafs diese Addition,
indtem sie alle Knoten um eine gleiche Gröfse verschiebt,
die Folge hat, dafs sie die erste Welle grdfser macht,
ohne die folgenden zu verUndern. Es konnte also durch
diese Vergröfserung die erste Welle allen folgenden gleich
werden, und diefs ist es, was wir prüfen wollen.
Die Beobachtungen mit einer Glocke {iünbre), die
den Ton gab hatten für die Länge der ersten
1) Nämlich ich wähle hier wieder aus dem früher (Annalcn
Bd. 65, S. 446) angegebenen Grunde «Utt der gewöhnUdiien Beaeich-
nwif Ct c, Cf die den Ditick nidit venmitaltende , €„ , e^u «. w.
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378
Welie geliefert: 0",373. Berichtigt mau diese, indem
man O^jCtöO binzofügty so kommt:
Ltaff« der enten Welle 0»y49S
LftDge der Ewelteo^ direet geftudea . . . 0 ,627
Die ente Uelaer ala die swdte • . . . O^^SMM.
Mit einer andern Glocke, die den Ton a ^ab, fand ich
die er&te Welle s 0'°,256. Vergrölsert um 0,050 hat man:
Linge der erstea Welle « 0*,908
LiBge deMBweiftea^ dirteft geflnden • . * 0 ,31»
Die erate kleloer ala die xweHe . . • . 0"/Ni7.
Man sieht, dafs, ungeachtet der an der Länge der
ersten Welle angebrachten additiven Berichtigung, in den
beiden so eben erwähnten Fällen ein bedeutender Unter-
sobied zwiacben ibr und der der zweiten Welle bleibt.
Woher nun diese Ungleichbeit? Biese Frage ist es, wel-
che noch ganz zu lösen bleibt.
3. Mnn wird zunächst beinerkoii, dafs die Verkür-
zung nicht constaiit ist, weil sie iin ersten Fall 0",204
und in dem zweiten O^jOS? beträgt. Sueben wir also,
welcber Umstand dieiis bewirken konnte.
Die reflectirende Wand blieb dieselbe bei beiden
Versuchen. Vielleicht war das ein Grand, weshalb ihr
Eintiufs, wenn sie einen halte, verschieden war auf Wel-
len, die an sich verschiedene Längen besafsen. Allein
ich habe mich versichert, dafs dieser Einflufs ganz Null
ist; ich nahm nSmIich als Wand suceessiv KOrper von
▼erschiedener Natur und Dicke, unter welchen ich nur
folgende nennen will:
Eine sehr dicke Mauer; — eine Scheidewand von
Backsteinen; — eine hölzerne Scheidewand; — eine Fen-
sterscheibe; — ein im Rahmen ausgespannter Papierbo-
gen; — ein Trommelfeil, dessen Spannung verändert
ward; — Wacbstafft, über einen Rahmen gespannt; —
Wachstafft, tkber die MQnduiig eines Geßlfses gespannt
Diese Versuche gaben zu bemerken Anlafs, dafs der
Klang des reileclirten Tons sich mit der Natur des re-
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379
flectirenden Körpers verändert. So z. B. erkannte man
sehr gut den dem Glase eigenfhümlichen Ton, wenn die
Wand au8 einer Glasscheibe besUiid; allein was die
LäDge der ersten Welle betrifft, so seigte sich von einem
Kttrper znm andere kein wahraehmbarer Unterschied. In
der Rolle, welche die Wand spielt, darf man also nicht
hoffen, die Ursache der Erscheinung zu finden.
Eben so wenig liegt sie in der Art und Weise, wie
die JKeilexion geschieht; denn diese, nothw^ndig von der
Lftnge der Wellen unabhängige Reflexionsweise wfirde
VerkÜrraigen nach sich xieheti, die diesen Längen pro-
portional wären. Allein diese Proportionalität existirt
nicht. Denn bei dem ersten der beiden Versuche, deren
Resultate oben angegeben wurden, sehen wir, dafs die
Verkürzung, verglichen mit der Länge der Wellen, giebt:
0,204
0,627
= 0,33, während bei dem zweiten das VerhältniCs
0087
der beiden entsprechenden Gröfsen ist = ' =0,22.
Kach diesen fruchtlosen Versuchen haben wir nur
noch einen Weg zu ergreifen: uns an den tönenden
Körper zu wenden; weil er unter den Elementen des
Versochs das einzige ist, welches wir noeh nicht untere
sucht haben.
Die folgende Tafel enthält die Resultate successiver
Versuche mit fünf verschiedenen Glocken {timbres), die
^ mit ihren Rändern, in eine auf der retlectirenden Wand
winkelrechte Ebene gestellt waren und durch einen paral*
lel der Wand gefährten Violinbogen gestrichen wurden.
Da »an den' tiefsten Ton hervorrief, den sie geben konn-»
ten, so (heilte sich ihre Oberlläche in vier Theile, von
denen zwei im Sinn der Retlexionsaxe und zwei in dar-
auf senkrechter Richtupg vibrirten.
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380
Mummer der
Durcliraesser
der GIockcD.
der wstcn
Welle.
der zweiten
Welle.
der ersuai
W^clle.
1
0«,40
0»,423
0",627
0'»,204
2
0 ,19
0 ,42
0 ,50
0 ,09
8
0 ,18
• ,308
0 ,395
0 ,087
4
0 ,14
0 ,30
0 .38
0 ,08
5
0 »13
0 ,30
0 ,37
0 ,07
Btmtrkmig. Die CHoeke No. 1 Ist die, welche bei HWioen Mi^
bereu Versuchen den Ton gab; die Glocke No. 3 ist die^ wel^
che den Ton Oi gab.
Diese Resultate xeigen, dafis die VerktInmgeD der
ersten Welle zngleicli mit dea Darchmegsem der GloL-
keo abnehmen, und dafs sie beinahe den Hälften dieser
Durchmesser gleich sind, was glauben läfst, dals ina» die
YerkürzuD^en fast Null machen würde, wenn man i^iok-
ken von einem sehr kleioen Durchmesser anwendete.
Allein fahren wir fort, den Eintlufs des Tibrirenden
Körpers auf das uns bescLsfligende Phänomen zu unter-
suchen. Statt den Rand der Glocke in eine auf der
Wand winkelrechte Ebene zu stellen, wollen wir ihn in
eine damit parallele Ebene bringen. Bei dieser Bedin>
^ng sind alle UngleichbeiteD versdiwunden, wie grols
audi der Durchmesser der angewandten Glocken sejn
mag; es werden nicht nur die Wellen alle tob Reicher
Länge, sondern es stellen sich auch die Bäuche in die
Mitte des Abstnndes zweier benachbarten Knoten, was
nicht der Fall ist, wenn die Glocke die früliere Stel-
lang hat.
Dieser Unterschied in der Anordnung der Wellen,
hervorgebracht durch eine blofse Aendemng in Richtung
der Axe des tönenden Körpers, entspringt ohne Zweifei
daraus, dafs die schwingenden Theile der Glocke, die
im ersten Falle ungleich von der Wand entfernt waren,
im zweiten einen gleichen Abstand von ihr hatten. Diese
Eigenthtlmlicbkeit scheint mir um so merkwfirdiger zu se^,
als die mehr oder weniger grofee EntfemuDg des tönen-
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äSl
den Körpers von der Wand, wir wir wissen, keinen Ein*
flufs hat auf die Stellung der Wellen.
Wir wollen hier nicht versuchen, diese ThatsMhe m
erkläre»; es genfigt für den betracbteteD G«geD0tand za
wiseen, darch welches Mittel mm fede Coaiplioattoii ans
dem Phänomen der festen Wellen entfernen könne. Die
verschiedenen Verfahrungsnrlen, die zu diesem Zwecke
führen, ergeben sich leicht aus dem eben Gesagten. Ich
beschränke mich also darauf, den Apparat su hoschrei*<
ben, den ich bei aUeo noch zu erwihnenden yeraacfaen
gebraucht habe.
Eine Zungeopfeife mit frei durchschlagender Zunge
von sehr geringer Oberfläche wurde an einer der Oeff-
nungen einer gewöhnlichen Tonne befestigt. Die andere
Oeffnung nahm die Düse eines Blasebalgs auf, welcher
Luft in die als Windkasten dienende Tonne bringen
sollte. Barch diese Sufserst einfache Vorrichtung erhielt
ich einen Ton von constanter Stärke, der, ohne einen
Gehiilfen zu erfordern, ohne Geschicklichkeit und Er-
müdung, so lauge als es die Beobachtungen verlangten,
unterhalten werden konnte.
4. Bisher haben wir unsere Aufmerksamkeit auf
die Eigenthflmlichkeiten gerichtet, itte sich längs der Re-
flexionsaxe wahrnehmen lassen. Unterandien wir )eftz^
was aufserhalb dieser Axe vorgeht.
Zu dem Ende errichten wir in irgend einem Punkt
der Wand eine auf ihr Winkeirechle und verfahren auf
dieser neuen Geraden eben so wie frOher auf der Aze^
indem wir die verBohiedenen Punkte bezeichnen, wo wir
die Empfindung eines Knoten oder eines Bauches be-
kommen. Wir werden linden, dafs der erste Knoten
um eine Wellenlänge, der zweite um zwei Wellenlän-
gen, o. s. w.' von der Wand absteht, dafe die Bäuche die
Mitten der Wellen einnehmen; mit einem Wort« daCs zwi-
schen den Erscheinungen auf dieser Geraden und- den frU«
her auf der Aze beobachteten eine Einerleilieit besteht Da
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382
Bon flier Vorg^uig in alles Winkelrechten auf dar re*
flectirenden Ebene derselbe bt, so folgt» dafs die Kno-
ten und Bflucbe; deren Laf;e anf der Refleinnmixe wir
bestimmt halten, nur besondere Punkte sind von Ebe-
nen, deren säiumtücbe übrige Punkte dieselben Eigenscbaf-
teo besitzen.
Allein diese Flächen, die uns vor einer Wand von
nodiwendig betchrSnktcr Ausdehnung als eben erscheinen^
wQrden sie nicht mehr oder weniger gekrOmmt sejn, wenn
die reflectirende Ebene nacli allen Seiten unbegränzt wäre?
£s war wichtig, hierüber keinen Zweifei zu lassen, und
deshalb verfuhr ich folgendergesialt:
Als reflectirende Ebene nahm ich die horizontale
und nnbegränzte Fläche des Bodens. Der den Ton er-
zeugende Apparat wurde auf ein Gestell von 3 bis 4
Meter Höhe gebracht: Bei dieser Einrichtung war die
Reflexionsaxe lothrecht, und ich konnte mich von ihr be-
liebig entfernen. Und siehe da: in welchen Abstand man
steh stellte» wie schief also auc^ die SohaUstrahlen gegen
die reflectirende Ebene seyn mochten, so fand man doch
die Knoten und Bäuche auf jeglicher Lothrechten eben
so verlheilt, als sie es auf der Reflexionsebene sind.
Wenn mithin ein schwingender Körper von so klei-
nen Dimensionen, dafs man alle von ihm abgesandten
Wellen als von einem einzigen Punkt ausgehend betcach^
len kann, sich einer ebenen Fläche gegenttfm befindet,
so bildet er vor dieser Fläche eine Reihe von Knoten-
ebenen, welche letzterer paraflel sind. Diese verschiede-
nen Ebenen und die Fläche sind um eine Wellenlänge
▼on einander entfernt, und mitten in dem Räume zwi»
seilen zwei bi'nachbarteu Ebenen befinden sich die Punkte^
wo die Intensität des Tons auf ihrem Maximum ist
. Unter den ▼orstebenden Thatsachen bemerken
wiv: 1) dafs die Stellung des tönenden Körpers in Be-
zug auf die Wand ohne Einflufs ist auf den Ort der
Knotenflächen; 2) daia die Knotenfläcben Ebenen dar*
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383
stellen, die der Wand in ihrer ganzen Erstreckung pa-
rallel sind; 3) dafs der rcficcürte Ton in seinem Klange
▼erschiedea ist nach der Natur des refleGÜrendeo
pers.
Diese drei Umstlinde zasammen^efaist laaseii glau-
ben, dafs die stehenden Wellen ihre unmfticlbare Ursa-
che in den SchwlDgungeu der Wand haben, und dafs
die TOD der ursprünglichen Schallquelle herkommen den
Wellen nur in so fem zu der Erscheinung lBitwurkell^
als sie der Wand die Schwingungsbewegung einprägen.
Ist diese Vermuthuug gegründet, entspringen die ste-
henden Wellen aus Schwingungen der secundär erschüt-
terten W^and, so müssen wir hinter dieser Wand ein
anderes WeUensjrstem antreffen; denn bei einem starren
Körper von geringer Dicke kann eine der Seiten nicht
in Schwingwng gerathen, ohne dafs nicht der ganse Kör-
per Theil nimmt au derselben Bewegung, und ohne dafis
er sie nicht den mit ihm in Berührung stehenden Kör-
pern mitthealt
Die Anwesenheit dieses zweiten Wellensjstems ist
nun über durchaus nicht zweifelhaft Stellt sich n&mlich
der Beobachter hanter die Wand, dergestalt » dais die
Mittellinie seines Kopfes immer dieser Wand parallel
bleibl, so lindet er, wenn er sich stufenweis entfernt,
oder nähert, dafs die Tonstärke in Strecken von einer
halben Wellenlänge wächst oder abnimmt, dafs die Kno«
ten imd Bäuche in parallelen Ebenen liegen, mit einem
Wort, dafs zifiscfaen den beiden Systemen fester Wel«
len eine vollkommene Symmetrie vorhanden ist. In bei«
den Tällen müssen die Abstrmde der verschiedenen Punkte
von der nächsten Seite der Wand gemessen werden.
Es ist also erwiesen, dafs der reÜectirendc Körper
secundär erachOttert wird, und dafs die festen Wellen eine
Folge des Scbwingungszustandes dieses Körpers sind.
6. In den Punkten, welche die Mitte der Strecke
zwisdicn zwei Knolenebenen einnehmen, und dem Maxi-
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384
mum der Tonslärke angehören, müssen begreiflicherweise
die Theilchen des Fluiduins eine auf diesen Ebenen senk-
rechte Vibrationsbewegiin^ besitzen. Diefs wird, wie wir
sehen werden, von der Erfahrang besttttigt.
In einer Abhandlang fiber die ZorQckwerfong and
Beugung des Solialls (Poggendorffs Annalen, Bd. 59,
S. 177) hat Hr. Seebeck die Orte der Knoten und
Bäuche stehender Wellen mittelst eines sehr sinnreichen
Yerfahrens bestimmt. Der berühmte deutsche Physiker
hat bei seinen VerBnchen das Gehdroiigan ersetzt durch
eine Qber einen Holzrahmen gespannte Membran aus
Goldschlägerhäntehen {peau trh-fixe de cygne) oder
Kautschuck. Da er diese Membran in lollirei hier Stel-
lung gebrauchen wollte, und sie also nicht mit Sand be-
streuen konnte, so hing er' parallel ihrer Fläche ein klei*
Des Pendel auf« Diefs war gebildet aus einem einfachen
Coconfaden, an dessen einem Ende ein Stückchen Sie-
gellack von der Gröfse eines Stecknadetknopfes befestigt
war, während das andere Ende an dem Rahmen der Mem-
bran safs, solchergestalt, dafs, wenn diese senkrecht war,
das kleine Pendel ihrer Mitte entsprach.
Hr. Seebeck brachte eins dieser Instrumente in
eine parallele Ebene mit einer lothrechten Wand, und
beobachtete, als er den Absland der Membran von der
Wand veränderte, dafs das Pendel in Ruhe blieb oder
die Lage eines Knoten anzeigte, wenn die Membran sich
in Abständen gleich 1, 2, 3, ... Wellenlängen befand;
dafs das Pendel dagegen sich in dem Maafse starker be-
wegte, als es sich Ton diesen Punkten entfernte, und dafs
seine Ablenkungen das Maximum der Amplitude erreich-
ten, also die Milte von Bäuchen anzeigten, wenn die Ab-
stände 7, 7 ... Wellenlängen betrugen.
Diese Resultate stimmen vollkommen mit denen über-
ein, die man mit alleiniger Hülfe des Gehörorgans be-
kommt; sie zeigen, dafs an den Pilnkten, wo die Bäuche
sind,, die SciiwiQgungen der Fiüssigkeitstheilchen recht-
wink-
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385
wiuklich, gegen die Membran und folglich auch gegen die
Knotenebenen geschehen.
Wir machen bemerkiicfa, dafs die Membran sich nicht
nothwendig in der Reflezionsaxe zn befinden braucht,
sondern dafs der Versuch auch für Jede andere, wiilkühr-
lieh vor oder hinter der Wand genommene Lage gelingt.
Man kann dazu auch horizontale, mit Sand bestreute
Membranen anwenden, wenn man sich des Bodens als
reÜectirenden KOrpers bedient
7. Bisher stellten wir, wenn es sich darum handelte
mit dem Ohre zu beobachten, die Mittelebeue des Kopfes
parallel mit der M'and, und, wie wir wissen, ist dann
die Lage des beobachteten Punktes durch die jener £bene
gegeben. Es ist diefs nicht das einzige Verfahren, wel-
ches man anwenden kann. T^ichts hindert z. B. die Mit-
telebene winkelrecht gegen die Wand zu stellen; auch
in dieser Stellung kann das Gehörorgan zur ]S ach Weisung
des Daseyns der festen W^ellen dienen. In der That
findet inan, wenn man längs einer auf der reflcctii'enden
Ebene Normalen fortgeht, daCs die Intensitttt des Tons
von einem Punkt zum andern yariirt, dafs es Knoten ond
Bäuche giebt. Allein welche Beziehung herrscht dann
zwischen der Lage des beobachteten Punkts und der des
Gehörorgans im Moment, da man die Empfindung be-
kommt, welche das Dasein dieses Punktes anzeigt?
Um diese Frage zu beantworten, werden wir unsere
Zuflacht zu einem ähnlichen Verfahren nehmen^ wie wir
uns schon in einem sehr ähnlichen Falle bedienten.
Der Beobachter kann, ohne dafs die Miltelebene
aufhört winkelrecht gegen die W^and zu sejn, seinen
Kopf in ganz verschiedene Lagen gegen diese bringen.
In der einen wendet er das Gesicht zur Wand, in der
andern den Hinterkopf, in einer dritten den Scheitel des
Kopfes u. s. w. Bezeichnet man nun jedesmal durch
Merkzeichen den von den Gehörgängen eingenommenen
Ort, wenn durch die Empfindung das Dasejn einer sel-
Pogg«odoifr« Anml. Bd. UYI. 25
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*
386
ben KDOtenebene angezeigt wird, so findet man, dafs
alle diese Merkzeichen in gleicher Entfernung tod der
Wand liegen. Wenn also die Mittelebene des Kopfes
winkelrecht auf der reflectirenden Ebene ist, liegt der
beobachtete Punkt auf der Geraden, welche durch die
GehOrgän^e geht.
8. Wir haben aUo zwei Mittel, vermöge des Ohrs
die Lage der zu den festen Wellen gehörigen Punkte
zn bestimmen. Die Mittelebene des Kopfes kann parallel
oder winkelrecht zur Wand gestellt werden, und in bei-
den Fällen betindet sich der beobachtete Punkt im Durch-
schnitt der Mittelebcne und der Geraden, welche durch
die beiden Gehörgänge geht.
Wendet man folgweise diese beiden Mittel zur Auf-
sndinng der Knoten und Bäuche eines Weliensjstems
an, so erhült man folgende Resultate:
Beim Parallelismus der Mittelebene und Wand üu-
det man, wie wir schon sehen,
die Knoten bei 1, 2, 3 ... ) ___ „ _ , ^ u
« I a • > Wellenlangen von der Wand ab.
die BiBdie bei ^ 1, i . . • ) ^
Bei Rechtwinkllcbkelt zwischen Mittel^Mse und
Wand:
die Knoten bei ^, 4, f ...)____ _ ^ .
t. u 1 o o ! WelleDläDgenvonderWandab.
die Bauche bei 1, 2, J ... J ^
Der Vergleich dieser Resultate zeigt, daÜB die Ver-
theilnng der Knoten und Bäuche variirt mit der Lage,
welche man der Mittelebene giebt. Wenn man bei der
ersten Lage in einem gegebenen Punkt das Daseyn eines
Knoten eikeniil, so findet man bei der zweiten an dem-
selben Punkt die Mitte eines Bauches. Umgekehrt, wenn
man durch das erste Mittel die Mitte eines Bauches er-
bfilt, so entdeckt man durch das zweite die Gegenwart
eines Knotens.
Dieser Gegensatz in den Resultaten beider Beobarh-
tnngsweiseu ist sehr merkwürdig und daher wichtig, dafs
wir die Ursache kennen zu lernen suchen.
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387
Stellen wir die Mittelebene -parallel der Wand und
suchen einen der Punkte, wo die Tonstärke ihr Maxi-
mum bat; dieÜB wird die Mitte eines Bauches seju, und,
wie wir wissen, ist daselbst die Richtung der Schwin-
gnn^bewegong winkebredit auf den Knotenflttdien, Mg-
lieb auch winktfbecbt auf der Miftelebene. Wenn wir
nun, ohne diesen Punkt zu verlassen, die Lage der Mit-
telebene ändern und sie winkelrecht gegen die Wand
stellen, so wird die Richtung der Molecuiarbewegung,
die offenbar nicht geändert ist, der Mittelebene' parallk
se^. In dieser Lage aber finden wir einen Knoten»
▼emebmen keinen Ton, und dennodi sind die schwin-
genden Theilchen auf dem Maxime ihrer Amplitude. Es
lüüsseu also die Theilchen, welche parallel der Mittel-
ebene schwingen» keine Wirkung auf un^er Gehörorgan
ausüben*
Diese, wie uns scheint, rechtmSfsige Folgerung er-
laubt eine Beziehung aufzustellen zwischen der Richtung
der Schwingungsbewegung und der Natur der Eindrücke,
die sie in gewissen Fällen auf unser Orgnn hervorbrin-
gen. Die Knoten-Empfindung zeigt also an, dafs die Be-
wegung im winkelrecbten Sinn gegen die Mitteleb^e
Null ist, und dafs, weün Oberhaupt eine Bewegung m
diesem Punkt vorhanden ist, sie nur longitudinal gegen
jene Ebene sejn kann. Das Daseyn eines Bauches wird
anzeigen, dafs die Schwingungsbewegung strenge winkel-
recht gegen die Mittelebene ist, wenn man in dem beob-
achteten Punkte für alle Lagen der Mittelebene, £e auf
ihrer Irfiberen winkelrecht sind, die Empfindung eines
Knoten bekommt.
9. Die Anwendung dieser Angaben auf die Resul-
tate der verschiedenen Beobachtungen, welche wir mit
dem Gehörorgan gemacht und in dieser Arbeit mitgetheilt
haben, liefert folgende Begriffe über die in den festen
Wellen vorhand^en Moleculaibewegungen. Wir stel-
25*
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388
len sie in einer einzigen Tafel zusammen, damit man die
Gesammtheit derselben leicht Überblicken könne.
Kürze halber und zugleich, um uns der in der Aku-
stik angenommenen Ausdrücke zu bedienen, werden wir
longitudinal diejenigen Bewegungen nennen, die im Sinn
der Fortpflanzung, winkelrecht gegen die Wand, gesche-
hen, und folglich transversal die, deren Richtung der
Wand parallel ist. Der Buchstabe d bezeichnet ein un-
bestimmtes und veränderliches Stück einer halben Wel-
lenlänge.
Abstand d. be-
obaclit. Punkte
von d. W and
in Wellen-
iHngen.
Stärke des wahrgenommenen
Tons.
Mittelebene gegen die Wand
parallel.
■winkelrecht.
Zu- oder ab-
Ab- oder zu-
nehincDd, je
nehmend, je
nachdem d
nachdem d
zu- od. ab-
zu- od. ab-
nimmt.
nimmt.
Maximum.
Null.
Ab- oder zu-
Zu- oder ab-
nchinend, je
nehmend, je
nachdem d
nachdem d
zu- od. ab-
zu- od. ab-
nimmt.
nimmt.
Null.
Maximum.
Schwingungsweite
longitudinal. transversal.
d, \-k-dj 2-hd
1 1 5
T-hdj.. ,
1, 2, 3
Desto grö-
Cser, je grö-
Cser d.
Maximum.
Desto klei-
ner, je grö-
Cser d*
NuU.
Desto klei-
ner, je grß-
Dser d.
Null.
Desto grö-
fser, je grö-
fser d.
[Maximum.
Beachtet man den Umstand, dafs eine in dem re-
flectirenden Körper erregte Schwingungsbewegung Luft-
wellen von fester Lage hervorbringen kann, so wird man
zu der Frage geführt, ob nicht ein direct erschütterter
Körper ebenfalls Wellen von dieser Natur zu erzeugen
vermöge. Ich beabsichtige diese Frage in einer künfti-
gen Arbeit zu bebandeln.
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389
IV. Veber den Ausflujs der tropß>aren Flüssig-
keiten durch kleine Oeffnungen im Boden
der Gefäfse; fon Parrot, Vaier*
Herr Dr. O. v. Feilitzsch hat die alte Frage von der
Erklärung des FundamcDtal- Phänomens der Hj^drodyna-
mik in den Anoaleu der Physik und Chemie 1844, No. 9
und 10, wieder zur Sprache gebracht und, nach AnfOh-
rang der Haupt- Arbeiten liber dieses wichtige Thema,
eine neue Theorie davon zu liefern Tersucht.
Wie alle seine Vorgänger betrachtet Hr. v. Fei-
litzsch die tropfbaren Flüssigkeiten als blofs flüssige
Massen ohne ILl^MoiVaX^ indem er zwar ihnen die £la-
stidtät nicht ganz abspricht, aber sie als nnbedeatend
und. als auf das PhSnomen des Ausflusses g^r nidit ein-
wirkend ansieht. In diesem Punkte stimmt derselbe mit
allen den von ihm angeführten Vorgängern ein. Meine
Arbeit (im Isten Bande meiner theoret. Physik, 1809,
§.527—542) war Hrn. v. F. wohl nicht bekannt »)•
£^ ist mein Zweck nicht, diese etwas dunkle Stelle
in der Abhandlung des Hro. v. F. besonders zu commen-
tiren, auch nicht die Theorie des Verfassers besonders
zu beleuchten, sondern die Unrichtigkeit aller bisherigen
Theorien, von Newton's Cataracte an, darzuthun, in-
dem sie sämmtlich mit dem Fundamental-Fehler behaftet
sind, die tropfbaren Flüssigkeiten als blois schwere und
flüssige, und als unelastische Massen, zu betrachten. Dafis
1) Diefs ist leicht erklärlich, da diese Arbeit in einem Grundrisse für
Vorlesungen vorkommt, der vor 36 Jahren erschien. Ich hatte die pa-
radoxe Idee, daHs die Compendien wohl Neues von dem Verfasser
selbst enthalten dürften, dadurch mehr VN'^erUi erhalten, und so für
länger als ein Paar Jahre diesen Werth behalten kdontcti. Ditaer
Fehler findet sich «ehr oft in demselben Werke*
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390
jeder dieser Autoren durch mehr oder minder richtige
Rechnungen auf das Resultat der Experimente kommt,
mehr oder minder genau, beweiset nur wie leicht der
Mifisbrauch der edlen Recbnimg in solchen Fällen ist,
was ich namentlich an La Place's Theorie der CapU-
laritSt (s. Ueber CapillaritSt, eine Kritik der Theorie
des Grafen La Place etc., von G. F. Parrot, Dorpat
bei Fr. Meinshausen, 1819) streng nachgewiesen habe.
Ich will jetzt beweisen 1) dafs die tropfbaren Flüssig-
keiten» als blofs schwm und flüssige Massen, den Tor-
ricelirschen Satz nicht erklSren können, 2) Dafs die
tropfbaren Flüssigkeiten die Eigenschaft der Elasticität,
und zwar in einem sehr hohen Grade, besitzen, 3) Dafs
diese Eigenschaft, mit der Schwere und Flüssigkeit ver-
bunden, alle Phänomene des Ausflusses vollkommen er-
klärt
I. Die Schwere allein^ bei vorausgesetzter Flüssigkeit,
kann die Phänomene des Ausflusses tropfbarer Flüssig-
keiten nicht erklären.
Sogar der Grundsatz der Statik der Flüssigkeiten,
daOs der Druck auf der Gmndfläche eines Gefiftfses durch
das Product der Basis in die Höhe und das spedfische
Gewicht der Flüssigkeit ausi^edrückt wird, läfst sich nicht
aus der blofseu Schwere erklaren. Denn:
Es seyn JJ, C (Fig. 8 Taf. I) drei oben offene,
unten verschlossene^ mit Wasser gefüllte Gefäfse. £& sej
A ein Cylinder, die beiden andern Kegel. £*fir den Fall
des cylindrischen Geföfses ist der Satz in beiden Hypo-
thesen richtig und klar; denn der Druck auf der Grund-
fläclie läfst sich vollkommen aus dem Gewichfe dieser
Wassersäule, so wie auch aus ihrer Elasticität darstellen.
Mit dem Grefäfse B hat es aber eine andere fiewandtnifs.
Denn denken ivir uns den Cylinder abba von gleicher
Grundfläche als der Boden, so leistet er schon allein
durch sein Gewicht den ganzen Druck auf die Grund-
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«
391
'flftcfae, Dod es bleibt eine flfisnge, coniscfae« sonearlige
Masse, welche dureh die Dreiecke aeb imd aeb ange-
deotet wird, und es fragt sich, welche RoUe sie in dem
Phänomen des gleichen Drucks als der des Cjlinders A
spielt. Diese Masse ist schwer, wie die übrige ; sie liegt
auf schiefen Flächen und übt also eine ▼oticale Kraft
ausy die sich verbot zu ihrer gansen Schwere wie ab: aCf
da der senkrechte Druck auf der schiefen Fläfche .durch
bc ausgedrückt wird. Was wird aus diesem verticalen
Drucke ba? Er wird nicht durch die schiefe Ebene zer-
stört. Er soll aber auch nicht auf die Bodeniläche wir-
ken. Ferner kann er, als unelastische Masse, keinen
Seitendrack ausüben» um so weniger» da er durch die
Wand des Geföfees yernicbtet würde. Wolhe man end-
lich diese Masse als ein Aggregat von Keilen wie acb
ansehen, welche län^s den Wänden des Gefäfses zu fal-
len trachten, so müiste die Flüssigkeit abba über ihr
nrsprüugUches Niveau steigen und folglich einen erhöh-
ten Drw^ auf die Grundfläche ausüben, abgerechnet^'
dafs eine solche partielle Erhöhung gegen den Begriff
von Flüssigkeit streitet. Betrachten wir endlich das co-
nische Gefäfs C, so haben wir im Vergleich mit dem
Cjrlinder A einen Maugel an schwerer Masse, und den-
noch einen eben so starken. Bodendruck als in A und
B, — Was wird hier aus dem Grundsatze, dem höch-
sten Axiom der Mechanik, dafs die Wirkungen den Ur-
sachen proportional sind?
Wenn aber der Satz des gleichen Drucks bei glei-
cher Grundfläche und Höhe, und bei jeder Figur der Ge-
fttCse, sich aus der Schwere allein nicht erklären l䣻^
wie wird es mit der Lehre des Ausflusses stehen? Wir
wollen diese Frage lösen.
Wenn bloCs schwere Massen, welche sich wechsel-
seilig berühren, und die Eine A eine Bewegung in der
Richtung beider Schwerpunkte erhält, so wird die An«
dere B keine gröfsere und keine kleinere Geschwindig«
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392
keil erhalten können als die Masse A, Und wenn sie
sidi Tor der Ertheilung der Bewegnng an die Masse A
nicht berfihrten, so wird die Masse sie sey grOüser
oder kleiner als Ay keine ^öfsere Geschwindigkeit er-
halten, als die Masse A nach dem Stofse behält, sondern
beide werden sich nach dem Stofse fortan berühren und
mit einer gemeinschaftlichen Geschwindigkeit bewegen,
die durch ^' ^^^^ ß ausgedrückt wird, wenn v die Ge-
schwindigkeit ist, welche A ursprünglich erhalten hatte.
Sind aber die Massen elastisch, so entstehen die bekann-
ten Phänomene nach den Gesetzen des Stofses elastischer
Massen. Diese Satze sind durch Versuche bestätigt und
▼on alleto Djmamikem anerkannt Es kann also weder
doreh den Dmck, noch durch den Stöfs unelastischer Mas-
sen eine Acceleration erzeugt werden.
Aber schon Newton wufste durch directe Versuche,
dafs in einem vollen Gefäfse» mit einer yerhöltnifsmäfsig
kleinen Oeffnung im Boden, das Wasser mit der beiläu-
figen G^eschwindigkeit pss0,li/2gh ausllieist, daÜB aber
der Wasserspiegel nur mit der Geschwindigkeit ^'-jj?
sinkt. Wir haben also hier eine Acceleration in der Be-
wegung. Woher aber kommt der Ueberschufs der Ge-
il*
ßchwindigkeit ^ über die Geschwindigkeit ^'"^^ wenn
•alle Bewegung von der Schwere herrObren soll? Gewifs
nicht von der Flüssigkeit, da die Flüssigkeit keine Kraft
ist; noch weniger von der Fiächenanziehung, welche
überall die Bewegung vermindert. Die Gase fliefsen
schneller als die tropfbaren Flflssigkeiten, nnd unter die-
sen der Symp langsamer ab Wasser. Weder die Zer-
legung der Kräfte, noch die Rechnung kann diese Schwie-
rigkeit lösen. Nur Newton's Cataract könnte es, wenn
die Versuche sich ihrer Annahme nicht widersetzten, weil
in dieser Hypothese die Flüssigkeit nicht durch ihren Druck,
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393
soadom doreli den freien FaU vm AmflieCsen gebraebt
und nnteiliaken wird*
U. Die Elasticit&t kommt den tropfbaren Flüssigkeiten
in hohem Grade zu.
Die Djmamiker, indem sie die ElaBtidtät aas den
* Phänomenen des Dracks and der Betreguug der Flflssig'-
keifen aosschlossen» scbeinen diese Eigenschaft nicht ge-
hörig gekaDDt zu haben. Früher läugnete man sie in
den tropfbaren Flüssigkeiten» zugleich als man sie in den
Gasen anerkannte. Heute erklärt man sie in jenen für
unbedeutend und mit eben so ^Csem Unrechte.
Da es hier nicht gilt eine Theorie der Elasticititt
fiberhaopt zu liefern, welche von mehreren Physikern
mit grofsem Erfolge bearbeitet worden und noch bear-
beitet wird, so beschränke ich mich auf folgende sehr
einfache Betrachtung:
Wenn man eine Portion atmosphttrisch« Luft einem
Drucke von 812- Atmosphären aussetzte» so wdrde sie
nahezu die Dichtigkeit des Wassers haben, Toransgesetzt,
dafs das M a ri otte'sche Gesetz sich bis dahin bestätigte ' ).
Würde man aber die Elasticitüt dieser Luftportion defs-
halb läugnen, oder für unbedeutend halten, weil eine sehr
bedeutende Zulage an Druck nur eine sehr geringe Yo-
lumverminderung bewirken würde? Man mufs ^elmehr
diesen Elastidtatsgrad für sehr hoch halten, im Vergleich
der andern Elasticitätsgrade, die wir kennen. Möge man
diesen Widerstand des Wassers gleichviel welcher Ur-
sache zuschreiben, so ist er da, und wir nennen ihn
Elasticüät der tropfbaren Flässigkekm; und er mufs
1 ) Die Pamer Aoidaiue liat u liit tarn STüen siiiio«phiriadh«B Drackt
bewikrt gefnaden. In in^«i& VwMidwii wurde ne bis 70 aoldier
Dracke Tollkominen bettSdgt und mit einiger Ungewa&hcit bis 100.
S. la den MimoirtM tÄeadimie de St» PHenbourgt 6. Sirie,
T. 11^ Sciences maiAAn, ei pfys, 1832« meine ExperUneee de
foHe cwnpreeetan^ p, 616.
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394
Mch thfttig zeigen, so oft w Um durch Vermeiuniiig des
Dnicks oder durdi Yenninderang dazu auffordem.
Die PhäDomene der Elestidtat der starren KOrper
zeigen uns ganz analoge Resultate. Wie klein ist nicht
die Abplattung im Contacte bei dem Stofse zweier elfen-
beiDemen Kugeln, oder bei dem Fall einer solchen
Kugd anf eine eehr harte Fliehe! £8 sej z. B. eine
soldie Kogel von zwei Par. Zoll Dorchmesser anf eine
gebSrtete Stablplatte von einer Höhe von I4 Fufs ge-
fallen, so zeigt sich ein Fleck, dessen Durchmesser etwa
1 Linie ausmacht, und es zeigt die Rechnung, daCs der
ZurÜcktretungsraum 0,00036 oder etwa t^Vt l^e tief
war. Und diese kleine GrOÜBe erscheint noch zu grofe;
denn» da man den Darchmesser des .Oelfleck^ zom
Maafse genommen hat, mofs man die Dieke der Oel-
schicht, die man aufgestrichen hat, noch in Betrachtung
ziehen, welche den wahren Durchmesser des Abpiattungs-
kreises gröfser erscheinen Idüst, indem das Oel durch den
Stofs nach allen Richtungen auszntreten gezwungen wurde.
Nach den Begriffen» wonach man die Elasticitit des Was-
sers ffir ganz unbedeutend hält, würde die der elfenbei-
nernen Kugel auch höchst klein erscheinen, da man sie
doch, nach den Versuchen auf der Percussionsmaschine,
für bedeutend hält. Ich könnte mehrere Betrachtungen
dieser Art anstellen. Allein es ist an diesen genug, um
zu zeigen, dafs die GfOfse des Zurfickdrllng^ngs^aums
nicht zum Maafetabe für die Grdfse der ElastIcitSt, we-
der in den festen, noch in den flüssigen Körpern genom-
men werden kann, sondern die Kraft, mit welcher der
Kfirper in seinen vorigen Zustand zurückzutreten trach-
tet^ verglichen mit derjenigen^ welche angewandt werden
nmfste, um seinen natürlichen Zustand ja§ QerändenL
Es sej also diese Kraft == p Und jene = so ist die
Grö&e der Elastidttt s^. Ist g=p» so ist die Elasti-
P
cität vollkommen, das heifst im Masimo. Nach unsern
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I
395
bisherigen Versuchen hab^i wir Ursache anzunehmen,
dafs die Elasticität aller Flüssigkeiten in diesem Falle
sej, mitbin im höchsten Grade bedeutend^ in den festen
Ktepent aber meist onYoUkommen.
Verglcidien wir die Gase mit den tropfbaren FlQs-
sigkeiten, so finden wir zwiscben diesen swei Gattungen
von Substanzen zwei charakteristische Unterschiede. Der
Eine uns in die Augen fallende ist, daCs die tropfbaren
Flüssigkeiten eine viel gröfsere Adhäsion ihrer Theile
unter einander haben, die Gase, aber eine sehr geringe 'X
welches mit Ursache ist, dafs üir Ansflufo int bedeutend .
gröfserer Leichtigkeit stattfindet. Der «weite Unterschied
ist, dafs die Gase, wie wir sie unter dem mittleren Druck
der £rd-Atmosphäre besitzen, durch kleine Drucke eine
sehr grofse VolumTerminderung erleiden, die tropfbaren
FlGssigkeiten hingegen durch sehr grofse Drucke nur sehr
kleine. Wir werden weiterinn sehen, wie, ungeacbtel
dieser dem Volum nach sehr kleinen Veränderung, die
Elasticität dieser Flüssigkeiten dennoch die Phänomene
des Ausflusses nach den bekannten Gesetzen entstehen
läfst.
Wenn man eine Sand-Uhr in ihrer TbtUgkeit be*
trachtet, so zeigt sich bei dem ersten Blicke an der Ober-
fläche der Sandmasse, in der verticalen Richtung des Ab-
flusses des Sandes, eine Verliefung, die anfangs beinahe
unmerklich ist, sich aber nach und nach, zu einem Trich-
1) Diese Eigenschaft der Gase yr»T lange unbekannt und aoftr geUof-
net. Man dachte sogar das Gcgentheil der Adhäsion annehmen zu
müssen, weil eine comprlmirte Gasportion sicli augenblicklich wieder
ausdehnt, sobald die Conipression aufliört. Mein Sohn (Friedrich),
Professor in Dorpat, war der Ei"ste, der, noch in seinen Studenten-
Jahren, durch Versuche sie darstellte, Indem er, mittelst des von ihm
damals erfundenen Gasometers, Gase durch enge Mündungen unter
beständig gleichem Drucke ausflieisen licis. Young hat, bald nach-
her, diese Eigenschaft der atmosphärischen Luft als die Gränzx der
Höhe der Erd-Atmosphäre anxeigend oder vielmehr bestimmend auf-
gestellt.
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396
ler erweilert, völlig wie Newton seine Cataracte für
den Ausflufs des Wassers sich dachte, aber in der That
nicht ist. Dieser Aosflofs aber würde bald aufhören,
wenn die Luft im nntern Gefildse (die dorch die Sand-
maue immer diditer werden mtlfste and ebstischer), in^
defs die Lalt nn obem Geftfse, immer Terdfinnt and min-
der elastisch, sich nicht zwischen den feinen Sandkörnern
durcharbeiten könnte. Bedenkt man, dafs z. B. eine
Stunde Zeit erfordert wird, am die kleine Sandmasse aus
dem obern Glase in das ontere fallen zu lassen, and daCs,
Termöge dieser langen Zeit» der Widerstand, den die ans
dem nntern Glase in das obere dringende Lnft dem Fal-
len des Sandes einen äufserst kleinen Widerstand ent-
gegenstellt, so mufs man sich über diese lange Zeit wun-
dem. Denkt man sich hingegeOy dafis Wasser an Stelle
des Sandes im obem Glase wSre^ so würde es nicht eine
Minnte znm Abllieisen brauchen, voransgcsetzt, dafii man
im obem Boden des obem Glases and am Halse des'
untern ein kleines Loch angebracht hätte, um die äufsere
Luft in's obere einzulassen und in dem untern auszu-
lassen.
Aas dieser Vergleichnng folgt, dafis der Sand nicht
dnrch den Drnck der obem Schiditen aasgetrieben wird,
wie es mit dem Wasser stattfindet, sondern dadurch her-
auskommt, dafs, wenn die erste Schicht in der Oeffuung
frei herabgefallen ist, die nächste ihr, eben auch durch
den freien Fall, folgt, indem sie die Stelle der ersten
annimmt, and also alle diese Schichten nur mit einer An-
fangsgeschwindigkeit herausfallen. Diese Ansicht wird
durch folgende sehr auffallende Versuche bestätigt ').
Eine Bohre von verzinntem Blech, 20 Par. Fuis lang
1) Ich stellte sie im Jahre 1820 o(icr 1821 »um ersten Male an, um
einem Freunde die Lnhaltbarkcit der Theorie de la poussee des
terres dej ehrwürdigen Vetcrans Prony /.u beweiien, und habe sie
nachher in meinen Vorlesungen zum Behüte memer Theorie de* Aa*-
flu9«es der FlüMigkeken wiederhoh.
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397
und 4 Zoll Durchmesser, hatte an ihrem obern Ende ei-
nen Trichter von etwa 6 Zoll Hohe, 18 Zoll im obern
Darchmesscr und 4 Zoll im untern, wodurch er an der
langen Röhre angelöthet wurde, um Sand in die Röhre
XU fÜlleD. Am tmtern Ende der Röhre war ein Knie TOtt
gleichem Durchmesser Aufgeschoben, so dafs der hori-
zontale Theil des Kniees um 6 Zoll seitwärts hervor-
ragte. Die lange Röhre war vertical aufgestellt und wurde
nun, anfangs sehr langsam, dann schneller gefüllt. Der
Sand war fein und Tag^ vorher in einem Backofen stark
gelrocknet Am Tage des Versuches zeigte er nicht die
allermindeste Feuchtigkeit Als die Röhre mit sammt dem
Trichter gefüllt war, fand es sich, dafs er nicht nur nicht
aus der Seitenröhrc ausgeflossen war, sondern sich scliräge
gelegt hatte, ungefähr wie derselbe Sand, frei in Kegel-
form auf dem freien Boden sanft geschüttet^ sich legt.
Als ich das geradlinige Knie durdi ein krummliniges er-
letzte, fand derselbe Erfolg statt.
Ich nahm das Knie ab und liefs nahe über der un-
tern Mündung der langen Röhre drei Füfsc wie a und c
von Gardinendraht, welche unten spitzig waren, anlöthen,
tlieils um die Mündung der Röhre etwa 1 Fnfs hock
über dem Fufsboden zu halten, theils damit sie sich aus
ihrer Stellung nicht verrücken lasse. Nach der gehöri-
gen Stellung der Röhre schüttete ich unter ihrer Mün-
dung einen Haufen Sand, bis zu etwa 2^ Zoll über die-
selbe, und rund herum, bis der Sand seine natürliche Bö-
schung bildete^ welche ungefähr 35 beträgt Nun wurde
die Röhre immer sachte gefüllt. Diese hohe Sandsäule,
von welcher man hätte erwarten sollen, dafs sie sich mit
ihrem ganzen Gewichte senken und den unten liegenden
Sandkegel auseinanderjagen würde, blieb in der Röhre
hängen und trieb die Spitze des Kegels nur sehr wenig
in die Breite.
Endlich legte ich an die Mündung der verticalen
Röhre (Fig. 1, Taf. I) eine Zugklappe wie X, welche
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398
sich in einem Tiereckigeu Fake in borisontaler Riditna^
biu und her schieben liefs, um die Röhre zu schliefsen
oder zu öffnen. Nun wurde bei geschlossener Röhre wie-
der Sand auf den Boden bis zur Berührung der Klappe
oad etffas darüber gesehfittet Dann liefs ich die Röhre
fallen, nnd gleich darauf zog idi die Klappe heraus. Die
äafsere SandoberflSche verflaclite sich sehr wenig, so daCs
diese kleine Wirkung sehr gut nur dem natürlichen Falle
der ganzen Sandsäule in den leer gewordenen Raum der
Klappe zuzuschreiben ist«
Diese drei Vennche, welche gewifis zu den auffaU
lendsten in der Dynamik gehören, beweisen, dafs der
Lateral -Widerstand einer Sandschicht von 2 bis 3 Zoll
Dicke fähig ist den Fall einer Säule gleichen Sandes
von 2O7 FuÜB Höhe, die über 220 Pfd. russ. wog, zu
verhindern, und also diese Säule trägt Sie beweisen,
dafs der Sand keinen Seitendruck Suisert, und dafe also
nur solche Körper einen Ausflnfs bewirken können, die
durch ihr Gewicht die Elasticität (welche nach allen Rich-
tungen wirkt) in Thätigkeit setzen *).
Man kann nicht einwenden, dafs die Erfolge der
obigen Versuche der Reibung der Sandkörner zuzuschrei-
ben sej. Denn es ist keinem Zweifel unterworfen, dais,
wenn ich an der verticalen RMire einen Boden mit ei-
nem Loche angebracht und einen freien Raum unterhalb
gelassen hätte, und dieses Loch nur 2 oder 3 Linien im
Durchmesser gehabt hätte, der Sand aus dieser Oeffnung
1) Ich kann nicht umhin hier wieder zu erinnern, dafs die Mathema-
tiker, "Welche ihre \A isscnschaft mit so grofsem Aufwände von Scharf-
sinn auf die Nalurlchre anwenden, vor Allem die Vorsicht hahen
sollten, die nöthigen Versuche anzustellen, um ihre Grundformeln zu
construiren. Hätte Prony die eben erwähnten oder ähnliche Expe-
rimente angestellt, so Würde der berühmte Analytiker seine durchaus
nicht haltbare Theorie de iu pouss^e des terres nicht aufgestellt
und den falschen Begriff von fluides iinparfaits in die W^issenschaft
eingeführt haben. Sand, Erden, Humus sind gar keine Flüssigkeiten,
' weder vollkommene^ noch an vollkommene.
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389
gefallen wäre» wie es in der Sand -Uhr geschiebt, und
zwar mit keiner gröfsem Geschwindigkeit. Woraus wir
den Schlafs zieheo müssen, dafs, um den Ausflufe mit
der Gesehwindigkeit 0=n»y/2gh zu bewirken, deryon
der Höhe abhängige Druck der Flüssigkeit einen Seiten-
druck erzeugen mufs. Dafs aber die tropfbaren Flüssig-
keiten, so gut als die Gase, eines Drucks nach allen
Richtungen fähig sind, das beweisen alle Versuche mit
SeitenaosÜQssen und die Springbrunnen. Dafis ab»r kein
Aggregat von harten Küraem fiHdg sej, in einer Tertica-
len Säule nach unten drückend, ein Aufsteigen in einer
andern, gleichfalls vcrlicalen oder nur horizontalen, com-
municirenden Röhre zu t>ewirken, bedarf nach den obi-
gen Yersucben kaum einer Erwähnung.
IlL Erklftrung der PhAnomene und Gefetse des Ana»
flustea der tropfbaren FlfisaigkeUea.
1) Schon Rossut hatte beobachtet, dafs, wenn ein
Gefäfs mit einer TerliäUnifsmäisig kleinen Oeffnung am
Boden mit Wasser gefüllt worden, und man dann durch
diese Oeffoung das Wasser ausfliefsen läfst, die Ober-
fläche des Wassers bis zu dner kleinen Entfernung vom
Boden beständig eben bleibt, jedoch nur unter der Be-
dingung, daiis das Wasser vorher völlig ruhig gewor-
den war.
2) Wenn aber das Wasser im Geföfse nicht völlig
ruhig ist, so bildet sich bald in der Mitte der C^erflSche
eine Vertiefung, desto gröfser, je gröfser die Bewegung
ist. Erzeugt man absichtlich eine gjratorische Bewegung
in der Wassermasse, so bildet sich förmlich ein hohler
Trichter, in welchen die Luft eintliefst. Ist diese Bewe-
gung, 'stark, 80 reicht die Spitze dieses Trichters bis un-
terhalb der Ansflofsöffoung, und die Wasserader bildet
unter dem J^oden des Gefäfses öine Blase, die sich nadi
unten schraubenförmig zuspitzt, und dann herum ver-
sprützt wird.
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400
3) Wenn das Wasser im Geföfse völlig ruhig wai,
zeigte es sich in meinen Versuchen:
a) daÜB das Wasser zu Fliefsen aufhörte, wenn nnr
noeh eiine 1 Linie dicke Schiebt auf dem Boden
zarfickblieb.
b) Während des Ausflusses blieb die Oberfläche des
Wassers eben. Erst wenn der Spiegel sich so weit
genähert hatte als des Durchmessers der Ausflufs-
•ffoung ■+- die eben erwähnte Höhe fängt die
Vertiefung des Spiegels an merklich wa werden.
4 ) Wir haben wieder unser Gefills mit der Boden-
öffnung (Fig. 2, Taf. I) mit Wasser gefüllt, und hängen
in dasselbe kleine Kugeln, die specifisch etwas schwerer
sind als dieses Wasser, und zwar in verschiedenen Hö-
hen nicht weit vom Boden und in verschiedenen Entfer-
nungen von der Aze der Oeffnong. Sobald der Ausflals
anfängt, werden diese Pendel sich dieser Axe mehr oder
weniger nähern, nachdem sie näher am Boden und an
dieser Axe oder weiter davon entfernt aufgehängt wur-
den. Sind z. B. die Pendel ad und ch in gleicher Ent-
fernung von der Axe, aber ad tiefer als so wird die
Kogel d sich der Axe bedeutend mehr nähern, ab die
Kugel h. Hängt man nun mehrere solche Pendel auf ei-
nem Radius e b, und hebt jedes derselben, bis es sich
eben nicht mehr gegen die Axe der Bodenöffnung nähert,
so sieht man, dafs die Strömungen die Gestalt annehmen,
welche die Fig. 2 zeigt. Der höchste Punkt der krum-
men Linie steht um 4 Durchmesser der Oeffnung über
dem Boden. Es versteht sich von selbst, dafs dieser Ver-
such mehrere Proben erforderte. Die Pendelkügelchen
waren von Wachs, von gleichem Durchmesser und mit
etwas eiDgedrücktem Blei gleichmäfsig schwerer gemacht.
Wenn ich ein Pendel so aufhing, dafs es die Axe
der Oeffnung erreichte, so blieb es daselbst in beständi-
gem Zittern, so lange der Wasserdruck hinreichend dazu
war. Denn, so wie die Höhe des Niveau's, und also der
Druck,
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* 401
Diiick, abnahm, waren die StidoNingen seliwScher und
die ganze Gränzc der Strömungen senkte sich allmälig.
5) Ich füllte das Gefafs mit zwei Flüssigkeiten von
verscbiedeuer Farbe (auch mit dreien), deren specifisches
Gewkiit nur um etwa t^Vt ▼enchieden war« Die Grün*
xen zwiaehen denselben waren scharf beE^ohnet'*)« * ^
Alles in Ruhe war liefs ich den Abflafs erfolgen nnd es
zeigte sich, dafs jede Gränze zwischen je zwei Flüssig-
keiten völlig horizontal und eben blieb, bis sie in einer
I^Dm- bmnmient, woout ich Mlche Ffiltongea mit bedentender 6e-
nawigki^it ohne YcrwiMfamif der Gtiueo in Stande Innng», healda
ans einem Trichter mit fainlinslMh Uifer coninlfcBr Spkaet dcros
nnteret Ende etwa 4"' Dnrchmesfer hat. Zu dieter Spitie. Terfert^ge
Seh einen KorlcslSpsel mit 4 sdmuJen LSngenemsdmitten, welche eben
io viele kleine Kanäle bilden. Die untere Flache det Kork« ut et-
was gewölht^ damit die Flüssigkeit auf allen vier Seiten ihren Anaflnf«
erhalten könne. Für den oberen Thcil dieser Spitze, am Uebergange
aus dem Trichter in dieselbe, ist ein anderer sttlir weiciier KorkstÖp~
sei mit einem eingekitteten Stiele von starkem Drahte, mit welchem
man den Abfluls der Flüssigkeit des Trichters willkührlieh zulassen
oder hemmen kann. WiU man den Abflufs beginnen lassen, so dreht
man den Stöpsel langsam herum, um ihn auf diese Art nnr um ein
sehr Weniges zu lüften. Allmälig lafst man diese Lüftung warlisenj
und wenn die eingeflossene Flüssigkeit etwa 2" Höhe erreicht hat,
kann man den Stöpsel ganz aus dem Halse des Trichters ziehen.
Die Füllung selbst geschieht auf folgende Art: Man giefst zuerst die
leichtere Flüssigkeit, so viel man ihrer haben will, in's Gefafs und
läfst sie zur Ruhe kommen. Dann wird die Spitze des Trichters mit
derselben gefüllt und mit dem Stöpsel gesperrt. Die Flüssigkeit wird
In der Trichterspitzc schweben. Nun wird der eigentliche Trichtec
gelrt)rLnci, die schwere Flüssigkeit hineingegossen und in senkrechter
Riclitung (las Ganze auf die Mitte der noch verschlossenen Boden-
öfihung gesenkt. Fndlich lüftet man den Stöpsel wie eben gesagt
worden, wodurcli die zweite Flüssigkeit gehörig gefüllt wird. Soll
eine dritte nadifolgen, so wird der Stöpsel wieder sugedrfickt, der
Trichter trecken gemadtt und die neue Flüssigkeit hineingegossen,
die nun ihre angewiesene Stelle am Boden 4» Gelablis aihnilig ein-
nimmt So auch eine vierte nnd fenAe, wenn man es wfinsdit. End-
lich schliefst man den obem Stöpsel gano und siefat den. ganaea Ap-
parat sehr langsam und in senkrechter Richtung gaaa herans« Ea ent-
steht dadoreh keine meilttiehe SHtmng in den Schiefatcnb
Poggcndo^s Aanal. Bd. LXYI. 26
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402
gewissen EntferauDg yoiii Bod«n ^etroken war, welche
EnlfernuDg weiterhin bestimmt werden wird. Daraus
folgt, dafs die Behauptung gewisser Hydrodjnamiker ir-
rig ist, dafs das Wasser von oben herab in hyperboli-
M^bes Krilmmangeii nach der AosflufsöffDong ach iMwegf.
Es' ist also wahr, dals das Wasser so aosflieCrt fvie Fig. %
Tai. I seigt 0*
6) Setzt man auf die Ausflufsöffnung eine Röhre
abba, Fig. 3, von gleichem Durchmesser, und deren Höhe
=5 4 Durchmesser der Oeffnung, und senkt zwei der obi-
gSB Peadel in die Flüssigkeit, so dafs das eine in d, das
andere in e liSiige, nnd daüs die Kugel des erstein in der
Hohe der Mflndang bb, die andere nur ain einen oder
zwei Durchmesser der Röhre von ihr abstehe, so wird das
Pendel in d die Lage dt^ annehmen, das andere aber seine
verticale Lage eu behaupten, wenn die AusflufsmünduDg
geöffnet wird, obgleich das letztere Pendel ntther an der
Rohre hangt
7) Nach dem gänzlichen Abflüsse der Flüssigkeit ans
dem Gefäfse lasse man die Pendel an den frühern Punk-
ten d und e hängen und fülle das Gefäfs mit zwei Flüs-
sigkeiten von verschiedener Farbe, deren Gränze etwa
in FP sej. Sobald diese Gränze durch den Abflufs
l[il4K,der OefTnung bb genähert, fangen die zwei Farben
an sich über bb %vl Termischen und zusammen anszuflie-
fseu; bald aber hört diese Vermischung auf, sobald PP
die Tiefe bb erreicht hat, und die Gränze erhält die Fi-
gu^ fböf, ohne mehr von der untern Flüssigkeit mitzu-
nehmen. Schliefst man unter diesen Umständen plötzlich
1) In dieser Figur stellen die dunklem Tinten die gröfsern Geschwin-
digkeiten vör. Man begreift leicht, dafs diese Figur nicht in alleo
' ' Fflhn die nlmliche ist. Sit v«rint nacli d«ii Vcrfalltiiisse der Braie
tor HShe dös Gcfi&et imd vonQglldi nach dtm Ttiliiltaisse dct
DordiBMHttt» det AiisflnfaSflbniig wa dem de* GdK&e« in /ff. Eine
'GMdkung f&r die KrfimoMmf /Af wird Aach die lAerftinnigste Ane-
hfA iAmAUk fiadwi, ao ofitilsdi ea «ndi aejn vMat wenigsteoa
den Sdwiiel derntteii andere ab dttrck Vcnodie beattouneii ra ktancn
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403
die MlinduDg aa, so wird die Oberfläche der untern
Flüssigkeit, und also die Gränze, ¥pieder eben wie öx
tmterbalb der Oeffnung b6\ öffnet man die nntere MttiF
dnng aa wieder, so krfimmt sich die GrSnze wieder wie
/Abf.
Läfst man die ganze Flüssigkeit bis b h abiliefsen,
80 bleibt die GrUnze in o:r unverwiscbt zurück.
Wiederholt man denselben Versuch mit drei Filis-
sigkeiten, so bleiben am Ende des Abflusses ^e dünne
Scbfdit der mittleren und eine dickere der obersten in
der Höhe hb zurück.
Diese letzten Versuche lehren uns mit Bestimmtheit
etwas das man schon aus den Versuchen mit den Pen-
deln vermuthen konnte, nämlich dafs die Flächenanzie-
bnng der Tbeilchen der Flüssigkeit unter sich an der
Bestimnrang der krummen LIniieii, welche das Wasser
in der Nähe der Oeffnnng während des Aasflusses 'b€^
schreibt, einen sehr thätigen Antheil nimmt. Denn, wenn
wir den Durchschnitt der Oeffnung nr'^ nennen und x
dhe Höhe der horizontalen Wasserschicht, welche mit der
• zukommenden Geschwindigkeit einen hinreichenden Zu-
floCB am Rande der Oefinung erzeugen soll, so habei^
wir nr^ a2nrT und irss^r. Wir sehen aber durdk
die ersten Pendel- Versuche, dafs diese Höhe mit immer
abnehmender Geschwindigkeit bis zur Höhe 8r sich er-
streckt, welches sich nicht wohl anders als mit Zuziehung
der Thätigkeit der Adhäsion erklären läfist Was wir
aber hier nur stehliefSBen, das zelgif der l^echste Versuch
klar dem Auge. Denn das Wasser innerhalb fbm ist
über sein >iivean nach bb geschleppt worden, welches
weder der Druck noch die Eiasticität vermögen. Das
Phänomen, dafis» bei Anwendung von drei Flüssigkeiten^
zulettf isAe dünne Schicht yon Jeder der %wei obem
zurttdiblelbt, ist eine Wiederholung des Versodies mit
zwei Flüssigkeiten unter immer verminderter Dmckböhe.
Aus dem bisher Vorgetragenen ziehen wir den Schlufs,
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I
404
dsi&t.wemi man' eine Flüssigkeit durch eine Seitenö^
oapg io (Fig. 4, Taf. I) aus einein Geisse A anaflie-
fsen ISlsty der Raam, in welchem alle Strömungen sich
bclmden werden, durch Linien wie fgo begränzt wird,
und dals man, um die Reibung am Boden zu \ ermeiden,
.dafür sorgcu niufs, dafs der Punkt ß hücbfitens den Bo-
den erreiche. Der Y^iHStt den man durch Erhöhung
d^. Se^tenöfihuiig Über den Boden erleidet, kann man
durch eine geneigte Anslitsröhre vollkommen ersetzen.
So Üiefst das Wasser in Fig. 3 nicht minder schnell,
wenn gleich die obere Mündung b b der Köhre um 8r
ühec der AusÜufsöffnung aa steht.
;^ach diesc^n Prämifsen der Erfahrung, welche alle
Sdtwierigkeiten ans dem Wege rftumen, Vinnen wir nun
d^n TunrieelUsehen Satz aufstellen.
Ich nenne elastisch alle Flüssigkeiten, die, wenn sie
durch eine äufsere Kraft comprimirt werden, eine Kraft
nach aufsen in allsn Richlunßen äuisern, und, nach auf-
geliob^nem äufserq Drucke^ sich mehr oder minder voll-
kojwiAen ip; ihren .vorigen Stand ron selbst wieder setzen.
Dies0 Wiederherstellung ist eine Bewegung, welehe ako
als eine Kraft wirken mufs gegen jeden Körper der ihr
im Wege steht, und ihm Bewegung ertheilen wird. Da
aber diese Wege in allen Kichtungien stattfinden, so mufs
jeder Körper, d^r in irgend einer dieser Richtungen sieh
befindet, selbst in Bewegvng versetzt werdim,' wenn- sein
Widerstand nicht überwiegend ist
Es sej also ein Gefäfs mit einer tropfbaren Flüssig-
keit augefüllt. Diese Flüssigkeit, als eine elastische, mufs
angesehen werden als aus physisch unendlich dünnen ho-
rizontalen Schichten bestehend, welche nach allen Aich-
' tungen einen Druck aulsern. Da nnn ihre ElastidtM
durch den Druck, den jede von den obem erleidet, be-
dingt und diesem Drucke proportional ist, so wächst die
Elasticitat einer jeden von oben nach unten im Verhält-
nifs der Anzahl der darüber belindlichea Schichten. -Den-
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405
keu wir uns, dafs plölzlicL ein Loch im Bodeu entstehe,
80 wird die Flüssigkeit ausfliefseu vermöge aller Kräfte
und also aller Geschwindigkeiteil» die jede Einzelne für
sidi finCsern kann, weldie voti der Noll an aritbmetiseli-
wachsen. Da non der freie Fall der Körper aoeh bot
durch Smnmirung von arithmetisch zunehmenden Ge-'
schwindigkeiten slatlündel, so mufs auch der Ausflul's det
Flüssigkeiten aus einer Oeffnuug im Boden nach dem
Gesetze des Falls der Körper staltfinden, — mkhes dtr
TamceUUche Stits ist.
Nun Meibt ons noch fibrig zu aeigeu, wie andere
Phänomene des Ausflusses tropfbarer Flüssigkeiten sich
nach der obigen Theorie erklären lassen, welches eine
neue Bestätigung dieser Theorie abgeben wird, da eine
andere Erklärung derselben unmöglich ist.
Wir nehmen wieder das Geftlfs A (Fig. 4, Tai I),
aber obne die Seitendffinnng io und die dazu gehörigen
Linien, und versetzen die Ausflnfsöffhung d in die Mitte
des Bodens. An dieser Oeffnung wird die communici-
rende krumme Röhre den, deren horizontale Mündung n
in derselben horizontalen Linie als d sieb befindet, nd-
gebradit
Ist die Mündung n verschlossen, so ist der Dinck*
des Wassers ^ auf den Deckel in n so grofs als in d.
Denn, wenn man die Flüssigkeit in der krummen Röhre
in ihrem tiefsten Durchschnitt bc getheilt denkt, so hebt
der Druck der einen Hälfte den Druck der andern auf.
So ^ufs denn auch die Elasticität in d und n wechsel-
seitig gleich sejm, nftmlich die dem ganzen Brocke in ^
zukommende. Wenn man nun die Mündung n öffnete
und einen Stab nrn von gleichem Durchmesser n, von
gleicher Höhe als fd (der Hohe des Wassers über d),
und von gleichem specifischen Gewichte als das Wasser
in y^, senilrecht aufstellte, so würde dieser Stab dem*
Drucke des Wassercylinders df das Gleichgewicbt hal-
ten und seine Lage behaupten.
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406
- Nun 6e|;^ii wir voraus, dal's, vreiiu der Stab nm
al9g0iioiDinen wird, weder die Reibung in d^r Mündung n
und iii der RObre dn^ nocli der «Widerstand der Lufit
sich der Ausströmung aas n 'entgegenstelle, und wir be-
bfiupten, dafs der Ausflufs aus n ToUkommen so stark
seyn werde, als in d mit weggenoiuinener Ilöhre den,
weil die beiden Elasücitäten iu d und n gleich sind.
Nan denken wir uns in der Mündung n zwei unendlich
dtione Schlichten der Flüssigkeit a mAfi über eioaader.
Da die Schicht c keine Bewegung pach unten erzeugen
kann, weil ein gleicher Gegendruck entgegenwirkt, so
äufsert sich die ganze Elaslicitäts - Wirkung auf die
Schicht a. Sobald aber diese aus der ROjire getreten
ist« tritt die Schicht e an ihre Stelle und wird eben so
wie a ausgetrieben. So mfisaen denn (wenn das GeCäis
A imaier gleich voll erhalten wird) die herausgetriebenen
Schichten bald einen Wasserstab bilden, dessen Druck
dem Drucke des Wassers in d das Gleichgewicht halten
wird, das heilst die Höhe nm hd))en mi^fs. Da nun die-
ses Aufst^ep der Schichten eine Bewegung» sogar in
entgegengese|zt^r Wirkiing der Schwer«» isi^ so kann nur
die Elasticitftt der FlOssi^eit dieses Aufsteigen bewirken.
Ist nun die Höhe um =s erreicht, so kann sie nicht
mehr üherscbritten werden, und die Flüssigkeit luuls als
schwere Masse von allen Seiten ablliefsen.
Es verhält sich aber im Versuche die Sache etwas
anders; die HiUie nm wird nie erreicht» ans folgenden
Ursachen: \) Da? Wasser fliefst nicht in die Mün-
dung d in geraden verticalen Richtungen, sondern in un-
zähligen krummeu Linien wie Fig. 2, Taf. I zeigt, wo-
durch eine Entgeg/eu^eizung und also ein Verlust au
Kräften und Bewegungen ^tsteht. 2) Die Beibuog in
der ganzen Röhre den erzeugjl eine nane Retardation.
3) Der Widerstand der Luft anfeerhalb der Mündung
stellt sich dem Aufsteigen des Wasserstrahls entgegen.
Der erste dieser Verluste ist so grois, dafs man bebaup*
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m
teil kann, dafs, wenu man das Wasser aus einer Seiteur
öffouog iii eine Köhre von bedeateDdem DurchmoBS«*»
wd daraM wiedte durch eine eben so kinn« Oef&raig» .
ab die in GefMse in ^ine andere gleifih ^lae flielMn
liefse, und so fort darch mehrere solche Abwechslnngen,
der Ausflufs sehr unbedeutecd werden müfste. Nimmt
mau z. B. an, dafs der Ausflufs aus dem Gefäfse, in so
fern er nur durch die luUgegnuug der Kräfte vermindert
wird, 70 pCl. aounacfa«^ «o .würde der wirklicho AHsfluCi
ans der sechsten Bohre nicht ganz ^ betrag. Der Wi«-
derstand dw Luft zeigt sich im Springbninoen dem .bfe-
fseu Auge dar. Bis zu einer gewissen Höhe (die von
der Höhe des Niveau's abhängt) ist der Strahl voll und
durchsichtig. Ueber derselben aber erweitert sich der
Strahl nnd encfaeint mUohig durch Vemuschnng mit der
Lnfk, |e hBikisft desto mdir, bis endlich er sich ll^nnUeh
in Tropfen vertheilt, welche die sehftne Garbe bilden,
die das Auge so aDgenehm ergötzt
Wir wenden jetzt unsere Betrachtungen auf die Phä- *
uomene der hydraulischen Sprungcylinder und Sprung*
kegei. Ich werde nur die Haupt- Versuche .beschrdbeo.
1) Wenn man eine cjlindrische ROhre A von glut«-
tem verzinnten Bleche nimmt, von 12 Zoll HAbe und
24- Durchmesser, mit einem Boden, in dessen Mitte ein
Loch von 6 Linien Durchmesser (Fig. 5, Taf. I), das
man mit dem Daumen schliefst, sich befindet, und den
Cjlinder in senkrechter Richtung in einen mit Wasser
gefüllten Eimer langsam taucht, bis dessen Boden gans
nahe dem Niveau des Wassers im Eimer ist — und nun
den Dauuieu schnell wegnimmt, so steigt das Wasser in
den Cvlindcr, indem es die Luft durch die nun freie
Oeffnuug schnell austreibt. Ist nun das Wasser bis .an
1 ) Das bekannte Geblase, raittclst welchem man durch einen Wasiei-
fall in einer Böhre Luft heninliMriclit iind in einem Kasten conden-
sirt, um als Gebläse in eine Ksse zu iahren, em äbniiciie« Plui-
nomea im entgegeDgCMSUter Ricbuing.
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408
den Boden gekommen, so erhült dieser einen Stöfs und
es stürzt ein verticaler, aber momentaner Strahl von
etvras mehr als 9 Fufs Höhe senkrecht heraus. Für
andere Dhnensionen ist natürüdi die Sprang^he ver-
scbied^.
2) Wenn mau einen abgekürzten Kegel B (Fig. 6,
Taf. I) von 12 Zoll Höhe, 2^ unterem Durchmesser und
von 6 Linien oberem Durchmesser, und den Versuch ganz
so anatellt wie den vorigen, so erreiGht der Strahl auch
etwas mehr als 9 Fofe, also die Hübe wie im vorigen Ver-
soche.
3) Wenn man einen Kegel C (Fig. 7) von 11^ Zoll
Höhe, 2^ unlerem und 1 Zoll 4y Linien oberem Durch-
messer nimmt, anf welchem man einen andern Kegel aa
auflöthet,. dessen oberer Durchroesser 6 Linien grois ist,
und dessen Durchschnitt die Figor P liat, und man den
Versuch damit wie die vorhergehenden anstellt, so steigt
der Strahl bis ungefähr 15 Fufs hoch.
Ich habe einen ähnlichen Versuch (auf einem ge-
fromen kleinen Teiche) angestellt mit einer Böhre von
3 Fofe Höhe, 7^ Zoll unterm Durchmesser und 1 Zoll '
* oberstem Dordimesser. Die Sprunghohe betrug ungefilhr
30 Fufs.
Diese drei und alle ähnliche Versuche lassen sich
nur aus der Elasticitäts- Theorie erklären, denn es ist
schon unmöglich, dafs eine nicht elastische Flüssigkeit
(wenn es eine gttbe) in eine dieser Rohren aufsteige
und noch weniger, dafs sie eine beschleunigte Geschwin-
digkeit erhalte, welche einen Theil derselben mehrere Ftafs
hoch über die Mündung zu steigen zveinge. Aber mit
der Annahme der Elasticität erklären sich diese Versuche
sehr leicht, wie folgt:
Das in dem CyUnder mit der einer Hohe von einem Fufs
zukommenden Geschwindigkeit *) steigende Wasser stOlst
1) Man möclile vielleicht eiuwendon, dafs, d.i d;»s W'^asscr ( uiu 4-^ Li-
• nien) in dem Gelinder steigt, diese Schicht dem 12zdlügen Drucke
%
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409
an den Deckel, wodurch die Elaslicität eine Rückwir-
kung erzeugt, welclter die ganze unterhalb befindliche
Wassennasse dank ihre Bebarrliohkeit widearstefat. 80
nrafe üe sidi denn auf eine gewisse Portion dts Was-
sers nahe an der Oeflnong äufsern. So haben wir denn
eine grofse elastische Masse, die ihre Wirkung auf eine
viel kleinere üufsert, und ihr also eine weit gröfsere Ge-
schwindigkeit mitlheiien mufs, als sie selbst hat, wie es
der Fall ist, Wenn an einer PercoBsionsmaschine eine
grofse elastisdie Kugel eine lilehiere stOfst
Im zweiten Versuche wird der aceelerirte Strahl anf
eine andere Art erzeugt, nämlich durch die Kegelform.
Da nämlich jede aufsteigende Wasserschicht in einen im-
mer kleinern Kreis kommt, so mufs sie immer an Höhe
gewinnen, und zwar dadurch, dafs die unteren Schichten,
die selbst im Steigen begriffen sind, den Rficktritt def
obem nicht nnr hindern, sondern auch als kleinere Mas-
sen ihre Steiggeschwindigkeit erhöhen, und zwar nach
Verhällnifs des Quadrats der Durchmesser. Nach den
angestellten Versuchen scheinen die Accelerationen in
beiden Versuchen gleich zu seyn, — eine Gleichheit
die zu interessanten Berechnungen Anlals geben konnte^
welche aber nicht Gegenstand dieser Abhandlang sejn
können.
Im dritten Versuche sind beide Wirkungsarten ver-
eint und folgen auf einander. Die des zweiten Versuches
mIkCste eine Sprunghöhe erzeugen/ die zwar viel kleiner
cniBOfen ut, wenigstens um diese 4^ Linien, aber mit Unrecht. Denn
diese Schicht ist durch die erhöhte Elasticitat der eingeschlossenen
Luft comprlmirt und besitzt also einen Zusatz zu ihrer naturlichen
F.lasticltät unter dem gewöhnlichen atmosphärischen Drucke, der dem
Uebcrschusse der Elasticitat der eingeschlossenen Luft entspricht. So-
' bald also die Luft durch die Ausflufsmündung entweicht, wird der
Uebcrschufs der Elasticitat dieser Wasserschicht thätig, deren "Wir-
kung darin bestellt, ihr die zukommende Steigegeschwindigkeit zu er-
theilen, wie es hei Gelegenheit der Bildung de« StrabU in Fig. 4,
Taf. 1 gezeigt worden.
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410
wäre als die dieses dritteu V^crsuclies, aber eine iu dem-
selben Verhältnifs ( nahe zu 1:7) gröfsere Masse aus«
stofeen würde, wepu der Ke^l den Ansatz P nicht bMte^
Es slüfec aber diese Maate §c^en die viel sebiefereii «vad
zur Efzengung eines geraden wisammenhftag^en StraUs
sehr vorthellhaften WSnde des Ansatzes, wodorch der
Strahl so weit verengt wird als in den frühern Versu-
chen, und also vermöge des AnsloCses zuieUt eine grö-
fisere Strablböhe entstehen luufs.
Um mich zu Temobem, dafa beide - Wirkungsarten
hier wirklich stattfinden, habe Ich denselben Kegel C
(Fig. 7, Taf. I) mk offener Mändung aa, mit einer
mäfsigen Geschwindigkeit in's Wasser gesenkt und sab
%vrei auf einander folgende Strahlen entstehen
Diese sämmtlichen Versuche, wie noch mehrere, die
man, sum Beispiel mit AnsatzrOhren« aasteUen kttamte^
lielera neue unwiderlegbare Beweise unserer Theorie,
Ja, sie kdonen an und für sich als strenge Experimental-
Beweise für die Elasticität der tropfbaren Flüssigkeiten
gelten und machen die übrigen, als die von Ca u ton,
Abich und Andern, die ohnehin so schwer mit hioläng-
lieber Schürfe anzosAeUen sind, entbehrlich.
Hr. Prof. Monke hat im neubearbeiteten Gehler'-
sehen physikalischen WOrterbuche, Bd. 8, der hydrauli-
schen Spruugkegel ausführlich erwähnt, dabei aber, gleich
zu Anfange, S. 979, geaufsert, dafs zur Erklärung dieser
Phänomene es nicht nöthig sey, die Elasticität der tropf-
baren Flitosigkeiten zum Grunde zu legen. Diefs ist ganz
richtig, wenn man, wie dieser geldirte Physiker thut, die
Massen ab mit den Ihnen zukommenden QuantitSten der
Bewegung begabt voraussetzt ; welches aber nicht gesche-
hen darf, ehe man den Torricellischen Satz erwiesen hat.
Meine Absicht aber ist, dessen strengen Beweis zu lie-
fern, den man nie früher geliefert' hatte, den ich aber
1) Eine zu rasche Senkung vereinigt beide 6uaUlcu in Linen, eine tu
UngMme lä£it nur den zweiten tu.
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411
jetzt in strengerer Form als in meiner theoretischen Phy-
« sik, 1809, durchgeführt zu haben glaube. Sollten aber
die SpruDgcjliuder und Sprungkegel dazu beitragen, in-
dem sie sich nur mittelst der Elasticität erklären laa-
sen, 80 mnÜBte ich o6 opo ausgeben and dieses beweiaea.
Sollten wir einst unelastische FlQssigHeiten entdecken, sa
wSre der Sprungkcgel, diese so einfache Vorrichtung, ge-
eignet, um sie zu entdecken. Dahin aber gehören nicht -j- ■
diejenigen, als Sjrrupe, Theer etc., welche sui deren Was- O.'i
ser oder Oeien viele nur mechanisch beigemischte con- \
crete Substanzen enthalten, oder wirkliebe Auflösungen
von vielem Zucker, Gummi, deren Zähigkeit die Bewe-
gupgeii überhaupt erschwert
Nachdem w ir die Wege kennen gelernt haben, wel-
che das Wasser durchläuft, um zu der Ausllufsmündung
zu gelangen, so wie auch die durch den Druck entstehende
£lastidtät, die Acceleratifio erzeuf;!, unterliegt das Phäno*
men der tusBomengezogenen Wasserader kmner Schwie-
rigkeit. Alle Hjdrodynamiker seit Newton haben sie
(die Reibung und den Widerstand der Luft abgerechnet)
von den schiefen Richtungen und Entgegensetzungen ab-
geleitet, unter welchen das Wasser sich der Mündung
ntthert, diese von ihnen angenommenen krummlinigen Be-
wegMUgen mögen die wahren oder nur eingehildete sejn.
Vorzüglich hat Bossut sich bemfiht, durch seine Ver-
suche, mit und ohne Ansatzröhren, die Gröfse des durch
jene Entgegensetzungen entstehenden Verlustes auszumit-
teln. £s ^ind auch seine BesuUate bis jetzt, so viel mir
bekannt ist, als richtig angesehen worden. Daher ich
das oft Gesagte nicht wiederholen will. Dasselbe gilt
▼on dem Ausflusse aus den Seitenöffnangen.
Es ist oben bewiesen worden, dafs in den Gefäfsen,
wie .4, B, C ( Fig. 8, Taf. I), mit gleichen Grundflächen
und Höhen, aber verschiedeneu Verlical- Durchschnitten,
der Satz der Gleichheit d^ Drucks auf der Gnindflftdie
nicht aus dem blofsen Prino^ der Schwere xu erklttren
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412
sey. Es ist aber unsere Pflicht zu zeigen, dafs dieser
höchst ^vichtige Satz sich aas der Schwere und Elastici-
iäi streng beweisen lUfst.
Es sej A (Fig. 9, Taf. 1) ein cylindrÜBdies, ganz
gesdilossenes GefUfs, auf weldies eine Röbre B mit dem
Gefäfse A commanidrend aufges'eM ist, so wird £e bis
aa eingefüllte Flüssigkeit auf der Grundfläche bc des
Gefäfses einen eben so gruisen Druck hervorbringen, als
wenn die Rühre d a ad einen eben so grofsen Durcli-
messer als das Gefifs A hStte.
Beweis, Da der Druck einer schweren und elasti-
schen Flüssigkeit nicht nar in der Aiehtimg der Schwere,
sondern in allen Richtungen gleich stark drückt (diefs
ist die Definition einer elastischen Flüssigkeit), so wird
irgend eine Schicht x x derselben im Gefäfse A eine
Elastidtit erhalten, die der Höhe ax entspricht- Folg-
lidi wird ihre ElastidtSt in den Richtungen 7/ und xy
dfücken und die ganze Schicht yxxy die der Höhe ax
zukommende Elasticität erhalten, die also dem verticalen
Drucke der Säule a x gleich ist. Dasselbe wird in al-
len horizontalen Schichten wie y^r'yy stattfinden. Da
aber alle diese Elasticitäten auch nach unten mit gleicher
kraft drücken, so nnifs der Boden hc des Geföfses in
allen seinen Punkten mit derselben Kraft gedrflck't wer-
den als die dem DurchscLuilt der Röbre B gleiche Grund-
fläche mn.
Kehrt man den Apparat um, setzt in i>a einen Bo-
den und nimmt den Boden B C weg, so beweiset eine
Shnliche Sdiluisfolge, dafs das Wasser in A nicht mehr
und nicht weniger als auf den Boden aa drückt als die
Säule maan allein drücken würde.
In meinem Grundrisse der Physik der Erde luid
Geologie y S. 385, habe ich die hohen Fluthen, welche
an Untiefen, engen Buchten, Insel -Gruppen etc. stattfin-
det!, aus der Theorie der Sprungkegel und Sprungcylin-
der erklart, und die Beispiele der canariscben Inseln, der
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413 .
Meerenge von Gibraltar, der Häfen von Cherbourg und
St. Malo und der Mündung der Saverne in dieser Hin-
sicht genannt. Namentlich ist das Beispiel der Saverne
sebr auiüaUeiicl, da die Fluth daselbst um 54 FuCs steigt.
Baffir aber bat die Natar einen colossalen ^parat dazn
Gonstniirt. Das Geföfs ist das atlantische Meer; der erste
Theil des Kegels ist der Canal von Bristol, dessen Ba-
sis zwischen dem Cap St. Gowers und dem Cap Hart-
iand 45 englische Meiieu breit und von da bis zur Insfel
Seillj 70 M. lang, wp er ^ich bis 10 M. Breite Ter^ogj^
und. dann den spitzigen K^;el bis . zum Ansflnfo der Sa-
verne, mit der Basis 10 und der LSnge 35 Meilen bildet
Hätte diese grofse Bucht nicht einen NebenausÜufs durch
den Geoiges-Canal in das irländische Meer, und von da
durch den Nord -Canal wieder in das atlantische Meer,
so wfirde die Fluth in der Saverne ungleich höher sejn.
An jedem Ufer» weiches eine spmngkegelartige Con*
figuration hat, erzeugen Winde, die in der Bichtung der
Axe blasen, ähnliche Hebungen des Wassers. Hr. Prof.
Munke führt im physikalischen Wörterbuche eine solche
(wahrscheinlich das gröiste Phänomen dieser' Art) an,
welche bis an die Laterne des Leuchttbnrms Simdnay
head, 3410 Fnis hocli, steigt. Wir mQssen fibrigens- sol-
che Sprunghöhen Überhaupt nicht allein der horizontalen
Verengung der Buchten zuschreiben, sondern es liefert
die allmälige Erhöhung des Grundes einen guten TheU
des Phänomens.
Diesem Gesetze des Sprungkegels verdankt, leider! •
Petersburg lilhrlich eine oder mehrera Uebersehwenunan-
gien Att niedrigsten Theile der Stadt, . und namentlich
anch die grofse Ueberschwemmung von 1825, welche so
Vieles zerstörte und mehr als tausend Menschen das Le-
ben kostete. Wie viel unheilbringender wäre sie gewe-
sen, wenn nicht der finnische Meerbusen sich von Hel-
aingfors an bis iom Ausflüsse der Na^wa erweiterte, son-
dern in semer ganzen Länge seine Kegelgeslalt beliaaptete!
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414
Diese Theorie des Aasflusses der Flüssigkeit aas
BodeDöffnungeo, und vorzüglich der Satz, dai& das Maxi-
mniii der horizootalen GesdiwmdigkeiteD sehr mibe am
Boden stattfinde» babe idi in meiner Geologie mit Yor-
tlieil daxn angewandt, um den Ton allen andern Geolo-
gen (so viel ich weifs) nur postulirten Strömungen im
Ur-Ocean den Ursprung anzuweisen, den Strömungen,
welche durch ihre Gewalt so viele Thäler ausgewaschen,
flo Tiele Felsenkämme durchgebrochen, und ihre Trüm-
mer, nebst denjenigen, welche dorcb gewdtige Tulcamsche
Erschfitteran^en entstanden sind, als erratisdie Blöcke
weit und breit verschleppt haben — ein Geschäft, welches
man sonst und noch heut zu Tage den im Angesichte
solcher Verheerungen zwergartig erscheinenden heutigen
Flössen aufbürden will.
y. Veber das Verhältnifs der eMirischen Pola
rität zu Licht und TVärme;
ifom Dr. Neef/ in Franli/wrt o. M.
zu andern Naturkräften ursprüngliche Thatsachen, wel-
che, wie in einer Knospe^ einen ganzen Oi^^anismus ent-
halten. Von ihrer genauen Beobachtung ansgehend, ent-
wickelt sieh durch ilie Reihe der Einzelnheften die Er-
kenntnifs des Ganzen. Eine solche z. B. war för die
Lehre vom Elektrochemismus die Wasserzersetzung, als
man an dem positiven Pol den Sauerstoff, am negativen
den Wasserstoff auftreten sah. Ein solches Factum war
es fftr den Elektromagnetismus, als Oersted die That-
sadhe wahrnahm, dafc der Magnet sich senkrecht auf den
elektrischen Strom lagert, • indem seine Polarität zu der
(Mitgeiheflt ▼om Jbn» Yerfimer.)
1.
Verhältnisse der Elektricität
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41»
des Strotns in einem beMimmteD Verhältnisse steht. Aocb
bei den andern BetiehuDgen der ElektrieitSt mufs die'
wissenschaftliche Untersuchung von solchen Fundamen-
talversuchen ausgehen, deren scharfe und methodische
Beobachtung aliein zu einer genügenden Ableitung und
Entwicklung führt. Und so nmfe es auch für die Err^-
gnng des Lichts und der Wärme durch Elektricität XJf-
phinoniene geben, welche, wenn man die €oni|^ttesftioiietf
eUminirt, einfach und klar die elementare Thatsache dar-
stellen. — Bei einer Untersuchung über die Eigenthüm-
lichkeiten der elektrischen Pole habe ich Erscheinungen
beobachtet, welche mir diesen Character zu haben schle-
nen, nnd dersn Entwicklung ich denen, ivelchen reiebete
Mittel tu Gebot Mehen, hiermit inur PrSfung vorlege.
I. üeber dea Ursprung des elektrisebea LIeat«.
2. Man hält das elektrische Lieht für ein Ausglei-
chnngqphänomen l>elder Elektricitäten, welches zwischen'
den Polen in schlecbtleitenden Medben stattfinde. Ob'
eine oder zwei ElektricHäten selbst leodvten, ob das
Licht ihnen als Flüssigkeiten zukomme, oder ob das elek-
trisirte Medium leuchte, sowie auch über die' Frage, wel-
chen Antheil die Wärme an dem Lichtphän'omen habe,
darüber herrschen weder hinreichend kl»e Vorstellüngi^n,:
noch sind auf experimentalem Wege / «ilängBäie iieob-
achtungen angesteth worden. Nor komnff'man 0lh*ifr ^ber-
eiD, dafs hier eine Bewegung des Leuchtenden stattfinde,
welche man sich als eine Strömung in Einer Richtung
oder in zwei entgegengesetzten vorstellt, als überschl^^
gende Funken, an deren Licht beiffle Pl^re Adtheil haben,'
nnci vorzugsweise der positive. ' f ' ' • - \i •
3. Die objectiren Ursacioi dieser tJnlilailieit ^ktä
hauptsächlich die Flüchtigkeit des Phänomens, und die
mitwirkende Wärme. Ist die leuchtende Entladung ein
einzelner Blitz, so geschieht sie i» einem so unermefs-'
lieh kleinen Augenblick« daCs sie nicht distinct gesehen
416
werden fcaiui. Ut^.f^ eine hdclist taeehe Aufeiiiaiider«
folge uDsShIiger Fanken, wie z. 6. im elektrischen Strah-
lenbüschel des Conductors, so bleibt die Polarität des
leuchtenden Wesens unsicher; denn was hier leuchtet,
kann entweder die ausströmende positive Elektricität, oder
das durch Indnetion hier ne^tiv elektrisirte Medium aeyn,
80 wie umgekehrt am anderen PoL Tritt endlich ein
hoher Grad von Wirme hinzu, wie bei starken Leydaer
Flaschenschlägen oder bei den Verbrennungserscheinun-
gen der Yoltaischen Batterie, so erscheint das Lichtphä-
nomen complicirt, und beinahe ganz als ein secundäres;
man muCs es glühenden Metall- oder Kohlentheücbai
mschreiben, fast so gewife, als man daa Licht des zwi-
schen den Polen glühenden Platindrahts nur mittelbar
der Elektricität, unmittelbar aber der Wärme zuschrei-
ben mufs. Dafs es aber ein primäres elektrisches Licht
giebt, ein nicht durch die Wärme vermitteltes, so wie
eine. dunkle elektrische Wärme, ist gewift« Viele Phi-
Domene der Reibnngselektricität zeigen ein sidcfaes höchst
glänzendes elektrisches Licht mit einem Minimwn Ton
Wärme. Es ist nur schade, dafs man aus den erwähn-
ten Gründen den Ursprung des Lichts hier wie dort nicht
mit Erfolg studiren, und aus dem Chaos der £rscheinuBp
gen ausscheiden kann.
4. Es ist mir' gehmgen» auf einem anderen Wege
dies zu erreichen. Bei der Magneteklttridiät nSmlioh,
— . unter welchem Namen ich die durch entstehenden
und verschwindenden Magnetismus hervorgerufene Elek-
tricität begreife^ nicht nur wenn die Erregiong durch den
f^jsrmanenten Magiietismus des Slahlmagneten, sondern
auch wenn sie durch den momentanen des Eleklroma-
gpeten geschieht, — kann man unter günstigen Bedin-
gungen das elektrische Licht frei von verwirrender Com-
plicatiou und sehr distinct sehen, kann es bis zu seinem
Urs|n'ung verfolgen und die Art seiner Polarität unzwei-
dan^ eriLennen. Denn, da diese ElektriotHtsquelle eine
hö>
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«7
höhere Intensität und geringere Quantität Uufsert als die
Yoltakette, so giebt sie mehr primäres Licht und weni-
ger Wärme als diese. Sie nähert sich mehr der Frictions-
elektricatäti ist aber weniger oberflächlich und wirkt kräf-
tiger chemisch als diese. Sie steht also in einer für- sol-
che Untersuchungen gificklichen Mitte zwischen den Ex^
treuien. Auch kann man beliebig sowohl ihre Intensität,
als auch ihre Quantität schwächen und verstärken, je
nachdem mau zur Spirale einen längeren oder dickeren
Draht wählt, ihr UauptTorzng ist aber, dafs man die
PolareCTecte,. welche beim Yoltaischen Strom dem Expe-
rimentirenden unter der Hand verschwinden , indem sie
sich schnell neutralisiren, bei ihr besser auseinander hal-
ten, und unverinischt zu einer bedeutenden Höhe steigern
kann.
5* Ich bediente, mich dazu meines Magneteielciro-
motors (Poggend. Ann., Bd. 46, S. 104), weldier auch
hierzu der zweckmäfsigste Apparat ist, indem er zum Her-
s, vorbringen sowohl einzelner magnetelektrischer Entladun-
gen, als einer Reihe von zahllosen höchst rasch sich fol-
genden sich eignet; zudem ist die Entladungssteile blei-
bend dieselbe, einer scharfen BeobacMong folglich be<
quem zugänglich. Die Constroctionsart des Medianismns
war etwas abweichend von. der a, a. O. beschriebenen,
namentlich darin verschieden, dafs das Lichtphänomen
nicht, wie dort, von einer abgestumpften Spitze verdeckt
wird. Es war nämlich die, deren sich der Mechanicus
Desaga in Heidelberg bei diesem Apparat bedient: der
Hammer ist mit einem Platinplftttchen bedeckt, und senk-
recht auf dessen Ebene berührt er die conische Spitze
eines Platindrahts, der mit dem Ambofse verbunden ist.
So hat man den Vortheil, die Lichterscheinung überall
unverdeckt zu sehen, und sie eben so gut an einer Ebenc^
als an einem conischen Körper beobachten und messen
in. können. Als Erreger ist die a. a. O. beschriebene
Batterie am zweckmäfsigsten. Eine einfache Kette relebt
PoggendoiiP« Anoal. £d. LXYI. 27
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418
meiBfeiis bin. Bei WirkongnbDahme« oder wenn man
stärkere Effecte beabsichtigt, kann man 2, 3, 4 Platten-
paare ungleichnamig verbinden. Bei einer so mäfsigen
Quelle sind alle Effecte blois magnetelektrische; selbst
permaneDte Schliefsung erregt« eben so wenig ein Glühen
der Platindrabtspitze, als eine schnelle Folge unterbro-
chener Conlacte.
6. Es ist bekannt, dafs bei diesem Apparate, wenn
er vibrirt, zwischen dem Hammer und dem Ambofse bei
)ederOeffnung der Kette ein sogenannter Funke erscheint,
und dafs diese Lichierschemmg bei den schnell sich wie-
d(»'holenden Trennungen eine scheinbar stätige wird. Ir-
riger Weise bSlt man ^ie för wirkliche (von Pol zu Pol
überspringende) Funken, oder schreibt sie (wie früher
ich selbst a. a. O.) immer einer Metallvcrbrennung zu.
Erst bei sehr starker Elektricität entsteht Verbrennung;
bei so schwacher Quantität und Torherischeoder Span-
nung ist die Liditerscheinung nur mit einem Minimum
yon Warme verbunden. Schon das blofse Auge sieht
sie bei gedämpfter Tageshelle als ein violettes Licht; die
Stromrichtung möge nun vom Hammer zum Ambofse oder
umgekehrt gehen. Aber sie ist überaus klein; und diefs
brachte mich auf den Gedanken, mit dem Mikroscop sie
XU untersuchen.
7. Man beobachte also mit bewaffnetem Auge, und
sogleich wird man sehen, dafs das Licht phänomen im-
mer am negativen Pol erscheint y d. Ii. dafs die Platin-
spitze des Amboises leuchtet, wenn der Strom vom Ham-
mer zum Ambofise geht, und die Platinfläche des- Hammers,
wenn die umgekehrte Richtung stattfindel. Bekanntlich
geht die MagnetelektricitSt beim Oeffnen der Kette in
derselben Richtung wie der primäre Sd oni; auch zersetzt
sie z. B. das Wasser in demselben Sinn, entwickelt Sauer-
stoff an der vom Kupfer der Kette herkommenden Elek-
trode, und Wasserstoff an der zum Zink führenden. Dals
also die letztere der nc^ive Pol ist, kann keinen Zwei-
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419
fei erleiden. UeberdielB kano man die J^acfaweisang Gaa-
siot's (Ann., Bd. 65, S. 479) vergleichen.
8. Schon mit einer fünfmal vcrgrölseniden Loupe
entdeckte ich dieses Fundamentalphänomen. Schon so
fällt es unzweideutig in's Auge, aber die genaue UnUr-
Scheidung de$ Details fordert stärkere Ver^rdCsernng*
Am vortlrailliaftesten fand ich die 25- und die 50fache
eines PlöfsUschen Mikroscops, zu welchem ich mir ein
Horizontalstativ machen liefs. Sie erlauben eine l|zöl-
lige Entfernung des Objecüvs vom Gegenstand. Mit der
66fachen sieht man nicht mehr, als bei jenen, und das
Bild ist weniger nett UebriigenB ist auch hier keine starke
Verdunklung des Sehfeldes nötbig, und eher nacbthei'
lig; die Spitze z. B., wenn sie leuchtet, spiegelt sich dann
in der Fläche.
9. Mit dieser Bewaffnung nun unterscheidet das
Auge deutlich, dafs das Licht von zwei verschiedenen
Quellen kommt Die erste besteht aus blendend weifsen
Pünktchen vom lebhaftesten Glänze, aber unmefobar
klein, so dafs selbst bei 66facher Yergröfserung kein
wirklicher Durchmesser zu unterscheiden ist, so wenig
wie bei Fixsternen auch durch das stärkste Femrohr.
Diese Pünktchen sitzen am Platin fest, sej nun die Ebene
des Hammers oder die conische Spitze des Ambofises ne-
ptiver Pol. Niemals erscheinen sie frei in der dfinnen
LicbthüUe, von welcher nachher die Rede seyn soll, oder
gar aufser ihr in der Luft. Sie erscheinen bald hier, bald
da, beim Wechsel der Schläge. Sie sind am häutigsten
am Extrem des Pols, also an der Contactstelle, an der
Spitze des Lichtkegels beim Ambofe, in der Mitte der
Lichtscbeibe beim Hammer. Diese Lichtpunkte sind höchst
feine Spitzen der rauhen Oberfliicbe, welche als solche
concentrirtes Licht ausstrahlen, was man bei derReibungs-
elektricität Spitzenlickt nennt; bei einer vollkommen po*
lirten Madel erscheint es daher nirgend als an der äuiser«
fteii Spitse.
27*
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10.. Die andere Lichtquelle will ich Flamme nen-
nen, weil sie einer sdiwach- leuchtenden, ststen, viirfet-^
tcD FlaiTiiTie gleicht, und weil auch Anderes, wovon un-
ten, dazu berechtio;t. Erscheint sie am Ambofse, so um-
giebt sie die Piatinspitzc ak leuchtende Hülle. Bei mitt-
lerer GröCse sab ich sie 0,5«" lang und 0,04'"*' bis 0,05'"*
dick. Tritt sie aber am Hammer auf, so lieg^ sie hori-
zonta! anf dessen Ebene, eine Scheibe von gleichfalls
4^ JVIiilim. Durchmesser und bis Millim. Dicke biU
dend.
11. Dafs das sichtbare Gesammtphänomen vom ne-
gativen Pol herrährt, und ihn mit bedeutiender Verbrei-
tnng omlenchtet/ ist ganz unverkennbar. Die MögUchknt
ist nicht zu leugnen, dafs auch am positiven Pol ein
schwächeres Leuchten scvn könne: nur kann man es
nicht s^ehcn, weil er eintaucht in die Lichtsphäre des ne-
gativen; dagegen giebt es eben kein Mittel, und nur die
Analogie mit der Frictionselektricität kann zur VenMi*
thung einigen Anlafs geben.
12. Bisher setzten wir immer die Beobachtung am
vibrirendeii Magnetelektroniotor \ oraus, und wirklich lernt
man das prachtvolle Phänomen so am besten kennen. Es
ist hier so stät, dafs man es Viertelstunden lang bequem
betrachten' und messen kann. Aber so gleichförmig auch
bei roafsiger Intensität die Flamme bleibe so unstAt sind
hier die weifsglUnzenden Punkte; sie erscheinen in wim-
melnder liewegung. Erwägt man, dals, was man schein-
bar stät sieht, eine höchst rasche Succession unzahliger
Blitze ist, so erkennt man leicht > dafs, diese Bewegung
eine optische Täuschung ist, herrührend von dar Vielheit
der Punkte, von denen bald dieser, bald jener anfleuch*
tet. Es ist daher nöthig, dafs man auch einzelne Blitze
beobachte; welches leicht zu bewerkstelligen ist, wenn
man den Hammer nicht dem Spiel der Maschine über-
läfst, sondern mit der iiand lenkt. Wem der erwähnte
Apparat nicht zu Gebot steht, bedarf nur einer einfachen
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Voltakette, einer Spirale nnd einer etwa 12fach vergrö- '
fserndeu Loupe, um sowohl das Polaipliaiioiiicii, als das
beschriebene Detail in einzelnen Blitzen deullich zu se-
hen. Mau sieht nämlich die Flamme und die weifseu
Pünktehen zugleioh anfblitzeo; aber diese sind üx, sie be-
wegen sich üach keiner Richtung, es sind keine „Funken."
13. Wir 'lernen die Erscheinung noch besser ken-
nen, wenn wir die bisher angenommene magnctelektrische
Intensität alluiiilig schwächen. Man kann diels nin be-
sten durch den Moderator (Poggend. Auual., Bd. 50,
S. 236) bewirken. Man bringt nftmlich einen mit Was-
ser gefüllten Glascylinder zwisdien die magnetelektrischen
Pole, und senkt den einen derselben immer tiefer in das
Wasser. Das Licht wird dadurch immer schwächer, bis
es ganz verschwindet. Hierbei verkleinert sich die vio-
lette Flamme und wird zugleich dünner und daher mat-
ter leuchtend. Die Spitzenlichter aber (die weifisglänzen-
den Pfinktdien) vermindern sich in der Zahl, und kom-
men zuletzt nur an dem Conta et punkte vor, bis sie auch
hier verschwinden, liebt man die eine Elektrode am
Moderator albnälig wieder herauf, so sieht man beide
Lichter wieder anwachsen. Wenn man die Lichtqueliea
so ▼erringert hat, dafs nur noch einige Spitzenlichter er-
scheinen, so kann man von der violetten Flamme nichts
mehr wahrnehmen. Je kleiner daher das Lich(ph8nomen,
desto weifser, je grofser, desto violetter erscheint es. Es
fragt sich nun, ob die Flamme wirklich ganz verschwinde,
während die weifsen Punkte noch leuchten, so dafs jene
nur bei einer höheren Stärke der Magneteiektricität statt-
findet; oder ob sie dann nur dem Auge nicht erkennbar
ist. Für letzteres spricht, dafs ihr Licht an sich schon
weit weniger intensiv ist, als das concenlrirte der weifsen
Punkte, und dafs es durch die Dünne der leurhtendcii
Scliichl, die nur den zehnleu Theii des Durchmessers
derselben beträgt, wenn diese GrOfsen auf ein Minimum
redttcirl werden, wohl unsichtbar * werden kann, ohne
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wiiklich venchwiiiideii m sejn. Ob die Planme daher
den LichtpünktGhen zo coordinnren, oder ob diese pri-
mär, jene nur secundär seyen, wage ich nicht zu ent-
scheiden.
14. Eine andere Art von Schwftchung bot ein lehr-
reicher Yersach dar. Ich vertheilte BimUdi das Licht-
pbSDomen, indem ich aaf den Hamaier eines zweiten
Magnet elektromotors eine sehr feine Stahlnadel („Perlen-
nadel") befestigte und ihre Spitze auf der Platinfläche
des ihr gegenüberstehenden Ainbofses hämmern liefs; es
war also die umgekehrte Construction von der des er-
sten. Die magnetelektrischen Pole des ersten Apparats»
von denen sich ein Theil der Entladung abldten Ufst,
wurden mit Hammer und Ambofs des zweiten in leitende
Verbindung gesetzt. Während nun der erste vibrirte,
wurde auch die Nadel des zweiten in Oscillationen ver-
setzt, wodurch sie mit dem höchst nahen AmboCs in häo-
fige Berfihrong kam, and so das abgeleitete LiditphSno-
nen zeigte. Da die Stablnadel weit feiner ak die Pkh
tiuspitze des primären Apparats war, so entzog sie dieser
nur einen sehr kleiueii Thcil der Elektricität; daher war
ihr Licht auch weit schwächer. Aber durch 25fache Yer-
gröfserong konnte ich deutlich wahrnehmen, dafs, wenn
sie negativ war, nur an ihrer Snfsenten Spitze, mid nur
Ein Lichtpunkt erschien*: eine Folge der Politnr, wie
schon oben erwähnt. Die Flamme war wieder violett;
also machte die Verschiedenheit des Metalls, an dem sie
auftrat, in der Farbe hier keinen Unterschied. Dabei
war sie Ittnger als die an der Platinspitze^ aber von viel
matterem Licht ; hSofig war sie gar nicht sichtbar» Blitste
sie auf, so sah das Ganze wie ein Komet aus. Auch am
Ambofs, wenn er negativ war und leuchtete, sah ich sehr
selten die Flamme, sondern nur eine von zahllosen wei-
isen Lichtpiinktchen schimmernde Scheibe; eine Folge der
schwadien Elektricität.
15. Bringt man ein Tröpfchen Wassers oder wasser-
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baltigen Weingeists zwiBchen Hmaer und Ambofo, m
ariraitet der Medianismns %wbt Tibrirend fort, allein man
sieht bei schwacher Erregung wohl die Gasentwicklung
des zersetzten Wassers, aber kein Licht. Erst bei star-
ker £lektricität sieht man das Licht auch unter Wasser.
Wartet man die aUmälige Yerdunstong ab, 90 erschei-
nen »inScfast weiise Licbtpllnktchen, dann die Flamme.
Man kann diesen Embryonalzustand des elektrischen Lichts ,
nicht schöner sehen.
16. Aber nicht minder lehrreich als die Schwächung
des Phänomens ist dessen Verstärkung^ Um diese zu
bewirken, muCs man sich einer kräftigeren Kalte bedie-
nen, doch einer solchen» bei der keine Elditrode glfibend
werden kann, da wir hier immer noch das primäre Licht
untersuchen. Zwei bis drei Ketten, ungleichnamig ver-
bunden, wirken sehr gut. Der Effect ist, dais die Spitzen-
lichter reichlicher, die Flamme gröfser wird* Aber nun
er]Bcheinen auch weifsleochtende Stellen von merklicbem
Durchmesser am Platin« Und die Flamme ist nicht eine
rähige Licbthülle, sondern sprüht oft bedeutend über ihre
Gräuzc hinaus , manchmal mit rother Farbe ; unter dem
Mikroscop ein wahrer Lichtvulcan. Nun sieht man auch
zuweilen ächte Fünkchen, d. h. höchst kleine leuchtende
Punkte^ welche von der leuchtenden Elektrode auswärts
sprühen, so dafs sie aufserhalb der Flamme sicMbar wer«
den und erlöschen; aber sie nehmen ihre Richtung nicht
cutschieden nach der dimkeien Elektrode, es sind keine
überschlagende Funken.
17. Geht man beträchtlich weiter mit Verstärkung
der erregenden £lektricitä(, so ist es nioht mehr zn ver-
meiden, daCs die Wärme, die sie erregt, bis zum Glühen
steigt. Dann hat man es nicht mehr mit dem primären
Licht allein zu thun; das Licht des Glühens und Ver-
brenncns ist wesentlich ein anderes, von der Elektricität
nicht direct abhängiges ; und beide Lichtarten vermischen
aidi so, daÜB es mir noch nicht gelungen ist sie hinreifsbend
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424
•
«1 tnteraelieideD. Doch wird tob eiaidhictt EncMBan-
gen, die hierher gehöreu, noch die Rede sejn, so wie
auch von manchem Anderen, was die Erregung des Lichts
durch Eiektricität betrifft, das al^er eist später sein vol-
les VerstSndDiCs findet
. IL 0eber den Crsproag der elektrUchen Wirne.
18. Die Erscheinung, dafs das Licht ausschliefslich
am negativen Pol entspringt, rief die Frage hervor, wel-
che Thätigkeit wohl am Uchtlosen positiven Pol ihr ent-
spreche. Ich Termuthete^ dafs die Wärme diese Function
sej. Es ist bekannt, dafs die eld^tromotorische Kraft, von
ihren ersten leisen Regungen an, un Conflict mit dem
Leitungswiderstande des Metalls Wärme erzeugt; ihre
höchste Entwicklungsstufe ist das Feuer. Diese Wärme-
CTtwicklung tjndet sowohl bei dem Schlag der Leydner
Flasche und der pennaoenten Ldtang des Yoltaiachen
ScbliefsungsdrahU statt, als bei der unterbrochenen der
Magnetelektricität, beim Durchströmen sowohl guter als
schlechter Leiter. Aber bei der Schliefsung durch Me-
talle kann man die Eigenthümlichkeiten der Pole, nament-
lich in Bezug auf Wärmeentwicklung, nicht .unterschei-
den, weil sie sich im Leiter vollstfindig neotralishren. Es
giebt für die Darstellung der Polareffecte nur drei Wege:
erstens die Magnetelektricität; zweitens den Feuerstrom,
der zwischen den Elektroden mäcluigcr Batterien in Di-
stanz überschlägt; und drittens die Wasserzcrsetzung durch
sehr kräftige Säulen. Diese alle gestatten eine starke Er-
regung, wlihrend sie dennoch einen UeberschuCB freier Po-
larkrfifte In ihrem Gegensalze 'scharf auseinander halten.
19. (Erster Weg.) Aufmerksam auf die Erschei-
nungen am |)osi:i\ en Pol des Magnetelektromolors, nahm
ich bei einem schon oben (14.) erwähnten Versuch ein
Phänomen wahr, welches meine Ansiebt, dais die Anode
der Warmequell sej, wie die Kathode der Lichtquelle
betätigte. Wie die feine Stahbiadel unter dem Einflösse
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schwacher Elektricität sich als leuchtende Kathode ver-
hielt, habe ich dort erzählt. Aber beim Wiederholen
dieses Versuchs sah ich zuweilen, bei etwas stärkerer
Elektricität, vor dem Mikroscop die NadelapUze, als sm
Anode 9 folglidi lichtloe, war, und ihr gegenOber .der ne-
gative Anibofs Icnohtete, plötzlich rothglfib^nd werden;
"War sie negativ, so geschah diefs niemals. Dieser Ver-
such kann nur mit einer so äufserst feinen Spitze gelin-
gen, die selbst bei schwacher Elektricität leicht in's Glü-
hen gerätb, und der fef^endberatehenden MetaUAttcbe di*
Gluth nicht verwirrend mittheilen kann«. Denn wenn die
Elektroden gleidie Maaee haben, so wird vermöge der
Würmcleilung die Glühhitze der positiven auf die leuch-
tende negative fortgepflanzt. Auch mifslingt der Versuch,
wenn der rechte Grad elektrischer Intensität nicht ^tro£-
fm wird» *
m (Zweiter Weg.) Walker hat mit seiner mäch-
tigen Batterie von 160 DanielTscben Zellen folgenden
Versuch angestellt. ( Transact. oj ihe Lond. clcctr, soc,
p. 6d, 71. — Poggend. Ann., Bd. 55, S. 62.) Er legte
die Pülardrahte kreuzweise, doch so, dafs sie sich nicht
berührten, sondern noch einen kksoen Zwischenraum %fn- '
sehen sich lieben. Sogleich ging ein glänzender licht-
Strom continuirlich durch die dfinne Luftschicht; nnd da>
bei zeigte sie!) die auffallende Erscheinung, dafs der po-
sitive Draht von dem Kreuzpunkt ab bis zu seinem freien
Ende (also seihst au£serhaib der Stromleitung) rothglü-
hend wurde, arwciiAle, und sich umbog; während der
negative Draht verhSltnÜSimafsig kalt blieb.
21. (Dritter Weg.) Walker tauchte die Polar-
drähte in zwei Wassergefäfse, worin Thermometer stan-
den; die Verbindung beider Wasser geschah durch einen
capiilaren Docht. Das, worin der positive Draht tauchte^
zeigte immer eine hdhere Temperatur als das andere.
22. In jeder Wdse also bestätigtisich der ühpnmg
dir elektrischen Wärme am posüum Pol Diese Ycr-
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sudie -m Terrielfältigeii» und unter abgeänderten Umstäo«
den zo wiederhokn, so wie in anderen bekannten That*
Sachen dasselbe Naturgesetz nachsuweisen, bleibt fortwftb*
rend Aufgabe der Untersnchung.
23. Es ist bekannt, dafs die elektrische Wärme, die
ja selbst nicbts anders ist, als eine partielle Lösuu^ der
Cohäsion, von einer mechanischen Wirkung der Eiektri-
cüit begleitet wird, welche eine direote Aufhebung des
ZussniBMuhangs bewirkt, , von der bieten Auflockerung
an bis zur Zersprengung und Zerstäubung. So eben (in
Poggend. Ann., Bd. 65, S. 481) ist hierüber eine treff-
liche Untersuchung von Kiefs erschienen, worin er die
gleichzeitig thermischen und mechanischen Wirkungen der
Elektrieitftt auf den metallischen Leiter, von der ieisestea
Erregung an bis zum heftigsten Sehlag, so besehreibt: der
Draht wird warm, er wird erschüttert, er erhält Einbie-
giiDgeu, er glüht, er reifst vod seinen Befestigungen ab,
er zer^lilterty er schmilzt, er zerstäubt^
24. Nun . diese Trennung des ZusanmmnkgHgs^ die-
ser mechmisofae Effect, der mit dem thermischen so in-
nig verbonden ist, tritt gleichfoUs da auf, wo dieser statt-
findet, — an der Anode, und ist Function der pusitiveu
Polarität.
25. VoQ dieser Thatsache hat schon die Technik
Gebrauch gemacht, und zwar auf magnelslektrischem
Wege. Pring nämlich (Dingier's poljt. Joom.» Bd. 90^
181 ) radirte auf einer gehärteten Stahlplatte, indem er
diese mit dem positiven Pol einer Voltasäule verband,
eine Drahtspirale in die Kette brachte, und mit einer Ra-
diraadel aus Platin, die mit dem negativen Pol verbunden
war, den Contact bewirkte. Stahltheilchen springen bei
)eder Anihebnng der Berührung aus der Platte. Wurden
die Pole -umgekehrt, so war der Funke mit Absetzung Ton
Theilchen der Nndel auf die Stahlplatte begleitet.
26. Deutlicher noch, und im gröfsleu Maafsstah,
sieht nuiu dieses Phänomen der Zerstäubung und Giuth
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im Feuerstrom zwischeu Kohlen-Elektroden am positiven
Poi hervortreten. Seit Davj mit seiner colossalen Bat-
terie von 1250 Paaren diesen Feaerstrom von 4 Zollen
LttDf^ und pD w^dfiuiter Luft toh 6 Zc^en, darstellte^
bettlMifiten wiederlurfte Venodie, selbst in klcincrein
Maafsstab, dafs derselbe den höchsten darstellbaren Grad
von Licht und Wärme hervorruft. Dabei sah man con-
stant, dafs die positive Kohle an ihrer Spitze zerstäubt
wird, und die £;lühenden Koblentbeilchen mit dem Strom
hinfibergefübrt weiden mm negativen Pol, so da(s an der
Anode eine Vertiefong, an der Katbode ein Answucbs
angehäufter Kohlentheilchen entsteht. An der Anode ist
die Glulh und das secundäre Licht extensiv und intensiv
am stärksten. (Fizeau und Foucault in den Ann»
de Chim. et de Phys.^ Ser* III, XL — Poggend.
Ann«, Bd. 68, S. 4«9.)
27. Weit lelehter noch, als die Kohle, verdampft,
zerstäubt und brennt das flüssige Quecksilber. Bringt
man ein Tröpfchen zwischen die Pole des Ma^netelek-
tromotors, so siebt man, selbst bei schviracher Eiektrici-
tät, bei )eder Trennung der Elektroden blendend weifses
Licht und aufsteigenden Qnecksüberdamp^ und zwar^bel
jeder Richtung der Elektridtftt. Selten gelingt es hier,
durch das Mikroscop das Leuchten der Kathode zu un-
terscheiden, weil theils Quecksilbertheilchen sich an die
gegenüberstehende Elektrode anhängen, theils der Dampf
gUlht und secnndSres Licht giebt, welches mit der Giuth
sich anf den andern Pol lortpflamt Es ist daher zur
Untersuchung der Polarphänowe diese schdne Erscheinung
wenig brauchbar. In dieser Beziehung sind Versuche mit
festen Metallen, wie der erwähnte von Walker (20.)
weit instnictiver«
28. Wie nun die positive Elektricität zerstäubt und
▼erflfichtigt, so wirkt die negative Elektricität gestaUend
und perSehtend, Die amorphe Kohle, an der Anode zer-
stäubt und glühend zur Kathode hiuüberge führt, verdich-
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tet sich hier zu specifisch schwererem, der Krystallisation
fähigem Graphit. Die Rufsdendriteo , welche sich beim
Durchströmen einer Flamme bei starken Batterien an die
Kathode anlegen, gehören gleiehfilie hierfaer. Vielleicht
anch das KrystalliaationsUdit, wehAes manchen K^eni
eigen ist, als Symptom negativer Eldttricitftt. Auoh in
der hydroelektrischen Kette wird an der Anode der Za«
sammenhang des Metalls durch Oxydation aufgehoben,
an der Kathode wieder hergestellt und in Krystallvege-
tatioB gestaltet Bie positive Eiektricität ergreift den
Leiter mit ihrer erhitzenden und zersprengendaft Gewalt
in der Tiefe seiner Substanz; die negative wirkt leuch-
tend und gestaltend nur auf seine Oberfläche.
29. Der experimentalen Untersuchung bleibt zur vol-
lendeten Durchführung des Gegensatzes eine Frage an die
Nator vorbehalten: ist der Ursprung der wärmenden Kraft
so ganz auf den positiven Pol besehrlnkt, dafe jede Tem-
peratorerbObung am negativen blofs eine vob jenem her-
geleitete ist? Und wenn die angeführten Thatsachen diefs
sehr wahrscheinlich machen, dürfen wir nicht einen Schritt
weiter gehen, und in der Function der negativen Elek-
triciiäi eme temperaturemiedrigende Knrft permuUim^
Freilich kdonte diesem schon wegen der Reection der po«
sitiven Wftrme, nur in einer flUcfattg voHlbergefaendeD und
leisen Spur sich üufsern. Aber seit es dem scharfsinni-
gen Peltier gelungen ist, eine solche Spur von Erkäl-
tung nachzuweisen an der Berübrungsstelle thermoelek-
triscber Metalle, wenn in eiiwr bestimmten Richtung ein
elektrischer Strom durch sie geht^ ist die Möglichkeit ei-
nes Gelingens auch hier zu hoffen. Der Naturforscher
darf nicht zwischen den Zeilen lesen, aber er darf zwi-
schen den Zeilen suchen.
HI. lieber die Polarität von Lioht und Wärme.
30. Wttrmefreies Licht und lichtlose Wärme in den
elektrischen PhUnomenen zu erkennen, ist ein ideales
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Problem der Wissenschaft. Aber nur in den Anfängen
elektrischer Erregung, beim Status nascens dieser Thätig-
keiten, gelingt eB mit empirischem Erfolg. Steigt die Ener-
gie der Erregim^ so erzängt die Giathhitze an der Anode
sdbst seoDDdäres Licht, ond durch WSrmeleitnng wird
die fcaltleuchtende Kathode in das MischungsphXnomen
gezogen. So kamen wir auf Erscheinungen, bei welchen
es schwer wurde, Licht und Wärme, so wie das causaie
Wirken der Elektricitäten in ihnen, gesondert zu unter-
scheiden. Aber hei der Untersochnng der Wärmephi-
nomene worden Ersdidnangen der negativen ElektricitSt
durch solche, die der positiven angehören, klarer. Und
so müssen wir auch noch ferner Manches, was dorthin
gehört, hier nachträglich behandeln.
3L Eine andere ideale Aufgabe ist es, Licht und
Wirme in ihrer radicalen Einheit za untersnchen. Jede
polare Natorkfaft ist in sieh identisch und zogleidi dif-
ferent. Niemals erscheint die eine Richtung ihrer Th9-
tigkeiten ohne die andere. Beide sind nicht blofs nicht
darstellbar, sie existiren gar nicht isolirt. Von dieser hö-
heren EittheU müssen wir die F ermischimg in den com-
plicirten Phteomen genau unterscheiden.
32. Fttf diese zweite Aufgabe findet sich nicht leicht
ein Anknüpfungspunkt in der elektrologischen Untersu-
chung. Es ist daher nöthig, auf eine verwandte Erschei-
nung hinzudeuten, auf das prismatische Farbenbild. Hier,
also im Licht selbst, differcnzfren sich leuchtende ond
würmende Strahlen, so wie dort aus der Wärme sich
Xicht entwickelt. Die Phosphorescenz der Leuchtsteine
sehen wir durch die wärmenden blauen Strahlen erregt wer-
den, durch die leuchtenden rothen erlöschen. (Poggend.
Ann., Bd. 64, S. 334.) Und diesen schroffen Gegensatz
löst die Undulatioustheorie durch dessen ZurQckfülirung
auf eine bloise Verschiedenheit der WellenlUnge.
33. Das bedeutendste MischuDgsphanomen von Licht
und Wärme ist die elektrische Feuerflamme. „Flamme ist
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brenneDdcs Gas/' so lautet die gewÖhDÜche Definition;
und von solchen Flammen bieten alle ErregUDgsarten der
Elektricität Beispiele genug dar. Denn wo die elcktri-
8cbe Endadusg mit betrachüicher Energie wirkt, zentäubt
ne nicht blofs dag Metall in ^hende Theildieii, die man
FoBkcn nennt, — diese «finden noch keine Weingeist-
dämpfe, — sondern sie verdampft es selbst mit Aeode-
rung des Aggregatzustandes, und der Dampf verbrennt
als Flamme. So wirkt die Leydner Flasche, so die Volta-
flAule^ so die durch eine grolise Batterie erregte Magnet-
elditricit&t Mit DiekemMagpctieLektroiiiolor, erregt Awch
6 Groye'scfae Paare^ sah ich heftige MetaUrerbrennangen,
welche angenäherten Weingeist entztindcten. St Öhr er
beschreibt die Verbrennungserscheinungen an seiner aus
drei Stahlmagneten bestehenden Maachine so. ( P o g g e u d.
Ann^ Bd. 61, S. 424.) „Wenn man die Spiralendoi hin-
t^einander (abo nnglcichnaniig, «arVennehmng derln»
tensitst) in den Comnratator einmOndet, so giebt Stahl
auf Stahl Funken in länglich abgerundeter Gestalt, deren
Mittelpunkt lebhaft bläulich, weifsglänzend mit einem gelb-
lichen und endlich mit einem röthlicheu Saum umgeben
ist* Ein Verbrennen der Stahltheilchen findel hier noch
nicht statt, stellt sich aber sogleich lebhaft nnd mit star-
kem GerSoseh nnd Sprühen der Funken ehi, wenn man
die Spiralen einzeln (gleichnamig, zur Quanlitätserhöhung)
mit dem Commutator verbindet; .... diese Funken ent-
zünden Weingeist." — Auch der Feuerstrom zwischen
den Kohlenelektroden (26.) Mt eine solche Fbmne; eben
80 der im Walker^schen Yersodi (20.)*
34. Aber es giebt aneh iake Ftmnmm^ nämlkh
leuchtende Gase mit so geringer Wärme, dafs sie nicht
zünden. Wenn Phosphor im Dunkeln ganz schwach ge-
rieben wird, so leuchtet er, und es steigt ein leuchten-
der Dampf aoL So schwach dessen Licht, so schwadi
bt dessen Wirme. Beide sind einar weit höheren In-
tensüMsrtnfe ftlug, aber erst bei der Entziindong, oder
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bei starker Reibung, geht die sogienaniite langsame Ver-^
brenniuig in die weit schnellere wirkliche über. Jenes
ist ein primäres Liebt, Dicht von einem Glühen hervor-
gebracht AllerdiogB ist es von Oxjdatioo begleitet, aber
ni^ deren Prodaot Man tbut dem Sprachc^ebrauch Ge-
walt an, wenn man jede Oxydation Vcrbrennong nennt
Aehniiches Leuchten gasartiger Substanzen mit einem Mi-
nimum von Wärme und Oxydation kommt auch sonst vor.
35. Eine solche kalte Flamme nun ist die, welche
wir im Fondamentalphänomen ab Lichthülle der Kathode
sehen (10*). Diese leuchtende Substanz hat eine zwar
sehr geringe, aber doch sichtbare und meCabare Dicke.
Ihr Leuchten kommt unstreitig von der Elektridtät her;
ihr Dasrvn aber nicht. Es ist mir wahrscheinlich, dafs
jedes feste Metall von einer gasartigen Almosphäre in
einer sehr dfinoen Schicht umgeben ist, und dafs von
dieser der spedfische Geruch mancher Metalle kommt
Von dem Metall ist sie wohl nur durch den Aggregat-
zustand verschieden. Aber die Elektricilät, durch welche
sie an der Stelle, wo diese am stärksten wirkt, leuchtend
und sichtbar wird, kann so schwach seyn, dafs sie we-
der durch Wärme, noch durch Aufhebung der Cohttsion
eine solche Verdampfung zu bewirken vermag.
36. Durch eine solche Metallatmospbäre erklärt sich
auch eine eigene Erscheinung. Ich habe nämlich aufser
dem Piatin und Stahl, deren Fnrbeiilic htcr ich oben
beschrieben habe (nämlich wciises Spitzeniicht, violette
Flamme), noch mit Zink und Kupfer experimentirt Zink
gpebt ein blaues Lieht; aber auch dem Platin, wenn die*
ses auf ihm vibrirt und als negativer Pol leuchtet, fheilt
es die blaue Farbe mit. Kupfer giebt ein grünes Licht,
und tbeilt es ganz ebenso dem Platin mit; auch dem
Stahl.
37. Was das Spitzenlicht betrifft (9.), so ist das^
was leuchtet, unstreitig das Metall selbst, seiue feste Ober-
flSche* An eine elektroohemisdie Zersetzung des Wasser*
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I
4»
gues in der Luft, oder gpr der Lofl telbet, kt heim
^nzen LichtphSnomeD gar nioht zu denkea. Beide lei-
ten viel zu schlecht, als dafs eine so schwache Elektri-
cität vrie die, welche hier Licht bewirkt, sie durch In-
ductiou zum Seibstleuchten bringen könnte. Das primäre
Licbtphänomeii am ne^Uven Pol ist ein so eelbststia-
digesy ursprOD^ehes, wie es bei der Wesserzersetxnog
das Aaftreten der beiden Gase an den Polen Ist.
38. Ganz anders verhält es sich mit dem Licht,
welches die Fnciionselekiriciiät zeigt. Diese hat eine
80 hohe Spannung, dafs sie die schlechtesten Leiter durch
faiduction elektrisirt Wenn also beim elektriseben Strab-
lenbitoobel das Liebt an der positiven Elektrode vof-
herrscht, so ist es die negativ elektrische Luft, welche
leuchtet. Wenn man den Versuch in verdünnter Luft
anstellt, so expandirt sich defswegen das Lieht mit der
Luft. Auch bringen defswegen verschiedene Gasarten ein
Tersdiiedettfarbiges Liebt hervor. •
d9. Ich habe den Licfatversnch am Magoeteleklro-
motor gleichfalls in QerdSimäer Luft experimentirt. Hier
vcrgröfsert sich die violette Flamme auf das Sechs- bis
Achtfache, und vermindern sich die weifsen Spilzenlich-
ter. Der Leitungswiderstand der metallischen Oberfläche
vnrd also durch Verdünnung der isolirenden Luft ver-
mmdert, und eben so der dw MetallatmospbMre.
40. Auch in trockenem kohlensauren Gas habe ich
diesen Versuch angestellt. Hier ist die Erscheinung eine
milchweifse Flamme. Man könnte sie für dichtgedrängte
Spitzenlichter halten, aber sie überragt die Elektrode, so-
wohl die flache als die conisehe. Ihre Grölse ist be*
trilchtlich geringer als in atmosphärischer Luft, der Lei-
' tnngswiderstand also vermehrt. — Bei diesem und dem
vorigen Versuch lafst sich nur die Loupe anwenden, we-
gen der Glasglocke.
41. Wenn nun also die negative Elektrieitit das
Licht, die positive die Wtttme hervorruft, so kann die
Fra-
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Frage entstehen: Sind Licht und Wärme tiberall elek-
trischen Ursprungs? Diefs zu bejahen, wäre derselbe
Irrtbum, wie der, welcher die chemischen, die magneti-
schen ErscheiDiiogen überall für ein bloCses Erg^oiCs
elektrischer StrOmiing ansiebt Die groiseii koßiläsdien
KrSfte steheD In inniger Verwaodlschaft. nnd Wecbsel- *
Wirkung; sie bedingen sich gegenseitig, aber sie iudivi-
dualisiren sich zugleich zu unabhängigem Dasejn. Sie
sind nicht nach einem slarren Gesetze verkettet, so dais
mxk Glied, immer mr von einem höheren getra^ wSre;
in lebendigem Wechsel ist hier die eine der anderen,
dort diese jener untergeordnet. Die Pole der zers^en-
den Kette rufen Acidität und Basicität hervor, aber auch
unabhängig davon sind diese Charactere in den materiell
lea Substanzen isolirt und verkörpert. Eben so ist die
mgnetische Jtoegung, welche jeden elektrischen . BUts
and Strom tran0^m«l begleitet, beim permanenten Itfagne-
ten der Materie durch Coerdtivkraft einverleibt Selbst
wenn der Magnet elektrischen Ursprungs war, verliert er
in seiner neuen Daseynsform den Charakter seiner Ab-
kunft, und erst, bei seinem Anwachsen und Vergehen ^
f?ittnt er ihn wieder. Sa. sind auch laicht und Warme
bald abhängig von ' elditrlscfaen Vorgängen, bald nnab- .
bSngig von ihnen, frei und selbstständig, ja znrQckwuß-
kend auf sie. Und wie die elektrischen Pole sich gegen-
seitig bedingen, so rufen auch Licht und Wärme sich
gegenseitig hervor ; obgleich sie auch wieder selbstständig
sind und unabhängig von einander vorkomme. In der
Reibe fundamentaler Thatsachen, in welche diese Wech-
selverhältnisse sich gestalten, fehlt jetzt der Wissenschaft
nur noch Eine: die, welche das Unikehrungsphänomen,
nämlich die Erregung elektrischer Polarität durch das
Licht, nachweist. Hier ist die Gränze, wo eine noch un-
bekannte Region beginnt; allein nichts deutet an, dais
bler ein Widerspruch gegen das Gesetz, welches in der
bekannten helrrscht, sich erheben könne. Obgleich in das
PogcendoriPs Anoal Bd. LXYL 28
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t
434
bisher Erörterte nicht wesentlich eingreifend, schien diese
Lücke mir dennoch hier einer Erwähnung zu bedürfen,
um zu experimeutaler Uutersuchung in dieser Richtung
anzuregen. '
42. Ich gbube nacbgevrieeen zu haben, daik die
gewöhnliche Vorstellung, die elektrisdie LichterKheinnng
entstehe durch eiiiea vom positiven zum negativen Pol
überschlagenden Funken, irrig ist; dafs sie vielmehr im-
mer am negativen Pol entsteht und dessen ursprüngliche
Fmiction ist; daüs dieses Licht das prirnttre, yon der
WBrme onabhSngige^ ist; dafe der Ursprung der Wirme
mid die Aufhebung *der CohSsion dem positiven Pol an-
gehört; dafs diese Function, wenn sie sich höher steigert,
in's Glühen übergeht, als solche secundäres Licht ent-
wickelt, Theilchen der Anode zum negativen Pol über-
führt, und diesen durch die Wärm^dtnng selbst ergreif
io dafs Licht und Wftrme nicht in ihrer EoCstehnn^ aom-
^em erst' in ihrer Steigerung sich cur Feuererseheinung
▼ermischen. Das Licht überall von der Wärme, die
Function des negativen Pols von der des positiven her-
zuleiten, diese Ansicht ist eben so einseitig als die, welche
die Entstehung der ContaetelelLtricitit Ton der Function
des positirai Metalls herieitet. Beide Fadorcn sind dort
wie hier vollkommen ebenbürtig.
Frankfurt a. M., 20. Juni — 30. August 1845.
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436
VI» Ueber die Anwendung des elektrischen Fun-
kens zu Geschwindigkeitsmessungen;
pon FFerner Siemens,
UeoUmmt m der Kfln^ Pireiil«, ArtUlane,
(Gelesen in der physikalischen Gesellschaft, zu Berlin am 3. Oct. 1845.)
{js bat Bich neuerdiDp tki Prioritätastreit über die Idee,
die Bewegmigpgesciiwiiidigkeit der Projectile nittektdes
giWaniscben Stromes za messeo, erhoben. Ans den doil
gemachten Zeitangaben ergiebt sich Jedoch, dafs in der
preufsischen Artillerie schon viel früher ein derartiger
Plan angestellt uud in's Leben gerufen uvurde. Da der
m diesem Behufe gefertigte und noch jetzt im Gebranch
befindliche Apparat noch in keiner wissenschaftlichen Zeit-
Schrift beschrieben, wenn auch seiner Zeit in einigen Ta?
gesblättern ausführlich besprochen ist, so werde ich einige
Worte über den Ursprung und die erste Ausführung der
Idee, die Bewegungsgeschwiudigkeit der Geschosse mit
Hülfe des galyanischen Stromes, und namentlich des £lek-
tromagnetismusy zn messen, ToransschidLen. ,BieBichti{^
keit dieser An|^ben würde sich sowohl durch die Acten
der betreffenden Behörde, wie durch die einigen fremden
Gesandten, namentlich den französischen und russischen,
auf ihr Ansuchen gemachten offiziellen Mittheilungen über
diesen Gegenstand erweisen lassen«
Der grofse Werth, welchen die genaue Bestimnnmg
der Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse für die Artil-
lerie hat, und die grofsen Mängel, welche den bisher zu
diesem Behufe benutzten Instrumenten, und namentlich
dem Ballistischen Pendel, anhaften, veranlafsten die Ar-
tillerie-Prüfungs-Commission za Berlin zur Betretung ei-
nes ganz Terschiedenen Weges, nSmlieh der directen Mes-
sung der Flugzeit des Projeetils, mittelst eines elektro-
28*
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436
magnetisehen Apparats. Sdben im Jalre 1838 war die-
ser Plan von der genannten Commission vollständig aus-
gearbeitet. Er bestand darin, dafs eine Uhr erbaut wer-
den soUte, welche sich zur Angabe sehr kleiner Zeittheile
eignete imd doich magDetische Kraft engagirt und arretirt
werden kdnote. Der hiesige Uliraiaclier Hr. Leonhard
ward mit dem Bau derselben beauftragt und begann ihn
im Februar 1839. Die grofsen technischen Schwierigkei-
ten, welche sich der Anfertigung einer solchen, die Ab-
.leiong von tvvv Secunden gestattenden Instrumentes ent-
gegensetzleo, maditen bedeutende Modificatiooen des ur-
sprünglichen Planes und viele zeitraubende Yersüdie er-
forderlich. Dem Eifer ond der grofsen Geschicklichkeit
des Hrn. Leonhard gelang es indefs, diefs Werk end-
lich zur völligen Zufriedenheit und so herzustellen, wie
es noch jetzt bei den Versuchen der Artillerie -Prüfungi-
Commission in Gebrauch ist Im Wesentlichen besteht
es ans einem conischen Pendel, welches durch ein Uhr-
werk in kreisförmiger Schwingung erhalten wird. — Ein
Beobachluugszeiger kann durch Bewegung eines Hebels
mit diesem in stetem und gleichförmigem Gange befind-
lichen Uhrwerk verbunden, und ebenso wieder von ihm
getrennt ond festgestellt werden.
Diese Engagirung und Arretirong des Beobachtungs-
zeigers suchte man bei den im Jahre 1812 mit dieser
Uhr angestellten Versuchen dadurch zu bewerkstelligen,
dafs die Kugel beim Hinaustreten aus der Mündung des
Greschützes einen elektrischen Strom .herstellte^ durch wel-
chen .^er Magoetismua eines Elektromagneten erregt und
der Anker , angezogen wurde. Durch die Bewegung des
Ankers wurde der Beobachtungszeiger uiit dem im Gange
befindlichen Uhnverk verbunden und daher in Bewegung
gesetzt. — Wenn die Kugel am Ziele anlangte, so wie-
derholte sich dasselbe Spiel mit einem zweiten Elektro-
magneten, wodurch der Zeiger wieder vom Uhrwerk ge-
trennt und festgesteltt wurde.
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437
Man gewann iudefs batd die UeberzeuguDg, dafs die
auf diesem Wege erzielten Zeitangaben nie den Grad Y€fä *
Genauigkeit enreicheo würden, welehen die CoostracCion
der Uhr gestattete. Der. Grand lag einmal darin, daft'
die Kugel nicht dirM die galvanische Kette herstellen
konnte, und zu diesem Ende mechanische Zwischenglie-
der eingeschaltet*werden inufsteu, welche nothwendig Feh- •
lerquelien mit sich führten, und zweitens darin, dafs die-
Erregung -des Magnetismus nicht momentan' mit der des
Stroaies erfolgt, und dafs seine Intensität ron der StBrke
desselben abhängt, und daher nie vollkommen constant
ist. Die Bewegung des Ankers wird dnher auch nicht
immer in demselben Zeitabschnitt nach der Erregung des
Stromes beginnen , und aufserdem die zur Durchlaufung
seines Weges erforderliche Zeit Terschieden sejn.
Diefs veranlafsfe mich schon dämals zu dem Vor-'
schlage zur Engagirung und Arretirung des Beobachtungs-
zeigers, anstatt des Elektromagnetismus, den elektrischen
Funken zu benutzen« Diefs liefs sich auf verschiedene
Weise ausführen. Jfie Federn, durch deren Freiwerden
der Zeiger eng^girt und arretirt wurde, konnten durch
äufserst fein gezogene Platindrtihte gespannt werden, wel*
che durch htndorehschlagende Funken nach einander ge^
schmolzcu wurden; oder diels konnte durch Seidenfäden
geschehen, welche durch einen permanenten Strom von
Wasserstoff oder einen mit Knallgas gefüllten Raum hin-
durch gingen und durch die Entzündung des Gases durch
den elektrischen Funken verbrannt wurden. Auch konn--
ten die, die Engagirung und Arretirung des Zeigers be-
wirkenden Hebel durch die mechanische Wirkung der
Explosion des Knallgases direct in Bewegung gesetzt
weiden.
Die Artillerie -Prfifungs-Commission ging jedoch auf
meinen Vorschlag nicht ein, weil ihr die Isollrung langer
Leitungsdrähte, besonders bei nicht ganz günstiger Wit- .
terung, zu schwierig schien. Sie adoptirte dagegen die
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488
▼on Himl j in GdttiiBgeii xaeist TOffffescIdageDe und Ton
mir gleidneitig mit meinem Plane zu ihrer Kenntnifo ge-
brachte Unterbrechung des galvanischen Stromes durch
die Kugel unmittelbar, jedoch benutzte sie dieselbe in
§aQZ anderer Weise, wie Himly es vorschlug. Dieser
wollte nttmlich durch die Unterbrechoog der Uanpileitung
einer staiken guyanischen Kette den ganten activett Strom
einer Nebenleitnng zowenden, dadurch einen üräien in
dieselbe eingeschalteten Platiudraht schmelzen und hier-
durch den Beobachtungszeiger engagiren. Die Commis-
sion behielt dagegen den Elektromagnetismus bei, jedoch
unter der wesentlichen Modification, dafe die -Engagi-
rang und Arretirong des Beobachtongszeigers nicht mdir
wie frfiber dorch die Herstellung eines Stroms, sondern
durch die Unterbrechung desselben und das damit ver-
bundene Abfallen der Anker der Elektromagneten gesche-
hen sollte.
Die mit der so ausgerüsteten Uhr, namentlich im Som-
mer 1814, angestellten Beobachtungen gaben im AUgemei-
nen befriedigende Resultate^ da der Tariable Fehler sd-
, ten einige Tausendtheil-Secundc überstieg. Vollkommen
fehlerfreie Resultate werden sich jedoch auch auf diesem
Wege nicht erzielen lassen, weil die magnetische Kraft
nkfat pltttzHch mit der Unterbrechung des Stromes anf-
hörty oder auch nur bedeutend Termindert wird. Es kann
diefe nur in einer mehr oder weniger steilen Corve ge-
schehen. Wenn daher auch ein Anker, der die Gränze
der Tragkraft des Magneten beinahe erreicht, scheinbar
momentan mit der Unterbrechung des Stromes abfällt, so
mufs doch immer eine, von der St&rke des Stromes, so
wie auch von der Dauer seiner Einwirkung auf den ge-
schlossenen Magneten abhängige Zeit verfliefsen, bis diefs
eintritt. Ja selbst wenn die Schwere des Ankers die Trag-
kraft vollständig erreichte, könnte er doch nicht momen-
tan abfallen, weil im Augenblicke der Unterbrechung der
Strom und mithin auch die Aniiehungskraft des Magne-
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4»
teil, dwck die iadiuireiide Wkkmig der DralitwuiduBgen
auf einander, noch ansehnlich YermehrC wird.
Wheatstone und Brcguet wenden bei ihrcu
neuerdings bekannt gemachten Apparaten, anstatt einer
. Uiir als Zeitmesser, einen rolirendeo Cy linder an. Sie
laseen die Anker der.£lektroniegnete direct auf densel-
ben hinabfallen und erhallen dadurch Marken auf seiner
Oberflidie, deren lothrechter Abstand von einander ihnen
das Maafs der zwischen der Unterbrechung der beiden
Ströme verflossenen Zeit giebL
Es ist einleuchtend, dafs ein Cjlinder sich durch
Verbindung mit einem coniachen Pendel in weit gleidi-
mifirigere und schnellere Rotatiod versetzen Islsf, wie ein
BeobachCnngszelger, der plötzlich in Bewegung gesetzt
und dennoch sehr leicht und zart construirt werden mufs,
damit seine Masse keine merkbaren Störungen verursacht.
Durch das directe HinabfaUeo der Anker auf den Clün-
der ist ferner abermals ein mechanisches Zwischenmittel
mischen dem Geschosse und dem Zeitangeber beseitigl,
also anch eine Fehlerquelle weniger Torhanden. IndeÜB
sind dagegen andere Uebelstände mit diesen Apparaten
verknüpft, die ihre Vorzüge vor dem hier angewendeten
mindestens sehr fraglich machen. . £s können nämlich bei
|enen nur sehr leichte Anker angewendet werden, die so-
wohl hinsichtlich der 9eSt ihres Ab&Uens, wie anch wah-
rend des Falles selbst, störenden Einflüssen weit mehr
ausgesetzt sind, wie schwere. Doch audi möglichst leichte
Anl^er werden im Augenblicke des Stofses auf den Cy-
linder eine beträchtliche Reibung erzeugen, welche stö-
rend auf die gleichfl^ige Bewegung d^aelben einwirkt
Der Cylinder selbst muÜB sehr lang und Terhaltnifsm&isig
schwer werden, und seine Axen eine entsprechende, der
gleichförmigen und schnellen Rotation uachlheiUge Dicke
erhalten. Eine weit gröfscre Fehlerquelle liegt aber noch
in der Verschiebung des Cylindcrs oder der Magnete
wlhrend der Messung. Denn da dieselbe , erst kurz Tor-
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440
bar beginnen kann, so mufe die )ettt eintreteDde Bewe*
guDg einer beträchtlichen Masse, die nur auf Kosten der
Drehungsgeschwindigkeit des Cylinders entstehen kann,
nothwendig bedeutende Störungen in der Gleichmäfsigkeit
der letzteren berbeifttbren, die nocb durdi die beträcbt-
licbe Reibnog in den Sebraubengewinden TergrOfsert wer^
den. Die Resultate der Messungen mittelst eines solcben
Instruments können daher auch nur sehr unsicher seyn.
Wenn indefs auch die Anwendung eines rotirenden
Cylinders in Verbindung mit Elektromagneten mit gro-
fsea Uebelstättden verknfipft ist, so wilrde dodi ein sol-
cher, wenn er sebr kun^ und leicht gefertigt urorden, und
ganz frei rotiren kl^nnte^ einen sehr Tollkonimenen Zeit-
augeber bilden.
Dicfs bewog mich, meinen früheren Plan, den elek-
trischen Funken zur Geschwindigkeitsmessung zu benutzen,
wieder aufzunehmen, und die Uhr durch einen rotirenden
Cylinder zu ersetzen. Mein Bestreben war dabei. Jedes
mechanische Zwiscbenelenient zfHschen der Kogel and ^
dem Zeitangeber zu beseitigen, den Funken sich also
direct auf dem Cjlinder markiren zu lassen. — Eine
Reihe von Versuchen, die ich mit verschiedenen Metal-
len ond Ueberzflgen anstellte, um eine scharf begrenzte
und leicht erkennbare Marke durch einen dberspringen-
deii Funken zu erhalten, liefs ihich einen polirten Stahle
cjlinder ohne jeden Ueberzug als das Angemessenste er-
kennen. — Jeder, wenn auch noch so schwache Funke,
macht auf polirtem Stahl einen scharf begrenzten und
deutlich sichtbaren Punkt. Er ist anfange sicbwSfzIidi ge- .
iHrbt yon abgelagertem Eisenoxyd, tariit aber, wenn diefe
durch Abwischen entfernt ist, viel deutlicher als heller
unter dem Mikroskop siclitbar vertiefter Fleck hervor.
Die Coustruction des hierauf begründeten elektri-
schen Chronoskops ist nun folgende:
Ein sorgfaltig gearbeiteter und getfaeilter Stahley^lin-
der, dessen Schwerpunkt im Quecksilberbade genan cen-
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441
trirt ist, wird duroh ein Getiidie ait einem coniscfaen
Pendel in Verbindung gesetzt, und durch dasselbe in
sclineller und gleicbmäfsiger Rotation erhalten. Seiner
Peripherie möglichst nahe ist eine isoUrte Metallspitze
angebnclit, welche mit der inoereii Bele^^n^ einer gda*
den^ Leydner Flasche eommonidrt. — Ton dem ^en«
falls isolirten Cylinder *und der infoeren Belegung der
Flasche ausgehend, führen zwei Metalldrähte, in einem
die Schlagweite des Funkens übersteigenden Abstände,
yor der Mündung des Geschützes vorbei, und sind hin-
ter derseUven befe8ti£;t Wenn die Kogel ans der Mün-
dung des Geschützes tritt, so trifft sie die beiden Drtthte
nnd stellt in diesem Augenblicke die leitende Yerlrindting
des Cylinders mit der äufseren Belegung der Flasche
durch ihre eigene metallische Masse her. Der jetzt über-
bringende Funke markirt sich auf der Oberfläche des
rotirenden Cylinders. Einige Fnüs von der Mündung des^
Gescihtttses entfernt ist ein zweites Drahtpaar eben so
-wie das erste angebracht, von denen der eine ebenfalls
mit dem Cylinder, und der zweite mit der äufseren Be-
legung einer zweiten Flasche communicirt, deren innere
Belegung wie die der ersteren mit der Spitze verbunden
ist Der zweite Funke mofs daher auf den Cylinder -
überspringen, wenn .die Kügel den Abstand der beiden
Drahtpaare von einander durchlaufen hat und das zweite
Paar trifft; der Abstand der Punkte von einander ist dann
das Maafs der dazu verbrauchten Zeit.
Gesetzt nun, der Cylinder wäre in Tausend Theiie
getheilt nnd rolirte lOmal in der Secnnde um seine Axe^
so würde einem Abstände der Punkte Ton I Theilstrich
eine Zeit von 0,0001 Secunden entsprechen. Mit Hülfe
eines Nonius lasseu sich aber noch 10 Unterabtheilungen
bequem ablesen, wenn die Funken schwach gehalten sind,
wodurch die Genauigkeit der Messung sich auf 0,00001.
Secunden steigert Ein Fehler in der Zeitangabe ist da-
bei .kann möglich, und könnte nur in dner Unregehnftisig-
«
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I
442
keit der Drehung des CjUnders seinen Grund habeo*
Durch eine groijBe Drehangsgesdiwuidi^keit wird aber der
nachtheilige EinfluiB etwaoiger FeUer des B&derwerks,
die sich bei langsamer Bewegung volIstBDdig anf die Dre-
hung des Cjlinders übertragen würden, compensirt. Da
sich bei dieser Schärfe der Zeitangabe noch eine Bewe-
gung des Gescfaotses um -riv ^u^s auf deni Cy linder ab-
lesen .lädst» so wfirde es nnnöthig sejn, die Flugzeiten
wihroid eines gröfseren Theils der GesaiiimCbalm des-
selben zu messen, wie es bei Anweedung des Elektro-
magneten, des beträchtlichen variabelen Fehlers wegen,
erforderlich ist. Man gewinnt dadurch in mehrfacher Be-
ziehung» Einmal kann die Anfangsgeschwindigkeit direct
gemessen werden, da die Abnahme der Bewegungßge-
schwindigkeit des Gesdmsses in den ersten 5 bis 10 Fnft.
noch kaum merkbar sejn wird. Femer kann mau ohne
Schwierigkeiten zwei kurze hinter einander folgende Stücke
der Flugbahn gleichzeitig messen, um dadurch eine Con-
trole der Zeitangabe zu' erhalten« Man brancbt zn die-
sem Ende nur ein: drittes Drabtpaar, welches nnt einer
dritten, eben so wie die beiden anderen, mit der Spitze
verbundene Flasche communicirt, in der Schufslinie zu
placiren. Endlich erreicht man dadurch noch den Vor-
theil, daüs die zu messenden Zeiten stets geringer sind,
wie die zn einer halben Umdrehung des Cjlinders erfor-
derliche. Es Ist delswegcn auch nicht nMfaig eine Ver-
schiebung der Spitze oder gar des Cjlinders stattfinden
zu lassen, um die Umdrehungen zählen zu können, und
zu wissen, welches der erste Punkt ist. Ferner ist es
andi unnötkig dem Cylinder eine beträchtliche Länge zn
gdi>en, und nach jedem Schusse denselben anzuhalten, um
das Resultat abzulesen. — Die Spitze braueht nur nach
jedem Schusse in der Richtung der Axe des Cjlinders et-
was verschoben zu werden. Hierdurch werden die Punkte
in einen neuen Kreis gebracht und können von den frü-
heren leicht untecschieden wer^. Die Fähigkeit, kleine
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m
ZeüioteiTalleD mit Genauigkeit sn onssen, vBckt diefii
Instnraient noch zn einer anderen Veranshtreike anwend*
bar, welche für die Theorie der SchafiBfrafCen von grofeer
Bedeutung werden wird. Es ist diefs das Messen der
Geschwindigkieit des Geschosses in den verschiedenen Ab-
schBitten seiner Babn im Geschütze selbst. Man braucht
zu diesem finde nur in versdnedenen AbstKnden Löchtr
in'« Gesditltz zu bohren und isolirte Leitmigsdrikte bin-
dnrdi zu führen, die mit den öufsereu Verlegungen der
Flaschen communiciren, während das Geschütz mit dem
Cjlindcr in leitende Verbindung gebracht ist.
Bei allen diesen Messungen kann das Instrument in
einem Zimmer dicht bei dem Geschütze^ und dieses selbst
mit den Leitungsdrähten ebenfiillis in einem bedeckten
Räume stehen.
Die Isolirung der Drähte würde daher bei einigcr-
mafsen günstiger Witterung, die man )a immer zu der-
artigen wissenschaftlichen Untenuchungen abwarten kamb
keine Schwierigkeit h^en. Eben so würde bei den vor-
geschlagenen geringen Entfernungen das Treffen der ein-
zelnen Drahtpaarc nicht gefährdet seyn. Um Letzteres
auch auf gröfscrc Entfernungen zu sichern, kann man
auch einen Kähmen, in welchem parallele Drähte ausge-
spannt sind» anstatt eines einzelnen Draht|iaares in die
Sdiuislinie bringen. Die Drfthte werden abwedisehid mit
einander verbunden, so dafs z. B« der Iste, 3te, 5te etc.
mit dem Cylinder, der 2te, 4te, 6te etc. mit der äufseren
Belegung der Flasche communicirt. Die Kugel raufs dann
stets mit zwei nach einander folgenden Drähten gleich-
zeitig in Cofitact kommen, und dadurch das Uebersprin-
gen des Funkens yeranlassen.
Zur Messung der 2^iten , welche das Geschoii aar
Durchlaufung sehr grofser Theile seiner Gesammtbahn
gebraucht, würde das Instrument in der bescliriebeueu
Form indefs kaum anwendbar seyn, da die Isolirung so
lan^ Itrtthte immer mit grolsen Schwierigkeiten verknfipft
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444
scjn würde. Zu diesem Bebufc würde es vorlheilhafter
seyn, sich des InductionsfunkeDS anstatt des FuDkens der
Fk»che zu bedienen. DieCs lieCie sich aof folgende Weise
bewerkstelligen:
Ein ans isoliiten Drilbten bestehender Eisenkern wird
mit zwei besponnenen Drähten umwunden, von denen der
eine dickere der Schliefsungsdrabt einer starken galvani-
schen Kette ist, und vor der Mündung des Geschützes
Torbeiiüfart Die Enden des zweiten dünnen und Ijlnge-
rsn Drahtes werden mit dem rotirenden Cjlinder luid
der Spitze, die dem Cylinder so nahe wie maglicb ge-
bracht wird, verbunden. Bei der Unterbrechung der Kette
durch die Kugel springt dann ein Funke auf den Cylin-
der über, der sich ebenfalls, wenn auch bedeutend schwä-
dier und undeutlicher, auf dem Cjlinder markirt. Das-
selbe wiederholt sidi mit mner anderen InductionsroUe,
wenn die Kugel, am Ziele angelangt, den Schliefsungsdrabt
einer zweiten Kette durchreifst.
Da sich die Empfindlichkeit des beschriebenen Ap-
parats durch eine möglichst sorgfältige Anfertigung, ge-
nauere Tbeilnng und schnellere Rotation des Cylinders
und Benutzung sehr schwacher Funken noch bedeutend
steigern lassen wird, so liefsc er sich auch vielleicht mit
Vortheil zu Messungen der Bewegungsgeschwindigkeit der
Elektricität selbst benutzen. Zu dem Ende mü£ste der
Cylinder ans zwei isolirten Scheiben oder Ring^, die
auf derseben Axe rotiren» bestehen« Diesen Scheiben
stehen zwei Spitzen gegenüber, die genau auf denselben
Theilstrich eingestellt sind. Wird nun die eine dieser
Spitzen mit der inneren Belebung einer geladenen Fla-
sche verbunden, und ist die Verbindung der beiden Schei-
ben durch einen langen Leitungsdraht hergesteilt» so wird,
wenn die zweite Spitze durch einen eben so langen Draht
mit der ftnfseren Belegung iii Verbindung gesetzt wird»
ein Funke zwischen beiden Scheiben und Spitzen über-
springen. Der lotbrecbte Abstand der Punkte von einan-
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446
der giebt dann die Zeit an, welche der Funke zur Durch«
laufuDig der Hälfte des Gesauuntweges gebrauchte«
VIL lieber ein Volumenomeier;
von. Hrn. V* RegnaulU
{Ann, dM chim, ei de phys., Ser, 111^ T, XiF, p, 207.)
Ein französischer Phyttker, Hr. Say» hat zuerst den
Vorschlag gemacht, das Yolum ehies Körpers durch Mes-
sung des von ihm verdrängten Luftvolums zu messen *).
Der von Say unter dem Namen Stereometer vorgeschla-
^eae Apparat ist eine Art Glastrichter j4B (Taf.I, Fig. 11)^
bestehend aus einer Kapsel in welche man den Körper
legt, und einer Röhre B von mö^chst ^eichfdnnigera
Durchmesser. Die Kapsel ist auf ihrem Rande abge-
schliffen, damit sie durch eine schv«rach eingefettete Glas-
platte hermetisch verschlossen werden kann. Auf die
Röhre ist eine doppelte Scala geklebt; die eine giebt
Längentheile der Röhre, die andere deren Volume.
V^Shrend die Kapsel offen ist; «enkt man die Röhre
Ins zum Nullpunkt ihre«* Scala in einen mit Quecksilber
gefüllten Cjlinder, und verschliefst nun die erstere durch
die Glasplatte. Man hat alsdann ein Luftvoiuin unter
dem Druck H der Atmosphäre. Nun hebt man das In^
strumenti die Luft nimmt ein gpnöÜBeres Luftrolum /^H-<^
ein, aber unter einem schwächeren Drui^ ZT— wo h
an der Längenscala der Röhre b gemessen ^d. Offmi«
bar ist also:
— woraus -r>=
1) y4nn. de chimie, T, XXIII, p, 1. (Giibert's AnnaL, Bd. 2,
S. 230. P.) .
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446
Gesetzt nun, man wolle das Volmn x eines Körpers
messen. Hierzu bringt man denselben in den Behälter
und verschliefst diesen durch die Platte. Da das Queck-
silber des Cjlinden dem Nullponkt der Scala entspricht,
so nimint die Loft des Instruments, das Yolom V — x un-
ter dem atmosphärischen Druck H ein. Man zieht das
Instrument so weit heraus, bis es das Volum V —
erfüllt, und man beobachtet nun eine gehobene Queck-
silbersäule H, Die Spannkraft der Luft ist also H —
und man hat:
9 ist dordh den ersten Versuch bekannt; man kann
ako X ans der vorstehenden Gleichung herleiten.
Say's Verfahren kann in vielen Fällen mit Erfolg
angewandt werden, wo uiau die auf ihre Dichtigkeit zu
untersuchende Substanz nicht mit einer Flüssigkeit in Be-
rührung setzen darf; dieiÜB gilt Ton Yieien orgmischen
Snbstanzeni z. B. Satzmehl, Holz n. s. w», oder von Kunst-
producten, wie Schiefspulver.
Apparate, auf dieselbe Methode gegründet, sind spä-
ter von verschiedenen Physikern vorgeschlagen; ich nenne
nur Leslie und Hermann Kopp ^).
In der gegenwärtigen Notiz will ich einen analogen
Apparat besckreiben, den ich zu speciellen Untersuchun-
gen anfertigen liefs. Derselbe ist in Fig. 12 und 13, Taf.l,
abgebildet. Er besteht aus einer Glaskugel A von 300
Kub.centm. Bauminhalt, der mittelst einer metallenen Fas-
song auf seinem Hals» ckirch vier Schrauben und Zwischen-
legung von eingefettetem Leder, luftdicht mit dem mano-
metrischen Apparat ah cd veribunden werden kann. Das
Manometer besteht aus zwei 14 Millimetern weiten Röh-
ren, eingekittet in ein Hahnstück, wie ich es bei meinen
Versuchen über die Ausdehnung der Gase und die Span-
nung der Dämpfe angewandt habe. Die Rühre cd» die
1) Ann, de chim. et de phys,, Ser. III, T, Fl^ p, 380.
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•447
mit der Kugel A gemeinsrliaftet, hat nach oben eine Ko*
gel B und zwei Merkslricbe mn und pg*
Die Aichung der Röbre, von da, wo sie in die Ko-
gel A tritt, bis zu jedem der Striche mn und pq^ fje-
schiebt durch genane WSgong des sie inneriialb dmer
Räume füllenden Quecksilbers, eine Operation, die leicht
ausführbar ist, weil man vermöge der besondern Einrich-
tung des Hahns R nach Belieben entweder, wie in Fig. 14,
die beiden Rühren ab and cd in Gemeinschaft setzen,
oder, wie in Fig. 15, blofs das in ab enthaltene Quedi-
silber abfliefsen lassen kann. Das Yolmn zwischen den
Strichen mn und p(j werde ich nennen. Eben so mifst
man das Volum der Kugel A aus. Diefs Volum, ver-
mehrt um das der communicireuden B^Ilure bis zum er-
sten Stridi mn, giebt das Volum V.
Um das Yolnm einer Substanz zu bestimmen bringt
man von ihr so viel in die Kugel A, dafs sie dieselbe
etwa zur Hälfte füllt. Wägt man die Kugel vor- und
nachher, so hat man das Gewicht der hineingebrachten
Substanz. Man schraubt die Kugel an den Apparat, und
läfist den Hahn r offen. Man giefst Quecksilber in das
Manometer bis zum Strich mn; dann sind beide Säulen
Im Nirean. Glaubt man, es sej in d)n* Kugel A Tem-
peraturg^leichgewicht eingetreten, so schliefst man den
Hahn und läfst durch den geöffneten Hahn R so viel
Quecksilber abfliefsen, dafs das Niveau auf pq herabge-
bracht wird. Man mifst den NiTeannntersebied h beider
Sftulen und den Barometentand ; daduch hat man alle Data
zur Gleichung:
woraus
h '
Man erhält sogleich einen neuen Werth von ir, wenn
man den mit der Atmosphäre gemeinschaftenden Hahn r
öffnet und Quecksilber in das Manometer nacbgiefst, bis
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448
das Niveau in pg kommt und beide Säulen gleiche Höhe
erhalten. Man hat nun ein Luftvolum .^'4-^ ea'cer
dem Druck H; man schliefst den Hahn r und ^efst
80 viel Quecksilber hinzn,. di^s daa NiFcau.nadi mn
kommt Dfum hat man ein Lnftrolam V^x anter dem
Brack Ä+Ä', folglich:
woraus
Combinirt man beide Bedbaditiingen, so ist man
der Beobachtung des Barometers gänzlich überfa'obea
Man kann nämlich H zwischen den beiden Gleichungen
(1) und (2) eiiminircn; dielt giebt:
nr=r^=*
woraus
In einigen Fällen ist erforderlich mit einer vollkom-
men trockenen Substanz zu operiren. Dann trocknet man
die Substanz in der Kugd A selbst, bestimmt ihr Ge-
wicht, schraubt die Kugel an den Apparat und. setzt die
Rohre wfihrend das Manometer ganz mit Quecksilber
gefüllt ist, in Verbindung mit einer Röhre voll Chlorcal-
cium. Im Uebrigen verfährt man wie vorhin.
Will man diese Methode zur. Bestimmung der Dich-
tigkeit yerscbiedeaer Proben einer selben Materie anwen-
den, z. B.. verschiedener Proben von Schiefspulver , so
bringt man in die Kugel immer ein gleiches Gewicht vom
Pulver und graduirt den Apparat so, dafs er die Dich-
tigkeiten unmittelbar angiebt. Eine sehr einfache Cor-
rectionstafel wird erlauben die Veräoderangen des Baro-
meters wahrend der verschiedenen Operationen in Rech-
nung zu ziehen. Die directe Gradoirang des Apparats
kann dadurch geschehen, dafs man snccessiv bekannte
Gewichte Queckailber in die Kugel A bringt und deren
Vo-
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449
Volom duroh dko Appar«! selbst beslliiinit. DUselbeVe»-
fahren gestattet, mit Leichtigkeit zu erkennen, welchen
Grad von Genauigkeit diese Bestimmungen zulassen.
Gewisse Substanzen haben die Eigenschaft, bei Zu-
nahme des Drucks Luft za Terschlnoken, und bei Ab-
nahme desselben sie zu entlassen. Füt solche Snbsfanr
zen wfirde Saj's Methode offenbar anriobtige Resnltate
geben. Allein dieser Substanzen giebt es weit weniger,
als iiiau glauben sollte. Bei meinem Verfahren erkennt
man übrigens unfehlbar, wann jener Fall eintritt, indem
dann die Gleichungen (1) und (2) nicht mehr denselben
Werth fiir x geben, und der BmdL in demt Apparat sich
mit der Zeit verilndert
VIII. Veher die . Zersetzung des fVassers durch
Metalle bei Gegenwart pon Säuren Und Sahen.
TJnter diesem Titel hat Hr. Millon in den Compt.
rend., Tom, XXI y p. 37, eine Keihe von Thatsachen
beschrieben, deren Erklärunig zwar ziemlich. nahe kegl,
die aber dodh nicht* ohne Interesse und Nutzen sind. • Er
bat nSmlich beobachtet, darf« die Wirkung verdfinnC^
Säuren auf Metalle, wie Zink, Eisen. Zinn, u. s. w. in der
Regel mehr oder weniger bedeutend erhöht wird, wenn
Lösungen gewisser Metalisalze, selbst in sehr geringer
Menge, zugesetzt werden. Hr. M. scheint keine reolit
bestimmte Ansicht fibcr die Ursaebe dieser Vorgänge ge-
fafst zu haben, allein es ist wohl klar, wie es auch kurz
hernach Hr. Barrese wil in den Compt, rend.j T, XXI,
p, 292, ausgesprochen hat, dafs, da die als Salze hinzu-
gefügten Metalle meistens elektro* negativerer Natur als
itie sieb ktoenden Metalle sind, )ene auf diese niederge-
scblagen werden, und somit galvausche Ketten entstuben,
Poggendorft's i\niial. Bd. LXVi. 29
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450
dmn Wirkung mdk mut der directen der Slore condMi-
nirt Folgendes sind die haoptsftchlidKteir der tod Hm.
M. beobachteten Einzelheiten.
Zin/[y als Riech, in einem Stücke von etwa 100 Qua-
dratcentui. Oberfläche, wurde mit Deciliter verdünnter
Scbwefelstture ( 1 Thl. Säure und 12 ThL Wasser) tlb«r-
gossen und nadi 10 Minuten der GewicbtsTeriust bestimmt.
Eben so wurde mit andern gleich grofsen Stücken ver-
fahren, nachdem der Säure einige Tropfen einer concen-
trirten Metalllösung hinzugesetzt worden. So ergaben sich
folgende relative Verloste:
mit der reinen SSnre I
- Zusats yon 15 TropCr schwefeis. Silberoxyd 2,4
- 10 - Brechweinstein .... 29
- - 10 - schwefeis. Kupferoxjd 45
- 15 - arseniger Säure . . • . 123
- 4 . Platinchlorid 149.
Die Wirkung des PlatineUorids ist nielit allein au-
ÜBerordentlich stark, sondern erfolgt auch sogleich; die
der arsenigen Säure entwickelt sich dagegen erst allmä-
lig, und so nimmt auch die der drei anderen Salze mit
der Zeit zu. Die Beschleunigung der Auflösung hängt
ferser zum Theil von der Menge des zugesellten Metall-
salzes Bb, und steigt bis zu einem gewissen Grad mit
dieser.
Lösungen von Kobalt, Nickel, Zinn, Kadmium,
Chrom, Blei, Antimon und Wismuth beschleunigen die
Auflösung des Zinks in Schwefelsäure ebenfalls, doch
■icht in so aosgezeichnetem Grade. Dagegen wird die-
selbe durch einige Tropfm einer Lttaung von Quecksilber-
chlorid aulieroFdentlich verzögert, indem sich das Zink
mit einer dünnen Schicht von Amalgam bekleidet. 20,978
Gram. Zink in eine Quantität verdünnter Schwefelsäure
(1 Säure mit 10 Wasser) gelegt, welche das Metall bin-
nen anderthalb Stunden vollständig gelM haiien wttrd^
verloren nach Zusatz (einer nicht nSheir angegei»aien
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451
Menge) vm Qaecksilbefchloiid bionai 70 Stunden mr
0,343 Grm.
Auch in Cblorwasserstoffsäure, Kieesäurc, Essigsäure
tu 8. w. befördert ein Zusatz von Piatinchlorür die Ld-
sonf; des Zinks ausnehmend. Da^en zeigt das Queck-
silberchlorid bei der EssigBSure (Radkalessig verdfinnt mit
, 1 Vol. Wasser) durchaus keine schützende Wirkung.
Ferner löst sich das Zink, auf Zusatz kleiner Men«
gen von Platinchlorid, in destillirtem Wasser, in Lösun-
gen von Ammoniak-, Kali- und Natronsalzen» besonders
Cblomatrium, und Tor allem schwefelsaurem Natron. Hie-
bei zeigt sich auch das lacht von Wirkung; es bescUeu-
nigt im Allgemeinen die Auflösung. Zuweilen erfolgt auch
im Dunkleo anfangs ein Auflösen, das aber nach einiger
Zeit plötzlich aufhört.
Eisen. Das Auflösen desselben als Drebspäne (also
Gufeeisett? ) in verdflnnter Schwefelsäure (mit 12 Wasser) ^
wird durch Platinchlorid aulserordentlich beschleunigt, da-
gegen durch arsenige SSure so yollkommen gehindert, dafs
einige Tropfen derselben dem Metall seinen Metallglanz
so gut wie unverändert erhalten. Brechweinstein und
Quecksilberchlorid verzögern die Wirkung ebenfalls, hem-
men sie aber nicht gänzlich; schwefelsaures Knpfieroiyd
und schwefelsaures Silberosjd befördern sie dagegen wie-
derum, doch nicht ausgezeichnet.
Mit Chlorwasserstoffsäure und Essigsaure verhalten
sich die genannten Salze im Ganzen ähnlich; mit Klee-
saure bedeckt sich dagegen das Eisen auf Zusatz von
Platinchlorid mit einer schwarzen Sdiicht von Phitin, und
wird, statt rascher gelöst zu werden, ▼ielmehr gegen den
Angriff der Säure geschützt, gleich wie durch arsenige
Säure.
Bei Salpetersäure (einer von 4^ Aeq. Wasser ver-
dünnt mit 2-, bis 3fachem Volum Wasser) sind die Elr-
acheiiiHngai auffallend. GieCst man sie auf Kisendreh'
sfAne^ so löst sich das MetaU anter Entwicklung ratber
29*
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t
m
DSmpCe imd Bildung von Oxydsalz. Wird derselben
S&ure aber ein Tropfen Platinchlorid zugesetzt, so 'ent-
wickelt sich Wasserstoffgas und es entsteht ein Oxydul-
salz nebst salpetersaurem Ammoniak«.
Zinn. Rauchende C-hlorwassersloffsanre, verdünnt
niit gleichem Volum Wasser, wird bei 21** C, Tempera-
tur in ihrer Wirkung auf gewalztes Zinn durch Zusatz
einer kleinen Menge von Brechweiastein bis zum 11 fa-
chen, und durch einen ähnlichen von Plalinchlorid bis
zum 13fachen gesteigert. Bei der Siedhitze des Wassers
übertrifft sogar die Wirkung des Brechweinsteins die des
Platinchlorids, und noch mehr ist dieÜB der Fall, wenn
statt des gewalzten, gekörntes Zinn angewandt wird.
BUi löst «ich in ChlorwasserstoffsSure, selbst ver-
dünnter, mit starker Wasserstoffentwicklung, wenn etwas
Platinchlorid zugesetzt wird. Kupfer verhält steh eben
so, und, in der Hitze, auch Antimon. Das Kupfer giebt
mit verdünnter ChlorwasserstoffsKure, wenn sie erwännt
mit ein wenig Platinehlorid versetzt worden, eben so reich-
Ik^ Wasserstoffgas als das Zink in verdftnnterSchwefel-
sSore. Dagegen wird der Angriff einer mit dem 3 - oder
4 fachen Volum Wasser verdünnten Salpetersäure auf
Kupfer durch Zusatz von etwas Platinehlorid bedeutend
gehemmt, durch die- geringste Menge eines Nitrats aber
sogleich vriederhergestellt.
IX. Blaues Ucht nicht allein vom Golde durch-
gelassen; pon Hrn. Dupasquier*.
{Compt, rend,t 7*. XXI^ p, 64. — Ammig;)
Hr . D. hat die Beobachtung gemacht, dafs die Eigen-
schaft, vom weifsen Liebte blofe das blaue durchzulassen,
nicht aUein dem dünn geschlagenen oder in eaer FlQs-
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453
sigkeit feiu vertLciltem Golde zukoiuint, soDclem sieb auch
. bei einer grofscn Anzahl opaker Kdqp^r vorfiadet, •and
sowohl Ton der Natiur, aU auch» Im su cJimmi ^evftssea
Grade, selbst tod der Farbe dieser KiH^r anabhADgig
ist. Doch lassen gelbe, rotbgelbe und ratbe Silbstanzen
das Blnu am eutschicdensteo sehen, graue imuder gut,
und farblose ain schwächsten.
Um das Phänomen wohl zu beobachten, begebe man
sieh an einen etwas finsteren Ort, wohin das diffiise Licht
durch eine über seinem Kopf befindliche Oeffnnng ge-
langt, and halte dort zwischen Licht und Auge die zu
untersuch eil de Substanz.
Von geschlagenen Metallen zeigt reines Blattgold
die Erscheinnng am deutlichsten, nächstdem grünes Blatt-
gold (LegiruD^ Tön Gold und Silber), BlaUsUher und
BUäihupfer. Bei letzterem zieht sich das Blan etwas in's
Schwarze, und ist in sofern schwieriger zu beobachten,
als OS nicht leicht von der erfordprlicbeu Dünubeit zu
erhallen und dann oft löcherig ist.
Unter den MetaUniedersMägen sieht man die £r*
scheinung» aufser beim Golde, zonSchst fast eben so deut-
lich beim Silber, welches aus seiner Lösung in Salpeter-
säure durch das mittelst Eisenfeilicht und verdünnter Schwe-
felsäure bereitole Wasserstoffgas gefallt worden ist; fer-
ner, obwohl minder gut, beim Quecksüber^ das durch^-
nes unreine Wasserstoffgas aus salpetersaurem Oxydul nie-
dergeschlagen worden.
Gepfikerte Substanzen zeigen das Blau, wenn man
sie in Wasser einrfihrt, und wartet, Lis sich die gröberen
Thcile abgesetzt haben; dann kommt ein Moment, wo
die noch schwebenden Tbeilcbeu ein sehr merklich blaues
Licht durchlassen. Je feiner das Pulyer ist, desto besser
gelingt der Versuch, besonders, wenn man nicht zu viel
▼on dem Pulver nimmt Bei sehr schweren Polvem ist-
es gut die Ablagerung der Thcilchcn zu verlangsamen,
indem man eine schleimige Substanz in der Flüssigkeit
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454
I
löst, z. B. in Wasser arabisches Gummi, in Alcohol oder
Aelher ein Harz oder ein Fett.
Aof difl66 Weise beobacblet maa dieEracheinoDg beim
gepfilveiieii Si&er^ Anthum^ WunuUk and Arsen:
Ferner zeigen sie von graoenSnbstanzen: Sehmfelan-'
timon (Grauspie fsglanzerz), Manganhyperoxyd^ Bleiglanz j
Glanzkobalt von Tuuaberg; von rothen oder roth^elben
Substanzen: Quecksilberoxyd, Mennige, Zinnober, eng'
Usch Roth, Bluisiein, BleigUUte, Kermes mineraie, Mati-
gansesquioxyd. Realgar, arsensaares Silber; tod gelben
Substanzen: Massicot, Turpeihum minerale, Schwefel-
blumen, Schwefelmilch (sehr schön, was die am Schwe-
felwasser von Ax (Ariegc) beim Zutritt der Luft erfol-
gende und von Hm. Fontan in seinen Recherches sur
tes eaux de PyrenSes^ p. 49, beschriebene Erscheinung
erklart), MusivgiMt gelber Ocker, Chromgelb; von
sdiwarzen Substanzen: Beinsckfporz; von weifsen, farb-
losen Substanzen: Calomel, Zinnoxyd, Bleiweif s.
Auf eine Erklärung der Erscheinung läfst Hr. D. sich
nicht ein; er sagt, er habe dieselbe nur als Chemiker stu-
dirt.
X. Belegung i>on Glasspiegeln mittelst Silber*
Kfirzlich hat Hr. Tourasse der Pariser Academie Glas-
Spiegel vorgelegt, die nach dem Verfahren des Engländer
Drajton statt des Zinns und Quecksilbers mit Silber
belegt sind, und einen weit höheren Grad von LichUre-
fleiion darbieten als* diese.
Das in England und Frankreich patentirte Verfsh-
ren besteht darin, dafs man salpetersanres Silberozyd in
d'estillirtem Wasser löst, Alcohol, kohlensaures Ammoniak,
Ammoniak und Kassiaöl hinzusetzt, die Flüssigkeit als-
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465
dann auf den Glasspiegel giefst, und im Moment dieser
OperatioD uoch Nelkeoöl hinzufügt. Nach zwei Stunden,
ist der Procefs beendigt, and das Glas mit einer toU-
kommen homogenen Sdricht des reinsten Silbers Qberso-
gen. Durch eine FimiUBSchicht wird die Belegung vor
äufseren Einflüssen geschützt.
Diese Belegung hat wesentliche Vorzüge vor der bis-
herigen. Aufser der starken Lichtreflexion, die sie ge-
währt, hat sie die Tugend, von Rissen, frei zu seja^ die*
sich selbst bei der besten Folie finden, und dabei wird sie
weder vom Licht noch von Feuchtigkeit angegriffen;
ist ihre Anfertigung ohne allen Nachtheil für die Gesund-
heit der Arbeiter. ( Compt* rend^ 2\ XXJ, p. 378. )
Vor Hrn. Drayton wir es bereits bekannt, daCs
Aldel^d, erhitzt mit einer ammoiiiakalischen Lösung von
saipetersanrem SiUberoxyd, die Innenwand dea Glases mit
glänzender Silberscbicht bekleide, und dafs auch Zucker-
säure, SalicylsUure und Pyromeconsäure einen ähnlichen,
obwohl dunkleren Silberüberzug liefern. Ur. John Sten-
house lehrt noch mehre dergleichen kennen: Trauben-
zucker, Rohrzucker, Mimosengommi, Stärkmehl, Phlorid-
zin, Terpentinöl, Lorbeeröl, Goa jakharz; doch wirken
diese Substanzen meistens nur bei Erhitzung und geben
einen dunkleren Spiegel als der Drayton'sche Procefs.
Einen eben so guten Spiegel als durch diesen und schon
in der Kälte bekommt man dagegen mit dem schwereren
der beiden Oele^ ans welchem das Pimentöl besteht; das
leichtere dieser Gele ist aber selbst in der Hitze unwirksam,
und eben so verhalten sich Zimmt-, Benzoe-, Mecon-,
Körnen-, Gerb- und Pyrogallussäure, Benzoe, Elemi,
Weihrauch, Rhodiumöl und Gljcerin. Als einen nicht
leicht zu hebenden Uebelstand der Drayton'schen Spiegel
hebt Hr. St. hervor, daia sie mit der Zeit Meine roth-
branne Flecke bekommen, vemrafhlieh in Folge mitnieder-
gerissener Oellheilcheu. (^PhiL Ma^az,^ Fol, 26, p.293.)
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456 '
XI. Leher einen neuen neutralen Punkt in der
Polarisation der Atmosphäre;
pon D. Bremster.
einer kurzen geschichtlichen Uebersioht der bis-
ber ttber die Polarisation der Atmospbftre gemachten Ent-
deckongen theüt Hr. Babinel In den Compt. rmd.,
T, XX ^ p, 801, folgenden Ton Sir David Brewster
empfangenen Brief mit:
„Ich habe nun fast vierjährige Beobachtungen über
die Polarisation der Atmosphftre beisammen, and alle nö-
thigen Elemente znr Erlangang der Curven gleicher Po-
larisation bestimnt. Ich habe freilich die mittleren Re-
sultate noch nicht mit der letzten Genauigkeit aufgesucht,
allein dennoch werden die folgenden Sie iuteressiren;
• Abstand des A r a g o' sehen n eutral^ Punkts von
dem antisolaren oder der Sonne gegentiber-
liegenden Pnnkt, im Moment, wo dieser neu-
trale Punkt am Horizont ist \\^ j.
• Abstand desselben Punkts vom antisolaren, beim
Untergang der Sonne 18** -J"
Abstand dieser selbigen beiden Punkte vom
Ende der Dämmerung 25« 0"
Abstand des Bnbinet'sohen neutralen (über
der "Sonne liegenden) Punkts von der Sonne,
• bei hohem Staude derselben 6bis7*
Dieser Abstand wächst beim Untergang der
Sonne bis
Abstand des Brewster'scheo neutralen (unter der
Sonne liegenden) Punkts von der Soätae, bei
groCser Höhe derselben ............
TbisS«"
1) Ann., Bd. 51, S. &62.
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457
Dieser Absfand wächst, wenn der Punkt den
Horizont erreicht, bis 16 od. 18®
Doch ist letztere Beobachtung bei gennger Höhe der Sonne
sdiwer za machen.
•Ich habe auch einen seamdären Netüralpun^ ent-
deckt, der unter besonderen Zuständen des Horizonts den
Arago'schen Neutralpunkt begleitet. Er hebt sich mit
diesem Punkt , und die Polarisation zwischen beiden ist
negatüf,
Aas demselben Grande mif/^ es noÜumidig flir Je-
den der beiden, von Ihnen and mir entdeckten Punkten
einen secundären Ncutralpunkt geben, allein die Nähe
der Sonne läfst mir keine Hoffnung, sie in diesem Clima
zu entdecken.
Meine Abhandlung Ober diesen Gegenstand wird,
glaube ich, In einem der nächsten BSnde der Tramaet.
of the Roy. Irish Academy gedrackt fferden.
XII. Künstliehe Erzeugung von dwpchsicküger
Kieselerde und pon Hydrophan.
In den Compt. rend. ( T. XXI p. 502 und 527) theilt
Ur. Ebelmen die interessante Thatsache mit, dafs wenn
man den einen der beiden kürzlich yon ihm entdeckten
Kieselsaure- Aether (Ann., Bd. 63, S. 174) längere Zeit
einer feuchten Luft aussetzt, derselbe, unter fortwahren-
der Ausbauchung von Alcoholdunst, zu einer durchsichti-
gen Masse gesteht, die sich alhiiälig immer mehr zusam-
menzieht und verhärtet, ohne an Klarheit zu verlieren.
Bei 5 bis 6 Grammen Aether ist der Procefs binnen 2
bis 3 Monaten beendet. Man muCi ihn so verlangsamen,
indem man der feuditen Luft nur durch eine kleine OefT-
nung Zutritt gestattet zu der Flasche, woriu der Aether
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458
eutbahcn ist, weil sonst die Masse beim Zusammenziehea
rissig wird.
Die so erbaitene Masse ist hart in dem Grade^ daia
sie Glas schwach ritzt; dabei ist sie sehr cohftrent, und
an Glanz, Brttch and Dorchsichtigkeit ganz dem Berg>
krystall vergleichbar. Sie hat die Dichte 1,77 und die
ZusainineDsetzung Si Oi.H O, ist also ein Hydrat.
Mit einer geringen Abänderung kaun man auf ähn-
liche Weise einen Hydrophan darstellen, d. h. eine opake
Substanz, die in Wasser gele^ dorchsichtig wird« Sie
bildet sich, wenn man statt des reinen KieselsSureftthers
einen solchen der feuchten Luft aussetzt, welcher etwas
Chlorsiliciuin enthalt, was der Fall ist, wenn man bei
der Bereitung des Aethers den Alcohol nicht in Ueber-
schttÜB angewamlt hat. Dieser ein wenig saure Aether
erstarrt anfangs zu einer durchsichtigen Masse, die aber
nach einigen Wochen trübe wird, desto mehr, je mehr
Chlorsilicium zugegen war.
Von der durchsichtigen Substanz hat Hr. ßiot eine
Platte optisch untersucht, und zwar, da deren Flächen
nicht ganz eben waren, umhtillt von Olivenöl, das in eif
nem Glasring zwischen PlanglUser eingeschlossen war.
Er überzeugte sich dadurch, dafs dieser kfinsiliche Quarz
durchaus kein Drehungsvermögen besitzt, und eben so
wenig jene unregelmälsige Polarisation zeigt, die man au
andern eingetrockneten Substanzen, z. B. Gummi und Gal-
lerte^ beobachtet (JöüL p. 503.)
XIIL Ausbruch des Hekla.
(Bneflicli« Mittheiluag de« Hm. Prof. Forchhammer In Gopenhagea;
vom 14. Oclober d. J.)
.Am 2. September dieses Jahres um 9 Uhr Vormittags
fühlte man in einem Umkreise von wenigstens 3 Meilen
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459
um den Hekia ein schwaches Erdbeben, und gleich dar-
auf erhob sich unter heftigem unterirdischen Donner eine
dicke Raacbs&ule aas dem südlicbfteii der drei Gipfel
des Hekla*8y welche bei schwachem Winde tod NO. sich
f^egen SW. bog, allein da der Wind plötzlich nmsprang
fiel der Rauch gegen NO. über die Gebirgsweiden der
Gemeinde Rangaaevalla. Dafs viel Rapilli in der Um-
gegend des Hekia gefallen seyu mufste, konnte man an
den beiden Rangaaen und selbst am Markasfliot sehen,
denn diese Flüsse, welche in Gebirge des Hekia ent-
springen, waren schon am Abend des 2. Septembers so
mit Rapilli überfüllt, dafs die Fürthen in der bebauten
Gegend kainii zu Pferde passirt werden konnten, und die
Reisenden es mit dem beginnenden Eisgange des Flusses
im Winter Tcrglicben. Die westliche Rangaae war beim
Hofe Kaiback, ungeführ 2j- Meilen von Hekia, so wann
geworden, dafs man seine Hand nnr eine kurze Zai darin
halten konnte.
Ein Lavastrom scheint an der südlichen Seite des
Hekia aasgebrochen zu seyn, und man sieht denselben
von den benachbarten Gegenden ans, übrigens ist die
nScbste Umgegend des Yolcans dnrch frflhere Ausbräche
schon so zerstört, dafs hier kdn bedeutender Schaden
durch die Lava verursacht werden kann, und nur die
nächsten Gehöfte, Sälsund und Näsforholt, in einer Ent-
fernung von Ii und 2 Meilen (auf der Karte gemessen X
sind Ton ihren Bewohnern verlassen worden.
Die Asche, welche die südliche und westliche Um-
gegend des Hekia wegen der Richtung des Windes ver-
schont hat, ist gegen SO., also in einer von dem auf
Island herrschenden Winde sehr verschiedenen Richtung
weit weggetrieben. Auf den beiden südlichsten Inseln
der Färöer, SandOe und Suderöe^ fiel in der Nacht vom
2. zum 3. September, oder eigentlich früh am Morgen
des 3. Septembers, bei ziemlich starkem Nordwestwind
eine feine braune Asche, die nach Schwefel roch, wäh-
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4fi0
reud luau auf den andern Inseln die Asche nicht be-
merkte. Auf ein Schiff, welches von Liverpool nach
Islaod segelte, fiel am 3. S^ember bei starkem Nord-
westivind ▼iel Asebe, Am so avf ein von Holl nacb
Itland bestimmtes SebifF bei Faerfaill, and auf ein von
Island nach Copeuhagen bestimmtes Schiff bei den Ork-
ney*s. Von der auf das zuletzt genauute Schiff gefalle-
nen Asche schicke ich Ihnen hierbei eine Probe
Es wiederholt sich also bier in bohen nördlicben
Breiten das Pbftnonwn Ton St Vincent, indem die vul-
caniscbe Asche von der obem LnftstrOmmig in einer vom
Winde der untern Kegion verschiedenen Richtung be^^egt
ward.
Die Geiserquellen hatten seit dem Ausbruche bis zum
18. September keinen Ausbruch gebebt, und zeigen sich
also bier als die Fnmarolen des Hekla. Itocb am 18,
* •
September dauerte der Ascbenausbradi ununterbrocben
fort und schien selbst zugeuonimon zu haben, da man die
Rauchsäule, und bei klarem Wetter das Leuchten des
Vulcans zu Keikiavig in einem Abstände von 14^ Mei-
len sehen konnte, welches frilber nicht Fall war.
Die Gebirgsweiden (Afret) von RangYalla und Land-
manna, so wie die Weiden von Skaptatunga und Sider,
sind zum Thcil mit x\schc bedeckt, doch ist der S( haden
durch einen am 7. eiugetrofieuen starken liegen bedeu-
tend vermindert.
Zusatz, Nach Privatbericbten, welche die Kiöben-
havnpost vom 5. November roittheilt, dauerte der Ausbruch
des Hekla noch mit derselben Gewalt wie zuvor bis zum
12. October fort. Die neue Lava flofs noch unablässig
aus dem südwestlichen Krater. Die Lavamasse hatte schon
einen Weg von 3 Meilen durchlaufen und sich auf einer
1) Ich habe dieselbe Hrn. Prüf. Ehren berf ubergebeo, Uer die Re-
suh.ile semer mikroskopi.schcri Uiik'rsuchuog verünentlichcn wird, so-
bald er sie an einer feroerweitigen Probe txi verifidreu im Stande isl.
P.
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461
Ssndebene ernten am Berge uugefähr eine Meile weit, m
einer Höhe von 30 bis 40 Ellen, ausgebreitet. Dieser
Lavaflufs bot vornehmlich bei bellen ISac htcn einen pracht-
vollen und imposanten Anblick dar. Man denke sich ei-
nen Bergstrom Ton glühendem Feuer, welcher sich TOn
den AbiSngen der Anh^en herabwSlzt and nach «od
nach, 8b wie er sieh abkühlt and vom Krater entfernt,
eine mehr röthliche oder rothbraune Farbe auuimuit, und
dazu eine sich hin und her bewegende Flamme. Drei
^ ungeheure Bauchsäuien stiegen beständig aus den drei
Kratern, die sich gebildet hatten, and. breiteten sich Über
die oSehstliegenden Distrikte ans, Bisber hatte der Aus-
bruch noch keinen Banerfaof verwüstet, aber die dorch
die niederfallende Asche verursachte Zerstörung der Wei-
den hatte schon angefangen einen schädlichen F.iniluis
auf das Vieh, und namentlich auf die Kühe zu äufsem,
von welchen, wie es hiefs, 30 bis 40 in den Rangai^evalla-
und Ames-Sysseln gefallen waren. Die zu ersterem Sjrs-
sel gehörigen Weiden im Osten des Berges waren bereits
beim ersten Ausbruche von grofsen Massen niedergefal-
lenen Bimsteins durchaus zerstört worden, und man be-
fürchtete, dafs auch Schaafe dadurch umgekommen seyn
möchten. Wenn man auch noch nicht sagen kann, dala
die Zerstöning einen hohen Grad erreicht hat, so kann
man doch, so lange der Aadbvoeh dauert, nicht ohne Be-
sorgnifs seyn, da die Lava, so wie sie Zuflufs vom Berge
erhält, den angebauten Gegenden immer näher rückt.
XIV. GesehichÜiche Notiz.
IXewton's Sonnenohren. — Zu Woolsthorpe, einem
Dörfchen bei Colsterworth in der Graischaft Lincoln,
fanden sich aeitber an der Südostecke des Haoses, worin
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462
Newton das Lidit der erblickte, iwei SoaneB-
uhren, die der grofise Mann als Knabe mit eigener Hand
in die Mauer eingegraben hatte. Die Zeiger, die, wie
man aus Beschreibungen weiCs, von ziemlich roher Con-
«tractioD waren, fehlten schon seit einigen Jahren daran,
aber die Zifferblatter, obwohl sie anch gelitten, befanden
sidi noch in ziemlich gntem Zustande. Das bessere von
ihoeu ist nun im vorigen Jahre mit Bewilligung des jetzigen
Besitzers, Hm. Christopher Tumor, von dem Hause
abgelöst und zur Bewahrung für künftige Zeiten in den Käu-
BMn der K. Gesellschaft zu London niedergelegt Fig. 16,
Taf. I giebt nach einem diese Motiz begleitenden Holt-
schnitt in den Philosoph, Transaei.f. 1845, pL I, p, 141f
den Anblick des Hauses mit seinen beiden bisherigen Re-
liquien.
XV. Preisfrage.
Die Königliche Academie gemeinnütziger Wissenschaf-
ten zn £rfnrt stellt ans de», ihr nodi znr Verfügnog
stehenden, VermSchtnisse des hieselbst verstorbenen Kö-
niglich Dänischen Jostiiralba Dr. Büchner folgende
zweite Preisfrage auf:
«Viele angesehene Phjsiologen und Chemiker hal-
ten sich gegenwärtig überzeugt, dafs die durch chemische
Operationen nnzerlegbaren und defshalb einfach genann-
ten Stoffe auch in organischen Körpern keine Verände-
rung erfahren, sondern dafs alle Veränderongen, welche
in organischen Körpern, von ihrer ersten Entwicklung
an bis zu ihrem Ableben, in ihren Bestandtheilen vorge-
hen, blofs durch Aufnahme gewisser Stoffe von Aufsen
und Ausscheidung anderer Stoffe nach Anisen bedingt
werden. Indessen ist diese Behauptung nichts weniger
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463
als hinreicfaeod begrOndet, vielnebr sprechen mehrere,
selbst neuere, wie es scheint, mit aller Umsicht ange-
stellte Beobachtungen und Versuche für das Gegeutheil;
dahin gehören hinsichtlich der Pflanzen besonders die
▼cm A. Vogel wiederholt antemonmenen Versuche nk
«asgesaeter Gartenkresse, welche zu beweiten scheineo,
dafs die^e Kresse einen Theil des in ihr enthaltenen
Schwefels durch ihren Vegetationsprocefs bildet, indem
der Gehalt an Schwefel, der in der analysirten Pflanze
gefunden wurde, die im Saamen enthaltene Menge de^
-selben ttberstieg, wiewohl alle VorsichtsmaaCBregeln ge-
troffen wurden, um zu TerhOten, dafs Schwefel von
Aufsen aufgenommen werden konnte.
Hinsichtlich der Thierc scheinen diefs aber die frü-
her von Prout und später die von Pfaff und Oehm
angestellten und jene gröfstentheils bestätigenden Ver-
siidie^ Ober die Veränderungen der chemischen Bestand-
tbeüe^ welche während des Brfitens in Hühnereiern vor-
gehen, hinlänglich zu beweisen; auch dfirfte in der That
schon die bedeutende Zunahme der Knochen in Säuge-
tbieren nach der Geburt dafür sprechen, indem dieselbe
in keinem Verhältnisse zu der geringen Menge von phos-
phorsaurem Kalk SU stehen scheint, welche •dem nenge^ *
bomen Säogethiere durch die Muttermilch zugeführt wird.
Hierdurch sieht sich die Academie veranlafst, die Aufgabe
zu stellen:
Durch neue Versuche aufser Zweifel zu setzen, ob bei
der Ernährung und Ausbildung der Pflanzen und Thiere
Veränderungen in den in ihnen enthaltenen chemisch
einfachen Stoffen vorgehen, so dafs ein Theil ihrer
Bestandtheile blofs durch Umwandlung anderer che-
misch einfacher Stoffe erzengt wird, oder ob diefs nicht
der Fall ist, sondern die für jene Annahme scheinbar
sprechenden Versuche andere Erklärungen zulassen?
Dafs die Lösung dieser Au^abe für die ganze Na-
tnrlehre und insbesondere für die Physiologie der Pflan-
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4M
«
len und Thiere von ttnCBereter Wicb%keil tej, bedarf
wohl fcdnes nSberen BeweUes; sie ist es aber nidit nur
m theoretischer Hinsicht, sondern aadi in practischer,
■wie diefs schon daraus erhellt, dafs die Liebig' sehe und
andere neuere Lehren über die Ernährung der organi-
schen Körper und die darauf sich gründenden Vorschrif-
ten nur bei der Voraussetzung für volilMHnmen wahr er-
klärt werden können, dafs die chemisch einfachen Stoffe
eben so wenig durch die in organischen Körpern vor-
gehenden Proccsse, als durch chemische Operationen
auTserhaib desselben, verändert werden können, und dafs
daher jene jetzt so viel besprochenen und so viel Auf-
sehen erregenden Lehren für haltbar oder unhaltbar er-
kannt werden müssen, je nachdem die Beantwortung die-
ser Frage verneinend oder bejahend ausfällt'^
Der ausgesetzte Preis für die genügende Beanlwor-
tong dieser Preisfrage beträgt zwanzig Stück Friedrichs-
dTor. Die Preisbewerber haben ihre in deutscher, £nui-
zdsischer oder englischer Sprache leserlich geschriebenen
Arbeiten spätestens bis zum L Januar 1848 an den Sc-
cretair der Academie, Kreisphjsicus Wittcke, portofrei
einzusenden. Jede Arbeit mufs mit einem Wahlspruche
Teisehen sejn, der sich ebenfalls auf der Aufenseijte ei-
aes beiliegenden, »ersiegelten Zettels beBndet, in wel-
diem letzteren der deutlich geschriebene Name, Charak-
ter und Wohnort des Einsenders steht.
Die genügende Abhandlung wird in der öffentlichen
Sitzung am 15. October 1848 gekrönt werden.
Dem Autor verbleibt das Eigenthumsrecht der ge-
krüoten Preisschrifi^ doch mufs dieselbe, &Us es der Au-
tor nicht vorzieht, sie zu den gedruckten Acten der Aca-
demie zu geben, binnen Jahresfrist gedruckt sejn.
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1845. ANNALE N JTo. 12.
DER PHYSIK UlSD CI1£M1£.
BAND LXVI.
I. . Ueber den muthmafs liehen Ursprung der Me-^
/ ^,^OTst^iM|^ ^th^^.^ i^^ Analyse des Meteoj^p^
-,f, » 9inz lkr$€fit gefallen ist '
«f»!! Dr. E. 9. ßaumhauer.
A
Is ich Tor etwa zwei Jahren eine Analyse des Me-
teorsteins veröffentlichte, welcher am 22. Mai 1827 in
Sommer- Countjrs , in den Vereinigten Staaten, gefallen
war, abote ich nicht, dafs wir kurz darauf den Fall zweier
Shulicber Steine in der NSbe unserer Stadt erleben wflr^
den *). Am 2. Juni 1843 wurde nSmllcb, sowohl'
Utrecht^ wie auch, und zwar vorzugsweise in den um-
liegenden Dörfern in einer Entfernung von 20 bis 25
Kilometern von der Stadt, eine sehr starke Explosion
gehört, welche mit drei oder vier Kanonenschüssen ver-^
glichen wurde. Darauf folgte ein andauerndes GerSusdif
oder ein Pfeifen; welches eniige Zeugen ftlr entfernte
Musik hielten, während Andere es mit dem Schreien und
Stöhnen von Kindern verglichen; diejenigen, welche dem
Ort, an welchem der Stein fiel, am nächsten waren, hör-
ten deutlich ein Pfeifen, Ähnlich dem Heulen der Winde'
oder dem Tönen einer Aäolsharfe; sie hörten diels 21)li^
3 Minuten lang, und bemerkten zugleich, dafs dieses'
Pfeifen sich von Westen nach Osten fortbewegte. Es
bedarf wohl kaum der Erwähnung, dafs diese Erschei-
nung Alle in grofses Schrecken versetzte. ' ' ''^
' ^ Zur selben Zeit merkte ein Bauer, der mit seinW
Wäjgien Tom Lande zurfickkebrte, dafe auf einem Acker^
>-'i,J ■ ^ \
1) Eine Icnrzc Nachricht darüber gab iMreiU Hr. Prof. v. Rees. (^QO*
Bd. 59. S.348.) " '■ ■" •' j>. '^=5
Panndoiff* AuuL Bd. LXVJ. 30
t
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in dej^ Nlibe tob BüunuP'Kapei, m einer fiotfernung
von 5 Kilometern ostwirU ^on* Utrecht ^ ein schwerer
Körper bemnter&el, der eine Menge Erde zu einer an-
sehnlichen Höhe aufwarf. Der liauer führte erst seine
Pferde zum Stall, kehrte dann an die nrnnliche Stelle
zurück, und fand dort ein trichterförmiges Loch, in wel-
cbem er einen schwarzen Stein fand, der in- jeAem An-
genblicke kalt 'war; zwischen- dem Falle des Steins n8m<
lieh und der Rückkehr des Bauers war eine Viertelstunde
verflossen. Der Stein halte eine, ein Meter dicke Thon-
schicht senkrecht durchdrungen, und war durch eine
feuchte Sapdschi cht aufgehalten; der aufgeworfene Boden
hatte sich um das Loch hemm angehäuft
.. Drei Tage später fand man noch in euper Entfor-
nung TQn 3 Kilometern bei einem Dörfchen, welches das
Loci'enhoufje heifst, einem schwarzen Stein in einem Gra-
ben, dessen Fall auch am Abend des 2. Juni beobach-
tet war; das Wasser war dabei bis zu einer bedeuten-
4en Höhe aufgeworfen. Bie Explosion war auch in £<r-
d£n und Rotterdam gehört worden, welche Städte beide
in der Richtung liegen, von welcher der Stein gekom-
ipeu zu scjn schien.
Der erste Stein wog 7, der zweite 2,7 Kilogramm;
lieide Steine sind von einer matten braunschwarzei» Kruste
umgeben, ip welcher man hie uad da wie mit dem Fin«
ger gemachte Eindrücke bemerkt; aufserdem finden sich
in der Kruste hie und da kleine Risse. Die Form der
beiden Steine ist ein unregeluiäfsiges Vieleck mit abge-
rundeten Kanten und Ecken. Die innere Structur des
Steins .hal^ .grofse Aeholicbkeit .mit der des Steins TOft
^ig^t 'l^V^ Sommer- CQun^ir^ wixd der meisten Meteor-
steine; auf der Bruchfläche ist er viel weifscr, als die
z. B., welche am 16. September 1843 zu Ktcin- Wen-
den und am 13. April 1812 zu Elxleben gefallen sind.
In der fast ganz weifseu Masse findet man zerstreute
gelbe und schwarze Punkte, so wie auch metallische Theil*
»
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467
eben, welche meistens grau sind, von denen aber einige
eine hocli purpurrolhe Farbe haben. Die Theilchen des
Steins hängen unter sich ziemlich locker zusammen , so
daCs kleine Stückchen znikthea den Fmgeni zu feinem
PuWer zerrieben werden können. Wenn der Stein in
einem AcbatmOrser zu feinem Pulver zerrieben wird,
bleiben einige; Körner zurück, welche einen Durchmes-
ser von (>,25 bis 2 Millim. haben, sich nicht mehr thei-
ien lassen und gröistenlbeils vom Magnet angezogen wer-
den; diejenigen ' dagegen ^ welche nicht vom Magnet an-
gezogen werden, haben meistens eine-unregelmSfölge po*
I jedrisdie Fonm mit abgerandeleri Kanten ond eine graue
Farbe. . .
. Ich will hier noch eines anderen Steins erwähnen,
der- am. 12b Juni 1840 bei Uden in JSord- Brabant, an
-einem X)rte, den man Staart}e nennt» .gefallen ist, und in
der Sammlung der- Nord-Brabanter Gesellschaft aufbe-
wahrt wird; dieser Stein fiel des Morgens zwischen 10
und 11 Uhr, bei stillem Wetter und heiterer Luft mit *
einem schweren Schlage, dem ein, von Augenblick zu
Angeublick zunehmendes Getöae vorherging; er bildete
in dem Fufspfade, aiif welcbeu er fiel» ein nmdeslioeli,
weldiCB im KHise hämm da» Erde* aufgeworfen war;
der Stein war so heifs, dafs man ihn kaum anfassen konnte.
Der Stein wiegt 0,71 Niederl. Pfund; er hat eine unre-
.gelmäfsige octacdrische Form, und ist eiue kleine Faust
grofis; die schwarze Kruste' ist ungefiihif eine halbe Linie
dick, wfthrend $ie bei dem Utrechter Stein .nur ein^ Viet-
tellinie dick ist Die Brnchfläche ist weifslichgrau, ond
hat ein krjstalliuisches Aussehen; der Stein enthält sehr
wenig metallische Theilchen, dagegen aber viele weifee
glänzende Punkte.
Bevor ich zur Mittheilung der Analyse, des Utrech-
ter Steins tibergehe, schicke ich hier Einigea Aber den
mnthmafslichen Ursprung der Meteorsteine voraus» wo-
bei ich besouders ihr Verhältnifs zu den übrigen Kör-
30*
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m
pern unseres Sonnensystems beröcksichtige, wahrend ich
rOcksicbtlich der bisher aafgesUiiUu Hypothesen über
ihre EiifstehiiBg auf meiiie meteorolog|sch-cK^«iBMche Dk-
•erlatioo Tcrweise» in weldier ich m km angeführt
habe.
Um sich die Entstehnog der Meteorsteioe einiger-
nafisen erkUlren tu können, nnifs man, meiner Ansichl
naeh, in der Entstehung anseres Sonnensystems ans ei-
nem Nebelflecken zurückgehen. Diese Ton der alt-
^iechiscben atomistischen Schule herrührende Idee ist
später von Kant ans philosophischen Gründen yerthei-
d%t fforden; fest zn derselben Ansicht kam spater H er-
geh el dnreh die Betrachtung der M ebelAeoken, aus wel*
chen er, wie er glaubte, neue Sonnensjateme sieh bil-
den sah. La Place gelaugte zu diesem Gedanken durch
mathematische Berechnungen, und neuerdings hat Mul-
der diese Entstehung unseres Sonnensystems aus dem
Streben der Materie nach Harmonie abgeleitet. Diese
Ansicht Isuft knns darauf hinaus: Im Anfang solle un-
ser Sonnensystem ein Nebel gewesen sejn, wie wir de-
ren jetzt mehre am Himmel sehen; dieser Nebel bestand
.aus einer Menge isolirter Atome, die sich um eine ge-
•meinsohaftliGhe Aie. drehten, wodurch der ganze Nebel
'die Gestalt einer abgeplatteten Kogel erhielt. Diese
Atome waren schon damals mit den Kräften, welche sie
jetzt besitzen, ausgerüstet, und werden diese wahrschein-
lich noch lange besitzen. Diese Kräfte konnten sich aber
damals nicht ftuCsera, sej es weil die Entfernung der
Atome unter einander cu groÜB, sey es weil die Tem-
1) Sjfucimen MeteorologUo-Chemieunt de Ortu Lapidum meteo-
ricorum, ännexU dttorum iapidum analy*U>us clumUU. Traf, mä
Rhen. 1844.
2) G. J. Mulder, Att Streheo der Bbierle oacb Harmome. Brao«.
«dmds, 1844.
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469
peratur des Nebels zu niedrig war. Es bedurfte eines
äufseren Anstofses, um diese schluminernden Kräfte zu
wecken. Was für ein Anstofs diefs war, darüber läÜBt
ticfa nichts mit eioiger WahrsdieiDÜchkeit vetninlhen; ' nur
das l8fst sich sagen, dafs seine ftnCsere Ursache täe Ent-
fernung zweier Atome nnr m Terringern oder ihre Teni>
peratur um etwas zu erhöhen brauchte, damit die die-
sen Atomen inwobnenden Kräfte in Thätigkeit versetzt
würden, und die von diesen beiden ausgehende Thätig-
keit war hinreichend, um die schlummernden KrMfte al-
ler Atome des Nebelfleckens zu erregen und dieselbifu
iu Bewegung zu bringen, gerade so wie wir wissen, dafs
die Verbindung eines einzigen Atoms Sauerstoff mit ei-
nem Doppelatom Wasserstoff eine unendliche Menge
Wasserstoff und Sauerstoff plötzlich in Wasser zu ver-
wandeln yerraag. Dordi Anziehungskraft und chemische
Verwandtschaft haben sich die Elemente unter einander
verbunden, sie bildeten immer zusammengesetztere Mole-
cüle, und zuletzt Himmelskörper; so enstand die Sonne,
so entstanden die Planeten; aber alle Materie wurde für
diese nicht verbraucht; eine bedeutende Menge gfOfeerer
oder kleinerer KOrper, und sogar grofse und kleine Mas^
sen {solirter Atome <UrmateHe) biteben zurQck, drehten
lind drehen sich noch stets mit der ihnen eigenthümlichen
Bewegung um die allgemeine Axe, wo nicht die gröfseren
Kdrper ihre Bewegung gestört, ihre selbststäodige Ezistens
geraubt, und sie gezwungen haben, fortan entweder als
Satelliten, oder integrirende Besfandtheile ihrer* selbst,
mit ihnen das Sonnensystem zu durchlaufen, während sie
vielleicht später durch andere störende Einflüsse Satelli-
ten oder integrirende Tbeiie eines anderen Himmebkör-
pers werden müssen.
Indem wir von dieser Ansicht ausgehen, wollen wii'
▼ersuchen den wahrscheinlichen Zusammenhang zu be-
leuchten, iti welchem die Sonne, die Planeten, SatelH-
len, Feuerkugeln, Meteorsteine, Sternschnuppen, das Zo-
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470
diaUHiuhl, Nordlichl und Se Alaiotpiiirt w eioMider
slilieii.
Wir haben gesehen wie die ganze Atoinciimasse in
Bewegung gebracht scjii konnte, und wie die Atome
duTGii gegenseitige .Anüehua^kraft uod cheuiscbe Ver-
wandiscbiifi &i«h xa ^rdlteran oder, kleineiian Gruppen
▼erbioden ILonoten. D^ch dt«8c chemische Verbindung
der Atome mofste natürlich eine sehr groise Wirme ent-
standen seyn, nnd zwar eine Hitze, die grofs genug war,
um alle gebildete Verbindungen im gasfönnigen Zustand
9U erhalten. I>eni Streben der Materie nach Harmonie
und der hieraus fol^den chemischen Verbindung der
Materie, welche noch stets fortwährt, scheint unser Son-
nensystem noch jetzt seine hohe Temperatur zu verdan-
ken, wenngleich dieselbe durch Ausstrahlung in den gro-
isen Weltraum so sehr herabgesunken ist, dafs die gp'öCste
Menge der JVIaterie schon durch den tropfbarllüssig^n aus
devd elastischflOssi^n in den festen Aggregatuistaad fiber*
gegangen ist; allein diese Ausstrahlung nach aufsen fin-
det noch imuier statt, und dieselbe scheint nur wenig
durch die Wärme, welche von anderen Hinunelskörpern
auf unser Sonnensystem ausstrahlt, ersetzt zu werden*
Die Qlaterie wird einmal ihr Streben u^ch Harmonie be-
fkiedig^ haben, und wenn keine andere WSimequelle
entsteht, wird unser Sonnensystem, das frtlher biftfönnig
war, wahrscheinlich ganz in den festen Zustand überge-
gangen seyn.
Finden wir in unserem Sonnensystem und auf un-
aarer £rde noch Ueberreste der Isolirten Urformation?
Ich glaube auf diese iVage bejahend antworten zu dür-
fen. Denn was ist erstens unsere Atmosphäre? ein me-
chanisches Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff, gänz-
1^ ioji i&olirten Zustand. Wenn wir diefs au unserer
Atmosphäre beobachten, haben Y^r ^uqh Becht dasselbe
mit Wahrscheintichkait von den Atiimipliiren der Sonne
und der anderen Planeten und Satelliten zu vermnthen;
aus den astronomischen Beobachtungen geht ja hervor, dafs
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471
alle PKan^teo und Satelliten (hinsichtlich unseres Monds
ist diefs noch ungewifs ) von einer Atmosphäre umgeben
wird; vfSks die kleineren Körper betrifft, so werden wir
tpSter seken', daCs Üe «leisten auch ei«« gewisse Meoge
itolirter Unnätevie mit eioli dmeh den Wehniiim xu fdh*
fen sehemen. '
Wir haben also gesehen, wie die Sonne, die Plane-
ten und Satellilen, und die diese umgebenden Atmosphä'
ren mutliinafsiich entstanden sind; wir wollen jetfct tu den
kleineren' Körpern Obergehen. • . '
Von lüeeen kleinere» Körpern sehen wir d«is -Necklsj
wenn wir nicht dorch das starke Sonnenlicht gehindert
werden, eine sehr grofse Menge. Es scheint sogar, dafs
bisweilen ihre Menge so grofs war, dafs sie eine Art
Sonnenßnsternifs veranlafsten , wie wir diefs in den Jah-
ren 1106, 1206, 1545 und • 1700 aufge^iehnet finden^
in-wetchem letzteren Jahre das SonnenKcht vom 23. bis
txtm April, also während drei Tagen, verfinstert ge-
wesen seyn soll Diese Körper nennen wir Asteroi-
den oder Sternschnuppen; bisweilen sieht man deren eine
sieche Menge, dafs man die Elrscbeinung mit dem Na-
men Feuerregen bezeichnet hat. Sehr benchtoBswerth
]tt:c8> dafs ans den Beobiiehtungen Aeser Steimeehnnp-
pen hervorzugehen scheint, dafs einige NSchte, und zwar
fast jedes Jahr, dieselben durch ihre grofse Menge aus-
gezeichnet sind; vorzugsweise zwei, nämlich vom 12. auf
den 13. November, und vom 10. auf den 11* August;
airfMrdeai noch die Nficfate Tom 35. bis tun 30. Jall,
▼on 15. bis zum 23, Oetober, to« 0. auf den 10. nnd
twiSchen dem 20. und 20. April, zwischen dem 6. und
121 December, die letzten Nächte des Novembers, und
die Nacht vom 2. auf den 3. Januar ^ ). Ausserdem hat
1) Man vergleiche darüber Dr. J^clinurrer, Die Krankheiten des Men-
schengeschlechts historisch und geographisch betrachtet. Hist. Abth.
Th. 1 und 2. Tübingen, 1825.
2) Man vergleiche A. Quetclci, Nouveau Catalogug des prindfit'
U* Apparitimu d^itoiUs ßltaUts, Mrux. 1838 et 1841.
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p
A. Erman geglaubt ans täglichen thermometrischen
Beobaehtungen schliefisen m dttrfeny dafs jäbriicli Bw«i
Tage doroh eine besondere Ternyaiatfahnihie ansgs-
Keichnet sind; diese Tage sollen liegen zwiscben dem
10. uud 13. Mai, und zwischen dem 7. und 12. Februar,
welche Tage von dein 10. August uud 12. November
gerade um eia halbes Jabr enlfernt «ind; er glaubt also,
data sich zwei Bkige von Asteroiden um die Sonne be«
wegen, . und dafis die ESrde {ftbrlich iwei Mal in diese
Ringe eintritt; die Teinperatttrabmibnie sdireibt er also
der Menge von Asteroiden zu, die, indem sie zwischen
die Soooe und die Erde treten, einen Theil der Son-
nenwärme anifangen. Diese Temperaturabnabnie ist aber
▼on Anderen mit Recbt anderen Ursaeben uigescbrieben
wocden, und zwar besonders dem Scbnelxen. der Elt-
«cbollen und der Schneeberge in der Polargegend.
Wir können aber aus der früher erwähnten Perio-
dicität der Asteroiden mit groCser Wahrscheinlichkeit
sebliefsen, daüs sieb derartige Ringe von Asteroiden na
die Sonne bewegen; wie Wele Ringe aber bestebi^n^ das
werden lange Zeit hindorcb forlg^etate BeoboebtHn^sn
uus lehren müssen.
Die Existenz solcher Ringe wird noch wahrscheinli-
cher durch ein anderes Phänomen, welches besonders in
den tropiseben Gegenden beobachtet and ZodiakoUicH
g«»nannt wird; .man siebt nftmÜdi sowohl im Osten nach
der. Abenddämmerung, wie im Westen vor der Morgen*
dämmeruüg ein weifses, bisweilen auch ein röthliches
Licht, dessen Stärke beinahe der der Milchstrafse gleich
kommt, und der Form nach ein Dreieck, dessen Basis
in. der Ekliptik.' zn liegen scheint Dais dm Form dio-
seä lakfaiea nicht mnd^ sondern dreieckig erscheuit, ist
ein optisches Phänomen; man sieht nämlich am Himmels-
gewölbe die Projection eines linsenförmigen Sphärolds.
1) A. Erman, Astron. Nachr., Bd. 17i No. 985; oad Pass^BdorfPf
Apntleo, Bd. 48, 5. 682.
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Diese UeineDt unter dem Namen Siems^nuppan
bekannten Körper scheinen Ton sehr Terschiedener Gröfse
zu sejn, und ihre Eulfemung von der Erde ist auch
sehr verschiedeo» sie scheinen alle von einem Nebel nicht
condensirter Urmaterie umgeben zu sejn, oder oft anch
hMa aus diesem tn bestehen; das Lieht, das sie, wenn
sie der Erde nfther kommen, ausstrahlen, seheint bei den
meisten der chemischen Verbindung der äufserst vertheil-
ten, nicht oxydirten Theilchen mit dem Sauerstoff unse-
rer Atmosphäre zugeschrieben werden zu müssen, ob-
gleich es für einige decsell>eii erwiesen scheint, dafs sie
«igenes Licht haben müssen, weil sie yon der Erde su
weit entfernt sind, als dafs man in )ener Entfernung noch
atmosphärische Luft annehmen könnte. Viele dieser Stern-
schnuppen sehen wir aus der Atmosphäre verschwinden,
obne daÜB wir von denselben Steine auf die Erde falicu.
sflibett; diese scheinen gröfstentheib ans nicht condensir'-
ter Materie m bestehen; sie kdnnen aber auch den Grund
für eine andere Erscheinung, von der wir sptlter reden
werden, abgeben.
Die gröfseren Astero'ide, und zwar die, welche ei-
nen festen Kern haben, und der Erde so nahe kommen,
dafe sie von derselben angezogen werden, und auf. die-
aelbe fallen, nennen vdr AäroUtkfi oder MeUorsimne;
wir nennen sie auch BoUden oder Feuerkugeln^ wenn wir
nur die Phänomene sehen, ohne dafs die Steine selbst
gefunden werden, indem sich zufäliigenTeise Niemand an
dem Ort befand, auf welchen sie- gefallen sind ; letzteres
scheint meistens der Fall zu sejn. Wir müssisn weiter
noch bemerken, dafs die Entfernnng der Asterolde von
der Erde sehr verschieden ist, und folglich auch die An-
ziehungskraft der Erde einen sehr verschiedenen Einflufs
auf ihre Bahn haben mufs. Die Bahn einiger wird wahr-
scheinlich nur so verändert werden, dafs sie eicb noch
elets, wenn «anch in einer etwas verSudiorten Bahi^, vm
die Sonne fortbewegen; andere hingegen wenifon. ciiie
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eUiptische, oder parabolische oder hyperbölisehe Bewe-
gung um die Erde erhalten, und werden, nachdem sie
610-, zwei- oder mehnnal wieder in dick Nähe der Erde
gekomnen sind, wodurch ihre Hahn von N«ikaat vertttt-
dcrt wcrdea kaon , auf die Erde lallaii..
WcBii die Meteortleine tmd Feuerkugeln mit den
Asteroiden identisch sind, und es bewiesen ist, dafs in
der Erscheinung der Asterojde eine Periodiciüit zu beob-
aobteD i«t, so inufs sich in dem Erschem^n der Feuer^
kugelo ond io-.dem Fallen der MeteorBtehie fiueh einige
fieriodlcitit. zeigen. Um diefe va .unteesucbea babe ieb
eine cbronologische Tabelle angefertigt, in. wefeber ich^
so viel wie möglich, alle Meteorsteine, so wie alle F'euer-
kugeln, welche, von den beim Falle von Meteorsteinen
wahrgenommenen Erscbeinongen begleitet, beobachtet
worden sind, aufigenoBmen und nach den Tagen des -Mo*
oatB geordnet habe, indem ich das Jahr ond den Ort
des .Fallet dder der Beobachtung hinzusetzte. Wo der
Ort des Falles oder der Erscheinung nicht verzeichnet
war, habe ich die Schriftsteller, denen sie entnommen
sind, amgeführt, diejenigen, bei welchen nur der Monat
und nicht der Monalstag angegsben wir, sind mit () be>
xeichuet;. diejenigen dagegen, von welchen, erwübat war,
vh sie im Anfange, in der Mitte oder am Ende des Mo-
nats gefallen waren, ohne nähere Angabe des Tages, habe
ich mit den Buchstaben I, M und F bezeichnet. Die
Meleorsteinfälle, bei welchen die Steine ge6inden wnrdeo,
«ind mit dem Zeiehen angedeoAel, wäihBeni das Zei<*
eben * bei denjenigen steht, wo der Fall too Meteor»
steinen oder das Erscheinen von Feuerkugeln von einem
sogenannten Feuerregen begleitet war, d. h. also, wo
eine grofse Anzahl Asteroide erschien; das Zeichen |
endlfich, wenn aogleicb Nordlicht beobeohtet worde. Der
Onind, weshalb die zwei leisten Zeichen mir bei sehr
'wenigen gefunden werden, liegt darin, dafs die gemme
Au[z,cichuung der Feuerregen uud Nordlichter sich erst
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m
seit ' wenigen \Fabren hersebreibt. v Bei der^ Anfertigung
dieser Tabelle habe ich aus allen den von Chladni *)
und aus den drei von v. ü/off :) beraii6§€giebenen Ca-
talogen geschöpft;, laufeerdem aus dem. von. 4en. Arabern
▼enKeicbneten und toh Fr.ae.bp -) benrosgegebeuen hßit*
TOlden-Cataloge; ' aus dem. Catfilog Ton Metcjorstmen
und Feuerkugeln v. L. F. Käiulz *); aus zwei von A.
Quetclet *) herausgegebenen Asleroiden-Catalogcn, und
aus einem Meteorstein -Catalog für die legten Tage vom
November« aad die Tage vom 11k bis zum 18. Juil, den
Gapocci terferfjg^ bat« Aufserdem babe icb so vtel
wie mOglicb alle die Erscbeinungen von Meteorsteinea
und Feuerkugeln, die hie und da in periodischen Schrif-
ten erwähnt sind, anfgenomineD. Es ist sehr zu bedauern,
dafs die franzüsisqlie Academie den Catalog von Aste-
lOldan, Feuerkugeln und Meteorsteioen, welche vom 7.
JahrbKindert yot Cbrialo bis zum 17, Jabrbundert iia<li
Cbristo in China' beobachtet sind, noch nicht heraus-
gegeben bat, den Ed. Biot aus den chinesischen An-
1) Chladni, über Ffcueritieteorc, S. 97 bis 168 und S. J73 bis 310;
Gilbert's Ann., Bd. 68, S. 329; Bd. 71, S. 359; Bd. 75, S. 229;
PoggendorrPs Ann.. Bd. 2,, 5.151} Bd. 6, S. 21 und 161, iidd
Bd. VIII, S. 45.
• • *
2) V. Hoff, PÖifuaortVä Ann., Bd. 18, S. 174; Bd. 24, 5. 221,
und Bd. 34, S. 339.
3) Fraehn, Appnritions d'etoiles filantes signnlees dans /es Au-
teurs Arabes. Institut, de France, Sect. 1, Scienc. Math, Phjs.
et Nat., T, VI, 1838, Nu. 252, p. 350.
4) L. F. Kämtz, Lehrbuch der Meteorolofie, Th 3, S. 264 bis 303,
der aaCMT den schon erwähnten Catalogen geschöpft hat aus: Plie-
ninger, Meteor. Tagebuch im GorrespondensbUu de« Leodw. Ver-
enu in Wfirtemberg.
5) A. Qnetelet, Cataiogu^ du prineipaleM eppoHiUnu dtitoiies
fitaates, BruxeUes, 1838 ei 1841.
6) Capocci, Periodicitat der A^olithe; PoggendorfPs Anoalen,
Egäniungsband , S. 521. ^
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47«
fialen zusamnengesetzt, und am 91, Mai 1841 der fran-
zOsiscben Academie Vorgelegt hat *), Spftter hat Ed.
Biot diesen Catalog noch vermehrt, indem er mehr als
1300 chinesische Beobachtungen zwischen den Jahren 960
imd 1275 nach Christo hinzusetzte Aus dem Ca-
taloge sebiiefet Biot; dafis die meisten Asteroiden» Feuer*
kugeln und ASrolitbe zwischen dem 25. And 30. Juli,
am 7. August, am 12., 13. mid 16. November, und zwi-
schen dem 24. und 27. October beobachtet sind.
Wenn wir die hier beifolgende Tabelle betrachten,
sehen wir sogleich, dafs nur die beiden Monate, August
und November, durch eine grOfsere Menge Beobachtun-
gen ausgezeichnet sind, so wie auch, doch nur in geringe-
rem Grade, der Monat Juli; denn die scheinbar grofse
Anzahl, die wir in den Monaten October, Dccember, Ja-
nuar und Februar finden, ist nur den längeren Nächten in
den nördlichen gebildeten Gegenden •zuzuschreiben, wo
diese Beobachtungen doch fast ausscfalielslich aulgezeich*
nel werden.
Wir sehen sogleich aus dieser Tabelle, dafs einige
Tage durch eine gröfsere Anzahl beobachteter Feuerku-
geln und Meteorsteine ausgezeichnet sind, was noch deut-
licher wird durch folgende kleine Tabelle, in welcher
ich nur die Zahl der Qeobachtungen fQr jeden Tag an-
gegeben habe:
1) Compies rendtu, T, XJJ» p* 986.
2) Ibid, T, XUI, 204.
Digitized by Coogl
(Zu Seile 476 gehörig.)
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1839 Rursland
1799 Pocklington
1761 VVhitby
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1733 Frankreich
1825 Halle
1814 Ost-Indien
1825 Merseburg
1548 Thüringen
1839 Parma
1841 Parma
1827|Tenenfia
I492,0bcr-Klsafs
1799 Mexico
1813 Wood fort
1771 V'öriogen
1814 Moskau
1823 Prag
1825 Pils
1813'iSuuderland
1839 Parma
I808,b:ugland
I822|l''reiberg
176l|scurrc
1791 Göttingen
1799 Ktiglaod
1820 llufsland
1822, Potsdam
1832! Deutschland
I8.33' Deutschland
1837'ouet. 1839. 51.
1684 Gottesgabe
1803 London
1818 Gosport
1819!Huiti
1831' Brüneck
1834 \. Amerika
1835 N. Amerika
1835 Dep. de Ain.
1838 Ouet. 1839. 54
1819 Böhmen
18241 Mainz
l825,Leith
Karlsruhe
Apenrade
1812
1822
1803
1824
Genf
Bonn
1623; Deutschland
16841 Bretagne
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1821
Leipzig
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1739;
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1804
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1814
London
2
1821
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1821
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4
1728
Nürnberg
4
1821
Görlitz
5
1737
England
5
1762
England
1
4-
5
1842
Epinal
6
1823
Aachen
8
l733;üorsetshire
8
1817
England
8
1831
Batb
8
1844
Paris
9
1734 Regensburg
9
1820Tumea
10
1824
Mans
10
1825
Halle
11
1741 Kugland
11
1821
England
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1836
Brasilien
1
1844
Limoux
1
+
12
1642
Ofen
12 1830
Heiligenstadt
•
13 1795
Woodcottage
I3il798
Krakau
13 1803 Hkaterinenbui
13 1803 Miissiug
13 1813lLautolax
13 1823Belley
I 41 1807 Connecticut
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U 1830 Warschau
•
15
1586
Verden
•
1773
1818
1465
1819
1764
1817
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Gosport
Paris
England
Paris
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22
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1824 Magdeburg
1742 London
1 8()3 Schwarzenb.
1680 Kurland
1824 'Neuhaus
1818; Halle
1821 Neapel
1825 Frankfurt a. M.
1798 Bengalen
1832 England
; 1816 Ungarn
1816 Ungarn
18181 Fünen
1822
1758
1806
1816
Brünn
Colchester
England
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1560 Lillcbonne
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Wir sehen deutlich, dafs die durch eioe gröfsere
Anzahl Meteorsteine und Feuerkugeln ausgezeichneten
Tage sind: der 12. und 13. November, der 10. August,
der 9. und 10. April, der 13. December, der 27., 28.
und 29. November, und der 1. und 2. Januar, v^elche
Tage, nach Quetelet, alle durch die gröfsere Menge
Asteroiden bekannt sind; und aufserdem noch der 17.
Juli, welcher Tag wegen der grofsen Menge beobachte-
ter Feuerkugeln und Meteorsteine die Aufmerksamkeit
derjenigen, virelche sich mit der Beobachtung von Aste-
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478
roiden beschäftigen, wohl verdient; diese Periodicilät von
Feuerkugeln und Meteorsteinen zwischen dem l^. und
18. Julir uod in den letzten Tagen des Niovembe^s wer
schon TOD Capocei bemerkt
Wie Tiel Werth naD eher eaf die Periodicilät so-
wohl der AsteroVde, als der Feuerkugeln und Meteor-
steine legen müsse, werden uns erst die eine lange Zeit
hindurcii sorgfältig aufgezeichneten Beobachtungen lehren.
Wie wir schon oben bemerkten, kojonnen 'nicht nur feste
KOrper, sondern aac^ Nebel; von no^h nicht condensir-
ter Materie in unsere Atmosphäre; wenn mt Weiter aus
der chemischen Zusammensetzung, sowohl der Meteor-
steine wie auch der Meteoreisenmassen, welche auf die-
selbe Weise wie die Meteorsteine ^uf unsere Erde fal-
len, auf die chemische Zusammensetzüng ^er Nebel tob
nicht' cpndensirter Materie schliefeen; dürfen, dann ist es
möglich, dafs eben so, ^le die Meteorsteine tEum grofsen
Theil aus Magneteisen und Nickel, und die Meteoreisen-
masseu fast ganz aus diesen Körperu bestehen, auch die
Meteornehel eine grofse Menge dieser magnetischen Me-
talle ' enthalten. Was mnfs aber: ge^hehen, .wei|n ein
derartiger Nebel, tu eifern aDsehoUchen Th^il aus mag-
netischen Theilchen bestehend, sich unserer Erde, die
wir als einen grofsen Magneten kennen, nähert? Die
Theilchen werden natürlich durch die Pole des Magneten
angezogen werden, und wenn sie in die Atmosphäre ge-
bngeo, werden die fein Tertheilten, nicht oxydnlen "theil-
tthen- anter den Rrsehemcm^en Ton Lieht und Warme
oxydirt werden, und ein Phänomen erzeugen, welches
wir unter dem Namen Nordlicht kennen, aber mit dem-
selben Uechte Südlicht genannt werden könnte^ da es
eben so am*- Südpole bebbadhtet wird. Zu dieser £r^
scbeinung- kOnMi noch dio Th«il€heik der Stenisclniop*
pen mtwirken, die wir in oneere Atmosphäre ▼erschwin-
den sahen, und zugleich die grofsen Nebel, welche wir
1) Capt>cci,. Poggendorffy*« AonaicD, Erfzbd., S. 521.
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479
Fcncrkü^elil 'n»d llffet^orateibe hö Anfange ilnrer Eve-
schcinung umgeben sehen, and von denen wir beim FaVI
der Steine keine Spur bemerken; diese ätherische, fein
▼ertbeille Materie kann, wenn sie iu den Anziebuo^
kieia d^r ma^etiflchen* Pole iLommt, zur Enengoiig dm
I)iaurdUdila''mit iritktli, dem», die Jittoba^htun^B derRc»^
senden in den'-Polarge^endeo liaben liinlSnglieii gelehrt;
dafs der Sitz des Nordlichts nicht an den eigentlichen
Erdpolen, wohl aber an den magnetischen Polen der
Erde.Btt cttciifin iBt.*. Dafs die Annahme, dafs in den
birtiertn iGegendlen «nsercr AUM8(li8re metallisclie Theil«
chen- zugegen «Ad, nicht ganz unbegründet sey, beweis
sen einige Beobachlongen. Hftnfig sind Hagelwetter beob-
achtet, bei denen man in den Hagelkörnern Mctallkerne
sah, find ich glaube, dafs man diese oft finden würde,
wem nan dieselben. hSnfiger untersuchte. Eversmario
bat z. B. in HAgelUknera, welche bei Slerli^maeM'.im4m
ProTinz Orenhurg in .Rnfsland. gefallen wai^nf stumpf-
wiukliche Octaeder von Schwefeleisen gefunden, in weU
chem Hermann 90 Proc. Eisen fand ' ). Eben so fie-
len am 21. Juni 1821 in der Provinz Majo in Spanien
Hagelkörner mit Metallkernen, in welchen Pictet')
diurch EisenojMikalinm die Gegenwart von Eisei gizeigt
bat Vor allen Bingen aber- verdient es unsdre AnAnerk*^
samkeit, dafs am 26. August 1834 in Padua Hagelkör-
ncr mit aschgrauen Kernen gefallen sind; Cosari ^) un-
tersuchte die Kerne, und es ging daraus hervor, dafs sie
aus gr&faeren und kleineren KAinern bestanden, von 'de-
nen die ^fiitoren dotob' den Magnet angezogen wni^eit^
und, nach Cosari's Analyse, ans Eisen und Nickel be-
standen. Die Identität dieser Stoffe mit der Masse der
1) Gilbert's Annalen, Bd. 76, S. 340.
2) EbendattllMt, Bd. 72, S. 436.
3) D. L. Gotari, Armßlt Sc^mzp det Regii» LiM»b,f Ventto,
NoQ^ Dm. .1834, ia dep Jf€VH,JSifmhPAil '/tßiKn,, No. 37« ^.33.
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480
Aeroiitbe wird wohl Niemand bezweifeln können. Es
würde also zur Prüfung dieser Theorie über den Ur-
sprang des Nordlichts sehr wüoschensw^rth seja, wenn
der Bodeo in. den Polargegenden auf Niokei untevBoeht
wfird«;; deon da dieses. Metall auf der Erdoberflftcbe sieht
fein yertheilt vorkommt, kann es als ein ziemlich siche-
res Kennzeichen meteorischer Materie gelten.
Diese Hypothese über den Ursprung des Nordlichts
wird noch unterstützt durch die Beobachtungen von C o i 1 a,
Wartm^B und Qnetelet die gezeigt haben, dals
die Zeit, in welcher die BMfisten Nordlichter ToriLonrnen,
mit der Zeit, in welcher die meisten Asteroiden beob-
achtet werden, übereinstimmt; aufserdem hat Ritter^)
geglaubt eiue Periodicität in der Erscheinung der Nord-
tiohter beobachten zu könmn, welche mit derPenodid-
mt im Falle der Mefteofileine im Einklang ist; aber et
ist' Schade, dafs Ritter diese PeriodieitSt nur in den
Jahren, welche durch eine gröfsere Menge gefallener Me-
teorsteine und erschienenen Nordlichter ausgezeichnet
sind, und nicht in bestinunten Tagen gesucht hat
Und hiermit hoffe ich einigermafseh den Zusammen-
hang beleuchtet zu haben, der zwischen den verschiede-
neu Körpern und Erscheinungen, die zu unserem Sou-
nensystem gehören, zu «bestehen scheint; ich bin aber
weit entfernt behaupten zu wotteo, daÜB alles Obensle-
bende fQr sieher und ausgemacht angenommen werden
QUifs; diefs gilt besonders vom Nordlicht, da durch diese
Theo-
1) ImiituL de France^ IBU, jVb. 999.
2) Gilbert's Aonalen, Bd. 15, 5.206, und Bd. 16, S. 221.
3) Ucbcr Nordlichter, vergl. de Mai ran, Tratte de l'aurore borenle.
Parisy 1754. Gchler's phys. Wörterb., Artikel: Nordlü ftf, S. 113,
und Fr. Argelander, AufTorderongen an Freunde der Astronomie
in U. C. 5c]iomacher*s Jahrbnch liir 1844, 5. 132.
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481
Theorie alle Erscheinungen bisher noch nicht genügend
erklärt werden können, z. B. die RichtUDg des Nord-
lichts im magnetiscben Meridian, das Vorkanunen dessel-
bM an den swei Ddrdiicben KAhe -Polen (Polen der
ieothenoischen Linien), von denen nur der eine zugleidi
magnetischer Pol ist u. s. w. Spätere Untersuchungen
werden zeigen müssen, ob diese Theorie richtig sej oder
nicht; das hier Mitgetheilte ist nur ein Versuch, wo mög-
lich in ein firoCses Chaos einige Ordnung cn bringen.
Wir wollen noch versiiehen dareh diese mutbnmfs-
Kdie Entstehung der Meteorsteine so viel wie möglich
die ihren Fall begleitenden Erscheinungen zu erklären.
Da ein solcher Fall ganz unerwartet vorkommt» so
igt es ganz naitfirlicb, dab der Anfang der Erscheinang
&at 'nie beobachtet wird; in den FSllen, in welchen man
zufällig den Anfang der Erschehinng beobachtet hat, hat
man einen kleinen leuchtenden Punkt, oder meistens ei-
nen leuchtenden Nebel, oder bisweilen auch einen Punkt,
der Ton parallelen leuchtenden Streifen umgeben war,
gesehen. Die Höhe dieses Punkts hat man iaat nie be-
stimmen können, erstens weil die Erscheinung so uner-
wartet kommt, und zweitens weil Körper, die sich so
rasch bewegen, nicht in den Bereich von Instrumenten
fallen; die einzige Methode, durch welche die Höhe eines
solchen Puuktes gefunden werden kann, ist die Bestim-
mung der Parallaze, nAmlich wenn zwei Beobachter an
weit von einfinder entfernten Stetten za gleicher Z^it diese
Erscheinung beobachten, und sich genau die Stelle dee
Himmels merken, au welcher sie in dem Augenblick den
Körper sahen. Hessel hat für diese Bestimmung eine
bedeutende Verbesserung angegeben: er nimmt an, da&
die scheinbaren Bahnen der Asteroide oder Feuerkugelmi
• gröfste, auf der Himmelskugdi beschriebene Krebe Seyen;
1) Schuraaclier's Aslron. Nachr., Bd. 16, No. 380, S. 327.
PogseadorfTft Aanal. Bd.LXYl. 31
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wenn alao doicb den Standpnnkl der betden fieobeebler
und dnrch die sdbcuibar gerade Balm der Aetmr^eA zwei
Ebenen gelegt werden, dann beetiMit die Linie, in wel-
cher diese Ebenen sich schneiden im Allgemeioeu (aus-
genommen wenn diese beiden Ebenen parallel sind, und
also die Bahn unendlich weit von der Erde liegt) die
Linie, in welcher die Stemechnnppe sieb bewegt liat
Wenn man die Ricbtungslinien bis su dieser geraden Li-
nie TerlMngert, so bestimnieD sie den Ort denselben im
Raum, und also auch ihre Entfernung von der Erde, so
wie das Fallen und Steigen des Körpers. Feldt hat
dnrch diese Methode ans den Beobachtungen der Aste-
roiden die Entfernung ^rieler ^on unserer Erde bestiaun^
und gefunden, dafs dieselbe swisefaen 2 und 33 geogra-
phischen Meilen schwankt, und zugleich gezeigt, dafs
was Brandes und Benzeuberg aus ihren Beobach-
tungen geschlossen hatten, nümlich dafs einige Aste-
roiden, wenn sie kommen, der Erde näher ;nnd, als in
dem Angenbliok, in welchem sie verschwuiden, nicht be-
grOndet ist. IKesdbe bedeutende Hdhe ist auch für die
Feneikugeln und Meteorsteine im Anfange ihres Erschei-
nens beobachtet worden.
Die Bahn der Boliden ist im Anfang stets der Erde
etwas zugeneigt ; bisweilen scheint dieselbe auch der Erdr
oberflAcbe parallel ; die Bewegung ist sehr aobneU, so data
man oft eine Feuerkugel in wenigen Minuten tiber ganz
Europa hat fliegen sehen. Bisweilen hat man auch eine
sprungweise Bewegung beobachtet; welchem Umstände
man diese zugeschrieben hat, ist noch von Niemanden
auf eine einigermafsen befriedigende Weise auseinander-
gesetzt; was fllr eine Meinung man auch imnwrhin Aber
ihren Ursprung oder ihre Natur haben mag, ich werde
es also auch nicht versuchen dieses schwer zu erklärende
' Phänomen zu beleuchten. Die Behauptung der Meisten,
daÜB die Schnelligkeit der Aerolithen wfthrend ihrer Be-
wegung durch die Atmosphäre abninunt, wekhe sich dar-
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483
Mif grämien soll, Ms eio tidi so rasch bewegender Kör*
per bei seinem Falle eio viel tieferes Loch als von 2
bis 3 Fufs machen müfste, ist durchaus nicht gegründet, ,
da die Erdoberfläche, besonders die Sandschicblen, ei-
nen derartigeii Widerstand bieten, dafs wenn der Kfir-
per aooh noch «ne viel sehneUere Flucbl bitte, er ded-
Bocb in dies* Sandsdnchten nicbt tiefer wOrde dndnngen
können.
Es giebt vorzugsweise eine merkwürdige Erscheinung,
die durch keine der früheren Theorien befriedigend er-
klllrt wird; ans dieser aber folgt nnmittelbar: die mei«
sttn ASrolithen haben im Anfong ihrer Erscheionng die
GrAfse des Monds, bisweilen seheinen dieselben noch
gröfser, so dafs sie, wenn man ihre Entfernung berück-
sichtigt, die Gröfse von einer bis zwei Kubikmeilen ha-
ben müssen, und wie grofs sind die Meteorsteine, wel-
che wir auf unsere Erde fallen sehen? meistens nur ei^
nige Kubiksoll, und der grOCste. einen Kubikfnft. Wel-
chem Umstand ist diese Abnahme der Gröfse soznschrei-
ben? Wie wir früher bemerkten, sind die Meteorsteine,
bevor sie in unsere Atmosphäre gelangen, von einem Ne»
bei nicht condensirter Urmaterie umgeben, weiche Mm»
terie wahrscheinlich alle die Elemente, ans welchen der
Stein besteht, noch Im isolirten Zustande enthttlt, die
dann, wenn sie in unsere AtmosphSre kommen, mit ein-
ander verbunden werden, und so das starke Licht er-
zeugen; es kann auch sejn, dafs der Nebel aus noch
nicht oxydirten Elementen besteht, welche durch den
Snnerstoff unserer Atmosphttre oxjdtrt und in-der Atmos-
phSre ^rbreitet werden. Hieraus lassen sich die.ver-^
schiedenen Lichtfarben, weldie man beobachtet, erklS-
ren; wir wissen )a, dafs geschmolzenes Eisen und bren-
nender Phosphor weifs, brennender Schwefel und Nickel
blau, brennendes Kupfer grün, brennender Kalk roth
und brennendes Natron gelb leuchten* Ee erhellt in-
f^ch, dafe das Licht der Feuerkugeln stirker seyn nnds
31»
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484
aU das des Mouds, da HUB dieser nur reüectirtes, }ene
aber eigenes Licht sosenden.
Nacbdem die Fenerkagela eioige Zeit in unserer
Atmosphäre gewesen sind, fahren sie aus einander; diese
Erscheinung erklärt sich daraus, dafs durch die grofse
Hitze, welche die chemische Wirkung im Nebel erzeugt,
die Oberfläche des Steins erhitzt wird, während das In-
nere, wegen des schlechten LeitnngBTermflgens des Steina
kalt bleibt; die Steinmasse mak springen ) eben so wie
dickes Glas, das plötzlich erwärmt wird. Dafs nur die
Oberfläche des Steins erwärmt wird, zeigt sich aufs Deut-
lichste an der Schwarzeln Kruste, mit welcher die Meteor-
steine fast unmer angeben sind, und. welche ntemals dik-
ker ist als 0,25 bis 0,5 MiUim. Diese Kruste, entsteht
dnrch eine beginnende Schmelzang der Silikate, d^ die-
selbe Kruste auf der weifsen Bruchfläche durch das Löth-
rohr erzeugt werden kann.
Durch das Auseinanderfabrcn des Steins entsteht auch
der heftige Knall, den man innier hört; dieser Knall wird
meistens mit dem Donnersehlage yerglichen, dbglakk
Ohrenzengen Qber den Ton. oft sehr ▼ersohieden aussa-
gen ; einige vergleichen ihn mit einem Donnerschlage, an-
dere mit dem Rollen eines schweren Wagens über Stra-
fBenpflaster, andere mit einem Geschützfeuer, mit dem
GerSttsch, das unter einander bewegte. Gewehre Terar-
Sachen, andere mit aus der Feme gehörten Trommeln
und Pfeifen, mit dem Heulen der Winde, andere end-
lich mit den Tönen einer Aeolsharfe. Dieser Unterschied
in den Aussagen scheint mir daher zu rühren, dafs man
xwei, durch ganz verschiedene Ursachen erzeugte Ge-
rinsche mit einander Terwechselt; das eine nämlicb, wel-
ches .man gewöhnlich mit dem Donnerschlag vergleicht,
entsteht dnrch das Auseinanderfahren des Steins, das an-
dere, welches dem Heulen der Winde ähnlich sejn soll,
entsteht durch die. schnelle Fahrt des Steins durch die
Atmosphire, und wird meistens von denen gehört, dio
sich am nSehsten beim Orte, wo der Stein fttUt, befinden.
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48»
Eudlich fallen ein oder mehre Steine auf die Erd-
oberfläche, dringen ein Paar FuIjb tief in den Boden,
und werfen die Erde ta mebren Fofsen auf. Die Tiefe,
zu weicher die Steine in die Erde eindringe» hingt gans
und gar Von der Nator des Bodens, anf welchen sie
fallen, ab: der Stein z. B., welcher vor zwei Jahren bei
Blaauw-Kapel iiel, durchsetzte eine Thonschicht von ei-
neoD Meter, und wurde von einer Sandschicht aufgehal-
ten. Die Steine liaben, wenn sie fallen, eine so g^Üse
Hitae, dafs sie mit der Hand nicht aofgenoomen werden
können.
Wir sehen aus dieser kurzen Erklärung der Erschei-
nung, dafs dieselben alle leicht aus unserer Ansicht über
die Entstehung der Meteorsteine abgeleitet werden kön-
neU) und dafs die Ansicht also, obgleich sie noch nicht
als ganz erwiesen betrachtet werden kann, dennoch unter
allen bis jetzt aufgestellten die wahrscheinlichste ist. Was
die äufsere Form, die Structur und die chemische Zu-
sammensetzung der Meteorsteine und Meteoreisenmassen
betrifft, verweise ich anf meine Inauguraldissertion (p. 34)
und die dott erwähnten Schriftsteller.
*
CHemUclie (Tnterfaehuag des Utreoliter Meteorsteins.
Zu dieser Untersuchung verwandte ich einen Theil
des bei Loevenhouije gefallenen Steins, der im Museum
der Utrechter Universität aufbewahrt wird. Das apec.
Gewicht des Steins liegt nach zwei Versachen zwischen
3,57 nnd 3,65, wiArend das spec. Gewidit der vom Mag-
net ausgezogenen Theilchen sich gleich 4,93, und das des
nicht magnetischen Pulvers gleich 3,43 ergab.
Um den magnetischen Theil zu isoliren, wurde der
Stein in einem Acfaatmörser so fein wie möglich pulve-
ririrt, und anf einem Teller unter Alkdml ausgebreitet;
um die Oxydation des Eisens wälnrend dieser Operatioii
zu verhüten; aufserdem habe ich, um mit einiger Ge-
nauigkeit das Verhäitnifs zwischen der Quantität der mag«
netischen Theilchen und des nicht magnetischen Pulvers
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I
488
zu bestimmen, nidit, wie immer gescUdit, einco con-
Staaten Magneten in Anwendung gezogen, von welchem
sich unmöglich alle die magnetischen Theilchen ablösen
lassen, sondern einen Elektromagneten, einen glatt po-
lirten Stab vou weichem Eisen mit einer kupfernen Spi-
rale umgeben, die mit einem Paar GroTe*8cheo Trögen
▼erbonden war. Nachdem der Magnet ao viel rn% mög-
lich alle magnetische Theilchen aasgezogen hatte, brachte
ich ihn in eine andere mit Alkohol gefüllte Schale und
unterbrach den galvanischen Strom, wodurch alle die mag-
netischen Theilchen zu gleicher Zeit abfielen. Der Mag-
net wurde darauf so lange durch das Pulver tun und her
geschoben, als -diesCT noch etwas anzog; die magnetischen
Theilchen worden darauf zerrieben, und von Neuem durch
den Magnet ausgezogen, um sie so viel möglich von dem
anhängenden Pulver zu befreien. Die ganze Masse des
gebrauchten Alkohols wurde darauf mit dem nicht mag-
netischen PnWer zur Trockne abgedampft, und das ge-
trocknete magnetische undf picht magnetische Palver ge-
wogen: to fand ich, dafs Grm. nicht magnetischen
Pulvers mit 6,864 Grm. magnetischer Theilchen verbun-
den waren, oder dafs 100 Gewichtstheile Meteorsteinpui-
▼er 89,09 nicht magnetisches Pulver und 10,91 magneti-
sche Theilchen enthielten. Spater werden wir aber ans
der qnantitativ«n Analyse der magnetischen Theilchen
sehen , dafs denselben noch eine ziemlich grofse Menge
nicht magnetischen Pulvers anhing. Aus dem Verhält-
nisse zwischen dem spec. Gewichte der magnetischen und
nicht magnetischen Theile würde folgen, dafs 100 Theilo
MeteorsteinpulFcr 89,51 nicht magnetisches und 111^49
magnetisches Pulver enthalten, oder 88,09 und 11,91.
Da ich Ober eine zionlich grofse Quantität der Me-
teorsteinsubstanz verfügen konnte, hielt ich es für nöthig
eine ausführliche qualitative Untersuchung anzustellen,
um zu sehen, ob in den Meteonteinen nicht mehre als
die bisher gefnndenen Substanzen, oder gar auf unserer
Erde ni^ekamite Elemente vorkommen.
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487
Die bisher in Meteormassen gefundenen Elemente
hat Angelot in der folgenden Tabelle zusammenge-
stellt; er hat DOeh die £leiiieDte hinzugefügt, die man
in zwei Eisenmassen, Ton denen die €ikk9'h» Jioihehiilte
im Harze, die andere bei Magdeburg gefunden wnrde^
fand, welche Eisenmassen beide mit hinreichenden Grün-
den für meteorische gehalten werden.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
•10
14
15
16
t 17
18
19
; ao
21
22
23
SMMMtott
Wasserstoff
Stickstoff
Schwefel
Phosphor
Kohlenstoff
Silicium
Kalium
Natrium
CaMiDliif t f
Magnesium
AhimiDium
Selen ■
Arsenik
Molybdto'w
Silber
Kupfer
Ziaa; .i\so\j'\
Nickel
Kobalt
Eisen
Meteor-
steine.
I?
t
??
Meteor- 1 Rotiie- | Magde>
eiieo.
4-
halte.
Ii
+
iiydft l liV/
+
tJ>if
riiVr
1 n'jiiod-
+ .
SU , VV^* ^^^^
Aufserdem hat von Holger in dem bei BohumiUz ge-
fundenen Steine Beryllium zu finden geglaubt, Berze-
Uns hat aber später von Holger 's Irrthum gezeigt.
Nach einer genauen Untersuchung haben wir ge-'
funden:
1) Angelet, 31imoire de la socUti giologique dt France; Imti'
tut de France 1843, No. 622.
2) Yer^ Scheihmdige Ond^KOthingen gedaan in hei JLäbortttO'
rium der läre^eeke Maogetchoot^ JBä, 11^ p, 669.
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488
■ ÜB Siofcn laiKcIlM Pakcr.
Im SfafOft mil6iKch8t 1
Schwefel
Kieselsäure
Phosphor
Kali
KieselflSiM
Natron
Kiakerde
Natron
Talkerde
Kalkerde
Thonerde
Talkerde
Chromoxvd
Tbonerde
Kupfer
Chromoxyd
Zinn
Kupfer
Nickel
Kobalt
Nickel
Eisen
Kobalt
Mangan.
Eisen
Mangan.
Wir haben also yon den 24 von Angelot ange-
gebenen Elementen nur 16 gefanden, und diese sind audi
die einzigeD, die stets in demselben gefunden sind. Was
. den Wasserstoff und Kohlenstoff betrifft, so sind diese
von Berzelius *) nur in einem Steine, der bei Alois
gefallen war, gefunden; das Cldor wurde auch nur ein-
mal, nSinlich von G. T. Jackson *) in emer Eisen-
masse, welche Hnddard bei Ciaüione in der Provinz
Clarke- Alabama fand, angetroffen.
Es ist noch sehr zu bezweifeln, ob Wasserstoff,
Kohlenstoffe Chior und Stickstoff wirklich in Meteor-
massen gefunden werden, denn wenn sie auch einmal
bei der Analyse vorkamen, so ist es doch noch sehr
die Frage, ob diese Elemente den Massen eigen waren,
oder ob sie später in dieselben hineingekommen sind,
sey es nun aus dem Boden, in weichem sie eine Zeit
lang lagen, oder in den Sammlungen, in welchen sie
1) Poggendorfra Anoal«!, Bd. 3a, S. I md 113.
^) jPhtl Mgg., Novemb. J828, p. 350. (Ann.. Ergxbd., S. 37J.)
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48»
nilbeifalirt wordoi, oder eo^lflh In doB LaiM9rAtoriani
selbst, in welchem sie untersucht worden.
Angelüt glaubt endlich, dafs es wahrscheinlich sey,
dafs Selen, Arsenik, Molybdän und Silber in den Me-
teorsteinen vorkommen müssen, da sie in den bei RKh
ihehiUie und Magdeburg ^fundenen Eisenmessen top*
kamen, denen man einen meteorischen l^nprung anschrei-
ben zu müssen gleobt.
Die quantitative Analyse, deren Methode ich in den
Scheikundige Onderzoekingen mitgetheilt habe, hat ge-
' lehrt, daÜB 100 Tb. nicht magpetiscben Pulvers beste-
hen BxAi
UnUtolicheii SOloaten
4öi919
Schwelelelsen
. 5,498
Chromeisen
0,226
PhosphoreiseD
0,044
Kieselsäure
16,673
Kali
0,043
Natron
0^121
Kalkerde
0,187
Talkerde u. Spur Manganoxydul 17,716
Thonerde
0,065
Eisenoxydul
12,840
Nickel- und Spur Kobaltoi^d
0^7
Kupfer- and Zinnoxjd
0,033
Teriust
0,298
100,000*
oder aus:
Unlöslichen Silicaten ' ' 45,919 v
Schwefeleisen ' 5,498
Chromeiseii T
Beigemengtem Nickeleisen 2,007?)
Löslichen Silicaten • o ; 46,350 ? j..-^
' ; ; • 100,000. • ; J
1) Wenn aach buwt^' Nickel Sti^Iidien OKtoi gdmi^imtirurde,
wie I. nm Berselio« und^SitoiDejer, so glmbe idi doch,
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490
Die ZasanMMnMitznig der ktolidiMi S&licale ist alio
in 100 Theilen:
19,045
Kieselsäure
36,662
Kali
0,094
0,016
Natron
0,266
0,068
Kalkerde
o^ai
0^115
Talkerde
38^4
15^1
Thonerde
0,148
üjm
Eisenoxjdui
23,470
5.343
20,686
Diefs ist also ein Drittel -Silicat oder Olwin; wir
sehen aber aus dem Gehalt an Kali, Natron imd Thon-
erde, dafe demselben ein wenig eines in Sfturen schwer
löslichen Silicats, und zwar, wie wir sipMer sehen wer-
den, AWii^ beigemengt ist.
In 100 Th. magnetischen Pulvers fanden wir:
Unlösliche Silicate und Kieselsäure 19,461
Schwefeleisen 1,547
Phosphoreisen 0,165
Kupfer und Zinn 0,183
Nickel and Spar Kobalt 9,160
Eisen 60,442
Basen der beigemengten auflöslicben Silicate
und Verlast 9,042
100,000.
Diefs magnetische Polver enthsit beigemengte Sili-
cate, das nicht magnetische Pulver dagegen beigemengte
daff der hier gefandene Geluilt »n Nickeloxjd den beigenaengten mag-
netitchen Tbeilcheo socuschreiben ist, und deshalb ging ich von die-
MD auf, nm die Menge der beigemengten niagnetisehen ThaldieB
an berechnen; hiesa hebe ich dea Pho^phoreSMO gefugt, da et aacb
•einer Meoge dem ouigncludieB Thelle aDtogehdrcn fcbeSat:
Kapier oad aSmiosjd 0^€33 «itt Kapfar und ISma 0^026
EiMiioiydol %166 Euen 1,677
Nickeloiyd 0,337 Michel 0,965
Pho«phoMiMft 0,044 ' PhiM^horciMa . 0,044
• %m 9^097.
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491
magnetische Theilchen, was die Rechnung ziemlich com-
plicirt macht, und wodurch man genöthigt wird annähe-
run^weise zu verfahren. So fand ich, dafs, wenn man
für die mng^etischen Theilchen das Verhftltnifii swisdien
Nickel nnd Eisen gleich 9,160 : 57,884 stellt, die Rech-
nung beinahe richtig herauskommt. Das Schwefeleisen
gehört ganz dem nicht magnetischen Pulver an; wir fin-
den nämlich aus der ersten Analyse für 19,461 unlösli-
che Silicate und Kiesekttore, 1,705 SokweCeieisen, und
in dieser 1,547 ; das Pbosphoraiaeil, das Kupfer nnd Zinn
gehören dagegen den magnetischen Theilchen ün« Wir
finden also die Zusammensetzung der durch den Magnet
ausgezogeneu Theilchen folgendermafsen:
Beigemengtes Pulver«
' Ublttslide '&Ücale'aDa'lÜMela.oTO';;;. '■' 'iil^'^'^-
Schwefeleisen , 7 1,547 '
Eisenoxjdul . 3^308 •
Basen der beicemeogten Silicate und Verlust 8,288
■ '■ ■■ ■ ■ -^jm. "
tfagnetiftebet PoWer.
Eisen 57,888
Nickel und Spur Kobalt 9,160
Phosphoreiseu 0,165
Kupfer und Zinn 0,183
67,306.
Also fdr die procentiscbe Zusammensetzung der magne-
tischen Theilchen:
Eisen 85,692
Nickel und Spur Kobalt 13,591
Phosphoreisen 0,245
Kupfer und Zinn 0^73
100,000.
Wir haben weiter in 100 Th. in Säuren unlösli-
chen Pulvers gefunden:
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492
Clhroin eiseil
1.720
Kipfif*lfiÄiirA
55 456
Kali
0,252
Natron
%976
Kidkerde
aoos
Talkerde
17j996
Thonerde
4 939
Eisenoxjdul
11,304
Maogaooxjdul und Nickeloxyd
1,425
Ktipfer« imd Zinnoxyd
0^610
Verlost
0«3S1
100,000.
Mit Recht bemerkt RammeUberg daCs diese
nnlltolichen Silicate ein Gremenge von wenigstens zwei
Silicaten sind, deren ^atur und Menge durch Rechnung
gefunden werden mufs.
Wir sehen sogleich, dais wir zu viel Alkalien und
so wenig Tbonerde haben, um Labrador in diesem Pul-
ver annehmen zu können, dafs aber dagegen das Ver-
bSltnifs zwischen diesen gerade so ist wie im A⁢ zie-
hen wir also dieses Mineral von der Masse ab:
AlbSt.
SanenlolF. In 100 Th.
Kieselsäure 18,480 9,60 68,854
Natron 2,975 0,76 ) 11,085
KaU 0,252 0,04 \ ' 0,939
Thonerde 4fid9 2^31
2,40
Verlust an Thonerde 0,193 0,09 S 19,122
so bleibt zurück:
26,839 100,000
1) P^rsendorff« AnnaleD, Bd. 02, S. 462,
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493
Kieselsäure
Talkerde
Eisenoxjdul
Kalkerde
MaDganoxjdnl n. Nickelozyd
Kupfer- uod ZioDOxjd
Verlust
Sanantolt
36 976
t^Vry«-/ 1 VF
1921
17 Q36
11,304
%57 1
3,002
0,85
i 10,80
1,425
0,32 \
0,610
0,12 i
0,188
71,441.
Hieraus sehen wir, dlnis io diesem letzten ein Dop-
pelsUicat versteckt ist, obwohl wir zugleich sehen, dafs
zu wenig Kieselsäure ▼orhanden ist; Rammelsberg
hat durch directe Versuche gezeigt, dafs Olmn nicht
leicht ganz in Säuren aufgelöst wird; und hält es also
für. sehr wahrscheinlich, dais man in den onlOsliohen SU
licaten noch Ueberreste von Oüpin aotrefXen müsse; ans
diesem Grunde wird hiei^i'dbr >seitdben '^dfiuid9h4^nnest
getheilt in QUoin und ein Doppelsiiicat, nämlidÜ Augit:
A a c lL
Sauerstoff. In 100 Th.
Kieselsäure 32,376 16,82 54,485
Talkerde > 13,258»^ fijlSvf 5^3,813
Eisenoxydul !8^<>1 1^09 i 14,739
Kalkerde J ' 3,002 0,85 l 8,41 5,053
Manganoxjdul ' '1,425 0,32 ( 2,399
Kupfer und Zinnoxjd . 0,601 0,12 j 1,011
Verlust ,
100,4
59,616
Sauerstoff.
Kieselsäure ' 4,600
2,39
Talkerde 4,678
1,81
Eisenoxydul 3,547
0^58
11,825.
Dieser Augit sthant also am besten mit den Hy*
persten^ und ist auch nur wenig von dem, den Ram-
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494
mclsberg in dem Steine von Kleüt'fFenden fand, ver-
schieden:
Kieselsäure 54,64
Talkerde 23,69
Eitmoxjdui 19,66
Kalkerdf 2,01
100.00.
Also enthält das iu Säuren unlösliche Pulver in lOQ Th.:
Cbromeisen 1,720
Albit . 26,839
Oüyin 11,825..
100,000. '
Im Folgendeu haben wir die proceotische Zusam-
mensetzang des ganzen Steins, v?ie sie der Anaijse
folgt, zusammengestelU:
100 Th. Meteonteift enthalten:
10^91 mageetiiche Theile, bestehend ans:
7,353 Nickeleisen
3,557 Silicate
10,910.
89,09 nicht magnetische Theile, bestehend ans:
48^181 in Sttnra löslichen Thailen, oBmlldi:
1,788 Mtteleisen
4,898 Schwefeleisen
0^201 Cbromeisen
41,294 Qiivin
48^181.
40,909 in SSnren unlöslichen Theilen, nimlich:
4,838 Oliyin
0,704 Cbromeisen
10,980 Albit . .
24,387 AugAt
40,909.
. oder 100 Tk. fifetamst^inpalrer enthalten: .
91140. Nickaleim» bestehead in 100 TL. ansi
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495
85,692 Eisen
13,591 Nickel und Kobalt
0,245 Phosphoreisen , .
0^72 Kupfer und Zinn
100,000.
5,097 Sdiwefeleisen, bestehend in 100 Tb. ans:
62,670 Eisen
37,230 Schwefel
100,000. , .
0,941 Chromeisen, bestehend in 100 Tb. aus:
30^440 Eisenoxydnl
69,560 Chromoiyd
100,000.
48,013 Oiivin, bestehend in 100 Th. aus:
36,662 Kiesebäure
0,094 Kali
0^66 Natron
0,411 Kalkerde
38,954 Talkerde
0,143 Thonerde
23,470 Eisenoxydul
100,000.
11,427 Albit, bestehend in 100 Th. aas:
68,854 Kieselsäure
0,939 Kali
11,085 Natron
19,122 Thonerde
100,000.
'35^382 Augit, bestehend in 100 Th. ans:
54,485 Kieselsäure
5,053 Kalkerde
22,313 Taikerde
14,739 Eisenoxydul
2J8M Man^oj^dni und Niokeloxjd
1,011 Knpfer« und Zinooxyd
100,000.
4d6
Der Meteorstein enthält also in 100 Th.:
Schwefel 1,897
Phosphor Ofi»
Eisen IIJKS
Nid^el ancl Kobalt 1,242
Kupfer und Zinn 0,025
Kieselsaure 39,3U1 20^416
Eisenoxjdul 15,296 3,482
Mansnoijdnla.Ni€kelo^d 0,600 0^13§
Chromosjd 0,056 0^196
Kopfer- and Zinnoisrd 0,256 0,055
Thonerde 2,252 1,052 > 15,151
Talkerde 24,366 9,431
Kaikerde 1,480 0,416
Natron 1^5 0^7
Kati m52 0^
100,000.
Wir haben aus unserer quantitativen Analyse gese-
hen, dafs, nach Abzug des den magnetischen Theilchen
anhängenden nicht ma^etischen Pulvers, das VerhältniCs
des mago^tischen zum nieht magnetischen Theil gleich
7,353 : 92,547, und also das spec Gewicht der magne-
tischen Theilchen 5,655 ist Da wir zugleich, fanden,
dafs 100 Th. nicht magnetischen Pulvers noch 2,017 mag-
netische Theilchen beigemengt enthalten, so stellt sich
daraus das spec. Gewicht der nicht magnetischen Theil-
chen gleich 3,384; und da nach der Berechnung 100 Th.
Meteorsteinpulver 90,86 nicht magnetischen and 9,14 mag-
netischen Pulvers enthalten, so finden wir für das spec.
Gewicht des ganzen Steins 3,59, was ganz und gar über-
einstimmt mit dem, was wir bei der Bestimmung dessel-
ben fanden, nämlich zwischen 3,57 und 3^65. Wenn
wir .nun berücksichtigen, da£i die magnetischen Theilchen
fihst g^nz aas Eisen «id I^kel bestehen, deren spec
Gewicht 7,7 und 8,28 ist, muis uns das sehr kleine spec.
• Ge-
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497
Gewicht dieser magnetischen Theilcheu sehr auffallend
erscheinen. Sehr wichtig schienen mir also die Worte
▼on AammeUberg (S. 452): **Man hat es (das spee»
Gewidit des Meteoreisens) meistens zwischen 7 und 8,
selten antef 7 geftinden. Ich habe es versucht, eine
solche Bestimmung auch an dem Eisen des untersuchten
Meteorsteins (von Klein- Wenden) zu machen, und da-
bei 7,513 als Resultat erhalten.« Diese BestiviniuDg
scheint mir im Widersprach mit der, welche ans dcir Zu-
sammensetzung des TOD ihm untersuchten Steins folgt.
Schlagen wir nämlich die S. 463 erwähnte Zusammen-
Setzung des Meteorsteins auf, so sehen wir, dafs er in
demselben in 100 Th. 22,90 mit Silicaten verunreinigtes
Nickeleisen, und 77^10 nicht magnetisches Pulver gefun-
den hat, also wenn das spec Gewicht des ganzen Stejns
3,7006 (S. 450) und das des magnetischen Theils 7,513
(S. 452) ist, dann muls das des nicht magnetischen Pul-
vers 2,568 sejn, was zu niedrig ist, wie sehr deutlich aus
der (S. 463) angegebenen Zusammensetzung hervorgeht,
wenn man nämlich die von ihm gefundenen,, Mengen
Schwefeleisen I Chromeisen, Olivin, Labrador und Au-
git mit ihrem spec. Gewicht multiplicirt, und die Summe
dieser Producte durch 77,10 dividirt. Das spec. Gew.
vom Schwefeleisen ist 4,63
Chromeisen ^.4,4 ,j .^: ^ .
- OUvin . '\jm, O. i •
- Labrador - . ,SW75,ir,
- Augit -^.t3,35^,,,^ ,
- Hornblende - 3,08.
^uf diese Weise linden wir das spec. Gewicht des nicht
magnetischen Pulvers 3,358, und des durch anbäpgende
Silicate verunreinigten magpetischen Mickeleisens 4,853;
beide stimmen sehr gut mit den von uns gefundenen:
3,384 und 4,93. Wir finden also, dafs das Nickeleisen
wenigstens in diesen beiden Meteorsteinen, ein viel nie-
drigeres spec. Gewicht hat, als man aus der Summe der
Potteodora't AaiMl. Bd. LXVI. 3^
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f
498
apecw Gewickte des EiaeBs . und des Nickels , jedes ftk*
sich, ableiten sollte. Aus deu übrigen Meteorstein-Aua-
Ijseii läfst sieb hierüber nichts folgern, weil in densel-
bea nur das jBpec Gewicht des ganzen Steins aogege-
ben ist, ohne BestinmuQg des VeriidUoisses swischen
lew und nicht jmagoetisoheiD Pulver.
Chemisclie Ütttetsveliang des am Mal 1827 fa
flenaier-CoaBtys gefalleaea Meteoratelaa.
Suchen wir, auf dieselbe Weise rechnend, die Zu-
sammensetzung des in Sommer -Countys gefallenen Steins,
voo dem ich die Analyse schon früher ' ) mitgetheilt habe.
Wir halben damals gefunden, dafe 100 Th. in SSure
unlöslicher Silicate enthalten:
SaaMoffl
CKromeisen 4,821 28,410
Kieselsäure 54,677
Kalkerde 0,964 0,270
Talkerde 12,343 4,777
Thonerde 11.185 5,223 ^
Eisenoxydul 8,582 1,964 [
Manganoxydul 0,771 0,172
Nickel-, Kupferl- u. Zinnoxyd 6,075 1,293
Verlust au Kali und Natron 0,582
100,000.
Ziehen wir hiervon die Zusammensetzung des Labradors
(CaO , KaO , NaO)SiO<+Al«0>SIO«
ab, indem wir den Verlust an Natron und Kali als Na-
tron in KechnuDg bringen:
Labrador.
SauerstofT. 100 Tb.
Kieselsäure 4,839 2,514 53,200
; Thonerde 2,711 1,257 2^,305
Kalkerde . 0,964 ) 10,5M
Natron 0,582 J 6,397
9,096 100,i)00
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0
80 bleibt Reti:
Kieselsäure 49,838
Talkerde 12,343
ThoDcrde 8,474
EiseDOxydoI 8,582
Manganoxjdul 0,771
Nickel-, Kupfer- u. Zinnoxyd 6,075
SaacrstofT.
2d,896
4,777
3,966
1^54 ) 12,162
0,172
1,293
Der Rückstand enthält Hornblende^ in welcher die
Sauerstoffmenge der Basen zu der der Kieselsaure wie
4 : 9 steht, und eine kleiue^ Menge beigemengten Oli*
vins^ wahrscheinlich in diesem VerhSltnisse:
Kieselsäure
Talkerde
Eisenoxjdnl
Manganoxjdnl
O I i V i D.
SauerstofT.
2,262 1,175
2,489 0,963 \
0,654 0,149 1,175
0,280 0,06a )
5,685
100 Tli.
39,789
43,781
1 1,505
4,925
IOO,<MJO.
IIornbl«ii4e.
KleselsSnre 47,576
Talkerde 9,854
Eisenoxydul 7,928
Manganoxjdul 0,491
Thonerde 8,474
Nickel-, KupC^r- upd
Zinnoxyd
SaucntofF.
24,721
3,814
1,805
0,109
1.293
10^87
100 Th.
59,176
12,256
9,861
0,611
10,540
7,556
100,000
6,075
80,398
Diese Hornblende hat beinahe diese Formel:
(3JVlgO , 2FeO , NiO)2SiO'-|-APO^ , 3SiO».
Wir haben weiter in 100 Th. MeteorsteinpulTer,
aus welchem die magnetischen Theilchen nicht ausgezo-
gen waren, und in 100 Th. durch den Magnet ausgezo-
genen Theilchen g^Ajind^pn: .
32*
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500
pniver.
ünlfleliche SiBcafe
404^ ;
1 24..509
KfeteltSare
16,825 1
Schwefeleisen
4,846
1,264
Eisenoxydul
18,505
74,463
Nickeloxyd
1,931
10,784
Koballoxjd
1,176
Ziunoxyd
0,125
0,471
Mangan oxydol
2,081
112,667
Thonerde
0,226
Kalkerde
0,301
Talkerde
18,505
Natron
0,S51
Kati
0,025
105,069.
Aus diesen beiden Analysen finden wir durch Be-
rechnuDg, dafs 100 Th. Meteorsteinpulver enthalten:
Unlösliche Silicate 40,922
Schwefeleisen 4,8^6
Nickeleisen 11,496
Lösliche Silicate 42,736
100,000.
Das Nickeleisen und die böslichen Silicate enthalten
in 100 Theilen:*
NSckeldsen.
Eisen 85,0n
Nickel
Kobalt
Zinn
13,001
1,411
0.567
100^000
Kieselsfture
Kali
Natron
Kalkerde
Thonerde
Talkerde
Eisenoxydul
Manganoxydul
Zinnoxyd
100,000.
Also auch ein Drittel- Silicat oder Olivin.
Lteltdie Silicate. SaacvMolT.
37,845 19,660
0,056 0,009'
0,789 0,202
0,679 0,l90i
0,508 0,237'
41,626 16,11!
13,722 3,1241
4,681 1,050
0,094 0,011,
20,935
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sei
Wir finden also für dit proceQtiaclie ZiMammcn-
setzuug des ganzen Steins:
Sauerstoff.
Schwefel 1,804
Eisen
Nickel M95
Kobalt 0,163
Zinu und Kupfer ii, 0,065
Kieselsäure ' , , 38,503 20,002
Eisenoxydul 10,029 2,283 \
Maganbzjdol %310 0,518 1
Chromozjd . < ,m J > : S^79>f A410 /
Nickel-, Kupfer, mid .Zinnoxyd %52S 0,538 (
Thonerde 4,807 2,245 )15,168
Talkerde 22,789 8,821
Kalkerde 0,700 0,197
Natron 0^594 0,152
Kali / 0,025 (MWAyt
100,000.
Wir können auch die Zusammensetzung des Me-
teorsteins in 100 Th. also ausdrücken:
11,496 Nickeleisen, bestehend in 100 Th. aus:
Eisen 85,021 ^ '
Nickel ^ ' 13,001^ ' ^
KobaU 1,411
■''"Zitin * ' 0,567 ' "'"^ ' •
-n.;: .■ •! . '10^000; '^''^ ^
4,846 Scbwefeleisen, bestehend in 100 Th. aus:
Eisen ^ 62,770
Schv^efel, 37,230
100,000.
1,973 Chromeisen, bestel^e^4 in 100 Tb^ |
. Eisenoxjdldfi nv30^^ u\ >u\
Chromozyd .ii'*»^W60f -m » i;>i
100,000.
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502
45.062 OliviD, bestellend in 100 Th. aw:
Kieselsäure 37,845
Kali 0,056 ^
Natron 0,789
Kalkerde 0»679
Thonerde 0,508
Talkerde 41,626
Eisenoxjdul 13,722
Mang^oxydul 4.681
Zinnoxjd 0,094
100,000
3^729 Labrador^ bestehend in 100 Th. aoss
Kieselsäure - 53,200
Natron 6,397
Kalkerde 10,593
Tbonerde 29,805
100,000.
32,901 H<miblende, bestehend in 100 Th. aas;
Kieselsäure 59,176
Talkerde 12,256
Eisenoxjdul 9,861
Manganoxyd«! 0,611
Tbonerde 10,540
Nickel-, Knpfer- nnd Zinnoxjd 7,556
100,000.
BestimmeD wir aus deu spec. Gemchten dieser Mi-
neralien das spec. Gewicht des nicht magnetischen Tbeils,
so finden wir dasselbe 3,318, und da wir (ür das spec.
Gewicht des ganzen Steins 3,469 gefunden haben, so
finden wir für das spec. Gewicht des Nickcleisens 4,632;
also noch weniger als für das des Ulrechler Steins, und
des bei Klein -Wenden gefallenen. Diefs niedrige spec
Gewicht scheint mir beacbtenswerth, und es thut mir also
Leid, nicht Gelegenheit zu haben» das spec. Gewicht des
Meteoreisens zu bestürnnen.
Die Zosanimensetzuog des Meteoreiseos in diesem
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503
Stein sUmmt ganz Übereio mit dem des Ütrechter Steins;
das Verhältnifs zwischen dem Nickel und dem Eisen ist
ungefähr wie 1 : 6. Der Grund, weshalb Rammels-
berg und Andere diefs Verhältnifs wie l : 9 fanden, ist
dem Ümstande zuzasciireibeh, dafa sie das Eiseuoxyduf,
welches zn den beigemeugten Silicaten gehörte, mchtalr-'
gezogen kaben.
Bemerken wir noch zuletzt, dafs in beiden durch
uns untersuchten Steinen das Verhältnifs des Sauerstoffs
der Basen zu dem der Kieselsäfire gerade wie '3 : 4 ist '
Jl. Bfnter/fungm über einige meUow0logischß\G0ri
gen stände ; vott F. C Henr ic L ; : ^ ■ .
1) LafistrOraungeii.
Rei weitem die wenigsten der atmosphSrischen Erschei-
nungen sind nach statischen Principien zu erklären; die
überwiegende Mehrzahl derselben wird nur verstAndlidv
wenn wir uns Yergegenwärtigen, dafs die Laftmassen, de-
ren Verhalten wir untersuchen, in einer fartstrOmenden*
Bewegung begriffen' sind, üm sogleich ein sprechendes
Beispiel für diese Behauptung anzuführen, will ich nur
an die auffallende, besonders im Winter nicht ganz sel-
ten vorkommende Erscheinung erinnern, dafs kältere
schwerere Luftmassen sich in der Höhe über leichteren
wärmeren befinden. "Während mehrer Tage in der Mitte
des Februars 1836 z. B. herrschte bei einem dauernden
Barometerslande von nahe Ü",76 und einem sehr gleich-
förmig bewölkten Himmel, durch welche Umstände das
Dase^rn Hnes nördlichen Luftstromes in der Höhe un-
zweideutig ausgesprochen war, an. der Erdobeifläche ein
südlicher Wind und ▼ollständiges Thaawetter; und Aebn-
liches ist fast in jedem Winter zu beobachten. £^ ist
I
604
aber offeubar, daCs ein solches Verbalten Diir bei io Be-
wegung befiodlicheB, owinals bei cubeoclen Lattouttseo
staCtfindeo kano.
So ieiui denn aaeh nur die Bewegung die Uraaehe
seju, weldie eine allgemeine Ausgleichung des Druckes
unter den beiden grofsen Luftströmungen, welche das
Fundamentalphänomen der atmosphärischen Lultbewe^Miig
dantelleo, dem Polar- und Aequatoriabtrome * ver-
liindert, da die Zeit, welche bei dem vogeheureii Um-
fange denelbeD zar AusgleichoDg der Versciiiedenbeit
des Druckes unter ihnen erforderlich sejn würde, so be-
trächtlich ist, dafs sie während derselben mit der ihnen
eigen thümlichen Geschwindigkeit die gröfsten Strecken za
dorcbflieÜBeD ▼erraOgeD. Wenn die von den glObendeD
Sandflficheii Afiika^B aafgestiegeoen LnChnaaeeo in den ge-
mäfsigten Erdstrichen wieder zur ErdoberflSebe nieder-
sinken, so zeigen sie in ihrer Hauptmasse zum grofsen
Theil noch die ihnen dort eingeprägten Eigenschaften,
nämlich, die höhere Wärme und die beträchtliche Aus-
deiiDopg, weiche letztere gans allein die. Ursache der
il^eq ' eigenthfimlichen niederen -Barometerstände sejn
kann. Das entgegen gesetzte Verhalten zeigen aus glei-
chem Grunde die vom Pole abfliefscnden Luftmassen;
auch sie werden mit den ihnen eingeprägten Eigenschaf-
ten fortbewegt, und erst im Laufe einer langen Beise^
in höheren Breiten aUmälig» in den Aequatcdalgegenden
aber rascher, in andere Zustände fribergefQhrt.
Hieraus erklärt sich nun auch sehr einfach die all-
gemein bestätigte Erfahrung, dafs auf der ganzen nörd-
lichen ErdhäU^ di^ südwestliche Windesrichtung mehr
und weniger voHieiTachend ist findet nämiieh» wie es
nicht anders .sejn kann, zwischen dem Pole und dem
Aequator ein Yollständiger Austausch der Lnftmassen statt;
so müssen die.vpiu Aequator abfliefsendeu wärmeren aus»
1) Eigentlich «oUte ick Polar- and AeqaatonaIx/r^'/ra«/i sagai| dm
iolio^ Zweifel «nd.ibtir «qf {«dwiMi^UM «clm 9«HMate.
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I
505
gedekiteres Lailniitteii oothweodig einen gröfiMree RacuB*
eiunehinen, uud, wenn ihnen dieser nicht hiiireicheud
dargeboten wird, zugleich mit grüfserer Geschwindigkeit
sich fortbewegen, als die vom Pole abfliefsenden kälte-
ren dichteren LiifUnassan Nun mOMen, im Folge der
ODgleiclieiii GrOfse der ParaUelkreite, die lettteren bei
Ihrer Fortbewegang cum Aequator allmälig in gröfsere
Räume sich ausbreiten, also an Druck abnehmen, die
Aequatorialströme dagegen bei ihrem Fortrücken zum
Pple allmAlig in eagere Bäume sich zqsammeoEiehen, also
an Druck umehmeD« Daraus folgt« 4$h von zwei« in
der Richlong dieser Ströme liegenden Orten der nördli*
chere sowohl im Polarstrome, als im Aequatoriabtrome
einen höheren Luftdruck als der südlichere zeigen mufs,
wenn keine. stOrenden Ursachen ab&ndernd einwirken.
Vergleicht mau in dieser Beziehung «• B. Wien und St.
Peteialmrg, Carkroho und Stoehhohn *)> «0 findet «ieh
das Gesa^ ▼ollfcommen beMfttigt.
Wenn gleich nun, bei der ungeheueren Ausdehnung
der in deu beiden grofsen Strömungen fortbewegten Luft-
mas8#tt eine allgemeine Ausgleichung des Drucks (und
mehr noch der Wttrme und Feuchti^eit) wftbittnd ihrer
Fortbewegug onter ihnen nicht erfolgen kann» so mnb
doch ehie tbeilwelse Ausgleichung ihrer Zostinde, nta^
lieh an ihrer gegenseitigen Begranzung, in grofser Ausdeh-
nung stattfinden ; und eben daraus entspringt, wie wir wis-
sen, die grofse Mannigfaltigkeit der Uebergangszustände in
Drochy Bewegung^ WArme und FeuehUgkeit, welche die
meteorolngiachen' Beobechtangsjouniale uns Tor Angen
legen. In gleicher Weise, wie die grofsen LuftstrOme
gegenseitig auf einander wirken, wirkt auch die Erdober-
fläche auf beide bei ihrem Fortrücken allmälig abändernd •
cid; der PobuEstrom nimmt dadurch an Wttrme nUmftlig
1) ywfU Kimu» ygrlMniiiai Ober Mdeofokigie, & 348.
3) S. cbcii4afeUMl die Tafel« S. 329.
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506
xn, der Acqaatorials!roin ab, der endere (allgemein ge-
sprochen) an Trockenhrit zu, c^er letztere ab.
Wenn die allgemeine Ausgleichung des Drucks an«
ttr deo baideo Hauplloftslnlhnen nar dorcb dereo aoge-
Wlieni IMSinf; Terbinderf wird, soffst klar, dak LuftaBM-
sen WOB' beschrihiktereiii UAilange, welche iidi mler den
EinOufs der grofsen Strömungen befinden, den DmclL
der letzteren mehr und weniger annehmen mQssen, ohne
dafs übrigens eine grofse Aenderaug ihrer Wärme und
Feocbligkeit, deren Fortpflanzuiig elMe Vergleich laof-
tamer MMgt, damit verbaDden za aejo hnmcht. S»
kann es denn, wie die zn Anfang angef Ohrte Beobach-
tung zeigt, geschehen, dafs bei einem feuchten, warmen,
südlichen Winde vorübergehend ein Barometerstand, wie
er eigentlicb nördlichen Winden zukommt, stattfindet
Zieht man zwei weit Ton ^nander abstehende seoh-
mehte Ihmshschnitta eines nnd dessetten Luflstrmes in
Betrachtung, so ergiebt sich aus dem Vorigen soglei^
1 ) dafs die Luftmassen an den verschiedenen Stellen ei-
nes und desselben Durchschnittes sehr verschiedene Zu-
stände haben müssen, indem die mittleren Stellen am
meisteii Siran orsprtlngliehen (den mn Pole oder Aequa-
tor zu ehiem Maximum gewordenen) Zustand bewahrt
haben müssen, während die der Begrenzung näher lie-
genden durch den Einflufs der angränzenden Luftströme
und der Erdoberfläche mehr und weniger Teräudert sein
werden; 2) dafe aber auch die correspondirendeD Stei-
len in beiden Dorchsdinittan nicht n>shr in ihren Zu-
standen Töllig Oberehistimmen können, und zwar am wo*
nigsten in der Gegend der Begränzung wegen der daselbst
tiberwiegend zunehmenden Einwirkung der Umgebung.
Es iblgt hieraus, was auch die Vergleicbung gleichzeiti-
ger BavometerbeobachtungeB an emfamtan Orten gelehrt
hat, dafo nur mfifsig yon einander entfernte Orte zu cor-
respondtrenden Barometerbeoba'cbtnngen zum Zwacke von
Höheubestimmuugcu tauglich sind, und dafs sie dieses in
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I
607
jedem einzeluen Falle um so mehr sind, je mehr die sie
verbindende Linie mit der herrschenden Windcsrichtung
übereinstimmt.
Zu deo aaffalleodsten Erscheinttiigen geben nmrel-
len, besonders in boben Sounner, partielle Lttfhnaste
▼on bescbrftnkterem Umfange Veranlassung, welche, wie
Verirrte von einer gröfseren Gemeinschaft, mit abwei-
chender Bewegungsrichtung in den herrsebendeu Luft-
Strom eindringen und darin fortsiehen. Vorzugsweise
sind es In sUdwestiielier Ricbfnng siebende LiiftniMseni*
welehe so mit iliren dharnkteiistiscben tief sehwebenden'
dunklen Haufen wölken in einer sonst mehr und weniger
stillen Luft eine eigene abweichende Bahn verfolgen. Ich
habe an einem Nachmittage im Julius 1831 eine sehr auf-
feilende Erseheinong zu beobachten Gelegenbeit gebab^
Welche mir nnr naeb dieser Anskbt erkiSrt werden tu
können sdieint. Ein lange anbakender 2tlg scMer tief
bangender dunkler Haufenwolken kam von Südwesten
über der benachbarten Höhegegend gegen das eine halbe
Wegstunde von hier entfernte Dorf Lenglern herangezo-
gen, erreicbte dassellMS aber nicht; denn über der, dem-
selben cnoflcbst liegenden (keineswegs bedeutenden) Hobe,
welehe eine westliehe Abdacbnng «um Leinetbal bildet,
hatte sich eine mächtige gleichförmig graue und ausneh-
mend dichte Wolkenmasse gebildet, in welcher die an»
kommenden Hanfenwolken völlig verschwanden, und aus
welcher eine gam ungewObnIicbe- Regemnasse herabfiel,
wührend sie an ibrer Ostseite - gegen 'das Lelnetfial das
Ansehen einer senkrechten , riemlicb scharf abgeschnitte-
nen Wand hatte. Die allgemeine Windcsrichtung bei
übrigens stiller Luft war westlich, und am folgenden
Tage war das Wetter ganz heiter. Als ich NaohmittagB
durch die Flur von Lenglem fuhr, fand ich die am Ab*
bange der beseichneten Höhe belegenen Felder durch den
vorUgigen Regen sehr ▼erwfistet.
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506
lo deo vortrefflichen Vorlesungen über Älefeorolo-
pm TOO Kiatz befindeo sich auf S. 124 etc. einige An-
pben üImt die relitive LnftfenHili^gk Wi ▼cndncde-
■en Wnrfai, wdche eine ▼orwalkade i«lilifie Fcndb-
tigkeit der nördlichen and Ifetliclien Winde im Winter
darzutbun scheinen, womit meine, seit einer längeren
Beilie von Jahren hier gemachten Erfahrungen nicht über-
einstimmen wollen. Was ich in dieser Beziehong hier
bcobncfctet kthe, itl Folywwtff; in den —inten FÜM
treten die MUdien Winde, gerade im Winter, nnt gpro-
fser Kälte und völlig heiterem Himmel plötzlich ein, und
mau kann, |e mehr dieses der Fall ist, desto mehr auf
eine Iftngere Dauer derselben schlielsen. Der meistens
▼nrber dnrdnritfste Boden erstairt dann sogleich bis in
Mbr und weoifer bedentcsde Tiefen and bildet dadnrcb
eine (flr die Landwege sehr nediAeilige) ftoCserst raobe
Oberfläche. Aber im Verlauf einiger Tage fängt diese
starre Oberfläche an auszutrocknen, und an Stellen, wel-
che von dem Winde gehOrig bestrichen werden, iangien
seigw kMne EisdedLen an sn Tencbwindeii« Liegt etwa
Schnee» so erftbrt ancb dieser eine «it jedem Tage aicbt-
bar fortschreitende Verdnnstnng. Ich habe nidit selten
beobachtet, dafs bei Wochen lang anhaltend wehenden
östlichen Winden während strenger Kälte eine mehrzöl-
lige Schneedecke völlig Terschwand, und der Boden bis
auf mehr als Zolles Tiefe zu Staub wurde. AUerdinp
wird diese anfbllende Anstroeknong dadnreb bedeofend
unterstQtzt, dafs die aufgetrocknete Oberfläche aus der
erstarrten Tiefe kein Wasser, zum Ersatz des verdun-
steten, anziehen kann» aber dessen ungeachtet erscheint
sie» bei BerQeksichtigung der zur Zeit stattfindenden nie-
drigen Temperatur, sehr bedeotead, und setit daher un-
fehlbar eine betrichtlidie relative Troddeoheit der Hstll-
chen Winde auch bei der streug^teu Winterkälte voraus.
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4
&09
Gegen den plötzlichen Eintritt der östlichen Winde
(des Polarstroms) contrastirt in auffallender Weise der
sehr aUmttlige UebergtDg der WiDdeeriehtung auf die
Westseite y besonders wenn Jene anheltood ^webt btn
ben ; nicbt selten vergehen mehre Tage, bis derselbe toU
lendct ist. Aber angekündigt wird dieser Uebergaug rc-
gelmäl'sig, auch bei anfangs noch vorhandenem heiteren
Himmel, durch eine zunehmende FeuchtigkeU der Lufi^
welche sieb nnzweklenCig durch eine vorher nicht be«
merklich gewesene reichliobe nicbtliche Bildung Ton Reif,
der dann nicht edlen den Boden und die DScber der
Gebäude ganz tiberdeckt, zu erkennen giebt. Wdhrt bei -
herrschend gewordenem westlichen Winde die Frostkälte
fort, so setzt sich ifvohl nach und nach an geeigpuelen
(besonders schattigen) Sidlen eine solche -Menge von
Reif ab, dafii sie das Ansehen beeobncster Gegenstände
bekommen, von wekhein Allen bei herrschenden östli-
chen Winden nichts wahrzunehmen ist. *
In der That, wenn wir die beiden Hauplluftslrö*
mungen in Beziehung auf ihren Ursprung betrachten,- so
ecbeint den tedichen [Winden (dem Poiarsttome) . eine
grOfsere relative Troekenbelt auch im Winter notbwett-
dig eigen seyn zu müssen. Der Aequatorialstrom , wel«
eher sich auf seinem Wege zu uns bereits merklich ab-
gekühlt hat, kommt, zumal im Winter, fast mit Wasser
gesättigt und sogar oft Übersättigt in nnseren Breiten an;
mid so sind dehn auch,« hier wenigstens, Wiot)erta§e mit
sfldwestlichen Winden ohne Regen oder nebÜchte Feuob^
tigkeit sehr selten. Der Polarstrom dagegen ist in der
Polargegend des gröfsten Theils seines Wassergehalts be-
raubt worden, und mufs daher, indem er sich auf sei-
nem Wege zn uns alimftlig erwärmt, nothwendig an Trok«
kenhdt lonehmeD.
Allerdings kennen die erörterten Verhältnisse durch
mancherlei Umstände modificirt und sogar verdunkelt wer-
den. Wenn z. B. die östlichen Winde nur vorüberge-
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510
hend, wlilirend einer regelin&fsigeren Aufeinanderfolge
der Winde im Sinne des Drehungsgeselzes N. O. S. ein-
treten, so können ihre charakteristischen Eigenschaften
offenbar Bicht volktttodig war Eraeheiaaag kommeD* Auch
wirken auf den by|;roinelri8cben Skntand der Lall (viel
mehr als aof die Übrigen meteorolo^eeben Elemente) ört*
liebe Verhältnisse vi^esentlich abändernd ein. So kann
ohne Zweifel schon die Nähe gröfserer Wasserflächen
durch die häufige Nebelbildaug, wozu sie gerade im Win-
ter die Veranlaieaog geben, dnen belriobtiielMn Eiofluis
aal die Beobaebtnngen dee Hygrometern atüfiben. Selbst
die NShe größerer Orte kann merklidi darauf einwirken,
und es dürften daher für Hygrometerbeobachtungen iso-
lirte und in mäfsiger Höhe über dem. Boden befindliche
Standpunkte em besten geeignet seyn. Endlich scheint
mir, da(t man, am den cfaarakteristieobett Unicnchied der
▼erMbiedenen Winde in Beziebotig anf ibren relativen
Feuchtigkeitszustand Tor Augen zu legen, solche Beob-
achtungen zur Vergleichung auswählen müsse, welche zu
den Tageszeiten der gröfsten Trockenheit gemacht wor-
den sind; man erlangt dadurch, geometriaeb gesprochen,
einen onndttelbaren Ueberbliek der ScbeHelpunkte der-
jenigen Canren, welche den Gang der relativen Feneb-
tigkeit der verschiedenen Winde für beliebig zu wählende
Zeiträume (Jahreszeiten, Monate oder Tage) darstellen.
Auch die Menge des nächtlichen Thauniederschlags würde
ein brancbbares MaaÜB fOr die relative Feuchtigkeit der
Winde gewllbren können,- wenn sie nicht so abiUHigfig
von zufälligen Umstindett (der flimmelsansicbt und der
StSrke der Luftbewegung) wäre.
Wenn ich vorhin gesagt habe, dafs bei östlichen Win-
den keine bemerkliche Bildung von Beif stattfinde, so
habe ich damit jedoch nicht sagen wollen, da(is die nicfat^
Hebe Tbaublldung bei dieeen Winden im Winter ganz
fehle; sie kommt in der That in geringerem Grade auch
bei der strengsten Kälte noch vor. Jedem, der reine
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t
511
Scbneeflächco au geeigneten Plätzen (z. B. in Gärten)
zu beobachten veraulafst gewesen ist, nuifs die häufige
Bildung Ton Reif auf deren OberÜäctie in Zeiten stren«
g^r hetor«r Kttile aufgefallen seyn* Um diesen Yorgping
besser vor Augen lu bekoai»^, legte ich ki den durck
heftige OstwindskUlte ausgezeichneten Weihnachtstagen
des Jahres 1840 eines Abends einige Stücke gespaltenen
Buchenholzes an eine gefichiUile Stelle im Freien. Ab
ich dieselben an einen der folgenden Tage unteieacbte^
Und ich «ie mit reibenweise nach der Lage d^r Hohfia«
Sern geordneten, aufgericbteleD, sehr dOnnen EfsblJUtehen,
. von etwa einem halben Quadratzoll OberÜäche die gröfs-
len, in mäfsiger Zahl besetzt. Also auch bei solcher Kälte
erfolgt noch ThaubiJdung, nur freilich mit unmittelbarem
Ueberg^ des atmoaphttrischen Wassers aus dem gasfün*
nigen in den starren Zustand*
Eine auffallende Erscheinung ist mir von jeher die
sonderbare Verwandlung gewesen, welche der Schnee
bei anhaltender Kälte in seinem Aggregalzustande erfährt,
indem er, ohne irgend eine Torfibergebende Einwirkung
einer höheren Temperatur» wnehfnend grobkörniger wird.
Der Einwirkung der Sonnenstrahlen kann diese Verwand-
lung nicht zugeschrieben werden, da sie auch an schat-
tigen Orten erfolgt,
3) Abendrotb und Morgeoroth.
Vor einiger Zeh bat Forbee die Beofaaebtong ge*
«acht, dafs der ans einem Dampfkessel ausfahrende Dampf*
strahl in einer gewissen Höhe ciueui Beobachter, bei hin-
reichender Beleuchtung von der Rückseite, in der Farbe
des Abeudroths erscheint, und hieraus die Erscheinung
des Abendrotbs selbst, unter Zugmndiegnng der Ansich-
ten de Maistre's, hergeleitet '). Zu diesem Zwecke
nimmt Forbes f&r das atmosphärische Wasser, aufser
der Gasform und der Bläschenform , noch einen dritten
l) DiMe Aonako, firgibd., & 48.
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512
vttermediären Zustand an, ohne rieb Jedock darüber zn
erklären, "wie derselbe beschaffen sev. hat mir ge-
schienen, dafs die ABDahne eines neuen bvpotbelischeu
ZiMfaodef des Wassers zar ErkUraog der Färbung: des
AbeodbiMMis BidM eflotdsrilcb scj,- da abalkbe Farbeo-
SfScbciwiB^eii ao^ duicb Sttbalancett, welcbc der At-
mosphäre an sich völlig fremd sind, Teraobiftf werden,
und hieraus auf den Vertheilungsznstand des Wassers in
der Luft zur Zeit der Abendrötbe geschlossen werden
Imoo. Eise soldie Sobstaos ist der Rauch ▼on Terbreii-
Bendeo VegetabiÜsii. Leider sbid die Sommertage in
nOrdlicben I>e«t8cMaod nor za oft dorcb eine AnlWIang
der Luft mit jenen weitziehenden Rauchmassen bezeich-
net, weiche aus dem Abbrennen grofser Moor- und Haide-
flächen in den norddeutschen Haidgegenden entspringen.
Diese RanchoMSsen TeranlassaD aber gmn Ibnlicbe Far-
bsnetsdieiDangen, wie dar reinere Abendliiiimiel flir sieb ' ).
Alle dorcbgehenden Lichter ersdiefnen dabei In nebr oder
weniger röthlicher Färbung, und an Orten, welche dem
Moorbrennen nahe sind, erscheint die Abendsonne zu-
, weilen fast blotroth. Das von diesen Rauchmassen re-
fleetirta Licht ist dagegen ein bltnlicbgmies, was man
an besten baobaebten kann, wenn man die Rauchmas-
sen bei heiterem Himmel von Ferne herankommen sieht,
wie man z. Ii. in Westphalen nicht selten solche Rauch-
wolken über nahe Anhöhen sich herabwälzen und in kur-
ier Zeit sich selbst von denselben eingehOllt sieht. So
wie nuD das durcbgelassaBe Licht des Abendhimmels mk
dem dieser Rauchmassen, so sihnmt auch das jreflectirte
Licht beider überein. An Abenden, welche das Abend-
roth zeigen, findet sich nämlich der östliche Himmel stets
in derselben charakteristisch bläuiichgrauen Färbung, wel-
che
1) Im Kleinen zeigen schon die ao kalten Winterniorgen zur Zeit des
SonncDaufjg.ings bei siiilci Luft nus Scliornsteinen senkrecht aufstci-
genden Rauclu&ulcn die»eibe Ersckeinuog.
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cbe der Rauch bei auffalleiulein Liebte annimmt, und diese
Färbung ist an manchen Sommerabendeu 80 intensiv, dafe
niMi sie bei einer fificbti^a Beobecbtong voa Wolk^
iMmdekeD yenocht sejn köDiite. Die spei^che Wir-
kuiig des Raadis aof das Liebt bembt aber, so yiel wir
wissen, nur auf der äufserst feinen, dem blofsen Auge
nicht erkennbaren Vertheilung, worin die Kohle sich im
Bauche befindet. Eine solche höchst feine Vertbeilofig
in darchsMbtigen Mitteia «rtbeiit den Teffscfaiedensf ea K#r-
pem die Eigentobaft» im ibnlicber Weise wie der Rancb
auf das Licht zu wirken, so z. B. der Knochenasche im
Milchglase. Das Abendroth ist demnach, wie mir scheint,
auf die ungezwungenste Weise aus einer entsprecheudeo
böobst feinen Vertheiinng des Wassers in der Atmosphäre
zn erklär«!.
üeber die Entstehung dieses Verttteilongszustandea
dürfte Folgendes zu sagen seyn. Es ist bekannt, dalk
an ruhigen Abenden die Wolken sich allmälig verklei-^
nern und zuletzt oft ganz verschwinden. Dieses setzt
eine Verdunstung der Dampfbläschen * ) ▼oraa& Beim.
1) Die DaiDpfbläMhea (roao sollte sie eigentlich Wasscrblascheo nen»
imd) nehme ich hier %h wirklich eiistirend an. Man itat bekannt-
Uch an ihrer Existenz vielfach gezweifelt, weil man ihre Entstehung
(ur unwahrscheinlich hielt. Aber es scheint die Schalenbildans »ut:
hohlen Räumen ein «ehr allgemeiner Vorgang in der Natur m seya.)
Wir finden aia oaler andern fiolierst häufig bei der Ausscheidnog,
fester Kdrper ant ibran Lösungen, z. B. bei der Ausscheidung des
kohlensauren Kalks aus kohlensauren Wassern. Die Beobachtungen
von Link (diese Ann,, Bd. 46, S. 258) sind hier als sehr bezeich-
nend anzuführen. Die sclialcniorniigen Conccotrationen fester Körper
sind oft von sehr unregelmi'ifsiger zusammengehäuflcr Bildung; bei
flüssigen Concentrationen ist natürlicherweise nur die Kugelform mög-
lich. Die Hauptschwierigkeit für die Bildung so zarter Wasserhül-
Icn, wie die Bläschen sie besitzen müssen, scheint mir in der gerin-
gen Zähigkeit ( Cohäsion ) des Wassers zu liegen, und ich halle aus
diesem Grunde Zweifel an der Existenz der Bläschen allerdings (ur
zulassig Diese Frage berührt übrigens meine Ansichten in der Haupt-
sache nicht. — Beiläufig erlaube ich mir noch zu bemerken , dafs ich
Poggendorir« Annal. Bd. LXVL 33
*
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514
I
Fortsdireiteii dersefWn wird aho ma Zeitpankt eintre-
ten, >vo sie platzen, und dadurch in äufserst feine un-
sichtbare Tröpfeben verwandelt werden ; und dieses scheint
mir der fragliche Zustand des atüMMphArischea Wiinici»
so sejm, Sokhe Tröpfcbeii werdon abo aach in da
haittren Theilen des AbendhiaMDclB Torliaiiden sevn und
dessen Durchsichti^eit perwändem^ wie dieses in der
That unter den fraglichen Umständen immer zu beob-
aehteo ist, am äugen fälli^ten am östlichen Abendhimmel,
WO s. B. das Licht des aufgehenden Mondes doich die
vorhandene TrObonf; merklich ^ssdhwicht und ancb §a-
fdthet etsdieint. Für die Entstehnpg der Firiban^ an
wolkenlosen Abendhimmel läfst sich wohl mit Grund an-
nehmen, dafs auch die wolkenfreien Tbeile der Atmos-
phäre Dampfbläscbeu in mehr oder minder groCser Menge,
wenn noch nicht in der nir Wolkenbikking erCMrderÜ-
chen Concentration» enthalten* l>er wolkisniose Abend-
himmel zeigt denn auch, damit fiberekMlinuaend, nie die
intensive Färbung wie die zarten im Vergehen begriffe-
nen Wolkenstreifen.
AoÜBerdem kann es wohl nicht zweifelhaft sejn, dais
das atmosphSrische Wassergas bei seiner Condensatioo
in den verschiedensten Formen tropfbar werde. Es ist gar
kein plausibler Grund vorbanden anzunehmen, dafs bei
der Condensation nur die Bläschenform entstehe; viel-
mehr mufs man glauben, dafs dabei nicht nur Bläschen
von sehr verschiedener Gröfse, sondern auch Tröpfchen
von höchst verschiedener Gröfse und darunter also anch
die in der angeführten Abhandlung enthaltenen hypothetischen An-
sichten nicht thcile, auch die Meinung nicht, dafs die darin beschrio-
benen Erscheinungen auf eine kugrlformige Gestalt der Kdrperatome
schliefsen lassen, vielmehr glaube, dafs man aligemeiD für die einfa-
clien Körper eine eliipsoTdische Atomcnform annehmen müsse, da sich
nur aus einer solchen die verschiedenen allotropisrlun Zustande der-
selben herleiten lassen werden. Diese gehen, soviel wir wissen, nicht
über das Dreifache hinaus, welchem äufsersieo Falle Ellipsoide mit
drei ungleichen Axen entsprechen würden.
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515
Tröpfchen von solcher Kleinheit entsteheu, wie 8ie zu
der in Bede stehenden Einwirknng auf das Licht geeig-
net tiod. So finden Mck auok in den NiedenohÜf^
kalkllidtiger Wasser nlolit * blofs schalenfOnnige Coneen-
trationen, sondern ancb ausgebildete kleine Krjstalle.
Ohne Zweifel ist eine sehr allmäli^e Abkühlung der Luft
bei grofser Kuhe der Eutstebung vou zarteu Tröpfchen
besonders günstig, wogegen bei rascherer Gondensation
(£. B« bei der Vermiscbung heterogener Luffmassen) mehr
dfie BlHscbetfform ' ersdieinen wird, analog den Vorgän«
gen bei der Ausscheidung starrer Körper aus ihren Lö-
sungen.
Auch die Woikeu, welche uns nur durch die Dawpf-
bUieGhen sichtbar werden, mfissen hiernach condensirtes
Wasser in Tropfenform Enthalten, und adaerdem wer-
den die WOlkdien des Abendhimmels von einer mehr
oder weniger dichten Hülle von aus der Verdunstung
der Bläschen entstandenen Tröpfchen umgeben sejn.
Was das Morgenroth betrifft, so ist zu bemerken,
dafs dasselbe niemals die intensiTe Firbnng des Abend-
roths erlangt. Es ist aber, wie mhr scheint, nichl* zwei-
felhaft, dafs derjenige Zustand der Atmosphäre, wefolwr
die Entstehung des Abendrotbs bedingt, nicht blofs zur
Zeit des Sonnenuntergangs, sondern häufig auch nachher
und während der Macht sich bilde, also nicht erst ge-
gen den Sonnenaofgpmg sich- zn bilden iiraucbt, sondssn
alsdann bereits geUldet vorbanden seyn wind. UdM-
gens kann in der TlMt die Atmosphäre zu den Tersdlin-
densten Tageszeiten in einem Zustande seyn, welcher
die Entstehung der feinsten zartesten Tröpfchen im Pro-
cesse der Condensation zuläfst, und dieser Zustand wird
eben der sejn, wo eine Ausseheidong von Wasser ohne
Wolkenbildong bei ruhiger Luft, in Folge einer langsa-
men geringen allgemeinen Abkfihlüng derselben, stattfin-
det. In diesem Falle, welcher namentlich im Winter
nicht selten und auch gewiÜB. zuweilen in der i\lAM^en-
33*
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516
«eit ▼OfflMiideD ist, nioiiiil di^ Lvfft eine «UgeaMioe TrQ-
buug au, ohne dafs Wolkeu odet Ndid *) cotslehen;
daCs aber dieser ZustaDd der Luft der Erscheinung des
Abendroths günstig sey, habe ick n^cb vor Kurzem bei
siemlioh hocbalebeiider Soone wi^ugeoMMDen^ indein nta-
licb i»» von am HorisoDte stehendea Wolken f aflectirle
SoDnenKcht in tief gelber Fteb«»}^ das uMrittdliar dntdi-
gelassene dagegen weifslich erschien.
Die iui Vorigen versuchte Erklärung steht im Ein-
klänge damit, dafs nur die in der Nähe der Erdoberfläche
vorbeisebeMden Somienatinhlen die Färbung des Abeiid-
roths erlangen; denn in der That können die von mir
in Anspruch genommenen Processe in der Atmosphäre
zunächst nur in einiger Nähe der Erdoberfläche stattfin-
den. So kann z. B. das Verschwinden der Wolken am
Abend erat dann eintreten» wenn bei sinkender Sonne
.die Erwirmnng und Verdunstimg dar Erde» weUbe om-
gekebrt aur Bildnag von Wolken Veranlassung geben,
aufhören. Je länger dann der Weg der Sonnenstrahlen
in den wirksamen Schichten der Atmosphäre ist, je uä-
ber sie. also an der Erdoberfläche vorbeigehen, desto in-
tansiirer buOb die. Wirkung ausfoUen,
Mit dem Abendrotb und Morgenrotb, als primSren
Evtebmnongen direct durchgelassenea Liebfes, bSngt siebt-
lich als durch sie bedingt die schöne, mehr und weni-
ger intensive, vom Rosenrothen bis iu's Tiefpurpurrothe
.gehende Fftrbuug zusammen, welche man so oft Abends
•wid Morgens an.certbeiltem GewiOlk mhfnimmt Sie
Adgti sieb ▼orzugsweisa an den lödieren Abänderungen
der Schichtwolke, am herrlichsten an dem sogenannten
• .1) Kann eigentlicher Nebel, wie der TLiu , durcii blofse Abkühlung
^ einer ruhigen Luft entstehen? ich glaube ea nicht, bin vielmehr der
Meinung, dals derselbe sich nur dann bilde, wenn in gesättigte Luft-
schichten Wasserdämple aus Wassern oder einem dtirt hnäfsten Bo-
' den aufsteigen, was immer eine die der Laftachicbtea üb«rsleigeade
' Temperatur der leUiercn TOrftUuelM.
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LSmmergevvölk {cirro-stratus), geht oft bis zum östli-
cheu (und resp. westlichen) Himmel hinab, und erscbeint,
was entscheidend für ihre fiBtertehttng ist, stets an -d^
dem Abendroth (pA^ Mor^ntotli} zogekehtten Sdt,e des
Gewölks. Auob ^ht ihr am Abendhimmel immer eine .
gewöhnliche weifsliche Beleuchtung voraus, welche erst
nach dem Sonnenuntergänge die bezeichnete Färbung an-
nimmt; Morgens ist der Verlauf ein umgekehrter. £r
kann nicht zweifelhaft sejn, dafs diese Erscheinung' ana
der Reflexion des Abend- und Morgenroths von den 'be^
zeichneten Wolken uod dem Hinzutreten directen Iiim>
mclslichts zu dem reflecdrten , woraus die Einmischung
blauer Strahlen entspringt, hervorgeht. Diese secundäre
Erscheinung übertrifft an wundervoller Schönheit zuwei-
^ len die primäre, erlangt auch, wie die letztere, am Abend
die intensivste Entwicklung. Erst ganz kfirzUcb habe
ich sie in besonderer Schönheit zu beobachten Gelegen^
heit gehabt. Gegen den Untergang der Sonne befanden
sich zwei Wolkenschichten am Himmel. Die obere be-
stand aus sehr gelockertem Gewölk, welches den Hirn-
mel ziemlich überzogen hatte. Unter diesem schwebttn
am westlichen Himmel hin und wieder sehr schmale, aber
dichtere Wolkenstreifen. Sobald die Sonne sich tiefer '
senkte, nahmen diese letzteren eine tiefgelbe Färbung
an, während das obere Gewölk noch weilslich beleuch-
tet war. Jenes Gelb ging dann allmSlig in rothe Far-
ben und zuletzt in das schönste Purpur über; in dieaem
Augenblick erglänzte das obere Gewölk in rosigem Licht.
W^ährend dieses nun seinerseits in eine zarte Purpurfarbe
überging, welche jedoch wegen der gröfseren Lockerheit
des Gewölks weniger intensiv als bei den dichteren Wol-
kenstreifen war, traten diese letzteren in den Erdsohat-
fen, und hatten in dem Augenblicke der stärksten RiHbe
des oberen Gewölks alle Beleuchtung verloren.
Ich glaube noch bemerken zu müssen, dals die Ver-
mehrung der rothen Strahlen in dem reflectirten Abend-
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518
und JMQpgeoroth our 'eioe Folge doB b^d^otciid verlftn-
guten Weges der liiShtetrtUen joi d^r . Atmotpliftre eejn
kann, wodnrdi nothwendig die rotbep StraUen ein irer-
gröfsertes Ueber^ewicht erlangen müssen.
I Da die Erscheinung des Abendroths durch das at-
nmphüriacbe Wasser bedingt wird, so folgt, dafs sie bei
gpnolser relativer Troclbtnlieit der JLoft.. niela bedeutend
seyn kdqne. Demk stinmien Beobaebtangeo, die icb im
August 1837 in Mailand zu machen Gelegenheit hatte,
überein. Ich habe nämlich daselbst den Abendhimmci
zwar wehnnais in ausgezeichneter ßeleuebtODg gesehen»
aber diese war nicht einer Botbglnbt, «ODderu vielmehr
einer bellen Weifeglubt m vergleichen , und ich bin ge-
neigt, sie im -Wesentlicheil von einer unendiielien Menge
in der Luft schwebender Staubtheilcheii (die Wärme und
Trockenheit war zu der Zeit aufserordentlich grofs) her-
zuleiten, was dadurch .bestätigt zu werden scheint, da£s
apliter nach Sonnenuntergang die intensivste fiiäue und
JDninhsicbtigheit der Luft bis zum Horisqnt Wnebreicbte»
ohnl9 eine Spur von jener TrClbuug, welche in unserem
Yaterlande fast nie fehlt.
Ueber diese Trübung erlaube ich mir noch eine Be-
merkung, ich habe oben gesagt, dafs der östliche Abend-
himmel tur Zeit. des Abendrotbs .bläulichgnittes Licht re-
flectire. Diese Reflemn erfolg! bekanntlich nur von dem
bereits im- Erdschatten befindlichen Tbeile des östlichen
Himmels, während an dessen Gränze der Dämmerungs-
schein sich zeigt, der nichts anderes als reflectirtes Abend-
roth ist. Jenes bläuliche Grau kann daher nur aus der
ilefleiioo d^ schwachen blttulicbweiisen Himmelslichts
entsfiringen , und die fragliclie Trübung, nuifs daher, we-
nigstens von intensiverem Lichte, auch andere als die
blSulichgrauen Strahlen rctlecUreii können, was darauf
hindeutet, dafs in derselben das atmosphärische Wasser
nicht blofs in der die Ejrsdieinung des Abendroths be-
dingenden V«rt|ie«kuig vqrhapden ist... |>er Otamemngs-
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519
sehem omut bekMiDtlieli mit der Höhe an Istemittt wnA
ab, und erstreckt sich überhaupt nicht über eine gewisse
Hohe; dieses ist in Uebereiustimmung damit, dafs vor-
zugsweise nur in deu der Erdoberfläche uäliereu Luft-i
schiebten das atmo^härische Wasser den in Rede ite^
bendea VerllMibnigpiiistaDd anpiMrt. «
Es ist mir oft aufgefallen, dafe nar im Sommer, nicht
im Winter, auf die Morgenröthe Wasserniederschläge zu
folgen pÜegeD. Dieses Verhalten wird sich daraus er-
kiären lassen, dafs im Winter die Morgenröthe mu^ bei
einem gewiss» Grade von Heiterkeit und Kälten ^o die
Verdunstung schwach ist, xu erscheinen pflegt, wogegeoi
man sie im Sommer nur bei sehr feuchtem Luftzustande
wahrnimmt. Meinen Ansichten zufolge kann aber der
ftir die Entstehung der Hiuimelsröthe erforderliche Zu-
stand der Luft sowohl bei abnehmender als bei taneb'
mender Feuchtigkeit eintrete«*
4) e e w 1 1 1 e r.
Die meisten Gewitter erscheinen in unseren (regen-
den als Folge der Vermischung verschiedener Luftströme;
die durch den aofstei^nden Lufilstrom vemtsacbten sind
^ bei uns TerhiltnifiBnäliBig selten, and scheinen vmmg^
weise und im grofsartigsten Maefsstabe nur in Hocbge*
hirgen vorzukommen. Doch kommen auch bei uns zu-
weilen Gewitter zur Entwicklung, deren Entstehung nur
aus aufsteigenden Luftströmen hergeleitet werden kann.
Ffir solche Gewiti» ist es charakteristisch, dafs Sie nisht
merklich a«f das Barometer wirken, in der Ricbtnag des
berrschenden Windes fortziehen und immer von
schränkterem Umfange sind; eben deshalb haben sie auch
keinen erheblichen EinÜufs auf die herrschende Witte-
rung. Dessen ungeachtet können sie bedeutende Regen-
gjBm veranlassen; auch erscheinen sie «iweileii wtthreMd
einer herrschondea OstÜohen Windesiicbtung und oft der«
sdben fortiidiend, welche Anomalie ihren Ursprung zu
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t
520
erkeanen gielrt. Bei maoclieii GiBwÜleni dleffM* letale-
ren Art mögen freilich auch von fern andringende west-
liche Winde wirksam seyn, was, wenn der östliche Wind
henscbend bleibt, sieb zuweileq der Erkeaming entzieh
ben mag.
, Id grofeer Reinbelt babe icb die doircb den aofatei-
gendeii Laftstrom verarsaehte GeffitterbildaDg lo dem
schönen April des Jahres 1832 beobachtet. Die dauernd
herrschende Windesrichtung war westlich, etwa WSW.,
die Luft sehr mild und der Himmel Morgens immer hei-
ter. Einige Stunden vor Mittag aber kamen einselne
Udne Haufenwolken,' das .skbere Keneciehen des Vor-
bandensejos aufsteigender LnftstrAme, xtnn Vorsebeio;
sie nahmen allmälig an Umfang und Häufigkeit zu, und
erreichten um die Mitte des Nachmittags ihre gröfste Ent-
wicklung. In diesem Stadium waren immer einige ^der-
selben, von besonders vergröfserter, doch immer nocb
leicht fibersebbarer Ausdehnung, zu wahren Gewitterwol-
ken mit Blitz und Donner, aber unbedeutendem Rcgen-
fall geworden. Dieser Zustand war indessen sehr vor-
übergehend, die Wolken verloren nach und nach au Um-
fimg, und Abends war der Himmel wieder heiter. Das
Barometer wnrde durch diese Voifflinge nieht merkücb
afifieiPt, und derselbe Verlaul stellte siob in einer Reibe
von Tagen täglich ein.
War mir so die Wirkung aufsteigender Luftströme
im heimischen Hügellande in ihren Anfängen vor Augen
getreten, so wurde mir bald nachher, im September 1833^
die erwfinschte Gelegenheit, dieselbe in den Seealpen in
ihrer grofsartigsten Entwicklung zu beobachten, reiste
von Genua nach Nizza, anfangs bei reguichtcni Wetter,
später aber, von S. Remo an, im schönsten Sonnenschein.
Allit dem Eintritt des beständigen Wetters traten die aae-
teorologpscben Verbttltnisse dcB KOstenianides in ¥0118110-
digisr Entwiekluug auf; Nachts webte Landwind, am Tage
lebhafter. Seewind. Am Morgen war die Durchsichtigkeit
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der Luft so grofs, dafs man von Nizza aus die Berge
Corsica's in deutlichen Umrissen sehen konnte; während
des Tages verscbwandou sie. Sobald der Seewind, an
der Abdacliiiiig der Alpen aufeteigend, ihre HöbeD erreidite,
erfolgte deselbBt eine ausgedehnte Wolkenbildong, und
. In den Nachmittagsstanden war 'die Ausbildung ausgebrei-
teter Gewitter auf den Alpen vollendet. Dieser Vorgang
erneuerte sich täglich, und ich konnte denselben bis auf
die Höhe des Tenda, bei meinem Uebergange Qber den-
aelbea, verfolgen. Dieser und seine Naehbaren scheinen
fßr die Wirkung des anfeteigenden Seewindes landein^
würts die GrSnze zu bilden; wenigstens gelangte ich von
dem früh Morgens gröfstentheils noch im Sonnenschein
erstiegenen Gipfel des Passes beim Niedcrsteigen iu's
Thal von Limona aua dichtem Gewölk allmälig wieder
in's heiterste Wetter, wihrend die Höhen des Tenda und
seiner Nadibaren von Wolken bededLt blieben. So war
ich auch von Menlone aus, beim Uebergange über die
geologisch und botanisch höchst anziehende Höhe, über
welehe die schöne grofsartige Strafse nach ^iizza führt,
am dem Sonnenschein in dichte Wolken, und ans die-
sen wieder in den Sonnenschein getreten.
Die Gewitter zeigen bekanntlich eine ungemein grofse
Verschiedenheit hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit. Am mei-
sten scheint dieselbe durch die Entfernung der Gewitter
von der Erdoberüäche bedingt zu werden. Daher rührt
die Gefährlichkeit der Wintergewitter und der durch
plOtdich ebibrechenden eisigen Nordoatwind verursacli»
ten. Die letzteren sind TerhSltnifsmSfsig selten, aber
fast immer von aufserordentlicher Stärke, besonders wenn
vor dem Eintritt des eisigen Polarstroms ein feuchtwar-
mer Südwestwind wehte. Bei solchen Gewittern hört
man in der hiesigen Gegend, in welcher die Gewitter im
Allgemeinen nicht bedeutend ahid und bald voröberzo-
cidien pflegen, fast immer von Einschlagen "des Blitzes;
nicht selten trifft dieser sogar niedrige Koruhaufen, wo-
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5:22
durch wiederholt Meoscben, weiche uuter deoselbeD SchuU
sachten, erschlagen worden sind (so nwimtiich bei ei-
nem furchtbaren Nordostwindsgewitter an 21. Mai 182$
Nachmitlags, zu derselben Zeit, alsr ein grolser TlieÜ
der Stadt Einbeck durch eine Feuersbrunst eingeäschert
wurde).
Es geschieht nicht selten» daCs getrennte Gewitter
▼OD bescbränklereai Umfange ziemlich nahe neben ein-
ander fortziehen. Unkundig welche diese ErscbciDiuig
▼on fem auf sich znlLommend beobachteten, pflegen dann
zu erzählen, ein in der Ferne aufgestiegenes schweres
Gewitter (dessen Gewölk ihnen durch den Blick gegeu
dessen Querschnitt von vernichrter Dunkelheit erschei-
nen moiste) bebe sich gUickliqherweise an einer gewis-
sen Stelle getbeilt, und jeder Theil sej darauf in ab-
weicheuder Richtung fortgezogen.- Ueberbaupt sind Er-
zählungen Unkundiger über wahrgenommene Naturerschei-
uuDgen wohl in keinem Theile der Naturkunde so un-
zuverlässig, als in der Meteorologie. Jene Aussage über
eine .Theilung der Gewitter beruht offenbar auf dersel-
ben optischen TSusehung, welche die scheinbare Con-
▼ergenz der atmosphärischen Lichtsäulen, die unter dem
Namen des Wasserziehens der Sonne bekannt sind, so
wie die scheinbare Convergenz langer Alleen, lauger ge-
rader Strafsen etc., verursacht. Was jene Licbtsäolen
betrifft, so ist ersichtlich, dafis ihre grüfiste gegenseitige
Entfernung scheinbar im Zenith des Beobachters, und
dafs darüber hinaus wieder eine scheinbare Convergenz
derselben stattfinden mui's. Ich habe dieses in auffallen-
der W^eise an einem Abend während meines Aufenthalts
in Kissingen im Sommer 1B41 zu beobachten Gelegen-
heit gehabt; die Licbtsliulen hatten eine eolche Ausdeh-
nung, dafs sie beinahe einen zweiten Convergenzpunkt
am östlichen Himmel erreichten.
Die grofse Mehrzahl der Gewitter in der hiesigen
Gegend sind SUdwestwindsgewUter. Sehr häufig sind sie
•
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die Folge von nur geringen Schwankungen der Wiudes-
ricbtung. So z. B. schwankt dieselbe hier im Sommer
häufig nur swUcben SW. und ^IW,; für nasse Sommer,
wie wir deren seit 18^7 leider nor zn yiele» mit eiou«
ger Ausnahme des gpnz anomalen Sommers von 1842,
gehabt haben, ist diese Sdiwiiiikvng sogar recht eigent-
lich charaklerislisch, und andere Windesrichtungen sind
in solchen Sommern nur vorübergehend. Es regnet dann
bei jeder Windäuderung, sowohl beim Eintritt des feucht-
wannen SW.y als bei dessen Verdräugiing durch den
rauben MW. Mit diesen Windverhältnissen hXmjgt es
unMlbar zusammen, dafs die Regen in nassen Sommern
in der Richtung von Holland nach dem östlichen Dentsch-
land abzunehmen pflegen ; wenigstens habe ich unter sol-
chen Umständen wiederholt aus briefliclien Miitheilungen
erfahren, daCs das Wetter schon in Westphaleo noch
ungünstiger war ab hier.
Bei den so eben bezeichneten Witteruugsverhältnis-
sen giebt zuweilen der Moorrauch zu einer eigenlhümli-
cben Erscheinung Veranlassung. Wenn nämlich bei ei-
nem herrschenden rauhen und mit Rauch beladenen JSW.
plötzlich ein feuchtwarmer SW. mit hinreichender Macht
in der H0he eintrifft, so pflegt daselbst eine ansehnliche
Wolken- und Gcwitterbildung vor sich zu gehen, wäh-
rend an der Erdoberfläche noch der NW. mit feinem
jRauche vorhanden ist; ich habe erlebt, dafs es heftig
und anhaltend donnerte und regnete, ohne dafs von dem
Gewittergewölk, wenn der Rauob sehr dicht war, etwas
zu sehen war. Die Blitze sind unter solchen UmstSo-
den malt und bleich. Die nachfolgende Witterung hängt
alsdann davon ab, welche Windrichlinig das Ueberge-
wicht erlangt und herrschend wird. Zuweilen, wenn näm-
lich bei herrschendem SW. der rauchbringende NW.
plötzlich mit grofser Energie eintritt und den SW. rasch
verdrängt, entsteht nur eine vorGbergehende Bewölkung,
ohne dafs ein Gewitter zur Ausbildi^ug kommt. Aus
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524
diesem Vorgange ist ohne Zweifel die früher sehr be-
lieble Meinung euUpriiugen, dafs der atmosphärische Rauch
(Höhenranch) aus der Zertbeilung roo in der Eotwick-
loDg begriffenen Gewittern entstehe ' ).
S> FeaehdgkeitrautAB« in ier Hdhe.
Die grofse Mehrzahl der atmosphärischen Processe
erstreckt sich ohne Zweifel nur bis zu einer gewissen,
relativ sehr mäfsigen Höhe in der AtmosphSre; i|ber die-
ser GrSnze befindet sich die AtmosphSre m Rahe. Die-
ser ebere Theil derselben mnfs daher in seiner Znsam-
mensetzung sehr constant seyn. Fragt man nun nach
dem Feuchtigkeitszustande in der Höhe, so mufs man
offenbnr zwischen diesem oberen and dem darunter be-
findlichen Theile der AtmosphSre unterscheiden. Jener
mofe nofhwendig bei hoher Dnrehsichtigkeit mit gasför-
migem Wasser gesättigt seyn, ohne eine Spur von BISs-
chen enthalten zu können, da selbst ein Wechsel zwi-
schen Sommer- und Wintertemperatur dort ausgeschlos-
1) Kein aufmerksaroer vorartheibfreier Beobachlcr kann !m Zweitel
darfibcr aejn , da& die die Loft so oft erfSHenden Ranckmaaten nn
nardlidhflB DcorncMand in der Bcgtl mos dem in den norddeMtdico
Haidgegenden den ganicn Sommer kindnrch in grober Ansdeknnng
belridienen Haid- und Moorbrennen enl^ringeni weldie» <o nngdkenre
Massen ^on Raoch liefert, da(s dieselben nicht sehen, bei linger wdicn-
den nSrdllcbeD Winden« bis an die Alpen forlgei&bit werden. Es
kommen {edodi aoch Fllle vor, wo der atBMMjpbSrisdle Rancb dai^
' ans nicbt hergeleitet werden kann. Der Moorrandi wird uns näm-
lich hier ohne Ausnahme nur durch nordliche, am entschiedensten
durch nordwestliche W^inde gebracht. Aber in dem unvergleidili-
cheo Sommer von 1834 war die Luft eine Zeit lang bei constanter
östlicher Windesrichuing durch mehr und minder dichten Rauch ge-
trübt, welcher sich überdiels Ton dem Moorraoch dadurch antcrsdiied,
dafs ihm der für diesen so charakteristische widerliche brcnrliche Ge-
ruch fehlte. Die Ungewifsheit über die £nlstehuDg dieses Rauchs
wurde indefs bald gehoben, da die Zeilungen wiederholt Nachrichten
über ausgedclintc Waldbrände im östlichen Prenfsen, in Polen und
Httfsland brachten.
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sen ist. In dem unteren Theile der Atmosphäre dage-
gen ist die relative Feuchtigkeit ein Resultat der ver-
aohiedenarti^teu Umstände, und kann daher kein allge-
meines Geset« befolgen. Steigt man z. B. bei hemcben-
dem Ostwinde in £e Höhe, so wird in gröberen Höhen
die Feuchtigkeit immer mehr abnehmen, da die Trocken-
heit des Polarstroms durch allmälige Erwärmung bei sei-
nem Fortzi^en noch zunehmen mufs, besonders in sol-
chen Höhen, wohin die t^liche Zu- ni^d Aboahme der
terrestrischen Verdonstimg nicht reicht» Bei hemichen-
dem westlichen Winde seheint es ndt umgekehrt Terhal«
tcn zu müssen, wie es ja auch schon durch die Wol-
kenbitdung angezeigt wird. Wehen aber verschiedene
Winde über einander, so werden im Feuchtigkeitszup
Stande der Luft in verschiedenen Höhen die gröfsten
Wechsel stattfinden können. Auch fibt offenbar die Ta-
geszeit einen bedentenden Einfluls darauf aus.
6) Zuf&IIige Farbenerscheinangen auf dem Schnee ete.
Wenn die Felder mit einer reinen Schneedecke über-
zogen sind, so beobachtet man bei heiterem Himmel oft
eine anziehende Farbenerscheinung. Die Schatten nSm-
lieb, welche kleine Erhöhungen, z. B. Maulwurfshaufen,
hinter sich werfen, erscheinen dann, im Contrast gegen
die übrige von dem gelben Licht der Wintersonne be-
leuchtete Schneeüäche, blafe purpurroth; ohne Zweifel
eine Folge der Beleuchtung dieser schattigen Stellen durch
das blfiulichweiCie Himmelslicht, welches nach seiner Re-
flexion von denselben seiner gelben Strahlen beraubt er-
scheint. Sehr intensiv habe ich nahe dieselbe Färbung
einmal im Sommer auf einem mit Graspflauzen besetzten
trocknen FuCspfade beobachtet Die Grasblttttchen lie-
ben von der mir gegenüber schon tief stehenden Sonne
ein lebhaftes gelbgrOnes Licht durch, gegen wdches die
▼on den Pflanzen beschatteten nnd von dem bläulichwei-
fseu Lichte des Himmels beleuchteten Steilen des an sich
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hellferbigen Pfodes meinem Aage lief porporroth er-
scbienen.
Auf einen ganz cigenthümlichen Zustand der Atmos-
phSre deutend war eine Farbenerscheinung, welche ich
an einem Nachmittage im Julius 1843 an der blafsgelben
Aufaenwand meines Wohnhauses beobachtete. Es er-
schienen nSmIldi mir und einigen anwesenden Freunden
die auf die Hauswand fallenden Schatten der Sprossen
inehrer gerade offen stehender Fenster intensiv blau, die
beleuchteten Stellen der Wand dagegen weifsiichgelb ge-
färbt; die rothen Strahlen waren aUo fast ansgeiöscfat
Der Himmel war schwacb verschleiert. Ich babe diese
Erscheiming nie frOher und auch naebher nicht wieder
wahrgenommen.
7) Schneefall im April 1837.
Es sey mir sdiliefslich erlaubt, die Aofisierksamkeit
der Meteorologen auf den bOchst anomalen Schneefall
im April 1837 hinzulenken, vielleicht die gröfste meteo-
rologische Anomalie, welche jemals an mir Torüberge-
gangeu ist. Derselbe dauerte vom 5. Abends 5 Uhr bis
tn ungefilhr derselben Stunde des 9. ohne die geringste
Unterbrechong fort; die Luft war dabM fortwährend vob
Schneeflocken dicht erfdllt, und es herrschte eine nicht
unbedeutende FVoslkälte. Die Folge davon war eine
in der That beispiellose Anhäufung von Schnee. So
lauge ich auf Naturbegebenheiten geachtet habe, habe
ich, selbst in den strengsten Wintern, kehie Schneean-
haufung wahrgenommen , welche dieser nur entfernt zu
▼etgleicben wäre. Ueberall war die Communication un-
terbrochen, und konnte erst durch die angestrengte Ar-
beit der zahlreichen, aus allen Orten aufgebotenen Mann-
schaften nothdflrftig wieder hergestellt werden. Bei dem
Flecken NOrten mnfsten eines Abends auf der offenen
Strafse die Pferde vom Eilwagen abgespannt werden, weil
kein Fortkommen möglich war; die Reisenden haben zum
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ft27
Theil die Nacht im eiDgeschneiten Wageu zugebracht
Innerhalb der Orte, z. B. in Güttingen, konnte nnr mh
grofser Mfthe in der Mitte der Straften eine Bahn her-
gestellt werden, welche dann von hohen ScfaneewSnden
bekränzt war. Eben so ist, wie ich von Augenzeugen
weiis, die ganze StraCse nach Hamburg beschaffen gewe-
. aen. Cassel wäV mehre Tage lang von fast allen be-
nachbarten Brannkohlenwerlien abgeschnitten. Man war
gezwungen den Schnee to* den Höfen nnd engeren Thei-
len der Orte auf Schlitten hinauszuschaffen, um Raum
zu bekommen und spätere Belästigung durch Wasser zu
verhüten. Im freien Felde v^rar die Schneedecke 2^^ bis
3 Fufs hoch. Glttcklicherweise trat ein alimäliges Auf- '
thaiien derselben ein, wodurch Ueberscbwemmungen, wel-
che Snfserst TCrderblich hätten Werden können, verhütet
wurden. Doch war die Nachwirkung des ungeheuren
Schneefalls, da derselbe zu einer Zeit eintrat, wo die
Vegetation bereits begonnen hatte, in landwirthschaftli-
eher Beziehung Sufserst nachtheilig; der Boden wurde
mit Wasser UbersSttigt. Auch sind die Verheerungen
in den Harzwälderu von der gröfsten Ausdehnung und
Bedeutung gewesen.
Djen damaligen Zcituiigsnachrichten zufolge scheint
das merkwürdige Ere^ignifs im nordwestlichen Deutsch-
land seine grOfste Entwicklung erlangt zu haben, doch
mufs auch im sQdwestlichen Deutschland der Schneefall
noch sehr aufscrordentlich gewesen seyn. Nach Osten
hat, allen Nachrichten zufolge, eine allmälige Abnahme
desselben stattgefunden, und er scheint z. B. in Berlin
nicht mehr so ungewöhnlich gewesen zu sejn.
Was nun dieses Ereignifs noch besonders interes-
sant macht, sind die meteorologischen Umstände, welche
während desselben slatlfaiiden. Zuerst v^rar es höchst
auffallend, dafs während der ganzen Dauer des Schnee-
falls ein fast constanter lebhafter Nordostwind herrschte;
Niederschläge bei Ostlichen Winden pflegen sonst be-
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kanntlich sehr vorübergehend zu sejn. Noch erhöht
wurde das Aufrallende dadurch, dafs bei diesem Nord-
Ostwinde der Barometerstand sich fortwjüireil^ auf kaum
mitUerer Hdbe bMt Hierin aber liegt, ivie mir scheiii^
der Schlttssel zar ErklSniDg der . seltsamen Encheinnng.
Es geht nämlich daraus onwidersprechlich hervor, dafs
der Nordostwind nur au der Erdoberfläche geherrscht
habeu kann, dais dagegen iu der Höhe ein mächtiger
Südwestwind geweht haben mufs. lUe ganze Erschei-
noQg war demnach. die Folge eines ongewöhnHch aasge-
breiteten • gewaltigen Kampfes zwischen dem eisigen Pe-
larstrome uud dem feuchtwarmen Aequatoriaistrome. Ich
zweitlc nicht, dafs eine ausführliche monographische Bear-
beitung dieses Gegenstandes (wozu mir das Material fehlt)
ZQ interessanten Ergebnissen führen würde.
III. Muihmajslichc Bodensenkung in der
Algierei.
Nach Hm. Vi riet d'Aoust soll der See oder Sumpf
Melghigh, der durch den Djeddi die Wasser von Sidi
Okbah aufnimmt, bedeutend unter dem Meeresspiegel lie-
gen. Er schliefst diefs ans der Höhe von Sidi Okbab,
die 61,3 Meter gefunden worden, und der L8nge des
Djeddi, die etwa 23 Myriameter beträgt. Indem er für
diesen so nahe am Atlas liegenden Flufs nur ein Gefälle
von 0,0005 annimmt ( ein Gefälle, welches dem der Rhone
zwischen Ljon und Arles gleichkommt, da dieses nach *
E. de Beaomont 0,000553 betrjigt) findet er für die
negpitiye Hübe des Melghigh 53^7 Meter. ( Compt renä^
T.XXl, p,hV)
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Ö29
I
ly. , Biilze ohne Donner, am 22. Juni 1845 in
fTien; pon fV* Haidinger,
Der 22. Juni war als ein schwüler ruhiger Tag vor-
übergegaDgen , mit schwachem Winde aus ONO. durch
0.y SO. iumISm uDd gröfstentbeiU g^oalicher Windstille.
Der HioMBel war nüt Wolken ObenogeB gewesen, sdiich*
fenweise^ gelagert, grau, doeh grdfslenlkeUs dGnn, so dafii
die Sonne öfters durch den mehr wie nebligen Himmel
hindurchblickte. Um 8^ Uhr entstand ein rasches Wet-
terleuchten, das sich bald über den ganzen nordwestli-
eben Horaoat ▼erfareitete» Westen noch, ein wenig
slldlieli beginnend. Es war aber nicbt auf diese anfing«
liehe Stellung besobrftnkt, wo man es so häutig zu sehen
gewohnt ist, sondern es stieg schnell an der westlichen
Seite gegen das Zenith empor, und senkte sich dann
wieder gegen Osten hinab, wöhrend nach und nach die
ganze aordweatliehe Hl^lfte des Hiannek davon eingepom-
men wurde. Blitfe folgte auf Blitz an alle» Orten. Deut-
lich geschah die häufigste Entladung im Westen zwischen
einer starken cumulusarligen, unter etwa 40 Elevatiou
abgerundeten Wolke, und einer höher liegenden Wol-
kenschicht. Dabei erfolgio die Mehnabl der Blitse an-
genscheittlich in der Riebtnng von der unteren gegen
diese obere Wolkenselicht Da die obere Schicht ei-
nen gröfseren Raum einnahm, so sah man die Blitze von
den Rändern der unteren Wolke divergiren. Sie hatten
die gewöhnliche unregelmäfsige Zickzackgestalt, zum Tbeil
waren sie geluülmnt, scheinbar durch sich selbst in Kno-
ten znrtickkehrend, f^elleicht also etwa scbraabenfiBrmig,
andere wieder von einem einzigen Funken im Fortgange
deutlich in zwei gelheilt, gegabelt, aber die meisten auf-
fallend langsam y so dals man die Richtung und Aufein-
PofStnMPs Annal B4.LXVI. 31
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630
anderfol^e der LicbtentwicUang unbezweifeit wahrneh-
men konnte Auch gesehahen die'ao hSoßgen Entla-
dongen hinter der Bedeckung der Wolken, die nur eine
uDbestiinmte lichtere Stelle hervorbringen, ohne eine wei-
ter ausgedehnte Biitzspur zu zeigen, also Funken, die so
ziemlich senkrecht zwischen den zwei Schichten gingen.
Bei allem diesen Austausch von Elektridtiit, bei dio-
sem wechselnden Meer von Lieht, bei diesen zahllosen
Blitzen, die den Himmel darchfarchten, war gänzlich
lautlose Stille; ein einziges Mal schien mir ein schwa-
ches Rollen des Donners hörbar, andere Beobachter ha-
ben höchstens drei Mal dasselbe beaMrkt Blitze im Ze-
nith ohne Donner!' Die Erscheinung hatte etwas Wun-
derbares , Erhebendes an sieh. Dabei kein Tropfen Re-
gen, aber gegen 10 Uhr erhob sich ein bedeutender Sturm
in der Richtung des Gewitters von WSW. gegen ONO.,
der bald an Stärke noch zunehmend von NW. kam, und
dann noch die pm» Macht mit weehaelnder SUMrke an-
hielt, und die Staubwolken hoch empoiwirbelte.
'An demselben Abend war nordwestlich von Wien
ein starkes Gewitter mit Regen und Hagel niedergegan-
gen, der letztere hatte in Klosterneuburg unter andern
an dem Glashause des Stiftes manehen Schaden angc-
riiiitet.
Der 33. war des Morgena trObe, aber gegen Abend
war völlig heiterer Himmel bei bedeutend herabgesetzter
Temperatur, später zeigten sich wieder Wolken.
Ich hatte das Vorhergehende als Notiz • aufgezeich-
net, und zwar m meiner eigenen Erinnerung, wegen des
grofiMrtigen Eindruokes des Ganzen, und erlAatert and
I) Langsaroltmt, wenigstens scheinbar, verdient grofse Anfmcik-
aaaakeSt bei einer £rscli«iuung, die iui Gaoeeo, nach Wheastone^s
Vcraochen, mit dco durch Blitz erleacbteteo Speichen eines Rades
ooeh nicht glekh ist i^^ö eioer Zciisecunde. Aber auch Howard
hat aoscbeiDeiMl bofMOM BIhte beobachtet. (Arago, Annuaire du
Mweau des kmgiiudes, 1838, p. 279 et 250.)
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531
bestätigt durch die Mittheilungeii meiner Freunde, des
\, k. General Landes- und Hauptmtinzprobierers Hrn.
A. Löwe, und des Stadfphjsikus von EUbogen A. Glück-
selig, der ebeo ia Wieo anvreseiid war, weiche unter
freiem Himmel aitt^edchntere Beobechtnngen m mechctn
Gelegenheit baden, als mir die beschränkte Aussicht aus
meiner Wohnung gestaltete, und ich hoffte nun bald ein
Mebreres in den Zeitungen zu lesen. Diese Erwartung
wurde geiäiucbt} die Bestötigiiog de» Uogewöfanlichtii
der ErscbeiDODg durck viele Pereooen vermehrte dage-
gen die Lebhaftigkeit des Wunsches, die Thatsache selbst
in den Annalen der Meteorologie aufgezeichnet und für
künftige Vergleichungen bewahrt zu sehen. Seitdem erst
habe ich Gelegenheit gefunden Ar ago 's schöne Abhand-
lung »Ueber den Donner« ^) zu lesen, die auch der oben
erwähnten Brscheinong Aehnliches bewahrt, so wie ei-
nige Mittheilnngen der neueren periodischen Literatur.
Jedermann kennt das sogenannte TVetierleuchten^
blitzartiges Aufleuchten der Wolken nach schwülen Som>
fliettagen ohne Donner, das in unbedeutender Erhöhung
am HoriKOBt wie ein entferntes Gewitter erscheint. * Sel-
lener sind wirkliche Blitze ohne Donner, wenigstens in un-
seren europäischen Ländern, beobachtet worden. Arago
giebt sie als häufig an aus den Antillen, Bio Janeiro in
Brasilien« Patna in Ostindien ,^ aber nur eine Beobach-
tnig vom 1. August 1791,' von dem jOngerenr Del«o,
welche sich auf ietne ganz fthnliche- Erscheinung 'bezieht,
wie die vom 22. Juni 1845 in Wien. Nach Sonnenun-
tergang war der Himmel westlich von Genf über dem
Jura mit Wolken bedeckt. Glänzende Blitze fuhren
durch die Wolken, und doch hörte man keinen Donner.
Die Wolken erhoben aich vom Jura bis auf das Zenith
von Genf. »Noch immer gab es so lebhafte Blitze, dafs
man glaubte der begleitende Donner müsse das Gehirn
erschüttern, und doch hörte man beinahe kein Geräuscli*
1 ) JÜnnttaire dm bureou des imgUmd^a pour tan 1 838.
34*
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Ein einviger Donotnchlag war aUerdin^ migebeoer stark
und TOD einm kunen Gufsregen begleitet, aber daoii
blitzte es immerfort, und ich hörte kein Geräusch mehr.«
Dr. (später Freiherr v.) Reiche nbach erwähnte
der Blitze ohne Donner in Ba umgartner's Zeitschrift
iDr Physik, Bd. X, S. Ii, deagleicban in Poggendorffs
Annaled, Bd. 43, S. 531; andh JHedidnalratb Dr. Ayrer
in Harburg giebt daselbst, Bd. 48, S. 375, Nachrieht Ton
einer einzelnen hellen, hoch aufgethiirmten Haufwolke,
die während der in langen Zwiscbeuräumeii sich entwik-
kelnden Zickzack -Blitzen, langsam von Westen gegen
Nordwest fortaiehend, sich immer Terkleinerte, bis die
Entladungen anfbdrten. In der ersten ^on R ei eben-
bach's Beobachtungen hatte nur ein Aufleuchten zwi-
schen den Wolken in dem Thale, in weichem er sich
befaod, stattgefunden; in der zweiten (Ende Juni 1837)
sah er den Zickzack des wirklichen Blitzes, etwa 70**
von Sfid nach Nord am Himmelsbogen durchfahren^
ohne einen Donner zu hören, zu setner grofsen Ueber-
raschung, und der des Altgrafen und der Gräfin zu Salin,
auf deren Schlofsterrasse sie sich eben befanden ')•
Ueber das IVteteor Tom 22. Juni füge ich hier noch
«inige Mittheilongen bei, welche ich bisher za sammehi
Gelegenheit fand.
Die Wiener Zeitung enthält an meteorologischen
Daten von der k. k. Sternwarte in Wien für die drei
Tage, den 21.» 22. und 23. Juni, Folgendes:
'1) Auch Bravais hat ein solches Gewitter in der Nacht vom 24. aof
den 25. Juni 1844 Morgens 2^ 40' tu Lyon erlebt, worüber er in
den Compf. rend. (1844), T. XIX, p. 240, Nachricht giebt. Dm
Gewitter ging von SW. nach NO., begleitet von merkwürdig hefti-
gem SW.- Sturm, Dufsgrofsen ScItiofseD und äufserst starkem Platzre-
gen; ts fielen 16 Millimeter Wasser in der Nacht Sehr diffuse und
stark leuchtende Blitze folgten ohne Unterbrechung aufeinander, .schlu-
gen an drei Stellen in der Stadl ein, aber von einem Donner war
V nichts zu hören. P,
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534
Ein liOchst fj^tiger UmBtand fttr die genaue Bedb-
achtaug der BarometerliOlien war die Anfetelliuig des
von Hrn. L. J. Kapp-ell er nach KreiTs Angabe aas-
gefübrten Baroinetrographen auf der diefsjährigen Ge-
werbsproducten- Ausstellung Ich füge hier die von dem
Apparate beschriebene Cinre in einer Zeichnung bei, die
ich Hm. Ka p p eller verdanke. (S. Fig. 10 Taf. I)
Aeufsersl merkwürdig ist das plötzlich «iotretende starke
Steigen zwischen 9 und 10 Uhr am Anfange des Sturmes.
Ein ähnliches Resultat würde die angestrengteste Auf-
merksamkeit im Beobachten erfordern , da der entschei-
dende Moment gewöhnlich nicht ToraoBgesehen werden
kann, und in den festgesetzten Beobachtungsperioden oft
schon alles ausgeglichen ist. So wie es hier steht, kann
es nur den Wunsch erregen, dergleichen Apparate recht
allgemein in Anwendung zu sehen.
Hr. Hofrath M. Ley er beobachtete, auf einer Fahrt
▼on Stockeraa gegen Westen nacbdem graflichen Brenn-
ner'schen Schlosse Ton Neu-Aigen an der Donau, deat-
lieh zwei gesonderte Gewitier, von denen eines von NW.,
das andere von SW. heranrückte, ersteres also am Süd-
abhang der böhmisch -österreichischen Gebirgshöhe, letz-
teres am Mordabbange der Alpen. Ein rascher Gufsregen
begleitete dort um 9 ühr die elektrische Ausgleicbnng
mit Donner und Blitz, während westlich bei Krems, so
wie östlich bei Klosternenburg, sich Hagel gebildet hatte.
Hr. Prof. Redte nbacher beobachtete in Prag am
21. Juni um 10 Uhr Abends, also am Tage vor der Beol>-
achtung dea PbAnomens in Wien, ein starkes Wetter-
leuchteu in nordöstlicher Richtung, etwa von Prag in
1) Medianiker in Wieo, GumpeDdorf^HauptstraiM No. 386, desMO
aiugcteicfanele Leblongen durdi Zacrkeimong der foldenen McdMlIe
bei die<cr AtissteHung eine wardige Aoerkennong fanden.
2) V\^o sie in Richtung der Abscissen etwas verkiirxt gegen das Origi-
nal gegeben ist. — Die mit * bezeiclineten Stunden sind diejenigen,
zu welchen gieichxeitig auf der k. k. Sternwarte beobachtet wurde.
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der Richtui]^ TOn Jungbnnzlau» wenn audh nicbt im Ze-
Dith» doch in der scbon uDgewOhnlicheD fileration von
etwa 45**. Die Blitze gingen von einer emzeloen schwe-
benden grofscu Haufwolke aus, die nicht bis zum Hori-
zonte herabreichte. ~ I
Hr. Kustos P. Partsch war am 22. in Bamberg.
Nach einem heiteren Tag bildete sich Abends ein Gewit-
ter aus, das zwischen 7 und 9 Uhr In reichlichen Re-
gengüssen siclv ausglich , doch ohne Blitz oder Donner.
Hr. Prof. Gintl theilte folgende sehr vollständige
Reihe y in Grätz angestellter meteorologischer Beobach-
tungen der zwei Tage, des 22. und 23. Juni, mit, aus
denen, ^mlt den gleichzeitigen Bedbacfatungen in Wien
▼erglichen,, manche merhwürdige Conlwie evpciieinen.
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Das etektritiebe Gleidigewicht war schon mebrare
Tage Torher ^estOrt Am 19. waren frOb and Abends
Gewitter, mit Einschlagen und Zünden des Blitzes, in
Seekirchen und der Umgegend in Salzburg, am 20. Nach-
mittags 5 Uhr war ein Gewitter mit Wolkenbrucb zu Had-
litz, im Rakonitxer Kreise in Böhmen (Wiener Zeitung
178 nnd 479). Am Sl. Abends beobaebtete Redtenba-
cb er das Wetterlenditen in nordwestlieber Riebtung von
Prag, gegen das Riesengebirge *u. In Wien stieg das
Barometer noch fortwährend. '
Am 22. fiel das Barometer in Wien und Grätz, am
Mordrande der Alpen gischab die Auagleiebung elektri-
scber Spannung durch ein gewObnUcbes Gewitter mit Blitz,
Donner und Regen, nebst Hagel in den tieferen Schich-
ten der Atmosphäre; östlich überflog das seltene Phäno-
men des JVetierleuchiens im Zenüh, ein tingemeiu hoch
siebendes Gewitter, den Raum.
Der 23., bedeutend abgekfibit, war in Wien in den.
* Nacbmittagsstnnden fiber den gröfsten Tbeil des Himmels
heiter, während die Südseite der norischen Alpen in ei-
nem starken Gewitter, in Grätz beobachtet, ihre Ausglei-
chung batte.
Am 22. hatte ein Gewitter in Rbeinhausen stattge-
funden. Der Blitk scbhg in den Mast eines Eisenbahn*
sdiwellen ladenden Schiffes nnd zersplitterte ibn. (Wien.
Zeit. 187.)
Bei Gejersberg in Böhmen, an der mShrisch - schle-
• sischen Gränze, richtete ein Orkan und Wolkenbruch
um 11 Uhr Nachts furchtbare Verheerungen an. (Wien.
Zeit. 187.)
Ein Orkan, Wirbelwind oder Windhose verheerte
die Umgegend von Straubing an der Donau, Abends um
6 Uhr, in Zeit von einer halben Stunde, mit Södwest-
* wind. Ununterbrochener Blita und Donner, und ungo-
wöbnficbes Sausen beglmtetan das Cvewitter, zugleicb reg-'
nete und hagelte es. (Oestr. Beob., No. 184. Bier wird
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639
auch des heftigen Sturmes in Wien gedacht, dem un-
unterbrochene Blitze in der Richtung von Westen nadi
Norden TorangeianlleQ waren.)
^ An lyesem Tage wurde dia Umgegend von WeMU
ia Oberadilesien einem forchtbaren Gewitterstarm
▼envöstef. Er dauerte nur eine Viertelstunde. Die Spu-
ren beginnen bei Kieferstildtel, und nehmen in fast öst-
licher Ricbtung bis ty^er die polnische Gränze immerfort
an Breite tu. ( Allgem. Zeit, vom 7. JuH 1845, No. 188.)
Vielleicht dasselbe Gewitter hatte Hr. Prof. Gloifs-
ner von Lemberg, zwischen zwei und drei Uhr in der
Nacht, als Eilwagen- Passagier in der Gegend von Tar-
now in Galizien, in östlicher Richtung etwa 25 Meilen
▼on Gleiwitz tntfernt, auf freiem Felde ausgehalten. Man
hatte bereits von 9 Uhr an das entfernte Wetterleuchr
ten am HorizdBte bemerkt, mt spSter war das Ge-
witter ausgebrochen. •
Die Beobachtungen über jenes Gewitter sind viel
zu wenig ausgedehnt, und die Daten zu sehr vereinzelt,
als dafe ich verancheii sollte eina Beurtheilung des Ver*
Banfes zu wagen. War dip Hütte der Schicht, zwischen
deren oberer und unterer FlSche die elektrische Span-
nung in bedeutend dünnerer Luft sich ausglich, zö grofs,
als dafs man den Donner gehört hätte? Wie hing die
Erscheinung in Wien mit den Gewitterstürmen zusam-
men, die Ton Straubing )m ']Eamow nördlich von We-
sten gegen Ostwn wahrgenommen wurden, und bildeten
diese selbst ein Continuum?
Gerne würde ich Mittheilungen über diese Erschei-
nung, die mir aus Gegenden zukommen soiiteu, wo sie
beobachtet worden ist, aufsammeln und sie zu einer an-
deren Zeit zusammenstellen. Dabei glsube ich die Be-
merkung machen zu müssen, dafs untere Gegend sehr
für ein Studium der Gewitter geeignet erscheint, indem
man häufig ihre Bildung an der Kette des Kahlengebir-
ges zm baobacbten Gelegenheit findet, und sie -gewöhn-
MO
Heb in der Bicbtung des Hauptgebirgszuges, von deu Al-
pen gegen die Karpatben za, d. i. von Südwest nacb
Nordost, zieheo, aber gerade leneefts des Leöpoldsber-
ges, sich von den Bergeu losreÜiend, Über üe flachen
Gegenden Bördiicb Ton der Donau' dabin strömen, bis
sie wieder an die höheren Züge der kleinen Karpathen
östlicb sieb anschliefsen, wenn sie nicbt etwa mehr, be-
sonders die nördlicberen, den «resUicben Ketten des
Mannhards o. s. w. angezogen werden, und diese Ridi-
tung dann weiter gegen Osten verfolgen. Gewtfs würde
eine Reihe zusammenhängender Beobachtungen viel dazn
beitragen, über manche, noch keineswegs aufgeklärte
Punkte der Meteorologie Aufschlufs zu geben, von de-
nen insbesondere die fast alijabrlicb, oft -im einem Jabre
mehrmals, wiederboUett furchtbaren Hagelscbläge uns an-
gemein nahe liegen. Sie wären wohl die von Arago
vorgeschlagenen Versuche v^^erth, um den Gewitterstür-
uien vor ihrem Ausbruche ihre elektrische Spannung zu
entziehen.
Von den StOmngA in der Atmosphäre in jener Pe-
riode bringt das JoumaS de ConsianiinopU vom II. JoK
ein merkwürdiges Beispiel von Erzerum. £s tral näm-
lich daselbst am 21. Juni ein wahres Winterwetter ein.
Von einem Durchschnitt von 19*^ und 20^ R. fiel das
Thermometer plötzlich auf 5^, und gegen A|iend selbst
auf 3** , wobei es heftig zu aehneien. anfing. Unter star-
ken abwechselnden Winden hielt der Schneefall bis zum
23. iim 10 Uhr Morgens an, aber erst am 21. stieg das
Thermometer wieder bis auf 12". (W^ieu iilustr. Thea-
terceitung' vom 29. Juli, No. 180.)
Steht diese Erscheinung mit der oben beschriebenen in
irgend einem Zusammenhange? Jedenfalls ist ihre Gleich-
zeitigkeit nicht ohne Interesse.
Ich schliefse die Bemerkungen über das Gewitter
vom 22. Juni durch die interessante Mittheilung, welche
ich meinem verehrten Freunde, Hm. Prof. A. SehrOt-*
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I
541
•
ter, yerdanke. Sic ist zu ausführlich, uud enthält CQ
viele einzelne wichtige Daten, als dafs ich nicht hätte
wünschen sollen sie im Ganzen wiederzugeben, indem
sie eine ▼oUkommene, )a noch fkus^edehntere BettttUgung
dessen entbiH, was iob» etwa eine Meile in nerdöstli*
eher Richtung entfernt, za sehen Gelef^enheif hatte.
"Deinem Wunsche gemäfs will ich Dir die Bemer-
kungen mittbeilen, welche ich während des denkwürdi-
gen Gewitters vom 22. Juni zu machen Gelegenheit fand,
loh befand mich tnfilUig in einer fOr die Beohaehtung
ganz gGusligen Lage, nftmlich bei Penaing, Sfldweat von
Wien, im Freien auf einer erhöhten Stelle,, so dafs ich
den ganzen Horizont übersehen konnte.«»
' »Anfangs hatten sich über der Gebirgskette, die sich
vom Kahlenberg nach Süden ziehl, dichte Wolken gela-
gert, welche die Sonne, noch ehe sie ganz uotergegun-
gen war, verbargen, und tu einer jener herrlichen Abeod-
beleuchtungen Veranlassung gaben, die wir bei uns so
oft zu bewundern Gelegenheit haben. Es waren deut-
lich zwei dichtere Wolkenmassen zu unterscheiden, von
welchen die eine fiber de« GalUzinbeEg, die andere Ober
der Brohl stand. Diese zwei Wolkenkeme waren offen-
bar die Sitze zweier abgesonderter Gewitier, die sieh
schon vor Sonnenuntergang in vollem Ausbruche befan-
den, indem] sie abwechselnd, aber fast ununterbrochen,
von Blitzen erleuchtet wnrden* MU zoDehmender Dm-
kelheit gewann das Schaos|M an Grofsarligjkeit, indem
nach und nach, bei völlig ruhiger Loft, der ganze Thefl
des Horizontes, der sich zwischen den beiden Heerden
des Gewitters befand, immerwährend von Blitzen durch-
zuckt ward. Gegen 9 Uhr war ein gegen 40^ am Ho»
nwnt betragcMtes BogenatOck unmlerfaBOchen erLeuchtet^
und einzelne BlitzstrahleD'.fiDgeiiiian flu» Richtung gegen
das Zenith zu nehmen, und die bisher öfter sich wieder-
holenden, von allen möglichen Richtungen kommenden
Windstöüia hörten gänzikh auf, indem eine vollständige
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542
Windslille eintrat. Mittlerweile hatte sich der ganze
Himmel mit dichten Wolken bedeckt, es war Nacht ge-
worden, die immer häußger werdenden Blitze erreichlea
das Zenitby und es erhob skh ein Sturm, der heltig ge-
nug war, um Baume auszureifeen und anderweitigen Scha-
den anzurichten.«
»Der in der nahen und nächsten Umgebung Wiens
. in so reichlicher Menge vorhandene Staub, wurde der-
malen aufgeregt, dafe die ganze Atmosphäre davon er-
Inllt war. Der Sturm hatte übrigens aucb jetzt noch keine
bestimmte Richtung, und bestand mehr aus einzelnen
Windstöfsen, die sich sehr schnell folgten, und bald aus
dieser, bald aus jener Welt^egend kamen; später Jedoch
waltete die Richtung von West nach Ost vor, und nach
dem Gewitter war sie die ansschliefiiliche. Die mächtig-
sten Blitzstrahlen folgten 'sieh mittlerweile so rasch und
in jeder Richtung, dafs dadurdi die finstere Nacht nnt
einem bläulichen Lichte auf eine höchst eigenlhümlicbe
Art erhellt wurde. Die hoch in die Luft erhobenen .
Staubmassen gaben dem Himmel ein fahles Aussehen, und
lieisen die Atmosphäre schwer und undurchsichtig er-
scheinen, die Beleuchtung durch die' Blitze war aber oft
so stark und dauernd, dafs man die kleinste Schrift deut-
lich erkennen konnte. Gegen IO4 Uhr hatte das selt-
same Gewitter in allen seioen Erscheinungen die höchste
Intensität erreicht, und war non wirklich grofsartig g^
worden. Ich sah zu gleiahfr Zeit fBnf bis sechs Blits-
strählen am Himmel, von welchen einige vom Zenith bis
zum Horizonte reichten, andere sich in zwei oder drei
Strahlen spalteten, und noch andere aus dem Zenith
senkrecht herabzuscbiefseii schienen, dazwischen fand aber
Hn vielen Stellen noch immer* starkes Wetterleuchten
statt, indem einzelne Wolkenpurthien fast ohne Unter-
brechung von rothem Lichte durchzuckt wurden. Was
aber das ganze Schauspiel zu dem grofsartigsten und er-
hebendsten machte, das ich jemals sah, war, dafis alle
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ft48
diese unzähligen Entladung^ die in einem so ungeheu-
ren Räume vor sich gingen, von gar keinem Donner be*
Reitet waren, denn *nnr drei Mal konnte ich ein sehr
schwaches und wenige Secunden dauerndes, sehr fernes
Rollen des Donners wahrnehmen, so dafs, aufser dem
Heulen des Sturmes und dem Krachen der Bäume, kein
anderes Geräusch sich hören iiefs. Obwohl nun das wirk-
Ueh vorhandene Getdse so stark war, dais es leicht man-
chen schwächeren Donner fibertSubt haben mag, so schien
es doch für den Beobachter nicht vorbanden zu seyn,
indem hier eine merkwürdige Täuschung stattfand. Je-
dennann erwartete nämlich unwillkührlich, nach den so
Oberaus heftigen elektrisefaen Entladungen, einen so be-
ttabeaden Donotr, dids dagegen das wirklich Torhan--
dene Oetöse hätte verschwinden müssen; da nun dieser
ausblieb, so war der unerwartete Contrast so stark, dafs
)ede& anderweitige Geräusch für den Beobachter gleich-
sam nicht vorbanden war. Die Grofsartiglteit der Er-
scheinung und das Fremdartige derselben gewannen aber
eben durch diesen Contrast ungemein, da es den An-
schein hatte, als ob alle diese mächtigen elektrischen Ent-
ladungen bei gänzlicher Stille stattfänden.«
. ' >» Indem ich Dich bitte dieae Zeilen nur als ein fllldb*
tiges Bild des Eindrucks su betrachten» welchen, das so
Überaus merkwünd^e dnnnerlose Gewitter von. 22* Juni
anf mich machte, kann ich mich nur mit Dir in dem leb-
haften Wunsche vereinigen, dafs recht bald andere gründ-
lichere Beobachtungen über dasselbe zur Keuntnifs des
Publicums kommen möchten, .um Über den Gang diesM
meteorologischen Phänomens etwas Näheres su erfiahrea. «
.i i.iirn'c'i.: .-ui-iif^. -r ■ A« Schvötter;
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544
V. Ueber die Blitzschläge, welche am 10. Juli
1843 den Straßburger Münster trafen;
9on Hm. A. Fargeaud,
ProfeMor der Pbjuk ao itr FmMt der WSiteiaclu tu SttMtmtf,
( Compt. read,, T, XFII, p, 254. )
£^80011 wirFrinkiin's £iitdeekiiiig in Ewropa bekaonf,
als man aocb schon in StraiSdinrg auf den Gedanken kan^
den Münster mit einem Blitzableiter zn verseben ; allein
erst i. J. 1780 legte der Kriegscommissär Barbier de
Tin an dem Magistrat der Stadt einen förmlicheu £nt-
wnrf daxa TOr. Sein Proiect, Ton Franklin selber ge>
prflft, wurde in. allem I>elail Ton der Academie der Wis-
sensohaften gebilligt ; indefs kam es nicht sor AnsfOhrnng,
weil man, wie uns der gelehrte Hermann berichtet, dis
grofseu Kosten scheute.
Sieben und vierzig Jahre später richtete der Prof.
Meunier von Neuem die Aufinerksamkeit der Behörde
und der gebildeten MSnner Strafcborga anf den Gegen-
stand. In seiner Abhandlung erinnerte er daran, wie Hr.
Gay-Lussac, als er den Münster bestiegen, den Wunsch
ausgesprochen habe, dieses Bauwerk doch endlich durch
einen zweckmlfsig eingerichteten lieiter gegen die An-
griffe des Blitzes geschätzt zu sehen. Eine anbegreifli-
ehe Opposition verhinderte die Errichtung eines Blitzab-
leiters auf dem Saal des Schauspielhauses: die Aufforde-
rung von Meunier hatte keinen Erfolg.
Das war der Stand der Sache, als am 14. Aug. 1833
gegen 4 Uhr Abends eins der heftigsten Gewitter sich
über der Stadt entlud. In einer Viertektunde wurde der
Thurm drei Mal vom Blitz getroffen; der dritte Schlag
erleuchtete ihn auf einige Augenblicke seiner ganzen Höhe
nach. Biei| Kupfer, Eisen, Mörtel» selbst Sandstein war
an
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Ö4S
an mehren Stellen verbrannt oder geschmolzen; an einige
Glocken waren die Hämmer fest gelötbet, 8o dafs man
▼iele Mühe hatte sie wieder abzulösen. Die Ausbesse-
mogeD, welche diese eotselzliche Expiosiou nölhig machte,
kostete mehre tausend Francs. Grolse ünglttcksfillle h&t-
ten durch die Steinstücke Teranlafet werden können, die
bis in die benachbarten Strafsen geschleudert wurdeii.
Solche Zerstörungen und sehr natürliche Be(ürchtun|^eii
wairen mehr als hinrekheud die Sorge der Behörde am
wecken. Der Maire Friedrich tod Tfirkheim ho-
rief eine Commission, um folgende Hauptfragen za be-
antworten:
1) Ist es zweckmnfsig auf dem JV^sterthurm einen
Blitzableiter zu errichten?
2) "Welche besondere Einrichtong rnnfe maa bei sm-
ner AofsteUnng treflea?
3) Wie grofs werden die Kosten sejm?
Diese, zwei Monate nach der Begebenheit zusammen-
getretene Commission bestand aus den IUI. Lacombe-
Husson, Voltz, Meanier, Herrenschneider, Far-
geaud, nnd den Baumeistem Spiadler uod Fries.
Es wurde durch ihnen vorgelegte Dooomente nachgewie-
sen, dafs seit dreifsig Jahren die Ausgabe zur Wieder-
herstellung der vom Blitze angerichteten Schäden im
Durchschnitt jährlich tausend Francs betragen hatte. In
ffüheren Jahihonderten war ein Theii des Bauwerks so-
gar in seiner Enstenz bedroht worden. Am 29. Juli
1759 z, B. Tefbrannte ein BlifsseUag den ganzen Daeh-
stuhl der Kirche; im October desselben Jahres schlug
der Blitz während eines Gewitters drei Mai oben in den
- Thurm ein, und riÜB einen der Pfeiler der Laterne fast
f^slich fort eta • . «
Ich worde von meinen Kollegen beanllragt .das £r-
gebnifs unserer Verhandlungen abzufassen ; mein Bericht
ging am 11. Dec. 1833 an den Hrn. Maire; die Behörde
. liefs ihn drucken; aber sie gab den darin gemachten Vor-
P«tS«ndorrt Amial. Bd. LXYI. 35
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546
•cktogeo kein GehOr. Waliwdieiriich wirde die Auf ele-
genheit noch etnmal liegen geblieben sejn, wenn nicht im
folgenden Jahre eine noch schrecklichere Explosion, als
die eben aogeffihrte, sehr xur rechten Zeit gekommen
wire, mn nns cor Ordnung lo mfen. Einer der vkt
'Thfirmchen war gleidksaBi in der Blitfn darehMbDitten
worden; nngebenre Steine waren vemhi^ben und zaU-
reiche ßruchstücke in beträchtliche Entfernungen ge-
schleudert. Offenbar muCste man an'« Werk gehen, und
man ging endlich daran.
Unsere Kollegen, denen noch Hr. Diebold hlmn-
getreten war, fibertrogen dem Hm. Banmeitter Fries
and mir alle Einzelnheiten der Operation. Einige Ab-
änderungen an dem ursprönglichen Plan wurden ohoe
weiteres genehmigt, und der Apparat war im Sommer
1835 zu seinem Dienste bereit. Hier eine abgekürzte
Beschreibnng desaelben.
Der Monster in seiner Gesammlbeit wird geschlitzt
durch drei senkrechte Stangen, errichtet auf der Spitze
des Thurms, auf dem Wächterlinuse an einem Ende
der PlateCorme, und endlich auf dem Chor, neben dem
Telegraphen. Die Leite, welche Ton der Base dieses
Apparats aosgeben, gemeinacfaaften mit dem Boden dorch
drei Bmnnen von etwa 10 Meter Tiefe.
Der eine dieser Brunuen beiludet sich am Fufs des
KircheDscbiffs und des Thurms, nach Seite des Scblofs-
platzes, am Ende der Gasse, welche die Mauern des
Münsters von den Baden trennt, die dessen Basis ver-
decken. Die nächste Bode an diesem ersten Bnumen
ist die des Klempners Rhein.
Der zweite Brunnen liegt symmetrisch, an der ent-
gegengesetzten Seite, nach dem Domplatz hin; der dritte
ist hinter dem Chor, auch nach Seite des Domplatzes
und dicht bei derSacristei, folglioh von deabeidea an-
dern fast um die ganze LSnge des GehKudes getrennt.
drei Brunnen sind vom öffentlichen Wege abgesou-
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547
dert; sie gehen tiefer hinab als die Fundamente des Thurnts»
und halten jeder, selbst in der qogüDStig^ten Jabr^zei^
tiogeftthr 1 Meter Wasser.
Der AUeit^r, welcher den Telegrapbea scbQtzt, ibe-
Btdil aas eioeai Messing?^, welches nach yerschiedea*
artigen Krümmungen die Mfindiing des Brunnens an der
Sacristei erreicht; dann wird diefs Seil fortgesetzt durch
eine dicke Kupferstange, die in einem Gänsefufse aia
Crrunde des Waase» endigt
Die Legelförmige Stange, die Ober den Kmpf tjes
llCInsterthorms binaasragt und den hanptsSchlicfastei» Blitz-
ableiter bildet, hat höchstens eine Länge von 1,5 Meter.
Es schien mir nicht nöthig diese Stange länger zu nehmen,
blofs um, wie es einige Liebhaber lebhaft wünschten,
die Hohe der .gröfsten Pyramide Aegyptens vx erreichen
.oder selbst au fibertreCfeo. Das Wesentliche war, sie
aaf dem engen Raum, fiber welchen sie sich erheben
sollte, dauerhaft zu befestigen; sie ist unten 5 bis 6 Cen-
timeter dick. Von da gehen vier Leiter ab, bestehend
ans rechteckigen Eisenstangen yon 55 Millimeter Breite
und 15 Dicke. IHese Leiter gehen dorch die vier Anne
des Kieuies, biegen sich» so weit es nOthig ist, am dear
Umrifs der Krone der Laterne zu folgen, und gelangen
zu den acht Wendeltreppen; sie gehen alsdann in den, den
vier Thürmchen entsprechenden Zwischenräumen herab
and sind im oberen Niveau dieser durch' einen Ring, . der
um das ganze Geb&ude geht, wohl mit einander tcht-
banden.
Von dieser metallenen Einfassung hielt man es für
genügend zwei Leiter herabgefaen zu lassen längs der
Tbürmcheu au der Ost« und Nordecke, d. h. rechts und
Jioks von dem uogehenreo Knpferdach des Sohifis, ge-
gen welches sich immer die Blitze richteten. Der c^ie
dieser Leiter, der am Nordthfirmchen , geht fest direct
von dem Gipfel der Pyramide bis zum Brunnen am Dom-
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plalz, wo er in einer Kapfentan^ endigt, die att Dieke
uod Breite den Eisenstäben gleich ist.
Der zweite Leiter geht am Ostthürmchen herab, er-
reicht eine Ecke der First des Schiffs, und biegt sich,
um in den Bronnen am Scblofeplats, Mnter der Bnde
des Klempners, zn gehmgen. Ans fibergroto' Vorsicht
glaubten wir das Wäcbterhaas auf der Plateforme aacb
noch mit einem besonderen Abieiter versehen zu müssen,
der sich an der Mündung desselben Brunnens mit dem
am Osttbttrmclien herabgebenden Leiter vei^nigt
Die Leiter am Tbnrme und am Telegraphen sind
diirfih eine lange Eisenstange verbunden, welehe ling^
der First des ganzen Kirchendachs hinläuft. Ueberdiefil
sind alle anderen grofsen Mctallflächcn mit dem allge-
meinen System dieser Leiter in Yerbindnog gesetzt. Die
Kosten der Errichtung 'stiegen auf etwa 15000 Francs,
angerechnet, wie kh glaube, die drei Brunnen, -die von
den beim Gebinde angestellten Handwerkern angefertigt
wurden.
Sieben Jahre verflossen, ohne dafs ein eigentlicher
Bllttschlag das Gebäude oder die Leiter getroffen bitte.
Es schien fast wie wenn über StraCibarg die Gewitter
weniger bSnfig und weniger intensiv geworden wiren.
Allein am Montage, den 10. Juli 1843, um 1^^ Uhr nach
Mittag entlud sich ein heftiges Gewitter über der Stadt,
und der Blitz fuhr zwei Mal auf die Kathedrale oder viel-
mehr deren Abieiter.
Einige Personen behaupten eine Feuerkugel gese-
hen zn haben, welche die oberen Thelle des Abieiters
einhüllte und rasch an dessen Oberfläche herabglitt. Al-
lein der Telegraphist, der in diesem Augenblick besser
als jeder Andere placirt war, versicherte uns, er hfttte nur
'dnen leuchtenden Strich unterscheiden können, der von
der Spitsee des Thurms bis zur Piateforme dem Abieiter
folgte, wo dieser Abieiter für ihn unsichtbar ward.
In demselben Augenblick begaben sich eigeotbümli-
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t
649
• che Erscheinungen in der Werkstatt des Klempners Rhein.
In dieser Werkstatt, deren Lage ich zuvor angegeben, wa-
ren sieben bis acht Personen anwesend; Gefäfse von WeiCi-
blech odfir Zink hingeo in ziemlich grober Anzahl m den
Winden; lange Eisenataiigen standen in der, einem der
Afoleiter nScbsten Ecke gegen die Mauer gelehnt. Im
Augenblick der Explosion glaubte man zu sehen, dafs
der Blitz zu der nach dem Platze führenden Tbür ciii-
> drang, zwischen den Beinen der anwesenden Personen
durchfuhr, ohne eine derselben zu veiietzen, nnd in gro»
(ser Flamme gegen die Eisenstangen sich entlod, somit
direct seine Rtcbtong nach einem d«r Bronnen nehmend.
Diese Entladung war von einem Geräusch begleitet, ähn-
lich dem, welches man durch Schlagen mit einem groisen
Hammer auf die Stangen hervorbringen konnte. Eine
Minate nach dieser ersten Explosion kam ein zweiter
Btiiaschlag; die elektrische Materie drang wieder in die
Werkstatt ein , ohne dafs man diefsmal wufste yon wo-
her sie gekommen war.
Einige Arbeiter am Münster befanden sich im sel-
ben Moment dicht bei dem Schuppen, der die Mündung
des Bronnens bedeckt Der eine von ihnen, ein bejahrr
fer Mann» der gleichsam an diese Art von Beobacbton-
gen gewöhnt war, bemerkte sehr wohl unmittelbar auf
dem Pflaster des kleinen Hofes, hinter der Rhein'schen
Werkstatt, ähnliche Lichtstrichc, wie er sich erinnerte,
mciuinals an dem Mauerwerk des Thurms herabfahrend
gesehen zu haben. Obgleich er sehr nahe war, Tersptirte
er keine ErschQtterung, keinen eigenthtlmüchen Geruch,
er konnte weder die Richtung noch die Form der Stri-
che unterscheiden.
Diefs ist die Erscheinung, welche in der Machbar-
sohalt des Mfinsters lebhaftes Aufsehen erregle.
Was kann die Ursache dieser, ohne Zweifei par-
tiellen, aber dennoch gewisscrmafsen uogesetzlicheu Ab-
lenkung seynf
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550
hm Abtod nacb iem Gewitter onl hmmittM mm'
andern Morgen stiege» die Arbeiter ie luuerer Gegen-
wart in alle Brunnen binab. Der Baomeister Hr. Klotz,
und Hr. W a g n e r , ein geschickter Schlosser, der den Blitz-
ableiter verfertigt bat, untemicbteo aUe Leitatangen, von
der Bans an bis vor Spitze des Tbmn, bia Ober den
Knopf. leb babe nieht geglaabt, diese Herreo bis n
den Gränzen ihrer luftigen Wanderang begleiten zu müs-
sen; allein ich bin so weit hinaufgestiegen, um mit ihnen
fiberzeugt za sejo, dafs alle Leiter ao den Verbindung
steHeo ebeo so PDverletzt wie sonst Uberall ^abbebai
sind. Es war oomögUcb auf deren ffuneo EfatDecfcnig
irgend dne Spur Tora Wege des BIfIzes sn entiecicen.
Andererseits war auch das Gebäude nicht getrofleu; kein
Steinchen oder Mörtelstfick war abgerissen.
I>ennoch hatte die elektrische Materie offenbar die
Spitxe 4bs Apparats getroffen, and rwar in sebr grofeer
Quantitit; detm der Platinkegel, der acbt CeDtiaicter lang
und unten etwa l Centimeter dick ist, war gegen die
Spitze hin auf eine Länge von wenigstens 5 bis 6 Cen-
timetern geschmolzen. Das Metali war an der eiDeo Seite
eiDgesonken, und wie Wachs, das am Feuer crwekht
wordeoi berabgeflossen. Der sonnt abgerandeto Tbefl
hatte ' am ersten Tage das Ansehen eines kimen eon-
Texen, sehr glänzenden Metallspiegels. Man hat diese
Spitze mit einem Stück der sie tragenden Kupferstauge
abgenommen, und will sie im Münster -Archive aufbe-
wahren.
Mein Kollege, Hr. Finck, Professor derMatbema-
tik, richtete, nach der ersten E^losion, seine Blicke
ebenfalls auf die Spitze des Thurms. Er sah den zwei-
ten Blitz horizontal aus NO. kommen und sich sehr un-
merklich krümmen, um die Spitze des Abieiters zn er^
reiehen. Die Zickzacke dieser Lichtlinien waren unbe-
deutend, und ihre Länge schien ihm etwa IM) Meter «n
betragen. Der Münster war ganz wolkenfrei ; weder auf
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331
den Leitern, noch auf dem Körper der Spitze, die das
Fluidum so offeDharerweise aufnahm, war irgend ein Licht
zu beiiierkeu.
. JUas elektrische Fluidum bat also den. Blitzableiter
an der Spitze getroffen, sicher bei der zweiten Expin-
ami, sehr - wahrscheinlich bei der ersten, welche diestKr^
kere war. Von da standen ihm zwei Wege zmn Boden
offeo; der erste führte fast in gerader Linie in den er-
sten Brunnen am Domplatz, mit oder ohne Lichterschei*
Illingen; der andere, längere aber auch ununterbrochene^
wOrde ihn auf der gegenüberliegenden Seite in den Brun- -
HOB am Schlofsplatz gefiihrt haben. Und an dieser Seite
«lien war es, wo eine grofse Anzahl yon Personen be*
hauptete, an den Leitern Lichtfurchen gesehen zu haben.
Dort fand auch die beschriebene auiserordentlicbe Ab-
lenkung statt.
Ein eigenthümlichnr Umstand scheint uns auf einmal
die Wahl des Leiters (wenn nicht iodels eine Theilung
stattgefunden hat) und besonders die Ablenkung zn er*
klären. Hinter der Werkstatt des Klempners, dicht ne-
ben den beiden Abieitern, die sich an der Mündung des
Brunnens vereinigen, hatte man eine groüse Masse Blei
und Eisen angehttuft, etwa 2000 Kilop*mm» herstam*
mend von den. kleinen DSchem des Kirchensdiiffs, die
man dazumal mit Kupfer belegte. Diese MetallstGcke
waren wie ein Holzstofs aufeinandergelegt, und boten ein
scheinbares Volum von ungefähr zwei Kubikmetern dar.
Sehr wahrscheioUcb halten einige der Bleiplatten den
Abieiter berUhrt, abec es war uns unmöglich die£s nacb-
anweisen; bei unserer Ankunft hatten die Arbeitsleute
schon einen guten Theil fortgetragen, um die Mündung
des Brunnens aufzuräumen. Angenommen, es habe Be-
rührung stattgefunden, so sieht man, dafs diese grofse
Metallfläche einen Theil des Stroms aus seiner Haupt-
richtung abzulenken und auf die nächsten ttulseren Lei-
ter'zu ergieCsen vermochte. Die Massen Blech, Zink
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' 552
oder Eisen, welche in der Werksteft und aoC dem klei-
nen Boden daHiber hemmlageD, habe» ddier diese Ab-
lenkung begünstigt.
Wenn die Berührung nicht statthatte, mufs man vor-
anssetzen, dafs eiDen Augenblick vor der E^cpiosion alle
{inten Leiter, die sieb in der Nachbafsoiiaft des Btitzab-
Idters, aber 'Unfeer Gemeinschaft mit üm beftinden, dordi
VertheiluDg elektrisirt waren. Als die Explosion geschah,
niufste ein wahrer Rückschlag entsehen, da die Localität
gewissermafsen so gut wie möglich für ein solches Phä-
nomen vorbereitet war. Wenn man übrigens anch einige
Wichtigkeit aol die Richtung des FInidoras legt, mds
man sich doch wenig darum kttanmem, in welchem Sinne
einige Personen es glaubten wandern gesehen zu haben;
mau weifs wie leicht man sich darin irren kann.
Wenn ich glaubte einiger elektrischer Funken we-
gen in ein so grofses Detail eintreten va müssen, so ge-
scliah es zonBchst, weil mir scheint, dali wir noch viel
Uber den Blitz zu lernen haben, und dann auch weB
der Blitzableiter sich mit Erfolg bewährte, und die ein-
zigen noch lebenden Mitglieder der Commission, Herr
Fries und ich, sich in der Anwendung der verschiedenen
Theile des Schutzapparates nichts vorsuwerfen haben.
SdiÜefslich füge ich hinzu, dafs «ich am andern Tage
fast zur selben Stunde ein neues Gewitter über Strafs-
bürg entlud. Der Blitz schlug in die Ecote de pharma-
cie ein; er traf zunächst eine oben durch den Schorn-
atein gehende Eisenstange, glitt am Dache herab, um, al-
lem Anscheine nach, eine der Dachrinnen zu erreidien,
mittelst welcher er sich in den Boden rerlor. Dieser
Blitzschlag ist nur in sofern merkwürdig, als er es vor-
zog das besagte Gebäude zu treffen, und nicht die der
Universität, die sehr nahe stehen, sich mehr erbeben und
sogar mit einem ganz kleinen Abieiter versehen sind.
\
r
\
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668
VL DU Gletsclier des Kasbek;
pom Dr. Kholenaii.
(Kntnommen aus des Hm. Verf. Abhandlung : Die Ersteigung des Kas-
bek im Jahre 1844, den ig August, ira ßtillet. de la classe. physico-
math, de Cacad, de St. Peier*b.^ T. No. 12, 13 und 14) ')•
Fast allgemein war die Meumngy dafs der Kaukasus
keine Gletscher in seinen Scbluchten nShre. Allein, ver-
1) 0r. Dr. Kholenati fimd durch baromeirtsdie MeMragen dto OtpHil
Kasbek 2077 Toisca fibcr Tiait ond 2308 Toiscn über dem Mcei«.
Er beiDcrkt in dieser Beziehung Folgendes: „Obgleich ich den Kas-
bek um 262 Toisen niedriger schaue, «Is den durch Hm. Kapffer
auf 2570 Toisen bestimmten Elbnu, so erscheint ersterer Berg so-
wohl von der Nordseite, besonders aus der grofsen und kleinen Ka>
bardey bei Kotlaerewskoie , wo man ihn xugldch mit dem Elbrus
von dem günstigsten Standpunkte aus vergleichen kann, als auch von
der Ostseite dem Retsenden höher als der letztere. Diese tausclicndc
optische Erscheinung war es, welche die Veranlassung gab, dnfs sich
bisher alle Beisenden ungern dazu entschlossen, den Kasbek niedriger
als den Elbrus anzuschlagen; daher subtrahirte Parrot von der Höhe
des Elbrus für die des Kasbek nur 170, und Meyer, nachdem er un-
mittelbar nus der Nähe des Elbrus angekommen war, nur 125 Toisen.
Abgesehen davon, dafs dem Nivellement Parrot's ein von Kupf-
fer und Dubois nachgewiesener Irrtlium in dem Verhältnisse des
Niveaus des Scliwarzen zum Kaspischen Meere zu Grunde liegt, und
Meyer nur mit einem Karoraelcr allein beobachtete; vorausgesetzt fer-
ner, dafs bis jetzt das richtige Verhaltnifs zwischen dem Ocean, dem
Scliwarzen und Kaspischen Meere bestimmt ist oder sich nicht geän-
dert hat, so kann ich noch einen sehr triftigen Grund des differen-
ten Abschätzens angeben.
Der Elbrus erhebt sich, nach Kupffer's Messungen, erst aus
einer absoluten HiMke von 1277 Toisen und mit einer breiteren Ba-
sis allmälig; «rihrend der Kasbek, nach meiner Berechnung, schon
US maust Meereslidhe von 909 TmseD sich sogleich steil ond mit «>•
ner achmaleren Basis anftngt über den Ksnkaiisdien Homont au er-
heben. Suklt msn nun beide Berge zugleich und benrtbeilt ihre Hohe
nach diesem' Homoate und ihrer Steilbett, so wird man sSds nidit
verwundern, wenn schon die Japhetidaa. and onler ihnen Prome-
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564
gleicht man die absoluten Höhen desseibeii mit deoeo
der Alpeo» hat man ferner kn Hochammer die mit ewi-
gem Schnee bedeckten Punkte gesehen, so kann man
nicht begreifen, wie der Schnee auf diesen Höhen so-
gleich in den flüssigen Zustand übergehen könnte, ohne
durch Infiltration und Auflockerung den Firn, und durch
Wachsthum der Firnkörner Gletscher zu bilden. Die
Veranlassung zum Auffinden und der Untersuchung die-
ser so wichtigen Eismassen gab mir der hohe Standpunkt
an den östlich vom Kasbek liegenden Gebirgskämmen
Kuro, von wo ich am 4. und 5. Seplember 1843 bei der
von mir veranstalteten Jagd auf den Kaukasischen Tur
die so gefürchtete Gletscberlawine übersah, wodurch mein
Streben, diesen Eiskolofs auch in der möglichsten Nihe
'zu betrachten, augefacht wurde. Diese Gletscherlawine
ist es, mit der ich die Beschreibung der von mir aufge-
fundenen acht Gletscher des Kasbek beginne. Ich fühle
mich veranlafst, die Gletscher des Kasbek und eben so
auch die noch zu untersuchenden des g^en Kaukasus
theus, sich elier dem Kasbek als dem Elbrus zuwandten, um das
Himmebreuer lu rauben, und gewifs ist der Kasbek der Kauk-Ase,
/ der Berg der Assen des Herodot, an dem er den verwegenen Feuer-
riuber, zar Strafe feslgesclimiedet, von einem Urahnen der hi<!r nocii
immer kreisendea Geier versehren läfst. Daher ^wanderten dieser op-
tuebeo Timchang alle TrOmmer nm Ydlkettchaften ra, welche der too
NoriMi «od Sfiden fiber die Ebene loabrecliend« Storai verjagte oad
■nr Aafiaclraof emce swang. Den Se^tbo-Skolottcn oder Ke-
timn dei Herodot, den GhMaren der georgiicbeo Chronik, leigle
schon der Kasbek, ak ne anf die Thargamosaer eindrangen, an, dals
hier ein Engpafs aej» und von dicaer Zeit her haben die Nacbkom-
men des Skolotitsdiett KöDlgssofancs Uoboa, nnd der Im« biehcr ab
Ge&ngene geschippten Medor nnd Semiten, die Owsni, Bewohner
von Otseth, die bentigen Osseleoy den KEittdpnnkt de» Kaokawis inne.
Die KAnige von Penien, Alexander von BSaeedonifn, die RSmer,
die Griedwn, die Arsaddcn- und Sassaniden fiUilten sich mehr vom
Kasbek nnd dessen Eagpasis, der Poria amautea, Porta Darieia^
der Tagam'ecben Sckloebt aogeiogen; auch der ilteaten Gelehrten For-
acfaen dreliie eich eben «o wie jelit das dcr oenecen om den Kashdc,
ab einen Tbnvm Babylons.
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5&5
in periodische und permanente einzutheiien ; denn da der
Kaukasus ein Kettengebirge ist, und in Kettengebirgen
die niedrige Temperatar, wie auch die Anhäuftiog der
Sohneemassen weniger conatanten Geaetsen unterworfen
ist, nebst dem auch die beiderseitigett Meere, daa Schwane
und das Kaspische, viel zur VerSnderiichkeit beitragen,
so kann es Jahrgänge geben, wo in manchen Schluchten
Gletscher erscheinen und Jahrgänge, wo sie wieder ver-
achwinden.
Ich rechne anter die permanenten Gletaeher dea
Kasbek:
1) den Desdaroki- Gletscher,
2) den Ziklur^i- Gletscher,
3) den Tschchari- Gletscher;
vnter die periodischen:
4) den Gisal- Gletscher,
5) den Neben^ Tschchari -Gletscher,
6) den ersten Zmiuda-Niuo- Gletscher,
7) den zweiten - - -
8) den dritten
1) Der Desdaroki- oder Dbaganr'sche GleUcber.
(Die Darjftl*adie GkltcherUwine.)
Dieser schon durch sein periodisches Herabgleiten
und die verheerenden Folgen, welche sein Sturx nach
aich zieht, merkwürdige Gletscher liegt in der zwischen
den nordöstlichen Gebirgßkfimmen des Kasbek sich er-
«Ireckenden Schlacht, aas welcher der Desdaroki oder
Zachdou dem Terek zuÜielsl. Er ist von mir im Jahre
1843 bestiegen und gehörig untersucht worden. Meine
ausfühiiichere Beschreibung nebst einer Karte davon ist
im ßuUelin der Kaiserl. Academie der Wissenschaften in
St. Petersburg, T.II, Neil, Ci, phys. nuUh. abge-
druckt. Ich entnehme nur davon einen Auszug.
Der Haupt - Gletscher besteht aus zwei vereinigten
Nebengletscheru, einem westlichen und östlichen. Die
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Vereinigaog geschth dieüsnal olioe die gerln^te Verwir-
ruüg , während sie periodisch das Herabgleiten zu beför-
dern scheint.
Daüs der gegenwärtige Hauptgletscher aus deo zwei
Tminigteii Nebea^etechem besteht, beweist: -
1) die flberall abgeschlossene Scblocht^ so, dafs sieb
weder der eine noch der andere Nebengletscher anderswo
einen Weg bahnen kann;
2) die Gufferliüie * ) auf der Mitte des Hauptglet-
sdiers, entstanden^ durch die VereiaigoDg der Bauddecken
beider Gletscher, deren SteiDgetrQmm sich gegen den
Gletscherschweif erweitert;
3) der Mangel an Schründen in der Mitte des Hanpt-
Gletschers; denn nur einfache Gletscher ohne Mittelmo-
räne oder mittlere Schuttlinie bewegen sich in der Mitte
schneller und werfen, Schrilnde, während Gletscher mit
Mittelmoränen sieb bald auf dieser, bald auf ]ener Seite
der Gafierlinie, bald an den Rfindern am schnellsten be-
wegen und zerschründen;
4) die nur zu beiden Seiten der Gufferlinie, nie au
derselben liegenden Gietschertiscbe (von 1 bis 3 Arschin
Durchmesser); denn die einem jeden Nebengletscher ao<
gehörenden Tische werden auch bei der Vereinigung nicht
verrückt ;
5) die Art und Weise der auf der einen oder an-
deren Seite des Hauptgletschers deutlichen Schichtung,
welche schon deshalb ausführlich beschrieben zu werden
verdient, als sie nicht nur die Behaupitung Agassiz's
bestätigt, sondern auch die dagegen von Hugi gemach-
teu Einwendungen widerlegt, und mich durch die genau
angestellten Beobachtungen zu einer Erklärungsweise der
Entstehung der Schichten ?eraniaf8t«
Die Schiebtang des GleUcUers.
Nicht jeder Gletseh«r zeigt Schichtung in seinem Eise,
besonders dann um so weniger, )e weiter er sich iierab-
1) Immer die VereSnifonfinaht sweier Gleucber.
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657
zieht, )e weniger er durchschrüodet war, und )e mehr sieb
seine Lage der horizontalen nähert. Auch ist es oft für
den Gletscherbeobachter sehr schwierig, sich Ton der Be-
echaffeoheit des iaaeren GefCIges eines Gletscbera za über-
zeugen ; deon auf die BeMiiaffeobeit der Wände in den
einzelnen zugänglichen Gletscherspalten eine Folgerung
in Hinsicht der ganzen Gletschcruiasse zu stützen, halte
ich für unzulässig. Dem besonderen Zufall habe ich es
zu verdanken, einen so riesenhaften, wie den Desdaroki-
Gletscher» den 8. September des Jaliree 1843 an einer
fris(;hen Brucbflielie gesehen zo haben. Der Hauptglet-
scher brach nämlich nicht lange vorher an seinem Ende
quer ab, und das Bruchstück gleitete eine Strecke das
unbewohnte Thal hinab. Die senkrechte Mächtigkeit an
der Bmcbfläche des Hanptgletscbers betrug 112 engL
Fuia, und liefs deutlich zahlreiche Schichtungen erken-
nen , Ton denen die untersten ans einem Snfserst festen,
grünlicbblauen Eise gebildet waren, gegen die OberÜä-
che des Gletschers aber mehr und mehr an Intensität
der Fttrbung und sogar Festigkeit abnahmen. Die Schieb-
ten waren am deutlichsten zn beiden Seiten der Braob-
llldie, wSbrend sie gegen die Mitte verscbwanden; oder
es wechselten an Deutlichkeit die zu beiden Seiten der
Mittellinie mit jenen der Ränder. Die ganze Bruchtlä-
che gewann daher das Ansehen, als wenn vier neben
einander horizontal liegende Kegel mit ihren Enden so
Tcrbunden wären, dafs zwei Kegel nnC der Basis und
lieide Kegelpaare mit der Spitze an einander lüoben«
Vertneh ein«r ErklSrnne dieser $eJii«btii«f.
Die Schichten eines Gletschers in der niedrigen Re-
gion lassen sich nicht aus der Schichtung des Hocbfimes
dednciren, und in dieser Hinsicht stimme ich Hugi s An*
eicht bei, dafs der Firn nur in sofern, als der fShrUche
Schnee selten ganz wegschmilzt, und jedes Jahr aus sei-
nem Schnee eine neue Lage sich erzeuge, geschichtet
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666
86 jn kann; dagegen niemals der Gletscher, auf dem }e-
des Jahr der Schnee rein wegschmilzt, und das schich-
tenfönnige Gefüge des Firnes durch die Vergröfserung
der FirakAcner ttiid dorch das spätere Ineinanderschieben
d«r GletadicrlLflnttr ▼«cbwiBdet Uod doch nod Thair
sadwD dner ScUclitong der Gletscher Torhciideii! Sans-
s u r e fand am Montblanc, Zumstein am Monte-Rosa und
Agassis an den senkrechten Wänden des St. Theodul-
Gletscfaers deutliche SchicbtoDg. Wie ist nun diese merk-
würdige Erscheinong, ohne die anf Thatsechen gegHtai-
deie Glebchertheorie nmxnstlinen, zn erküren f — Z Ull-
stein und Sanssnre hielten diese Schichten fiir dies
so ^iele Jahresniederschläge, indem sie glaubten, eine
jede entspreche der Menge des in einem Jahre gefalle-
nen Schnees. Allein diese Ansicht wird schon durch die
Theorie des Wachsthuns der Firo- oad GletscfaerkOnier,
so wie auch durch das jahrliehe Wegscbmelzen des fri-
schen Schnees am Gletscher hinlänglich widerlegt, weiiu
mau nicht noch dabei die Frage aufwerfen mfifste, warum
denn die Schichten des Desdaroki- Gletschers nicht ho-
liiontale uod parallele seyen?
Agassis erklärt die Schichten ans dem Tempera-
tmwechsel der Hoebregionen , indem er die Theorie des
Jahreswechsels von Zumstein und Saussure nicht an-
erkennt. Doch macht dieser scharfsinnige Beobachter
schon auf gewisse Streifen aufmerksam, welche man oft
am Thaiende der Gletscher sieht, und ^ermnlhet, dafe
sie geschlossene Spalten scjn künnlsii, welche dnrch ir-
gend einen noch zu erklSrenden Umstand während des
Vorrtickens des Gletschers horizontal geworden sind.
Ehe ich meine Erkläruogsweise versuche, sehe ich
mich geoOtbigt, auf folgende Präpissen aufinerksam sa
mscheoi
1) Es ist Erfahrungssache, dafe sich die Schichtung
des Firnes parallel und nur in der Tiefe deutlich, nie-
mals aber mannigfach gehoben und gesenkt,, wie es in
den Gletschern der Fall ist, zeigt.
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SM
2} Es ist Thatsac^e^ dafe die Spalten oder Sekunde
von den GleCscbern immer quer, mit ihrer Bewegung-
linic im rechten Winkel, und parallel mit einander, ge-
worfen werden * ).
3) Es ist dargethan, dafs sich die frisch geworfenen
GleUcherscbründe durch das Eindringen der Atmosphäre^
durch den bekannten Aaflookerangsprocefs der Gletscher-
kömer, und den dadurch, bedingten Schmelxprooefs er-
weitern, nach unten aber allemal keilförmig zusammen-
gehen ^ ).
4) Es ist nicht mehr zu bezweifeln, dafs im Früh-
linge und Herbste in jedem Schrunde bald ein Schliefsen
vom Grunde aus nach der Obeffteche des Gletschers er-
folgt; indem die Wände der zerrissenen Stellen wegen
der begierigen Absorption ^) der Feuchtigkeit ihre Kör-
ner vorzugsweise entwickeln, ja der in die Schründe ge-
wehte Schnee sich körnt, und weit früher, als der Hoch-
scfanee, in Gletschereis mit gleicher KomgrÖfse fibergeht
5) Es ist erwiesen, dafs die Gletscher ihre Schründe
abwechselnd werfen. Wenn die eine Seite des Gletschers
sehr zerschrtindet ist, so erscheint auf der entgegenge-
setzten Seite die Continuität wenig gestört. Im künfti>
gen Jahre verhält es sich umgekehrt. Die Schründe schUe*
Isen sich, und wo der Gletscher gpngbar war, ist er )etit
der Schrfinde wegen unzugänglich
1) Nor m soldien tclteiieo FSllen fcSnncn die Qnerspalten «nch mn
Längsspalten werdeo, wenn do Gletscher in einer anderen Richtong
ombicgi, indem dat Wadiithnni| und daW andi «Be Bewegung am
'Saljertlen ümbiegungsrande annimmt.
2) Ausgenommen, wenn sich ein GIctscherbach in den Schrund ergiefst
und denselben durchfrifstf welche Erscheinung bei den Aelplem un-
ter dem Namen ff^uiken bekannt 'mu
3) Daher ist in den Glelachatehrllndea die l^rockenhcit pXStiWt ab a
der ObeHlichc der GlelKher.
4) Weil durch das Uebergewicht der AusrüHungsmasse auf der einen
Seite ein Mifsverhältnirs in der Spannung mit der eolgegengeielitca
• Seite herrorgebracbt wird.
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560
6 ) Es ist unwiderleglich, dafis die Reproduction des
Gletschers gegen sein unteres Ende abnimmt, dagegen
aber der Schmelzprocefs, mithin auch die Entwicklung
der Haarspalten und die Auflockerang des GefQ^es sn-
nimmty da hier der TageMtome die KSlte der Nadit
nicht nehr entspricht
7) Daher geschieht auch die Füllung der Spalten am
vollkommensten in der höheren Gletscherregion und nimmt
in der unteren ab, so dafe sie am £nde des Gletschers
verschwindet.
8) Bei einfochen Gietscbem, dme Mittefanoränc^
nimmt die Bewegung oder vielmehr das Wacfastham der
Gletschermasse, nach den neuesten Beobachtungen von
Hugi, von den Rändern, von der Oberfläche und vom
Grunde gegen die Mitte zu, oder mit anderen Worten
in horizontaler» wie in verticaler Richtung gegen die Glet-
scheraxe za, und erleidet im Winter, wegen der festen
Verbindung des Gletschers mit dem Grunde und den Sei-
tenwänden, um so weniger eine Veränderung.
Aus diesen vorangescbickten Erfahrungssälzen lassen
sieh mit Sidierheit folgende Schlüsse ziehen:
a) Die eigenthfimlicb gehobene und gesenkte kegel-
Mrmige Schichtung des Desdaroki- Gletschers hat dordi-
aus nicht ihren Ursprung in der Firnregion. Folgt aus 1.
b) Diese Art der Schichtung hat sich schon vor der
Vereinigung der Nebengletscher gebildet. Folgt aus %
3, 5, 7.
c) Die horizontalen Kegelscbiehten sind die Aosfittl-
lungsstreifen der geschlossenen Schrüude. Folgt aus 3,
4, 8.
. d) Alle Begränzungslinien der früher gestörten und
wieder hergestellten Continuitüt des Gletschers kommen
gegen d^s Eiide dsesjeiben n^ebr zum Vorschein. Folg^
aus 6.
Die Schrfinde reichen nun in verticaler Richtung ent-
^ weder bis zur Mitte des Gletschers oder über dieselbe
hin-
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861
Udmis. Darch «die in der Mitte des Gletsehen, sowoU
in hofwontaler ala vertfcaler RklifuDg, besdileaiiS^e Be-
wegung oder das Wacbsthum werden die Schrunde im
ersten Falle uiit der Bewegungsaxe des Glelschers, so-
wohl in verticaler als horizontaler Riobtong, einen desto
apitageiieB Winkel bUden, fe wefter eie yon ihrem Ent-
etehung^orte bewegt wurden; daher mOsaen «le endlieh
im Verticalen Querdarehschnitte dea Gletaehera als gegen
die Gletscberaxe mit ihrer Spitze gekehrte Kegeldurch-
schnitte erscheinen. Im zweiten Falle, wenn sich näm*
Ueh die ScbrOnde tieler über die Mitte des Gletschers
eiatrecken, werden nnter denselben Verbttltniaaen- ihre
kegelförmigen AasfffllnngiflftcbeR gebroehen» und erschei-
nen daher im verficaleu Querbruch des Gletschers dop-
pelt. Diefs gilt nun vom einfachen Gletscher. Besteht
dagegen der Gletscher aus zwei vereinigten Nebenglet-
aobera, so ist es nunmehr angenaoheinliehi warum sich
die iSehichten als xwel Paar verlkale KegeUorohscfanMe
darstollen, und wegen der nook welter Torgesehriftenen'
Neigung der ausgeiOllten Schrüode an Deutlichkeit ge-
Winnen.
Dat Uerabfieiun de« BetdaroM-^lfit'ck^r». . . .
Ein grausenhaft -adiönes Bild mufs das mit forcht-
barcm Donnergetöse und aufserordentlicher Schnelligkeit
erfolgende Herabgleiten des Eiskolosses gewähren, wenn
der Titauenberg seinen Nachbar, den Elbrus, den sjm-
plegadischen Felsen der Kassandra begKIfst. Und in der
Thaft soll das Getflse, Bach der Versieherong 'meiner Os-
setischen Begleiter, KerUt Chamfirza, BImirsa und
Thamasoi, von denen ersterer drei Mal den Sturz er-
lebt hatte, bis Kobi (25? Werst) und im Hochgebirge
noch in einer Entfernung von 50 Werst gehört worden
sejm. Alles gerftth Wochen lang schon vor dem Sturze
in Aufruhr, die Reisenden jagen mit schnaubenden Ros-
sen In der Darijarschen Schlucht vor den finstern Bil-
PoggeodorfiP« Ann«l. Bd.LXVI. 36
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56a
dtni der Steinbanfen und fiberhängeoden Filsen, notk
mäta ri»er mr der droimdeii Gefabr dmnch dm
Lafidrack getödtet zu wcideo. Das wilde GebrOll dee
211 dieser Zeit trüben, grauschwarzen , cascadeu artigen
Terck steigert noch den Ernst der Bilder. Nach erfolg-
tem Sturze wird das Bild der Zerstörung noch imposan-
ler, ein Raom von zwei Werst Länge ist mit £is- und
,Steio-Getramni auf eine Höbe Ton 300 bis 500 Fofs be-
deckt, der Zacb-Don und Terek, ira LanCe einige Tage
gehemmt, überschwemmen das enge Thal, bis sie sich
unter den Eismassen durchwühlen. Ein bis zwei Jahre
-faiiidurcb wird die Strafse für Wagen unbrauchbar, und
•ellist dann fährt man »wischen zwei n^htigeD Mauern
IM Eis- und Steiu- GretrQmui, wekbes cioen zu erdrOokea
Im Jahre 1776 den 19. Juni erlebte der Vater Ke-
riät's den Sturz, welchen Reineggs (Bd. I, S. 8 und
'd2i>-als den einer Schutt- und Scbnee-Lawine beschrie-
iben hatte» Eine Amabl Einwohner des Dorfe» Desda*
rttki neibst Vieh gingen dordi diese Katastrophe zu Grande.
Das Dorf Guöleti, welches nahe am Terek lag, wurde
ßberschwemmt, und deshalb 9| Toisen höher und
hinter einen 150 Toiscu über den Terek sich erheben-
den Felsen, durch den es v^r dem Verscbötten geachfitzt
Ml verlegt. -~ Ein Sbnliehes Ereignii» erlebte Keriftt's
'Vater in dem Jahre 1785, anf weldhcto sieh der Sofan,
obgleich er es nach seinem Alter ebenfalls erlebt haben
mufstei, nicht erinnerte, weshalb es auch Beineggs kurz
anführt. In den Jahren 1808 im Monate August, 1817
den 3lt7* iOotobervund 1838 aab Kerittt Cbnmiffss die
Sreigniase des SCuvzea. Der Zwischenraum ^on dem
erstM luafl .historisch - gewifs bekannten Sturze bis zu dem
l) Duboi« (lebt die Lage de» DoHe« Gi«5l«ti Ober da« Terek aof
tSS Fals an. £• sdieiiit eine Verweelitliinf mit dem 43 Toim
aber' dvm TerA 'EcgendeD Doffe Zdo oder Zikbkrgi tUtigefvadM
•balieo.:
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663
. nächstfolgenden beträgt 9 Jahre, der fölgende 23, der
dritte 9, der vierte 16, und der vom letzten Sturze bis
jetzt 12 Jahre, Wären zuverlässige Beqi^achtOBgen Uber
liie in dien WintemMmaten der Zwiscbenjabre gefallene
Schneemenge mid fiber die wannen Sommer in dieser
Gegend, so liefsen sich daraus sehr wichtige Folgerun-
gen ziehen.
Die Uratcken de« Sinrao«/ '
Die zwei Nebengletscber des DesdafrokUGtetsebevs
ruhen auf einer so stark geneigten Grundfläche ') (33"),
dafs es nicht abzusehen ist, warum, wenn sie einmal .
nach überwundener Reibung mit der Grundfläche in's
Gleiten kommen, dasselbe nicht fortdauere. Kommt non
noch der Drack der UnCerliegenden Tlieile gegen die
▼orliegenden tind di^ Gewalt der Bewegung selbst in
Betracht, so wäre demnach keine Ursache da, welche
die einmal eingeleitete Bewegung hemmen könnte, und
die gesammte Gletschermasse mOfste alle Jahre in die
Tiefe atfirzen. Allerdings kann man (doeh nicht einzig
und allein) dem abwärts wirkendeii Drucke, der wie^
derum abhangig ist von der Neigung der BodenflSche
und dem Gewicht der aufliegenden Eismasse, einen gro-
isen Antheil an dem Vorrücken der Gletscher beimes-
aen; doch lassen sich noch gegen diese von Saussure
entwickelte Rutschtbeorie folgende Einwürfe macben;
a) dafs die Gletscher anch im Winter vorrOeken,
wo die Gletscherbäche unter denselben versiegen und die
Gletscher an den Grund anfrieren;
b) dafs in den Gletschern Scbründe entatelten» und
doeh ancb iang'e offion bleiben;
e) daftt sieh oft die Gletscbermasse auftreibt und
aubtauet;
«
1) Udbrigeitt glebc es, nacli der Angabe Gliarpeatier't, Gletscher,
die Mif ciMT nnfar «b 4i* geadgiMi GnmMfcbe Kegea« wid nickt
herebAtfincii.
36*
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I
564
d) dafs tick GlelsciMr im Sommer siiHkkBelieii;
£) dafs Gletscher voa sehr geriuger Neiguog (3 bis
4°) dennoch vorrücken.
Es fällt dem aufmerksamen Beobachter aal, warn
iler Desdaroki-Gietscher inmwr io Paiioden YOfk nein
•dar der doppelten wie ancli dreifachea Anzahl Jabren
herabglieite. Wenn man diese merkwürdige Erscheinung
mit der Gletschertheorie über die Bildung, das Wachs-
thum und die Bewegung übereinstimmend und erschöpfend
erklären will, so mufs man das Herabstürzen nach nenn
Jahren als sniea Fall van dem nach der doppelten oder
dreifachen Anzahl Jahre ab zmäm FaU §ans trennen.
Erster Fall des HerabgleiieDs.
Aus dem Hochfime des Kasbek entstehen non nach
den bekannten Bildnngffgesetxen die zwei Meben^tochei;
nnd füllen, je nachdem sehneereiche Winter ond heilse
Sommer waren, früher oder später die ihnen augewiese-
' nen Schluchten an. Da nun beide Schluchten nach Nord-
ost liegen, und nur durch ein scbmfdes Felsenjoch ge-
tr^nnl sind, so kann man nicht nur eine in beiden herr-
schende gldchmSlsi^ Temp<{ra>or, sondern auch ein gleich-
IlMmiges Wachsthun der Nebengletscfaer anuehmen. Doch
stürzen sie uieinals, bevor sie nicht so weit angewachsen
sind, dafs sie mit ihrem unteren Ende zusammeustofseo,
was auch der die Gletscher biepbacbteode Keriftt he-
stätigle
1) Man mufs aUo mit Recht eine Adhäsionskrafl der GlettcbcrkAnier
sa cSoander und eine PlasticilSt der Gletschern) asse, einen nirht gan
Marfan biMoassnnlahigcn inoeren Zustand des Gleischerwses, annchoaco,
Bod in sofern verdient, wenn man nämlich die Saffktt woMger wdit»
lieh aufTafst, die neuerlich an^Mtellle Plasticitätitlwon^ von Forbeif
welche zwar schon Altraann TOr 100 Jahren sn entwickeln anfing
und Gruner erweiterte, doch einige Anerkennung. Forbes be- *
hauptet nämlich, dafs die Gletschersubstans so ist, wie «ie sejn wurdei
wenn klebni|o Flüssigkeiten sich auf geoejftw F|äche «bwSru be-
wegten.
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565
' Warä^n sieh ^lese l^eideii Nebengllstsdi^ unter - ei-
nem rechten oder dem rechten näherstehenden Winkel
vereinigen, und einer derselben schon tiefer herabrei-
cheo, wie aacb mächtiger sejn, so wttrde diefs eine Ein-
rnttodang des schwächeren ond kfirzereo Glefschers 'zu
nennen sejn, und diese Art der' Vereinigung nicht nur
ohne Störung erfolgen, sondern der sich einmündende
Gletscher den anderen festklemmen.
Allein es geschieht im Gcgentheil die Vereinigung
gldehzeitig, die Nebengletscher sind so ziemlich gleich
mSchtIg, und der horizontale VereinigongßwinlLel beträgt
nur 15<*. Fllllt nun der' Moment des Znsammenstofsene
in die Jahreszeit, wo die Nebengletscher an ihrer Grand-
fläche abschmelzen und die darunter fliefsenden Glet-
scherbächc mächtig angeschwellt sind, so reicht der ge-
genseitige Druck hin, welcher wegen des spitzigen Ver*
etnigungswfnhels sich dem Drueke von* obto oder in der
Richtung der Axe des Gletschers anreihen läiWt, die M-
hUsionskraft und die Hindernisse der Reibung zu über-
winden und den Sturz zu bewerkstelligen. In diesem
Falle werden die Endmoränen vorgeschoben und weit
mehr GerOHe ^er Gletecherlain^ne »voraag^heiki '
Zvifeiler Fall det HwAbflaitttt.
Wenn die Voreinigung der beiden Nebensletschcr
ohne Störung, was nur 'im Winter der Fall seyn kann,
▼or sich gegangen ist, so stürzt der Gletscher nicht mehr;
und wächst so als ein zusammengesetzter Gletscher thal-
abwärts.
Da es nun erwiesen ist, dafs Gletscher, wo sie jäh
herabzusteigen beginnen, mehr Schründe werfen, und sol-
che zerscbründete Stellen durch das Schliefen sich wulst-
fOrmig über die Oberfläche erheben; da es ferner be-
kannt ist, dafs Gletscher, deren horizontalen lateralen
Bewegungen durch einengende Felsen Schranken gesetzt
sind, sich verlical krüCtiger ausdehnen, so müssen auch
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f
GleUcber an sehr geneigter GrundflScbe durch den von
oben nwiLModen Druck und ao.flor Aji^hwungs- oder
Euuenkiing^ltelie durch 4» Amra^en des. Gletscberei-
808 von iDoeii beraiis aufquellen, an verlioaler Dicke zu-
nebmen uud sich endlich aufstaueo. Diefs alles tritt nun
ein nach geschehener Vereinigung der beiden Nebenglet-
scher zum Hauptgletschcr; denn dann bildet der Haupt-
^letscber das vorliegende Hinderoifa d#s diiigmi^l^a Vor»
iQdLeDS, |a der verticale YereinigongB.wlDkel ^ (Eioseii-
kongs- oder Elnknt^ungs winket) elueB {eden NebeagleC-
Sehers mit dem Hauptgletscher beträgt 147^: daher wer-
deu sich nach und nach in diesem Winkel die Neben-
gletscher über deo Hauptgletscher aubtaueo, und endiicb
bei abenii«%Br Berfibroug übergleiteo, wodurcb der Haupt-
gletscber erscbUltert und ailtge^gen wird. Dieser «weite
Fall des Herabgicitens steht der Tagaar'schen Schlucht
)etzt bevor, und in diesem Falle wird mehr Gerölle nacli*
kommeo als voraogeben.
2) Der ^Ual-Gletsoher.
Ueber diesen am nordwestliebea Abbange des Kas-
bek von der Höhe etwas sichtbaren Gletscher kann ich
nichts Ausführliches sagen, da mir die geologischen Ver-
bältnisse der nordwestlichen, westlichen und südwestli-
eben Seite .des Kasbek noch unbekannt sind. Dieser
Gletscber Isfst aus seinen schnelzenden Schnee - und Eis*
nassen den Gtsal- Don entstehen, welcher erst, nachdem
er die Ossischen Gaue der Guttaten, Tschimiten und
Dhageate bewässert und sich mit dem Ardou vereinigt
bat, m den Xerek fttilt.
■
3) Der ZIklnrgl-Gletselier.
' Dieser sehr breite Glclscher liegt au dem östlichen,
aktmlifth steÜen Abhänge des Kasbek, uud ist in sofern
1 ) l^eldien man erhSit, weoD mao eine Läugslinle über die Ober-
* flicke ^die« Nebeogletsckers , nnd eine QuerlinM iihtt den Hanpiglet-
aeher an dein yereinigungspnnkte snaammeDMofMB iSlät.
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' nerkwürdig, als er den apganacbtiniichaUBn Mewm ti§-
hrU dafo bei irerhiaderter ^dia^aler B<hf «guti^ > dM ,
WacbMliimi uod Yiinrttckeii aicb in tnnm^^mllßr Bk^^
tttig äufsert.
Vor dem unteren Ende des (xletscliers liegen grofse
Eodmoffänen, welche beweisen, daf« aicb der Gletscher
CHrfickgez^gen hat, d. b. dafa der amJGAdk des Gielr
«tbers alattfindeode AbacWoebitpgppffoeeili das obeie
Waobathum übertraf. . Vor den MorJinen aind grofae. Ge*
birgskämme, welche durch keine Schlucht getheilt wer-
den; daher kann der (xletscher nie weiter vorrücken, da-
her lliefsen alle aus ihm afitapriogende Quellen, 12 bis
1^ Ml Zahl,, nach Norden, und aitirsea aicb neiateoa ftbar
ifo Feben ia den Zaeh^Don. Nur der Sehecht^fcajU baboT.
aioh mom Weg dnreb sehr enge Felsspalten der soge-
nannten Schecb - Berge , und ergiefst sich, in drei Arme
sich tbeilend» oberhalb GuiUeti in d^^i .Terek. " ;
4^ 6) Die drei JS^iDiqda-AlioQ- oder Mino-Gietacher*
Die drei Nino > Gletscher liegen in den OatfMbfBa
Schluchten des Kasbek, getrennt durch das grofse Ostli-
che Haupljoch vom Ziklurgi- Gletscher. Sie sind in so-
fern merkwürdig, als sie einen beweis liefern, dafs sich
Gletscher, wjenn sie aus einer groll«» Scbüi^bt in m^b*
rere Ueivere Sebliicbten g^j^bHagH werden, voipOgfi ibw
Plaalkitit theile« masaeü^ Der inScbtigate unfer ihnen
und zugleich der breiteste unter allen Gletschern des
Kasbek ist der dritte Nino- Gletscher, welcher als Haupt-
gletscher unter diesen dreien anzonebmen wäre, füllt
das Oetlicbe £ode des so^nainlen Biesengi^andes oder,
der Riesenschlpeht des Kasbek aas, und bat vor «bsb die.
kekaoBle Riesen ^Morlne, wekbe schon zu so einer be-
deutenden Hohe und Macht angewachsen ist, dafs sifs da^
diagonale Ausbreiten des Gletschers verhindert. ,
Der erste Niiio*Glelacber liegt nürdlicb dem drit-
tel» ig(* N. snr Seite, and ist derjenig«^ weielifr ijcb iHicfr
oben in den Firnfeldern des östlichen Hauptjoches. des
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Kasbek verliert. Dieser Gletsdier wüchst im Frühjahre
«mter beförderad^o Verfaftboissea so an, dttit er sich aodU
lieh in zwei SoMiidileii drSngen nmfs» in - eine tiefer lie-
gende, wo er wegen der schattigen Lage weniger ab>
schmilzt, und von mir als Rest unter dem Namen zweiter
Nino > Gletscher bezeichnet wurde, und in eine höber
liegende Schlucht, durch welche er sieb in die Seite des
TBcfaehari-GleCschen einmOndet oder imcb durch Aul*
staoen Uber denselben schiebt.
'* ' Im J. 1844 ist er ganz zusammengeschmolzen, hat
dagegen deutliche Spuren seiner Existenz hinterlassen.
Diese Spuren sind Dämiich eeine nach dem allmäligen
AbsebmelMB (dem sogenannten indsrteten ZurlldLmhen
der Aelpler) fainterbliebenen Endsdmltbadfen oder MoiA-
nen, vm denen zwei auf de« Körperdes Haopt-Tscbchari»
/ Gletschers liegen, und schon früher bei Gelegenheit des
Ueberschreitens derselben beschrieben worden sind.
Die drei Nino-Gletscher dienen zwei kleineren Giet-
scherbSchen, welche dem Tschchari zuflieÜBen, zam Ur-
8]^rbng. '
: • •
7, 8) Die Tsekc]iari<>Glet«olier.
Der Haupt -Tschchari- Gletscher, von 126 englische
FttÜB verticaler Macht und 500 Sehritt Breite^ entspringt
" in dem sfldlichen Fifnmeere« des Kasbek, tritt am sOd-
westlichen Ende der RtesensAHicht ben^r, indem er
sich unter einem rechten Winkel nach Nordost dreht, an
der Drehungsstelle bedeutend zerscbründet und anwächst.
Er erstreckt sich weit herab in die sogenannte Schlucht
des Tschchari, eines geClbrlieheu GletBeberbach(B6, wel-
dl er im «Gletscher viele Wolken bildet and denselben
unterwuscht. — Ans den nord -östlichen Fimfeldern des
Berges Tot-Chog wächst ein kleiner Gletscher dem frü-
heren in die Seite, und wurde von mir ^Neben-Tschchari-
Gletscher genannt. Der Hanptgletscher wurde schon
iä der Beschreibung der Ersteignng idelfach besprochen.
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•60
£r soll in früheren Zeiten weit tiefer hinabgereicht fai«
beo, vad eirnnal, nach der Tradiäon der Görgatischioft .
Einwobaer, herabgestttret seyn, wobei die EisMsie aa
Schwungkraft so gewann, dafs sie Ober den Terek' auf
die entgegengesetzte Seite eine Strecke bis zu dem Ku- ,
rotskali, dem Bache der tollen Schlucht, rutschte. Um
•ich Vor den verheerenden Aosbrflehen der tollen Schlucht
und des Tsehcbari-Gleticbers bu scbfitzen/ haben die Ein^
gebornen des Dorfes Stepan Znibida ibre Wohhun^n
weiter stidlich verlegt, und die Görgetiner ihr Dorf auf
einer Böschung erbaut. Der Gletscher droht sowohl den
Feldern als auch den Mühlen Görgetis mit Verschüttung;
glQckiicberweise aber wiederholte sich diese Katastn^pbe
seitdem nicht mebr, doeb sind Ueberscbweunrongen von
Seiten des. angeschwelHen Tselieheri nieht selten. Des-
wegen haben die Görgetiner ihre Felder mit grofseu Fels-
stücken eingezäunt, um das Fortschwemmen des guten
Erdreidies zu verhindern.
SehoMgrSsBet Firnliaie und GleUckerr«gioD de« Kasbek.
Bevor die Theorie der Gletscherbildung hinlänglich
bekannt war, hat man die Schneelinie an die Stelle ver-
setzt» wo sich der alte Schnee bis über die heifseste Jah-
reszeit erhält. Bischof, Parrot und Pictet JMstinuii-
ten die Schneelinie weit ricbtiger. Bischof setzt in sei-
ner Wlinnelebre des ErdkOrpers in den ' Schweizeralpen
die mittlere Lufttemperatur von 0° R. auf 1028 Toisen
Meereshöhe, und nimmt eine Abnahme von — 1° R. für
113 Toisen Erhebung an. Daher würde die mittlere
jLuftw&rme von — B. auf der Schneelinie der Schwei-
zer-Alpen seyn, und in eine absolute Hobe von 1800
Toisen nach Pi et et 's Besthnninrig fallen. Wenn Par-
rot die Scbneegränze im Kaukasus gerade an die Stelle
versetzt, wo die mittlere Temperatur der Erdatmosphäre
des ganzen Jahres bei 0° R. beharrt, so darf diefis nicht
auffallen, indem der Kaukasus bei einem Breüennnier-
I
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schied yon 3 Grad das Niveau de» ewigen Schnees hölier
trägt, welches Parrot auf 1647 Toiseu, also 315 Toi-
aen höher als in deu Alpen, annahm. Kupffer iiabm
es aaf 1727 Towen. Meyer auf 1668 Toisen, Dubois
am Anrät aogir Mif 2000 Toiaeo an. Hugi ftmd die
Sdneegräme in de» Alpen aal ld34T«iae% Saas eure
auf 1350 Toisen Meereshöhe. Für den Kasbek bestimmte
ich die Schneelinie, wie man sie gewöhnli<!h benennt, auf
eine absolute Höhe von 1593 Toisen, somit^ wenn man
¥QD der ^elundenen Mittelzahl die von Hiigj» Saussure
■ad Pietet anl 13» Toiaes BDsagebese Höhe id>iitbl,
tun 206 Toisen bOlier «U. in den Sobffwev und S»vojrer-
Alpen.
Für deu gegenwärtigen Stand der Geologie finde ich
aber die biofse Bestiaimung des Collectiviianiefis Sohnee-
linifl onaireiciMid, und mich varanlalit» wolil so anter
aeksiden umI sMif den genauen Untersdned auliBerksani
za machen zwischen der Schnß$gräKJ^ im engeren und
der im weiteren Sinne.
Diese ist die absolute Höhenlinie, von welcher auf-
atiai§eDd der fibrliobe Schnee nicht wehr wegschmilzt, in
selnea ROmern vengrdfaert erscheint» und sicAi aonit mm
Firn • omzuwandeln im Stande ist Sie iai die Linie, wel-
che man im Allgemeinen als Schneeiinie bezeichnet, wäh-
rend ihr der Name Firnlinie gebührt.
Jene ist die absolute Höhenlinie, von welcher aul-
atal^d der Schnee ebenfalls nicht we§BohmUzl, aber aaeh
in seinem Gelüge unver«odert bleibt* Sie dQrfte «reit be-
«eidmender RksdHnU genannt werden, indem in dem
Bereiche dieser Linie der Schnee immer staubförmig, d. h.
normal feinkörnig, herabfällt, welche Erscheinung die
Aelpler des Riesein (Saussure gresii) nennen.
Da wir asm »wei fise.linieii itMiiien, 40 ist ea auch
leiiiit im über der RieseUioie Hegende sogenannte HaeieiS'
oder sdileditweg jEisregion und die unterhalb der Firn-
liiiie liegende GUlscherregion zu bestiuunen.
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671
Wir imuncheiden also Jetzt von oben inoli |int«o
vier .Begionen:
1) die Hocheisregion;
2) die Rieselregion;
3) die Firnregion;
4) die QletsciierregiQii«
1) Die HocbeieregioD.
Diese Region liegt hoch über der Riesellinie und ist
wobi zu unterscheiden von der sonst benannten Eisre-
gion, der jetzigen Gietsdierregion, welche unter der Firn-
Urne beginnt and weit In die Thäler hinebreiebt. Die
Hoeheisregion nimmt die bOehsten Alpenbömer ein, ond
das Hocbeis bildet sich zwischen den Zacken der Hoch-
kuppen durch reflectirle Sonnenstrahlen und die dadurch
veranlaCste Wärmeentwicklung und ein oberilächliches
Abschmelzen des Hoohschnees. Das Hocheis untersdhe»-
det sieb von dem detscberelee dadurch, dais es:
a) niemals ein körniges Gefflge bat;
b) eine weifsc Giasfarbe besitzt, während das Glet-
schereis blau ist;
c) einen reinen, niemals wie das Gletschereis einen
herben, Geschmack besitzt;
d) eine Soüserst glatte und glänzende OberflSche
darstellt, wShrend das Gletschereis immer ranh erscheint,
welche letztere Erscheinung die Aelpler GletscberbluineQ
nennen ;
e) da£s es sicli nicht weiter bewegt, wie das Glei-
scbereia, ond niemaia, selbst auf Gletschereis ^legt, in
dasselbe Übergeht
Dieses Kuppeneis ist dem Bergsteiger sehr gefährlich,
weil entweder bei einem gewissen Grade der Steilheit
aller frisch gefallene Schnee darüber hiuweggleitet, und
Stufen eingehauen werden müssen, oder wenn solche Stel-
len mit frischem Schnee fiberdeckt sind» der einmal Aua-
gleitende mit beschleunigter Geschwindigkeit, ohne irgend
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672
*
«inen Halt; berabttOret. Die HodieisregiöD kann nur in
diese absolute Hohe fallen, in welcher, trotz der re*
flectirtcn Sonnenstrahlen, die mittlere Temperatur nur
während dieser momentanen Wärmeerzeugung ausnahms-
weise an einzelnen Stellen etwas über Null steigen kann;
sonst aber selbst in der wärmsten Jahreszeit 0**,5 R* ist,
und wegen der daselbst fortwährend herrschenden Trok-
kenkeit der Luft, selbst wenn schwere Nebel die H(h*-
ner umhtillen, keine Absorption der Schneekörner statt-
finden kann.
Am Kasbek fangen die Hocheisfelder an der Süd-
seite erst in einer alraoluten Höhe von 2100 Toisen, and
an der Nordeeite von 2275 Tqleen an.
9) Die Rleselresloa.
Biese Begion erstreckt sich zwar auch oft bis auf die
hohen Kuppen, hat aber nach oben, und besonders nach
unten besthnmte GrAnzen mit folgenden Kennzeichen:
a) Findet nar von der Riesellinie nach aufwärts
eine Bewe^liclikoit des Schnees statt, vermöge welcher
derselibe durch Winde in Massen gehoben wird, und so
ein abermaliges Rieseln ans sich selbst hervorbringt, wel-
ches dem Bergsteiger Gefahr droht.
b) Hört bei der Rieseilinfe die so Oberaus starke
Reflexion des Sonnenlichtes in dem Grade auf, dafs man
doch die unbewaffneten Au^en Öffnen kann; während sie
von derselben Linie nach abwärts in der ganzen Firn-
region einen so hohen Grad erlangt, dafs sie den nn-
vorsichtigen Bergsteiger blind macht. - Ein jeder aufmerk*
same Beobachter wird die Erleichterung fQhlen, sobald
er aus der Firnregion über die Riesellinie geschritten ist,
indem nur die Firnkörncr das Sonnenlicht in so einem
ausgezeichneten Grade zu reflectiren im Stande sind.
' €) Zeichnet sich die Rieselregion durch ein etwas
dunkleres Kolorit aus, wenn sie auch nicht schmutzig
weifs genannt werden kann> IHefs mag wohl entweder
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57S
daTOD herrühren, dafs die Schneekörncheo hier unver-
ändert bleiben, und sich wegen der hier herrschenden
Trockenheit durdi atarke Stürme hergeführter Staub an
denselben lestoelzt, wabreod «ch.die- FimkOroer durcli
Vergpröfsenmg davon reinigen; oder isl diese ErBcheioang
der Terminderten Reflexion, und somit einer optischen
Täuschung zuzuschreiben, vermöge welcher sich uns ein
weniger Lichtstrahlen in's Auge schickender Kürper dunk-
ler darstellt?
ä) Mienals .schneiet es m der Riesalrcgion flockig»
aondem der Schnee fiillt iinmer jn Gestalt kleiner Körn-
chen herab, d. h. es stäubt oder es rieselt der Schnee
wie in den Polarl^ndern. Deshalb herrscht auch ein
Juiiier Grad von Trockenheit daselbst, und der Regen
kann sich auch, nicht in der Regel bis hierher, ecstreckeiiy
sondern nor in der Firn- und Gletscherreg^on Torkcio^
Ben. Aas der Trockenheft der AtmosphSre läfist sich
auch die Erscheinung erklären, warum der schwitzende
Bergsteiger sogleich trocken wird, wenn er sich auf ei-
nen Augenblick in den Schnee setzt. Auch der Durst
lifagl hier weit mßhr, als nnten, die MoskelscbwUcbe
nimmt zu und eine Beklommenheit bemächtigt sich.d<B8
ungewohnten Bergsteigers, während der gewohnte zu füh-
len anfängt, als befände er sich in einem neuen Elemente.
Der verminderte Luftdruck beschleunigt, ^tus Athmep,
eqipfindliche Bergsteiger dagegen bekommen. Uebelkei-
tan,' Nasen* und Obrenblnten, so wie Bluten aus der
Bindeliaut dar Augen. Den Durst kann man in dieser
Gegend besser löschen, weil der Schnee keinen herben
Geschmack hat.
e) Nur in der Kieselgegend kon^men kiaHende Berg-
sfBhründe vor, welche dadurch entstehen, dab. sich. der
tiefer liegende Schnee von dem steilen . Kuppenschnee
trennt und tiefer gleitet.
/) Das letzte und charakteristische Kennzeichen der
Bi^seiiinie ist die Stelle , von der der 5clu)ee nach ab-
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674
wMrts allmälig an Gröfse des Kornes zutttnunt, nach auf-
wärts dagegen sich constant bleibt.
Ich habe die Riesellinie am Kasbek auf 1700 Toi-
860 Meeresbdhe bestimmt. Um eine allgemeine Mittel-
tahl hefaoszofinden, mllssea mehrere Beobaehtangeii der
Art festgest^ seyn.
Diese Region ersfredit sich von der Sfelle, wo dm
Gletschereis an die OberflKehe tritt bis «n {ener nach anf-
wSrls, wo die Schneekörnchen ihre Normalgröfse besitzen;
hiermit von dem Ende der Gletscherregion oder Firnli-
nie bis zur Riesellinie. Man mufs wohl eine oberfläch'
liehe Ton der iirfen FimHnie unterscheiden. Die ober-
fltehli^he Flmllnie reicht anf eine geringere MeereshAhe
herab, wSbrend die tiefe Fimlinfe auf einer gröfseren
Höhe mit der tiefen Gletscherlinie zusammenstöfst. Die
oberflächliche Firnlioie ist der Anfang der oberflächlichen
Gletscherlinie. In diesem Falle darf man auch nicht den
Aosdraclt tiefe Gletscherlinie mit dem der niederen Glü»
sdkerregi6n veMrechseln, weldie letztere durch das hfr>
merwährende Nachrücken des Eises bis in die Thalgrtinde
herabreicht, wo der Schnee längst nicht mehr selbststän-
dig zu bestehen vermag.
Die Trennung der FlmregiOtt Ttm der Gletscherre-
gfdn, behaupten M e f i a n und A |; a 8 s i sey keine
M^ife, da die erstere In einer gewissen Tiefe ebenfalh
aus Gletschereis besteht. Allein nach den eben gemach-
ten Unterschieden erscheint diese Behauptung widerlegt
Es bleibt nur noch Obrig zu beweisen, ob die oberfläch-
fiehe eder tiefe Fimlinie als die wahre, oder das Mittel
icwisdieii' beiden als' Fitttllnie anzusehen sey?
Die tiefe Fimlinie ist schwieriger zn bestimmen, weil
sie nicht in die Augen fällt und von der verticalen Macht
des Firnes abb&ngt Sie wird an derjenigen Stelle unter
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675
der FirnmasM zn suchen seyn, wo man in der gröfst-
mOglichsteu verticalen Tiefe auf Gletschereis sfdfst la
den 8cbweitei<<Alpeii hnd man auf einer MeereehOhe von
1666 bis 2000 Toisen in einer verCicalen Tiefe von 12
bis 18 Fufs Gletschereis; dagegen auf einer Meereshöhe
von 1400 bis 1660 Toisen in einer verticaleo Tiefe too
4 bis 10 Fa€s schon deu Gletscher* la einer absoluten
Höbe Ton 1334 Toisen ersehien schön derGkts«^r an
der Oberflich^ und der Firn httrte anf. Die «berflaol^
liehe oder eigentliche Firnlinie ist in ihrer absoluten Höhe
viel bestimmter, weil hier das mächtig modißcirende Ele-
ment, der erwärmende Einflufs des Bodens, gänzlich weg-
liillfty indem die Unteria^ däs Gletschereis bildet« Ich
habe an Kasbek in eiaer absoloten Höhe von 2075* Toi-
sen schon reine Bergsdnlinde, in einer Höhe von 1900
Toisen auf 15 engl. Fufs Tiefe Gletschereis und in ei-
ner Meeroshdhe von 1590 Toisen das Hervortreten des
Gletschereises gefunden. Somit ist die Firnlinie am Kas-
bek um 256 Toisen höher, als die in dem Berner Ober-
lande, wo sie Rugi anf 1334 Toisen» dagegen in den
Penninischen Alpen anf 1350 Toisen schätzt.
Die Firnregion ist durch folgende Kennzeichen cba-
rakterisirt:
a) Stöfst man um die Firnlinie herum sögleich auf Eis.
b) Nimmt die weiÜBe Farbe der ^»eren Firnregion
nach unten ad Mtellcher Ffirbung zu«
c) Fangen sich um die Firnlinie die Firnkörner an
einzukeilen. *
d) Werden die Firnkörner, von der Riesellinie an,
iamer gröfser». und endlich gegen die FirnUnie) statt rand,
•mehr iScfaig.
e) Wenn die Tcmperator unter Nnlf steht, so ist
der Firn hart und resistent bis zur Riesellinie; steigt da-
gegen dieselbe über Null, so lockern sich die Firakör-
ner auf, und der Wanderer sinkt ein.
/) FiUt »nter mid tun die Findinie im' Winter, und
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57«
io der Fiiaregpon wlhittiid dts Sonmien die grMsle
SchneemeDge.
g) Reflectirt der Firn das Licht in dnem bei weitem
stärkeren Grade, als der Gletscher- oder Hochschnee.
h) ErstredLCQ sich die Schründe im Firoe bis auf
des Grund, und erweitern sieb Dach unten.
i) Wird im Sommer um die Fimlinie erst im Wae-
eer frei, und vbn da stammen die Quellen; während dae
in der höheren Firnregion entstandene Wasser sogleich
von den Firnkörnern absorbirt wird. Die hohen Firn-
fetder werden daher nicht vom Wasser unterhöhlt.
k) Herrsefat um die»Finilinie ew gröfserer Grad von
Feuchtigkeit, als' in der bohen Fnwegion; dagege« ein
geringerer gegen die Mitte der Gletecberregion, und wi#-
der zum höchsten Grade zunebmeDd gegen das untere
Ende der Gletscher.
/) JSebmen die Firoktfraer von oben nach der Tiefe
und gegen die Firtilioie am berben Geecfamack «i
4) Dia CUetscherreffieia.
Diese Region fängt bei der Firnlinie an, und reicht
auf eine -sdhr sc)iwankettde, von der Wftrme und dem
Scbnee-
1) Eben so ist auch das Gletschereis und das umuitielbar aus demsel-
ben entstandene Wasser von Geschmack herb und zu5an)menziehend,
und vermehrt, genossen, den Durst. Lampadius fand im ahen
Firne salz.sauren Kalk. Ein jeder aufmerksame Beobachter findet über
einer Höhe von 1500 Toisen, besonders aber in der Nahe der GIcU
•eher, ein ganz eigenihümliclies Verhähnifs des atmosphärischen Wir-
kens, und auch hieher verwehte Insecten geben diels tu erkennen, in-
dem wk «idb gate bchaglidi auf das Gletschereis oder den Flrb Ma-
•clieB. Sanaaare, PSetet, Senebier und Yolta Imdea aektp
nutet 90iN| tmmm Wkut in der Atmosphäre mßkr Stickgas^ ala ea
in der Tiefe der Fall isi; wShrend Humboldt im Salibnrguclieift in
hoher AimosphSre wetUger Sauerstoff fiind, als über der Erde hiD.
' ]>at Znsamm'eniidiende de» Geachmacfca vnd die Tkatsaehe, dafii Ib
Gletodwrcis eingeieUoMcner Stahl akiht toaiet, ^redteo Aar die avSde
Abfotpipan db» Sanentofla am dm AiMiphlro tom GieiMliereMe.
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57T
SchDeereichCbum der Jahreszeiten abhängige Höhe herab.
Der Desdaroki-Gletscher erstreckt sich bis auf 989 T^i-
sen, der Ziklurgi- Gletscher auf 149Ü T., der Tschchari-'
Gletscher auf 1460 Toisen, der ente und dritte Ntno-
Gletscber auf 1500 Toisen, der zweite Nido- Gletscher
auf 1400 Tdisea herab.
Viele Gletscher reichen in den Schweizer- Alpen bis
auf 5Ü0, ja sogar 498 Toisen herab.
• «. •
Die KuppeiUavrine des. Kasbek.
Der Gipfel des Ksehek unterliegt jährlichen Verto-
derungen, indem ihm die Anhäufung des Kuppenschnees
eine verschiedene (ieslalt verleiht; allemal ist er aber
zweispitzig. Die zwei Hörner, von ^enen das östlich«
etwas, oft aber stark nach Südost getaei^, htth^i.iui'd
sehmftler erscbeint, ab da& westliche, sind abf^eriindef.
Die Ursache der Neigung des östliehen Hornes li^gt in
der gegen Südost durch refleclirte Sonnenstrahlen erzeug-
ten Wärme, häufigeren Hocheis -Bildung, und daher rüh-
renden Senkung, so wie in den durch die groise Schroff-
heit unterhalb der Knppe bedingten Senkungen und Beq^
sehrOnden. Die Neigung der Ostlichen Kuppe enreicht
endlich den stärkste« Grad, and stürzt bei Sttmnwind
als Kuppenlawine in das westliche Ende des Riesengrun-
des. Der Stura der Kuppenlawine erfolgt gewöhnlich
das zweite Jahr. Die Osseten sagen: »der Uri-kogh hait
seine Kappe abgehoben.« Hierauf eischeint das Mlicba
Horn abgeflacht und weniger h
IIIIHI
PosgeDdorCPs Anoal. B4. LXVl. 37
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578
VII. Ueber die Zunahme der Temperatur in
den Gruben der tertiären Salzablagerungen
von TVieliczka und Bochnia;
pön L. Zeuschner m Krakau.
Dafs die Wärme mit Hinabsteigen in die Tiefen der
Erde wächst, ist auf eine unzweideutige Weise bewie
seDy aber das Verhältuifs, ia welchem sie wächst, hat sich
an Tmobiedenen Punkten venchieden gezeigt. Die haiipt-
SSehlicfae Ursacbe davon isl, dafis die Beobachtungen von
äufseren Zufälligkeiten abhangig sind, die wesentlich die
Temperatur der Felsarten verändern. Wenn solche Beob-
achtungen in Bergwerken angestellt werden, so zeigen
gewöhnlich diejenigen eine niedrigere Temperatur, die seit
längerer Zeit geöffnet, und durch Schächte, die Luflaug
gewähren, abgekühlt sind. Entgegengesetzte Wirkungen
bringen hervor: Nähe von Arbeitern, Veränderungen in
der chemischen Zusammensetzung der Gebirgsarten, Nähe
thätiger Vulcane etc. Wenn sich also Gelegenheit dar-
Irietet Gruben zu untersuchen, wo nch dergleichen Beob-
achtungen genauer ausfuhren lassen, ist es immer interes-
sant zu erforschen, in welchetan Maafse die Temperatur
mit der Tiefe zunimmt. Die beiden Salzgruben von
Wieliczka und von Bochnia, deren AUer bis in das drei-
zehnte Jahrhundert hinaufreicht, eignen sich volvOglich
zu solchen Beobachtungen, indem sie bedeutend tief und
sehr ausgedehnt sind, anch viele Orte enthalten, wo seit
mehren Jahren keine bergmännische Arbeiten betrieben
werden. Die beiden Gruben sind angelegt in Salzüölzen
von gleicher Beschaffenheit uud geologischem Alter, und
gehören mitteltertiären Sedimenten an. Sie bestehen
hauptsächlich aus abwechselnden Schichten von Steinsalz,
Thon, d^r in Sandstein fibergeht, Anhydrit und Gjrps.
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979
Dm S«1z, and betonders die Tboae, enthalten stellen^
weise «ehr viele Schaalen von Meeresthiercn , wIe 'Mfeeh
Ueberreste von Vegetabilien, wie Couiferen -Zapfen und
andere Früchte.
Wieliczka und Bochnia haben fast gleiche Höhe übef
dem Meeresspiegel; das erste Bergwerk liegt 712 und das
«weite 645 Par. Fnfs hoch; beide sind mit kleinen Hfl*
geln umgeben. Sie liegen in der Nahe von Krakau;
Wieliczka fast gegenüber der Sternwarte, Bochnia bei-
läufig 4 Meilen entfernt, also unter einer Breite von &ü"3'
and 37' Länge von Ferro.
Ansfttfcraag der Beobacktnagen.
Um die Beobachtungen mit möglichster Genauigkeit
auszuführen, lieis ich bei Gr ein er in Berlin drei sehr
empfindliche Quecksiiberthermometer mit langen Röhren
anfertigen. Nachdem die Instrumente unter einander veiv
glichen und von ganz gleichem Gange gefunden worden,
wurde eins derselben von Hm. Encke mit dem Berli-
ner, und von Hm. Prarmowski mit dem Warschauer
NormaJthennometer verglichen, und die Differenzen cor-
rigirt •).
Die Wahl von geeigneten Punkten zu den beabsiidi-
tigten Beobachtungen war mit vielen Schwierigkeiten ver-
bunden; viel leichter war es, sie in Bochnia, wie in
Wieliczka aufzufinden. Obgleich diese Salzgruben fast
in gleicher Zeit aufgeschlossen worden, so ist die erste
viel weniger abgektthll wie die zweite. Die UnMbe. liegt
darin, da^ Wieliczka viel mehr Schfiohte hat, die aalaer-
ordentlich den Luftzug befördern, und somit dieAbknh-
lung der Grube bewirken. In Bochnia, besonders in
tieferen Strecken, kann man den Luftzug nicht verspü-
ren, und darum ist diese Grube viel wärmer. Zu den
I) Das Nähere finde! si<:li im Atil.s.il/. : L «'hi r «lit! TempcrnUir <lci Quel-
len des Talrngebirge», der in einem der n.iclisien Hefte dieser Anna-
IcD erichcinen wird.
37*
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580
Beobachtungen wurden solche Punkte gewählt, wo die
Arbeiten seit mehrereu Jahren Terlassen worden, und wo
es ▼oHkommen trocken war. In die Sohle von Strecken,
die wo mdglich an den entgegengesetzten Enden derGrobe
liegen, worden Löcher, 10 bis 12 Zoll tief und I4 ZoU
weit, in einer Entfernung von 3 Fufs von der Wand
der Strecke gebohrt. In solche Löcher wurden die Ther-
OMmeter geetedtt and mit trocknem Sand ümschfittet, der
24 Stmideii vor der BeobachHnis frtther htttgebracbt
wotiien«' so bltab das InstnuDent l bis dtStaiideii atedien,
bis die Beobachtung gemacht wurde.
Die Ausführung dieser Messungen verdanke icli he
sonders der Beibülfe des Hrn. Grafen v. Blagay, Di-
reotars der Saline von Wielkdiay so wie- «ich der der
HH. Bergrilthe^Pachman^in Wieliczka ond Freis eisen
kk Bochnia, die mtt ihrer ausgedehnten KentitnllB der Lo-
calität der Gruben unendlich viel zur Ausführung dieser
Arbeit beitrugen.
K
Beebacbtungen in der Grube von Wielioska.
Uro sichere Resultate zn erhalten, worden die Beob-
achtungen fünf Mal in verschiedenen Monaten und Jah-
ren wiederholt; ich fing sie am 10., 11., 12. Januar 1839
an, wiederholte sie am 19., 20., 21 Juni desselben Jahres,
dann am 19., 20. Februar und la, 14. Angnat 1840
and am 5. April 1841» Von fOof beobachteten Punk-
ten zeigten drei eine raschere Zunahme der Temperatiir,
zwei andere nur eine sehr unbedeutende, was wohl die
Nähe der durchziehenden Luft verursacht hat.
Folgende Beobachtungen sind in den chrei ersten
•Punkten ausgeführt:
1) -Strecke, genannt Woyciech, im Spica-Sahe, IM
Pm*. Fufs vom Franz -Schacht, der 710 Par. Fufs über
dem Spiegel des Meeres liegt, an einem Ort, der 518
Fufs über dem Meere liegt Es wurde zwei Mal beob-
achtet, und zwar am:
ly DiMe Aafabeo «tammen von Hm. Hadcscheider Hrdina.
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II. Januar \S3» -*-lO ,81 C.
19. Juni - 10 ,79 - .
Mittel +10»;8rC.
2) Strecke Kmigunda Meridies, früher Khnezki
genannt, 281 P. F. fiof, oder 429 P. F. über dem Meere,'
im grauen Salzthou, wurde vier Mal wiederholt beobach'-
tet; die Zahleu stimmen vollkommen unter einander:
11. Januar 1839 -|-ll»,54 C.
■"■' ■^ ^ '24. Jbni ••-•'^^ j|t!ll'^;8j>Hji,n T -jl, shm
■ 18. Febrtiair 18^0 ' '' + 11 ,54 '"'/-vVd
' 14. August - +11 ,74 - -^"'i^'
, Mittd,au|ö ^ ..^ +ll®^55 C..
3) Strecke NeubaU'Seeiing, im grauen {^atzthonl^^iSo
P. F. tief, oder 82 P. F. über dem Meere. Fünf Beob-
achtuiiseu zeiiilen eine fast ^ileiche Temperatur, nämlich:-'
12. Januar lJ?a9. , +13^46 Cl'"f , ""^
- 22. Juni'^"T^^^'^^'^r+13^8 '^'"'^^
19. Februar 1840 +13 ,01 -
14. August - V +13 ,36 -
5. April 1841 ^r*i£^_LT.
Mittel ahro L:*lß!^m^f^',Usu
Die Temperatur wächst jila^ a^i den Pookteii.
iu folgender Weise:
518 P. F. über dem Meere +10^8I
429 . - I - - - ! +11 ,55 , i
. 82 : . ^ .-HS .25,,,..
Vergleicht man nun den ersten Punkt mit dem zweiteii^
so ergiebt sich, dafs bei einem Tiefen -Unterschiede von
89 P. F. die Temperatur um +0",74 gestiegen ist. Da-
mi^ die Temperatur um einen Grad C. wachse, if^^h^er
eine Tiefezunahme von 133 P. F. erforderlich.
Aus doii Vergleiche der ersten Beoba^'öiig mit
der dritten ergiebt sich, daCs durch eine Tiefezunahme
von 436 P. F. die Temperatur um 2",44 C. gestiegen
ist; also um einen Grad zu wachsen» ist eine Tiefe von
192 P. F. erforderüch.
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582
Wird die zweite Beobachtung mit der dritten ver-
glichen, so zei^t sich, dafs die Temperatur sich durch
einen Tiefeozuwachs von 347 P. F. um ■+-1°,70 C. ver-
^öfoeit hat, oder dafe 173 P. F. aaf einmk Grad kom-
meo. - Das Mittel aas diesen Zahlen betrfig^ 173 P. F.
anf einen Grad C.
Fast ähnliclie, oder denen sich nähernde Zahlen er-
hält man aus dem Vergleiche der drei genannten Punkte
mit der Temperatur der Quelle GUrmik^ weiche bei Wie-
liczlia aus tertiärem Sandstein hervorkommt, und eine sehr
wenig verfinderliche Wfirme hat, wovon ich midi dorch
mehrjährige Beobachtungen überzeugt habe. Sie kommt
hervor in einer Höhe von 650 P. F. über dem Meere,
und hat eine mittlere Temperatur von +lü%0 C. Ver-
gleicht man sie mit der der Strecke Wojciech, Kuni-
gonda Meridies und Meobau-Seeling, so betrftgt fiQr einen
Grad G. Temperatoranwachs die Tiefenzunahme respective
169 ; 142 ; 171 P. F.
Das Mittel hieraus giebt 158 P. F. für einen Grad C.
Die beiden gefundenen Mittel sind ziemlich gleich» und
zeigen, dafs die Temperatur in der Grube von Wieliczka
zwischen 160 und 170 P. F. um einen Grad C. wächst.
Die zwei letzten Punkte zeigen eine sehr unbedeu-
tende Wärmezunahme, ohne Zweifel weil Umstände eine
Abkühlung hervöigebracht haben ; diefs beweist eine Reihe
von stehenden Wüssem, die in der Grube gemessen wur-
den; sie ergaben eine niedrigere Temperatur, als die der
Quelle Glinnik.
' Beobachtungen, die keine Resultate liefern, sind aus-
geführt in den Strecken Quartier Joseph und Tiefster
Regis,
a) Strecke QaarUer Joseph, 173 P. F. tief, oder
539 über dem Meere, zeigte vier Mal eine gleiche Tem-
peratur:
1 1 . Januar 1839 + 1 1 ^0 C.
20. Juni - -1-11 ,0 -
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583
18. Februar 1840 11 ",3 C.
13. August - 11 ,02-
ß) Strecke Tiefster Regis, 731 P. F. ücf, oder 21
P» F. ttoter dem Spiegel des Meeres, baUe eine etwas
hiAere Temperatiir f^eseigjt, drei Mal gemesseo:
11. Januar 1839 +11^65 G. >
20. JuDi - H-11 ,75 -
19. Februar 1840 -f-11 ,40 -
In der Wieliczkaer Grube sind viele stebeude Wäs-
ser, die mehr oder weniger durch obertttgpsche Wttsser
genftlirt werden, und dne auffsllend niedrige Temperatur
zeigen. Folgende worden gemessen:
1) Das stehende Wasser, Sucha IVoda genannt
218 P. F. tief, oder 404 P. F. über dem Meere.
11. August 1839 ^-ö^'^d C.
2) Das stehende Wasser in der Kammer Sielez» S27
P. F. tief, oder 485 P. F. Q^er dem Meere:
20. Juni 1839 -^7^0 C.
5. April 1841 -f-ö ,6 -
3) Stehendes Wasser in der Kammer Nadachow,
Strecke Ka$zla, 352 P. F. tief, oder 360 P. F. über
dem Meere:
20. Jani l839+ 9^0 C.
4) Stehendes Wasser in der Kammer Nadachow in
Strecke des Spizasalzes, 552 P. F. tief, oder .190 P. F,.
über dem Meere:
IL Januar 1839 +8<*,90 €.
5) Stehendes Wasser in der Kammer Nadachow, in
der Strecke des szjbiker Salzes, 632 P. F. tief, oder
80 P. F. über dem Meere:
11. Januar 1839 +9%05 C.
6) Stehendes Wasser der Kammer Nadachow, in
der tiefster Strecke, 733 P. F. tief, oder 23 unter dem
Meeresspiegel, zwei Mal gemessen zeigte eine ÜMt gllei-
che Temperatur:
12. Januar 1839 4-9«,30 C.
20. Juni - +9 ,10 -
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584
7) Der Schacht, genannt fVodfia Göfa, bestimmt
zmn Ansammeln aller Gewässer der Grube, woraus sie
zu Tage gefördert werden. Es ist der tiefste Punkt iu
der Grobe, nttmiich 763^ P. F. tief» oder 51 unter dem
Spiegel des ' Meeres. Zwei MeMunges gpiben eine, fut
gleiche Temperatur; •
19 Juni 1839 + 9 ',90 C.
14. August 1840 +10 ,00 -
. II. Oowb^chUogeJi lA der Grube von ßoQhai».
Auf tiiDÜche Weise, mit denselbea Tbermometern,
wurden in dieser Grube Beobachtungen aogestellt. Die
Löcher wurden durchgehends im grauen Salzthon gebohrt,
der stelleoffeis mit Anhydrit durchwachsen ist. Die Beob-
achtoQgen wurden an fünf verschiedeoen Punkten zwei
Mal im Jahre 1843 angestellt, nftmlich am 9. bis lÖ. MAre
und am Sl. Juli; sie zeigten sich Tollkommen Ähnlich.
1) Strecke Sc/u'i/er, 388 P. F. unter dem Niveau
des Meeres zeigte am:
10. März 1843 -f-l2^36 C.
2) StredLe SianeUi, 6B<> über dem Maare:
10. Marz 1843 -f- 16«,20 G.
3) Strecke Podmoscie, 204 P. F. tief unter dem
Spiegel des Meeres, zwei Mal gemessen, zeigte eine fast
gleiche Temperatur:
10. März 1843 -1-18^69 C
81. Juli - -MB ,74 .
Mittel -M8«,7l C.
4) Strecke Lill, 314 P. F. unter dem Meere, zeigte
ebenfalls zwei Mal fast gleiche W$rme:
10. März 1843 +19^10 C.
31. Juli +18 ,95 -
Mittel +19V»2 C.
5 ) Strecke GruberUhal, 388 P. F. unter dem Meere,
zeigte zwei Mal ganz entsprechende Zahlen:
1 ) Oifi Uöbeonntencluedc •ind von mir mil dem Baromel«r beniauDl.
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585
9. März 1843 -^19^56
31. Juli - +19 .56 -
Die Ziipahme der Tcmperaiar in der Bocboiaer
Grabe beträgt «lao:
Ober dem Meeresspiegel für 388 P. F. +12»,36 C.
'68 - - +16 ,20 -
uuter dem Meeresspiegel für 204 P. F. +18 ,71 -
314 . . +19 ,04 -
- ■ - • , -M*- , ".vv 388;\r»,\ T ., .'^19 |56 -
Vergleicht man die Temperetar der obersten Strecke
Schiller mit der zu unterst liegenden» so ergiebt sich,
dafs die Temperatur uai eineu Grad C. wäclisl iu fol-
gender Weise: jl
' S.9biile^. mif Stanelti für ' ' 93 P, ^.^ ^
- - Grubenlhal fflr 107 - - ^
J-^ MI.
Das Mittel. beträgt ) i B9> f^ Fp^
Vergleicht man die Temperator der genaonten Quelle
▼on Wieliczka GUnnik mit den Beobachtungen von Boch-
nia, so erhält man nahe übereinstimmende Zahlen. Die
TiefenzuDabme für 1^ beträgt beim Vergleiche von:
Glinnlk äilt Schill^i^ - . Iii :p,#nl . ;i ,
*- ' ' ^' Stinfeltl^ ' •'^''92'<-i i-it'i •< /,'
' -' ■ •'- Podraoscie 103 - ' *'
- Lill 101 - - ♦
Grubenthal 108 -
Das Mittel davon beträgt 105 P. F.
Aus den Beobachtungen der Bochniaer Grube zeigt
sich, dafs die Wärme in der oberen Abtheilung weU ge-
schwinder zunimmt» ab in der unteren» nämlich in den
Strecken LHl und Grubenthal. Im Allgemeinen wädist
sie viel schneller, wie in Wieliczka. Die hauptsächlichste
Ursache davon ist, dals Wieliczka eine sehr bedeutende
Anzahl von Schächten hat, you denen viele geOffnet, an-
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586
dere zwar zum Theil wenAHUM md, aber dock d«n
Laftzag wohl befilrdera, uod daCs in den unteren Ab-
theiluDgen fiele Grubenschäcbte vorbandeo sind, von de-
nen sieb in Bocbnia nor eine kleine Anzahl befindet. .
YUL Ueber du Zeilen des Aufihauens und Zur
frierens einiger nordischen Gefvässer;
von G. G. Hällströnu
\^eranlafst durch die früher iu diesen Annalen witge-
tbeilte Tafel über das Auf- und Zugeben der Newa
hat der seitdem der Wissenschaft durch den Tod ent-
risseae Prof. HällstrOm za Helsin^ors diesem Gegen-
stand seine Aafmerksamkeit zugewendet, und in drei ver-
schied tu en Aufsätzen mehre bis dahin nicht allgemein be-
kannte Beobachtungsreihen über die Zeiten des Aufthauens
und Zufrierens nordisd^r Gewässer, begleitet mit daran
gekntipften Rechnungen, veröffeimicht
Da die Beobachtnngen, namentlich in einer Zusam-
menstellung, mehrseitiges Interesse darbieten, so haben
wir sie hier sämmtlich in zwei Tafeln vereint, von denen
die eine die Zeiten des Aufthauens, die andere die des
Znfrierens enthält. Der Beobachtungsorte sind im Gan-
] ) Amialca« Bd. 43, 8. 426^ erweitert, und in anderer Form audi m
Bd. 52, s. m. P. '
2) Speciinina mittat i currente saeciilo temporis ^ tfuo glacies flu-
mirmtn nnnuue dissofutae sunt (1839 — Acta So ciet at is
scient iar um fennicae, T. /, p. 129); — De tempore regt-
laiionis et congelationis nquaruin Jhtniints Kyro {^\%X\ — Ibitl
p, 387); — Caiculus observutionum , quibus t empor a regeiaiio-
nis el congelationis aquurum fluminis Dwinae determinaniur
(1841 — Butiet. scienii/iq, de V aead. de St, Petcrsb.
r. rni, p. 289).
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587
zen sieben; einer in Schweden (Westeräs (Arosia) am
Mälarsee), vier in Finnland (Borgo, Abo, Storkyro und
Wöro), und zwei in Rufsland (St. Petersburg und Ar-
changel), welche sich über einen Raum von 59^37' bis
64° 32' N. in Breite und von 14" 12' bis 38« 13' Ost von
Paris in Länge erstrecken.
Der besseren Uebersicht, und namentlich des leich-
teren Vergleiches wegen, sind die Zeiten des Aufgehens
sSmmtlich als Apriltage ^ und die des Zugehens sämmt-
lieh als Novembertage ausgedrückt. Demgemäfs ist z. B.
der 31. März als — 1. Apr., der 1. Mai als + 31. Apr.,
der 1. Juni als +62. Apr. genommen ; eben so der 31.
Oct. als — 1. Nov. und der I. Dec. als H-31. Nov. Ei-
ner weiteren Erläuterung werden die Tafeln nicht be-
dürfen.
I. Zeiten des Aufthauens.
( Aprillage nach neuem Kalender.)
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II. Zeiten des Zufrierens.
(Novembertage nach neuem Kalender)
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1) Die Angaben für die drei letzten Jahre sind aus der Tafel von
Knpffer (Annal., Bd. 52^ S. 638) genommen.
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6
15
96
25
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1840
12
97
22
3
1) Die Angaben für die letzten Jahre sind aus der erwähnten Tafel
von Kupffer genommen.
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592
Prof. Hiltström hat tich die Mehe gegeben, die
vorstehenden Beobachtungen (mit Ausnahme der von
Wöro in der ersten, und der von Storkyro in der zwei-
ten Tafel) nach der Methode der kleiosteD Quadrate za
berechneD, um die säealaren AeoderoDgen in dem Phä-
Domen des Aiifthanens und Zafrierens der GewSsser auf-
zufinden. Obgleich die Anwendbarkeit der strengen Rech-
nung auf ein so vielen Zufälligkeiten unterworfenes und
in manchen Jaliren so schwer einer genauen Feststellung
fähiges Phänomen sich einigermaisen bezweifeln lädst
so können wir uns doch nicht versagen hier wemg^tens
die Gleichungen mitzutheilen, durch welche der Verfas-
ser den Tag x des Phänomens in Function der Jahres-
zahl z ausdrückt.
Den Anfang der Rechnung auf das Jahr 1840 ver-
legend» findet er:
Ffta- Westerts XsßifO^K^^I^z-ASA&i April
- St Petersburg j;^,95+0,0222 (2-1840) -
2) Zeit des Znfrierens.
Für St. Petersburg a:=26,5-0,02 1 {z-l 717) November
. Archangel :r=s 7,6+0,0575(^-1840)
Durch diese Rechnung ist der Verf. unter anderem
zu dem Resultat gelangt, dafs das Klima sieb fOr Archan-
gel ein wenig gebessert, und für Petersburg ein wenig
verschlechtert hat. Er findet nämlich:
' 1) Zelt des Auftbanen«.
- Borgo
- Äbo
i^,95-H>,0028(2-1840) -
jr=l 7,25-0,0334 (z-l 840) -
;r=24,68-0,0 1 03 (2-1840) -
4^13,2 +0,0166(2-1840) Mai
- Storkjro
- Archangel
Ar-
1 ) Man vergleiche nur unter anderen die Bemerkuogeii ftu der Tafel
von Kapffer.(Aniialen, Bd. 52, 6.638).
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693
• •
MiuJcre Zeit des
Also LtäUgt
AufthaueiML
1 ZuHrMreoi.
iAYdiMgel i. J; 1740
, ^ - kJ. 1840
11,6 Mal
I3>2
1,9 MOY.
7,6
174 Tag»
178 -
St. Petersburg i. J. 1740
- - i. J. Ib40
18,7 April
21
26 Nov.
24 -
221 Tage
217 -
S^Ayre l J. 1840
24 April
15. Not.
M Tage
Ferner lind et er in der Zeit des Auftbaueus:
für Borgo keine seculärc Abänderung,
- kbo eine secaläre Verbesseniog; tod 3,34=H)»27 Tagen,
- Westerts eine secul. Verspätung v. 13,76=1=0,45 Tagen.
Letzteres Resultat stimmt; wie er sagt, mit dem von
E h r e n h e i n ( Tal om Climaternas rörllghct , Siockh.
1824, p. 87), der diese Verspätung im Jahrhundert auf
15 Tage anschlägt.
Rein den vorstehenden Beobachtungen nach erfolgte
das:
Aurihaueo
am fruhcden. i am spätesten.
Zufrieren
.im frühesten. { am spSlesleil.
Westera«
Borge
Abo
Storkjro
Wöro
St. Petenbnrg
Arcbangel
14 Marz 1750
18 März 1822
7 März 1822
2 Apr. 1750
6 Apr. 1803
l8Mära 1822
20 Apr. 1770,
1836
17 Mai 1784
9 Mai 1810
8 Mai 1740
14 Mal 1739
13 Mai 1810
12 Mai 1810
7 Juni 1814
28 Oct. 1805
16 Oct. 1760
25 Dec. 1826
8Dec.l772
iß
IX. Erwiderung auf Hrn. Fischer' s Replik.
<^ xVlIer Polemik abhold und Hm. F. ▼ersichemd, dafe
ich künftighin nie wieder eine Sylbe gegen ihn schrei-
^ ben werde, und mir es wirklich leid thut, diefs auch nur
HlH ein Mal gethan zu haben, will ich den zwischen uns ge-
führten Streit nicht lAnger fortsetzen, mir aber wob! noch
Poggendovfi»« Aimal. Bd. LXVI. 38
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694
ein Wort zu sagen erlauben Über den an mich gerich-
teten Vorwurf: ich hätte von Schmähredea gegen Hm.
F. Gebraadi gemachte Ich weise diese Aoschnldigung
einfach ziirOck; denn wenn in meiner Erwidening be-
hauptet wird, Hr. F. hätte bei seinen Versuchen sich
eines jodsauren kalilialtigen Jodkaliums bedient, und von
vielen der wichtigeren Angaben meiner von ihm beur-
theilten Schrift keine Kenntnifs genommen; wenn ich sei*
nen Schlafs: die phospborichte SSnre sey die Ursache
der oxydirenden Wirkungen einer, unter gegebenen und
von mir näher bezeichneten Umständen sich bildenden
Phosphoratmosphäre, z. B. des Bleichens, der Umwand-
lung des Jods in Jodsäure, des Jodkallums in jodsanres
Kali n. s. w., einen höchst unglücklichen- genannt, aoch
Von gröberen IrrthQmem gesprochen habe, in welche
llr. F. selbst gefalleu sej, indem er die meinigen her-
vorgehoben, so sind diese Reden, nach den Vorstellun-
gen, die man hier zu Lande von Anständigkeit bat, keine
Schmähreden f sondern Ausdrucksweisen, die der g^ten
Sitte nicht entgegenlaufen, wenn dieselben vielleicht aoch
milder hätten gefafst werden können. WSren meine An-
sichten über Schmährcdeii nicht verschieden von denen
des Hrn. Fischer, und wäre es überdiefs nicht schlech-
ter Geschmack, so würde ich den mir gemachten Vor-
wurf erwidern; denn keinesfalls zeichnet sich die von
dem Breslaoer Chemiker gegebene Antwort durch über-
grofse Urbanität und allzu loyale Beurtheilung der Ma-
terie meiner Polemik gegen ihn aus. Ich begreife indes-
sen vollkommen, dafs das, was ich über die Fischer -
sehe Arbeit gesagt habe, ihrem Urheber nicht angenehm
sejn konnte, und gönne ihm deshalb auch gerne die
Freude, dafs er durch seine Kritik an mir zum Ritter
sich geschlagen und den Beifall competenter Richter er-
worben hat.
Basel, den 21. Oct. 1845.
C. F. SofaOnbein.
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695
X. Zur Geschichte der Endosmose;
pon Parrot den Vater.
(An den Hn. Hennigebcr der ibinalen der Phjnk und Ghenle.)
j\.va Ende des No. 10, 1844, Ihrer so schätzbaren An-
nale» linde ich, S. 350, ohne Namensunterschrift» eine
NotiSy in welcher die Priorität des ersten endosmosischen
Yenadies fttr NoUet gegen mich vindidrt wird, indem
man mir die Priorität vor Hrn. Dntrochet zugesteht,
so dafs es den Anschein haben könnte, als hätte ich nicht
Noliet, sondern mir die Ehre dieses ersten Versuches
Tindiciren wollen.
Wahrlich! Ich, ein acht und siebenzigjähriger Greis,
bin mir in meinem 58}ährigen wissenschaftlichen Leben
eines solchen Vergehens nicht bewufst, und gegen N ol-
le t am wenigsten, den ich höher stelle als seine Lands-
leute selbst, die ihn ziemlich vergessen zu haben schei-
nen. Denn als Hr. Dutrochet seine Versuche der Pa-
riser'Academie vorlegte, erwähnte weder Er, noch ein
anderer Academiker Nollet's. Ich war der £rste, der
dieser Academie diesen trefflichen Physiker in's Anden-
ken zurückrief, mich dankbar erinnernd, dafs Er mein
erster Führer in der von mir schon im Ifiten Jahre ge-
wählten Laufbahn war.
.Aufserdem ilbergab ich der hiesigen Academie eine
:Note (s. Bulletin sdeniifique, 1840, iVb. 167, >9. 346),
in welcher ich, bei Gelegenheit eines neuen auffallenden
Phänomens von Endosmose sagte: NoUei est le pre-
rnier^ sie je ne me irompe^ qui ait Jait une experience
d'Endosmose au moyen äeau distillee^ desprit de vin
et dun morceau de pessie. Je sentis dabord ftmpor-
tanee gue ceite experience appliquee a l economie am-
38»
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male powroä apoir pour la Physiologie» Diese Note
schrieb ich zu Anfang August 1840.
Am 10. October desselben Jahres las .ich, §|leich£alis
beider hiesigen Academie^ eine Abhandlung: Essai sur
les pigäiaiions m^talligues et la cristallisa^
tion (s. Memoires de tAcaäämU tmp, des Sciences, VJ^
Serie f Sciences malhemaliques et physiques , T. III),
worin sich eine lange Note befindet, in welcher ich sage:
JfS Phänomene de 1^ Endosmose n'esi pas si nouveau qu/on
U croit commurnUiMt» Nollei nous en a UvrS la pre^
mutre experienee^ und kh beschreibe sogleich den zwei-
fadien Versuch, wie ihn der geistreiche Physiker ange-
.stellt hat '
Sie werden ohne Zweifel sich wundern, dafs die er-
wähnte Notiz in ihren Annalen, etwa ein Monat nach
einer Notiz entgegengesetzten Inhalts im i Institut^ worin
man mich beschuldigt, dafs eine Note Ton mir an die
Pariser Academie nichts enthalte, als dafs Nollet den
ersten endosmosischen Versuch angestellt habe: ceqiie ton
savoit dailleurs (ja, nachdem ich die Academie davon
onterrichtet haltte). Diese Note ist aber eine förmliche
Abhandlung, in welcher anter dem Titel; Coup-daal
Sur f Endosmose, ich Vieles mittheile, welches der Pa-
riser Academie unbekannt war. Dafs ichNoUet^s Vcr-
^dienst darin erwähne^ war Pflicht, wobei ich aber den
. Ii) Beide Noten tuid Wider tod mir ubcnelMB wordeD, sonst wurde ich tie
mit Vergnügen, entweder statt der in den Aon., Bd. 63, S. d&O, milge-
tkeillcn (bei welcher übrigens der Urheber Bellani genannt ist)
aufgenommen, oder sie dieser inhaltlich liinzugefugt liabcn. — Warum
aber, mdchtc ich hiebe! fragen, hat es dem geehrten Hrn. Verf. Didil
geiüIeO) schon in seinem Lehrbuch« der Physik (1811) zu beraet^
ken, was ersi dreilsig Jahre spater jene Note in des Peteij^ufer
Denkschriften sagt, dafs die von ihm i. J. 1802 eogesteliten Versa-
che blofse Wiederholungen der von Nollct waren. Wäre es ge-
scheheo oder überhaupt nur Nollet's Name dabei genannt, so wurde
er der gegenwärtigen Rccbtfertigoog gaoslich überhoben geiffcsen seyn.
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697
NameD Dutrochct nicht nannte. So habe ich denn
das angenehme Schickaal, in Frankreich angeklagt zu wer-
den, gme ohne Noih, Nollet's Priorität zu verfechten,
zugleich aber in Deutschland, als hätte ich mir diese
Priorität viüdicireii wollen.
St. Petersburg, im Mai 1815.
1) lleue Voltdsche CombincUiou. — In der am
21* Aug. 1844 gehaltenen Sitzung der matbematisch-phy-
sikalisdien Clasae der St. Petersburger Academie hat Prot
Jacobi die MIttbeiInng gemacht, dafs wenn man in der
Danicirschen Kette die Schwefelsäure durch eine ziem-
lich conceulrirte Lösung von Cjankalium, und das Zink
durch Silber ersetzt, ein ziemlich kräftiger Strom ent-
steht, durch welchen das Silber rasch aufgelöst und auf
dbe Kupferplatte Kupfer gefällt wird. Statt des Kupfers
und Kupfersalzes kann man auch Platin oder Kohle und
Salpetersäure anwenden ( Bullet, de la Classe phys. malh.
de iacad. de St, Peiersb., III., p. 288. — Bei sei-
ner neulichen Anwesenheit in Berlin fügte Hr. Prof. Ja-»
cobi dieser TOrlHufigen Mittheilung noch hinzu, dafs man
auch-, wenn in obiger Combination Kupfer und Kupfer-
lösung durch Zink und Zinklösung ersetzt werden, einen
Strom erhalte, bei welchem das Silber gleichfalls als po-
sitives Metdll auftritt. P.)
2) Galifanische Reihe in Cxankah'umlösung, — Vor-
stehende Beobachtungen maditen mich begierig zu erfah-
ren, wie sich wohl die galvanische Reihe der Metalle in
einer blofsen Lösung von Cyankalium gestallen werde.
Nach der bekannten Methode erhielt ich bei einer Lö-
sung des Salzes in 8 Th. destiilirten Wassers folgende
Reihe, mit dem positivsten Metalle angefangen:
XL
Notizen.
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&98
amdg.
5) Zinn
6) Silber
7) Nickel
8) Antimon
9\ Blei
10) Qoeebnber
11) Palladium
12) Wismuth
13) Eiico
14) PUtn
15) Gofseuen
16) Kotile
1) Ziok,
2) Zrok
8) Kapfer
4) K«dmiuin
Das Abweichende dieser Reibe von denen in sau-
ren und alkalischen Flüssigkeiten» wie sie z. B. noch in
»euerer Zeit von Faraday bestimmt wurden (Annal,,
Bd. 53, S. 496), ist augenfällig. Bemerkenswerth darin
macht sich besonders die relativ grofse Positivität des
Kupferi und des Silbers. Beim Kupfer ist diese zwar
in sofern nicht auffallend, als dasselbe von der Lösung
sehr sichtlich angegriffen wird, was ich sonst noch nicht
angegeben finde ; es löst sich nänüicfa unter Entwicklung
von Wasserstoffgas, offenbar indem es Kalium aosschei-
det, welches sich auf Kosten von Wasser wiederum oxj-
dirt Beim Silber aber ist kein solcher Angriff sichtmir
wenigstens nicht in einer Lösung von der angegebenen V«r^
dünnung; iodefs wird es doch ein wenig von dieser gelöst.
Denn eine kleine Platte, 1,842 Grm. wiegend, 40 Par.
Lin« lang und 2,5 Par. Lin. breit, bei gewöhnlicher Tem-
peratur vier Tage lang in derselben liegen gelassen, hatte
9 Milligramm am Gewicht verloren, und als darauf eine
Kupferplatte in die Flüssigkeit gestellt wurde, überzog
dieselbe sich mit einer glänzenden Haut von nfetaUisdieai
«Iber «). •
Eine Lösung von Kaliumeisencjanür in 8 Th. destil-
lirten Wassers gab mir folgende Reihe: Zin/c, Kadmium^
JBieif Kupfer, Antimon, Zinn, Wismuih, JSickcl, Gufs*
eisen^ Eisen ^ PaUadium, Silber, Kohle, Platin, Auch
von dieser Lösung wird das Kupfer (auf eine noch näher
zu untersuchende Weise) ange^rilf«, Silber aber meht^
Ich gebe diese Erfahrungen nur vorläufig, da et
längst in meinem Plane liegt, diese und ähnliche Reihen
quantitativ zu bestunmen.
Poggendorff.
1) Dafs «ich Kupfer durch blofsea Eintaacheil in eine Cyaruilber hal-
tende Ldtang von Cjankalium mit einer swar dünnen, aber aebr
gUnacndeii Schicht von Silber dauerhaft SbeiiMwo lmt% ihlSho warn
«dbon vor Uagercr Zei^I^Dr^[lübcr^Ia|;ea nuL
\\ZOt\A.
Berlin.
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